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Sächsische Volkszeitung : 11.02.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193202114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19320211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19320211
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-02
- Tag 1932-02-11
-
Monat
1932-02
-
Jahr
1932
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.02.1932
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Nottzen Luthers zeitgemäße Gestalt" In dcr Astgeineinen Zeitung Chemnitz sNr. 32) finden wir e^:en Bericht über eine FUHrertagung des E v a n ge I i f ch e n Bundes in Cljemnitz. Tort hat Pfarrer Dr. Flade (Nicder- w>esas eine Rede gehaiien, in der er nach den» Berich» der A. Z. n. a erklärt hat: „In der ungemein zeitczemätzen Gestalt Lu- Ibers Haden ivir die iniii-iste und «indruciisvostsl« Berbindung des Rationalen und des Chrisilictieii. nach der man sich heule sehnl. In Luther haben wir auch die Klarheit über die tragische Bedeutung des Papsttums sür unser Volk, eine Klarheit, die dura; die Jahrhunderte seit Luther nur bestätigt worden ist. Für t e zukünftige Regierungsbildung muh der Evang. Bund also fordern, dah man Rlichslchl niminl aus diese unl>eilvoile Ralle, die das Papsttum in deutscher lheschichle gespielt, aus die grundlegende Bedeutung deutsch-reformatorischen Christentums gerade für die nächste Jet» und die Ausgabe, sich selbst zu be haupten die sie unserem Volk stellt, und endlich Rücksicht nimmt aus die Ta»sa-t)e, dah unser Volk zu zivei Dritteln dem evange- blcyeu Bekenntnis angehärt " Cs genügt, diese Auslührungen des Herrn Flade zur Kcnni- n.7 zu nehmen Wie „zeitaeniätz" l-eule Luthers Gc-slal» ist, dar- ü'oer mag Herr Find« bei Hugo Ball. „Die Johnen der Resorma- iion" Nachlesen. Im übrigen bestreiten wir nicht, dah Herr Ilade und seine Freunde ein wenig Aeknlichkeit mit Aiarlin kuihcr haben. Jener war gar stark im Wort, als es aber im Bauernkrieg zu Taten kam. überlieh er das Feid anderen. Tho mas Münzer lden mir an sich gewih nicht verteidigen wollens I-e,zeichnete Luther damals als „das geistlose und sanft hlnleliende Ileisch zu Wittenlierg". So überlassen heut« gewisse Herren, die das War: national gern im Munde führen, den Kampf für Deutschlands nationale Interessen anderen Leuten, sogar sch» Katholiken wie dem Reichskanzler Brüning. Jeder Anlass Ist rech«... Nämlich für die sozialistisä)- Presse ist jeder Anlass recht, um die Kirsi)« zu schmä!)«,!. literichtet da die Leipziger Dolks- ztg. <Rr. 31): „Ii.^einem Dors« des Kreises Kritisch in Pommern iPolcn?) kam ein jungerBauer aus denEinsall, dasÄluttergottes- d»d an der Eclieune seines Balers „luunderlätig" zu niasiptti. Allabendlich, wenn die Nachbarn an drin Bild ihr« Gebet« »er richteten. begann die Blutter Gottes magisch auszuleuchten. Ter Barsoi! sprach slch schnell herum und dle Giäubyzcn kamen von nah und fern, dar Wunder anzustaunen. Als aber der Bauer begann, CIntrittsgelü zu nehmen, grisf dl« Kirsi?« in diese un liebsame Konkurrenz ein. und der Pfarrer entdeckte, dah hinter aem Bild «ine von «inem Akkumulator gespeiste elektrische Lampe e'ngeschaitet war. Das Wunder ist seitdem sür immer ,,«r!ossi>«n" " Die sozlalislisä)« Zeitung macht sich also darüber lustig, dah hier der -lertreler der Kirche psiichtgemäh einem durchaus I-eid- n!lZ)e>> — wenn auch m!l einem christliclxm Bläntelcl)«« um gebenen — Aberglauben ein Ende bereitet hat. Das mühte doch «in „freidenkerisch" eingestelltes Blatt eigentlich loben. Oder will das Blatt behaupten, solche Rückfälle ins Heidentum gäbe «snur im Christentum? Tann studiere es doch einmal die An zeigen von Mag'.elopatl^n und Astrologen In ganz und gar nicht christlictien Zeitungen, die Rolle der Lenin Bilder bei der „Er oberung" der Landbevölkerung sür den soziaiistifclptti Gedanken in Ruhland u a. ni. Auch der Glaube an die materialistische Wissenschaft kann fetischistische Formen annehmen, und die kommunistischen „Freidenker", die in Deutschland die „Geistes- sreibeit" nach dem System der GPU. «insühren wollen, sind ge- wlz keine klügeren Leut« als die armen Bauern bei Kalisch, die eine elektrisclp! Lainpe für ein Wunderzeichen hielten. Dr. Reyher beschimpft das Zentrum. Dr Reyher. gcschäftssiihrendcs Vorstandsmitglied des Lan desverbandes Ostsachsen der Deutschnatianalen Balkspartei. hat am Montagabend in Dresden-Friedrichstadt über „Brüning und Hindenburg" g«svrocl>«n. Nach dem Bericht der Telunion gab er dabei „einen Urberblick Uber die Zeit der Z«ntrunisl)errschasl, deren Ergebnis die lieutiqe Berelendung des deutschen Balkes darsteile. Der letzte Rettungsanker der gegenwärtigen Reichs regierung sei der Reichspräsident. Nachdem man bis zum Jah resanfang. dem Termin der Neuivahl, mit Hiise van Notverard- nnngen das Leben der Regierung verlängert habe, sei es jetzt so iveit, dah als letzt« Karte die Persönlichkeit Hindenburgs ins Spiel geworfen morden fei. Die Geschichte werde einst sestzu- stcilen haben, welches unwürdig« Spiel das Zentrum mit dem Reichspräsidenten von Hindenburg getrieben hat. Der Redner erinnert« an ein Flugblatt des Zentrums aus dem Jahre 1kW. in dem mit seltener Deutlichkeit d'e Persönlichkeit Hindenburgs geschmäht worden sei" Herr Dr. Reyher hat vielleicht die Güte nachzuweisen, wo dieses Zentrumsslugbialt erschienen sein sali. Das Zentrum hat sich stets mit politischen Gegneru sachlich au->einand«r- aesetzt. Bei dem Kamps um die Ne chspräsideiitschaf» 1BB> hat Tr. Marx und dis Zentrum Hindeubura mit der grössten Hach achtung behandelt. Tas „unwürdige Spiel" mit der Person Hindenburgs hat nicht das Zenlrum, sondern die „nationale Opposition" getrieben, die ihre Lium e nie,» eck.iui i und ibrt partelpolitisäien Interessen hoher gestellt hat als die Einigkest des Volkes in der Stunde der Gefahr. Ohne Brüning ivir« längs» der Zusammenbruch der deutschen Staatssinanzcn und de- deut schen Wirtschaft da — Tr. Reyher aber redet von der Berel«»- düng des deutschen Volkes als Folge der Zcntrumsherrschasr- Der Balksmund brauch' >n gewissen Situationen das dra stische Bild: „speien wie «in Reiher . Wir gienben, das; es li.r das, was Herr Dr Reyher sich gegenüber dein Zenlrum geleijiel hat, nicht ganz unangebracht wäre. Zur Reform der Sozialverfier-ernng Sozialpolitik im Landtag - Zustimmung zur Staatsbüi-gschast für den Autoblock Dresden, Ist. Februar. Nach Eintritt in die Tagesorduunq dcr gestrigen Sitzung des Sächsischen Landtages, über deren Beginn mir schon berich teten, machte die sozialdcMokrallscbe Fraktion durch den Abg. Arndt einig« Vorschläge zur Reform der Sozialversicherung. Nach diescn Vorschlägen soll die sächsische Regierung beim Reich hinsichtlich der Reform der Sozialversicherung folgend« Forde rungen erheben: Für den llnlerslükunosansnruch in der Inva liden-, Angestellten- und lnavoschastlichen Pensionsversicherung solle in erster Linie das Beschästigungsverlniltnis, nickt aber di« Tatsache der Beitragsleistung mastaebend sein. Die Bei träge in der Invalidenversisiwrung sollten künftig durch dle Krankenkassen «ingezogen werden. Für Wohliohriserwerbslose sollten die Zeiten unsreiwilliaer Arbeitslosigkeit auf die An wartschaft ohne Beitragsentrlchtung ungerechnet werden. In dieser Hinsicht solle die sächsisch« Regierung die Gemeinden und Bezirksverbände. ferner solle sie die Justiz zum scharfen Vor gehen gegen die Hinterziehung derartiger Beiträge anweiseu. Jnenminister Richter erklärt« dazu u. a., dle sächsisch« Reaicruna s«i amtlich noch nicht darüber unterrichtet worden, in welcher Rickluna sich die Pläne dcr Ncichsregierung in der Frage dcr Sozialvcrsicherungsresorm beweaen. Sie habe aber bei der Neichsreaierung gegen tief ein schneidende Acndcrungen in der Oraanisalion dcr Sozialver- stchcrungsträger und -belwrden Vorstellunoen erhoben. Nach den Eri'ahrunoen. die in anderen Zweigen der Verwaltung mit ähnlick-en Ac'asinahmen gesammelt worden seien, könne eine Zen- tralisicrung, wie sie von der Neicksrealernnq beabsichtigt sei, nicht als geeignetes Mittel zur Vereinfachung der Sozialver sicherung und zur finanziellen Sanierung der Ncrsichcrunos- trägcr anerkannt iverdcn Andererseits sei die sächsische Negie rung von der Notmendiikei» gewisser Reformen Uber-euqt. Es müsse angestrebt werden, die Sozialversicherung In ihrem We'en «nnerlch» sil-er dle gegonmärtise Rotteit bln"berznretten nnd Ihre Organisation so zu gestalten, dah bei möglichst geringem Rermaltnngoanswavd durckans ang-mest-ne Leistungen sür die Versickerten gewährleistet w-rden. Die Rooicrung werd'- die in den Anträgen enthaltenen Vorschläge prüfen und den Bezirks fsirsmoeverhgnden nobeleoen, dah sie kür die von ihnen zu untcr- stül-enden Arbeitslosen die zur Aufrechterhaltung einer sonst erlöschenden Anwartschaft in dcr Invaliden-. Angestellten- und knopvschaktsichen Rcvsionsvcrsichcrung notwendigen Beiträge aus Fürsoroemitteln leisten. In der Debatte legt« der dlba. Tö"el »Dn.Z einen Ak- ändcrnnosan'rgg seiner Fraktion vor. Abg. Siegel lKom.s stimmte den Anträgen zu. Abg. Voigt sD. Vp.s trat ebenfalls für Reformen in der Sozialversicherung ein. In der Abstimmung wnrd-- der sozialdemokratisch« Antrag bis aus den Punkt. Taste der Hinterziehung von Sozial- versickerunosbeiträaen schärkstens zu abnden. angenommen. Di-scr nickt angenommene Teil des Antrags wurde dem Haus- kaltausscknk A überwiesen. Der dentschnationnle Abän^runas- antraa wurde abgelchnt, dagegen sand der kommunistische An trag Annahme. Der Aba. Knnath sW. V) begründete dann einen An trag des Recktsausschnss-'s aus Ablehnung d-s mirtschaitsnartei- licken Antrags botr. Aendcrung des läcksilcken Answer- t n n a s ste u e r ae se k e r in b,"i-g ans d'-> MictZinssteuer-'rei- b--it s>"r die öffentlichen bUrm-z-schofte,,. Finanzminister D r. Hedrick bat um A'-seb'-'-na des mirtsch--itspo'teilickcn Antrags. Rack weiter-"- A"afübrnnacn der "lbg. N : brig lSozs, En ter lein »Ri P.) und Tog«l sDn.s wurde der Antraa des R-cktsoussck"stcs anqenomwcn. Abg. Schmidt sD. Vp.) erstattete Bericht Uber einen Antrag des Rechlsausschusses zum Antrag der Deutschen Volks partei bctr. Abbau gemeindeeigener Regieunterneh- ni n ngen. — Abg. Kießling <W. Ps sprach sich in ssixnie» Weife gegen die Regiebetriebe aus. — Als Dr Weber sDn.s das Wort nahm, ries ihm Abg., Enterlein kW P.) zu: „Schämen Sie sich nicht, hier als Judas aufzutreten?" Abg. Enterlein erhielt dafür einen Ordnungsruf Die miriichastspariei« llchen Abgeordneten verliehen daraus den Saal. Absi. Dr. Weber sprach ebenfalls gegen die Reaiebetriebe, durch die die Interessen non Handwerk und Gewerbe bedroht würden. Rach weiteren Ansfübrungen der Abg. Kuhn iSoz.s. S^reibcr sNatsoz.s und Neu sSoz.s wurde d--r Ausschukantrag angenom men, dagegen wurde die Sverrung der Zuschüsse für die Regie betriebe abgelchnt. Der Antrag verlangt Anweisung an Ge meinden und össentliche Körperschaften, einen planmähigen Abckau eigener Reoieunternehniunoen mit Ausnahme der össcnt- iichcn Sierforgungsbetricbe vor-unchnien. Abg. Diekmann sDVP.s berichtete dann sür den Haus- holtausschttk über di« Uebernahm« der Staatsbürg- schast b-im Zulanmenschlust der sächsischen Krasiwagcu- Industrie. Der Regierung soll zur llebernahme einer bis tt!. Ja nuar 1Mb befristeten selbstschuldnerischen Staatsbiirqschast sür eine im Interesse dcr zu gründenden Akiieimeseilschasl der säch sischen Autoinobiiindustric aiiszunchmcnde Schuld ,zuin Betrag« von 8 Millionen die Genehmigung erteilt werden. Nach kurzer Aussprache wurdc der Antrag des Ausschusses gegen die Stim men der Kommunisten anaenommen. Ein Antrag, bet d.-r Reichsbahn dahin zu wirken, dass dir Eisenbahnlinie Köst nitz —Gera zweigleisig ausgebaut wirs, sand einstimmige Annahme. — Die Wirischastspartci hatte Im Dezember einen Antrag einaebrocht, die Regierung zu ersuchen, bei den zuständigen Neichsitcllen und de! den Oraanen der Neichsbahngesellschaft zn beantragen, sich dasür einzuseNeii, käst cs vjcht zu einem Verlaus der im Besitze dcr Dculschcn Reichsbahn befindlichen Eisenbahnlinie Z i t r a u — R e i ch e n- berg kommt. Hier>u lag ein befürwortender Anirag des Haushaliausschvsses B vor. — Abg. Gütiler sSoz.) wandte sich aegcn den Antrag. Nach kurier Aussprache wurde der Aus- schustantrag und damit der wirtschastsparteiliche Anirag ange nommen. Die Nationalsozialisten hoben an die Neoierunq eine An krage gerichtet wegen des angeblich durch unzulängliche Organi- k"tion des Freiwilligen Arbeitsdienstes des Iunodo bei der Regulierung des A'brechtsbackcs bei Banken veranlaß- tcn Ziisanim-nbri'ck ein-r Baittirma Finanzminister Hcdrich mies diese Vorwürfe als unbegründet zurück. Er stellte lest dost der Freiwillioe Arbeitsdienst in jeder Beziehung gut organisiert war und die Arbeiten in voster Harmonie zwischen den Trägern der Arbeit und den Träaein des Dienstes, der '""uunternchmungen und der Regierung, durchgcführt worden Damit war die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung Donnerstag, den 18. Februar, nnchmülags 1 Uhr. Aechisausschuß lehnt Vo'ksbeqehren ab Der N ech i sa us scku sz des Landtaoes beschäftigte sich am Mittwochvormittag mir dem kommunistischen Volksbegeh ren aus Landtagsauflösung. Nach längerer Debatte wurde der Antrag des Kommunist!sclzen Berichterstatters Mehlhorn den, Boiksbeaekren. sowie dem koninllliiislischeil Anirag a-is Land- lagsnuslösuiia staltzugel-en. abaelehnl. täeaen die Mslösnng ftiiilmten: Wirischastspartei. Deutsche Balkspartei, Staatspar- tei. Auswerller und Sozialdemokraten, dafür die übrigen Parteien. HerbertGodebrechisEendung Nomon von Georg JnNu» Pekerfen. Copyright 1V.K) b» Karl Köhler u. So., Zehlendorf. (Nachdruck verboten.) »1. Foriienung) „Er kann noch nicht lange fort sein." Herbert grisf zu ' -ut und Stock, d«n Mantel, den der Fremde -uriickgelassen t hatte, verschmähte er. „Kennen Sie den Herrn?" fragte «r das junge Mädchen. »Ich? — Nein." Der Schreck über diesen Zwischenfall halt« ihrem Gesicht alle Röt« genommen. Und obwohl e» ganz finnlos war, bei Abend und in einer großen Stadt «inen Di«b zu suchen, unternahin Herbert Kodebrecht es dennoch, natürlich vergebens. Schließ lich suchte «r «In« Polizeiwache auf, um den Diebstahl zu melden. Al» er di« Zeitangabe machte und dabei seine goldene Uhr ziehen wollte, merkte er zu seinem Entsetzen auch ihren Verlust. Er wollte schon der ersten Meldung die zweite hinzufügen: «ine unerklärliche Rücksicht- und Teil nahme gegen die Unbekannte — die nur als Diebin in Frage kommen konnte — hielt ihn davon ab. 2. Zum ersten Feiertag war Herbert Kodebrecht bei seinem Kollegen Glöckner zum Mittag- und Ätzendesten geladen. Glöckner, wenig« Jahre älter als Herbert und seit kurzer Zeit verheiratet, empfing den Gast schon an der Tür. „Willkommen, lieber Eodebrecht. — Hilde. Herr Eode- bkechi ist da!" rief er über den Flur in die Küche. „Ich komme gleich!" Herbert legte feinen Mantel ab. dabei wies fein Ge sicht einen so nervösen Ausdruck auf, daß Glöckner stutzte. ..Ist Ihnen etwas Unangenehmes passiert, Gode« brecht?" fragte er. „Gleich erzähle ich es Ihnen . . . Hier, Glöckner, ich hab« mir erlaubt, ... ich weiß sa, Ihre Frau liebt sehr Vlnmen . . . Und dies darf ich Ihnen wohl überreichen: hal!«n Sie «« einem Junggesellen zugute." . Der andere sträubte sich anfangs, das Kistchen Welh- nachtozigarren anzunehmen. i ' Drinnen im Wohnzimmer berichtete Herbert dann sein Erlebnis von gestern abend. „Das ist ja schändlich", äußerte Glöckner empört. „Ich wollte schon fragen: „Warum haben Sie bei fünf Grad Kälte Ihren Pelz zu Hause gelassen?... Wie sah das Frauenzimmer ans?" „Frauenzimmer? . . . Gewiß, sie ist eine Taschen diebin, sedensallg muß ich ste dafür halten, ober sic war nicht gewöhnlich, Glöckner!" gab Herberi erregt zur Antwort. „Sie haben wohl noch gar Mitleid mit ihr?" „Vielleicht Denn wer kann misten, welcher Art ihre Beziehungen zu dem Pelzmardcr sind? Co sieht keine Taschendiebin aus." „Aber sie hat ihre Gewandtheit als solche bewiesen", entgegnete der Vankkastierer Glöckner nicht ohne Spott. Herbert machte eine abwehrende Handbewegung: zu einer Antwort kam er nicht mehr, denn eine Tür öffnete sich und ließ eine junge, sehr hübsche Frau sichtbar werden: Herbert sprang auf. „Guten Tag, Herr Godebrecht", lächelte Frau Glöckner. Sie nahm mit einem Dankeswort die langst-eligen Rosen - entgegen und schritt den Herren voran In ein kleines Eß- ! zimmer, wo der Tisch festlich gedeckt war. Das Licht war eingeschaltet, der Fenstervorbang zugezogen, in einer Ecke stand der gemitz'e Baum im Glanz Kiner Kerzen. Ein halbwüchsiges Mädchen, das in diesem sungen Hausstand Verwendung sand, stellte die Bedienung. Es gab Karnfen. da-u einen guten Mosel. „Hat mein Mann Ihnen schon erzählt, was er mir ge schenkt hat", fragt« Frau Glöckner. „Nein, noch nicht." Kch wurde daran gehindert, Hilde . . . Darf ich meiner Frau von Ihrem Mißoeschlck erzäblen, Godebrecht? . . . Nun denn: man hat linkerem Freunde gestern abend Geh pelz nnd Tasltx'nllhr gestohlen, Hilde." Die sunae Frau sah entsetzt von einem zum anderen. „Wie schrecklich! . . . Und Sie kennen den Täter, Herr Eodebrecht?" Der Angercdeie sah einige Sekunden besangen mis feinen Teller. Aber dann schilderte er, einem inneren Per- langen nachgebend, den peinlichen Vorgang. „Der Anschassungswert beider Gegenstände würde sich heute auf etwa zweitausend Mark belaufen", schloß er, „Ge wiß ein empsindlicher Verlnsl, aber mil der Zeit zu ver schmerzen, weil ich sa, wie Sie wissen, einiges Privai- vermögen besitze Was mich bekümmert, ist nicht so sehr der materielle Verlust als der Umstand, daß Pelz und Uhr von meinem verstorbenen Vater herstammen. Und endlich . . „Was noch?" fragte Glöckner gespannt „Daß ich mich so in einem Gesicht täuschen konnte . . . nein, ich habe mich nicht getäuscht", berichtigte er sich fast energisch. „Ich will deshalb lieber so sagen: daß ich in der Uhrendicbin ein Wesen kennenlernte, das von verbrecheri- ! schen Neigungen so weit cntsernt ist wie Cie und ich." Die junge Frau warf einen unsicheren Blick aus ihren Mann, dcr unmerklich lächelte „Nach dieser Erzählung getraue ich mich gar nicht mehr, die Pclzjacke, die mein Mann mir gestern geschenkt hat, in einem Lokal abzulegcn", sagte sie. „jedenfalls würde ich den Garderobenständer nicht aus den Augen lasten." „Diese Vorsicht empfiehlt sich", bemerkte Herberi seufzend. „Noch besser ist, man verstaut seine besseren Ober kleider so. daß weder Motten noch Diebe daran heran kommen können", sagte Glöckner fast zornig, „schließlich geht doch nicht alle Welt aus Raub aus." Seine Frau streichelte beruhigend seine Hand. „Sei unbesorgt, Edgar, ich werde die Pclzjacke anziehen", ver sprach sie lächelnd. Dem Gespräch wurde eine andere Wendung gegeben Nach dem Esten überreichte Frau Glöckner dem Gast eine Marzipantorie, die er ohne sich zu zieren, enigegennahm Schon mehr als einmal hatte Herbert dem jungen Ehc»>aakk Theaterkarten, die ihm sein Iugendsreund Walter Binde wald, zweiter Kapellmeister an der städtischen Oper, sasi regelmäßig schenkte, zusammen lasten: die Marzipanioric war wohl als klein« Gegenleistung gedacht Frau Glöckner zeigte die Geschenke und ließ die beiden Herren dann allein, die sich bei einer Zigarre ülnr berufliche Angelegen heiten unterhiclien: beide waren an der gleichen Bank tätig. «Foi ciz.. o -oip,.
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