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Seite 2. Nr. 355. »Ob. Hstrryrmy. Leipztyer Tsyedlsn. erntreten. Nach Fertigstellung der Zenkralbahn nfird es notwendig sein, die Standorte einzelner Schutz- gedietskompanien näher an den Taugan- fikasee heranzuleaen. In diesem Gebiet stehen zur zeit nur zwei Kompanien Schutztruppcn und 50 Mann Polizeitruppen. Eme Vermehrung der Schutz truppe wird nach Erschließung der Sultanate Urundi und Ruanda nicht notwendig werden, da durch die Zentralbahn im Falle von Unruhen Truppen von der Kulte schnell nackigescboben werden können. Oie SeegeUung unü Prinz Meürich Kari. Man schreibt uns: Noch den Enthüllungen über die Kriegsgefahr des lehren Sommers ist es doppelt begreiflich, daß di« lüngir vertretene Auffassung. Deutschlands Zukunft liege aus dein r?anoe, in der Press« nur ganz vereinzelte Zustimmung gesunden hat. Gewiß ist es richtig, daß Deutichland in erster Linie eine Landmacht sei: gewiß erfordert die Er Haltung der Schlagfertigkeit un eres Heeres nach wie vor die sorgsamste und opferwilllgst? Aufmerksamkeit. Aber deswegen bleibr es doch eine gebieterische Notwendigkeit für das D-euuck^ Reich, gleich .zeitig eine große Seemacht zu sein. Glück licherweise üt diese Uebeweugung. abgesehen von den grundsätzlichen Gegnern des ..Militarismus und Marinismus", seit Jahr und Tag zum Gemeingut des deutschen Volkes geworden. Diese Ueberzeugung aber wird durch den Umstand vertieft, daß ein Heer führer vom Range des Prinzen Friedrich Karl mit dem größten Nachdruck den Wert der deutschen Sergeltung für die Zukunft des Reiches betont hat. In dem soeben erschienenen 5. Binde der Stenzeljchen. vom Admiral Kirchhoff fortge!«tz en Scekriegsgeichichie wird die nachstehende, hierauf bc züglichc Äeußcrunq des großen Feldbenn wiederge- geben: In der künftigen Marine liegt die Zutun ft des Reiches, unsere politische Bedeutung. Die Marine muß uns die Stellung festbalren, die die Armee dem neuen Deutschen Reiche geschaffen hat. Die Friedensgrundlag«, die durch das „Para Kellum" geschaffen ist. würde bald abbröckeln, wenn wir nicht auch fremden Völkern zeigen, daß wir die Kraft haben, im Frieden unseren Handel, unsere kulturelle Arbeit in den Kolonien würdig zu ent wickeln. Wer im Weltkonzert mit spie len will, der muß die Instrumente dazu haben, und ich hoffe, wir werden im Kontrabaß einen kräftigen Grundton abgebcn. wo wir mit un seren Krupps encheinen. Haben wir keine Schiffe, sann ist es a>-. - . . Küsten bald vergessen, daß das Deutsch« Reich ein paar Jahrzehnten in einem großen Kriege die Kraft seiner Einigkeit zeigte. Wenn man mitsprechen will, muß man da sein, wo eben gesprochen wird. Mit wahrhaft plast''cher Deutlichkeit hat Prinz Friedrich Karl, der der Marine immer das regste Verständnis rntgegenbrachie. die Wichtigkeit der deut schen Scegeltung formuliert. Was der große mili tärische Denker vorausschauend aukündigw. ist eine Tatsache, deren llnaniechtbarkert m'l jedem Tage schärfer hervortritt. Solchem Zeugnis gegenüber müssen die Slimmen schwächlichen Zweiils und ver worreu«r Kurzsichtigkeit verstummen. Oer Krieg um Tripslis. Die sonst so fleißige ..Ageiizia Stefani" har seit vorgestern ihren Nachrichtendienst aus Tri- fwlitanien eingestellt. Die gewohnten Slirn- wun zsbildcr ans 'Tvrrolio irnd irnsgebliebon. Und uniere Meinung, das; dieses anifatlige Schweigen dos offiziösen italienischen Deveschenbnreans feinen Grund in icknveren Mißerfolgen der Ira- liener habe, wird durch nachstehende weitere Siegesmeldungen der Türken bestätigt: Konstantinopel, 23. T» -euiber. (O.O.-Tcl.) Die „Agenec ^troinane" publiziert vom Kriegs schauplatz bei Ain Zara folgendes Bulletin: Am 15. Dezember befehlen A»OO Italiener im Morgengrauen gegen uns Stellungen. Ein heftiger den ganzen Sag über dauernder Kampf begann, welcher vollständig zu unseren Gunsten entschieden wurde. Die Inuieuer wur den zum Rückzug gezw ungern Zwei ita lienische Offiziere und 290 Mann ficken. Am 17. Dezember versuchte eiu italienisches Aus- kläruugsdclachcment mit Gebirgsartillerie den türkischen linken Flügel anzngreifen, wurde aber z u r ü ck g c s ch l a gc n. Am 19. Dezem ber sand eine neuerliche Attacke statt. Die Italiener ließen 400 Tote ans dem Schlacht feld und wichen demoralisiert und in völliger Unordnung zurück. Konstantinopel, 23. Dezember. (?.V.-Tel.) „Tabah" meldet: Der KriegSminister emp fing vergangene Nacht eine Depesche Enver BeiS über einen neuen türkischen Sieg bei Der na. Die Italiener hätten auf dem Kampfplatz neben vieler Munition und drei Ka nonen 250 Tote und 350 Verwundete gelassen. Die Verluste der Türken betrugen 30 Tote und 30 Verwundete. Die Verwendung von Dumdumgeschossen. Die „Tribuna" melde;: Gegenüber den Versuchen der turtischen Ne gierung, durch unwahre Meldungen die Ansicht zu verbreiten, daß die italienischen Truppen ;n Tripolis sich von der Haager Deklaration von 1889 nicht erlaubter Geschosse bedien ten und dcch die türkische Negierung im Besitze von Dumdumgeschossen sei, welche die Fabrik marke der italienischen Staatsfabrik trügen, ist erstens festzustellen, daß den Türken in Tripolis niemals ilalienürtie Munition in die Hande ge fallen ist, zweitens, daß es keine italienische Staaisfabrik gibt, die Fcintcngcschosse herstellt, die die Gestatt beim Eindringen in den Körper verändern oder explodieren. Die von den ita lienischen Schützen beim Zielen nach der Scheibe verwandten Erschösse, die beim Aufschlagen platzen, haben nur eine geringe Tragweite und sind schon auf kurze Entfernung unwirksam, so daß es widersinnig ist, das Exveditionskorpe damit ausznstatten. Es handelt sich um ein kindisches Unternehmen der türkischen Negierung, die von den Italienern gegen die Türken erhobene und wohlbegründele Anklage, daß sie selbst mit solchen Geschossen auf ita- lieniick)e Soldaten geschossen Haven, uinzukch - reu und gegen die Italiener zu erheben. Ei» ägyptischer Postdampfer beschlagnahmt. London, 23. Dezember. (Telegramm.) Nach einer Lloodincldung aus Alexandria wurde der ägyptische Postdampfer „Menzaleh", der sich mit 30 000 Pfund Sterling an Bord nach Hodcida unterwegs befand, von dein ita lienischen Kriegsschiff „Puglia" beschlag nahm t. polltilche Nachrichten. Der neue sächsische Militärbevollmächtigte in Berlin. Dresden, 23. Dezember. Generalmajor Freiherr Leuckart von Weißdorf ist an Stelle d«s verstor benen Freiherrn o. Salza und Fichtenau zum König lich Sächsischen Militärbeooll mächtig t«n in Berlin ernannt worden. Freiherr Louis Friedrich Traugott Leuckart von Weißdorf wurde 1857 in Dresden geboren. Im Jahre 1877 trat er als Kadett in die sächsische Armee ein. Am Schlüße desselben Jahres wurde er zum Leutnant ernannt. Im Jahre 1881 erfolgte seine Beförderung zum Oberleutnant. 189» zum Rittmeister, 1899 zum Major und 1904 zum Oberstleutnant. Gleichzeitig wurde er zum Chef des Generalstabes des 19. Armee korps in Leipzig ernannt. Im Jahre 1907 wurde er zum Oberst und Kommandeur des Gardereiterregi ments nach Dresden oersctzt. Dis zum Jahre 1910 verblieb er in dieser Stellung, um dann mit der Führung der 4. Kavallericbrigadc Nr. 40 in Chemnitz beauftragt zu werden. Par wenigen Monaten wurde er unter Ernennung zum Generalmajor zum Kom mandeur dieser Brigade befördert. Dresden, 23. Dezember. (Tel.) Frhr. v. Luttitz, Oberst und Kommandeur des 3. Husarenregiments Nr. 20, wurde mit der Führung der 4. Kavallerie brigad« Nr. 40 beauftragt. Gründung eine» bayrischen Großblocks gegen das Zentrum. .1. München, 22 Dezember. (Prio.-Tel.) Unter Münchner Mitarbeiter erfährt unbedingt zuverlässig, daß noch im Laufe des heutigen Tages «in offizielles LommuniauS veröffentlichr werden wird, das von dem Vollzugsausschuß des bayrischen Großblocks ansgcht und folgenden Wortlaut haben wird: „Nach eingehenden Verhandlung«» haben am 22. Dezemb«r 1911 die liberal« Par tei, der Bayrische Bauernbund, der Deutsche Bauernbund und die sozial demokratische Partei Bayerns «in Ab Darsina «orte, gleich gegenüber der Seewarte. Dann hie«; es, den Weitertransport des Nachschubes der „Deutschland", der mit „Santa Cruz" am 14. Sep tember in Buenos Aires etntreffen mußte, nach Süd- Georgien zu sichern. Auch dies gelang, da die Argen tinische Walmchfänger-Kescllschaft von Schlieper in entgegenkommendster Weise gestattete, unteren 250 Tons benagenden Nachschub und die Pferde in zwei Abteilungen auf ihren Oeltransoortschiffen nach Süd- Georgien zu verschiffen. Als Leiter dieses Trans portes wurde Herr kling bestimmt, ein erfahrener Seeoffizier, den ich auf der ,^Cap Ortegal" für die Expedition gewonnen hatte. So war denn erreicht, daß die „Deutschland", wie geplant, erst in Süd- Georgien voll beladen werden sollte. Süd-Georgien wurde also wirklich zum Hauptstützpuntt für die Expedition, um so mehr, als wir im dortigen Hafen Grytoiken von seiten des durch seine polaren Ent deckungen bekannten Kapitäns Karl Larsen das weiteste Entgegenkommen erwarten durften. Ain 7. September traf die „Deutichland" auf der Reede von Buenos Aires ein, freundlich begrüßt von der „Fram", die unweit verankert lag und ihren Rumps außenbord malte. Am 7. September wurde die „Deutichland" durch einen Tender der Hamburg- Amerika-Linie nach der Darsina norte geschleppt. Genau nach 4 Monaten seit der Abfahrt der „Deut ch- land" aus Bremerhaven. Der erste Abschnitt der Expedition war erreicht, und ick hieß meine Kame raden herzlich willkommen und beglückwünschte sie zu den bereits erzielten reichen wissenschaftlichen Ergeb nissen. Die „Deutschland" benutzt« den Aufenthalt in Buenos Aires, um zu den 20 Tonnen Pickeisen noch weitere 15 Tonnen zu nehmen. La das Schiff sehr rank ist, war diese Maßnahme erforderlich Dann wurden große Quantitäten Hunde und Pferdefutter an Bord genommen, die wistenschaitlichen Samm lungen verpackt zum Versand nach Europa, und das Scknff der deutschen Kolonie und den argentinischen Honoratioren zur Besichtigung sreigegeben. Am 14. September morgens wurde auch die „Fram" in den Hafen eingefchleppt und dicht neben der „Deutschland" vertäut. Wir tauschten di« üblich«» Besuch« au», und ich hatte Gelegenheit, die »Fram* Deutlche Lüüpvlsr-Lrpeüition von Oberleutnant Dr. Ailchner. (Nachdruck verbeic»^ IV. Am 1. August hatte icki auf der „Cap Ortegal" der Hamburg Südamerika-Linie Hainbura verlaßen und tra» in Buenos Aires am 2o. August ein. Ich konnte also in Ruhe noch alles bis zum Eintreffen der „Deutschland", das in der ersten Hälfte des September erfolgen sollie, vorberciten. Hierbei durfte ich mich der außerordentlich wirkungsvollen und liebenswürdigen Unterstützung des Kaiserlich deutschen Gesandten Freiherrn v. der Busfche- Haddenhauscn erfreuen, der cs verstand, die argen tinische Regierung für die deutlche antarktische Expe dition zu interessieren. So gelang cs vor allem, die argentinische Regierung zu gewinnen, die für Buenos Aires bestimmte starke 2,5. Kilowatt- Funkjpruchstation auf der Neujabrsirvcl zum Ein bau zu bringen. Mir den Arbeiten ist be reits begonnen, und die Station wird Anfang Dezember bereit» dem Betriebe übergeben. Der Telegraphenbeamte aui der Neujahrs»nsel ist ange wiesen, unfcre Coderelegramme, wenn e» uns ge- lingt, tatsächlich Verbindung zu bekommen, anzurieh men und diese als argentinisch« Staatstelegramme nach Buenos Aires an die deutsche Gciandtschaft ge- lanaea zu laßen, von wo aus die Weiterbeförderung nach Europa crsolgr. Außerdem wird der „Deutsch- land" jeden Sonnabend auf funkentele raphischem Wege das Zeitjignal gegeben. Da die Station auf der Neujahrsinsel viel starker ist, als unsere Schiffs station, io ist anzunehmen, daß die „Deutschland" eher Nachrichten empfangen wird, als von sich er folgreich geben. Jedenfalls aber habe ich unter diesen Umständen darauf verzichten können, eine weitere für das antarktische Land bestimmte Funken station mitzunchmen, was eine beträchtliche Raum- erfvarnis an Bord bedeutet, die Mitnahme einer größeren Kohlenmengc asto «rlaubt. Ei» andere» Moment war die Beschaffung «ine» geeigneten Liegeplatz«» für di« «rwartet« „Deutsch land". Di« Regierung wie» «ine» solch«» aa in der kommen für die bayrischen Landtagswahlen ge troffen mit dem Ziele, das bayrische Volk von dem Drucke der Zentrumsmehrheit zu be freien." Dieses Abkommen ist, wie kaum noch be sonders betont zu werden braucht, ein rein takti sches und berührt weder Programm noch Selbständigkeit der einzelnen Parteigruppen. Die gemeinsame Wahlparole soll lauten: Nieder mit der Zentrumsmehrheit? Für ein gerechtes Wahl gesetz. Es kommen 23 Zentrumsmandate in Betracht, und zwar sollen von diesen 12 die Liberalen, 6 die Sozialdemokraten und 5 die Bauernbündler erhalten. Der französische Senat und das Marotkoabkommen. Paris, 23. Dezember <Tel.) Die mit der Prü fung des deutsch französischen Abkommens beauftragte Se n a t s k o m m i s j i o n wird sich heute verfallt mein, um ihren Vorstand zu wählen. Bourgeois ist zum Obmann und Poincare zum General- berrchlerstattcr auserjrben. Nach Blättermeldungen erklärte letzterer, daß er die schwierige Aufgabe über nehmen werde, falls er sich bezüglich der aus den vergangenen Vorkommnissen zu ziehenden Lehren in voller Ilebereinstimmung mit der Mehrheit der Kom mission befinden werde. Er verlangte ferner, daß ein Programm aufgestellt werde, durch das bezüglich Marokkos allen Schwierigkeiten vorgebeugt und die Bedeutung des Abkommens bezüglich der euro päischen Politik bekanntgegeben sowie di« Bürgschaft übernommen werde, daß das Abkommen an den Bündnissen und Ententen Frankreichs nichts ändere. - Ribet erklärte in den Wandelqängen, es bestehe kein Zweifel darüber, daß das Abkommen angenommen werde; aber — so sagte er — wir wollen dasselbe auf das genaueste in seinen Einzel heiten verfolgen und prüfen. Diel bemerkt werde, daß nach der Wahl der Kommission der frühere Ministerpräsident Briand im Senat erschien und mit Pichon eine lange Unterredung hatte. — Aus Unterhaltungen mit Mitgliedern der Kommission geht hervor, daß die Mehrzahl für das Ab kommen stimmen wird, doch soll die Prüfung, der es unterzogen werden wird, durchaus umfassend sein. Die Regierung wird ersucht werden, selbst die ver traulichsten Schriftstücke vorzulegen. Paris, 23. Dezember. fTel.) Der „Eclair" schreibt angesichts der Wahl der Senatskommission für das deutsch französische Abkommen: Die meisten Mitglieder derselben waren in der Leitung der Ge schäfte der Republik oder mit ibrer Vertretung im Auslande betraut. Falls sie von den; Wunsche erfüllt sind, die ganze Wahrheit über den Ursprung des gegenwärtigen Abkommens und di« Irrtümer festzu stellen, die uns zur Unterzeichnung des Kongo- Marokkoabkvmmcns gezwungen haben, so haben sie eine große Aufgabe zu erfüllen. Es ist unbe- weislich notwendig, alles zu enthüllen und alle Fehler zu bestrafen. Wir erwarten von der Kommission, daß sie die Schuldigen zur Verantwor tung ziehen und niemanden schonen werde. Die spanischen Maroktovorschläg«. Wie wir bereits meldeten, hat Spanien die fran zösischen Vorschläge in den Verhandlungen über Marokko abgelehnt. Der Madrider Korrespondent der „Liberty" will nunmehr die Grundzüge der spanischen Gegenvorschläge erfahren haben. Er meldet seinem Blatte: Trotz der außerordentlichen Reserve, die in Madrider offiziellen Kreisen über die Vorschläge der spanischen Regierung, die gestern nacht nach Paris zur Absendung gelangt sind, gewahrt wird, bin ich ui der Lage, Ihnen dl« hauptsächlichsten Punkte mit teilen zu rönnen: 11 Spanien verlangt die ökonomische Ver waltung der bereits durch Verträge festgelegten spanischen Zone. 2) Spanien verlangt das Vorrecht aui die geplante Eisenbahnlinie nach Tanger. 3) Spanien ist bereit, einen Teil des Hinter landes von Ifni an Frankreich abzutreten. In Negierungskreisen verlautet, daß die Antwort der französischen Regierung erst Anfang des Jahres 1912 in Madrid eintreffen wird. Au» der französischen Kammer. Paris, 23. Dezember. Die Kammer hat «inen Gesetzentwurf bctr. die Erneuerung des Pri vilegiums der Banquede France an genommen. Bei der Beratung hierüber brachten die Sozialisten einen Gegenentwurf ein auf Abschaffung des Privilegiums ein. Der Finanz minister ersuchte die Kammer, den Gegenentwurf ab- zulchnen und stellte die Vertrauens frage. Der Gegenentwurf wurde mit 433 gegen 89 Stimmen abgelehnt. Offener Aufruhr portugiesischer Soldaten. Lissabon, 23. Dezember. (Eig. Drahtmeld.) Ein« amtliche Note besagt: Oberst Braga vom 29. In fanterieregiment stellt« unter den Truppen «ine Un botmäßigkeit fest und bestrafte einige Soldaten, die aus Alemtejo» in sein Regiment versetzt waren. genauer zu besehen. Sie hat einen geringeren Tonnengehalt als die „Deutichland", statt der Dampf- hilfsmaichine einen Dieselmotor mit Petroleum feuerung, was ihr einen großen Aktionsradius ver leiht. Sie ist als Dreimastschoner getakelt und ist Eigentum der norwegischen Kriegsmarine. Die „Fram" ist Amundsen für diese Expedition zur Ver fügung gestellt und führt deshalb die norwegische Kriegsflagge. Auch die Offiziere der „Fram" äe- hören der norwegischen Kriegsmarine an. Die „Fram" wurde nach Nansens Fahrt umgebaut und ist letzt nicht nur em vorzügliches Eisschrff, sondern auch ein gutes Seeschiff, da es nicht mehr so stark rollt, wie ehedem. Sie hat nur wenig Ballast außer dem Petroleum, da alle Vorräte und das Expeditions zubehör bereits bei König-Edwards-Land in der Roß-See ausgeladen worden sind. Der Kapitän der „Fram" heißt Nilsen. Mit den Framleuten ver banden uns bald die besten Beziehungen, und die Beiatzungen der beiden Polarschiffe halfen sich oft und gern gegenseitig aus. An; gleichen Tage wenige Stunden später traf Dr. König auf der „Santa Cruz" mit den Hunden und den Pferden ein; die 15 Pferde kamen auf 10 Tage in Quarantäne, die Hunde in den Zoolo gischen Garten, wohin später auch die Pferde folgten. Herr Dr. König tam mit den Hunden direkt von Grönland über Hamburg. Es ist ihm gelungen, außergewöhnlich gute und kräftige Hunde zu erstehen. Auch für Nachwuchs ist schon gesorgt. Zurzeit besitzen wir über 20 junge Hunde, die vis November 1912 schon vollwertige Zughunde jein werden. Am 16. September nahmen wir di« kleinen Hunde an Bord, wo sie der erfahrene Norweger Björwik in Pflege nahm. Am gleichen Tage trat Professor Loh mann programmgemäß die He;mreije nach Europa an; Professor Ule folgte einige Tage später nach. Während an Bord emsig gearbeitet wurde, be- nutzten die wissenschaftlichen Mitglieder der Expedi tion den Aufenthalt m Buenos Aires dazu, mit den argentinischen wissenschaftlichen Instituten Fühlung zu nehmen. Hierbei erfreuten wir uns der wärmsten Unterstützung von jetten des Direktor» des argenti nischen meteorologischen Institut» Proseffor Dr. Davis und de» i« antarktischen Gebieten erfahrenen Dr. Srmnsdenü, 23. Dezember 19U. Dies« hätten sichoffengegenihnaufgelehnt. und er sei bei dem Versuch«, die Ordnung wiederher- zustellen, durch einen Schuß in den Bauch ver- wund et worden. 39 Soldaten sind ver haftet worden. Jetzt herrscht wieder vollständige Ruh«. Uebersall aus einen Deutschen in Syrien. Köln, 23. Dezember. Wie die „Kölnische Zei tung" meldet, ist neuerdings ein weiterer Ueber - fall auf einen deutschen Kolonisten in Syrien erfolgt, obwohl der Mord des Deutschen Unger im Jahre 1910 noch ungesühnt ist. Ter deutsche Ansiedler Simon Specker in der deut schen Kolonie Neu-Hardhof wurde am Hellen Tage beim Pflügen seines Ackers von Fellachen überfallen. Durch das Hinzukommeu von Reisenden wurde das Schlimmste verhütet. Diese eilten hinzu und nahmen für Specker Stellung. Die Fellachen flüchteten. Der deutsche Vizekonful in Haiffa begab sich zu den Schechs der Stämme, und es gelang ihm, die Auslieferung der Täter durchzusetzen und das Versprechen zu erhallen, daß man in Zukunft mit den Deutschen in Frieden leben werde. Bandenunwesen. Saloniki, 23. Dezember, l Wiener k. k. Telegr.- Bureo.u.) Eine Ä r n a u le n b a n Ä e überfiel auf einer Straße bei Ipek drei Gendarmen, die einen Gefangenen transportierten, erschoß einen von ihnen und entwaffnete, mißhandelte und be raubte die anderen. Bei der später ausgenommen«« Verfolgung der Bande ist noch ein bTerrdarm gefallcn Die Bande ist entkommen. Die neue Lag« in Persien. Teheran. 23. Dezember. (Reuter.! Ru sijche amtlich« kreis« erklären, daß die russische Regierung zwar aufrichtig wünsche ihr« Trupoen sobald als möglich zurückzuziehen, daß aber eine augen blicklich« Räumung nichtzugesagt werden könne. Bezüglich de» Generalschatzmeisters 2 hust« r sei noch kein Schritt unternommen worden. Rücktritt des Gouverneur« von Bahia. Rio de Janeiro, 23. Dezember. fTel.) Die po- litische Lage in Bahia ist ernst. Der Gou verneur Les Staates ist zurückgctreten und übergab die Regierungsgewalt dem Kammer präsidenten, nachdem der Senatspräsident, sein legaler Nachfolger, es abgelehnt hatte, die Funktionen des Gouverneurs zu übernehmen. Sus Leipzig unü llmgegenü. Leipzig. 23. Dezember. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 24. Dezember. Nordwestwinde von wechselnder Stärke, bedeckt, etwas kälter, Niederschläge, Schneefälle werden häufiger. Pöhl berg: Dor- und nachmittags schwacher Nebel, nur auf dem Berge schwach« Schneedecke, starker anhaltender Reff. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in di« Täler hinab, starker anhaltender Reff und Rauhfrost, Schneetiefe 50 Zenti meter. * Militärisches Wecken. Das militärische Wecken am ersten Weihnachtsfeiertag wird durch das Musik korps und di« Spielleute de» 7. Jnf.-Regt. „König Georg" Nr. 106 ansgeführt. Das Weckiff beginnt 7 Ubr 15 Min. vorm. an der Kaserne des vorgenann ten Regiments und endigt an der Karl-Tanchnitz- Brücke. Einzufchlagender Weg: Aeußere Hallischc Straße, Johann-Georg-Straße, Eisenacher Straße, Luisenstraße, Schkeuditzer Straße, Wiederitzscher Straße, Cöthner Straß«, Friedrich-Karl-Straße, Lothringer Straße, Pariser Straße, Bleichertstraße, Delitzscher Straße, Springerstraß«, Frickestraße. Montbcsttraße, halt vor dem Dienstwohngebäude des kommandierenden Generals, Richterstraße, Ulrich straße, Kirchplatz, Eohliser Straß«, Ehrensteinstraß«, halt vor der Garnisonhauptwach«, Kickerlingsberg, MontbSstraße, Eohliser Straße, Nordplatz, Nordstraße, Plauensche Straße, Katharinenstraße, Markt, Tho masgasse, Thomaskirchhof, zwischen Kirche und Schmuckplatz, halt vor der Dienstwohnung des Ear- nisonältesten, Markgrafenstraße, Königsplatz, Peters- steinweg, Beethooenstraße, Mlhelm-Seyffert-Straß«, Karl-Tauchnitz-Straß«, Ende: Karl-Tauchnitz-Brücke. g. Für Buchhändler. Frau Dorothea Valen tin er in Hamburg hat zur dauernden Erinnerung an ihren verstorbenen Sohn Wolfgang Dalentiner dem Unterstützung-Vereine Deutscher Buchhändler Moßmann der meteorologischen schottischen antarkti schen Expedition. Durch deren Veranlassung wurde es unserem Astronomen Dr Przydyllok unter Aisislenz von Dr. v. Goeldel ermöglicht, in Pilar, der Stern warte etwa 500 lcm westlich von Buenos Aires, An- schlußmestungen zu machen, an der gleichen Stelle, wo die Amerikaner und die Franzosen ihre Messun gen ausgeführt hatten. Ferner wurden uns die meteorologischen Aufzeichnungen der Süd-Orkney- Station bereitwilligst überlasten. Auch mit der La- Plata-Univerfität wurden mannigfache Beziehungen angetnüpft, und hier wie bei allen wissenschaftlichen Behörden und Personen fanden wir beste Unter stützung. Auch der Deutsche Klub kam uns sehr freundlich entgegen, und außerordentliche Hilfe leistete uns die Vertretung der Hamburg - Amerika - Lime und die Vertretung der Hamburg-Südamerika-Linie. Herz erfreuend empfanden wir alle das liebenswürdige Entgegenkommen der Kapitäne der Scbiffe dieser Linie und die freundliche Stellungnahme der deut schen und argentinischen Presse ru unserer Expedition. Am 3. Oktober waren die Vorbereitungen beendet, so daß programmäßig am 4. Oktober, nachmittags 2.30 Uhr, die Abfahrt angejetzt werden kannte Nochmals sahen sich alle Expeditionsmitalieder in dem gastfreundlichen Hause des deutschen Gesandten vereint, und nochmals durften wir unseren herzlichen Dank für :hre tatkräftige Unterstützung dem Kai erl. deutschen Generalkonsul Bodrik und dem kaiserl. Vize- kousul Barre nussprechen, dann ein Hänocichütteln fast ohne Ende An Bord der „Deutschland" hatten sich unsere Buenos Aires-Freunde versammelt, und der ganze Kai war schwarz von Menschen, die alle der „Deutschland" noch ein letztes Lebewohl nachrufen wollten. Die Dampfpfeife der „Deutschland" mahnte zur Abfahrt. Bald war das Deck leer, die Kine« matographen und ohotographischcn Apparate be gannen ihre Tätigkeit, die Taue wurden losge worfen. und langsam setzte sich die „Deutschland" in Bewegung, geschleppt vom Schlepper „Vorwärts". Die Musik des veurschen Dampfers „Cap Vilano" intonierte das Lied „Muß i denn zum Städtle hinaus", ein lücherschwenken und Rufen setzte ein. die Leut« der „Fram" brachten un» ein vierfach