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Be^ug» Prei» Llivtlu «Kd <!««««« »«lA «»I««» I»ia»> und 8p<dii««i» 2m«! lü«!>ch in» P«u» «<»>«<di »>PI m»»«il r.7N O«l. »»»««iiatzri P«i „Ki«i, »<>l!ul»K « «n» nahmeslelle« «»«>»«!! ?» PI. monatig r^»«k. oi«k,«l>ah,l. D«rch »i« V«>« innerhalb Deuiichiand» «nd d«r »«nllihen Xoloni»« »!«,»,liadri r.«> Pit., monotl. l.Sl Pik au»!Hi Pakid»ft«U«»id ferner in Brlaien, Dänemark den d»nouUu«i«n. Ira»«n. Lnrrmduig. Piebrrland« !Kor» wegen L«)lerl«i<d - Unaarn. «uftland. tzchweden Echwei« u Eganien. 2« ollen übrigen vlaaien nur diieti durch die <be>cha>i»li«ll« de» Blatt«, »rdüliUch. Da» i!»>v«ig«i rogedlarr erlcheinr rmal tägliid. Sonn» » ii»»rrrag» nur morgen». Ldonn«m,ni»-Ännohme 3»han«i»gali» 8^ d«i unieren Tragern Ailialen. Sgebileurea and illnnahmeilellen. luwl« Poiiamiern und Vrtesiragern. St»1«l»»»ra»t»»»«t» lll Pt. Abend-Ausgabe. UchMcrTlUMü s 14 892 <rt.ch«o«Ichl»») Lel.-Anschl. r >4 «93 1 14 894 Handelszeitung. Tel.-Anschl. 14 892 ca-ch—l«ü« 14 «s:r 14 894 Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis fRr Inlern« a«» i!»t»««a und Umgeb«,» die Ilgaltige Ponrieil« Ä P1. die Aetloine» »eile > ML »an a«»wari» VI. Reklamen llll Ml- 2nl«i«l« «an Pedorde« im amt lich«, T.tl »»« P«tttt«»l, «> Pt chelchalt.antetgen mii Plaboorlchnft«, im Preit« erhöht Nadatt nach Tattk «eilagegedllhr ibeiamt» «itlag» L Ml. » Tauten» erkl. Poltgedutzr. Tetldeilag« d^ber. A.Ilenitlt» tllustraa« tonnen ntrbt «urllck» »«togen werden. »Ur da» Lrlchrtnen an oeMmmten Ton«n and Planen wird kein« Itar ntt« übernommen. Antetgen - Lnnahm« S.d,«»i»,all« 8, bet tömiltchen Filialen ». allen illnnoncen» Llpeditton«» de» 2n» and llu»lande». De»« »b Verl«, »«» »tlcher » Xlttft«, 2nhad«r: V«»I tlürftew N«»avt«« «nd «b,lchSlt,lt,ll«r 2ohanni»gall» 8. Haodt» Filiale Dr«»d«n: Seegras« < l lTelephon «821). Nr. 355 Sonnsbenü, »en 23. Verember lSll. 105. Zalirgany. Tie vorliegende Ausgabe umfaßt 8 Seiten. Dss Wichtigste. * Generalmajor Frhr. Leuckart v. Weißdorf ist an Stelle des verstorbenen Frhrn. v. Salza und Lichtenau zum Kgl. Sachs. Militärbevoll- mächtigten in Berlin ernannt worden. sS. Pol. Nachr.s * Zn B a y e r n hat sich ein B l o ck d e r L i n k e n gegen das Zentrum gebildet. fS. Pol. Nachr.) * Zm Gebiete von Agadirsoll es zu schweren Unruhen gekommen sein. sS. Letzte Dep.) * Aus Tripolis und Der na laufen Mell düngen über weitere türkische Erfolg« ein. sS. d. bes. Art.) * Die schweren Stürme der letzten Tage haben auf dem Meere viele Opfer an Men schenleben und Schiffsgut gefordert. sS. Tageschr.) Dir Gpilllüe Neraww. Der russische Minister Les Auswärtigen, Ssaso- now, hat seine Geschäfte wieder übernommen, nach, dem er fast ein Zahl hindurch von Krankheit behin dert war. Die Episode der Verweserschaft Lurch den M i n ist e r geh i l fe n Neratow hat damit ihr vorläufiges Ende erreicht. Wäre die Vertretung nicht durch die schwere Er krankung Les Chefs bedingt gewesen, sondern trüge sie Len ausgesprochenen Charakter eines Probejahres, so müßte eine gegenständlich urteilenLe Kritik ein Zeugnis auf „nicht bestanden" ausschreiben. Es lst nicht die Art der echten Befähigung, eine Gelegen- heit zu bloß vorübergehend gedachtem selbständigen Wirken durch Vielgeschäftigkeit, durch ein Vielhandeln, bloß um zu handeln oder handeln zu scheinen, aus zunutzen. Das meiste, was Neratow angriff, machte den Eindruck des Zufrühgeschehens. Man erinnert sich vielleicht noch, Latz im Februar alle Welt Lurch ein russisches an Chrna gestelltes Ulti matum überrascht wurde, welches sich auf im A u g u st möglicherweise aktuell werdende Schwierigkeiten bei einer Verlängerung des «blaufenden Kuldscha-Der- trages bezog! Da China zunächst sich nur dem Sinne, nicht gleich dem Buchstaben der russischen Forderungen unterwarf, wurde noch ein zweites Ultimatum hinter- bergeschickt! Wenn jetzt anläßlich der bereits in die Mongolei hinüberspielenden chinesischen Wirren Ruß land den Augenblick wahrnähme, seine dortig« poli tische Stellung zu verstärken, so wäre das verständ lich. Damals wurde der goldene Grundsatz der prak tischen Politik gröblich verletzt, daß man ruhend« Dinge nicht in Bewegung bringen soll. Zn ähnlich unzeitiaer Weise wurde im Juni der Versuch gemacht, die Türkei im freien Gebrauche ihrer Abwehrmittel gegen den Malissorenauf- st a n d zu beschränken, während ganz Europa fieber- haft arbeitet, um den Ausbruch ernsterer Verwicklun gen am Balkan wenigstens um ein paar Jahre hin auszuschieben. Daß Persien in diesen Wochen gleich falls mit zwei einander unmittelbar folgenden Ulti- maten überschüttet ist, schließt würdig die Verwe'er- schaft des Herrn Neratow ab, dem die russische Chrcnik mit vollem Rechte den Namen des „Illtimaten- Mannes" anhängen dürfte. Möglich, Laß auch die so rasch wieder zurückgenommene Anregung, die Dar danellenfrage gerade jetzt in Verhandlung zu nehmen, wo die ganze Umwelt überreichlich mit der Wiederherstellung des Friedens im Mittelmeere zu tun hat in dasselbe Kapitel gehört; da Ssasonow sielen in Paris erklär: hat, positiv sei allein Ruß lands Verbot an die Pjorte, die Durchfahrt durch Minen oder versenkte Schiffe zu sperren. Dieser Er klärung des Heimkehrenden möchte man eher Glauben schenken, als seiner Zusage einer baldigen Wieder- Zurückziehung der nunmehr eingerückten Truppen aus Persien trauen. Der Wiederantritt des Chefs, der sich im ersten Halbjahre seiner Amtsführung als ruhiger, be sonnener Mann bewährt hatte, ist auf alle Fälle ein Gewinn. Damals verknüpft« sich ;a jein Name mit den deutsch-russischen Abmachungen, die nach der Begegnung von Potsdam ihren Namen tragen. Mitten in die Ausarbeitung der auf Persien bezüglichen Einzelbestimmungen fiel die schwere Erkrankung Ssasonows. Anfangs hieß es, mit der formellen Unterzeichnung solle bis zu seiner Genesung gewartet werden. Das erwies sich nun freilich äls^nicht angängig, und so trägt die Urkunde Neratows Namen. Aber nimmt man noch die immer hin gegen Englands Verhalten wohltuend abstechend« Zurückhaltung Rußlands im Marokko streite hinzu, so ist auch alles aufgezählt, was deutscherseits Günstiges von dem jetzt ablaufenden Interimistikum gesagt werden kann. Von der in den Potsdamer Tagen angekündigten Erwärmung der deutsch-russischen Beziehungen ist es wieder ganz still geworden. Damals hieß es, die Zarenfamilie werde in diesem Sommer wicLer nach Friedberg kommen; und tatsächlich sind in dieser Er wartung umfassende bauliche Veränderungen in dem hessischen Schlosse bewerkstelligt worden. Aber es hat vergehens auf seinen Gast geharrt. Ausfallen muß, daß Ssassonow von seiner Rückreise trotz seiner noch fortdestchenden Schonungsbedürftig keit in seiner Heimfahrtsroute entgegengesetzter Rich tung sich zunächst nach Paris begeben und dort offenbar sehr umfängliche Verhandlungen nicht nur mit den französischen, sondern auch mit englischen Staatsmännern gepflogen, sein« Nichtberührung Lon dons auch ausdrücklich nicht mit seinem Gesundheits- zustande, sondern mit der Abwesenheit des Königs begründet hat, aber mit. keinem Worte von einem Besuche Berlins die Re'de ist. obwohl die deutsche Kaiserstadt auf feinem Wege liegt und er überdies fast das ganze Jahr in deutschen Badeorten zugebracht hat. Es sieht tatsächlich so aus, als liege den russischen Staatsmännern fetzt alles daran, den unveränderten Fortbestand der „Triple- Entente" in diesem Augenblicke recht nachdrück lich zur Schau zu stellen und Mißdeutungen der russischen Neutralität in Len mit einiger Mühe überwundenen Konfliktsstoffen dieses Sommers mit möglichster Gcflissentlichkeit aus dem Weg« zu räu men. Ohne diesem Bedürfnisse eine ernstere Bedeu- tung beizuleaen, möchten wir doch in ihm eine Be- stätigung unserer früheren Mahnungen erkennen, den Wert der Potsdamer Verständigung ja nicht zu über schätzen und. wie es in den letzten Monaten vielfach geschehen ist, das russische Verhältnis zu Frankreich und England bei der Erörterung der euro päischen Lage ganz außer Betracht zu lasten. Möglich, daß die Stimmungen des Spätherbstes von 1910 wieder lebendiger werden, wenn die Wirkungen des Provisoriums überwunden sind, in dem der Ministergehilfe und anfänglich der ihm soufflierende Geist des verstorbenen Premiers Stolypin tätig waren; wenn der nach früheren Erfahrungen Deutsch land nicht abhold« Rekonvaleszent im mündlichen Verkehre an der entscheidenden Stelle wieder größere Kraft gewinnt. Aber zu denken geben jedenfalls die gemeinsamen Pariser Konferenzen des Ministers mit den französischen Staatsmännern undmitdem englischen Botschafter Bertie. Die vstskrikanilche Zenttslbahn Für die Fortführung der ostasrikanischen Zentralbahn von Tabora bis zum Tangan jikasee werden vorläufig keine neuen Etatsmittel zur Verfügung gestellt werden. In der Vorlage, die der Reichstag Anfang Dezember verabschiedete, war der Reichskanzler ermächtigt worden, aus laufenden Etatsmitteln zur Fortführung der Bahn der oft- asrikanisct)en Eisenbahngesellschaft ein neues Tar- lehn zu gewähren. Erft im Jahre 1914 wird cs nötig sein, neue Mittel für die Zentralbahn zu fordern, da alsdann die laufenden Mittel erschöpft sein werden. Hierzu schreibt man uns aus kolo nialen Kreisen: Tie Kosten für die Weiterführung der Bahn bis an den Tanganjikasee sind im Reichskolonialamt be rechnet worden. Für die Strecke Tabora—Kigoma, die 412 Kilometer lang »vird, sind als Baukosten 42,2 Millionen Mark veranschlagt worden, für die Errichtung von Tampserlinien auf dem Tanganjika see, für den Bau von Schiffen für Hafen- und Tock- anlagen in Kigoma und für Landungsanlagen an den übrigen Anlegeplätzen des Sees sind vorläufig 4,5 Millionen Mark in Anschlag gebracht worden. Tie Weiterführung der Zentralbahn über Tabora hinaus veranlaßt einen Umbau der Strecke Daressalam—Morogoro, da diese Strecke nur als Kleinbahnstrecke gebaut ist, während die Strecke von Morogoro bis Tabora als Hauptbahn mit Meterspur gebaut ist. Für den Umbau der Stamm strecke bis Morogoro sind 5,4 Millionen Mark be rechnet worden, so das; im ganzen die Fortführung der Zentralbahn bis an den Dee einen Kostenaufwand von 52 Millionen Mark verursacht. Tiefe Summe dürfte jedoch nicht verbraucht werden. Ta auch bei dem Bahnbau bis Tabora einige Millionen erspart werden konnten, so ist anzunehmen, daß bei dem Weiterbau ebenfalls Ersparnisse erzielt wer- den können. Allerdings wird der Weiterbau auf größere Schwierigkeiten stoßen als bis her, da er teilweise durch Gebirgstäler geführt wird und ein Höhenunterschied von 325 Meter überwunden werden muß. Tie Bahn muß zunächst auf die Rand gebirge des Tanganjikasees geführt werden und muß daun von diesen durch Flußtäler allmählich an den See heruntergeführt werden. Auf dieser Strecke sind zur Herstellung des Bahnkörpers umfangreiche Felsspren- guugen, hohe Dämme, hohe und weite Brücken sowie drei Tunnels von 445 Meter Gesamtlänge erforder lich. Ticser rund 45 Kilometer lange Teil der Strecke wird der bei weitem kostspieligste der ganzen Linie werden. Das Holz- und Steinmaterial für den Bahnbau ist an der ganzen Strecke in genügender Menge vorhanden. Tas für die Versorgung der Bahn nollvcndige Wasser muß auf der ersten Strecke erbohrt werden, auf der zweiten Hälfte der Bahn strecke kreuzen in genügenden Abständen ständig fließende Gewässer die Bahn. Für die Aufnahme eines Schiffverkehrs auf dem Tanganjikasee sollen zunächst drei kleinere Schiffe gebaut werden mit 1000 bis 1200 Tonnen Wasserverdrängung, die wegen ihres geringen Tiefganges von 2,4 Metern am geeignetsten sind, am besten die Wirtschaftlichkeit des Betriebes verbürgen und die Einfahrt in alle größeren Buchten und Anlegeplätze ermöglickieu. Tie ausführlichen Vorarbeiten für die end gültige Trasse sind bereits ausgenommen worden, und es soll versucht werden, mit der Linie an die Saline Gottorp heranzugehen. Nach der Ansicht des Gouvernements hat diese Saline noch eine große Zukunft, und es wird mit weiteren Sole vorkommen am oberen Rutschugi gerechnet. Tie Vorarbeiten für die Weiterführung der Eisen bahn sollen Anfang Januar beginnen, zunächst soll die Äeiterbaustrcckc abgcsteckt werden und von Mitte Februar ab der Weiterbau über Tabora hinaus in die Wege geleitet werden; da zu diesom Zeit punkte die Glcisspitz« der jetzigen Bahn Tabora er reicht haben wird. Wie schon oben angeführt, wird die Weiterfüh rung der Zentralbahn von Tabora an den Tan ganjikasee die Summe von 52 Millionen erfordern. Von dieser Summe finden 14 Millionen ihre Deckung aus Ersparnissen, die beim Bau der Strecke Moro goro—Tabora erzielt worden sind. Von diesen 14 Millionen sind rund 5,2 Millionen dadurch frei geworden, daß es sich wird ermöglichen lassen, vom Rechnungsjahr 1912 ab die bisher aus dem Bau kapital gedeckten Zinsen auf den ordentlichen Etat zu übernehmen. Ter Rest von 8,8 Millionen ent fällt auf Minderausgaben beim bisherigen Bahnbau. Ter Gesamtbetrag der Strecke Morogoro—Tabora wird den Betrag von 67 Millionen nicht übersteigen. Bon dieser Summe sind bisher 52 Millionen Mark bereitgestellt worden. Für 1912 werden weiter« 14 Millionen Mark und für 1913 noch 1 Million für die Zwecke des Baues für Tabora anzufor dern sein. Tie in Abgang gestellten Bauzinsen betragen für 1912 2 325 600 Mark und für 1913 2 875 856 Mark, zusammen also 5 201456 Mark, um welchen Betrag der Bedarf an Baukapital für die Strecke bis Tabora sich also mindert. Weitere 2 Millionen werden für den Neubau dadurch verfügbar, daß nach Vollendung des Umbaues der Stammstrecke, für den 5,4 Mil lionen Mark ausgeworsen sind, der Reservefonds deS Stammunternehmens nicht weiter aus der Höhe ge halten zu werden braucht, wie vor 3 Jahren noch an genommen werden mußte. Es ist mithin neu aufzubringen ein Betrag von 36 Millionen Mark. Tie Aufbringung dieses Betrages erfolgt zwcckmäßi- aerweise aus demselben Wege wie bei der Vorstrecke, d. h. das ostafrikanische Schutzgebiet gewährt der Ost afrikanischen Eisenbahngesell schaft unter den gleichen Bedingungen wie bisher ein weiteres Tarlehn in Höhe von 36 Mil lionen Mark. Tamit der Anleihemarkt aus dem vorliegenden Anlaß für Zwecke des ostasrikanischen Schutzgebiets nicht in höherem Maß in Anspruch ge nommen zu werden braucht als bisher, hat die Bauunternehmerin, für die zweckmäßigerweise, die selbe Firma in Betracht kommen würde, die schon jetzt den Bau der Strecke Morogoro—Tabora aus führt, sich bereit erklärt, mit Hilfe deS hinter ihr stehenden Bankkonzerns beim Fortschritten des Baues notfalls in ähnlicher Weise in Vorschuß zu gehen, wie dies für die Strecke Kectmanshoop—Karibib und Buiko—Moschi vorgesehen ist. Eine Erhöhung der bisher für die Zwecke der ostasrikanischen Mittcl- landbahn vorgesehenen Jahresrate von 1t Millionen Mark wird daher nicht erforderlich werden. Für 1912 kommt lediglich die Erweiterung des Etats dispositivs bei Kapitel 1 Titel 2 des außerordent lichen Etats für das ostafrikanischc Schutzgebiet in Frage. Bis Ende des Rechnungsjahres 1913 werden die Arbeiten aus den Bauersparnissen des Borstücks bestritten werden. Erst 1914 wird erstmalig eine neue Rate über den für Morogoro —Tabora veranschlagten Bedarf hin aus in den Etat einzu st eilen sein. Erst von diesem Zeitpunkt ab wird also durch die Weiter führung bis zum See eine weitere Belastung des Schutzgebiets gegenüber den bisherigen Berechnungen Nu; erster kbe. Roman von H. Eourths-Mahler. 12f (Nachdruck verboten.) Fritz erblickte ihn auch, diesen garstigen Flecken, der ein beredtes Zeugnis von Silvies Sanftmut und Schwesterliebe ablegte. „Da hat wohl Silvie ihre Visitenkarte ab gegeben, Jutz?" fragte er Jutta, als sie allein waren. Sie hielt den Arm von sich ab und betrachtete den Flecken mit Behagen. „Damit hat sie sich für das Einschließen abgefunden. Das war diesmal ihr gutes Recht," sagte sie vergnügt. Eva von Woltersheim saß müde und abge spannt im Wohnzimmer am Fenster. Die letzten Wochen waren sehr schwer und anstrengend ge wesen. Seit jener Unterredung mit Tante Ma- rissa war diese nur selten auf Stunden von ihrem Lager aufgestanden. Ihr jahrelanges Lei den hatte sich durch eine Erkältung so verschlim mert, daß sie wenige Wochen danach starb. Gestern morgen hatte sie nach einer letzten qual vollen Nacht die Augen für immer geschlossen. Eva war nicht von ihrem Bett gewichen all die Zeit, und weinend hatte sie ihr die Augen zugedrückt. Nun wartete sie in Angst und Unruhe, ob ihr Vater kommen würde. Was sollte nun auS ihr werden, da Tante Marissa tot war? Solange diese lebte, hatte Eva oft schwer unter ihrer nervösen Verstim mung gelitten. Die Verstorbene hatte ihr das Leben gewiß nicht leicht gemacht, wenn sie es auch im Grunde gut mit ihr meinte. Aber nun sie tot war, merkte Eva doch, daß sie ein Herz verloren hatte, daS ihr gehörte. Noch in der Sterbestunde hatte Marissa ihr blasses, müdes Gesicht gestreichelt und gesagt: „Arme, kleine Eva, du hast wenig Freude an deinem jungen Leben gehabt, trotzdem du gesund und kräftig bist. Ich habe es dir verbittert mit meinem eigenen Leiden. Aber sei nur ein Weilchen noch geduldig. Vielleicht kommt die Sonne nun bald zu dir. Und wenn du eines Tages das Glück er rungen hast, dann denke an mich, die es nie, niemals besessen hat." Arme Tante Marissa! Eva hatte bitterlich um sie geweint. Nun war sie ganz allein und verlassen. — Ob wohl der Vater kam und sie heimholte, wie er es einst Tante Marissa versprochen hatte? Sie nahm Juttas Bild, das heute früh mit der Post gekommen war, wieder in die leise bebenden Hände. Wieder und immer wieder mußte sie es betrachten und an ihr klopfendes Herz drücken. „Schwesterchen — liebes, — könnt' ich doch bet dir sein! Du würdest mich lieb haben, ich fühle es. Du blickst mich so freundlich und herzig an, als könntest du mir gut sein. Und ich hab' dich lieb — so lieb. Du süßes, lachendes Kind. Nur einmal möchte ich dich in meinen Armen halten, liebe, kleine Jutta." Tränen rannen wieder über EvaS Gesicht. Und in ihren dunklen Augen lag das Bangen vor der Zukunft. Kurze Zeit darauf klingelte es draußen an der Vorsaaltür. Die Aufwärterin, die einige Tage bei Eva bleiben wollte, damit diese nicht mit der Toten allein war, öffnete die Tür. Eva hörte eine männliche Stimme. Ihr Herzschlag stockte. Sie sprang auf und stand schweratmend mitten im Zimmer. Starr und erwartungsvoll blickte sie nach der Tür. Diese öffnete sich und Herr von Woltersheim stand auf der Schwelle. EvaS Gestalt liberlief ein Zittern. Ein krampfhaftes Schluchzen brach sich Bahn aus ihrer Brust. „Vater!" Es lag ein erschütternder Ausdruck in die sem einen, unbeherrschten Laut. Eva vergaß in diesem Augenblick, was trennend und erkäl tend zwischen ihr und dem Vater stand. Ihr ganzer Jammer brach sich Bahn in diesem einen Wort, — ihre Angst, ihre Hilflosigkeit und die ganze Sehnsucht eines vereinsamten Herzens. Und dieser Naturlaut fand Einlaß in das Herz des Vaters; er räumte mit einem Male alle Schranken fort zwischen Vater und Tochter und öffnete ihr die Tür zu seinem Herzen. Schnell schritt er auf sie zu und zog die zitternde Gestalt in seine Arme. „Mein liebes Mnd, meine arme, kleine Eva," sagte er innig und zärtlich, wie er noch nie zu ihr gesprochen. Sie sah zu ihm auf, erschauernd, ungläubig und wie in seligem Staunen. Sie wußte nicht, daß sie sich selbst bisher dem Herzen des Vaters ferngehalten hatte durch ihre scheue Zurückhal tung, ihre scheinbare Teilnahmlosigkeit, ahnte nicht, daß ihr Brief ihn bewegt und daß jetzt ihr Ausruf den Weg zu seinem Herzen gefunden hatte. Wie ein Wunder erschien eS ihr, daß der Vater sie fest im Arm hielt und zu ihr sprach. „Vater, lieber Vater," wiederholte sie wie im Traum. Er küßte sie auf die Stirn und sah ihr in die Augen. Sie waren wohl das erste Mal so groß und so voll zu ihm aufgeschlagen, diese dunklen, schönen Augen. Tief und leuchtend waren sie, wie zwei Menschen, die recht von Herzen lieben können. Seltsam wurde ihm zu Mute. Diese Augen schauten ihn an, wie seine entschwundene Jugend. Seit langen Jahren war er nicht so bis ins Innerste bewegt gewesen, als in dieser Minute, da er einen tiefen Blick tat in die reiche Seele seines Mndes. Hatte er bisher die Sprache dieser Augen nicht verstan den, oder enthüllten sie sich ihm zum ersten Male in ihrer leuchtenden Tiefe und Schön heit? Er zog Eva neben sich auf den Divan. „Nun sprich dich aus, mein Mnd. Sag mir alles, was du auf dem Herzen hast, ohne Scheu und Rückhalt. Ich weiß, es war bisher nicht so zwischen uns, wie es hätte sein sollen, — ich muß mich anklagen deshalb. Aber ich ahnte nicht, daß du dich nicht glücklich fühltest. Wa rum hast du es mir nie gesagt, wenn ich bei dir war? Es soll nun alles anders werden, mein liebe- Mnd. Du gehst mit mir nach Wol tersheim." Eva zuckte zusammen. Dunkle Röte schoß über ihr Gesicht. Er sah fast betroffen, wie schön sie plötzlich au-sah. Das feine, stille Ge sicht schien seltsam beseelt und ausdrucksvoll. „Nach Woltersheim? Für immer? Zu mei ner Schwester Jutta?" fragte sie mit halb erstickten Worten. ,La — für immer. Jutta freut sich schon sehr auf dein Kommen. Ihr werdet euch hof fentlich gut verstehen." Eva drückte die Hände aufs Herz. Alle Scheu war verschwunden. ,L), ich liebe sie so sehr, — meine kleine, süße Schwester. Ihr Bild habe ich heute immer fort ansehen müssen. Ach Vater, lieber Vater, — vielleicht ist e- ein Unrecht — drüben liegt die arme Tante Marissa, — sie hat so viel leiden müssen. Mer ich bin so glücklich, daß du ge kommen bist, daß ich mit dir gehen darf." Gortsttzu»« d« ««egmanSga»^