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Sächsische Volkssettuns Fiir christliche Politik un- Kultur welchitkrdftell», Dea<tu.'0eeta,i »ermmia. >I>r<!krlaa und Druckerei. Httial« vreSden. vr«»d«n.»l.l. PotterllratzeN. zernno 2I0I2. VoMDeckamo Dresden Baakkonto «ladtdaal Dresden Nr »irr» Redaktion del La<1>N1<l>«n wolf»,«itu«i> DeeSden-ktUilodi t. poUerUram >1. z^rurn -MN und NOI2. Freitag, -en 30. Oktober 1931 Verlaadorti Dresden ein,«I«enpr»Il«: Die Igeldallen» peltlze»» »O z.gamUin0 onjel^en u.SIellengeluche !i» 4. DI» pcMreUamezeUe. 8» mn» breit. 1 ^t. gllr Anzeigen außerhalb de« LerbrctlungSgebiel«. 4« die peillretiamezeile I Brtekgeb.lrnz. Im Fall» hüherer gicmuit »riilchl jede Veipslichinng aus Lieieruug sowl» ikrsiillun, d. «Inzelgen. «ustrügen u. Leistung v. Schadenersatz, «eschüstlicher Teil: stran» Buogard, LreSden. Nummer 2SS — 30. Jahrgang Lriibeint «mal wb»il. mit tllusir. ViratlSbeilagen.Heimat und Weit' und der Itinderbeiiage .Mr unsre kleinen Leute'. sowie den re»tbe»agkn .St. Benuo. Blatt'. »Unlerdaltung und Missen'. .Die vralisiche HauSiran'. »AerziUrber Natgeber', .Da» gute Buch'. Monatlicher >ve,ug»pret» .«t 2M) «inichs. Bestellgeld, ssinzelnummer 1» Sonnadeud, u. Sonntagmimmer üv Hanpl>chrlstl«»er: Dr. t». DeSczY«, Dresden. Kindenburg eröffnet den Wirlfchaslsbeiral Mahnung zur Ueberwindung der Inkeressen-Gegensätze und zur nationalen Selbsthilfe Die erste Sitzung Die Generaldebatte Berlin, 2V. Oktober. Jin Hause des Reichspräsidenten fand heute die erste Sit zung des vom Herrn Reichspräsidenten berufenen Wirtschafts beirates statt, zu der sich außer den Mitgliedern des Wirt- schastsbetrates der Reichskanzler und die Reichoininister, der Reichsbanlipräsident und der Generaldirektor der Reichsbahn eingefunden hatten. Reichspräsident von Hindenburg empfing die Erschienenen im Großen Saal des Präsidenten hauses und begriihte sie hier mit folgender Ansprache: Meine Herren! Es ist mir eine angenehme Pflicht, Sie — ehe wir an unsere ernste Arbeit gehen — willkommen zu heihen und Ihnen für die Bereitwilligkeit zu danken, mit der Sie meinem Rufe Folge geleistet und Ihre Mitarbeit zur Ver- siigung gestellt haben. Die schivere Kris« der Weltwirtschaft und Deutschlands besondere wirtschaftliche Bedrängnis erfüllen olle Schichten unserer tUevölkerung mit banger Sorge. Sie rüt teln an den Grundpfeilern des wechselseitigen Vertrauens und erschüttern die Zuversicht in die Erhaltung der Grundlagen unserer Volkswirtschaft. Im Bewubtseln der Verantwortung, die ich vor dem deut- sitzen Volke und vor meinem Gewissen trage, hab« ich mich entschlossen, angesichts der außerordentlichen Wirtschafts wirrnis einen besonderen und außergewöhnlichen Weg zu beschreiten. Ich habe nach Vorschlägen der Reichsregierung aus führenden Persönlichkeiten des wirtschaftlichen Lebens, aus den groben Wirlschaftvgruppen von Industrie. Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Kleingewerbe, aus Arbeitgebern und Arbeit nehmern einen Wirischnftsbeiral zusammenl>erusen, und Sie, meine Herren, heute zu einer gemeinsamen ÄK-ratung mit der Reichsregierung zu mir geladen, um der Reichsregierung bei ihren Piemühungen um einen Weg zu Kelsen, aus dem die wirt schaftlich)« und soziale Not des deutschen Volkes zum Besseren gewendet werden kann. Niemand von Ihnen wird verkennen, in welchem Maße die Lage Deutschlands durch iveltpolitische und wottwirischast- liche Umstände bestimmt wird. Hier liegen die schweren und groben Aufgalren der deutschen Anbenpolitik. Van Ihnen aber erwarte ich, das; Sie sich mit mir und mit der Reichsregierung von dem unbeugsamen Willen beseelen lassen, wie auch immer die Entwicklung der Welt sein mag, aus der eigenen Krast Deutschlands heraus von unserem Volke abzuwenden, was eigenes Handeln nur irgend ab zuwenden vermag. Nur so wird eine Grundlage geschossen für die notwendigen internationalen Bemühungen zur Lösung der gesamten Welt Krise. Nur das Bewubtsein solä-er Pflichterfüllung und äußer st er K r a f I a n st re n g u n g wird unser Volk l>e- fähigen, in innerer Verbundenheit und mit nationaler Würde das zu tragen, was sich an seinem Schicksal als unabwendbar erweist. Die Ausgabe, die Ihnen gestellt ist, kamt nur bei richtiger Wertung der wirtschaftlichen Krästc und in gerechter Ab wägung widerstreitender Interessen gelöst wer den. Ich erhoffe als Ergebnis dieser Zusammenarbeit wirtschaft licher Sachverständigen und der Reichsregierung einen Aus gleich wirtschasts- und sozialpolitischer Gegensätze und eine Besserung der deutschen Wirtschastsnot. Wenn diese schwere Ausgabe gelöst werden soll, darf jeder von Ihnen sich nur der Gesamtheit des deutschen Volles und dem eigenen Gewissen verantwortlich suhlen, muß sich jeder in nerlich loslöscn von Gedanken an Gruppeuinteressen und an Einzetriickjichlen. Rui wenn iolche Gesinnung Sic, meine Her ren, erfüllt, werden Ihre Beratungen den sittlichen Wen und die überzeugende Krast besitzen, ohne die ein gesundes und lebeusstartes Voll sich nicht führen laßt. Wenn das deutsche Volt durch die wirlschaüiül en und moralischen Wirrnisse und die Gefahren innerer Zersetzung hin durch zu besserer Zukunft gelangen soll, so ist hieriiir Voraus setzung, daß die Führer der Wirts-Hail zusammen niii der Reichs» regieruug einen llareu und zielsicheren Weg gehen Möchte Ihre Zusammenarbeit, meine Herren. Ergebnisse zeitige», welche die Reichsregierung in den Stand setzen, aus Grund der versassungsmiißiaeu und geschichtlichen Veranlwonnua. die ihr die Pflicht der Führung zumeist, mir wirksame Maßnabmon zur Wiedergesundung unserer Wirtschaft und zur Anirechterhaltung des sozialen Friedens vorzuichlogen. Dieses Ziel fest vor Augen lassen Sie uns nunmehr an die gemeinsame Arbeit gehen! Der Reichspräsident eröffnete dann im Sitznnqsmal die erste gemeinsame S i tz u n g des >!Uirticha>tsb--rates nnd der Reichsregierung und erteilte zvnächit dem Reichskanz ler D r. Brüning das Wort. D r Reichskanzler legte in lnuaeren Aussiibrunaeri die wirtschaftliche Lnae und die zur Besserung der W,rtschastanoi in Frage kommenden Möaliihkoi- teil dar. Hieran schlossen sich eraanzende Darlegungen des Neichswirtschaslsniiniiters Dr Warmbols und des Reichs- daalprüsidenten Dr. Luther Alsdann begann die allgemeine Aussprache Die Aus sprache wird nach einer Mittagspause nm ä llhi nochmirlags sortgesetzt. Alle in der Aussprache aelwltenen Red.-n irrerden nicht verössentlicht Alan '-ebnet damit, daß die Generalau 'spräche noch heute zu Ende kommt. Was faa" Wlker Sazu? Sier spricht Morgan Thomas Lamont zur Frage -er Reparationen Die französtsche These Reuyort, 29. Oktober. Thomas Lamont, der Mitinhaber der I. P. Morgan-Ban^ bespricht in der Zeitschrift Saturdah Review Schachts Buch „Das Ende der Reparationen". Lamont fordert Deutschland auf, die Initiative zu ergreifen, um eine Verständigung mit Frankreich Uber die Reparations frage herbeizusUhren, bevor die Bereinigten Staaten aufgesordert würden, «ine ent- jpiechendc Revision der internationalen Schulden vorzunehmen. Lamont ist der Ueberzeugung, daß, falls die «uropäW-en Regie rungen diese Aufgabe erfüllen würden, auch die amerikanische R gierung bereit sein würde, neu« Vorschläge zur Schuldensrage cwgcgcnzunehmen. Dagegen könne nicht erwartet werden, Log die amerikanische Regierung in dieser Richtung die ersten S i rille tun werde, noch könne das amerikanische Volk Deutsch- Ir. w Anleihen für Reparationszahlungen weiterhin gewähren. Di, Lösung des Rcparationsproblems müsse daher a u s rca- l i st i s ch « r Grundlage" erreicht werden. Lamont erinnert daran, daß die amerikanische Finanzwelt in Len letzten zwölf Jahren einen unverhältnismäßigen Anteil au Rcparationslasten getragen und dadurch es den Gläubigcr- uationcn erleichtert habe, eine wirklich endgültige Lösung der Ncpckrationssrage zu vermeiden. Daher sollte Deutschland, „je roirlzer, je besser" entweder durch den Boungplan oder durch direkte Verständigung mit Frankreich im Rahmen des Bo»»g- planes die Initiative ergreifen. Ferner betont Lamont, daß das iuternationalc Vertrauen in Deutschland untergraben werde, nun» es nicht den durch das Hoovermoratorinm geschassencn Aufschub benußte zur Liquidierung seiner kurzfristigen in- und ausländischen LlerPfUchlungen. Deutschland soll der Agitation für eine Revision des Versailler Vertrages ein Ende machen und giößcrcs Vertrauen in «in „ordentliches Verfahren" sehen, um eine Revision zu erreichen, wie sie zu rechtfertigen sei. Er sei einer der leßten, zu glauben, daß der Versailler Vertrag ein Werk der Vollendung sei. Dieser enthalte durch und durch ttugünkige Bedingungen. Jedoch sei kein Grund zu der Annahme vorhanden, so viele dies auch In Washington nnd London zu glauben schienen, daß das sranzösische Volt sich in dieser Fragt als unver nünftig erweisen würde. Man müsse aber Frankreichs Neigung für eine methodische Be Handlung berücksichtigen und nicht Ungeduld g werden, wenn di« Franzosen auf einem solchem Verfahren bestunden. Wir wisse», daß politisch« Fragen «rster Ordnung ihrer Lösung aus dem europäischen Kontinent harren und wenn wir von Repara tionen sprechen, sind wir uns bewußt, daß keine wirklich end gültige Verständigung erreicht werden kann, ohne Berück sichtigung der damit in Verbindung stehenden politischen Frage». Die Aeußerungen Lamonts verdieueii insofern Beachtung, als Lamont zweifellos die für das Bankhaus Morgan maßgebenden tbesichtspunkte wiedergibt. Diese Darlegungen zeigen erneut, daß das einflußreichste Bant Haus dcrWelt nicht etwa die Absichten der Negierung in Washing ton, sondern aus finanzpolitischen Erwägungen die Hal tung der französischen Negierung uni erst üht. Diese Tatsache muß bei der Beurteilung der in den letzten Mo naten geführten Verhandln»««» und des Ausganges der Kon ferenz in Washington sehr stark in Rechnung gestellt werden. Sie wird anch bei den Internationalen Verhandlungen der näch sten Monate eine wichtige Ralle spielen. Die sranzösiickie Politik stützt lick beute nicht nur ans den gewaltigen mili tärischen Einkluß Frankreichs auf Europa, sondern ebensosehr aus das Wohlwollen einflußreichster Fiuanrtreise außerhalb Frankreichs, deren Führung beim Bankhans Morgan liegt. Preußenetat nach vor Weihnachten? Berlin, 29. Oktober. D«r ursprüngliche Plan, den preußi schon Haushalt für das kommende Rechnungsjahr erst im Fe bruar vorzulegen, ist. wie der „Börsenkurier" erfährt, geändert worden Das preußische Finanzministerium beabsichtigt, den Haushalt bereits l in Dezember vorzulegen. Das preu ßische Kabinett wird in seiner Sitzung am Freitag sich mit die ler Frage beknssen Adols Hitler hat bolanuilich am Tage der ent scheidenden Ncichstagsabslimmuiig an Reichslanzler Dr. V r ii n i n g einen „osjencn Pries' gerichtet, der sich in be merkenswert sachlicher Weise mit der Politik des Reichs kanzlers anseinandcrsetzte. Diesen sachlichen Eharallcr der Auseinandersetzung snchtc der uai-'ualso.gaUstijcho Führer ossenbar auch dadurch zu unterstreichen, daß er ausdrücklich erklärte, dein Reichslanzler seine natio nale G « sjn n u n g n i ch t n l jpre ch c n z u wol len. Diese Haltung wurde gegenüber den jrüheren M> thoden der nationalsozialistischen Agitation allgemein als sehr wohltuend cmpsunden, und Reichslanzler Dr. Brü ning unterließ es nicht, dies mit einer ritterlichen Geste vor dem Plenum des Reichstages anzuerkennen. Leider weiß man aber, wie eine alte Erfahrung lehrt, bei natw nalsozialistischen Erklärungen nie, wie lange sie Bestand haben und was wirtlich mit ihnen gesagt sein soll Der „R a t i o n a l s o z i a l i st i j che Prejsedie n st", das Organ der nationalsozialistischen Reichstagssraklion. vor sucht jetzt, die Aeuszeruug Hillers in einer Wie iso auszu legen, die man nicht anders als niederträchtig nnd heim tückisch bezeichnen kann. Unter der Ueberschrist „Wir wol len etwas anderes als Priining" schreibt der Rational- sozialistische Pressedienst: „Dor Kan-re Hal in seiner letzten Rede den politischen Gegnern, unke: thnen anch dem Führer der Nationalsozialisti schen Deutschen Arbeiterpartei, seinen Dank dajiir ausgesprochen, daß man seiner Person gegenüber Vornehmheit der Kritik be wiesen. auch daß Hiller den Mut gehabt habe, ihm — in seinem offenen Brief — die nationale Gesinnung nicht abzusprechen Wir können verstehen, daß der Kanzler dafür dankt, und müssen ihm aber dabei doch sagen, daß er den nationalen Gedanken ganz anders sieht, als wir es tun. Es genügt schon, daraus hin zumeist», daß der Reichskanzler Brüning einer Partei an- aehört. deren Ideal es ilt. dak das denticke Volk vollkommen Di« heutige Nummer enthält das S «. > V» n n o - B l a t t. das Tonnlagoblati sllr di« Diözese Meißen,