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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.11.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111101018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-01
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Nr. 303. los. Jahrgang. Vie Grlchelnungen ües Sternhimmels im November. Die Sonne verweilt im Novembermonate nur noch 7 bis 8 Stunden über unserm Gesichtskreis. Sie setzt ihre scheinbare Bahn am Himmel in steiler süd wärts geneigter Richtung unterhalb der Aequator- linie von 1t Grad 10 Minuten bis 21 Grad 31 Mi nuten fort und vermindert ihre Höhe über dem End punkte des Horizontes von 2t Grad 30 Minuten auf 17 Grad i> Äinuten. Dabei durchzieht sie das Stern bild der Wage tritt am 23. November in das Bild des Skorpions über und steht Ende des Monats nahe über seinem hellsten Stern Antares. Hier ist sie nur noch um vier Sonnendurchmesser von ihrem tiefsten Stand des Jahres entfernt. Der Tagbogcn wird Tkerdurch slac1)«r und verkürzt die Dauer der Tages- Ringen anfangs um 3s^, später um 2sH Minuten. Der Zeitraum, zwischen Ausgang und Untergang der Sonne geht im ganzen Monat von 9 Stunden tl Minuten auf 8 Stunden 14 Minuten Minuten zurück. In Leipzig und allen Orten die mit Leipzig auf gleich« Meridian liegen, er- sogt zu Anfang November «onnenauf- und -Unter gang 7 Uhr 3 Minuten und 4 Ubr 44 Minuten und zu Ende November 7 Uhr 51 Minuten und 4 Uhr 5 Minuten. Damit erleiden auch die Dämmerungs zeiten eine wesentliche Verschiebung. Während es möglich sein wird, am 1. November bis 5 Uhr 22 Mi nute» und am 30. November bis 4 Uhr 48 Minuten seiner täglichen Beschäftigung ohne Zuhilfenahme künstliclxn Lichtes nachzugchen, tritt die vollständige Nacht zu den entsprechenden Zeiten 6 Uhr 27 Minuten und 6 Ubr 7 Minuten ein. Die Zeitgleichung hat jetzt negative Werte und erreicht am 4. November mit 16 Minuten 21 Se kunden ihr Minimuni. Am Schlüsse des Monats ist der Unterschied zwischen wahrer und mittlerer Son nenzeit auf 11 Minuten 33 Sekunden zurückgegangcn. Auf unsere mitteleuropäische Zeit übertragen besagt dies, das; die Kulminationszeit der Sonne oder ihr Höchststand im Mittag nicht genau auf 12 Uhr fällt, sondern vorl)<r und zwar am 1. November auf 11 Uhr 54 Minuten 8 Sekunden, am 4. November auf 11 Uhr 54 Mi nuten 5 Sekunden, am 10. November auf ll Uhr 5,4 Minuten 21 Sekunden, am 20. November aus 11 Uhr 53 Minuten 57 Sekunden und am 30. No vember auf 11 Uhr 58 Minuten 53 Sekunden. Der Unterschied <nn 4. November mit 5 Minuten 55 Se kunden ist demnach der gröszte, er geht aber bis Ende des Monats auf 1 Minute 7 Sekunden zurück. Diese Unterschiede sind bei Ablesungen an Son nenuhren in Betracht zu ziehen. Die Erde hat bei zunehmender Beschleunigung und Annäherung an die Sonne am 1. November ein Abstandsmatz von 148 Millionen 344 Tausend Kilometern, Las bis zu Monatsende aus 147 Mil lionen 413 Tausend herabgeht. Der Mond hat bei Eintritt in den November das Erste Viertel überschritten und tritt am 6. November nachmittags 4 Uhr 48 Minuten in die Phase des Vollmondes. Auf den 13. November vormittags 8 Uhr 20 Minuten fällt dann das Letzte Viertel, auf den 20. November abends 9 Uhr 49 Minuten Neu mond und auf den 29. November früh 8 Uhr 42 Mi nuten das Erste Viertel. Am nächsten zur Erde befindet er sich am 8. No vember abends 7 Uhr und im weitesten Abstande am 24. November nachmittags 5 Uhr. Es trennen uns dann von ihm 163150 und 406 070 Kilo meter. Am 10. November sieht man ihn in sei nem höchsten und am 24. November in seinem tiefsten Stande am Himmel. Von Bedeckungen durch den Mond werden be troffen am 29. November die Sterne 5. Größe Psi 1 und Psi 2 im Wassermann. Jener von abends 9 Uhr 46 Minuten bis 10 Uhr 23 Minuten, dieser von 10 Uhr 25 Minuten bis 11 Uhr 18 Minuten. In der Nähe des Mondes sieht man an Hellen Sternen am 7. November den Planeten Saturn, am 8. November den rotglänzenden Hellen Mars, am 16. November die Venus, die sich bis auf zwei Voll mondbreiten ihm nähert, und am 20. November Jupiter. Mit dem Vollmond am 6. November ist eine teil weise Verfinsterung durch den Halbschatten der Erde verbunden. Eine Verfinsterung des Mondes durch den Pcrnschatten tritt in diesem Jahre überhaupt nicht ein. Die erste Berührungmit dem Halbschatten erfolgt nachmittags 2 Uhr 39 Minuten und die letzte abends 6 Uhr 34 Minuten. In Leipzig geht der Mond nachmittags 4 Uhr 26 Minuten aus. Die großen Planeten bieten im bevorstehenden Monate besonders Anziehendes. Venus steht noch im höchsten Glanze, und der helleuchtende Mars ebenso wie der interessante Saturn kommen in Oppo sition zur Sonne und erreichen damit ihre höchste Annäherung an die Erde. Die Venus leuchtet des Morgens und erhebt sich früh 2 Uhr 56 Minuten über dem östlichen Horizont, Ende des Monats früh 3 Uhr 8 Minuten. Sie kreuzt in ihrem Laufe um die Sonne am 7. November früh 7 Uhr die Erdbahn und steht am 26. November mit 16Grad in größter westlicher Abweichung von der Sonne. Im Fernrohr sieht man sie zu vier Zehntel ihrer Ooerfläche erleuchtet. Anfang des Monats har sie genau inmitten des Weges zwischen Regulus und der Spika ihren Stand: sic durchzieht in recht läufiger Bewegung das Bild der Jungfrau weiter und erreicht am 30. November die Spika, die dann dicht unter ihr erscheint. Von der Erde entfernt sie sich während des Monats von 74 Millionen 653 Tau send auf 106 Millionen 872 Tausend Kilometer. Der Mars ist jetzt so ausfällig hell und leuchtend rot, daß er ohne weiteres bei eintretender Dunkel heit über dem östlichen Horizont erkannt werden kann. Er bcwcgi sich rückläufig im Sternbilde des Stiers: der Helle Fixstern nal>e unter ihm ist Alde baran. Im Laufe des Monats entfernt er sich von ihm in der Richtung auf das Siebengestirn, das er nahezu erreicht. Seine Helligkeit nimmt noch dis in die letzte Woche des Monats zu, denn er erreicht am 17. November seine größte Nähe zur Erde. Er geht von 79 Millionen 708 Tausend Kilometern, die am 1. November ihn von uns trennen, bis zum 17. auf 76 Millionen 425 Tausend herab und entfernt sich hierauf bis zum 30. November auf 78 Millionen 883 Tausend Kilometer. Seine Opposition, in der er der Sonne gegenüberstcht, tritt am 25. November früh 6 Uhr ein. Auch Saturn kommt am 10. November früh 7 Uhr in Opposition zur Sonne und erreicht damit seine größte Helligkeit vom Jahre. Wie Mars links vom Siebengestirn, so steht Saturn rechts von ihm: sein Glanz ist matter und weniger in die Augen tretend wie das lebhafte Rot des Mars. Auch er verfolgt eine rückläufige Bewegung. Das Sternbild, in dem er steht, ist das des Widders. "Bei seiner günstigen Stellung zur Erde ist die Beobachtung seines Ring systems besonders interessant. Es tritt seine süd liche Ringhälfte jetzt in die Erscheinung, und die hell erleuchtete Kugel ragt über ihr weit hervor. Das Achsen Verhältnis ist 1 : 2,8. Jupiter und Merkur sind in diesem Monat nicht zu sehen. Der mit bloßem Auge sichtbare Komet vrool», Leipziger Tayevlan. (1911 o) der in den letzten Tagen eine lebhafte Schweifentwicklung gezeigt hat, steht gm 1. November rechts über Spika in der Jungfrau u.id links von der Hellen Venus, in deren Nähe er auch in den folgenden Tagen seiner Bewegung südwärts noch verbleibt. Am 10. November hat er sich der Spika am meisten genähert und zieht dann von ihr unterhalb bis in das Sternbild der Hydra weiter. Dann ist aber seine Helligkeit wesemlich geschwächt und dis auf die fünfte Größenklasse herabgegangen. Der Komet ist früh von der vierten Stunde ad sichtbar, denn der Stern Spika in der Jungfrau geht am 1. November 5 Uhr 40 Minuten und am 16. November Uhr 41 Minuten auf. Die genauen Oreten für die Auf suchung im Fernrohr sind ebenso wie für den zweiten Hellen Kometen in der Donncrstagsnummer (26. Oktober) dieses Blattes mitgcteilt. Der Komet Beljawsky (1911 rr), der von seiner Entdeckung am 28. September ab gleichfalls ohne Fernrohr deutlich sichtbar war, ist nicht mehr in seiner früheren Helligkeit und gegenwärtig auf die fünfte Größe herabgegangcn. Er zeigt »och Kern und Schweif, ist aber schon bei Monatsbeginn sehr nied rig inr östlichen Teil des ltternbildes der Wage, das sich frühzeitig schon zum Untergänge neigt. Sein hellster Stern geht am 1. November abends 6 Uhr 57 Minuten und Milte des Monats schon 5 Uhr 58 Minuten unter. Am 3. November tritt der Komet in den nördlichen Teil des Skorpions über, am 4. November steht er über Akrab (Beta) und am 7. November links neben ihm in der weiteren Be wegung auf Len Hauptstern Antares, über dem er am 11. November hinwegzieht. Sternschuuppensälie sind im November besonders reichlich und regelmäßig. Der Hauptstrom fällt auf den 14. bis 16. November. Er nimmt seinen Aus gangspunkt in der Richtung auf das Sternbild Les Löwen, daher der Name „Lconiden". Das Stern bild geht um Mitternacht am nordöstlichen Himmel auf. Die Abwesenheit des Mondlichtes um diese Zeit ist her Beobachtung günstig. Ein weiterer Slernschnuppensal! verteilt sich auf die Zeit vom 17. bis 23. November. Er kommt von dem Bilde der Andromeda her. Sternschnuppen sind Bestandteile kormetaischcr Wolken als Reste einst maliger Kometen. Die Leoniden entstammen dem Tempelsck)en Kometen 1865, der zweite Schwarm dem Biela,chen Kometen, weswegen sie auch als Vieliden bezeichnet werden. Der Fixsternhimmel gehört zu den anziehendsten des Jahres Beobachtet man zwischen der 9. und 7. Abendstunde, so hat man im West als hellsten Stern die Wega in der Leyer, links darüber das Bild des Schwans mit Deneb in der hier sehr Hellen Milch straße, die an Lieser Stelle sich l» ihre zwei langen Ströme teilt. Im Zuge der Milchstraße aufwärts felgt rechts der wenig heroortretcnde Ecpheus und links nahe dem Scheitelpunkte das Zickzack der Cassio- peja. Unter Bkga, näher dem westlichen Horizont, tritt der Adler mit Atair hervor. Zwei schwache Sternchen, einer dicht ober-, der andere Licht unter halb sind seine slündigen^Begteiter. Gegenüber im Ost entfaltet sich gegenwärtig das prächtigste Bild durch die anziehenden Erscheinungen der flammenden Planeten Mars und Saturn, über denen das Sieben gestirn sich abhebt. Der linke in feurigem Rot ist der Erde nahe Mars» unter dem orangefarbig -er Haupt stern des Stiers, Aldebaran, sich abhebt. Niedriger in Oft ist -er Orion im Aufgange, der Helle Stern Bella trix ist schon über dem Gesichtskreise. Rechts den südlichen Horizont entlang krümmt sich in langem Zuge der Eridansluh; der nach Süd abwärts sich neigende Walfisch schließt sich ihm an. Ueber ihm verknoten sich die Leiden aufwärts ziehenden Zweige der nördlichen Fische, die das mächtige Viereck des Pegasus in sich entschließen. Tief im Süd flackert der Stern erster Größe Fomalhaut im südlichen Fisch und rechts über ihm ersiheinen der Wassermann und Steinbock niederwärts gegen Südwest. Links über dem Pegasus zieht in Doppelreihe die Andromeda aufwärts, die unteren drei Hellen Sterne führen auf die Helle Gruppe des Perseus in der Milchstraße und in ihrer Verlängerung zwischen dessen zwei Allsten Sterne hindurch. Der rechtsgelegene ist der berühmte veränderliche Algol, der periooisch sein Licht von der zweiten zur vierten Größe wechselt. Seine ge ringste Helligkeit fällt auf den 4. November 9 Uhr 51 Minuten, auf Le» 7. November abends 6 Uhr 40 Minuten, auf den 19. November früh 5 Uhr 55 Minuten, auf Len 22. November früh 2 Uhr 44 Mi nuten, auf den 24. 'November nachts 11 Uhr 33 Mi nuten und auf den 27. November abends 8 Uhr 22 Minuten. Unter Perseus leuchtet sehr hell die Capella im Fuhrmann und näher über dem südsüdüst- lick>em Horizonte das Zwillingsgestirn Castor und Pollux, die jetzt untereinanderstehen. Der untere und hellere ist Pollux. Die Nordscitc beherrscht der Große Bär oder Große Himmelswagen, über dessen Viereck der Polarstern, von Sternen Les Drachen um faßt, sich hervorhebt.. Links darunter in Nordwest dehnt sich das weite Bild des Herkules, unter dem der Helle Stern Gemma aus dem Kranze der nördlichen Krone sichtbar wird. LtN. Gerichtslasl. Reichsgericht. Leipzig, 30. Oktober. „La Lorraine jpotivc" vor dem Reichsgerichte. Das von dein inzwischen aufgelösten Verein „La Lorraine sportive" am 15. Januar -. Z. im Hotel Terminus in Metz veranstaltete Konzert hat für manche Per sonen recht unangenehme Folgen gelebt. Es schloß sich daran ein Aufzug, von dessen Teilnehmern einer wegen Aufruhrs, einer wegen Widerstandes bestraft worden ist. Außerdem wurden am 4. April vom Landgerichte Metz der Vorsitzende des Vereins, Kauf mann Alexis Samain, und der Baugcwerkmeister August Sehl wegen Hausfriedensbruch zu 6 dzw. 4 Wochen Gefängnis verurteilt, ferner Samain wegen Veranstaltung eines Konzertes ohne polizeiliche Er laubnis zu 4 »tl Geldstrafe und der Mitangeklagte Bankbeamter Karl Marin lvegen Verübung groben Unfugs zu 80 -tl Geldstrafe. — Gegen das Urteil hatten die drei genannten Angeklagten Revision eingelegt. Samain und Sehl insbesondere bestritten, vorsätzlich gehandelt zu haben. Sie hätten nicht das Bewußtsein gehabt, eine nicht erlaubte öffentliche Versammlung abzuhalten, sondern geglaubt, daß es sich nur um eine geschlossene Llereinsversammlung ge handelt habe, da cs für Fernstehende sehr schwer ge wesen sei, eine Karte zu erhalten. Wenn doch viel leicht einige andere Personen eingedrungen seien, so sei das nicht ihre Schuld «gewesen. Der Rcichsanwalt beantragte die Verwerfung der Revision der drei Angeklagten. Der Hausfricdcns- Lruck sei völlig einwandfrei festgestellt. — Das Reichsgericht erkannte auf Verwerfung der Re vision der drei Angeklagten. Wegen Mordes ist am 28. September vom Schwur gerichte Regensburg der Tagelöhner Josef Raith zum Tode verurteilt worden. Er hat am 8. August d. I. morgens 8 Uhr einen Hilfsschutzmann vorsätzlich getötet. Anklage war gegen ihn nur wegen Totschlages erhoben. Im Laufe der Verhandlung wurde sie aber auf Mord ausgedehnt, und die Ge schworenen nahmen an. daß er die Tat mit Ueber- leaung ausgesührt hat. — Die Revision des An geklagten wurde heute vom Reichsgerichte ver worfen, da eine Rechtsverletzung nicht erkennbar war. vermischtes. Die Regulierung der Niagarafälle. Der von dem amerikanischen Ingenieur Senex Smith ausgear beitete Plan einer großzügigen Regulierung der Niagarafälle erregt in Amerika lebhaftes Aufsehen und beschäftigt die öffentliche Meinung. Wenn man sich nicht dazu entschließt, -en Lauf der Fälle künst lich zu korrigieren, wird man in ferner Zukunft damit rechnen müssen, die in großem Maßstade für die In dustrie ausg.'nutzten Wasserkräfte nahe den Ufern ab nehmen zu sehen, denn der Niagara neigt immer mehr dazu, seine ganzen Wassermassen in die Mitte des Stromes zu leiten, in die schmale Felsschlucht, die den Namen das „große grüne Herz" führt. Durch diese schmale Oeffnung peitscht der Niagara schon heule ein Drittel seiner gesamten Wassermassen, und man hat berechnet, daß durch die schmale Schlucht in einer Minute fünf Millionen Kubikfuß Wasser ge trieben werden. Der Fels vermag diesem wilden Wasserdruck auf die Dauer nicht stand zu halten, wird immer mehr ausgehölr und entzieht dadurch den anderen Teilen der Fälle Wossermengcn und damit auch Kraft. Di« Pläne des Ingenieurs zielen darauf ab, dem Zerstörungswerk der Fluten durch die Er richtung einer soliden Stahlbarriere Einhalt zu ge bieten. Das Wasser würde dann nur über diele Crahlmauer einen LiZeg finden, der Zerklüftung und Abfressung des Felsens wäre Einhalt geboten, ja, man könnte auf diesem Wege die Wasserkraft an den anderen Teilen -er Fälle künstlich verstärken. Zur Ausführung der Arbeiten wäre es freilich nötig, den Füllen an den Seiten Auswege zu öffnen und die Fluten des Niagara von dem „grünen Herzen" ab zuleiten, bis die Arbeiten vollendet sind. Die Durch führung dieses Planes würde auf amerikanischer Seite dem Staate New Pork und auf kanadischer Seite der Provinz Ontario zufallen. Eine Luftpost zwischen Kapstadt und Johannes burg. Südafrika wird voraussichtlich in kurzer Zeit die erste regelmäßige Luftpost besitzen, die praktischen Zwecken dienen soll. Die Verbindung zwischen den beiden größten Handelsplätzen, zwischen Kapstadt und Johannesburg, ist außerordentlich schwerfällig, die Personenzüge, die die Post befördern, brauchen nicht weniger als 48 Stunden, um die rund 1600 Kilometer lange Entfernung zurückzulegen. Der Impresario Grahame Whites und die beiden bewährten eng lischen Flieger Paterson und Driver reisen in den nächsten Tagen mit neukonstruierten Blöriot-Flug- zcugen nach Südafrika ab, um mit der Postbehördc ein Uebercinkommcn zu schließen und den Versuch zu unternehmen, zwischen Kapstadt uird Johannes burg einen regelmäßigen Fliegerdienst für Brief beförderung einzurichten. Da die Windverhältnisse in Südafrika der Flugkunst günstiger sind als in Europa und auch das Gelände besondere Schwierig keiten nicht bietet, hofft man auf günstige Erfolge. Ist elektrischer Strom zollpflichtig? Diese ju ristisch interessante Frage wird man demnächst in Tänemark vielleicht zu beantworten haben, denn es ist die Rede davon, in Form elektrischen Stromes die Kraft der Trollhättasällc nach Kopenhagen zu leiten, mn sie dort zur Beleuchtung zu verwenden. Außer Len technischen Schwierigkeiten ist nun die kniffliche juristische Frage zu überwinden. Tie Stadt Kopenhagen hat einmal bereits eine ähnliche Frage zn beantworten gehabt nnd hat sie bejaht. Fm Frei hafengebiete Kopenhagens ist nämlich eine elektriscl-e Zentrale vorhanden. Als vvn dieser Freihafcn- zentrale aus Stadtteile mit elektrischem Strome versehen werden sollten, die außerhalb des Frei- hafcngebietes liegen, mußte wirklich der elektrische Strom verzollt werden, und es wurde festgesetzt, daß ein Kilowatt genau so zu verzollen sei wie eine bestimmte Menge Kohlen. Aehnlicb wird man sich zweifellos, falls der neue Beleuchtungsplan zur Ausführung kommt, auch entscheiden. Tas Eisenbahn-Autogramm. Pariser Blätter wissen eine hübsche Geschichte davon zu erzählen, wie eine junge Frau aus unerwartete und an mutige Weise zu einem Autogramme von Maurice Barrös gelangte. Sie saß, in einen Band vertieft, in einem Eisenbahnabteile erster Klasse, als auf einer Haltestelle ein Herr eintrat, der die Tame höflich grüßte und sich dann auch seinerseits in seine Reiselektüre vertiefte. Bon Zeit zu Zeit muster ten sich die beiden Reisegenossen, wie das so zu geschehen pflegt, mit unauffälligen Blicken. Gegen Mittag verließ die Tame das Abteil, um im Speise wagen ihr Mahl einzunehmen, ihr Buch ließ sie au ihrem Platze zurück. Kaum hatte sie sich entfernt, als der Herr danach griff, hastig ein paar Worte ans -as Vorsatzblatt schrieb und sich dann gleich falls aus dem Wagen entfernte. Als die junge Tame eine halbe Stunde später ihre Lektüre auf nahm, fand sie alis dem Bvrsatzblatte von „Colet Baudoche" zn ihrer Uebcrraschung die folgenden Worte: „Einer reizenden, unbekannten Leserin als Andenken an eine Begegnung — Maurice Barrös." Der Schrittmacher des Herzens. Erst vor fünf Jahren ist die Wissenschaft auf einen Eeroebeteil des Herzens aufmerksam geworden, der einen aus dem Wörterbuch Les Sports entlehnten Namen erhalten hat. Es ist eine verhältnismäßig kleine Masse, die mit der Bezeichnung Schrittmacher belegt worden ist, weil in ihr der eigentliche Antrieb des Herzschlags zu erblicken ist. Professor Arthur Keith, der diese Ent deckung vor fünf Jahren gemacht hatte, hat jetzt über den Fortschritt feiner eigenen Forschungen ünö der von anderer Seite daran geknüpften Untersuchungen einen Vortrag vor dem Chirurgischen Kolleg in Lon don gehalten. Der eigentlich sichere Nachweis, daß dieser kleine Teil des Herzens mit dem Punkt, wo der Herzschlag auftritt, zujammcnfällt, ist von Dr. Tho mas Lewis durch Anwendung neuester Mittel der elektrischen Untersuchung geliefert worden. Aller dings übernimmt dieser danach so wichtig erscheinende Gewebeteil nicht die ganze Verantwortung, sondern es zzibt noch viele Stellen des Herzens, die gewißer maßen in zweiter Linie in Betrieb genommen wer den, wenn jener Hauptsitz d«s Herzschlags durch Krankheit angegriffen oder ganz zerstört wird. Diese Tatsache ist noch auf künstlichem Wege im Laborato rium beobachtet worden. Professor Keith selbst gibt zu, daß er zu seiner Entdeckung durch di« Arbeit eines Japaners Tavara im Laboratorium von Professor Aschoff in Freiburg angeregt worden fei. Jener junge Forscher fand, daß im Herzen des Menschen wie rn dem aller Säugetiere ein System von ganz beson deren Muskelfasern enthalten sei, die sogar dem bloßen Auge wahrnehmbar sind. Sie waren demgemäß den früheren Anatomen auch nicht völlig entgangen. Jedoch hatte man übersehen, daß sie ein baumartig verzweigtes System bilden, -eßen Wurzeln in den Herzohren und dessen Zweige in den Herzkammern liegen. Dör letzte Pferdeomnibus in London. Am Mitt woch den, 25. Oktober, vier Minuten nach 8 Uhr abeckbs ercichte der Omnibus P. F. O. 2511 die End- l^almstelle Moorcgate-Street, und das war die letzte FaArt des letzten Omnibusses der „Allgemeinen Om- ntzvusgesellschaft" in London. Die Ommbusgesellschaft hüt seitdem den Betrieb von Pferdeomnibussen «in MUtwoch, l. November lSN. gestellt, und damit ist der Automobilomnibus in Lon don auf dem Weg« der Alleinherrschaft, denn die üb- rigen Pferdeomnibusse Londons, die andere Gesell schaften betreiben, werden wohl auch bald «ingehen. Die Londoner haben dieses geschichtlich« Ereignis nicht unbeachtet vorübergehen lassen. Der letzte Om nibus mit seinen beiden Pferden, die bereits zehn Jahre Dienst getan haben, ist auf seinem letzten Wege auf der photographischen Platte für ewiges Andenken festgehalten worden, und manche der regelmäßigen Fahrgäste haben mit Rührung an dieser letzten Fahrt teilgenommen. Auf dem Bocke saß der Kutscher Baggot, ein 56jährig«r Mann, der bereits 32 Jahre für die Gesellschaft auf dem Kutschbock gesessen hat. Alle Fahrgäste, die regelmäßig auf dem vorderen Deck gesessen haben, kennen ihn unter dem Namen George. Der Schaffner des Gefährtes, der eigentlich Wain- wright heißt, wird von den Fahrgästen seltsamerweise ebenfalls George genannt. Diese beiden George, die lange Jahre hindurch einträglich miteinander ge fahren sind, werden nun auseinandergerissen. Der Kutscher George bleibt der alten Zeit treu, indem er weiter als Kutscher fährt, der Schaffner George wird sich aber der neuen Zeit in die Arme werfen, indem er Schaffner bei einem ratternden Automobilomnibus wird. Die italienische Auswanderung. Wenn man die große Zahl der Auswanderer, di« Italien jedes Jahr an fremde Länder abgibt, bedenkt, so darf man an- nehmen, daß die Kolonisierung von Tripolis außer ordentlich rasch oonstatten gehen wird. Im Jahre 1909 hat die italienische Regierung 625 000 Aus wanderungspässe ausgestellt, 140 000 mehr als im vorhergehenden Jahre. Ungefähr die Hälfte dieser Auswanderer wandte sich nach den Vereinigten Staaten; der Zug der andern hatte Südamerika und Kanada zum Ziel. Eine große Menge derer, die die Heirsiat verlassen, kehren übrigens wieder nach dem Vaterlande zurück, fast 20 Proz. schon im Jahre nach der Abreise. Von 2 270 000 Individuen, die die Halb insel von 1903—1909 verließen, sind mehr als die Halste wieder in die Heimat zurückgekehrt. Gegen wärtig beträgt die Gesamtzahl der Italiener, die in der Fremde ihr Brot verdienen, über fünf Millionen. Franz Liszt in Zahlen. Einen originellen Bei trag zn den Liszt-Erinnerungen dieser Tage liefert Ernst Lballier im jüngsten Hefte der „Deutschen Ton künstler,Zeitung", indem er den Umfang der Tätigkeit Liszts als Tonsetzer in Zahlen -arstellt. Den Er mittlungen Challiers ist es gelungen, im ganzen 910 veröffentlichte Werke von Liszt festzustellen, wobei z. B. 12 Etüden, wie das ganz berechtigt ist, als zwölf Werke und nicht etwa als «ins gezählt worden sind. Den Löwenanteil von diesen 910 Werken beanspruchen die Werke für das Klavier zweihändig, von denen 544 ermittelt worden sind. Darunter befinden sich 452 Bearbeitungen und 92 Originalwerke. Erst in weitem Abstande folgt die Gruppe der einstimmigen Lieder mit Klavierbegleitung, von denen Liszt 87 ge schrieben hat. Sehr interessant ist nun ein statistischer Vergleich der Wirksamkeit Liszts als Tonsetzer mit einiger seiner Zeitgenossen. Sein schärfster Rival« als Virtuose, S. Thalberg, hat nur 250 Kompositio nen veröffentlicht: er ist allerdings nur 59 Jahre alt geworden, während Liszt das Alter von 75 Jahren erreicht hat. Vergleichen wir ihn mit Zeitgenossen, die ein ähnlich hohes Alter erreichten, so steht ihm am nächsten Wilhelm Taubert (80 Jahre) mit 878 Werken, ihm folgt Ferdinand Hiller (74 Jahre) mit 748 Werken, Joachim Raff (60 Jahre) mit 610 Wer ken, Anton Rubinstein (65 Jahre) mit 550 Werken, Johannes Brahms (64 Jahre) mit 538 Werken, Carl Loews (73 Jahre) mit 464 Werken, Franz Lachner (87 Jahre) mit 449 Werken, Albert Löschborn (86 Jahre) mit 448 Werken. Robert Franz (77 Jahre) mit 345 Werken, endlich Theodor Kullack (64 Jahre) mit 311 Werken. NunltkrUenüer. Theater. Leipziger Stadt-Theater. ImNeuenTheater absolviert beute die Kammersängerin Paula Doenges ein einmaliges Gastspiel als Isolde in „Tristan und Isolde", den Kurven«! singt vertretungsweise für den indisponierten Herrn Klinghammer Herr Kammer sänger Kronen vom Kgl. Theater in Hannover als Gast. Morgen ist Schnitzlers Tragikomödie „Das weite Land'^ angesetzt. — Im Alten Theater steht heute zu halben Preisen „Die geschiedene Frau" auf dem Spielplan, morgen „Der Zigeunerbaron", und zwar erstmalig mit Herrn Grave in der Titelrolle. Vom Leipziger Stadt-Theater. Eine Vorfeier zu Kleists 100. Todestag (21. November) findet, wie bereits gemeldet, am Sonnabend, den 4. No vember, im Alten Theater statt. Zur Auf führung gelangen das Fragment „Robert Guts- card" und das Lustspiel „Der zerbrochene Krug". Bei dieser Gelegenheit wird das Fragment „Robert Guiscard" in Leipzig zum ersten Male gespielt werden. Gleichzeitig mit dem Stoff -er Familie Schroffenheim und dem des zerbrochenen Kruges beschäftigt den Dichter auch die Figur des Normanenhcrzogs Robert Guiscard. Jahrelang hat Kleist mit diesem letzten Stoff gerungen. Aber nur das heute vorliegende Fragment ist zustande gekommen, allerdings eines der bedeutendsten der deutschen dramatischen Literatur, ja -er Weltliteratur überhaupt. Spät, erst 1808 ist das Fragment veröffentlicht worden. Auf die Bühne ist es bei Lebzeiten des Dichters, wie fast alle seine übrigen Werke, nicht gelangt. Neues Operetten-Theater. Heute und folgende Tage: „Die lustigen Nibelungen." Battenberg-Theater. Heute: »Die zärtlichen Verwandten', Lustspiel von Bcnedir. Morgen: „Ein toller Einfall." Konzerte. Heute vormittag 1VH Uhr findet unter Leitung von Professor Ntkisch die Hauptprobe zum 4. Gewand. Hauskonzert statt. Tas Programm enthält die Sinfonien in G-Moll von Mozart und Nr. 2 E-Moll von Gustav Mahler fh 18. Mai d. I.f, letztere unter Mitwirkung von Fräu lein Grete Merrem und Frau Kammersängerin Berta Grimm-Mittelmann. Vergnügungen. : Sristallpalast,Theater. „Eine Million", Burleske in sllnf Bildern von George Berr und Marzel Gnillemand, dargestellt von den ersten Mitgliedern des Neuen Schauspielhauses zu Berlin, gelangt heute das erste Mal zur Aussührung, wie auch die übrigen neuengagicrten Künstler-Spezialitäten heute zum ersten Male auftreten. : Park Meusdorf sLeipzigrr Lnnapark). Besitzer: Julius Guthardt. Eintrittsgeld 10 Pf. Heute Mittwoch große» Konzert » la Strauß. Von 6 Uhr an KirmeStanz der Kinder. Kava- lier-Ball. : Von» Leipziger P.lmengarte». Heute findet Im Leipziger Palmengartcn das 8. Windcrstein-Sinsoniekonzert statt, und wird u. a. die Tschaikowsky-Linsonie Nr. 4 zu Gehör gebracht. Ten Besuchern stehe« recht abwcchselungsreiche Stunden bevor. Morgen Donnerstag: „Große Reunion". : Zsalogischer Garte». Heute abend 8 Uhr findet Gesell- schaftSabend, bestehend in Konzert von der 107er Kapelle unter Leitung des Herrn Lbcrmusikmeister Giltsch und Ball, statt. Ter Eintritt zu dieser Veranstaltung beträgt 2 -T. Taucr- kartcn-Jnhaber haben freien Zutritt. — Die neuen Semester karten für Studierende, gültig bis 81. März 1912, werden täglich zum Preise von ö ausgegebcn. — Morgen nachmittag 1 Uhr findet Unterhaltungsmusik tm Terrasscnsaal statt. : Schlaßkeller, Trcsdner Straße. Heute Buntes Theater und Kavalier-Ball.
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