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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111101028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-01
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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r«, r<in« Spur vo» Entmutigung. - Gestern find neuerlich 1000 Mann regulärer Truppen . -u ihnen gestoben. Opfer de» chinesische» Revokuti«». k. O. Peking, 1. November. (Eig. Drahtmeld.) Wie hier verlautet, find in Hankau mehrere Hofbeamte, die sich weigerten, die Insignien der Stadt den Rebellen auszulie^ern, und zahlreiche Mandschufamilien ermordet worden. Die Lage der AuelLnder. Peking, 1. November. (Neuter-Melbung.) Eine Gesellschaft geflüchteter Ausländer, die hier eingetroffen ist, meldet, Laß während der Revolte in Taiyuenfu viele Mandschus und — durch einen un glücklichen Zufall — auch vier Ausländer verwundet wurden. Di« letzteren wurden ins Krankenhaus ge bracht und dort gut verpflegt: sie befinden sich auf dem Wege der Besserung. Die übrigen Aus» länder sind unter dem Schutz der Aufstän dischen, die die Eisenbahn von Taiyuensn bis zur Erohen Mauer besetzt halten, in Taiyuenfu gebNeben. — In Peking hält die Auf. rrgung an. Di« fremdländischen Trup- pen bewachen die Gesandtschaften. Siebzig franzö sische Soldaten beschützen die Kathedrale von Peking. Neue Kämpfe um Hankau. London, 1. November. (Reuter-Bureau.) Nach einer Meldung au, Hankau griffen am Sonn abend bei Tagesanbruch 5000 Revolutionäre die Regierungstruppen westlich der Ansiedelung der Euro päer an und »ahmen »ach heftigem Kampfe di« Hauptbahastation wieder eia, wobei ihnen auch ein Maximfeldgeschütz in die Hände fiel. Die Kaiser lichen zogen sich in die Rennbahn zurück. Inzwischen feuerten die Batterien des Nordforts von Wu-tschang auf die K an o n e n b o o t e und zwangen sie, flutz - abwLrtszu gehen. Die Kaiserlichen wurden gegen mittag durch 3000 Mann verstärkt, rückten vor und bedrohten die äußere Flanke der Revolutionäre. Aus beiden Seiten gab es Hunderte von Tote» und verwundeten. Die Revolutionäre bewiesen grohcn Mut und gingen unter Hurrarufen kaltblütig gegen die Maximgeschütze vor. Wahrscheinlich opferten sie dabei für jeden gefallenen Feind zehn der Ihrigen. Die Kaiserlichen benutzten jede Deckung, gingen sparsam mit der Munition um und befolgten mit der Exaktheit von Maschinen die Befehle, die ihnen durch Horn» und Pfeifensignal« übermittelt wurden. Mehrere Granaten fielen in die «uropäi- schenBesitzungen und töteten und verwundeten einige Chinesen, richteten aber sonst nur geringen Schaden an. Ein fremder Dampfer ging mit einer Anzahl Hulks flußabwärts, um dem erwarteten Bom bardement zu entgehen. Andere Dampfer nahmen di« europäischen Frauen an Bord, wäh rend sich auf den Hulks Tausende von Chinesen befinden, die in europäischen Firmen angestellt sind. Später nahmen di« Kaiserlichen den Revolutionären di« Bahnstation wieder ab. Der Flotte des Admirals Sah war es trotz einstündigen Bombardements nicht gelungen, die Batterien nordwärts Wu-tschang zum Schweigen zu bringen. Die Schiffe zogen sich ohne ernsthafte Beschädigung zurück. Admiral Sah be nachrichtigte die Europäer, daß er Wu-tschang nicht bombardieren werde, bevor Hankau eingenommen sei. Sämtliche Straßen in der euro päischen Niederlassung sind stark ver barrikadiert. Freiwillige und Marinesoldatcn halten ständig Wache. Es bereitet Schwierigkeiten, für die Ansiedlungen Lebensmittel zu beschaffen, da die Zufuhr abgeschnttten ist. von üer Strslrechtskammilvon. In den letzten Wochen ist von der Strafrechts kommission der früher zurückgestellte Rest des -1. Ab schnitts (Strafausschlicßungs- und Milderungs gründe), nämlich die Vorschriften über Notwehr, Notstand und jugendliches Alter, und ferner der 6. und 7. Abichnitt (Versuch und Teilnahme) beraten worden. Die Vorschriften über Notwehr (8 66) sind, ab gesehen davon, daß die Notwehrhandtuug ausdrllck- drücklich als nicht rechtswidrig erttärt ist. unver ändert angenommen worden. Bet der Beratung des Notstandes (8 67), die sich insbesondere auch auf die hierzu au» ärztlichen Kreisen geäußerten Wünsche erstreckt hat, hat die Kommission sich vorläufig auf folgenden grundsätzlichen Standpunkt ge- einiat, ohne daß die Fassung der Vorschrift bereits endgültig festgestellt wurde: Notstands handlungen sollen, wie nach dem Vorentwurf, nicht nur zur Rettung der eigenen Person und der Person von Angehörigen, sondern allgemein zu gunsten Dritter und auch zur Rettung eigenen oder fremden Eigentums zugelassen werden. Abweichend vom Vorentwurf soll jedoch die Vcrhältnismäktgkeit des drohenden Schadens und des von der Notstands- Handlung zu erwartenden Schadens auch für den Personennotstand gefordert werden. Die Voraus setzung, wonach die Gefahr unverschuldet sein mutz, soll grundsätzlich in Wegfall kommen. Ferner sollen auch Eingriffe in die Nechtsgüter des Bedrohten selbst als durch den Notstand gedeckt angesehen werden, wodurch insbesondere die Interessen der Aerzte berücksichtigt werden, die sich zu Eingriffen an dem gefährdeten Kranken veranlaßt sehen. Anderseits ist im Interesse des Schutzes des Puvli- tums vor willkürlichen Eingriffen eine Notstands handlung gegen den rechtlich beachtlichen Willen des von der Gefahr Bedrohten für unzulässig erklärt. Endlich ist die Rechtmäßigkeit der Notstandshandlung anerkannt worden. Die fernere Frage, ob sonstige Gründe des Ausschusses der Nechismidrigkeit, wie die Fälle der Geschäftsführung ohne Auftrag, die Ein willigung des Verletzten usw., im Strafrechte zu regeln seien, ist eingehend geprüft worden. Die Kommission Hal sich dahin schlüssig gemacht, in den Allgemeinen Teil keine Vorschriften hierüber auf zunehmen. Die Frage der Wirkung der Einwilligung söll aber bei den einzelnen in Betracht kommenden Delilten des besonderen Teils geprüft und dort auch gegebenenfalls bestimmt werden, inwieweit eine Vertretung bei der Erklärung der Einwilligung zu lässig ist. Hinsichtlich des Jugendstrafrechts (88 68 bis 70) hat sich die Kommission im allgemeinen dem Vorentwurf angeschlosscn, insbesondere die Straf grenze auf 14 Jahre herausgesetzt. Für die Jugend- lichen zwischen 14 und 18 Jahren ist — ebenso wie für Taubstumme —, abweichend vom Vorentwurf, aber in Anlehnung an das geltende Recht, Straf losigkeit vorgesehen, wenn der Täter wegen zurückge bliebener Entwickelung oder mangels der erforder lichen geistigen oder sittlichen Reife nicht die Fähig keit besaß, das Ungesetzliche seiner Tat ein'useben oder seinen Willen dieser Einsicht gemäß zu bestim men. Die neben oder an die Stelle von Strafe tretenden Erziehunasmahregeln sind wie im Ent würfe der St.P.O. näher bezeichnet worden: sie sollen von der nach Landesgesetz zuständigen Behörde ge troffen werden, doch soll der Strafrichter sie auch selbst anordnen dürfen. Auch ist eine Schutzaufsicht über Jugendliche bi» zur Dauer von zwei Jahren, jedoch nicht über das 20. Lebensjahr hinaus, vorge sehen. Bei der Regelung des Versuchs (88 75 bis 77) hat sich die Kommission der subjektiven Theorie an geschlossen und dielen Standpunkt durch folgende Fällung des 8 75 zum Ausdrucke gebracht' Wer den auf Verübung eines Verbrechens oder Vergehens gerichteten Vorsatz durch Handlungen betätigt, welche die Tat zur Ausführung bringen sollen, ist, wenn sie nicht vollendet wird, wegen Versuchs zu bestrafen." Etwaigen Härten, die sich aus der grundsätzlichen Strafbarkeit auch des absolut untauglichen Vernichs ergeben können, ist durch eine Vorschrift vorgeteugt worven, wonach der Richter in diesen Fällen von Strafe abseden kann. Bei der Teilnahmelehre (88 78 bis 80) ist nach eingehender Würdigung der Kritik dc chlossen wor den, den Begriff des Anstifters beizubehalten. Eine Begriffsbestimmung der Täterschaft wurde nicht für angezeigt erachtet, wohl aber ist, neben der schon im Vörentwurf enthaltenen Definition der Anstiftung und Beihilfe, der Begriff der Mittäterschaft fest gelegt worden. Daß Mittäter, Anstifter und Ge hilfen strafbar sind, auch wenn der Mittäter oder Täter nicht schuldhaft handelte, ist ausdrücklich be stimmt worden. Das privalbeanuentzeletz in üeekommllvon In der Dienstagssihung der Kommission für das Versicherungsge etz der Privatangestellten wurde die Beratung und Beschlußfassung über den vierten Ab schnitt des Entwurfs (Schiedsgerichte und Ober schiedsgericht), die man bereits am Sonnabend begonnen hatte, vorläufig noch weiter zurückgestellt. Vöm Abschnitt V ^Aufbringung der Mittel) wurden die 88 171 bis 174 ohne Debatte nach dem Regierungsentwurf unverändert angenommen. Zum 8 175 lag ein Antrag der fortschrittlichen Volks partei vor, datz nicht der Bundesrat eine Er höhung der Beiträge oder der Leistungen, je nachdem die Bilanz einen Fehlbetrag oder einen Ueberschufi ergebe, festsetzen könne, sondern daß dieses durch Gesetz erfolgen >olle; und zwar sollten, wenn sich ein Fehlbetrag herausstelle, nicht nur die Bei- träge, sondern auch die Leistungen herabgesetzt werden können. Von mehreren Seiten wurden namentlich gegen die letzte Bestimmung Widerspruch erhoben. Der Antrag wurde schlieglich abgelehnt und der ParaGraph in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Ebenso angenommen wurden ohne wesentliche Aenderung die weiteren Paragraphen bis zum 8 183. Bei diesem schlug ein Mitglied d-r fortschrittlichen Volkspartei vor, für größere Betriebe eventuell das Markenkleben zu unterlassen. Die Anregung wurde auch von anderer Seite unterstützt, eine Re gelung soll bis zur zweiten Lesung versucht werden. Bis zu 206 wurden die übrigen Paragraphen un- verändert angenommen. Bei 8 207 gelangte ein Antrag zur Annahme, wonach Beuräae. die in der irrtümlichen Annahme der Versicherungspflicht entrichtet worden sind, auch nach zehn Jahren noch zurückgefordert werden können. politische Nachrichten. Eine Richtigstellung. In einigen Blättern werden Aeußerungen wiedergegeben, die der Kaiser beim Empfang Les Bischofs Mansch und des Provinzial ?. Acker über den Islam getan haben soll. Wir können fest stellen, daß der Kaiser nicht davon gesprochen hat, daß der Islam eine Gefahr für die deutschen Kolonien werden könne. Vielmehr hat der Kaiser, als das ziclbewußte Vorgehen des Islams betont wurde, der Erwartung Ausdruck gegeben, daß es auch unsere Missionen nicht an ebenso einmütiger und fleißiger Arbeit fehlen lasten. Amtliches Wahlresultat aus Natibor. Ratibor, 1. November. (E. D.) Bei der Reichs tagswahl im 7. Natiborer Wahlkreise am 27. Oitober wurden insgesamt 18 351 gültige Stimmen abgegeben. Davon erhielten Grundbesitzer Sapleita-Ratibor (Zentrum) 8682, Pfarrer Banas-Lubowitz (Pole) 4399, Regierungsrat Lüdke-Ralibor (Reichspartei) 3467 und Gewerk chaftssekretär Schwob-Kattowitz (Soz.) 1800 Stimmen. Zersplittert waren 3 Stimmen. Es ist Stichwahl zwischen Sapletta und Banas erforderlich: sie findet am 8. November statt. Zum Tabakarbeiterstreik. Hamburg, 1. November. (Prio.-Tel.) Zwölf Tabakfirmen in Hamburg, Altona und Ottensen, die dem Westfälischen Fabrikanten verein nicht angehören, haben beschlossen, sich mit den bestreikten 16 Firmen solidarisch zu erklären und ihre Arbeiter mit Ablauf dieser Woche auszusperren. Damit ruht die Arbeit in der gesamten Tabakindnstrie der niederelbischen Stadtgebiete. Ein ähnlicher Beschluß ist von den Bremer Tabakfabrikanten gefasst worden. Veränderungen in den österreichischen Kommandostcllen. 'M Wie», 1. November. (Eig. Drahtm.) Wie das Militärverordnungsblatt meldet. ernannte der Kaiser den Erzherzog Franz Salvator zum General der Kavallerie, den Erzherzog Karl Stefan zum Admiral und den Minister für Landes verteidigung v. Georgi zum General der Infanterie. Französische Truppenverstärkungen in Marokko. Paris, 1. November. (Eig. Drahtmeld.) Als Antwort auf die in der letzten Zeit erfolgten spanischen Truppenverstürkungen in Marokko wird die französische Regierung — wahrscheinlich auch in Hinsicht auf die bevorstehenden spanisch-französischen Marokkoverhanü- lungen — eine Erhöhung des Truppen kontingents in Marokko vornehmen. Einer Meldung aus Rochefort zufolge ist gestern eine, größtenteils aus dem dritten und vierten Kolonial- Infanterieregiment gebildete Truppcnabteiluna von vier Offizieren und 325 Mann nach Marseille ab gereist, um von dort aus nach Marokko eingeschifft zu werden. Französische Truppen im Sus-Gebiet. Paris, 1. November. (Eig. Drahtber.) Obwohl das Marolkoabkommen noch nicht unter Dach und Fach ist, halten es die Franzosen an der Zett, in Agadir einzurücken. Anstatt diese Tatsache offen und klar zu verkünden wird durch den der Regierung nahestehenden „Temps" nach bewährter Methode verkündet, daß französische Unterhändler im Sus- gebiet angegriffen und verletzt worden seien, und daß Frankreich zum Schutz seiner Angehörigen deshalb Truppen in das Susgebiet entsandt habe. Da das Manöver allzu durchsichtig ist. verlohnt es sich nicht, auf die Einzelheiten des „blutigen" Vor falles etnzugehen. von der französischen Marine. -s-Paris, 1. November. (Eig. Drahtm.) Pre sident Fallt öreS unterzeichnete ein Dekret, durch das das erste und jstvefte Geschwader zu einer Flotte vereinigt werden, um so die Aus bildung unter einem einzigen Kommando zu be wirken. Vizeadmiral Bons de la Peyrsre wurde ,',uin Oberbefehlshaber der Flotte ernannt. Ein französisches Pulversekretariat. /v Paris, 1. November. (Eig. Drahtmeldung.) Der Pulverskandal hat nunmehr einen positiven Er folg gezeitigt. Der Kriegsminister hat im Kriegs- Ministerium ein General sekretariat einge richtet, das sich ausschließlich mit der Pulver affäre befassen wird. Dem neuen Sekretariat wird es vor allem anheimfallen, darauf zu achten, daß tn Zukunft die in der Pulceraffäre wichtigen Alten nicht wieder plötzlich verschwinden rönnen, ohne daß jemand über ihren Verbleib Aufschluß geben könnte. Churchills Marine; olitik. London- 1. November. (Eig. Drahtmeld.) „Daily Telegraph" meldet: Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Lords der Admiralität werde sein, einen Kriegsstab für die Flotte zu schaffen. Sparsamkeit mit Leistungsfähigkeit zu verbinden, werde der Kern der Politik Churchills sein. Die Aufgabe des Kriegsstabes der Flotte werde darin bestehen, die Bedürfnisse der Marin« im Lichte der fortgesetzt wechselnden politischen Lage zu erforschen. Stapellaus von drei russischen Drer.dninmhts. X Petersburg, 1. November. (Eig. Drahtmeld.) Die russische Schwarzc-Meer-Flotte wird eine Ver stärkung erfahren. Im Beisein des Marineministers Wojewedski sind drei russische Dread noughts in Nikolajew vom Stapel gelassen worden. Die drei russischen Kriegsschiffe sind „Alexander III.", „Kaiserin Marie" und „Iekc therina" benannt worden. Rußland und Persien. Petersburg, 1. November. (Eia. DrahtmelLI Entgegen der Neutcrmeldung aus Teheran er fährt die Petersburger Telegraphen-Agentur: Mas die Landung von Truppen in Enseli betrifft, so handelt es sich um die Sendung zweier Kosaken- sotnien zur Ablösung des früheren Bestandes de: Konsulatswache in Rescht, welche nach Rußland zu rückkehrt. Andere Truppensendungen sind nicht beab sichtigt. Die Meldungen über die Sendung von 1000 Mann von Dschulfa nach Täbris, sowie die Aus führungen über einen gemeinsamen russisch-eng lischen Plan zur Unterjochung Persiens ent behren jeglicher Begründung. Aus Dschulfa ist nur eine Kosakeneskorte mit dem neu ernannten Vizckonsul nach Choi abgegangcu. Petersburg, 1. November. (Eig. Drahtmeld.) Die Petersburger Telegraphen-Agentur ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die Meldung, noch der russische Truppen und Kanonenboote an dem Geiccht bei Bandargas zugunsten der Truppen des Ex schaHs teilgenommen hätten, eine durchweo tendenziöse Erfindung ist. Flottenrevue im Hasen von New York. New York, 1. November. (Eig. Drahtmeld.) Nahezu fünszigtausend Personen de)achten gestern den Hafen von New Wrk, um der gestern erfolgten Eröffnung Idar Flottenrevue beizuwvhnen. „New- Hork-LSvrld" vergleicht di« amerikanische Flotte mit der britischen, die anläßlich der englischen Arö- nungSfeier in cSpithasd zusammengchogen war, und sagt: „Bei dieser ganzen Flottenrevue seien keine so mächtigen Schiffs zu sehen gewesen, wie der „Delaware", „Utah" und „Florida". Obgleich die amerikanische Flotts augenblicklich nur an zweiter Stelle der Weltflotte stehe, müsse man doch zu geben, daß sie in bezug auf Betrieb und Besatzung alle Flotten der Welt übertreffe. Um daS Schauspiel der Flottenrcvue zu verherrlichen, hatte der Flieger Latimer einen Aufstieg aus geführt. Er umkreiste in seinem 'Veroplan die KriegS- schiffe mehrmals, führte versclnedeus Schleifen aus und ging dann in majestätischen! Gleitfluge aus beträchtlicher Höhe nieder. IVi» krlscwer, dlülienäer I llerler clultet I Horllu. Lvwßcheber llokliokerant. 27«, LrdältUcb io astsa eivsebllteigen 6osedökrov. kvkkobo 2.80, grössere 7.— uuä IO.— Zn üer chlugmMine über üer Schlacht. Die blutige Schlacht bei Tripolis, die nach den allmählich «inlausenden genaueren Berichten den Italienern schwer« Opfer gekostet hat, hat auch im weiteren Sinne für alle Militärnationen eine besondere Bedeutung, denn am 26. Oktober haben sich zum ersten Mal Flugmaschinen in einem wirklichen Kampfe erprobt und diese Probe mit Ruhm bestanden. „Der 26. Oktober", so schreibt der Kricgskorre- spondent de» „Corriere della Sera", „bleibt ein Ruhmestag für die italienischen Militärflieger, denn zum ersten Mal haben Flugmaschinen an einem wirklichen Kriege teilgenommen, haben beweisen können, was sie im Frieden gelernt haben. Und die Erfolge waren von größter Bedeutung." Am Abend nach dem Kampfe hat der Berichterstatter den Führer der italienischen Militärflieger, den bekannten Hauptmann Piazz a. bei den Flugschuppen ausgesucht, die südöstlich von Tripolis liegen, lang gestreckte, schnell errichtete Schuppen, in denen eine Reihe von Flugmaschinen stehen und wo Soldaten und Mechaniker am Werke sind. Hauptmann Piazza war am Morgen während des Kampies aufgestiegcn und länger als eine Stunde in der Luft geblieben. Er lehnt lächelnd die Glückwünsche der Besucher ab und meint dieser Flug sei weiter nichts Besonderes. „Gewiß", fügt er hinzu, „die Kriegsbrauchbarleit der Flugmaschine ist nunmebr bewiesen, und sie hat sich als außerordentlich nützlich gezeigt. Nach den letzten großen Manövern hat daran übrigens kaum noch einer von uns gezweifelt. Von meinemFlugzcug aus konnte ich die von einem begünstigten und unerreichbaren Beobachtungsposten aus die Entwicklung der Schlacht und ihren Verlauf in allen Phasen beob achten. Ich sah deutlich di« Bewegungen auf beiden Seiten und konnte wertvolle Schlüffe auf die ange wandte Taktik ziehen. Meine Hauptausmerksamkeit richtete sich naturgemäß aus d»e Türken, die mir keine Rätsel mehr aufgebcn konnten. Ich beobachtete das Auffahren und die Ausstellung ihrer ver schiedenen Batterien, sah, wie an einigen Stellen ganz dünne Schützenketten vorgeschoben wurden, um das Vorhandensein einer stärkeren Macht vor zutäuschen, und dann sah ich die Kavallerie an rücken, sie schien eine Attacke vorzubereiten, blieb I aber kurz vor den Vorposten stehen und ging nicht I weiter. Die Türken bemühen sich unausgesetzt, den Um fang ihrer Verluste zu verheimlichen, und wo es nur irgend geht, schleppen sie Verwundete und Tote da von. Ich konnte das deutlich wahrnehmen. Von meinem Flugzeug aus sah ich auch, wie sofort die Stellen der Gefallenen v»n neuen Soldaten ein genommen wurden, die dabei die Patronentaschen der Gefallenen leerten, denn anscheinend herrschte Munitionsmangel." Eine besondere Aufgabe der italienischen Flieger war es, die Erfolge des Artilleriefeucrs zu beobachten, um nötigenfalls falsch geschätzte Entfernungen zu be richtigen. In diesem Punkte beschränkte sich Haust- mann Piazia aus einige kurze Bemerkungen, wobei er darauf hinwies, daß es nicht angebracht sei, diese militärischen Einzelheiten dem Publikum mitzu teilen. „Ich kann Ihnen z. B. verraten, daß die ersten Schöffe unserer Batterie zu kurz waren. Das war vom Flugzeug aus genau zu beobachten, ich verständigte die Batterieführer (?), die Ent fernung wurde korrigiert, und alsbald erreichten unsere Geschosse genau das angegebene Ziel. Um alles zu sogen: die feindlichen Vorposten waren an fangs 2000 m von uns entfernt und einige 500 m da hinter standen die Reserven. Ich konnte auch das Abrücken von 200 feindlichen Reitern gegen Bu- Meliana melden, die hinter einer Düne gedeckt vor gingen, in der Nähe der „Sicilia", und dann beobachtete ich bei Zanzur größere Truppenanhäu- sungen. Als ich nach meiner zweiten Kundschaftsfahrt wieder hierhin kam. war das Lager verschwunden. Anscheinend waren sich die Türken über die Gefahr, von mir entdeckt zu werden, klar ac corden und hatten sich verborgen. Ich habe am Morgen in ungefähr einer Stunde gegen 125 km zurückgrlegt. Die Luft verhältnisse sind uns außerorventlich günstig, tn Höhen von 300 dis zu 1000 m liegt man rn vollkom mener Windstille." Jeden Morgen unternahm Kapitän Piazza, der Führer der Flleger, mit seinen Kameraden Kund- ichaftsiahrten. Aber bisher hatten die Flugmaschinen an leinen Kämpfen Mitwirken können, erst jetzt hat die Flugkunst bei einer wirklichen Schlacht ihren Wert und ihre Bedeutung erweisen können. „Die Abenddämmerung kommt, nun steigt der Leutnant Gavotti auf den Sitz seines Eindeckers, richtet seinen Flug gegen da» Meer, steigt zu etwa SM w Höhe auf und kreist dann über der Stadt, wo die Flug maschinen stets lebhaft« Neugier erwecken. Die Flieger im Abendhimmel über Tripolis: das ist das Schauspiel, das hier regelmäßig den Tag beschließt". Das Lomlmrüement von Senyhall. Dem kürzlich hier abgedruckten Briefe eines jungen Leipzigers au- Dcnghasi können wir heute das nachstehende Schreiben eines Augen zeugen vom Kriegsschauplätze folgen lassen: Ich hoffe, daß Ihr meinen Brief vom LO. dS. erhalten habt und Ihr wißt nun, wie es unS während der letzten Wochen ergangen iI. O, es war nicht gerade angenebm, aber daS schlimmste war am 19. und 20. Oktober daS Bombarde ment von Benghasi. Von früh 7 Uhr bis abends ununterbrochen Kanonendonner, Gewehr geknatter. Ten Tag werde ich in meinem Leben nicht vergessen. Wir befanden unS alle auf dem österreiänscbcn Konsulate und konnten von da aus das Meer und Gesechtsgelände gut übersehen. Mit tels Fernrohres verzolgrcn wir die Ereignisse mit größter Aufmerksamkeit. Ich must wirklich sagen, die Türken und Araber haben sich gut geschlagen und mit Ruhm bedeckt. Man hat den Italienern an fangs trotz Torpedobooten und Linienschiffen, die fortwährend feuerten, grohcn Widerstand entgegen gesetzt und große Verluste beigcbracht. Türken und Araber hatten fick in die Erde eingcgraben, waren auf die in der Nähe des Landungsplatzes der Ita liener stehenden Palmen gestiegen und begairnen nun die „Makkaroni", wie man hier zu sagen pflegt, gemütlich zu empfangen. Erst nach sechsstündigem Feuer zogen sicb die Türken und Araber zurück, da man dem gewaltigen Feuer der Kriegsschiffe nicht mehr standhaften konnte. Von diesem unterstützt, gingen dann die Italiener langsam vor. Gegen 6 Uhr erreichte man die abseits der Stadt iu der Birka liegende tür kische Kaserne und hißte die italienische Flagge. Aber es sollte für die Italiener noch nicht Abend sein, es begann vielmehr nun ein heftiger Kamps um daS Torf Birka. Ta öffneten sich plötzlich wieder die Feuerfchlünde de- größten KriegSschtsseS „Vittorio Emanuele'« und Birka scnck nach einer halben Stunde fast ganz tn Trümmer. In den noch stehen gebliebenen Häusern bezogen die Ita liener Quartiere. Benghasi wagte man noch nicht anzugreifen. Unterdessen war eS 7 Uhr geworden, und wir hoffte«' nun Ruhe zu haben, al- halb 9 Uhr — — wir asten gerade zu Abend — mit den größten Kalibern beim Licht der Scheinwerfer Benghasi zu bombardieren begonnen wurde. Tie Wände begannen zu wanken, Türen schlugen aus und zu, Fenster schreiben zerbrachen und wir dachten, das letzte Ende sei auch für unS gekommen. Vor unS, hinter unS und neben uns, überall schlugen die Geschosse krachend und donnernd ein. Feuer brach auS und plötzlich begann auf der katholischen Kirche die Sturmglocke und die kleine Ave-Maria-Glocke zu läuten. ES klang schauerlich in all den Höllenlärm hinein, und Ihr werdet eS Euch kaum denken können, waS für Gefühle einem in solchen Augen blicken beschleichen. Tabei sind wir geradezu wie durch ein Wunder so davon gekommen, denn alles andere ist zerstört und beschädigt. Nach etwa 1*/, Stunde hörte die Kanonade endlich auf und eS trat Ruhe ein. Ter Kawatz vom englischen Konsulat meldete uns bald darauf, daß die eine Hälfte des Konsulats samt der Treppe cingestürzt sei und der Konsul ohnmächtig daliege. Wir begaben uns sofort an Ort und Stelle und fanden alles bestätigt. Ter Schuft hatte nickt allein das Haus zerstört, auch 7 Engländer waren dabei umS Leben gekommen. Es war schauerlich. Auch die eigene italienische Kirche war nicht verschont geblieben und auch hier waren 7 Engländer getötet worden. Ter englische Konsul hat sofort Protest erhoben, die Sache wird den Italienern wohl teuer zu stehen kommen. Am 20. Oktober wurde endlich die weiße Flagge aufgezogen, die Tür/en und Beduinen zogen sich ingS Innere des Lande- zurück. Ta wird es wohl noch viel Kämpfe kosten, eh' Ruhe wird. Und ob's dabei zum Vorteil der Italiener gebt? Jetzt ist es tagsüber nc ch sehr, sehr beiß, nachts aber erbärm lich kalt und dabei ost starke Regenfälle. Benghasi wimmelt jetzt von italienischen Sol daten. Wir sind noch im Hause von C. Tas Ge schäft liegt noch völlig darnieder und man mutz ruhig abwarten, was nun weiter wird , ,
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