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Sächsische Volkszeitung : 31.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193107315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310731
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310731
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-31
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 31.07.1931
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l.ris>rig uns Umgrdung Sorgen bei der Leipziger Straßenbahn Leipzig. 30. Juli. Wie mau hört, wirkt sich die Notzeit auch aus den Betrieb der Großen Leipziger Straßenbahn in einem Maße aus, daß zu den ernstesten Sorgen Anlaß besteht. Die Tageseinnahmen, die im Mai letzten Jahres noch etwa 85 000 Reichsmark durchschnittlich brachten, ergaben im Mai dieses Jahres nurmehr noch 75 000 Reichsmark und im letztabgerech- ncten Monat, nämlich im Juni sogar nur noch 82 000 Reichsmark. Betriebeinschränkungen im größten Umsang iverden notivcndig sein. Die Direktion steht vor der Wahl, ob sie die allgemeine Arbeitszeit aus 32 Wochenstunden verkürzen oder 1000 Straßen bahner entlassen will. N«u« Senkung der Fürsorgesätze? Die KreiShauptmann- schasten sind bekanntlich durch die süchsisä-e Regierung ange wiesen worden, eine Nachprüfung der Leistungen in der allge meinen und in der gehobenen Fürsorge bei den Bezirksver- bänden vorzunehmcn. Damit wird für Leipzig zunächst die Sicherung der bereits erfolgten Kürzung der Fiirsorgesätze ein treten, das heißt, die von den Stadtverordneten dem Rate ver- iveigertc Genehmigung wird durch die Regierung gegeben werden. Darüber hinaus aber ist es nicht univahrsckieinllch, daß die schon gekürzten Sätze noch «inen weiteren dlbstrich erfahren. ) Aus der Unfallchronlk. In Borna, in der Nähe der Bärenschenke, kam ein Motorradfahrer durch Ausrutschen mit seiner Maschine zu Fall und zog sich einen schweren Schädelbruch zu. Seine Begleiterin erlitt einen mehrfachen Unterschenkel bruch. Die beiden Verunglückten fanden Ausnahme im Oschatzer Krankenhaus. — Wie bereits berichtet, wurden am Dienstag in der Dieskaustrahe zwei kleine Mädchen von einem Kraftwagen überfahren. Ein Mädchen erlitt dabei einen lebensgefährlichen Halsschlagaderbruch. Wie wir erfahren, ist das Kind seinen Ver letzungen erlegen. Ostemnilr, Ivvlclrsu, PIsuen SO Jahre katholischer Männer-Verein Annaberg Annaberg l. Erzgebirge. Der hiesige katholische Männeroerein begeht in diesem Jahre die Feier seines 50jährigen Bestehens. Es soll dieselbe am 30. Au gusta. c. in einfacher, würdiger Weise in Kirche und Kommers begangen werden. Die dazu nötigen Ausschüsse haben ihre um fangreiche Tätigkeit begonnen. Es werden nun schon hiermit alle früheren Mitglieder und Gönner des Vereins, sowie beson ders di« hochwiirdigen Herren Geistlichen, die unserem Verein angehörten, gebeten, zum goldenen Jubelfeste de» Verein mit ihrer Anwesenheit zu erfreuen. Darum alle aus am 30. August zum Jubelfest nach Annaberg. Oer Verkehr von und nach -em llnwettergebiet Zur Behebung von Zweifeln über die Mfertigungs- und Besördcrungsmöglichkeiten teilt die Reichsbahndirektion Dresden folgendes mit: Die durchgehende Abfertigung von Personen und Reisegepäck von und nach den Bahnhöfen der Reichsbahn- Strecke Schivarzenberg—Johanngeorgenstadt ist zur Zeit bis und ab Antonsthal wieder ausgenommen. Nach und von Brcitenhof, Erlabrunn und Johanngeorgenstadt dagegen ist die direkte Ab fertigung von Personen und Reisegepäck z. Z. noch nicht möglich. Die Reisenden benutzen zweckmäßig die vorübergehend eingerichtete Eisenbahn-Krastivagenlinie fiirden Personenverkehr Schivarzenberg—Johanngeorgenstadt. Eil- und Frachtgut als Stückgut und Ladungen wird wieder bis und ab Antonsthal auf der Schiene befördert mH durchgehend abgefertigt. Die Annahme nach den Bahnhöfe» Breitenhof, Erlabrunn und Johanngeorgenstadt ist bis auf wei teres gesperrt. Sendungen für diese Bahnhöfe können nach Schivarzenberg ausgcgebcn iverden: in den Frachtbriefen ist vor- zuschrciben: „Zur Weiterbeförderung mit Eisenbahnkrastwagen nach (Name des gesperrten Bahnhofs)". Güter von Johann georgenstadt, Erlabrunn und Breitenhof nach Antonsthal, Erla, Schivarzenberg und weiter iverden auf der Strecke Johann georgenstadt—Schivarzenberg mit Eisenbahnkraflwagen befördert. Für die Frachtberechnung auf der Kraftivagenstrecke bestellen be sondere Bestimmungen, über die die Güterabfertigungen Aus- Kunst geben. Die Annahme von Eil- und Frachtgut als Stück- gut oder Ladungen nach der Tschechoslowakei über Johann- georgenstadt ist gesperrt. Die durchgehende Mfertigung von Expreßgut ist nach und von allen Bahnhöfen der Strecke Schivarzenberg—Johann georgenstadt wieder ausgenommen. Expreßgut nach und von Breitenhof, Erlabrunn und Johanngeorgenstadt wird mit Eisen- bahn-Krostivagen ohne Zuschlag befördert. Die Reichsbahndirektion hofft, den Betrieb aus dem zur Zeit noch gestarrte» Streckenteil in spätestens 8 Wochen wieder aufnehmen zu künnen. tz. Bllrgermeisterwahl in Geyer. Die Stadtverordneten vo» Geyer i. E. wählten an Stelle Dr. Reupache, der Kärlich nach Burgstädt gegangen ist. den Ratsassessor Dr. Haase aus Freiberg mit 17 von 10 Stimmen zum Bürgermeister. Bürger liche, Wirtschaftsgruppe und Soizaldemokraten stimmten ge meinsam für Haase. tz. Nutznießer des Hochwasserunglllcks. In Langenbach bei Hohenstein-Ernsttl)al stammelte ein 22 fahriger Spuler aus Limbäch in betrügerischer Absicht Geld für die Geschädigten des Schwarzwassertals. Er legte eine selbstangefertigte Sammelliste an und ließ die Spender mit Tintenstift ihren Namen und den Geldbetrag einzeichnen. Das Geld verivendete er zu seinem eigenen Vorteil. Er wurde festgenommen und ins Amtsgericht Hohenstein eingeliesert. tz. Notmaßnahmen Im Bezirk Plauen. Der Bezirksaus schuß der Amtsh<ruplma»nscl)asi Plauen beschloß, da die bis herigen Unterstützungssätze infolge der schwierigen Finanzlage nicht mehr ausrecht zu erhalten waren, ab 1. August die Sätze der Ortsklasse A. zu lieseiligen und die Sätze der Ortsklasse B. zu verallgemeinern. — Für die Verhandlungen mit den Städten Netzschkau und Mylau ivegen Neuaussetzung des Fiirsorgehaus- halts wurde ein Ausschuß gewählt. — Ein Ortsgesetz der Ge meinde Reuth, nach dem ein Zuschlag von IM Prozent zur Ge- mcindebierstcuer zur Verbesserung der Feuerlöscheinrichtungcn er höbe» werde» soll, wurde vom Bezirksausschuß genehmigt. Kur eler l.suritr l. Der neue Oberschulze der Parochie Wittichenau. Zum Oberschulzen der Dorfgemeinden der katholischen Parochie Wit- tick>enau wurde einstimmig der Gutsbesitzer Polk, Keula, an Stelle des verstorbenen Oberschulzen Hernascht in Nachlau ge wählt. l. Ein tödlicher Verkehrsunfall ereignete sich am Montag nachmittag in Weißbach bei Pulsnitz. Der in Bernbruch wohnende 38 Jahre alte Töpfereiarbeiter Pofand befand sich mit seiner Frau, beide das Fahrrad benutzend, auf der Rück fahrt von Dresden nach Kamenz. In Weihbach kamen ihnen auf der Staatsstraße zwei beladene Erntewagen entgegen, denen sie vorschriftmäßig auszuweiä>en suchten. Unglückliciierweise Kani im gleichen Augenblick ein Kraftwagen hinter den Erntewagen hervor, der diese überholen wollte. Dadurch ereignete sich ein schwerer Zusammenstoß zwischen dem Auto und dem seiner Ehe frau etwa fünf Meter vorausfahrenden Pofand. Letzterer wurde auf den Kühler des Kraftwagens geschleudert und erlitt fo schwere Verletzungen, daß er sofort das Bewußtsein verlor. Mit dein Bezirkskrankenkassenkraftwagcn erfolgte seine Ueberfüh- rung in das hiesige Krankenhaus. Dort ist er Dienstag mittag dem erlittenen schweren Schädelbrnch erlegen. Welter« Steuerdiktate. Die Städte Bautzen. Kamenz, Löbau und Zittau sowie die selbständigen Guisbezirke der Amtshauplmannscl)ast LVbau sind von der Kreishaupl- mannschast Bautzen zur Erhebung eines hundertprozen tigen Zuschlages zur Viersteuer angewiesen worden. — Die selbe Anordnung erging seitens der K re i sh a u p I ma n n - schäft Chemnitz an die Siädte Hohenstein-Ernst thal. L i ch t e n st e i n - Ca l l n be r g und Meerane, seitens der K r e i sh a u p t ma n n scha s t Leipzig an die Siädte Miltwei da. Waldheim und Wurzen und seitens der K re l s ha u p t m a n n s cha s t Zwickau an die Stadt Plauen und den selbständigen Gutsbezirk Trünzig. — Die Amtshaup tm annschaft Schwarzenberg hat für die Stadt Schneeberg angeordnei, daß zur Biirgersteucr ein Zuschlag von 200 Prozent und zur Bicrsteucr ein Zuschlag von 100 Prozent zu «rhelnm sei. Weiter hat sie die Aufhebung des Ortsgesetzes über die kostenlose Totenbestaltung und über die Lernmittelfreiheit verfügt. 7 Wicder Zunahme der Wohlfahrtserwerblosen. Die Zahl der in öffentlicher Fürsorge der preußischen Gemeinden betreu ten Wohlfahrtserwerbslosen ist im Juni wieder gestiegen, nachdem sich im Mai der erste Ansatz eines RUck- gaiiges gezeigt hat. Nach der Erhebung des Preußischen Stati stischen Landesaints vom 30. Juni 1031 sind in Preußen bei den Vezirkssürsorgeverbiinden 718 065 vom Arbeitsamt an- erkannte Woh-lsahrtserwerbslose gezählt worden gegenüber 707 660 am Ende des Vormonats, so daß sich eine Zunahme um 10 306 Wohlfahrtserwerbslose oder 1,5 v. H. sim Mai Abnahme um 2100) ergibt. Demnach entfallen aus 1000 Einwohner im Staatsdurchschnitt 18,8 Wohlsahrtserwerbslose. Oie neue Llebergangsabgabe für Fleisch Bekanntlich beabsichtigt die Sächsisck)« Negierung die Wie dereinführung der vor einigen Jahren aufgehobenen Uebergangs, abgabe für Fleisch, da sich in der Zwisckzcnzeit grobe Mißstand« und Nachteile ergeben haben. Wie wir erfahren, haben die fach, fischen Geweibekammern gemeinsam eine Eingabe an das Wirt, ichaftsministerium gerichtet, worin sie den Plan der Negierung durchaus begrüßen unter Hinweis darauf, daß außer dem Flei. cherhandwerk und dem Viehhandel auch die sächsischen Schlacht, >vfe und die beteiligten Gemeinden sehr erheblich unter den etzigen Zuständen zu leiden l>aben. Die Gewerbekammern wün- chen aber verschiedene Aenderungen des Gesetzeniwurfs, so vor allem eine Erhebung der Ausgleichssteuer nicht nur siir die Ein. fuhr von Frischfleisch, sondern auch von Fleischwarcn, also zu bereitetem Fleisch, Wurstwaren, Schinken, Fleischkonserveu, Speck, Fett usw. Es steht zweifellos fest, daß ganz bedeutend« Mengen solcher Waren nach Sachsen eingesührt werden. Ter Schlacht- und damit auch der Stcucraussall sei in Sachsen durch den schwunglwften Handel mit eingcsiihrten Fleifchivaren sehr erheblich. Ost sei es auch schwer, die Grenzlinie zwischen sri. schein und zubereitetem Fleisch richtig zu Iressen. Solcl»e Zweifel könnten Z. B. bei der Einfuhr großer Mengen sog. Transport- Gesalzenen, d. h. angesalzcnen Specks eintrctcn. Sei solcher Speck tatsächlich; nur transport-gesalzen, so gelle er als frisches Fleisch, sei er aber angesalzen, so sei er als „zul^rcitet" sgepökeli) anzusehen. Die Feststellung darüber sei ost erst durch eingehend« ch-emische Untersuchungen möglich, und es gäbe daher hänüg Streitigkeiten. Daher sei die liebergangsalwabe auch siir Frisch, fleisch zu erhellen. Weiter wenden sich die Gewerbekannnem gegen die Freiga1>e der Einfuhr von Frischfleisch bis zu 5 Kilo gramm für die Privalverbrauch)cr. Eine steuerfreie Einfuhr von 2 Kilogramm sei ausreichend. Zum Schluß wünschen die Kai», wer» noch ein« Herabsetzung des Schlachtsteuerbetrags für Ochsen unter 175 Kilogramm. Die Chemnitzer Gewerbekammer befaßte sich m ihrer letzten Sitzung mit der Anregung einer anderen sächsischen Gewecke- kammer. den Verkehr mit frischem Fleisch und Wurstwaren mn noch den Fleischereien und Fleischwarenhandlungen vorzube- hal.cn. In der eingehenden Aussprache bezeichnete man dies« Forderungen als zu weitgehend, verlangte aber, daß dort, wo Schlachtungen vorgenommen werden und der Verkauf von sri, schein Fleisch und Wurstwaren gewerblich erfolge, die hygienischen Vorschriften, denen das Fleischsrhandwerk nnlerworsen ist. eben- falls angewendet werden müßten. Das ist bisl>ec zum großen Teil nicht der Fall. Ter Kampf gegen die Tropenkrankhelten. Unter den dies jährigen Neuheiten im Slaatenhaus der Internationalen Hy giene Ausstellung in Dresden dürst« die britische Tropenhygiene- Ausstellung von bedeutsamem Interesse sein. Die Ausstellung zeigt die Hauptkrankheilen, die in den verschiedenen Teilen der tropischen Welt vorherrschen, wie z. B. Malaria, Dysenterie, afrikanische Schlafkrankheit. Kala Azar, Hakenivurmkrankkoit. Filariasis, Bilharzia, Pest, Cholera, Gelbfieber, Lepra, Rückfall sieber, Beriberi und Myiasis. Ferner werden die Organismen dargestellt, die diese Krankheiten vcrursaäien, die Art und Weife, wie sie verbreitet werden und die Maßnahmen, die man trifft, nm sie zu bekämpfen. Der größte Teil dieser Sammlung ist von der „Liverpool School of Tropical Medicine" und dem „Well come Bureau of Scienlisic Research" bearbeitet. Außerdem ist eine wertvolle Sammlung von Briefen und Originaldokumenten des verstorbenen Sir Patrick Manson zu sehen. Es werden auch eine Anzahl wertvoller Religuien von Lord Lister gezeigt, ein schließlich einer Sammlung seiner ärztlichen Instrumente und ein Modell des Krankensaales, wo seine Pionierarbeit aus dem Gebiete antiseptischer Chirurgie vorgenommen wurde. Dies« Ausstellung wurde erstmalig in Brasilien gezeigt und nun m Europa zum ersten Male auf der Internationalen Hygiene Aus stellung. Der plötzliche „Wandertrieb". Wie nicht anders zu erwar ten war, hat die Befreiung aller sächsischen Wandervereine von der Ausreisegebühr die Folge gehabt, daß plötzlich Hund' von Personen ihre Wanderlust entdecken, obwohl lie sie gew -kn lich nicht mit ihren Beinen, sondern nur in der Eisenbahn c im Auto betätigen. Die Wandervereine prüfen jedoch die Au meldenden genau und nehmen sie nur auf. wenn nack ihrer lieber,zeugung nur Wauderinleressen vorliegen. — Wie die Staatliche Kraftwagenverivallung mitteilt, wird die Grenz gebühr von 100 M von den Fahrgästen der Krastwaaenlinwu Dresden—Schneeberg und Dresden — Peters- wald bei allen planmäßigen Fahrten dann nicht erhaben, wenn die Rückfahrt am gleichen Tage mit demselben Verkehrsmittel angetreteki wird. Um Grenzschwierigkeitcn zu vermeiden ist die Gültigkeitsdauer der Rückfahrlscheine nach Sckneebera und Peterswald (CSR) bis auf weiteres auf einen Tag beschränkt worden. Gedanken um Robert Schumann 75 Jahr« sind über sein Grab HInwcggegangen, über Ihn, der uns nahesteht und dennoch den Heutigen so serngcriickt ist. Und warum? Weil uns die nötige Innerlichkeit fehlt, die wie sie im ethischen, politischen, so auch im künstlerischen Gebiet fehlt und lener Heimat entfremdet hat. in der uns Musik wirk- lich Labsal und Erhöhung gewesen ist. Unsere Gegenwart mit ihrer maschinellen, mechani chen oder elektrischen Musikvermitt- lung läßt uns mit ihrem passiven Konservierungsapparat gar nicht mehr zu dem Lebensquell urwüchsiger Musik und musika lischer Selbstbetätigung heran. Der Präsentierteller in mög lichst appetitlicher Form ist uns das liebste, das Selbstcrobcrn kennt man nicht mehr. Und damit schwindet das Verständnis für einen so liebenswürdigen Künstler wie Robert Schumann. Gleichwohl bleibt er ein Vorbild, ein Vorbild, an dem sich die heutige Generation emporrichtcn könnte, in seinem Ernst, sei ner edlen Männlichkeit, in seiner Wahrhaftigkeit und Willens kraft trotz aller Weichheit, die Haus und Natur ihm mitgcgeben hatten. Manche halten ihn für «inen Träumer, für einen weichlichen Schwärmer romantischer Gefühlsllbertrcibung. Zu llnreckt! Er hätte sonst niemals diese ernste Selbstzucht, diese kritische Klarheit und Tiefe der Gedanken erreicht, die der Näherstehende an ihm. an seinen Schriften und Werken bewun dert. Das Träumerische, das aus ihm sprach, war nur der Dich ter, der Poet, der mit leichtbeschwingten Flügeln und hellsehe rischen Augen das reiche, weite Land der Phantasie durch schwebte, um dann beladen mit Schätzen und Schönheiten in die Wirklichkeit zurückzukehren. Aber die Frucht diefer seiner zwiefachen Welt war nicht wie bei den späteren Romantiker- Idealisten müde Skepsis und Resignation, sondern Reichtum, Lebenstiefe und schöpjerische Krast. Robert Schumann war einer der reichsten Schöpfer musikalischer Romantik. Uner schöpfliche Phantasie, ein Dichter in Wort und Ton von Gottes Gnaden, voll kernigem Humor und herzhafter Frische, voll tief schauender Gedanken, reich an Innigkeit und Wärme, in Liebe und Hingabe an seine reine, große Innenwelt! Das ist Schu mann. der Künstler und auch der Mensch, der mit seinem in manchen Kämpfen gestählten edlen Fcucrgeist die Flachqeit seines zeitgenössischen Kunstbetriebes durch Kritik und Tat zu überwinden luchte. Dein mcckaniltilcken Kunitaeickäst unserer Tage hätte er ervinerte Fehde geschworen, denn Nim ging es um Innerlichkeit und Sammlung, um Schönheit und Wahrhaf tigkeit! Darin blieb Schumann auch unserer Zeit «in Führer wie er es vor 100 Jahre» gewesen ist, als er den neuausstre- benden Musikkrästen die Wege ebnen hals und den Kamps gegen behäbigen, trägen Philistergeist führte. Er wollte nichts Neues um jeden Preis, sondern Kroßes, Echtes, das aus dem Quell des Genius und der tiefen Seele schöpft. Geboren im sächsischen Zwickau (1810), Studionis juris und Klavierschüler von Friedrich Wieck, wirkend in Leipzig. Begründer und Leiter der hochangesehenen „Neuen Zeitschrift für Musik", Lehrer am Konservatorium und Dr. phil. h. c., siedelte er nach einer Rußlandreise nach Dresden über und wurde schließlich als städt. Mnsitdireltor »ach Düsseldorf be rufen. Dort ereilte ihn sein herbes Geschick! Wie der licht« Stern seiner innigtiesen Liebe zu Clara Schumann zeit lebens leinen Weg erhellte, so umflorte zugleich ein dunkler Schatten seine Bahn. Die typische Nomnnlikcr-Kranlheit der Melancholie zog immer engere Kreise um ihn und sand bei seiner Erbanlage fruchtbaren Boden, llcbcranstrengt von Sor gen und Arbeit, brach eines Tages sein Leiden ossen aus. llm- nachtet in seinen Sinnen, warf er sich von der Rheinbrück« in den Strom, wurde gerettet, blieb aber tot für Geist und Leben, bis ein gütiger Himmel ihn erlöste, nachdem er noch einmal seine Uber alles geliebte Clara wiedererkannt und in stummer Seligkeit umarmt hatte. l.ossen-k'ioz'tag. Vie Saizburger Hochschulwochen fallen nlchl aus Entgegen den Gerüchten, wonach die Salzburger Hochschul. Wochen ausfallen sollen, legt die Kanzlei der Salzburger Hoch- schuli-ochen (Salzburg, Jrnnziskanergasse 2) höchsten Wert daraus, zu betonen, da das Programm in seinem vollen Umfange durchgeführt werden wird. Keiner der Dozenten, weder der ausländischen noch der inländischen, hat abgesagt. Die Zahl der Anmeldungen ist in den letzten Tagen aus 100 gestiegen. Erkundigungen für Berlin und Umgebung sind ! möglich durch das Sekretariat des hiesigen Slndentenscelsorgers, > Georgenstraße 41 (Merkur 1482). Ausschreibung d«s Großen Staatopreises der Preußischen Akademie der Künste. — Wie der Amtliche Preußische Presse dienst mitteilt, schreibt die Akademie der Künste soeben den Großen Staatspreis aus, um den sich in diesem Jahre Bild hauer und Architekten bewerbe» können. Vor bedingung ist. daß die Bewerber die preußisch« Staatsange hörigkeit besitzen und am 5 Dezember 1031 (dem Tage der Einlieferung der Wettbewerbsarbeiten in Berlin) als Bild hauer das 32. Lebensjahr, als Archilekten das 30. Lebeasjakr nicht überschritten haben. Eine Zulassung zum Wettbewerb bei Uebersckrcitung der Altersgrenze wird in diesem Jahre in Ausnahmesällen nochmals bei den Bewerbern in Erwägung gezogen werden die nachweislich durch den Heeresdienst in den Jahren 1014-1018 in ihrer Berufsausbildung behindert waren. Die näheren Ausschreibebediugnngen können von der Akademie der Künste, Berlin W8, Pariser Platz, bezogen werden. Theaterkonzessionen In Dresden. Die Kreishauptmann- schäft Dresden hat nach Zustimmung des Kreisausschusses dein Gesuch de«, Direktors der „Komödie", Fritz Fischer, um Per. lnngerung seiner Schauspielerlaubnis entsprochen. Für das Al bert Theater wnrds die Erlaubnis dem Direktor Kurt Leich erteilt, der bis vor kurzem am Residenz-Theater gewirkt hat. Er ist der Dresdner Vertreter der Brüder Rotter in Berlin, die bekanntlich das Albert-Theater im Herbst übernehmen werden. Ernennungen. Der Privatdozent in der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig Dr. Hans N udolphi ist zum nichlplanmäßigen außerordentlichen Professor in dieser Fakultät ernannt worden. — Der Internationale Entomologische Verein e. B. zu Frankfurt a. M. ernannte den Oberlehrer i. R. K. T Schütze in Rachlau bei Kubschütz in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Entomologie, besonders um die Erfor schung der Kleinschmetterlingswelt, zum Ehrenmitglied. Goldenes Doktorfubiläum. Der im Ruhestand lebende Professor der Forstlict)en Hochschule Tharandt Geh.'Forslral und Doktor der Philosophie und Forstwissenschaft Heinrich Martin feierte am 20 Juli sein goldenes Doktorjubiläum. Die Leip ziger Philosophische Fakultät, bei der er 1881 promovierte, zeichnete dcn Jubilar durch Gliickwünscl)« und Erneuerung de» Doktordiploms aus.
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