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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911111102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911111102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-11
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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» Kriegsminister und dem Staatssekretär des Reiche marineamts wegen Deutschlands Kriegs bereitschaft eine Besprechung gehabt habe, wo- bei Herr v. Tirpitz die deutsche Marin« als nicht ge rüstet bezeichnet haben sollte, hat, wie die „Braun schweigische Landerzeilung" meldet, der Staatssekretär des Reichsmarincamts die strafrechtlich« Verfolgung einlciten lassen. Zum französischen Pulverskandal, Paris. 11. November. Dem Marine-Ausschutz, dessen Obmann der frühere Marineminister Tbomson ist. erstattete die Subkommission einen Bericht, wo nach die am 25. September d. I. an Bord der Kriegs schisse befindlichen Pulver Vorräte zum Teil sehr alten Datums waren. Den Plättern zu folge stellt dieser Bericht eine schwere Anklage gegen Minister Delcassä dar. Die Finnlandfraoe vor der Duma. Petersburg, 11. November. Die Erörterung der Finnlandfroge in der gestrigen Dumasitzung batte die ganz« politische Welt in Aufregung versetzt. Der Dumasaal war übersüilt. In der Ministerlogr waren sämtliche Minister, mit Kokowzew an der Spitze, an wesend; dennoch batte di« Duma keinen großen Tag. Kokowzew erklärte klipo und klar, die Politik Stolypins forts uhren zu wollen. Beide Gesetz«, die vom 17. Juni 1910 bestehen, werden durch geführt. Finnland kann keine Sonderstellung in dem unteilbaren ru fischen Reiche einnehmen. 2venn auch di« politischen Wogen in Finnland augenblicklich hoch gehen, werden sic sich beruhigen. Finnland wird ein sehen, daß in der brüderlichen Einigung mit Rutz land das Pfand des ökonomischen Auf schwunges und der Sicherheit auch Finnlands liegen wird. Tunk». 11. November. lEig. Drahtmeldung.) Der norwegisch« Matrose Harald Io Hensen ist den Verletzungen, die er bei dem Ueberfall durch Eingeborene erhielt, erlegen. Seine vier Kamera den befinden sich aus dem Wege der Besserung. Neu« ver ft gelungen für Tunis. Pari», 11. November. (Eia. Drahtmeld.) Die Garnison von Constantine hat Befehl er halten. sich bereitzuhalten, umunverzüglichnach Tunis abzugehen. Wie verlautet, soll auch ein Bataillon Zuaven zur Wiederherstellung der Ruhe in Tunis demnächst abgesandt werden. Lsnlel Gatttod Moritz SHreüer. Am heurigen 11. November jährr es sich zum 50. Male, feit ein Mann dahingcschieden ist, der für das Wohl seiner Mitmenschen in hervorragender Weise strebte und wirkte: Tr. Daniel Gottlob Moritz Schreber. Jeder Leipziger kennt seinen Namen aus den Schrcbervereinen, dock nicht viele wissen, in welcher Verbindung Schieber zu diesen steht. Schieber war am 15. Oktober 1808 in Leipzig als Sohn eines Advotaren geboren. Er besuchte die Thomasschule und widmete sich seit 1826 auf der Uni versität Leipzig dem Studium der Medizin. Von Natur aus schwächlich veranlagt, gab er sich eifrig der Pflege von Leibesübungen hin und befolgte schon als Student die Grundsätze, die er später für die harmonische Ausbildung des Menschen verlangte, wenn ec sagt: „Tie gediegene Volkserziehung ist der einzige fundamentale Weg zur körperlichen, sitt lichen und intellektuellen kraft, zur geschichtlichen Höhercntwickelung der Nation, zu einem geordneten und gedeihlichen Familienleben, folglich das einzige, radikale Mittel zu einein innerlich gesunden Staats leben." Als Schieber im Jahre 1833 die Doktor würde erlangt hatte, bereiste er als Begleiter eines russischen Edclmannes verschiedene deutsche Bäder, Süd- und Mittelruhland, woran er «ine wissenschaft liche Reise nach Men, Prag und Berlin schloss. Drei Jähre später lieh er sich al? praktischer Arzt in Leipzig nieder und habilitierte sich an der Uni versität als P r iv a t d oz c n t. In jener Zeit war sein Lieblingswunsch die Errichtung einer Kinder heilanstalt, doch die Behörden, an die er sich mit Eingaben wandte, hatten für seine Pläne nur wohlwollende Anerkennung, lehnten ober cme Unter stützung ab. Ten gleichen Misserfolg batte er mit seiner an die Negierung und die Kammern ein- gereicluen Schrift. „Tas Turnen vom erziehlichen Standpunkt, zugleich als eine Staatsangelegenheit dargestellt." Im Jahre 1814 hatte Schreker die orthopädische .Heilanstalt von Professor Carus übernommen, die er bis an sein Ende leitete, zuletzt in Gemeinschaft mit Tr.Schildbach. Bei seinen Behandlungen wendete er vielfach turnerische Hebun gen an, sowohl bei Formfehlern als auch bei chroni schen Krankheiten. Dabei wurde die mechanische Seite - di» zum Frühling in jeder Weise ruhig zu verhalten. In Afrika selbst wollen wieder die Türken einen Sieg erkämpft haben. Neu« türkisch« Siegesmeldungen. Konstantinopel, 11. November. Da» Kriegs» Ministerium veröffentlicht ein offizielles Telegramm Neschat Bei, aus Tri polis vom 7. November. Es lautet: „Im Kampfe, den wir am v. November mit dem Feind hatten, verloren die Italiener 200 Tote vom 1. Ba taillon des 83. Regiments, das soeben direkt aus Mailand in Tripolis angekommen war. Wir nahmen 85 Mann dieses Bataillons gefangen." Der Korrespondent der Agence Ottomane telegra phiert aus Tripolis: Di« Kümpfe um Tripolis dauern an. Gestern wurde das 2. Dcrsaglieri-Regt- ment aufgcrieben. Die Türken machten 75 Gefangene und erbeuteten grosse Mengen Munition, Gewehre. Maulesel und Lebensmittel. Sin entscheidender Kemps bei Tripolis. Tripolis, 11. Noveml>er. lAaenzia Stesani.) Gestern früh griffen Türken und Araber in be trächtlicher Menge, unterstützt von Artillerie, die link« Flanke der Italiener an. Kurz nach Mittag wurde der Feind durch das Feuer der Ma schinengewehre und der Infanterie in den Schützen gräben, das durch Feld- und Schifsegeschütze wirksam unterstützt wurde, auf der ganzen Linie zurückqeschlagen. Don den Verlusten ist noch nichts bekannt. Paris, 11. November. (Eig. Drahtmeld.) Am 10. November, mittags, hat nach einem Telegramm des „Temps" an der Fron: zwischen dem Hamisicfort und dem Wasscrwcrl Bumcliana ein neuer Kampf begonnen, in den die Kanonen des Forts und des „Carlo Alberto" eingriffen. Die Türken und Araber fochten mit bewunderns wertem Mut, begannen aber schließlich anT « rrain zu verlieren. Der Korrespondent meint, daß der Kamps entscheidend werden könnte. Italiens Kriegsbereitschaft. Mailand, 11. November. lEig. Drahtmeld.) Nach dem „Secolo" hat Italien jetzt 360000 Mann unter den Fahnen. — Das Mailänder 5. Genics oldaten-Regiment geht nach dem Kriegsschanvlatz ab. Di« Annexion von Tripolis durch Italien , und die Mächte. Konstantinopel, 11. November. (Eig. Drabtm.) Die türkische Presse wendet sich nach wie vor gegen die Annexion von Tripolis dnrch die Italiener in scharfen Worten und gibt ihrer Derwn rdcri.ng darüber Ausdruck, daß die anderen Mach e diesem Vorgehen Italiens, das wi der gegen jcrrs Völker recht ist, so ruhig zu sehen. Wie die Blätter weiter zu melden wissen, bat die italienische Regie rung Deutschland und Oesterreich ror ihrem Tripolisfcldzug nicht von lhcen Absichten in Afrika unterrichtet. Oe st erreich wird niemal s, so heißt es in den Zeitungen, seine Zustim mung zur Annexion von Tripolis durch Italien geben, auch dann nicht, wenn die italienische Negierung der österreichischen völlige Aktion sireiheit in Novibazar zusichern würde. Zu -LU Unruhen in Tunis liegen solgende Meldungen vor: Die Zahl der bisher Verhafteten beträgt 1100. Die eingeborene Bevölkerung verhält sich augenblicklich ruhig: man erwartet jedoch neue Unruhen. Mit Ungeduld sehen die Europäer dem Eintreffen neuer Truppenverstürkungen entgegen. Die fran zösische Regierung ist nochmals um Entsen dung von zwei Eskadronen Jäger und drei Bataillonen Zuaven ersucht worden. UM Verhaftungen in Tunis. 1'. ('. Tunis, 11. November. lEig. Drahtmeld.) Ungefähr 400 Verhaftungen sind heute nacht vorge- uommen worden. Die Ge sangenen wurden heute einem Verhör durch die Untersuchungsrich ter der Eingeborenengerichte unterzogen. Die Lage gilt noch als gefährlich, da eine äußerst starke italienfeindliche Stim mung vorherrscht. Die Läden sind geschlossen, jeder Verkeyr stockt. «US Leipfls unü Umgegenü. * L ipzig, 11. November. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 12. November. Südwestwind. aufheiternd, mild, kein erheblicher Nie?.erichlag. Pöhlberg: Vor- und nochmiltags starker Nebel. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, schwäche Schneedecke, starker, lang anhaltender Reif. psltttlche «schlichten. Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen als Landrat. Nachdem der Kreistag des Kreises Frankenstein beschlossen hatte, an di« Staatsregierung die Bit!« zu richten, di« Ernennung des Prinzen Frieo- ctchWilhelm vonPr « ußen zum Landrat des Krelics Frankenstein, Len er seit Juni kommistarijch verwaltet, herbe führen zu wollen, ist. wie die „Schles. Ztg.' meldet, durch allerhöchste Bestallung vom 1. d. M. die Ernennung des Punzen Friedrich Wil helm zum Landrat erfolgt. Der Minister des Innern hat darauf unter dem 7. d. M. dem Prinzen die Ver waltung des Landratsamte» endgültig über tragen. Der Herzog-Reckent von Braunschweig, der Präsident der „Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Wie mirgeteilt wird, hat Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg. Regent des Herzogtums Braun schweig, der die ZIahl zum Präsidenten der „Deut schen Landwirtschafts-Gesellschaft" für di« Zen bis ium 30. September 1912 angenommen hat, auf einem Begrüßungotelegramm des Eesamtvorstandes seiner Freud« Ausdrui gegeben, daß er der „Deutschen Land- wtrtschaftsgesclt chäst" wieder angehöre. Zum Marokko-Abkommen. In der gestrigen Abendnummer teilten wir eine bemerkenswerte Kundgebung führender Persönlichkeiten des deutschen Wirt schaftslebens mit. Hierzu war von einem Ber- liner Blatt von „Beauftragten Les Auswärtigen Amtes gesprochen worden, die, um Unterschriften zu werben, von Pontius zu Pilatus gelaufen seien." Demgegenüber wird halbamtlich sestgestellt: „Für eine solche Unterstellung liegt nicht der Schatten eines Anhalts vor. Die Kundgebung ist durchaus spontan er folgt, und die amtlichen Stellen haben von der Kund gebung erst durch ihre Veröffentlichung Kenntnis er halten." Schwedens Zustimmung zum Marokko-Abkommen. Paris, 11. November. Der schwedische G e'- s«i ii dr« teilte dem Minister des Aeußern d« Seines die Zustimmung der schwedischen Regierung zum d e u ti ch - f r a n z ö j is che n Marokko- und K o ,i g o - A b t o mm e n mit. Deutsch-französischer Handclekongreß. Pari», 11. November. Unter dem Vorsitz des ehe- maligen französischen Residenten von Tunis, Milkt, wurde gestern der vierte deutsch-franzö sische Handelskongreß eröffnet, an dem eine Anzahl clsäsiiicker Abgeordneter und zahlreiche Ver treter deutscher Handelskammern teilnahmen. Der Kongreß brachte die Wünsche zum Ausdruck, die auf eine Verbesserung des Zoll-, Trans port- und Po st Verkehrs zwischen den beiden Ländern abzielen. Abends fand ein Festmahl für die Teilnehmer des Kongresses statt. Mistet betonte in einer Ansprache dabei, daß die Franzosen der wirt schaftlichen Gleichberechtigung in Marokko von gan zem Herzen zustimmisn, und sagte, daß die Wieder herstellung geordneter Zustände in Nordafrika eine Notwendigkeit für den Wettbewerb aller gesitteten Völker sei. Der jüngste Kreuzer. Wie die „Deutsche Korrespondenz" aus zuver lässiger Quelle erfährt, wird der Ausbau des am 4. November auf der Svejerwerst bei Gröpelingen vom Star»cl gelaufenen Kreuzers „Stralsun d" be- schlcuniat werben. Die Manneverwaltung hofft, ihn schon im Laufe des nach st en Sommers in T i e nst st e l l e n zu tonnen. „Stralsund" ist 135 Meter lang und wird eine aus 400 Mann bestehende Besatzung erhalten. Einleitung eine« Strafverfahren». Gegen den Urheber der Mitteilung des „F rünkt- schen Kuriers", nach der der Kaiser mit dem der Orthopädie von ihm nicht vernachlässigt. Ein« Vorrichtung gegen Rückgratverkrümmung, dl« er er- fand, bewahn sich auch heute noch vorzüglich. Im Jahre 1845 gelang eS Schreker, mit den Professoren Bock und Biedermann den Leipziger Turn verein zu gründen. Tas Turnen war ihm nicht Selbstzweck, sondern Erziehungsmittel. Seine Schrift „kallipädie oder die Erziehung zur Scyon- heit des Körpers und Geistes durch harmonische Veredelung der ganzen Menschennatur", die von Professor Tr. Hennig unter dem Titel „Das Buch der Erziehung von Leib und Seele" neu heraus gegeben wurde, ist eine herrliche Gabe für alle Ellern. In den Schrebcrvereinen lebt der Name des Mannes fort, der — wie der mit diesen Vereinen ebenfalls engvertnüpfte Hauschild sagt — „der ärztliche Pädagog gewesen ist", aus dessen treffliclien Schriften man sich bisher gestärkt und erquickt habe und in dessen Geist das Unternehmen steht. Der Direktor der 4. Bürgerschule, Hauschild, hatte nämlich im Jahre 1863 einen Schill der ein gegründet, aus dem sich am 10. Mai 1864 der erste Sckr eber verein, der jetzige Sckreberverein Westvorstadt, entwickelte. Schiebers Gedanken in die Tat umzusetzen ist die hohe Ausgabe der Vereine, die seinen Namen tragen, die nicht in erster Linie Gartenvereine, sondern Vereine für Jugend pflege sein sollen und sind. Teshalb pflegen ie das Jugendspiel, sind doch „die Jugend- piele fast die einzige Sphäre, in welcher das Tat- leben der Kindheit, das selbständige, freie, von innen heraus fick gestaltende Leben und Wirken ent falten kann". Eng verbunden mit den Spielen sind die I u g e n d >v a ir d e r u n g e n. Weiter er blicken die Scnrebervereine Jugendpflege darin, daß sie Milch- und Badekolonieir, Eisenbahnen und Kindergärten errichten. Wie großzügig sie hierin arbeiten, mag man daraus ersehen, daß die Per bandsvereine jährlich rund 15 000 .K für Jugend pflege ausgeben. Gewiß ein Opfer im Sinne des großen Volks- und Äindersreundes Tr. Schreber. 6. Sx. * ot. Unioersitätsnachrichte«. Das Ergebnis der Freitischverteiluna wird von Montag, den 13. November, ab in der Irniversitätskanzlei bekannt gegeben. — Der studentische Gustav-Adolf-Verein ver anstaltet Mittwoch, den 15. November, abends 8 Uür. einen Vortragsabend im Hörsaal 19 der Universität, an dem Prof. Dr. Guth« einen Vortrag über den ..Protestantenlag in Wien" halten wird. — Die Akademisch-wissenschaftliche Vereinigung „Gabels berger" hält am Dienstag, den 14. November, abends 8)L Uhr. ihren ersten Vortragsabend im Restaurant Baarmann, Katharinenstraße 3, ab. Gymnasial lehrer Weinmeister spricht über „Symbol und Symbolik". * Kirchennachrichten. JnderPhilippuskirchc findet am nächsten Freitag keine Bibelstunde statt. —5. Erweiterte Anwendung der Notstandstarife. Die Ausnahmetarife für Futter- und Streumittcl, Düngemittel, frische Kartoffeln, frische Gemüse und Hiilscnfriichte werden, wie uns mitgeteilt wird, von jetzt ab im Bereiche der preußisch-hessischen, sächsischen und oldenburgischen Staatseisenbahnen, der Militär eisenbahn und der Reichseisenbahnen auch für die in Frankatur (Zahlung der Fracht durch den Ver sender) abgesertigten Güter gewährt, jedoch nur im Wege der Rückerstattung und mit der Maßgabe, daß die Rückzahlung nur an den im Frachtbriefe bezeich neten Empfänger (Adressaten) erfolgt. Die Frachtermäßigung wird gleichzeitig auch auf ge schälte Hülsenfrüchte (Bohnen, Erbsen, Linsen) ausgedehnt, Bisher wurde die Anwendung der Not standstarife davon abhängig gemacht, daß die Sen dungen in lleberweisung (Zahlung der Fracht durch den Empfänger) abgefertigt waren. * Das Jahr 1912 ist ein Schaltjahr. Der Februar hat daher 29 Tage. Der Neujahrstag fällt auf einen Montag, der Dreikönigstaa auf einen Sonnabend. Die Fastnacht ist am 21. Februar, Ostern am 7. April. Christi Himmelfahrt am 16., Pfingsten am 26. Mai und Fronleichnam am 6. Juni. Im Jahre 1913 fällt Ostern auf den frühesten Termin. Len es treffen kann, nämlich den 23. März, und die Fastnacht ist schon am 4. Februar. * Fremdenverkehr Leipzigs. Nach den dem Ver kehrsverein Leipzig zur Verfügung gestellten aml lichen Unterlagen sind in der Woche vom 20. Oktober bis 4. November in den Leipziger Hotels 3610 Fremd: abgestiegen. Darunter 3328 Reichsdeutsche, 268 aus Seelische. Von Dr. Ludwig Etaby. tNachbnikt vklvotrii.) In den jetzigen Zeiten der Teuerung ist in einer Welle, wie niemals früher, die Aufmerksamkeit aller Volkskreise auf ein Nahrungsmittel gelenkt worden, besten Bedeutung bisher bei uns in Deutschland noch lange nicht in seinem ganzen Umfange erkannt wor den ist, es sind dies die Seefische, der Segen des Meeres. In sehr vielen Städten unseres Vaterlandes haben die Stadtverwaltungen in dankenswerter Weise die Beschaffung und den Vertrieb dieses guten und billigen Nahrungsmittels in die Hand genom men; es sind überall Vcrkanfostände für Seefische eingerichtet worden, in denen die Ware in großen Mengen nur mit einem geringen Ausschlag zu den Selbstkosten verkauft wird, so daß selbst der minder bemittelte Haushalt, für den die hohen Fleischpreise fast unerschwinglich sind, sich mit billigen Fischen ver sehen kann, deren Nahrungswcrt dem Fleische bei nahe aleichkommt, und die ebenso bekömmlich sind, wie dieses. Leider herrscht über Art und Güte der Seefische in den weitesten Kreisen eine beinahe merk würdig zu nennende Unkenntnis, alle» wird unter dem Wort „Seefisch" zusammcngefaßt. ohne irgend welche Kenntnis, daß unter den Seefischen kn bezug auf Geschmack und Qualität ebenso große Unterschiede vorhanden sind, wie unter anderen Nahrungsmit teln. Da es nun für jede Hausfrau von großem Vorteil ist, zu wissen, welche Qualität Fische sie kauft, und wie sie die gewünschten Arten erkennen kann, so dürste es von allgemeinem Intereste sein, die am meisten an den Markt gebrachten Fische nach dieser Richtung hin etwas näher zu betrachten. Auf allen Märkten ist der begehrteste aller See fische der Schellfisch, der auch in der Tat mit jeinem sehr schmackhaften, zarten, schneeweißen Fleisch an erster Stelle steht. Der echte Schellfisch hat nun ein untrügliches Kennzeichen, da» sich jeder leicht merken kann, er trägt nämlich an jeder Seite, nicht weit hinter den Kiemen, «inen schwarzen Flecken von ungefähr Daumenbreite. Die Fischer der Nordsee haben eine kehr hübsche Erklärung diese» sonderbaren Abzeichen». Al» Petrus, so erzählen sie. seinen großen Fischzua tat, ersuchte ihn der Herr, ihm einen Fisch zu reichen. Petrus tat es. und Christus ergriff ihn, indem er den Fisch mit dem Daumen und Zeige finger faßte Dadurch bekam der Fisch Mei Finger eindrücke, di« er und seine Art fortan für immer behielten, und daher stammen die Flecken beim Schellfisch, die in der Tat die Gestalt von Finger- eindrüaen haben. Ueber die Mitte der Seiten zieht sich vom Kopf bis zum Schwanz «ine schwarze Linie, die aber der nah« Verwandte des Schellfische», der Kabeljau, ebenfall» hat. Während der Schellfisch gewöhnlich in Exemplaren von einem halben bis zwei oder drei Pfund Gewicht aus den Markt kommt, wird der Kabeljau, der ans dem Rücken auch eine etwas dunklere Färbung hat, bedeutend größer; Exemplare bi» zu fiinfzehn Pfund und mehr sind keine Seltenheit. Das Fleisch des Kabeljaus ist etwas gröber und auch nrcht so weiß, als das des Schellfisches, und cs steht daher auch fast immer etwas niedriger im Preise. Schell fisch und Kabeljau sind, abgesehen vom Hering, der hier nicht in Betracht kommt, die wichtigsten aller Seefische, und sie werden in ganz ungeheuren Men gen gefangen. Alle seefahrenden Nationen, vor allem England, haben von Jahr zu Jahr anwachsende Flot ten von Fischdampfern, die in den nördlichen Teilen der Nordsee, besonders aber bei Island, mit großen auf dem Meeresgrund ziehenden Schleppnetzen dem Schellfischkang obliegen und große Mengen dieses schmackhaften Fisches auf den Markt bringen. Aber die Bedeutung de» Kabeljaus für den Weltfischmarkt ist doch noch größer, denn dieser Fisch wird in geradezu unglaublichen Quantitäten, besonder» von den Ameri kanern und Engländern, verbraucht. Wenn die Laichzeit dieses Fisches eintritt, erscheint er in unab sehbaren Mengen an geeigneten, flachen Stellen des Meeres^ um hier dem Laichgeschäft obzuliegen, so an den Lofoten, an der Doggerbank bei England und vor allen Dingen auf seinem Hauptfanaplatz, an der großen Neufundlandbank. Hier bedecken die dicht aneinander gedrängten Heere der Kabeljaus oft die ungeheure Fläche von über hundert Kilometer Länge bei einer Breite von über dreißig Kilometer. Es kann also nickt wundernehmen, wenn wir hören, daß auf Neufundland allein jährlich ungefähr 2500 Mil lionen Pfund Kabeljaus gefangen werden, von denen der bei weitem größte Teil auf Amerika entfällt. Eine Flotte von etwa 3000 Fahrzeugen mit eine» Besatzung von 45 000 Matrosen und Fischern ist all jährlich in jenem unwirtlichen Teil de» Ozean» ver sammelt, um diesen ungeheuren Segen de» Meeres bergen. Der Kabeliau wird nur zum geringen Teil in frischem Zustande auf den Markt gebracht, die weitaus größte Masi« wird an der Lust vollständig hart getrocknet und gelangt dann al» „Stockfisch, der sich jahrelang hält, in alle Länder der Welt. Der Dorsch, das dritte Miralied der Schell- fischfamilte, spielr auf unseren Markten nur eine untergeordnete Rolle, da er nur in geringen Mengen etngevracht wird. Der auf der Rückenseil« ziemlich dunkel gefärbte Fisch hat ein dem Kabeljau beinah« gleichwertige» Fleisch. Der -auptfangplatz de» Dorsches liegt bet den Lofoten, wo Tausend« von norwegischen Fischern im Frühjahr große Mengen dieses Fisches fangen. Ein Teil wird an der Luft getrocknet und ebenfall» als „Stockfisch" in den Han del gebracht, der weitaus größte Teil aber wird aus genommen, dann in der Mitte auseinandergeschntt« ten, Kopf und Rückgrat werden entfernt und nach gründlicher Waschung eingesalzen, er heißt dann „Klippfisch" und wird weithin versandt. Von ähn lichem Wert wie der Dorsch ist der Ziemlich häufig auf den deutschen Markt kommende Seehecht, dessen Fleisch gut und schmackhaft ist, aber von festerer Be- schasfenhcit und grauer Farbe. Sehr feines und wohlschmeckendes Fleisch hat der Austernfisch, der cLt/isK der Engländer, der diesen Namen mit Recht trägt, denn der runde Kopf dieses Fisches mit den lang aus dem Maule hervorstehenden Zähnen sieht einem Katzenkopfe, allerdings einem sehr häßlichen, Lbnlich. Wegen seines scheußlichen Ausiehens wird der Kopf meistens abgeschnitten, und der Fisch kommt ohne Kopf in den Handel; sein zarter Fleisch ist be sonders zu Bratzwecken zu empieqlen. Die Farbe des Fisches ist ein mehr oder weniger dunkles einförmi ges Grau, zuweilen kommen aber ganz bunt ge sprenkelte Exemplare vor, und die nennt der See fischer dann..Tigerkatzen". Außer diesen Fijchcn kommen nun noch eine große Anzabl von Flach fischen auf den Markt. Von diesen sind bekanntlich di« Seezungen und Steinbut ten die wertvollsten, sie stehen daher auch so hoch im Preise, daß sie nur als Delikateste gelten und al» Volksnahrungsmittel gar nicht in Betracht kommen können. Ihr Fleisch ist das beste und feinste aller Seefische, aber auch das Fleisch der gewöhnlichen Rot zungen, Schollen und Flundern ist sehr gut, ebenso das des Heilbutt, der ein Gewicht von mehreren Zentnern erreichen kann. Da mit Steinbutten ost Fälschungen versucht werden, sei bemerkt, daß der echte Stembutt in der Haut seiner dunklen Oberseite stets kleine SteinLen trägt, die man beim Ueder- streichen der Haut sofort fühlt, aber auch leicht sehen kann. Bon anderen Seefischen kommen noch in Be tracht, allerdings immer in geringeren Mengen, See aale, Makrelen und Brassen, die je nach dem Re fustat de» Fanges einen verschiedenen Preis haben, wie ja überhaupt der Prei» der Seefische großen Schwankungen ausgesetzt ist, je nach dem günstigen oder schlechten Fongwettei. Welche Seefische die Hausfrau nun aber auch einkaufcn möge, immer erwirbt sie ein nahrhafte» und. abgesehen von wenigen, feinsten Arten, ein billiges ldericht, sie darf aber nicht versäumen, darauf !«> achten, daß sie stets nur frische Fische einkauft. Haben di« Fische «in unansehnliche», schmierige» Aussehen, fühlen sie sich ganz weich an, und zeigen die Kiemen gar keine rötliche Farve mehr, dann unterlasie man lieber den Einkauf, denn durch schlechte, schon in Verwesung überaeganaene Fische rönnen durch Vergiftung sehr böse Krankheiten ent stehen, denn nicht nur für die Eüßwaster-, sondern auch für die Seefische gilt das Wort: „Frische Fische, gute Fische!" Große SunltausVeUuny Dresüen lS!2. Die Pforten der Internationalen Hugieneaus stellung sind kaum geschlossen und schon sind die Vor bereitungen für die Ausstellung im Gange, die am 1. Mat des kommenden Jahres im städtischen Aus stellungspalast zu Dresden eröffnet werben «oll: die Große Kunstausstellung Dresden 1912. Nach dreijähriger Pause wieder ein Ausstellungs unternehmen, das an räumlicher Ausdehnung zwar auf den städrtschen Ausstellungspalast und die Park anlagen beschränkt sein wird, beim Publikum aber sicher eine freudige Aufnahme finden und das gleiche rege Intereste erwecken dürfte wie seine Vorgänger. Steht dieses Unternehmen doch wieder unrer der Leitung des Meisters Gotthardt Kuedl und einer großen Reihe schaffensfreudiger bekannter Künstler und Kunstpelehrter der Stadt, die den Ruhm Dresdens als Kunststadt begründen halfen, seit Jahren bei- getragen haben, ihn zu heben und zu fördern. Durch Angliederung von Sonderabteilungen und Schaffung neuer künstlerischer Reize wird die nächst» jährige Kunstausstellung ein neues eigenartiges Ge, präge tragen. Der Vatznvnn Beethovens. Cesare Lombroso, der berühmte Kriminal anthropologe, dem jetzt an der Stätte seines Wirkens in Turin aus internationalen Beiträgen ein Denk mal gesetzt werden soll, hat neben andern Arbeiten, deren sachlicher Wert Hoyer zu veranschlagen ist, die Theorie von der Verwandtschaft de» Genie» und des Irrsinns in die Welt gesetzt und dadurch, wie es nun einmal zu pehen pflegt, den größten Teil seines Ruhms erworben. Freilich sind manche Leute der Ansicht gewesen und geblieben, daß Lombroso selbst mit dieier Theorie eine Art von Verbrechen begangen hat. denn zum wenigsten sträubt sich der Durchichnittsmcnsch dagegen, einen von ihm ver» ehrten Genius als halb oder ganz wahnsinnig hin gestellt zu sehen. Einer der Heroen, der gleichfalls diesem Urteil Lomdrosos verfiel, war Beethoven, den der ita»
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