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Sächsische Volkszeitung : 26.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193109263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19310926
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19310926
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-26
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.09.1931
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Aus -em Drillen Reich Notizen National« Disziplin. Die Debatte im englischen Unterhaus liber die Vorgänge In der Atlantik« Flotte ist ein Musterbeispiel siir die beivun- derusiverte nationale Disziplin, die der Engländer ol,»e Rücksicht auf seine Parteistellung immer dann bciveist, ivenn es um Lebensfragen seiner Nation geht. Die Aussprache wurde veranlntzt durch einen Bertagungsantrag des Labour- abgeordneten Hall, eines Angehörigen der Oppsitlvn. Die Mä- szigung, mit der er Uber die heiklen Ding« sprach, hat selbst in den konservativen Blättern höchste Anerkennung gesunden. Außer dem Antragsteller sprachen nur noch ein weiterer Labour- abgeordneter, der bekannt« einmalig« Marineoffizier Ken worthy, der Erste Lord der Admiralität, Sir Austen Chamber lain, und sein Amtsoorgänger aus der Arbeiterpartei, Alexan der. Dann einigte man sich geräuschlos auf den Abschluß der Debatte, die ohne den geringsten Mißton verlausen war und von der der Daily Telegraph zusammenfassend sagte: „Eine De batte. die nachmittags noch ernste Beunruhigung einslöhte, wurde abends zu einer patriotischen Kundgebung. Ein Haus, van dem man vork;er befürchten muhte, das; es sich durch den Parieigeist erniedrigen würde, machte sich ein paar Stunden später zum Symbol der nationalen Einheit." So machen es die Engländer. Wie würde wohl eine der artige Debatte im Deutschen Reichstag ausgesehen haben? Man braucht diese Frage gar nicht zu stellen, um sich beschämt bewusst zu werden, wie weit mir noch in Deutschland von dem entfernt sind, was man nationale Disziplin In kriti- scl>en Augenblicken nennt. Zur Kalenderreform In der letzten Gesamtvorstandssitzung des Verbandes Sächsischer Industrieller erstattete Dr. Rudolf Blochmann Be richt über die Möglichkeiten und Vorteile einer Reform. Er er örterte den Vorschlag der Einteilung des Jahres in zwölf Mo nate und vier gleich lange Quartale, deren erster Monat 3t, die anderen 30 Tage umfassen sollen. Der 365. Tag soll in der Mille des Jahres eingeschaltet werden: im Schaltjahr soll der Schalttag das Jahr beschlichen. In diesem Kalender würden die Wohnlage jedes Jahr aus das gleiche Dalum fallen. Wei ler sieht der Plan eine Festlegung des Osterfestes vor. Der Ge- saintvorsland des Verbandes Sächsischer Industrieller nahm von den Ausführungen Blochmanns, der vor allem auch die wirt- schastlicl)«n Vorteile der Kalenderreform stark in den Border zrund stellte, mit grohem Interesse Kenntnis. Oie Reichskonferenz der Landstraßenwärter sand in Dresden am letzten Wochenende statt. In der eigent lichen Berbandssitzung am Freitag referierten Oberbürgermei ster a. D. Dr. Heymann über „Die deutschen Landstrahen" und Landesbaurat Kluge über „Die Baustoffe und Maschinen im deutschen Landstrahenbau und in der Landstraßenunterhaltung". Nach längerer Aussprack,« wurde eine Enischliehung angenom men. in der darauf hingemiesen wird, dah das deutsche Lnnd- strahennctz seit dem Kriege ungenügend unterhalten und fort entwickelt worden sei. Die Reichskonferenz fordere von der Neichsreqierung eine Entlastung der Wegeunterhaltungspflich tigen. Gerade ein grosszügiges Strahenbauprogramm sei ge eignet, «ine Entlastung des Arbeitsmarktes herbeizusühren. — Am zweiten Berhandlungstag wurden nach Referaten Uber „Die Landstrahenwärter im Gesamtverband" und „Die Lohn- und Arbeitsvcrhältnisse der deutschen Landstrahenwärter" mehrere EntschlieHungen angenommen, in denen u. a. das Bedauern darüber ausgesprochen wird, dah es bisher nicht möglich war, für die Landstrahenwärter in allen Teilen Deutschlands die gleiclwn Löhne wie für die Gemeindearlwiler zu schaffen. Die Reichsfachgruppenleitung wurde beauftragt, dahin zu wirken, dah für alle Landstrahcnwärter grundsätzlich die Tarifverträge siir die Staatsarbciter gelten. Weiter soll die Sprnchpraxis in der Unfallversicherung dahin beeinsluht iverden, dah der Land- strahenbetrieb als geiverblick-es Unternehmen gilt. Schliehlich wurde ein Antrag angenommen, durch den der Berbandsvor- stand beauftragt wird, dahin zu wirtzen, dah Berkehrszählungcn nicht bei gesundl-eitsschädlicher Witterung vorgenommcn werden. d Der Elbe-Wasserstraßenbeirat hielt in Meißen seine diesjährige Herbsttagung ab. Zunächst nahm man einige Wahlen vor, dann beschäftigte man sich auch mit der wichtigen Frage der Nicdrigwasserregclung der Elbe, die bekanntlich eine dringende Notivendigkeit für die Elbschisfahrt ist. Die Bau zeit wird sich über 15 Jahre erstrecken: die Kosten für die Strecke von der sächsischen Grenze bis Hamburg werden vor läufig auf 123,4 Millionen berechnet, doch liegt noch keine end gültige Berechnung vor. „Keine Drohung mit Gewalt" Charakteristisch sür die „echte deutsche" Art der National sozialisten, die einerseits zur Gewalt Hetzen, anderseits betonen, sie seien legal, ist ein Artikel in Nr. 222 des „Frciheitskamps" „Unsere tausend (?) Opfer", in dein es heiht: „Politiscl)« Soldaten der Bewegung fallen Tag sür Tag im Kamps für Deutschlands Freiheit unter den Streichen und Ku geln von Reichsbanner- und Moskowitertum. Aber die „bür gerliche" Presse" schweigt.... Wir schlagen der „bürgerlicl)en" Presse ihre „Kuliurschande" um die Ohren, damit sie hörend wird. Wir rufen es dem „Bürgertum" zu. Wenn du weiter diese Art von Journaille in dein Haus läßt, machst du dich mit schuldig am Bolschewismus. Denn das Verhalten der „bürger lichen" Presse ist nichts als getarnter Kommunismus.... Gericht aber werden wir halten über diese Canaille der Journaille, ivenn die Zeit erfüllet ist... Das ist keine Drohung mit Ge malt. (!!) Das ist eine Tatsache, die sich auf legalem Wege voll ziehen wird." Die Nationalsozialisten drohen nicht mit Gewalt — sie werden nur „Gericht halten über die Canaille"... Das ist die gleicl;« Logik, die der begabte, wenn auch nicht immer liebens werte sächsische Dichter Joachim Ringelnah dem Seemann Kutteldaddeldu unterstellt: „Wie. ich sei angetrunken? Onein... Ich bin völlig besoffen und gemeingesähriich geistesgestört..." Namen des göttlichen Schöpfers .. Ein Opfer der poliNsclzen Mordhetze, ein von den Kom munisten erschossener Nationalsozialist, wurde dieser Tage zu Grabe getragen. Man sollte meinen, an einem offenen Grobe mühte der Schrei.des Abscheus ertönen, mit Entrüstung mühte jeder anständige Mensch einen solchen Mord verdammen. Zu einer solchen Aeuherung hat sich allerdings der Spreclwr der Berliner Nationalsozialisten, Dr. Goebbels, nicht durchringen können. Am offenen Grabe rief er aus: Und grohe Kirchen, die sich angeblich auf Christus be rufen, weigern uns den kirchliclzcn Segen. Wir wollen dafür sorgen, dah man in Deutschland sein Volk wieder lieben darf und dah erbarmungslos Abrechnung gehalten wird mit denen, die unser Volk mit Hah und Hohn überschütten. Lauge genug »„Men wir geschwiegen, und lange genug haben wir uns protest los dem öffentlichen Hohn und der Verrichtung der Wellmeinung preisgeben lassen. Nun soll ein Ende gemacht werden. Das schwören wir an diesem offenen (grabe. Wir werden im Na men des göttlichen Schöpfers dann, wenn wir die Macht haben, ein Strafgericht abhalten, das nur noch einen Mahstab finden soll an dem Unrecht, das man uns zehn Jahre lang straflos angetan hat." un<i Umgebung ) Die Beerdigung der Familie Klick. Die Gastwirisiainilie Kuck in Leipzig, die in so tragischer Weise als Opfer der all gemeinen Not dahingegangen ist, wurde unter auherordentlich groher Anteilnnhme nus allen Kreisen nm Donnerstagnachmit- tng zu Grobe getragen. Kaplan Derks en von der Provstei- gemeindc hielt die Trauerrede, der er zugrunde legte: „Herr, wenn du der Sünden gedenken wolltest, wer würde daun vor dir bestehen?" Der Geistliche erklärte, dah zwar sonst die katholische Kirche bei Selbstmord aus dogmatischen und enicherischen Grün den das kirchliche Geleit zu versagen pflege, hier aber, in diesem besonderen Falle, glaube die Kirche, dah die Erkenntnis über die Tat gefehlt habe, zum mindesten aber durch die ungewöhnliche Zeitlage stark getrübt gewesen sei. Dabei beklage die Kirche auch mit den Tod zweier unschuldiger Kinder, die iiir die Tat überhaupt nicht verantwortlich gemacht werden könnten: die Kirche dürfe deshalb auch vor ihrem Gewissen milde sein. ) Tödlicher Sturz eines Greises. Im Hause Grenzstr. 15 in Reudnitz ist ein 71 Jahre alter Markthelier die Kellertreppe hinuntergestürzt. Der Verunglückte wurde dnbei so schwer ver letzt, dah er bald darauf starb. Der alte Mann litt schon seit längerer Zeit an Schwindelansällen. s Neue Sparsamkeits-Berordnnng. Dos sächsische Arbeite» und Wohlsghrtsminislerium hat mit Wirkung ob 1. Oktober die den Hebammen von den Krankenkassen zu zahlenden Ent schädigungen (Pauschbeträge) um 10 v. H. herabgesetzt. Das ist der „Schwur" des Herrn Goebbels. Entweder H der Manu ein Psychopath, der sich der Tragiveite seiner Wort» nicht bewutzt ist, oder er schleudert diese tzahbatschaft mit voller Absicht und auf Wirkung berechnet in eine Masse, die durch jahrelange „Bearbeitung" zu Gewalttätigkeit prädestiniert und bei dieser Gelegenheit aufs äutzerste erregt ist. Wenn dann neue politische Morde aus dieser künstlich geschürten Atmosphäre entstehen, dann wäscht man seine Hände in Unschuld Es ist Blasplzemie, wenn Goebbels im Namen des göttlicl>en Schöpfers ein Strafgericht abhalten wird. Kennt Goebbels Christi Wort nicht: „Mein ist die Rack>e, ich will vergelten"? Aber so weit reicht der christlicl)« Anstrich der Hakenkreuz Heiden nicht. Oie Hölle von Verdun als Volksbelusti ung Im „Reichsbund", dem Bundesorgan der grössten deut schen Organisation der Kriegsopfer und Kriegsteilnehmer, wurde seinerzeit berichtet, dah die Ortsgruppe Chemnitz der Notiounl- sozialistischeu Deutschen Arbeiterpartei ein Rieseittcklocklen- feuermerk" unter dem Plakattitet „Die Hölle von Verdun' veranstaltet und damit sich einer beispiellosen Roheit geoenüber all denen schuldig gemacht habe, die im grauenhaften Morden um Verdun ihre Liebsten opfern muhten. In der neuesten Ausgalu: des „Reichsbuud" wird zu einer ähnlichen, kürzlich in Gera stottgefundenen Veranstaltung wie folgt Stellung genommen: „Wer aber glaubt«, dah es sich bei dieser Feuerwerkveranslaltung lediglich um eine grobe Entglei sung unverantwortlicher Vorstandsmitglieder einer einzelnen Ortsgruppe der Nationalsozialisten gehandelt batte. wu>de durch die Wiederholung dieser Veranstaltung aulöhtich des Gaulages der Thüringer Nationalsozialisten eines anderen belehrt In Gegenwart der Führer dieser angeblich na'ioualsten" aller Parteien, im Beisein von Adolf .<nller S«aa'sminist»r a D. Frick, Prinz August Wilhelm von Preuhen und anderer Kory phäen fand als Hauptattraktion "des Gou'ages „ein griudioses Miesenschlacktenseuerwerk" statt, dessen Abschluk nieder wie in Chemnitz. „Die Hölle von Verdun" bilde'e " — Nack einer Schil derung des Verlaufs dieser „Volksbe>ustiaung" so»' der Reichs bund", „dah den Kriegsopfern die Schamröte ins Gelicht steigt, wenn sie daran denken, dah es eine Partei in Deutschland gibt, deren oberste Führer cs gestatten, dah mit dem furchtbaren, grauenhaften Erlebnis von „Verdun" Schindluder getrieben und so das Ansehen unserer V e r d u n k ä m p s c r vor den Augen de s A uslandes in den Sch m u tz gezerrt wird. Die Selbstachtung sollte es jedem Frontkämpfer verbie ten, eine solä>e Partei auch nur zu beachten. Dah der Reichsbuud der Kriegsopfer eine wirkliche Frontkämpfer Organisation ist. wird man vielleicht sogar von nationalsozialistifciier Seile nicht bestreiten Dieses „Führungs zeugnis" van Frontkämpfer Seite können sich die .Herren der NSDAP, hinter den Spiegel stecken. ^kemnilL, rv/ickau, PIsuen Segelflieger tödlich verunglückt Raschau l. E., 25. Septemlnr. Am Donnerstagnach-'ittag ist der 24 Jahre alte Segelslugschüler Hans Fleischer nu» Berlin, Student der Technischen Hochschule Berlin, mit e uer Schulmaschine Typ „Gronau" auf dem Fluggelände der S ich- sisck^n Segelsliegerschule bei Pöhla abgestiirzt. Fleischer c 'IN einen schweren Schädelbruch und wurde in bedenklichem Zustontz ins Stadtkrankenhaus Aue gebracht, wo er wenige Stunde« später verstarb. Die Maschine wurde nur verhältnismähig leicht beschädigt. Wie wir zu dem Unfall van sachverständiger Seite noch hören, ist das von Fleischer gesteuerte Segelslügzeug infolge falscher Steuerung aus etwa 30 Meter Höhe l-erabgedrückt wor den. Die Maschine ging im Steilflug nieder, wobei Fleischer das Höhensteuer zu ziehen vergah. Irgendein Defekt an der Maschine oder Wilterungseinslüsse sollen als Ursache des Un falles nicht in Frage kommen. Verschlechterung am Zwickauer Arbeitsmarkt Zwickau, 25. September. Im Bezirk des Arbeitsamts Zwickau hat sich die Arbeitsmarkllage wieder verschlechtert. Das Angebot an Arbeitskräften hat seit dem 1. August um säst 2000 Personen zugenommen: es meist zurzeit einen Bestand von 19 767 (14 472 männlicl)e, 5295 weibliche) auf. Diese Zahlen lie- Maschine, ein ideales Werkzeug, vor dem alles, was voryer ge wesen ist, verschwindet. Die Erfindung Gutenbergs, die beweg lichen Lettern, war wohl das erste gröhere Ereignis der Mecha nisierung. Diese Erfindung hat uns Segeu gsk»,acht und eben soviel Fluch. Das Buch verbreitete sich. Kitsch überschwemmte die zivilisierte Welt, und Stöhe bedruckter Seiten wurden be nutzt als Packpapier oder um Feuer anzuzllnven. Das gedruckte Papier flog und lag in allen Gassen der Welt herum. Es herrscht eine Ueberslutung, aber dennoch lebt das Buch. An Stelle eines Schriftstellers früherer Zeiten gibt es heute tau sende. Aber dieser eine war meist auch von tausendfach gröberem Wert. „Bewegliche Lettern" war das Prinzip dieser Mechani sierung. Wie es mit der Buchdruckerkunst geschah, so geht es mit allen Dingen unseres Lebens. Teils ist es geschehen und teils wird es sehr bald kommen, aber mit dem noch viel katastro phaleren Ergebnis, nämlich dem der Erzeugung von Quantität auf Kosten der Qualität. Der einzige Segen, den die Entwick lung mit sich bringt, ist, daß man den Armen und Bedürftigen in billiger aber verfälschter Form das gibt, wag früher selten und kostbar war. Ich spreche hier von wahrer Kunst und vom Standpunkt des Architekten aus. Wir sehen in der Maschine eine neue tragende Kraft, schwie rig zu kontrollieren, «ine Kraft, die, wenn sie einmal frei in die Welt hinaus gegeben wird, nie wieder gebannt werden kann. Bi» alles, was in der Welt einst kostbar und wertvoll für den eigensten Zweck gewesen und Sache der intimen Verwandtschaft zum früheren Guten oder zum großen Leben war, den Hunden vorgeworfen wird. Hier kommt der schaffende Künstler, um neues Leben des Geistes und neue» Verständnis zu bringen, um das Leben er sreulicher und durch Abschassen der Notbehelfe wieder echt zu machen, um die Imitationen zu entlarven, um zu zeigen, was st« im Grund «igentlich ist, und uns so vor dem schimpfliche» Raub am Stilgut d«r Antike zu retten. Das Prinzip der Mechanisierung ist weder der Kunst noch dem Künstler schädlich. E« hat immer Standardisierung ge geben, und wie jede» Prinzip hat st« Gebrauch und Mißbrauch «leid«« müll«». M« kallib ab«r ist «». den benschenden Mik- brauch einer Sache für die Sache selbst zu nehmen. Ein Künst ler ist eine empfindliche Natur. Niemals wird er von seinem Verstand, noch von der Wissenschaft, noch von der Oekonomie ge narrt. Er weiß nach seinem Gefühl, mir nennen es Instinkt, richtig und falsch, Tod und Leben zu unterscheiden. Aber es kann ihm die Technik fehlen,, diesen seine» Instinkt seinen Mitmenschen greisbar zu machen. Die Technik aber kann ihm auch helfen, ihn zur Auswirkung zu bringen. Ohne die Technik bleibt er vnvern-hnilich Es ist daher seine Pflicht, die Technik zu kennen, da allein Lie be herrschte Technik den Künstler seinen Mitmenschen nützlich macht. Die Technik der Maschine als Werkzeug der Standardisierung, das Beherrschen der Natur beider ist das einzige, was den Künstler zu einer lebendigen und notwendigen Krast macht. Wenn das Leben ökonomischer, freudvoller und reichhaltiger ge staltet werden soll, wenn das Leben eine Sache der Qualität wie auch der Quantität werden soll, dann mutz eine neue Aera be ginnen, die Aera der Maschine mit allen Folgerungen. Wird die Mechanisierung aber als Prinzip einer Vorschrift verstanden, dann bringt die Anwendung in diesem Sinne die Gefahr der Monotonie mit sich. Die Mechanisierung kann vernichtend sein, aber sie kann auch ein wohltätiger Faktor werden, je nachdem, ob das standardisierte Gebilde von der Imagination beherrscht oder durch das Fehlen derselben zerstört wird. Treibhüuser im Eismeer ruan erinnert sich noch, vag vor Iuyren ein Projekt er örtert wurde, die riesige Sandcinöde der Sahara aus künst lichem Wege zu kultivieren Phantastisch mutete der Plan an, durch eine genial erdachte Bewässerung dem Land der Sonne die fehlenden Wassermasscn zuzuleilcn. Berichiedene Möglichkeiten wurden dabei erwogen Man sprach davon, — und der Vater dieses Projektes war sich wohl selbst über die finanzielle Unmöglichkeit der Aussührung im klaren — durch eine riesige Cchleusenanlage zwischen Spanien und Afrika in der Straße von Gibraltar die Höhe des Meeresspiegels und damit oen Einsiug des Wagers in die Sahara zu regulieren. In der Theorie nahm sich das Projekt ausgezeichnet aus, und es könnt« durch die scheinbare Einfachheit und Selbstverständlichkeit der Eedankengänge bestechen. Statt der wenigen sruchtbaren Oasen sollte die Sahara in ihrer ganzen Ausdehnung ein üppiges Wachstum erhalten, sollte ein Kultur- n n d S i e d l u n gs- land ersten Ranges und ein Bcschästigungsscld siir Millionen werden. Theoretisch gesehen, war gegen den Plan nicht viel einzuwenden. Es fehlt eben nur das Wasser in der Sahara, um sie im Lause der Zeit fruchtbar zu machen. Aber die Praktiker, bei denen letzten Endes die Ent scheidung über alle solche Projekte liegt, schüttelten lächelnd den Kopf, und damit wurden die Pläne von den Blumen- und Obsthainen in der Sahara vorläufig wieder in die Schreibtisch schublade eingeschlossen. Aber die Menschen können es nicht lassen, dem lieben Gott ins Handwerk zu pfuschen. Die Wissenschaftler sind mit heißem Bemühen bestrebt, ans der Erde hcrouszuholen was herauszu holen ist. Sie geben sich nicht damit zufrieden, daß Gott die Sahara trocken geschossen hat und den Nordpol eisig Sic über legen Wege, wie sie das fehlende Wasser in die Wüste bringen und das Eis der Pole, das alles Leben tötet, schmelzen können. Die Naturgesetze bieten keine Möglichkeit, den lebenspendenden Ausgleich zwischen der übergroßen Hitze und Dürre unter dem Aeauotoc und der kristallenen Kälte der Eismeere zu schossen. Allo überlegen die Techniler künstliche Wege Ebenso phontostisch wie das Projekt der Bewässerung der Sahara ist dieses neue, dos nun belonnt wird. Die k ii n st l i ch e Er wärmung einer Insel im Eismeer, mit dem Zwecke, sie über kurzem in eine blühende Fruchtkommer zu ver wandeln Die Insel Is l o n d — um diese handelt es sich bei dem Projekt gehört zu D-n.emork Sie ist vulkanischen Ursprungs, ein wild rerklüsteles kaum, G nre.slond durchweg 2000 Nieter hoch, zum größten Teil mit Schnee und Gletschern nber-
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