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Kus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig. 1. November. Wetterbericht der König!. Siichs. Landeswetterwarte t» Dresden. Voraussage für den 2. November. Südwestwinde, veränderliche Bewölkung, milde, keine oder nur unerhebliche Niederschläge. Pöblberg: Prachtvolle, weite Aussicht. Fichtelbera: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern, starker anhaltender Reif, glänzender Sonnen aufgang, Morgenrot. * Auszeichnung. Das Königliche Ministerium des Innern hat dem seit 1. November 1881 ununter, krochen in der Maschinenfabrik von E. Herzog in L.- Reudnitz, Eerpeindestraße 20, beschäftigten Werkmeister Otto Bölling in L.-Reudnitz das tragbare Ehren zeichen für Treue in der Arbeit verlieben, das ihm heute in Gegenwart des Firmeninhabers durch Ober bürgermeister Dr Dittrich an Ratsstelle ausgehandigt wurde. * Jubiläum. Der Straßenbahnwagenführer Friedrich Albert Schulze in L.-Sellerhausen begeht morgen das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tängkeit im Betriebe der Großen Leipziger Straßen bahn in Leipzig. * Airchennachrichten. Geh. Kirchenrat Super- intendent I)vr. Hartung wird die diesjährige Hauptkonferenz der Geistlichen der Ephorie Leipzig- Land Dienstag, den 7. November, vormittags 10 Uhr, im kleinen Saale des ev.-luth. Bercinshauscs in Leipzig abhalten. Ein Mitglied des Landeskonsisto riums wird in diesem Jahre nicht teiluehmen. Auf der Tagesordnung steht u. a. ein Vortrag des Oberpfarrers Mosen von Zwenkau über: apolo getische Vorträge. * Festfeier zum 25jährigen Bestehen des König!. Sachs. Militärvereins „Germania", L.-Plagwitz. An der Stätte, wo am 31. Oktober 1886 von 104 ver dienten Soldaten der Verein gegründet wurde, im „Gosenschlößchen", fanden sich am Montagabend die Mitglieder zu einer intimen Feier zusammen, um den noch vorhandenen 45 Gründern Dank zu sagen und ihnen durch Kamerad Eotthold Voigt nach herz licher Begrüßungsansprache des Vorsitzenden Gustav Haferkorn das Jubiläumszeichen mit der silbernen 25 überreichen zu lassen. Bei flotten Konzertstücken des Coblenz-Orchesters wurden alte, liebe Erinnerungen ausgetauscht, und rasch entflogen die schönen Stunden ter Vorfeier, bei der auch die Kameraden Hafer körn und Voigt zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden und der Bruder verein „Kameradschaft" eine Tischglocke übergab. Die Hauptfei« r fand am Eründungstage, am Refor- matiousfest, nachmittags, im Großen, mit Blatt pflanzen und den Büsten Kaiser Wilhelms und König Friedrich Augusts geschmückten Saale des „Felsen kellers" statt. Bei den Klängen des Krönungs marsches aus der Oper „Die Folkunger" zogen 27 Fahnenabteilungen in den von Kameraden und Ehrengästen, unter ihnen eine Anzahl Offiziere des Veurlaubtenstandes, Frauen und Jungfrauen ge füllten Festsaal. In gehobener Stimmung lauschte man dem Coblenz-L^chester, das der Jubelouoertüre die Bach-Eounodsche wohlbekannte Meditation folgen ließ. Frl. Ilse Westermark fang mit perlendem Sopran die flüssige Arie der Frau Fluth „Nun eilt herbei" aus den „Lustigen Weibern". Der Vor sitzende des Jubelvereins, Gustav Haferkorn, entbot der hochansehnlichen Festversammlung herz lichen Willkommensgruß, die begeistert in ein dreifaches Hoch auf den König und seinen er lauchten Bruder, den Präsidenten des Militär oereinsbundes. Prinzen Johann Georg, ein stimmte und stehend „Den König segne Gott" sang. Nach Eilhardts frischen Festfansaren über „Gott sei mit dir, mein Sachsenland" hielt Kamerad Professor Funke die offizielle Festrede: Mit berechtigtem Stolze können die Militärvereine die Anerkennung beanspruchen, daß sie sich um das Vaterland verdient gemacht haben dadurch, daß sie den kriegerischen Geist im Volke gepflegt. Für den Jubeloerein sei es eine schöne Fügung, daß seine Feier in eine Zeit fällt, wo das Wort Arndts gilt: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte." Mit der Mahnung an die Festoerfammlung, dafür allezeit ein zutreten. daß wir ein im Innern einiges und nach außen starkes, geachtetes Vaterland haben, schloß Redner. Im Auftrage des Bezirksausschusses über reichte Bezirksoorsteher Küntzel der „Germania" die vom Kaiser gestiftete Fahnenschleife und einen goldenen Nagel mit den Worten: „Seid allezeit treu bereit für des Reiches Herrlichkeit." Der Dank für das kaiserliche Ehrengeschenk kam in einem kräftigen dreifachen Hurra elementar zum Ausdruck. Von 41 Bezirksoereinen wurde ein Geldbetrag für Vereins zwecke überwiesen. Mit dem Silberkranz und einer kostbaren Schleife, gestiftet von den Frauen, schmückte Frau Baumeister Löbe unter sinnigen Worten das Banner. Der Linöenauer Kriegerverein stärkte die llnterstützungskasse der „Germania" durch ein Jubi- läumsgcschenk. Dem treuocrdicnten Vorsteher Kamerad Gust. Haferkorn wurde das Ehrenzeichen für 25jäh- rige Dorstandschaft, den Kameraden Rich. Linden- hann, Fr. Niepraschk und Hermann Voigt, die seit Festehen des Vereins in seiner Leitung tätig sind, ein Diplom überreicht. Nach warmen Dankes- worten des Vorsitzenden svielte die Kapelle „Des Kriegers Traum", eine feinsinnige Komposition Eules. Frl. Westermark sang drei prächtige Lieder — dann schloß sich der eindrucksvollen Festfcier eine fröhliche Tafelrunde an, bei der noch manches gute Wort ge sprochen wurde. * Verlorener Briefbrutel. Nach einer erst jetzt eingegangcnen Mitteilung der Postvcrwaltung von Uruguay ist bei der Ausschiffung der am 22. Sep tember mit dem italienischen Dampfer „Principessa Mafalda" in Montevideo eingetroffenen deutichen Briespost einer der Briefbeutel von der Bahnpost Frankfurt-Basel für Porto Alegre lim brasilianischen Staate Rio Grande do Süll ins Meer gefallen und hat wegen hohen Seegangs und starker Dunkelheit nicht wieder erlangt werden können Mit dem Dampfer „Principessa Mafalda" sind aus Deutsch land diejenigen Bliefsendungen für Porto Alegre abgesandt worden, die im wesentlichen in der Zeit vom 1. September nachmittags bis 6. September vormittags eingeliefert worden waren. Ueber den Inhalt des verloren gegangenen Beutels, insbeson dere ob auch Einschreibsendungen darin waren, ist zurzeit noch nichts bekannt. r. Jubiläum im Leipziger Polizeiamt. Der Kassen kontrolleur beim Polizeiamt Leipzig, Sekretär Wil helm. beging am 1. November sein 25jähriges Dienst- zubiläum. Er wurde bei der hierzu vor Beginn der Geschäftszeit von der versammelten Beamtenschaft veranstalteten Feier mit einer den Jubilar ehrenden Ansprache des Polizeidirektors Dr. Wagler, ferner mit einer Begrüßungsrede des Kaffenvorstandes Kas sierer Unger, sowie mit zahlreichen Beglückwün- ichungen und Geschenken der Beamten des Polizei amtes, aber auch aus seinem großen Freundes- und Bekanntenkreise geehrt und erfreut. a. Anmeldung Militärpflichtiger zur Rekrutierungs stammrolle. Wie aus einer Verordnung des säck)- fischen Ministeriums hervorgeht, mehren sich die Gesuche um Erlast der von den Polizeibehörden wegen verspäteter Anmeldung zur Rekrutierungs stammrolle verhängten Strafen ständig. Aus den an geführten Entschuldigungen gehe hervor, daß die Meldungen meist nicht absichtlich, sondern nur irr tümlich unterlassen würden, so dast die Gesuche regelmäßig auch Berücksichtigung fänden. Am häu figsten iegen die Fälle so, dast die Bestraften von anderen Orten, wo sie sick bereits zur Stammrolle anaemeldet hatten, im Lause des Jahres zugezogen sind und sich nicht innerhalb dreier Tage am neuen Wohnort wieder zur Stammrolle angemeldet, sondern dies erst' innerhalb der für erstmalige Anmeldungen festgesetzten Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar getan haben, oder daß sie in Orten, in denen für die Erledigung der Rckrutierungsgcschäste besondere Stellen, wie Militärämter oder bergt. bestehen, ihrer Meldepflicht genügt zu haben glaubten, wenn sie sich unter Vorlegung des Losungsscheines an Polizeistelle angemeldet hatten Bisweilen haben die Meldepflichtigen von dem Bestehen solcher be sonderer Stellen überhaupt keine Kenntnis gehabt und sind über die Verpflichtung, sich bei diesen Stellen zu melden, bei ihrer polizeilichen Anmeldung gar nicht oder doch nur in ungenügender Weise belehrt worden oder sic haben angenommen, daß die Meldung zum freiwilligen Dienstantritt oder die Zurückstellung von der Melde pflicht entbinde. Um künftig diesem Ucbelstande zu begegnen, hat daS Ministerium des Innern den Polizeibehörden, in deren Bezirk ein Bedürfnis dazu vorliegt, auheimgegebcn: l. eine Belehrung der Militärpflichtigen bei ihren polizeilichen An meldungen darüber auzuvrdncn, dast und wo die weitere Meldung zur Stammrolle innerhalb der i» der Wchrordnung bestimmten Frist zur Ver meidung der Bestrafung zu bewirken ist, und 2. von Zeit zu Zeit eine hierauf bezügliche öffentliche 4le- kanntmachung zu erlassen und darin besonders zu betonen, hast diese Meldung unabhängig von der erstmaligen Anmeldung zur Rckrutierungsstammrolle und nicht zu dem nur für diese ein für allemal sestgelegten Zeitraum vom 15. Januar bis l. Fe bruar jedes Jahres zu erstatten sei. * Das Sarrasani-Gastipiel verlängert! Infolge des andauernd starken Andranges zu den Vor stellungen des Zirkus Sarrasani hat sich Direktor Stosch-Sarrasani genötigt gesehen, eine Verlängerung seines Aufenthaltes in Leipzig bis zum 15. November vorzunehmen. Für die kommende Zeit wird er dem Publikum mit seinen neuen Attraktionen eine ganz besondere Freude und llcberraschuna bereiten. An erster Stelle stehen dabei die Wild-Westszenen, die 24 Indianer, Cowboys und Texasgirls in die Manege bringen. Die rasch und flott oahinstürmen- den Szenerien rufen echteste Zirkuskünste wach: Tolle Jagden, verwegene Ritte, wilde Dressuren. Voltigen wechseln ab mit der Vorführung der ersten dressierten Lamas derWelt, mit der Dressur von ungezäumten und unaebändigten mexikanischen Wildschimmeln, dazu gibt es Kunstschießen und Lassoschleudern, Tomayawkwcrfen und am Schlüsse ein romantisches Drama aus dem wilden Westen, das den Ueberfall auf ein Blockhaus, die Vorgänge am Marterpfahl, einen indianischen Mcsserkampf und spannende Er eignisse darstellt. * Die verschluckte Nähnadel. Eine 18 Jahre alte, in L.-Lindenau wohnhafte Fabrikarbeiterin hatte vor etwa Jahren beim Nähen ein- Nähnadel ver schluckt, die sie dabei nach der noch viel im Gebrauch befindlichen Unsitte vorübergehend in den Mund genommen hatte. Da sich in den darauffolgenden Tagen Beschwerden nicht einstellten, so schenkte die Arbeiterin dem Unfälle keine Beachtung, und er ge riet bald in Vergessenheit. Dor einigen Tagen nun machten sich im Leibe stechende Schmerzen be merkbar, denen eine eiternde Wunde folgte. Die damals verschluckte Nadel war nach und nach an die Außenseite gelangt. * Selbstmord- und Unfallstatistik. Im Oktober haben sich 14 Personen selbst entleibt, und zwar 0 männliche und 5 weibliche: in 8 weiteren Fällen blieb es beim versuchten Selbstmord: außerdem er eigneten sich 5 llnglücksfüllc, die einen tödlichen Verlauf nahmen. Von den Selbstmördern endeten 4 durch Erschießen. 4 durch Vergiften, 3 durch Er hängen, während sich 2 ertränkten und 1 abstürzte. Des Lleües Dlenlt. „Das Volkslied ist der Atem der deutschen Seele", sagt Rosegger. Was ist Volkslied? Was der eine ein Volkslied nennt, das will der andere nicht als solches gelten lassen. Am besten läßt sich zeigen, was ein echtes Volkslied ist. wenn man die Lieder be trachtet. die keine Volkslieder sind. Da sind in erster Reihe zu nennen die Varietö- und Tingel- tangellieder. Aber auch manche Gesangvereinslieder. wie z. B. die „Loreley", „Wer hat dich, du schöner Wald, aufqebaut" u. a. m. sind keine Volkslieder. Wohl sind sie in das Volk gedrungen, sind volks tümlich geworden, aber echte Volkslieder sind sie nicht, denn sie entquollen nicht des 2 Personen versuchten sich zu vergiften, je 1 zu ertränken, zu erhängen, zu erschießen, zu erstechen, ao- zustürzen und durch Oesfnen der Pulsader zu ver bluten. — Eine 37 Jahre alte Buchandlungsgehilfen- ehefrau stürzte beim Fensterputzen aus der dritten Etage und starb an den erhaltenen Verletzungen; ein 36 Jahre alter Arbeiter wurde in einer Sand grube von nachstürzendem Erdreich verschüttet und getötet: ein Offizier wurde durch Uebcrfahren von einer Kraftdroschke, ein 6jähriaer Knabe auf gleiche Weise von einem Droschkengeschirr getötet; ein 4jäh- riger Knabe fand den Tod durch Herabstürzen aus einem Fenster. * Flüchtiger Defraudant. De. in Gros zschockcr, Hauptstraße 35, wohuyaft gewesene Büsselier Franz Johannes Tritschel, geboren den 17. Mai 1889 in Rumburg, hat zum Nachreile seines Arbeitgebers, eines Gastwirtes in Grostzsckwcher, 800 Mark Unter schlagen und ist flüchtig geworden. T. ist etwa 1,65» Meter groß, hat blasse-s Gesicht, dunkelvloude Haare und war bekleidet mit hellgrauem Winter überzieher, dunkelbraunem Anzug, schwarzem steifem Filzhut und schwarzen Schnürschuben. * Wegen wiederholter Gclvdicbstählc, verübt zum Nachteile eines Kollegen, wurde ein 20 Jahre alter Gcschirrführer aus Uhlstädt fcstgenommen. * Entkommene Einbrecher. In der Kohlen straste versuchten Nachts zwei Einbrecher in eine ^-Hauswirtschaft cinzudringen. Als sic bereits eine Glasscherbe zertrümmert batten, nahte jedoch ein Schnpmann, so dast die Diebe sich schleunigst aus dem Staube machten. Da ihre Flucht durch die Dunkelheit sehr begünstigt wurde, konnte man ihrer leider nicht Habhaft werden. * Lebensmüde. In seiner Wohnung in der Zen tralstraße hat sich ein 56jähriaer Kaufmann wegen körperlicher Leiden erhängt. * Betrübender llnglücksfall. In der elterlichen Wohnung in der Wilhclminenstraße in Eutritzsch kam ein einjährige: Knabe in einem unbewachten Augenblicke dem Ofen zu nahe, wobei feine Kleider Feuer ringen. Er trug erhebliche Brand wunden am Oberkörper davon, die seine Unterbrin gung im Krankenhause notwendig machten. Dort starb er kurz nach seiner Einlieferung. n. Zur Lohnbewegung der Lithoiraphen und Steindrucker. Ueber den Stand der Bewegung ist folgendes bekannt geworden: Sie umfaßt seit fünf Wochen in Leipzig 110O, in Nürnberg. Frankfurt usw. seit drei Wochen 1400 Streikende und seit zwei Wochen kommen in 37 Orten rund 2000 Ausgcsperrte dazu. Insgesamt sind in 49 Orten 4502 Gehilfen, und zwar 2891 Steindrucker und 1611 Lithographen ausständig lim Streik und ausgesperrt). Da der Verband der Lithographen. Steindrucker und verwandten Berufe auf 17100 Mitglieder angewachsen ist, so sind .'27 Prozent der Mitglieder an der Bewegung beteiligt. In den am Ausstand beteiligten Firmen sind 15 P-o- zent der in diesen Firmen beschäftigten Gehilfen stehengeblieben, 85 Prozent befinden sich im Ausstand. Wir er'uchen, die Rätsellösungen auf einer Po karte einzmchicken. Wird ein Briefumschlag verwendet, so ist er äußerlich als „Rätsellösung" zu kennzeichnen. Quittung ist bei der Abholung des Gewinnes vorzuzeigen. Mr die kleine Welt Sammelmappe» zum Ausbewahren eventuell and als Einbantdrcke tiir die Wocbenbeilage „Ter jtinder- ireimö", L Sluck 25 (na.1> auswärts Porto extra: find zu hat-en in der .^aupt-Erpedition dieses Blattes Johanniszasse 8. »cs