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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140325029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-25
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Men- - Ausgabe Ntr Lupita an» vor»«, »or» unser« Vraa», V«AuAVP»*»s » . »»- Sp«»»tr«r, »malt»,NU, In« Nau. grbrachtr moaattt» I 21 M.. »>erre«ai»rU» Z.7L M 0,t »er p«tchaft,N»U». unser» Ztliol«» oa» NuagadrNeUen adgrh.lt: w.aotllck, > M. vlertellüdrll» r M. v»r<d dl« pog: laaerhald vrutschland. uu» Ser »rutsche» Koloate» «»oolltch t^S M., vlerteliadrltch 4 5. M. au.lchUrgllch poltdeNeUget». va» »elprtgerLagebto« erschein» Werktag, »mal. Sonn» o. Zelertag. »mol. 2» Lelpzlg, »,a Nachdar.rten mo» »en Vrten ml« rlgraen -lllole» wlr» 5t« stbra»ou,gade noch am ftdea» »e, «rschelne». l<>» -au» geUesert. derllaer Rr-okttvar I»»»a2«U«a »7. Zrrasprrch»/laschlu-: Moodtt Ur. 447. Nr. lS3. ^cmt>els^eLtuns ^rntsblaü des Racke» und des polireünntes der Stadt Leipzrs »e-aktton im» Seschastsgell«: lohannlsgaff» Ur.«, o Zrrasprrch.slaschluA Nr. »4t«. 14»4Z ua» »4«». ISS. Jahrgang -»azrlarapreis«: L »»n au.wart.10ps., Nektamra t.roM., «leln, ftnzelgrn 0 ?rtit,ell« nur 2» ps.d.wlr»erh»l.Nod.,Inserate von 0«d»r»rn lm amtlxhcn^eil »>, Petit- zrilr 5. ps. cheschäsr.onzelgrn mit plan.orsiNris» 'm pr«Nc rrhodt. Nadatt nach Larts. Vellagrni ch»samtausl.l M.Sa.gaus»a» au.scht. poNgeblihr. Nn,eigen.stnaadme: Johanni.goss«., del sSmttlchrn slllalrn »,, Leipziger »ogehlatt«. ua» allen flnnon«»a.<xp»»ttloarn »e. Ja, ua» siueio»»«. O«sch»st»grUe sür »erlla u.Sle pr.VranSendurg: vlrekti.nwaUerZUegrl. Verit» w.»». Margarrthrnslra», . Zernsprrch. ftnschlu»: Lühow S47». Millwolii. Len 25. MSrr. 1914. Vas wichtigste. * Am Dienstag abend kam cs in Belfast zu Unruhen, die von der Polizei nieder gedrückt wurden. (S. Ausl.) * Die Aufstandsbewegung im Epi rus breitet sich immer mehr aus. (S. AuSl.) * Von den Opfern des Boots unglücksfalles in Köpenick sind bis jetzt sieben rekognosziert. (S. Nachr. vom Tage.) Vie „deutsihvölkisthen". O Berlin, 24. März. In dem Niedergangsprozeß des politischen Antisemitismus ist eine neue Phase zu ver zeichnen. Am letzten Sonntag haben die Deutsch soziale Partei und Deutsche Reformpartci sich zusammengeschlossen und wollen von nun ab sich „Deutschvölkische Partei" heißen. Schade um den Namen! Der wäre an sich nämlich so übel nickt. Gewiß, er hat auch bei uns, wie in Oesterreich nachgerade einen etwas unbehaglichen Nachgeschmack bekommen. E.na? Krafthube.is es liegt für das allgemeine Empsuideu darin, ein herausforderndes Betonen des Nassenstandpunk- tes, bisweilen wohl auch ein Kokettieren mit Wodankult und Bärenhaut; kurz, alle jene Ge schmacklosigkeiten, die unter den Händen unge schickter Leute die Arbeit für Volk und Volts- tum gelegentlich zur Grimasse ausarten lassen. Aber das liegt daun eben an diesen Leuten; nicht an der Vokabel. Indes, was hilft dec Kammer: die Antisemiten haben nun einmal Be schlag auf das Wort gelegt, haben es gründlich kompromittiert, werden es weiter kompromittie ren, und so werden wir dem Ablauf dieses Pro zesses wohl in Fassung zuzuschaucn haben. Ueber das Wesen der neuen Partei sagt der Name nichts aus. Das ist aber in diesen Gefilden immer schon so gewesen: wie sie denn eine eigene Note nie gehabt haben. Was erst die deutsche Reformpartci, dann nach der Trennung die Leutschsozialen und die Reformer für ihr Programm ausgegeben haben, das war immer nur ein Ragout von anderer Leute Schmaus, ein Sammelsurium von demago gischen Forderungen aus allerlei extremen La gern. Um seine Fahne sammelte sich ein nickt geringer Prozentsatz der Bedrückten, Bekümmer ten, von der wirtschaftlichen Entwicklung Be drohten. Aner -^eil nämlich, der auch rn der geistige» Entwicklung so weit zurückgeblieben war, daß die knappe Formel: „Die Juden sind an allem Unheil schuld", völlig ausreichend schien, die nicht immer eingebildeten Nöte, unter denen er litt, zu erklären. Der Rassenantago nismus, der nie ausgestorben ist, tat ein übri ges, und so sehen wir um die Wende der acht ziger Jahre die antisemitische Welle zu einer Sturmflut anwachsen und die nicht ganz Ge festeten und politisch auf eigenem, sclbster- arbeitetcm Boden Stehenden mit fortreißen. DaS ist die Zeit, wo eine Petition an den Fürsten Bismarck, die auf amtliche Erhebungen über das Judentum anträgt, eine Viertelmillion Unterschriften findet, und wo die sog. Berliner Bewegung auch Angehörige der gebildeten Schichten angrcift, der Marburger Universitäts bibliothekar Dr. Böcke! zum gefeierten Bauern apostel der Hessen wird und allenthalben in Hinterpommern, in Schlesien, selbst im milden deutschen Süden ein rabiater Judenhaß empor lodert. Zu Beginn der neunziger Jahre, Pa auf dem Tage von Tivoli selbst die geordnete Ver tretung der Konservativen vor dec antisemiti schen Demagogie die Segel streicht, hat dieser Taumel seinen Höhepunkt erreicht. Bei den Wah len von 1893 vereinigen die Antisemiten auf ihre Kandidaten an die 300 000 Slimmen und ziehen 16 Mann stark in den Reichstag ein. Dann beginnt der Abstieg. Selbst die getreuesten An hänger werden doch stutzig, als sic diese Volks retter und Schützer deutscher Zucht und Sitte an der praktischen Arbeit sehen. Wie sie, die sich soeben erst in ihrem Erfurter Programm für den Maximalarbeitstag nach der Eigenart der ein zelnen Betriebe und sechsunddreißigstündiger Sonntagsruhe ausgesprochen hatten, der Bäckerei verordnung des damaligen Handelsmmisters von Berlepsch die denkbar gehässigste Opposition machten; wie Herr Viclhaben unerfreulichen An gedenkens bald im Interesse der Hausbesitzer für das Kahlpsündungsrecht, bald als Mandatar der großen Hamburger Reeder gegen die Bestimmun gen über die Verpfändung von Seeschiffen stritt und schließlich die vereidigten Kronwächter sich mit der „Internationalen verjudeten Sozial demokratie" verbanden, um das Bürgerliche Ge setzbuch zu Fall zu bringen. Schlimmer noch war das Unheil, das den Antisemiten aus ihren Personalien erwuchs. In beide» Schattierungen waren sie schlechthin die Partei der Skandale. Eine beispiellose Korruption fraß an Haupt und Gliedern; wer eine Zeitlang sich in diesen Kreisen bewegt hatte und dann ihnen entronnen war, kam sich vor, als Hütte er ein Schlaminbad durch watet und dankte Gott, daß er den Fuß wieder auf festen Boden setzen durfte. Persönlicher Krakeht und widrige Zänkereien rissen in den antisemitischen Reihen überhaupt nicht ab, und von Zeit zu Zeit erwies dann irgendein neuer Prozeß immer wieder, daß die Armseligkeiten sich nicht etwa auf die Kleinen von den Ihren beschränkten, auf die Namenlosen oder irgendwelche Geschaftlhuber, wie sic sich bisweilen in jede Partei drängen, sondern daß ihre Erwählten von der nämlichen Eouleur wa ren. Das hat nach und nach dem antisemitischen Faß den Boden ausgeschlagen. Die politische Urteilskraft mag bei uns Deutschen ja nicht allzugroß sein. Aber das Gefühl für Reinlichkeit des öffentlichen Lebens ist dafür von erfreulicher Reizbarkeit. . . Ob das Grüppchen im neuen Gewände mehr Anziehungskraft bewähren wird ? Schwerlich. Es ist ja kein neues Gebilde entstanden, nur die Firma wird, wie das ja auch im Geschüftsleben bisweilen geschieht, geändert. Die allein nicht leben und nicht sterben konnten, versuchen jetzt unter einem anderen Aushängeschild den Kamps ums Dasein auss neue. Die Hauptsache aber, die alten Leute sind geblieben/ von denen der eine und andere schon seinen Namen nicht eben rühmlich der Nation ins Gedächtnis schrieb. Man wird, scheint uns, was nun kommt, in Ruhe abwarten dürfen: der politische Antisemitismus hat auigchürt eine Gefahr zu sein; er hat in jedem Belang abgewirtschaftet. Um den gesell schaftlichen freilich steht es anders. Der nahm vielleicht seither eher zu als ab. Indes ist dar über und die tieferen Ursachen dieser Erscheinung in unserem Zusammenhänge nicht zu handeln. k>olitiletie Ueberlietil vte soziale Fürsorge -es Kaisers süc feine Arbeiter. Die sozialpolitisch sehr interessante Neue rung des Kaisers, jeden seiner Eadiner Landarbeiter mit 1000 M. zu ver sichern, bildet nur ein weiteres Glied in der Kette der vorbildlichen sozialen Fürsorgcmaß- nahmen des Monarchen für die Arbeiterschaft auf seinen Besitzungen. Gerade die bemerkens werte jüngste Maßnahme Kaiser Wilhelms gibt erwünschte Gelegenheit, auf die großzügige, wahrhaft mustergültige Art seiner Fürsorge tätigkeit, soweit sic seine Arbeiterschaft anbe langt, hinzuweisen. Es liegt dem Kaiser vor allem an» Herzen, seinen Arbeitern lichte und luftige Behausungen zu schaffen, überall in seinen Mnsteranlagcn leuchtet als Grundgedanke Hygiene und Zweckmäßigkeit hervor. Es ist ein wahres Vergnügen, sich daraufhin die Landhaus anlagen anznsehen, die der Kaiser seinen Ar beitern erbant hat. In Romintcn beispielsweise rst eine ganze Landhauskolonie entstanden, die durchaus den Eindruck einer reizenden Villen kolonie im norwegischen Stil hinterläßt. Alle diese Häuschen präsentieren sich von innen und außen in so schmuckem Gewände und entsprechen so sehr allen Anforderungen moderner Wohn haushygiene, so daß hier kaum noch Wünsche unerfüllt blieben. Aber damit nicht genug, hat der Kaiser sür die Kinder seines Arbeiterperso nals Schulhausbanten errichtet, deren Zweck mäßigkeit und wohlgefälliges Aeußere als vor bildlich für den ländlichen Schulbau überhaupt bezeichnet werden darf. Auch die geistige An regung, die Zerstreuung für Kopf und Herz sei ner Leute bildete stets ein Hauptaugenmerk der kaiserlichen Fürsorgctätigkeit. Auf allen kaiser lichen Besitzungen stehen den angestellten Ar beitern, Tagelöhnern usw. Bibliotheken zur Ver fügung, die eine Auswahl des Besten aus den geistigen Schätzen aller Völker bieten. Daneben hat der Monarch Lichtbildapparate mit allein Zubehör sür sein Gutspersonal angekauft, die ihnen an langen Winterabenden erwünschte Un terhaltung und Zerstreuung bieten sollen. Daß aber dem Kaiser das gesundheitliche Wohlergehen seiner Leute über alles geht, ist aus folgendem bezeichnenden kleinen Zug wohl zu ersehen: über all da, wo eS an einer zweckentsprechenden Bade-« votrichtung mangelt, hat der Kaiser seinen Leuten einen Apparat überlveisen lassen, der äußerlich den Eindruck eines Küchentisches macht und auch als solcher zu verwenden ist, aber innerhalb weni ger Minuten in eine regelrechte Badewanne durch eine Umklappvorrichtung umzuwandeln ist und bc quem gefüllt und entleert werden kann. „parsifal' in Dresden. Nun ip der Gral auch in Dresden enthüllt worden, and zwar in weihevollster Weise. Immer das Bay reuther Vorbild im Auge behaltend, sind die Leiter der Aufführung, zum Teil mit gutem Glück, eigene Wege gegangen, haben es aber mit feinstem künst lerischen Verständnis vermieden, auf Abwege zu ge raten. Der „Wald mit dem heiligen See" »m ersten Bilde wirkt düsterer als in Bayreuth und auch in der Berliner Hofoper, weil im Vorder- und Mittelgrund aus dichtem Gebüsch nur starke Baumstämme himmelan ragen, während die von Wagner so un übertrefflich schön im Orchester geschilderte „Waldes- morgenpraa-t" im wesentlichen auf den eindrucksvollen, in impressionistischer Technik gemalten Prospekt be schränkt bleibt. Trotzdem entbehrt das Bild nicht eines stimmun-gsrcichen Reizes: Auf dem breiten, leise bewegten see, in dessen Fluten sich die Bäume des Waldes spiegeln, zittern zarte Sonnenstrahlen. Eigenartig, aber durchaus illusionsfördernü ist das Problem der Wandeldekoration gelöst. Ein Wolken schleier senkt sich über das verdunkelt« Landschafts bild, das allmählich hinter einem dunklen Vorhang, der wohl eine kahle Felsenwand darstellen soll, ver schwindet. Davor gewahrt man aus schmalem Piaoe, der rn Zickzacklinie langsam bergan steigt, Eurne- manz und Parsifal. Der Pfad führt bis zur halben Höhe des Bühnenraumes, dann verdunkelt sich die Szene völlig, und es bleibt der Phantasie des Zu- sHruers überlassen, den Spuren der Wanderer zur Höhe weiter zu folgen. Wenn sich das Dunkel wieder lichtet, liegt der Gralstempel vor uns. Freilich ist es leine unerhörte Pracht, kein „lichter Tempel ", auch nicht „so kostbar wie auf Erden nichts bekannt", sondern Größe durch Schlichtheit. Eine einfache, in grauem Ton gehaltene Halle aus mächtigen Quälern, mit acht starten granitenen Säulen, die die Kuppel Les Tempels zu tragen scheinen. Im Der'leich mit dem Eralstempel der Hofoper in Berlin oder gar mit Bayreuth entschieden zu nüchtern, zu streng, zu urchristlich-herb gedacht. Wirkungsvoll ist das Zau berschloß Klingsors; ein düsterer Mau.rturm mit einem schmalen, aber tiefen Einschnitt, durch den das blaue Himmelslicht hereinfiutet, so daß man das Bühnenbild und die Vorgänge auf der Bühne sehr deutlich erkennen kann. Auf das geheimnisvolle Verschwinden des Turmes bei offeüer S.ene hatte man verzichtet; der Vorhang wird geschlossen. Als er sich dann rasch wieder öffnet, bietet sich eine wonnige Augenweide im Zaubergarten. Rote und gelbe, in ihrer Farbenpracht leuchtende Blüten hängen von oben fast bis zum Erdboden herab und umranken di« niedrige Gartenmauer, auf der dann als siegreicher Held Parsifal erscheint; die Blumen mädchen, verführerisch blühend in ihren leichten, flüchtig übergeworfenen Gewändern, deren Farben denen der Blumen gleichen, Kundry auf üppigem Blumenlager ruhend, fast selbst eine duftige Blüte, das Ganze zauberhaft anziehend, verführerisch, sinneberauschend! Und dann die furchtbare Verwandlung des Wonnegartens zur Ein öde! Das Speerwunder, das Brechen und Welken der Blumen, das Zusammenstürzen der Mauer, alles getreu den Vorichnften Wagners, getreu dem Bay reuther Vorbild und darum von höchster, vollendeter künstlerischer Wirkung. Die Blumenaue, eine frisch grünende Wies« mit zarten weißen und gelben Blumensternchen als keuschen Frühlingsboten, ist so recht ein Sinnbild für die Stimmung der Zeit, da die Natur sich ihren „Unschuldstag erwirbt". Zwischen hoch anstrebenden stämmigen Fichten, deren Zweige allerdings kaum sichtbar sind, ein murmelnder Berg quell, dessen Wasser man sieht und rieseln hört. Zn weiten Fernen schließen waldbedeckte Berge die an mutige Gegend ab. Den Uebergang zum Bilde der Totenfeier vermittelt lediglich ein schwerer, schwarzer Vorhang, der über dem Frühlingsbilde zusammen schlägt. Die Erleuchtung des Grals wirkte außer ordentlich eindrucksvoll, wahrhaftig wie ein Wunder. Titurels letzte Ruhebett — es ist nicht unzweck mäßig, auch auf derartige scheinbare Kleinigkeiten hinzuweisen — war ein schwerer, des großen toten Königs würdiger Sarg. Von den darstellenden Künstlern stand obenan Frau Plaschke-von der Osten, die mit ihrer Kundry eine Gestalt von schärfster Prägung schuf, und deren Stimme von seltenem Wohllaut glänzte. Ihr ebenbürtig zur Seite stand Friedrich Plascht cs auss tiefst« erschütternder Amfortas. Fritz Vogel stroms Parsifal zeichnet« sich durch ungemein frischen Gesang und durch einen gesunden Realismus im Spiel aus. Er war stark im Schmerz, aber doch nicht groß genug als Heilsverkünder. Stimmlich vortrefflich, aber darstellerisch etwas ein tönig und trocken war der Eurncmanz von ZoIl mar; r. Das volle, schöne Organ von Puttlitz eignete sich ganz vorzüglich für die Stimm« Titurels. D.e haßerfüllte Dämonie Kltngsors fand in Zador einen hervorragenden Vertreter. Sinn berückend schlangen die wonnigen Blumenmädchen, an ihrer Spitze die ehemaligen Leipziger Magda lene Scebe und Grete Mcrrem, ihren Reigen, und sinnbetörend war der weiche, zarte Klang ihrer Stimmen. Die Gralsritter, getreu dem Bayreuther Vorbild in mattrote Mäntel gehüllt, sangen ausgezeichnet, ebenso gelangen die Chöre der Jünglinge und Knaben aufs oortreiflichste. Das Orchester war vertieft und verdeckt. Dadurch wurde annähernd der mystische Klang des Bayreuther Orchesters erreicht. Wie es sich bei der berühmten Königlichen Kapelle in Dresden von selbst versteht, spielte st« ganz ausgezeichnet, ebenso ausqezcitnet wie unser Leipziger Orchester. Schuch leitete die Auf führung meisterlich, aber er nahm die Tempi oft allzu straff und beschwingt. Beispielsweise sei er wähnt, daß der erste Akt in Leipzig zwanzig Minuten mehr in Anspruch nimmt, als in Dresden. Zn diesem Punkte ist der Leipziaer Aus-iibrung un bedingt der Vorzug zu geben. Alles in allem war die Aufführung eine durchaus würdige Gralsfcier, zu deren Gelingen alle beteiligten Faktoren im Geiste Wagners nach besten Kräften beitrugen. Die feier lich gekleidet« und festlich gestimmte Zuhörerschaft — an ihrer Spitze der Kronprinz mit seinen beiden Brüdern, sowie Prinz und Prinzessin Johann Georg — hörten das Werk schweigend, mit Zeichen tiefster Ergriffenheit an. vr. Krnc» 6itntln>r. Ein Meister -er -eutsthen Sotanik Am 25. März vollendet Geheimrat Prof. Adolf Engler, der Leiter des Botanischen Gartens und des Botanischen Museums in Berkin-Dahlem, >ein 70. Lebensjahr. Engler, der heute als Schöpser einer neuen natürlichen Pslanzenjystematik und als Pskanzcngeograpq Wcltrus geiuegr, sand schon früh zeitig großes Interesse an allen Dingen der Natur und lammelte und untersucht« als Schüler des Bres lauer Magoalenengymnastums eifrig Tiere, Pflanzen, Mineralien und Gesteine, und die besondere Vorliebe für Botanik bildete sich schon während seiner Schul- und noch mehr wahrend seiner Studentenzeit aus. Dem Studenten kamen seine Lehrer Eoeppcrr und Ferdinand Cohn sehr freundlich entgegen, er arbeitete viel im Breslauer Botanischen Garten, und hrcr faßte er seine Vorliebe für di« Gattung Saxifraga, dle er später in seiner Doktorarbeit und weiterhin auch in seiner Habilitationsschrift behandelte. Auf Wanderungen in der Schüler- wie in der Studenten zeit gewann Engler einen Einblick in die natürlichen Pflanzengemeinschaften und die Sonderungen der Hühenregionen, und in dieser Zeit kann man schon die Anfänge seiner späteren bedeutenden systemati schen und pflanzengeographischen Arbeiten erblicken. Als Engler jein Doktorexamen bestanden hatte, nahm er eine Hilfslehrerstellc am Magdalenen- gymnasium an, um nach bestandenem Staatsexamen dort «ine voll« Lehrerstelle zu bekommen. Seine Doktorarbeit hatte in der wissenschastlick-en Welt Bei fall gesunden, und so trug ihm Eichler die Be arbeitung der Laxisragacecn für seine „Flora brast- liensis" an. Diese Beziehung zu Eichler führte später dazu, daß Engler durch dessen Vermittlung Kustos der Botanischen Staatsanstalten in München wurde, wo er die begonnene Arbeit fortsetzen und sich weiter mit dem Ausbau des Pflanzensystems vertraut machen konnte. Im folgenden Jahre habilitierte er sich an der Münchner Universität, und durch di« Vorbereitungen auf seine Vorlesungen und Hebungen gewann er einen immer tieferen Einblick in die Gestaltung der gegenwärtigen Vegetationsdecke der Erde. 1878 wurde er Eichlers Nachfolger in Kiel. Hier begann er mit fernem großangelegten „Versuch einer Entwicklungs geschichte der Pflanzenwelt seit der Tertiärperiode". Wenige Jahre später folgte er seinem früheren Lehrer Goeppert als Direktor des Botanischen Gar tens in Breslau, wohin er berufen wurde, hier ge staltete er den Botanischen Garten gründlich um, in dem er außer der systematischen Abteilung eine pflanzengcographischc cinrichtete und hier faßte er auch den Plan zu seinem für weitere Kreise bcsnmm- tcn Werke über die „Pflanzenfamilien", das die Er rungenschaften der neueren botanischen Forschungen allgemein zugänglich macht und im Zn- und Ausland weit verbreitet ist. Hierin hat Engler seine Pflanzen systematik, die jetzt fast allgemein angenommen wor den ist, zum ersten Male ausführlich niedergelegt. Fünf Jahre später, 1880 starb Englers Freund und Gönner Eichler; und Engler folgte ihm auf dem Ber liner Lehrstuhle. Hier hatte er nun ein außerordentlich günstiges Wirtungszebiet gefunden; er gestaltete Museum und Botanischen Garten vollständig um; durch die Be ziehungen der botanischen Institute zu den Kolonien kam er zur intensiven Beschäftigung mit der Pflanzen geographie Afrikas, und als 1907 die „Pflanzen familien" zum Abschlüsse gebracht worden waren, konnte er sich dem noch größer angelegten, im Auf trage der Kgl. Akademie der Wissenschaften unter nommenen „Pflanzenreich" widmen. Erst in den letzten Jahren hat Engler Gelegenheit gehabt, durch große Reisen viele Pflanzengemeinschasten, die sein Arbeitsgebiet gewesen waren, aus eigner Anschauung kennen zu lernen. Kunst UN- Wissenschaft. * Amtliche Nachrichten von der Universität Leip zig. Das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts m Dresden hat genehmigt, daß der Privatdozent Dr. phil. Robert König infolge seiner Berufung als etatmäßiger außer ordentlicher Professor der Mathematik an die Uni versität Tüdin en die v«>vin lescncki an der hiesigen Universität aufgibt Wegen seiner gleichzeitigen Entlassung aus der Stellung als Assistent am Mathe matischen Seminar und Jnsti ut der Universitär hat das König! "Ministerium das Nötige verfügt. * Weitere Universitätsnachrichten. Der Privat dozent an der Universität Berlin Dr Fritz Wei. gert hat einen Ruf an die Universität Leipzig als etatsmäßiger Extraordinarius für Photochemie und wissen chaftlichc Potographie erhalten und an genommen. * Geheimrat Anton von Werner, der Direktor der Hoch chule für die bildenden Künste in Char- lottenburg, der am 1. Oktober vorigen Jahres einen halbjährigen Erholungsurlaub antrat, wird voraussichtlich am 1. April noch nicht wieder auf seinen Posten -urückkehren. Der Künstler dürfte einen weiteren Urlaub zur vollständigen Kräftigung seiner Gemndhcit erhalten. Anton von Werner hat. wie erinnerlich, im Mai v. I. seinen 70. Geburtstag gefeiert. * Der Verein der Plakatfreunde mit dem Sitz in C h a r l o t je n b u rg hat die Organisation der Plakatausstellung auf der Leimiger „B u g . a" über nommen. Die Ausstellung anrd die Entwickelung des Plakats von den frühesten Anfängen bis am den heutigen Tag vorführen. Der Verein hat es ferner übernommen, für die kulturhistorische Abtei lung eine Zusammenstellung von Plakaten zu liefern, die in diese Abteilung passen.
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