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Sächsische Volkszeitung : 08.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193110080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19311008
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19311008
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-08
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.10.1931
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Peter rntzard treuer, , Stol- rbcrich, ck. Rn- freuen ikV Ae- Diözese viinschr isungen h man- ie Aus» ui Hal uif den >ses im ielleicht ing de» ilie Be- e ivirt- wurden Schön- ckiönheit Butler- rnen an ivig-Alt- iell Jos. 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Die Erfolge, die er — inzwischen war er Oberleutnant und Siaffelsührer geworden — dabei erzielte, später Bombengeschwader nur für üiei? wurven. Schließlich gelang es ihm, selbst Pilot dcrbare, heimliche Art, die zugleich zeigte, unüberwindbar scheinende Hindernisse bewältigte Urlaub lernt er in Böblingen bei Stuttgart fliegen, fogar in einem selbst für Flieger erstaunlichen der ihn zu zerfressen drohte Roch hielt er „cq. nory war es mit seiner Wirtschaft nicht so weil wie mit ande.cn, noch hatte er die Ernte nicht verpfändet ehe eie Saat ausgegangcn war. Aber um was stand es eigentlich besser mit ihm? — Er arbeitete für andere, er war Knecht anderer, und wenn er nachließ, wenn er nicht genug herausholte, dann war alles Schulten umsonst. Sie würden ihm schon zeigen, ob er fleißig gewesen war das Jahr über. Sie halten tausend Paragraphen für sich: mit dem Gesetz würden sie ihn vom Hof jagen. Das verfluchte Geld hetzte ihm eine Meute Würger auf den Hals Jul Truba starrte in die weite Fläche seines Feldes, aber lein Land fühlte nicht mit, sein Eigen stand gegen ihn. Die frisch ausgebrochene Erde war ohne Ruch unter dem beizenden Echmierölgestank. Drüben ging die Arbeit dein Ende zu Der Mäher wütete im letzten Strich. Hinter ihm taumelten die abgelüsten Männer an. Der Bauer sah das nicht. Er war wie betäubt, er meinte, daß alles um ihn kreise, so wirr war ihm Vor ihm kauerte der alte Heinerich Er wartete darauf, daß der Herr Halt geböte, er wollte dem Bauern sagen, daß sie schon da mären mit ihren Lastwagen Sie hatten ihre Kasten hart heran gesteuert fast in das Feld hinein und begannen von dem Stroh auszuladcn Sie stiegen auf den Säcken herum, griffen hinein, prüften die Körner Sie taten, als ob niemand sonst da wäre. Der alte Heinerich wagte anzurusen Wollte er nicht ichen? kreisrunde Marken aus die Säcke. „Jul Truba!" Der Bauer schrak zusammen Er sie hatten sich um ihn geschart, er laufen und riß den Arm hoch Die Männer an den Maschinen warfen augenblicklich die Hebel herum. Die Moiore pulsten au», Die Ernte mar getan. Jul Truba, der Bauer, stand zwischen seinen Maschinen und starrte in das Erntetreiben. Er winkte seine Besehle. Denen in seiner Nähe geboten fcme Augen die Entsernteren beherrschte er durch Armzeichen, und jene auger Sicht folgten seinen gellenden Pfiffen. Es war nichts Sonderliches in seinem Verhalten. Man kannte ihn so von jeher. Jul Truba wußte das. Er fühlte, daß man ihm vertraute, ob er auch noch so hart verschlossen war. Er mußt« doch tragen, was stetig wachsend sich auf sein Leben wälzte. Wer wußte um Jul Trubas Furcht vor dem Tag, da sein Herrentum vor aller Welt in Nacktheit dastehen würde. Der Bauer stand bei seinen Maschinen und wünschte, wie sein Land zerschnitten zu werden Die Motor« ratterten, alles reihte sich aneinander wie gedrillt. Das >var so selbstverständlich, wie Jul Trubas Schweigen. Durch sein hartes Gesicht harkte ein bitteres Grimmen. Er wußte, nur ein Wunder könnte alles zmn Guten rvenden. Woher aber sollt« ihm diese Gnade kommen, ihm. der sich selbst schuldig bekannte, daß der Wunder immer weniger wurden. Inmitten des Erntens empfand er die Lächer lichkeit seines Herrentums: denn er sah: nicht seinen Winken ge horchten die wenigen Menschen rings — sie mußten, weil ihr Herr mußte — wie seine Maschinen wollten. Auch die Maschinen mußten. Das füllte den Bauern mit Haisender Freude. Die Maschinen mußten, weil sie sich bezahlt zu machen hatten Sie mußten die ganze Arbeit in einem Tag leisten: das Mähen, Binden, Schleppen, Nachrcchen und Dreschen. Es wurde ihnen nichts geschenkt Morgen würden sie beim Nach barn schusten. Das sollten sie. Jul Truba stieß einen gellenden Pfiff aus — die Männer hinter dem Mäher hatten sich zu ei en. Der Drescher klapperte leer. Die Leute hetzten, die Schneide eisen sraßcn sich schneller in das Halmcnmeer. Die Menschenarme brauchten nur die Mahd dem eisernen Ereifer zuzuwersen, aber sic blieben zurück Das Ungetüm raste. Es Uhlte, es warf und wirbelte ohne Wohl, was die schnappenden Gelenke zu packen be kamen. Es waren wüste, wirre Bündel wild zerbrochener Halme, die aus dein laufenden Band sortgezerrt wurden, lieber die un regelmäßig gerupften Stoppeln kratzten die Nachrcchmaschinen. Hinter ihnen kreischte der vierscharige Sturzpflug und schleuderte Hunne Schollen, wo eben noch Aehren gewurzelt hatten, lieber das viergeteilte, abgezirkelte Feld kroch unendliche Raubgier und lnnatur. Vielleicht schufteten darum die Menschen so lautlos. Ls konnte aber auch die Hast der Maschinen sein, di« sie still würgte Sie wußten nur dies: es muß so sein, weil jede Minute Geld verschlingt In Jul Truba gärte es. Er empfand heute mehr denn je, daß er seinem Eigen Vergewaltigung geschehen lasse, er mußte wie ein« Säule dastehen und hätte unter seine Leut« springen mögen: „Hört, laßt uns wieder Bauern sein! Wir wollen selbst die Giilwn binden, wir wollen sie aneinanderstellen und einfahren, wie es früher war. Wir wollen unsere Aecker nicht mehr würgen, wir wollen ihnen dienen; es ist unser Blut, das da gepeitscht wird!" Jul Truba aber stand und schwieg. Er ließ die Maschinen metzeln; denn er durste ihnen nicht Einhalt gebieten. Da waren andere, die mitzubestimmen hatten. Seine Augen be gannen unbewußt die prallen Säcke an den Füllern der Dresch maschine zu zählen. Es zwang ihn, den wachsenden Wert zu schätzen. Angst schnürte den Herrn vom Gutackerhos, der Ertrag könne nicht für alle reichen. Sie würden morgen schon kommen mit ihren Forderungen, sie würden sehr bald anrasen, er wußte, wie scharf sie achthatien aus ihn. Es fröstelte den Bauern trotz des hohen Sonnenstandes. War der dunstgehiillte Sonnenball überhaupt noch Sommersonne und der rauchverhangene Himmel her Erntehimmel? — Was war mit der Natur geschehen, daß sie dahinsiechte, wie ein krüppliger Greis? — Jul Truba sperrte sich in Zorn und Abwehr. Von der tecrftinkenden Straß« gellte vieltöniges Autohupen herüber. Die Straße verlies schnurgerade und baumlos. Zu ihren Seiten gähnten bauchige Rohre, blähten sich endlos« Kabelleitungen. In das Gewirr der Telcgraphendrähte verslog sich dann Und wann ein einsamer Spatz. Jul Truba schluckte schon an den Staubwirbeln und dem Auspuffgcstank, die sich über ihn und sein« Leute wälzen würden. Er sah die Männer wie Teufel umherspringen. Es war alles Ivl in ihm, bis auf die Angst, die ihn.immer wieder zum Zählen zwang. Neben den Säcken türmte sich das gepreßte Stroh. Die Maschinensäuste hatten es zu grospn, Würfeln geballt und mit Eüendraht umklammert. Für das Stroh ,zahlten sie ihm nichts. Ei mußte noch dankbar dafür sein, wenn sie ihn mit den Ab- juhrlosten verschonten; denn Jul Truba besaß keine Scheuer, in die man Stroh stapelt «Ur Wirtlchastsräume für seine Maschinen. Die verlangten es nicht zu fressen, die brüllten nicht muh jveidegras. Die Maschinen sparten Geld und gaben Krast. Dafür wollten sie nur ab und zu nachgesehen und geölt werden. Im sonstigen verursachten sie keine Nöte. War das nicht genau so, wir er es sich errechnet hatte? — Ja. Die Maschinen hielten, was man sich von ihnen ver sprach, sie schassten alles allein. Aus dem Gutackerhof dienten nur noch zwei alte Männer aus Vaters Zeiten und ein Hund, der demnächst erschossen werden sollte, weil er ein verrücktes Gebaren an sich hatte. Die Knechte und Mägde waren mit dem Aich in die Stadt abgewandert. Jul Truba mißte beides nicht Das LIeserauto brachte jeden Tag Milch, Butter und Brot. Alles hatte sich umgestellt. Jeder versuchte seine Me thode. Jul Truba hätte ebensogut eine Schweinefarm sichren können, wenn er das bet der Zentrale angemeldet hätte, aber es war ein Herrentum in ihm, das ihn an die Scholle band. Dann war noch jemand da, der ihn dazu bestimmt hatte, sein Weib. Der Bauer mochte sich jetzt nicht ihrer erinnern; er fraß seinen Stolz, daß sie wie sein Besitztum In den Tod krankte. Manchmal keimt« in ihm d«r Verdacht, sie sei sein böser Sckiattcn. und doch wußte er aenau. daß er es eben nicht ver- ' stand, ans seinem Boden das Letzte herauszuholen Dazu war ' er nicht brutal genug Sie hatten cs ihm vorkalknliert, diese Schinder und Besserwisser aus der Stadt, und es ärgerte ihn, daß jene tatsächlich Erfolge hatten. Es vertiefte seinen Haß, daß deren Mustersarmen wie Pilze aus dem Boden schossen und wie ekliges Spinnenzeug ein Stück Landes nach dem anderen abschniirten. Um ihn, den Bauern Jul Truba, kümmerte sich niemand, der hatte zuzusehcn, wie sich alles für ihn fügte. Darum hatte er den Kampf mit diesem Gesindel aus genommen. darum hatte er Maschinen angefchasst, das war der zwingende Grund zu seiner Umstellung. Alle hatten sich auf seine Seite geschlagen, hatten ihre Vermögcnskrast geplündert und znsnmmengclan. nm wenigstens zu bleiben, und nun standen alle mit ihm gleich — sie ernteten wie er. Noch vor Abend würde cs sich zeigen, wie viele von den Säcken dort ihm verbleiben durften. Jul Truba war mit den Jahren bescheiden geworden. Nur zum Leben und zur Saat wünschte er, daß ihm von seinen Feldern verbliebe. Aber sie würden ihm das Fell über den Kopf ziehen, die Herren von der Ertrags- schätzungskoinmission. Sie würden ihm die Notierungen der Getreidebörse vor die Nase halten, wenn er sich starrig zeigte — sie würden hohnlächclnd in seiner Frucht wühlen und ihm die mageren, schmutzigen Körner Hinhalten — sie würden ihm be- - deuten, daß das Zeug da kaum des Mitnehmens wert lei. Jul Truba winkte längst keine Befehle mehr. Er grübelte nur. wie es kommen würde. Er kämvite aegen den Zorn an, I OnterlZzItunL und wissen f>s. 234 — 8. Oktober 1k)3l ^-i^bsiiZ-.tie v^ik.--rei'm>f» führten dazu, daß Zwecke ausgestellt zu werden, auf son- wie seine Tatkrast Ans einenz Das ging sogar in einem selbst siir Flieger erstaunlichen Tempo vor sich: „Innerhalb von drei Tagen hatte ich in den Morgen- und Abendstnnden zirka IN Schntslüge hinter mir und machte anschließend meinen ersten Alleinslug . . ." Am nächsten Tage legte er schon seine Pilotenprüfnng ab. Sein Wunsch, Jagdflieger zu werden, wurde aber immer noch nicht erstickt, da man nun einen so bewahrten Slafselstilirer nicht entbehren konnte. Bombenflug auf Bombcnilng wird unter nommen, soweit cs die Nächte zulasten. auch am Tage wird' unentwegt geflogen. Bei eineni Angriff von zwei englischen Jagdsluazeugcn wird Köhls Flugzeug arg mitgenommen, er selbst zum zweiten Male durch einen schweren Oderschenkelschup verwundet. Im steilen Glcitflng geht cs abwärts, und e» glückt, die Maschine, im Trichterfeld zwar, doch noch auf unserer Seite herunterzubringen. Drei Monate Lazarcltzeil. Ans zwei Stöcke gestützt, hum pelt der Flieger-Oberleutnant Köhl über das Gras des Front- Flnghasens und meldet sich — noch nicht völlig genesen — wie der zum Frontdienst. Bald wird er Hauptmann und als Kom mandeur eines Bombengeschwaders nach !G7 Flügen Uber dem Feind, wobei cs ihm zweimal gelang, größere Munitionslager in die Lust zu sprengen, am ick. Akai tcktn mit dem l'our le meriic ausgezeichnet! Zwei Tage später wird sein Flugzeug in der Nacht durch Artillerie beschossen und so schwer beschädigt, daß cs aus feindlichem Gebiet notlanden muß Auch in dieser Lage ist Köhl sofort Herr der Situation. Fast lautlos gleitet die Maschine über das verdunkelte Städtchen Compiögne. Er und sein Begleiter bringen es fertig den Apparai nnbemcrtt vom Feind zu zerstöre». Dann marschieren die beiden in Rich tung zur vordersten Linie in der Hossnung, die deutschen Gräben zu erreichen. Das ist nun eine eigenartige Sache, den Krieg jetzt von der anderen Seite her kenncnzulernen. Sie beobachteten den Ver kehr zur Front, sie sehen, wie Rekruten ausgebildet werden. Der Tag vergeht. Hunger und Durst quälen sie. Plötzlich, als Köhl gerade einen Wegweiser mit der Taschenlampe ableuchten will, werden sic von einem Posten angcrufen. Schlagfertig ant wortet Köhl: „Caplain Cook" — und gibt sich so als englischer Offizier aus. Aber der französische Soldat läßt sich nichts vor machen und nimmt beide kurzer Hand fest. In dem Augenblick, da sie das Wachtlokal betreten sollen, versetzt Köhl dem Fran zosen einen Stoß, so baß dieser taumelt, sein Flugzeugführer und er lausen, jeder nach einer anderen Seile, fort. Er rennt, was er rennen kann. Unterwegs begegnet ihm wieder ein Soldat, der ihn aber formlos nach dein Bahnhoj fragt In seiner Not sälll ihm nur das eine Wort ein. das er dem Verdutzten ent- gegenrust: „Dücclcmcml" Und weiter geht die Jagd. So ge langt er allmählich bis zu den französischen Gräben. Ein Hohl weg muß — als letztes Hindernis — überquert werden. In dieser Sekunde kommt ein Trupp vorbei, er wird als Deutscher erkannt: Gefangen!!! Ein gefangener Flieger und dazu ein Hauptmann, das mar ein fetter Bisten! Aus ihm wollte der Nachrichtendienst eine Menge herausholen. Die erschütternden Ouaien der folgenden Zeit, die Köhl durchmacht, begreifen wir aus seinen Auszeich nungen: Das Unangenehmste an der Kcsangenjchast waren die ersten Monate. In dieser Zeit machte ich meist mit kleinen, engen Gefängniszellen Bekannt,chaft, in denen ich allein meinen Gedanken und Empsindungen überlassen war. Ich lernte dabei die ganze ungeheure Trostlosigkeit solcher Gcianaenenzellen kennen ... In den ersten Wochen da erlebte ich unzählige Bcr- üör« und all« möglichen lUeriuckie meine« Aussichtsoraane. von In den nächsten Tagen erscheint bei der Union Deutsche Vcrlagsgesellschast, Berlin, ein neues Buch aus der Feder des betannten Lujtjahrtjournalisten Ernst Schäffer. Das Werl führt den Titel ,,p»»r le I>, örirc" und in ihm ist den deutschen Kriegssliegern Richthosen, Inimelmann, tldet, Völke und den vielen anderen, die an den Fronten außerordentliche Taten voll brachten, ein bleibendes Denkmal gesetzt Mit Erlaubnis des Verlages bringen wir nachstehend einen Auszug aus dem Buch-Kapitel, das Hermann Köhl gewidmet ist Köhl ist durch seinen Ozeanslug in weitesten Kreisen bekannt geworden, aber nur verhältnismäßig wenige wissen um die fliegerischen Leistungen dieses Mannes im Weltkrieg, wie überhaupt um seinen ganzen Werdegang. Schäffer ist es gut gelungen, Leben und Taten Köhls plastisch vor uns auszubauen, und die Kostprobe des Kapitels „Köhl" zeigt, daß man dem ganzen Buch mit Spannung ent gegensetzen darf. Die erste Periode im Dasein von Köhl sah im Gegensatz zu den anschließenden gar nicht abenteuerlich, jondern höchst normal aus. Mit sieben Geschwistern führte er das Leben von Kindern, die bei der Versetzung des Vaters als Ofsizier von einer Garni son zur anderen stets gezwungen waren, auch ihre Schule zu wechieln. Dazwischen kam bei Köhl noch eine Zeit im bäurischen Kadettenkorps. Wie gern er auch diese schöne Uniform trug, so hat dennoch eine ungerechte Bestrafung, die er dort erleiden mußte, nachhaltig ans ihn gewirkt. In seinem Werk „Unser Ozeanslug" heißt es darüber: . . Ich brauche hier wohl nicht besonders zu sagen, daß diese Art der Pädagogik sich für mein ganzes Lehen eingcmeißclt hat. Wenn mich Kameraden und Vorgesetzte soäter vielleicht als zu gut in der Behandlung mei ner Untergebenen befunden haben, so ist dieser Mangel aus diese von mir vis ins tiesste Innere als ungerecht einpiundene Be handlung zuriickzusiihrcn." Im bayrischen Neu-Ulm geboren, trat er lckOck bei den Ulmer Pionieren ein, bei denen er schließlich nach über zehn Jahren fund was für Jahren!) wieder ianden sollte. Von Ulm aus ging cs auf die Kriegsschule Hannover und dann zwei Jahre später als Leutnant aur Militärtechniichen Hochschule in die Reichshauptstadt. Hier kam Köhl zum ersten Male mit der Fliegerei in Berührung: „Mein Wunsch, Flieger zu werden, war sehr groß . . . ." So weit aber war es noch nicht. Als er nach zwei Semestern Theorie an einer Uebung in Straßburg teilnimmt, um anschlie ßend wieder nach Berlin zurllckzukehren, bricht der Krieg aus. An der Spitze seines Pionierzugcs, zugleich an der Spitze der Division, geht es sofort aus Vormarsch nach dem Westen. Durch eine Reihe von Sturmangrisfen kommt er gut hindurch, bis ihn eines Tages doch das Schicksal ereilt: Schuß in das linke Schienbein. Und hier zeigt sich wieder einmal die Wahrheit jenes in der Kriegszeit so ost angewandten, wen» auch banal klingenden Spruches: Man weiß nie wozu es gut ist. In. es war gut. Denn nun stand Köhl der Weg, der heißersehnte Weg zur Fliegertruppe ossen. Ganz einfach war das allerdings noch nicht, denn er mußte, um zu diesem Ziel zu gelangen, höchst unmilitärisch, einige Etappen des langen und beschwerlichen Dienstweges überspringen. Schließlich ist er aber in Adlershof bei Berlin, um als Be obachter ausgebildet zu werden. Das lzeißt, eine regelrechte Ausbildung, wie später auf besonderen Vorschulen und Schulen, kannte man damals noch nicht. Köhl setzt sich eben in jedes freie Flugzeug, gleichgültig ob der Flieger selbst erst Anfänger ist oder nicht. Die Hauptsache blicv, daß man sich damit ver traut machte, an Hand von Karlen das Gelände von oben gus zu erkennen. Nicht lange dauert diese „Ausbildung", vnd Köhl geht wieder an die Front. Alles war bei der Kricgssliegcrei noch in der Entwicklung bcgrisfen. Wie schwierig gestalteten sich die Artillerie-Ein- Ichtcßen vom Flugzeug aus in einem Gelände, wo auf kleinem Raum unzählige Batterien durchcinandcrschossen. Hier mußte der Beobachter erst lernen, aus dem Gewimmel von Einschlägen seine Batterie herauszusinden, hier mußte die Artillerie sich erst darauf einstellcn, auf die Eigenart des Flugzeugbeobachters. der mtt einer Geschwindigkeit von löck Kilometer dahinbrauste, Rücksicht >u nehmen. Auf diesem C ' "t leistete Köhl im wahr-
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