Volltext Seite (XML)
Donnerstag» den 9. Juli 1931 Für christliche Politik und Kultur ISelibäUSUelle, Drui«u.»Verlag - «ermaina. »I^S. ISr »erlag imdDriickerei.gtltaleDrerden.DreSde».«.!. Pollerllraf,« >7. Nenirul 2I0I2. Posllchecklonlo Dresden eior <>a»ssanlo «ladlbanl Dresden »II 01712 Redaktl»» de, rSchslscheo M»Ik«,»IUmg DreSden-AUIladl t. Voileritratze >7. yernrul Mil >md »1012. Nummer IS» — 30. Jahrgang krlidelnl «mal wSchll. mll MnIlr MrnllSdellaakn.Selwal und »W k'rN'undderNindrrdellnne.iiNrnnIikNelnenvnllr' Iow!.-I,<>!i »lnzelgenprels«: Die lgelnallene petlljelle so 4,gamMei1» r.iib.ologri, .21, Benno Main, .llnIeilnNNnn, nnd IlNl'en' IN INS SM fW «M kMI WM anzelgrn u,SlelIengeInchc ü» z. Die peMrellamezelle. 82 mm -Die droNiilde vanSlrnn', .»lerinnlier B Ngede,' .Do» onle MD ^M I^W W» >8 dien 1 ^t, i;ür «Njelgen antzeihalb de« »erbrcllungSgeblele» S>nN>', MonolNliier «e,nnSt>relS ,K NM enNNN, "Beln-Noeld, ^W ^W Wl 40 4. dir pkllnellamezelle I.»0 ^r. BNelgeS. »0 z. Imgall, -injeNnnnmcr lO g, Lonnndend, n, 2uni>Nninnninier!<0 7 WU H >W s^R »Wf ^M Wg höherer Bewall eelllchl jede Beipsllchlnng au, Llelerung sowl» L'NNPI chrllNeNer Dr. 10. Dedcrht r-e d-n VN^ 88» sU M W W LriaUung v, ?lnj-iaen . ilnIlrÄgen tt, L-qiung v, Schadenrftah. W »tlchLlllicher Leil: s,«», Blwgmch, Dresden. UEssettuns Die Wirlschast hat Vertrauen Lnnerdentscher Kredit von ZOO Millionen für die Goiddislontdank Ein beachtlicher Schritt Berlin, 8, Juli. Sämtlich« grotzen Intmstrieunternehmungen, Banken und Schissahrlsgesellschajten Deutschlands haben am Dienstagabend an den Reichsbankpräsidenten einen Bries gerichtet, i„ dem sie davo„ Mitteilung mast)««. daß sie sich entschlossen haben, der Deutschen GolddiokoiNbank eine Aussallblirgschast über 500 Millionen Reichsmark zur Bersiigung zu stellen. Ter Zweck ist, die Bank in die Lage zu »ersetzen, in noch viel stärkerem Matze als bisher ein wirksames Kredilinstrument zu sein Der eigentliche Sinn dieses Schrittes ist jedoch, von selten der gesam ten deutschen Wirtschaft gegenüber dem In- und Auslande unter Beweis zu stellen, datz trotz der bekannten Ereignisse aus dem Devisenmarkt und anderer Erscheinungen des Misstrauens die deutsche Wirtschaft stark genug und willens ist, der Schwierig keiten Herr zu werden. Das Sä,reiben ist von etlva 1000 deut schen Firmen unterzeichnet, die sich in kürzester Zeit zu diesem Schritte zusammeiigesunden haben. Der Brief an den Reichsbankpräsidenten hat folgenden Wortlaut: „Die Botschaft des Präsidenten Hoover hat der Welt den grotzen Ernst der deutschen Lage ofsengelegt. In der Zeit, die zwischen der Verkündung dieser Botschaft und ihrer »An nahme verstrichen ist, hat sich die Lage noch verschärft. Wir hassen, datz die nunmehr erfolgte Zustimmung aller beteiligten Staaten die Grundlage für den, wenn auch sicher schwierigen, Wiederaufbau bietet. Das Ziel mutz jetzt sein, das Vertrauen auf Deutschland und in Deutschland wiederl)erzustellen, ,»eitere Kreditkündigungen zu vermeiden und dem Devisenabslutz Ein halt zu tun Wir l<aben uns entschlossen, unsere Mitwirkung durch Zusammensassung der deutschen wirtschaftlichen Kräfte in solgcnder Weise zur Verfügung zu stellen: Unter Führung der Deutschen Golddiskontbank wird von deutschen Unternehmungen aus Industrie, Banken, Schiffahrt und Handel ein Garantiesyndikat gebildet, das eine Ausfall bürgschaft in Höhe von '>00 Millionen Reichsmark übernimmt, uni durch diese Garanliemasse die Aktionskraft der Deuftcl-en Golddiskonlbank zu verstärken. Diese Haftsumme wird nach Am Montag oder Mittwoch London, 8. Juli. Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph er wartet, datz die britische Regierung unverzüglich Einladungen zu einer K 0 n f e r e n z i n L 0 n d 0 n an die alliierten Mächte, Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika absen den iverde. Die Vereinigten Staaten würden, da sie keine Unterzeichner des Aoungplaues sind, lediglich durch einen offiziellen Beobachter vertreten sein. Nach Ansicht der britischen Regierung solle die Konferenz, wie der diplomatisch« Korrespondent» weiter schreibt, baldigst zusammentreten. Der erste Teil ihrer Arbeiten, der wahrschein lich eine Woche beanspruchen iverde. solle von Sachverstän- digen der verschiedenen Schatzämter ausgeführt werden. Hierauf sollten nach britischer Ansicht die Regierungen ihre Fi n a n z m i n i ste r oder andere Kabinettsmitglieder für die Schlußverhandlungen entsenden. Nutzer der Frage des G a r a n t ie f 0 n ds und derSach - lieferu n gen dürfte auch die Methode der Rückzahlun gen der suspendierten Reparationen durch Deutschland eine aufmerksame Prüfung finden müssen. Die britische Delegation iverde naturgemäß von Schatzkanzler Snowden geführt wer den. — Der Korrespondent erklärt zum Schluss, es verlaute, datz weder Washington noch London Bereitschaft gezeigt hät ten, von Deutschland die politischen Garantien zu verlangen, die Paris ursprünglich als Vorbedingung internationaler Fi nanzhilfe für Deutschland bezeichnet hatte. Paris, 8. Juli. Oeuvre und Echo de Paris berichten, datz die englische Re gierung durch ihren Botschafter der französischen Regierung den kommenden Montag für die nach London einberufene Expertenkonferenz vorgeschlagen habe. Die französiscl-e Regie rung ziehe jedoch Mittwoch oder Freitag vor. Diese Sachver- ständigen-Konferenz soll, so erklärt Echo d« Paris, nach Ansicht der engliscl>en Regierung eine Regierungskonferenz vorberei ten. Briand habe im Namen der Regierung wohl die Sachver ständigenkonferenz angenommen, aber die Entscheidung der französischen Regierung hinsichtlich der Regierungskonfercnz Vorbehalten. Einige französische Minister glaubten jedoch, wie Oeuvre mitteilt, datz eine Regierungskonferenz unvermeidlich einem bestimmten Verfahren aus die tausend grössten deutschen Unternehmungen umzulegen sein, wobei an einen bereits vor handenen Verteilungsschlüssel gedacht ist. Wir sind uns beivutzl, welches Obligo eine solche Summe für uns bedeutet, sind aber zu dieser Leistung bereit, um die Deutsche Golddiskonlbank, die sich bereits früher in schwieriger Lage als eine Hilse sür die deutsche Wirtschaft bewähr! hat, so zu stärken, datz sie über ihren bisherigen Nahmen hinaus, namentlich in der jetzigen schwierigen Uebergangszcit, als Krs- ditinstrnment wertvolle Dienste leisten kann. Diese unsere Garantieleistung kann jedoch nur wirksam werden, wenn es dem Ncickslmiikdirektorium gelingt, in der Zusammenarbeit mit den ausländischen Notenbanken die für die deutsche Wirtschafte- und Kreditlage notwendigen Erleichterungen uuler Mitwirkung der ausländischen Bankwelt uns zu verschossen. Wir bitten Sie, sehr geehrter Herr Reichsbankpräsideut, die zur Verwirklichung dieses Vorschlages notwendigen Matznahmen alsbald in die Wege zu leiten." Das vorstehende Schreiben wird von sämtlichen Berliner Morgenzeitnngen seiner Bedeutung entsprechend in grösster Aufmachung wiedergegebcn. Die „TAZ." sieht in dem Schrei ben der Wirlschast ein hoffnungsvolles Zeichen dafür, datz es der deutschen Wirtsäwft und dem Staat gelingen werde, aus eigener Kraft der Krise Herr zu werden. In ähnlichem Sinne äutzert sich die „Berliner Börsenzeitung". Der „Börsenkurier" spricht die Hoffnung aus, datz die Welt die Bedeutung des Schrittes des deutschen Unternehmertums begreifen und ihre Mitarbeit nicht versagen werde. Starker Eindruck in England London, 8. Juli. Die Ausfallbürgschaft vou 500 Millionen Reichsmark, die deutsche Banken und Industrie-Unternehmun gen der Deutsäien Golddiskontbank zur Verfügung gestellt haben, hat in hiesigen wirtschaftlichen und politiscl>en Kreisen grotzes Aufsekien erregt. Reuter sowie Times und verschiedene andere Blätter bringen bereits aussührlicl)« Berichte über diese Hilfsaktion der deutschen Wirlschast. sei und sich nach den Beratungen der Schatzamtssachverstän digen von selbst auszwingen werde. Es komme nur darauf an, sie oorzubereiten. Washington, 8. Juli. Unterstaatssekretär Eastle erklärte in einer Pressebespre chung. selbst ivenn die britisci-e Regierung eine internationale Konferenz der Autzenminister cinberufeu sollte, so sei nichts destoweniger auch noch eine Konferenz der Finanzexperten der beteiligten Länder erforderlich. Die Konferenz der Staatsmän ner konnte seiner Ansicht nach die Frage diskutieren, ob nicht die Riickzahlungssrist, die man Deutschland gewährt habe, zu kurz sei. Dagegen würde «ine Revision der Schuldenverträge im gegenwärtigen Augenblick sicher nicht diskutiert werden. Zur formellen Inkraftsetzung des Hoover-Planes bedürfe es fetzt nur noch der formellen Zvstimmungserklärung seitens der anderen Staaten mit Ausnahme von Frankreich, das be reits zugestimmt habe. Dies alles sei aber nur eine Formsache; tatsächlich habe das Jerienjahr bereits begonnen. Kindenburg -ankrl Koover Berlin, 8. Juli. Der Herr Reichspräsident Hal nachstehen des Telegramm an den Präsidenten der Vereinigten Staaten gerichtet: Neudeck, den 7. Juli 1031. Nachdem die Pariser Verhandlungen nunmehr zum Ab- schlutz gelangt sind und das von Ihnen vorgeschlagene Feierjahr begonnen hat, möchte Ich Ihnen und dem amerikanischen Volk den Dank des deutschen Volkes zum Ausdruck brin gen. Dank Ihrer Initiativ« möge die ganze Welt einer neuen Aera friedlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit ent- gegengesllhrt werden. Dies Ist mein aufrichtigster Wunsch. von Hindenburg. * Das Reichskabinett ist am Miftwochvormittag um 0 Uhr zu einer Sitzung zusammengetretcn, in der es sich mit den Fragen der allgemeinen Lage wie auch mit den aktuellen Wirt, schastsproblemen befaßt. * Ein holländisch«» Geschwader wird am 10. Juli in Trave münde eiutresscn und bis zum 16. Juli dort bleiben. Durch diesen Besuch soll das Znteresse der Niederlande an den grotzen Veranstaltungen des Ostseejahres öffentlich bekundet werden. AZeltmoralorium (Von unserer Berliner Schristleitung.) v. s. Eine der merkwllrdsgsten Konferenzen dies« an Zusammenkünften so reichen Dezenniums hat ihr End« gefunden. Im Pariser Präsidentschastspalai» sahen Laval, Flandin — und manchmal auch Briand — dem eisernen Amerikaner Mellon und dem Washingtoner Botschafter Edge gegenüber und verhandelten mit einem unsichtbaren Gegner, der fünftausend Meilen entfernt im Weihen Hause am Fernsprecher sah und dem die Staatssekretäre Castle und Mills als Sachverständige assistierten. Welch ein Sieg der Technik über den Raum! In weniger als vierzehn Tagen muhte unter dem Druck der französischen Hartnäckigkeit das ganze lange und komplizierte Dokument des Poungplanes durchgenommen werden, zu dessen Zu standekommen einige hundert Unterhändler einmal in Karis und zweimal im Haag annähernd ein halbes Jahr gebraucht hatten. Auch wenn sogenannte Restpunkte offen geblieben sind, so sei doch Umfang und Schwierigkeit der Arbeit ebenso anerkannt wie das zähe Festhalten Hoovers an seinem am 19. Juni proklamierten Grundsatz: „Keinerlei Belastung des deutschen Budgets durch Re parationszahlungen in den kommenden zwölf Monaten!" Dennoch gingen die Ereignisse zu langsam, weniger für die amerikanische Ungeduld, welche den über Nacht populär gewordenen Präsidenten mit dem Lorbeer des vollzogenen Wirtschastssriedens krönen wollte, als vor allem für die täglich steigende deutsche Wirtschafts- und Kapitalnot. Nur der deutsche Hilferuf vom 20. Juni bewahrte Deutsch land vor der Katastrophe vom 22. Juni, nur das Zu standekommen der Pariser Einigung am 7. Juli schützte Deutschland vor den verhängnisvollen Wirkungen einer wieder auf Baisse eingestellten Vörsenstimmung. Der vierzehntägige Pariser Kampf um Hoovers Mo ratoriumsplan stellt sich bei der Rückschau als eine charak teristische Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen, zweier geistiger Systeme dar: Hier kämpfte Wirt» schaftsvernunft gegen politische Engher zig leit, großzügige, opferbereite Initiative gegen spar samen Rentnergeist, weltpolitische Weitsicht gegen di« Kirchturmperspektive der französischen Provinz. Persön lichkeiten wie Briand mit ihren bestechenden Thesen von internationaler Solidarität und europäischer Zusammen arbeit sind ja nur das glänzende Aushängeschild einer Politik, die unter innenpolitischen Gesichtswinkeln orien tiert ist, das moralische Diktat kleiner provinzieller Wahl krise widergibt und von dem Wunsch nach Bewahrung nnd Aufsparung des Gewonnenen, unbekümmert um die außen- politischen Rückwirkungen, besorgt ist. In dieser Sachlage stellte die französische Antwort an Amerika wahrscheinlich oas Höchstmaß dessen dar, was Laval, der nur ein Expo nent dieser Eeistesströmung sein kann und darf, der miß trauischen untz -um Sturz der Regierung vorbereiteten Kammer zumuten durste. Daß diese Haltung Frankreich manche Sympathien in der Welt gekostet hat, die es so reichlich besitzt, und wahrscheinlich noch mehr gekostet haben würde, wenn man sich nicht in der Welt daran gewöhnt hätte, Frankreich als das unartige,« ber liebe Kind zu betrachten, dem man seine Unarten nachsehen muß, das haben auch in Frankreich vereinzelte weitblickende Persön lichkeiten erkannt und in Zeitungen wie dem „Petit Pa- risien" und der „RSpublique" mit besorgten Worten z«m Ausdruck gebracht. So falsch es wäre, heute von einer Isolierung Frankreichs oder gar von einer englisch-ame- rikanisch-deutschen Blockbildung zu sprechen, so läßt es sich doch nicht bestreiten, daß sich das Frankreich der Paneuro päer, der Völkerbundsfreunde, der Verständigungsredner in diesen zwei Wochen aus kleinlichen politischen Rücksichten stark demaskiert hat. Frankreich hat sich ja nicht darauf beschränkt, um den Grundsatz der Zahlungen und jede Einzelheit ihrer Durch führung zu feilschen, sondern es ist wieder einmal in den alten bösen Fehler zurückverfallen, mit reparations- politischen Auseinandersetzungen politische Sondcrziele zu verquicken. Gewiß ist die Forderung nach Aufgabe der deutsch-österreichischen Zollunion ebenso wie in Rom unter den Tisch gefallen, als man an die offizielle For mulierung der Antwort an Amerika heranging, denn die Herstellung derartiger Zusamenhänge wäre als unfaires Druckmittel allzu kraß in die Erscheinung getreten und hätte ähnliche internationale Bedenken und Wider sprüche ausgelöst wie die ungeheuerliche Zumutung Frank reichs an Oesterreich, gegen einen 1öO-Millionen-Sch<lling. Kredit seine politische Selbständigkeit zugunsten Frank« rechs aufzugeben. Wenn sich aber ein französisches Ka binettsmitglied die groteske Feststellung leistete, daß die deutschen Seerüstungen fünfundzwanzig Prozent über den in Versailles gezogenen Grenzen lügen, und datz der deutsche Panzerkreuzer das Gleicl-gcwicht zur See bedrohe, und wenn der Ministervräsident selbst von diesen Fest- ktellunaen ausaehend Zusicherunaen darüber verlanate. daß Finanz-Konferenz in London Aur Besprechung der technischen Durchführung des Hoover-Plans