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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111021011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-21
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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- Dank schulde er vor allem auch der Beamtenschaft . für ihre tatkräftige Mitarbeit. Diesen Dank bringe er hiermit freudig zum Ausdruck Er gelobe, das? es ihm eine heilige Pflicht sein werde, solange er könne, sein Bestes für die Stadt einzusetzen. Bürgermeister Dr. Weber dankt zunächst Herrn Oberbürgermeister Dr. Dittrich für feine liebenswürdigen Worte. Seinem Borbilde und seiner Förderung vor allem danke er es. wenn er heute eine Anerkennung seiner Tätigkeit gefunden habe. Den Herren Stadtverordneten sei er für die Wahl zum 3. Bürgermeister für die Stadt Leipzig zu ganz besonderem Danke verpflichtet. Er versichere, das; er aus der bisherigen Anerkennung seiner Tätigkeit die Verpflichtung entnehme, seine Arbeit zu verdoppeln und das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Er bitte, ihm das bis jetzt bewiesene Vertrauen auch weiterhin zu erhalten. Den Herren Beamten werde er, wie schon bisher, Wohlwollen entgegenbringen, wie er auch um ihr Vertrauen bitte. Den Herren Kollegen im Rate versichere er. das; er auch in Zukunft derselbe sein werde, der er bisher war. und das; er niemals aufhören werde, das schöne kollegiale Verhältnis im Rate zu pflegen und ihr Vertrauen sich zu er halten. Er schliche niit der Hoffnung, das; auch seiner Tätigkeit der Segen Gottes nicht fehlen werde. Hiermit sand die Einweisungsfeier lhr Ende. Der Krieg um Tripolis. Erfolge der Italiener. Während es in den letzten Tagen mehr als zweifel haft erschienen war, ob die Italiener wirklich Grund zu ihren Siegesrelegrammen aus Tripolitanien hatten, kann nach den letzten eingelaufenen Depeschen nicht mehr daran gezweifelt werden, das; die Italiener bei Benghasi, Derna und Homs tripolitanischen Boden betreten und durch Beschießung dieser Orte den ersten Widerstand niedergeschlagen haben. Mag auch den italienischen Landungstruppen die Lösung des schwereren Teils ihrer militärischen Auf gabe noch bevorstehen, so ist doch die moralische Wir kung dieser vorläufigen Erfolge bei den Landungen nicht gering anzuschlagen. Ueber den Verlauf der Landungsgesechte liegen folgende Telegramme vor: Landunggesechte bei Benghasi. Tripolis, 20. Oktober. („Agencia Stefani".) Am 18. dieses Monats vormittags erschien vor Bengh- »di die zweite Svaffel des italienischen Expeditionskorps, begleitet von den Linien schiffen .Wittorio Emanuelc", „Roma", „Napoli", „Regina Elena", dem Panzerkreuzer „Amalfi", den geschützten Kreu.zern „Etruria" und „Picmonte" sowie „Liguria", den Torpodobootqzerstörcrn „Ostro", „Lergsagliere", „Granaticre" sowie zwei Hochsec- torpedoflottillen. Admiral Aubry forderte dm Platz sofort zur Uebergabc auf. Die türkischen Behörden jedoch verweigerten dies. Infolge des schlechten Wetters räumte der italienische Admiral noch eine Frist bi« 6 Uhr früh für die Uebergäbe ein. Die ganze Nacht über war das Meer bei Wind und Regen sehr bewegt. Gegen Morgen besann da» Wetter sich zu beruhigen. Um 8 Uhr, als di« der Garnison von Benghasi zur Uebergäbe Mpähre Frist ergebnislos verlaufen war, schritt man zur Beschießung der Festungswerke, die nur kurze Zeit andauerte, bis man mit der A u s- schiffung, zuerst der Matrosenkompanien, dann der regulären Kompanien beginnen konnte. Als die erster, italienischen Streitkräfte landeten, wurden sie vonden Türken heftig angegriffen. In dessen gelang es den Italienern, Len Gegner zurück- zuschla-en und sich zu behaupten. Tripoli», 20 Oktober. („Agencia Stefani".) Nach und nach würben am 10. Oktober in Benghasi 4000 Mann ausgeschifft, obgleich der Wi derstand von den Türken, die von einem Teile der arabischen Bevölkerung unterstütz! wurden, auf das 'lebhafteste fortgesetzt wurde. Die Interrention der Araber auf Lyrenaika erklärt sich aus der Tatsache, Laß man ein« italienische Okku pation nicht will, da man weiß, daß sie dem noch immer dort herrschenden, sehr lebhaften Sklavenhandel ein Ende setzt. Der Kampf begann um 9 Uhr früh und dauerte bei Sonnenuntergang noch an. Die Haltung der Truppen und der Ma trosen war während der ganzen Aktion bewun- drrungswürdig. Die Italiener griffen nach einer glän zenden Wendung, die sie gegen Sonnenuntergang ausgcführt hatten, die Kaserne und das Dorf Sidi Hussein an und nahmen beide Punkt« mit einem bewundernswürdig Lurchge- führten Sturm. Sämtliche Truppen der zweiten Staffel waren am Adend an Land gesetzt und lagerten in den eroberten Stellungen, die sie stark besetzten. Heute morgen wurde es infolge der noch immer feindlichen Haltung eines Teils der Araber aetwtndig, Len südlichen Teil d-r Stadt zu lo.n d a r d i e r e n, worauf eine be schränkt« Anzahl Kanonen,ebüsse abgeseuert wurden. Die Lage wird immer günstiger für die Italiener. Andere Truppen werden bald in Benghasi .'intreffc!-. Die Emnahme von Derna. Tripolis, 20. Oktober. („Agencia Stefani".) Die zweite Division de» ersten italieni schen Geschwaders, die aus dem Linienschiff „Napoli", den Panzerkreuzern „Pisa" und „Can Marco", dem geschützten Kreuzer „Argodat" und drei Torpedobootszerstörern besteh«, erschien vor Derna am 10. Oktober früh. Eine Abordnung Araber kam an Bord des Admiral schiffes, gab italienfrcundliche Versicherungen ab und bat, daß die Stadt nicht bombardiert werde, da sie nur von einer kleinen Infantcrieabteilung mit einigen Kanonen verteidigt würde. Es wurde von italienischer Seite die Aufforderung zur Uebergäbe ausgesprochen; drei Türken, die an Bord gekommen waren, erklärten aber, nicht da reinwilligen zu können. Man ließ sie an Land .zurückkehren und begann dann mit der Beschießung der Schützengräben und zweier Turin«, die zerstört wurden. Darauf wurden Schaluppen mit La n- dungsabteilungen ausgesetzt und zu derselben Zeit das Bombardement verstärkt. Die Schaluppen fuhren an Land und wurden von Ge- wehrsalven empfangen, die keinen Schaden anrich tctcn. Indessen war dos Meer derartig bewegt, daß man es für richtig hielt, die Truppen, die noch nicht am Ufer angekommen waren, zurückzurufen. Am 17. Oktober herrschte den ganzen Tag heftiger St u r m, der jede Operation unmöglich machte. Am 18. Oktober wurden, sobald es der Wellengang ge stattet. neuerdings Landungskompanien entsandt, denen es gelang, die Stadt zu besetzen und die italienische Flagge zu hissen. Tags über war die weitere Ausschiffung einer Abteilung Ger.ictruppen unmöglich. (Hestern wurde die Aus schiffung der Truppen und Materialien ausge nommen. Die Begießung von Homs. Tripolis, 20. Oktober. (Lig. Drahtmcld.) Die „Agenzia Stefani" meldet: Die vor Homs an gekommenen Truppen sandten gestern ein Boot mit Offizieren an Land, um den Befehlshaber der türkischen Streitkräfte zur Kapitulation aufzufordern. Dieser erbat die Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, um verhandeln zu können. Als er das Schiff betreten hatte, wiederholt« man die Aufforderung, sich zu ergeben, worauf -er Befehls haber um Aufschub bat, der ihm nicht gewährt wurde. Nachdem er an Land zurückgekehrt war, verschanz ten sich di« Türken hinter der Kaserne und trafen Vorbereitungen für den Widerstand. Die ita lienischen Kriegsschiffe eröffneten das Feuer auf die Kaserne und die Festungswerke, schonten aber die Häuser. Nach kurzer Zeit wurde die weiß« Flagge gehißt. Di« Italiener wollten an Land, da das Meer aber zu bewegt war, mußten sie die Landung auf heute verschieben. Die Senussi und Fezzan sind kampf. bereit. Konstantinopel, 20. Oktober. (Sig. Draht» Meldung.) Der Deputierte für Benghasi, Schetwa», teilt brieflich mit, daß die Senuffi in Stärk« von 14 000 Mann ins Feld gezogen seien, um im Hinterlande von Benghasi den Italienern Widerstand zu leisten. Nach Blätterineldungen marschiert der Häupt ling des Stammes Fezzan mit zehn tausend Mann in der Richtung « ach Tripolis, uin sich Len türkischen Truppen anzuschließen. Die Neutralität Aegyptens. Rom, 20 Oktober. (Eig. Drahtmcld.) In Devu- nertenkreffen erhält sich die Version, daß es den Be mühungen der Eonsulta heute gelungen wäre, Eng land zu bewegen. Aegypten endgültig für den Durchzug der türkischen Trupven zu ver schließen. Di« Neutralität würde von jetzt ab strenger durchqeführt werden. Jedenfalls Härte man in -er Eyrcnaika von der Ostseite her nichts mehr zu befürchten. Di« Balkansorgen. Konstantinopel, 20. Oktober. (Eig. Drahtm.) Wie nachträglich verlautet, erklärte der Groß wesir in der gestrigen geheimen .Kammersitzung, bei der Tripolis frage handle es sich eigentlich um die Aufwerfung der Orientfrage. Die Pforte hoffe, durch Gewährung gewisser politischer, geogra phischer und wirtschaftlicher Zugeständnisse E n - tcnten abzuschließen, dank denen auch die Tripolis- froge gemäß den Interessen und Rechten der Türkei gelöst würde. Auf die Aufforderung, nähere Auf klärung hierüber zu geben, erklärte der Großwcsir, dies nur tun zu können, wenn die Kammer die Ver antwortung für die Geheimhaltung über nehmen wollte. Schließlich erklärte er, der Minister des Aerißern habe soeben eine Depesche erholten, wo nach auf dein Balkan die Gefahr von Verwickelungen herannahe. Er verlange daher die Lösung der Ka- bincttsfragc innerhalb zweier Tage. (Sic ist ja inzwischen zugunsten des Kabinetts erfolgt. D. N.) Rückkehr der türkischen Flotte. Rom, 20. Oktober. (Eig. Drahtm.) Nachrichten aus Ancona zufolge ist ein Teil der tür kischen Flotte, die man schon im Aegäischcn Meere gesehen haben will, heute wieder nach dem Osten zurückgefahren, um einem entscheidenden Kampfe init der italienischen Flotte auszuweichen. Der „Corriere d'Italia" meldet, in der Nähe der Insel kcukas seien heute zwei türkische Torpedo boote in Grund gebohrt werden. Die Handelsbeziehungen zwischen Italien und der Türkei. Rom, 20. Oktober. (Eig. Drahtm.) Di« Ent scheidung der türkischen Regierung, die italienisches Waren Init" einem Zoll von 100 Prozent zu belegen, ist in den Handels kreisen Oberitaliens mit gioßem Gleichmut ausgenommen worden. Die meisten Exporthäuser, die mit der Türkei bisher in Verbindung standen, haben ihre Beziehungen init der türkischen Kauf mannschaft abgebrochen und liefern ihr seit zwei Monaien schon keine Ware mehr, da die Türken seit dieser Zeit ihre Zahlungen eingestellt haben. Interviews über Marokko. Der „Matin" veröffentlicht am Freitag an leiten der Stelle ein ihm von seinem Berliner Korrespon denten M. Caro übermitteltes Stimmungs bild aus den Wandelgängen des deutschen ReichstagsgebäuLes. Ein namhafter Mit arbeiter eines den deutschen Reqierungstreisen nahe stehenden Blattes habe sich zu Herrn Caro geäußert, daß Reichstag und Regierung in der Marokkofrage vollständig übereinstimmen. Der Korrespondent des „Matin" habe Lairn Gelegenheit ««habt, mit einer Anzahl hervorragender Parlamentarier aller Parteien zu konferieren. Graf Milzynski, der bekannt« Polenführer, versichert« ihm, daß der Reichstag alle Ursache hab«, mit der Geschäftsführung Ler Regierung durchaus unzufrieden zu sein. Der selben Meinung war der früher« Vizepräsident des Reichstages Professor Dr. Paasche, dessen Ansicht nach die ganze Marokkofragc in dem Moment für Deutschland erledigt gewesen sei. als keine Kompen sationen auf marokkanischem Gebiet selbst zu erlangen gewesen seien. Das System Ler augenblicklichen Nadelsticbvolitik sei durchaus verwerflich, da es nur ;u Komplikationen Anlaß geben könne. Auch die Reichstaasmitgliedcr Gothe in und Erzberqer seien derselben Ansicht gewesen und hätten in schar fen Ausdrücken die Haltung der R-aii-rnng getadelt. Ein sozialdemokratischer NcicksraasabaeorL» neter. dessen Nomen Caro nickt bekanntoibt. bade die Ansicht seiner Porlamentsqenossen unterschrieben und ironisch hinzuqefügt: „Vergassen Sie nicht, -aß in Deutschland die Regierung befiehlt und das Varia- ment gehorcht." Zu den ibm unte>'i>>cken A«uße- runoen gab der Aba. Pansch'- nm Freitan einem Pressevertreter, der ihn im Reichstage aufsuchte, fol gend« Erklärung: „Es ist richtig, daß ich mich gestern in den Wandel gängen Les Reichstages mit Herrn Caro vom ..Matin" und einem andern Pressevertreter über die Marokkofrage unterhalten habe. Aeußerungen. wie sie Herr Caro in seinem Artikel wiederaibt, hab« ich nicht gemacht. Ich habe vielmehr folgendes qe sagt: Meines Eracktens hätten wir als ein wachsen des Reich mehr Anspruch darauf, unsere Kolo nien zu erweitern und die Möglichkeit einer Betätigung zu schaffen, alsFrankreich. Ob Gc- beimverträae zwischen Frankreich und Spanien über Marokko existieren, interessiere uns sehr wenig. Wenn wir auf Marokko verzichten müßten, dann müßten wir Kompensationen dafür erhalten. Der Kongo sei meiner Meinung nach «ine recht wertlose Kolonie, ein großer Teil des Reichs tags werde gern darauf verzichten. Wir hätten in Marokko bleiben sollen. Jetzt sei cs ollerLings verkehrt durch übermäßige Forderungen die Franzosen zu reizen." Das klingt freilich anders als die Aeußerung. >i. die Herr Cara nach Paris telegraphiert hat. — Im übrigen gewinnt in Paris wieder einmal «ine mehr optimistische Auffassung der Lage die Oberhand. 8t. Paris, 20. Oktober. In dem heutigen, unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Caillaur ab oehaltenen Kabinettsrat hat der Minister des Aeußern de Seines über die auswärtige Lage be richtet. Erst Ler Kabinettsrat hat, wie Lie offizielle über ihn ansqegebcne Nate besagt, den befr-edi. ocnden Verlauf der deutsch-französi schen Verhandlungen feststellen können. Oie Reovlutivn in Lisins. Gestern noch berichteten die Depeschen aus dem Aufruhrgebiet in China von einem überlegenen Siege der Reqierungstruppen über die Rebellen. Diese Nachrichten stammten aus Pekinger Re giernngskreisen. Und nun — nach 21 Stunden — hat sich das Blättchen gewcntet. Denn in Schanghai scheint man besser unterrichtet zu sein. Der „Daily Chronicle" bringt aus Schanghai einen langen Be richt, worin es heißt, Der zweite Kamps habe zehn Stunden gedauert und die Rebellen seien schließlich Sieger geblieben. Der erste Kamp: sei unentschieden gewesen, habe unterhalb der japa nischen Siedlungen stattgefunden und es Kien dabei zahlreiche Flintenkugeln in die japanischen und die deutschen Siedlungen geflogen, ohne dort Schaden anzurichten. Zahlreiche verwundete Re bellen seien an die Grenzen der Siedlungen gebracht worden. Wie vorher, hätten die Rebellen ihre Auf merksamkeit auf die Bahnstation gerichtet, die sie schließlich den kaiserlichen Truppen entrangen Einzelheiten fehlen, man hoff« aber, von den japa Nischen und den deutschen Kriegsschiffen, die mit Flinkentelegraphie versehen sind, bald Nachrichten zu erhalten. Fremde Militärattachös und Kriegs- Oss Snüe üer Welt. Bon Dr. A. Lanick. Ter berühmte Astronom Svante Ä r r h e n i u s, oer besonders durck seine ansck-aulicl)« Schilderung von der Erstehung der Welt*), vor allem unserer Welt, als die wir die Sonne und die Erde be zeichnen, bekannt geworden ist, bat sich letzt auch über das Absterben, das Ende dieser Welt**), in geistvoller Weise geäußert Für uns Menschen ist das Schicksal fremder 2Seltkörper ja nur von untergeordnetem Interesse, die Fackmstronomen ausgenommen. Tie Allgemein heit beschäftigt sick nur dann mit einem Stern, wenn er eine gewisse Verwandtschaft mit der Erde zeigt, wenn er Schlüsse auf unsere Vergangenheit und Zukunft zuläßt. Ter Mond und die Planeten lind lolciv Himmelskörper, aus deren Zustand wir das Scksicksal ider Sonne und der Erke ablcsen können. Unsere Erde ist nicht mehr jung, sie beginnt sogar «chon merklich zu altern, denn viele Millionen Jahre find seit ihrer Geburt aus dem Schösse der Sonne vergangen. Seitdem zieht sie allein ihre Bahn. Ganz lelbständia ist sie freilich nie geworden, stets mußte sie im Gefolge der Lonne bleiben, sie ge meinsam mit den übrigen Planeten trenlich um kreisen und mit ihr den Weltraum durcheilen. Sie wurde im Laufe der Zeit sogar immer abhängiger von der Sonne, denn als sie mehr und mehr ihre eigene Wärme verlor und sich -en Luxus organisclrcn Lebens leistete, war sic auf die Wärme der Sonne angewiesen, ohne die sie wohl kaum organisches Leben und sicher nie Mensä^n hätte hervorbringen können. Tie Sonne ist einer fortschreitenden Zusammen ziehung und Abkühlung unterworfen. Genau dcn- islben Vorgang hat unsere Erde durclrgcmackt, nur infolge ihrer Kleinheit viel schneller. Läßt aber die Eigenwärme der Sonne nach, so muß entjpreclrend auch die Bestrahlung unserer Erde sich vermindern. Tie Abkühlung per Sonne gebt freilich so lairgsam vor sich, daß mein selbst in vielen tausend Jahren kaum etwas davon merken kann. Tie Zeit aber, die noch vergehen wird, bis die Wärmeabgabe an die Erde aushört, muß auf Millionen und Aber- Millionen von Jahren beziffert werden. Tiefe Ge fahr für unser irdisches Leben liegt allo noch in sehr .Da» Serben ber Selten" und »Die Beriiellung v«n ««Itgebaube tm S«»bel der Zeiten", tleippg, Asad. Ber- la««aeselschaft. **) ^Da« Schicksal der Planeten." Ebenda. weiter, für uns unendlich weiter F-erne und ist vorläufig nicht zu fürchten. Aber auch andere Feinde bedrohen unsere Zu kunft. Vor allem das Verschwinden von Kohlen säure, Wasser und Lust, Grundelemcnte unseres Lebens. Tie Verwitterung auf der Oberfläche der Erde bedingt einen regelmäßigen Verbrauch an Kohlensäure und Wasser. Vor Urzeiten waren diese Stosse nachweislich in größeren Mengen vorhanden, jetzt wird ihr Verbrauch noch fast ausgeglichen durck, neue Zufuhr aus den tätigen Vulkanen. Mit der Zeit aber wird die Erdkruste immer dicker werden und die vulkanischen Ausdrücke nach und nach auf- hören. Tann wird das vorhandene Kapital an gegriffen, die Kohlensäure ausgcbraucht und das Wasser verzehrt, bis in ferner Zukunft einmal alles Wasser gebunden ist. Flüsse und Meere sind dann ausgetrocknet, und alle Lebewesen, Tiere wie Pflan zen, müssen sterben, und die Erdoberfläche ist eine große, weite Wüste. So malt die Wissenschaft wenig poetisch das Ende der Welt. Toch auck dieser Vor gang spielt sick so unendlich langsam ab, daß cs ebenfalls noch viele Millionen Jahre dauern wirb, ehe der Wassermangel sick fühlbar macht und immer größere Ländcrstrccken in Düsten verwandelt werden. Tann bekommen wir Zustände, wie sie fetzt auf dem MarS herrschen, und wenn diese Entwicklung weiter fortgeschritten ist, wie auf dem Monde, ans dem Wasser und Lufthülle so gut wie ganz geschwnndcn sind, denn die Verwitterung verbraucht auch den Sauerstoff der Luft und bindet den Stickstoff Tann hat alles organische Leben ans der Erde ein Ende und man muß unseren Planeten als tot bezeichnen, wie cs der Mond jetzt schon ist, denn Lebewesen können aus ihm nicht mehr bestehen, weil die Grund bedingungen für alles Leben fehlen. Was dann nock kommt, der vielleicht einlretende Zusammenstoß mit einem anderen Wcltkörpcr und die dadurch entstehende ungeheure Erhitzung, die den zerschmetterten Irlnnmcrhaufen zum Glühen bringt, und der weitere Gang dieses neuen Sternes, seine Abkühlung, die Entstehung organischen Lebens und seine fernere Entivicklung kann uns nicht mehr interessieren. Wir müssen uns also mit der traurigen Tat sache befreunden, daß sick unsere Erde langsam ab kühlt, Licht, Lust und Wasser verliert und somit für unS Mensckzen unbewohnbar wird. Einen Trost gewährt uns nur die Erkenntnis, daß nock viele Millionen von Jahren vergehen werden, ehe sich dieses Schicksal erfüllt. Tas ist ein vollgültiger Trost, denn der genannte Zeitraum ist für unS gleichzusetzen mit ewig. Man mag ihn daran er« l messen, daß unsere Kultur seit den Uranfängen I der Menschheit erst wenige Jahrtausende alt ist. I Eine Ewigkeit haben wir noch vor uns, in dieser Zeil kann die Menschheit alle Probleme lösen und die höchsten Ziele erreichen, die Menschen überhaupt er reichen können. Kunst unü Mllenlchslt. Oer Raub üer „Gioronüs" wird in der französischen Kammer und im Senat, wi« uns unser Mitarbeiter schreibt, beinahe ebensoviel Interpellanten auf die Tribüne führen, wie die Marokko-Affäre. In der Kommission Les Budgets Ler Schönen Künste hatte Unterstaatssekretär Du- jardiw-Beaumetz gestern einen ersten Ansturm zu bestehen. Er lehnte jede Verantwortung für das Verschwinden Les wertvollen Werks ab, da er per sönlich große Sicherheitsmaßrcgeln befohlen hatte, Lie nicht befolgt worden waren) u. a. hatte er vor geschrieben, Las; nachts ein Licht vor dem Bilde Leo nardo da Vincis ausgestellt werde, und -er Museums direktor hatte sich nicht darum gekümmert, ob die Wärter der Weisung folgten. Dujardin-Beaumetz drückte die Ueberzeugung aus, daß das Gemälde wieder aufgefunden und der «solle carde zurückge geben werde. Einige Koinmissionsmitglieder gaben merkwür dige Einzelheiten über die im Louvre herrschende Mißwirtschaft zum besten. So erzählte der sozia listisch« Deputierte Sembat folgende unglaubliche Geschichte: Ein Wärter des Louvre hatte bemerkt, Laß einzelne Stellen des Gemäldes „PLlerins d Emmaus" unter Ler Patina verschwanden, die sich mit der Zeit über den alten Bildern zu bilden pflegt. Er nahm das berühmte Bild ruhig von der Wand herunter, trug es zu sich nach Hause, um cs zu „re staurieren", brachte seinen Abend mit einer gründ lichen 2vaschung zu, schlief beruhigt und trug andern Morgens Len Schal; gemütlich an seinen Platz zurück. Zufälligerweise bemerkte der vorübergehende Kon servator die Veränderung, die mit dem Bild vorge gangen war: als er sein Erstaunen ausdrückte, er zählte Per Wärter ganz stolz, daß ihm die „Toilette" Les Bildes zu verdanken sei. Zu seiner großen Ueberraschung erntete «r abcr keine Belobigung, sondern heftige Vorwürfe. Der brave Mann dachte tief darüber nach, wie er sich wieder in Gunst bringen könne — noch am gleichen Abend trug er wieder Las Bild zu sich nach Hause, braute einen dicken Ta bakbrei und überstrich damit die „Pilger" bis sie wieder ganz ihre „Patina" hatten! Strahlend vor Freude zeigte der pflichteifrige Wärter seinem Ches folgenden Tags di« geleistete Arbeit. Die Kommission glaubte an einen Scherz des sarkastischen Sembat, aber Unterstaatssekretär Du jardin-Beaumetz sah sich genötigt, die Wahrheit der Geschichte in allen Teilen zu bestätigen! * * Der große Deutsche Sängerbund mit seinen 170 000 Sängern hat an seine Vereine (über öOOOl die Bitte gerichtet, Veranstaltungen zum Besten der Rosegger-Stiftung des Deutschen Schulvereins zu treffen, um die in Oesterreich, insbesondere an den Sprachgrenzen gefährdeten deutschen Schulen zu er halten und die deutsche Zukunft in Oesterreich zu sichern. Der Leipziger Männerchor veran staltet daher sein nächstes Konzert am 1. November (in der Alberthalle) zum Besten dieses edlen Zweckes. Diesem Konzert geht am 31. Oktober (Reformations fest), nachmittags <1 Uhr, ein volkstümliches Konzert voraus. In beiden wirken Mitglieder des deutschen V o l ks g e s a n g v e re i n s aus Wien unter Führung des berühmten Volksliedforschers K. K. Rcgrerungsrat Dr. I. Pommer mit. * Die Entscheidung über das Bismarck-Dentmal am Rhein. Am 1. November werden zu dem neueren engeren Wettbewerb um das Bismarck-Nationaldenk mal auf der Elisenhöhc bei Bingerbrück die neuen Entwürfe eingesandt. Jury und Hauptausschuß wer den voraussichtlich dann vom 20 bis 23. November tagen und aus den bisher eingegangenen Entwürfen den zur Ausführung bestimmten auswählen. Für den 20. bis 23. November ist die Zusammenkunft des Preisgerichtes, für den 23. die des großen Denkmals ausschusses in Aussicht genommen. Bekanntlich hotte die Ausschreibung des engeren Wettbewerbes leb haft« Proteste der Künstlerschajt veranlaßt. 8t. Hochjchulnachrichten. Der :)3. Paläon- tologenkongreß wird Anfang März 1012 unter dem Vorsitz von Professor L. Brieger in Berlin tagen. — Am 21. Oktober begeht der Direktor der Universitätsaugenklinik in Göttingen, ordentlicher Professor Dr. Artur von Hippel seinen 70. E«" burtstag. — Der ordentliche Professor der Astro nomie und Direktor der Sternwarte an Ler Univer sität Köttingen Dr. Johannes Hartmann hat einen im April erhaltenen Ruf nach La Plata al» Direktor der argentinischen Staatssternwarte ab gelehnt.
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