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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140327023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-27
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Mbenö. Ausgabe wr Lrlpzro UN« Vorort« »or» unk«r« »ra»«r VkAUAvp» LIf k « und Speöitrvr« rmalläglt» M» Kau» g«dro»tr monotU» I 2S m.. ot«rt«uatzrU<t> z.7r m. »r> s«r r«schäft»strU«, uns«»» ZiUalra uaü NusgadrltrUrn adgcdott: monatlt»>M..ot«rt«uatzrU»ZM. vor» »»« P»st> tnarrhold Veutschlan», an» ü«r »rotsch«» Loloot«» moaalltch 1^0 M., vlerteljührU» 4.S0 M.. ou»l<KU«tzllck» postdrstrU-tl«. vo»L«ip^igrrLaged«att «rschrlat werkt«»» »mal.Sonn- o.Z«1«r1ag»Imal. 2n Leipzig, »rn Nackdorortrn und den Drtrn mit eigenen Lillalen wird -le stdendouogode noch am stdenü de» Erscheinen» >»» Hau» grlirfrrt. V»rUn»k N«dotti»n:0n Sen Zelten 17. Zernsprech./lnschluS: M»adit Nr.4»7. Nr. lS7. ^curdelsFeiturrg /trntsblrM des Rates und des j^oltrerarntLS der Stadt Leipzig NeSaktlon und SeschiistssteU»; lohannlogast» Nr.«. o Zernsprrch.stnschlug Nr. l«HS4, l«d4Z unS 1«»»». ISS. Jahrgang Anzeigenpreis-: von ou»w<irt» ps., Neklamen I.2S M., kleine flnzeigen Siepetitzeil, nur 70 pf.d.wl«S»rh»l.Nad.. snsrroc« von SehSrdea lm amtlichen «eil Sie Petit» zeit» SS Pf. Seschlist»on,eigen mit playvorschrlst 'm Preise erhöht. Nabatt na» Larls. Veilagen! S«samtaufl.»M. do» Cousrnd auoschl. Postgebühr. Nn,»lg»n»ftnnobme: ^ohonniogaste», bei sämtlichen «llalen ü», Leipzig«» «ogeblotte» und oU«n Nnnoncen-LepeSitionen de» In» und stu»land«». SelchSst»st«U« sür vrrltn u. di« pr.Srandendurg . vir,rtionwaIt«rZil,g«l, Seclin w. I». MacgarethenstraV« «. Zernsprrch. ftnschluS- Lütz»« »471. Freitag, Sen 27. Mörz. IS14 Das wichtigste. * Die „H ol> cnzoller n" mit dem K aiser an Bord ist deute, Freitag, früh 6,1ö Uhr von Venedig nach Miramare in See gegangen. * Der iahrelang pvlizcisich gesuchte Schwindler Roche tke Hai an Iaurvs, den Vorsitzenden des Rochetke-Anssckuis«cs, einen Bries gerichtet. l'S. bes. Art.) * In I tali e n droht ein General st reik der Eisenbahner auszubrechen. (S. Ausl.) * Rumänien bereitet eiile Mobilisie rung vor. (S- Ausl.) * Das deutsche Geschwader ist vor Santiago de Chile angekomun u. fL. Aus land. Aum roten Sieg in Sorna. Wir haben uns in unserer heutigen Mor genausgabe über den Ausfall der gestrigen Stich wahl im 14 sächs. Reichstagswahltreisc bereits turz ausgesprocheri und festgestellt, das; leider ein leit der bürgerlichen Wählerschaft der Sozial demokratie gegenüber versagte. Der Wahlkreis war nach dem Ergebnis der Hanptivahl zu halten, und wenn es «richt geschah, so liegt es an den Wählern, die sich nicht entschließen tonnten, für Herrn v. Siebert einzutreten. Sie blieben zu Hause, und ein Teil mag sich auf die Seite des "Sozialdemokraten geschlagen haben. Auf diesen Ausgang mußte man gefaßt sein. Der Wahltreis war schon einmal, und zwar im Jabre l!'O9, von der Sozuchdeniotratie mit einer Mehr heil von 2000 Stemmen erobert worden, und wenn unter den sehr günstigen Verhältnissen des berühmten Jahres 1907 Herr v. Liebcrt säst mit derselben Stimmenzahl l14971ü als Sie ger hervorglng, Ivie diesmal der Sozialdemo krat (11321), j'o blieb doch der Wahlkreis, wie der Ausfall der Wahl vom Jahre 1912, wo für Herrn v. Liebcrt nur ein obendrein anfecht bares Mehr von 23 Stimmen übrig blieb, be stätigte, stark gefährdet. Etwas Unerhörtes und Unbegreifliches ist also nicht geschehen. Die So zialdemokratie hat die geschlossene organisierte Macht für sieb, die unbedingt der Führung ge horcht, den ihr vorgesetzten Kandidaten un- bemäkelt hinnimint und überhaupt von irgend welchen politischen Zweifelsauwandlnngen un berührt bleibt. Diese organisierte Gefolgschaft versagt auch dann den Dienst nicht, wenn die Führer es für gut halten, bei der Hauptwahl einen Teil zur Unterstützung desjenigen bürger lichcn Gegenkandidaten abznlommandi reu, den sie für die Stichwahl vorziehen. Daß eine solche Abkommandierung diesmal bei der .Hauptwahl stattfand, wird ans dem Wahlkreise von auf merksamen Beobachtern mit aller Bestimmtheit behauptet. Dennoch wäre diese organisierte So zialdemokratie, die wie überall, in der Haupt sache aus Arbeitern besteht, nicht allein imstande gewesen, ihrer Partei den endgültigen Sieg zu verschaffe«, wenn im Wahlkreise die unorgani sierte Schicht, die zwischen den bürg n.ichen Par teien und der Sozialdemokratie steht und einen großen Teil des Kleinbürgertums umfaßt, nicht so stark wäre. Diese Schicht bleibt immer ent scheidend. Sie hat keine Partciineinung. Sie folgt der Angenbliclsstimmnng. Sie läßt sich in Zeiten starker nationaler Strömungen, wie 1907, leicht für den nationalen Gedanken ge winnen, wie sie zu anderen Zeiten, von mancher lei Gründen bestimmt, der roten Fahne zuläuft. Es hat sich mehrfach auch in diesem Wahlkreise gezeigt, daß es einem liberalen, volkstümlichen Kandidaten, wie Nitzschke, möglich ist, diese be wegliche Schicht von dem Hintrciben zur Sozial demokratie abzuhalten, muß er aber zurücktreten, so versagt nachher auch der dringendste Aus ruf zur Unterstützung des andern, in die Stich wahl gelangten Kandidaten. Die nationallibe rale Partei, vor allem Herr Nitzschke selbst, haben sofort nach der Hanptwahl ihre Wähler auf gefordert, für Herrn v. Liebcrt einzutreten. Die «organisierten Parteimitglieder sind sicherlich dem Rufe gefolgt, ebenso auch die, die ohne sich der Partei verschrieben zu haben, ihr zugetan sind und bleiben. Das gilt gewiß auch, obwohl öS von der konservativen Presse bestritten wird, für die meisten Anhänger der fortschrittlichen Voltspartei. Aber die anderen —, eben jene zahlreichen Wähler, die inan als Treibholz be zeichnet — sic folgten nicht. Wie die Dinge lagen, konnte man darüber sicher sein, daß der Endausgang nicht anders geworden wäre, wenn etwa die Aufstellung einer nationalliberalcn Kan didatur unterblieben wäre. Ihre Gegner werden freilich in dem Vorgehen der nativnalliberalen Partei mit einer eigenen Kandidatur den Grund fehler sehen. Bei Unglücksfällcu pflegen die Be Tin Mensch kann 'n lauterster Weise glauben und sich zu eigen machen, was er von einem anderen empfangen hat. — und zwar mit grenzenloser Dankbarkeit gegen jenen andern! Das Verdienst der Ursprüng lichkeit ist nicht die Neuheit; die Aufrichtig keit ist es. Carlyle. Ms -em fü-amerikanischen Paris. Am 29 März trifft das Prachtschisf „Kap Trafalgar" in D u c n o s Aires ein, und Prinz Heinrich und seine Gemahlin werden Gelegenheit haben, in längerem Aufenthalte diese merkwürdige Stadt, wohl die merkwürdigste von ganz Südamerika, näher kennen zu lernen. Un- nveifelhast macht oie „Stadt der guten Lüfte", wie sie bei ihrer Gründung nor beinahe vier Jahr hunderten benannt morden ist, auf den Besucher einen glänzenden, einen überwältigenden Eindruck. Freilich kann sic an Schönheit der Lage sich ent jernt nicht mit Rio de Janeiro messen, aber Rio steht unter dem Zeichen der Tropen und ihrer Ge fahren; Limo ist eine stille altspanische Provinz stabt — hier aber ist Chicago, denn Buenos Aires macht trotz der Jahrhunderte, die es bereits hinter iich hat, einen ebenso funkelnagelneuen Eindruck wie die stabt am Michigan See; hier ist Paris — denn Buenos Aires ist mit seiner l >., Million Einwohner, von denen bei weitem der größte Teil den roma 'üschcn Bölkern zuqehört, die zweitgrößte lateinische Stabt des Erdballes, und cs pulsiert hier dieselbe '.omanische Freude am Lebensgenuß wie an der Seine; hier ist aber auch Berlin — begegnen wir doch, wenn ein Trupp Soldaten die Straße entlang steht, der heimischen Pickelhaube, und üoerdics er innert die erstaunlich schnelle und unaushaltsame Modernisierung, das ungeheure Tempo der Um Wandlung, das hier eingeschlagen wird, immer wieder an die Hauptstadt des Deutschen Reiches. Der Stadtplan von Buenos Aires ist genau recht winklig angelegt. Die Hauptadcr bildet die jetzt schon berühmt zu nennende Avenida de Mayo, zu der die Straßen durchweg entweder parallel oder recht winklig laufen. Oft lieht man in diesen Straßen noch alte, einstöckige Häuser aus der Kolonialzeit; aber breite Prachtstraßen, ausgedehnte Plätze mit Park anlagen schl. gen da Bresche; ganze Häuscrviertel, so bemerkt v. b. Goltz, fallen diesem Prozesse zum Opfer und werden wegecräumt — ein künftiges Buenos Aires ist im Entstehen begriffen. Charakteristisch ist für die neue, junge Welt, die hier wird und wirkt, der große Stil. Geld spielt keine Rolle, und kein Plan ist zu kühn, um ausgcjührt zu werden. Die neuen Hafenanlagen — gewaltig, imponierend —, unmittelbar nom Schiffe steigt man auf den argentinischen Boden; die Dampfer aller Völker, voran die mächtigen deutschen „Kap" Dampfer .liegen hier nebeneinander. Schornstein an Schornstein. Brücke neben Brücke. Als diese Anlagen geschaffen wurden, wo bisher nur Sumpf und kaum hier und da eine dürftige Baracke zu sehen gewesen war, da hielt man das für eine unerhörte Verwegen heit—heute sind sie bereits wieder zu klein, und man muß auf neuere, noch mächtigere Hafcnbauten sinnen. So geht es in allem: Buenos Aires wächst in jedem Augenblicke über sich selbst hinaus. Es begreift sich, daß einer Stadt von dieser Ge schichte etwas Parvenühaftes anhaften muß. Auch darin erinnert sie — leider — an unser Berlin. Es ist alles noch zu frisch, zu groß — und zu prachtvoll. Die AvenidO de Mayo, die Avenida de Aloear. die Avenida Sarmiento — prächtig sind sie, besonders des Abends, wenn die elektrischen Lampen sie taghell erleuchten, aus zahllosen, mehr oder weniger ele ganten Läden das Licht schimmert, die Vergnügungs lokale ihre großen Lichttrc-nsparente aufgiänzen lassen, und der ganze wild großartige Taumel modernen Weltstadtlebens die Känäie dieser Straßen tobend erfüllt. Aber die Bauweise der Häuser ist grob und unfein, schlechter Pariser Boulcvardstil. und ost inuß der reichlich verwendete Stuck der Fassade eine dürftige Bauweise verkleiden. Den selben Zug von Parveniitum bemerkt der fremde Be sucher im ganzen auch an der Bevölkerung. Man wird hier schnell reich: draußen liegt die unermeß liche Pampa, die Schatzkammer des Landes, aus der die Millionen den glücklichen Besitzern und Züchtern zustrümcn; noch schneller gelangt zu Geld, wer in der Hauptstadt selbst irgendein stück Sumpfland sein eigen nennen konnte und das Glück hatte, es binnen wenigen Jahren in ein Bauland verwandelt zu sehen, das mit schwindelnden Preisen bezahlt wurde. Man wird hier schnell reich — und man gibt jein Geld leicht aus. Es wimmelt von Vergnügungsanstalten; die Pariser Lhanteusc, das englische Girl mit hoch blonder Perücke, der japanische Gaukler: sic alle geben sich hier Rendezvous und spielen vor alle«! Häusern, wo jedoch niemals eine Dame zu sehen ist Die Menschen sind im ganzen hier ein wenig zu ele gant, die Stiefel etwas zu glänzend lackiert, die Haare clwas zu sorgfältig frisiert und gekräuselt — mit einem Worte: der „Bonarense" und jein Leben cragen im ganzen den Charakter des jungen und zu auffälligen Reichtums. Ein echt bonarensisches Schauspiel ist der Wagenkorso in der Calle Florida. Diese liegt in der Altstadt; sie ist so eng, daß nur zwei Reihen Wagen sich nebeneinander bewegen können. Die Wageninsasscn können einander die Hand reichen. De liegen denn die eleganten Herren und Dam-eck von Buenos Aires in ihren Wagen und zeigen ihre Wohlhabenheit und Schönheit; dazwischen fährt eine gefeierte Pariser Chansonette, fahren fremde Besucher, die sich das Bild betrachten. Eine Stadt wie diese ist jo eigentlich nur eine Zusammensetzung von vielen Einzelstädten, Es gibt Vororte, wo man sich stat: auf argentinischem Boden rn einer englischen Kleinstadt ni befinden glaubt. Eine freundliche, kleine Kirche. Sonntagsschule, sauber gekleidete Kinder, englische Sprache. Die troffenen aus der Suche nach dein Schuldigen mehr ihrem Groll als ihrer besseren Ueberlegnng zu folgen. So verzeihlich das sein mag, so nötig ist es, der konservativen Leitung nud insbesondere dcm Bunde der Landwirte und dem Reichsverbandc gegen die Sozialdemotratie zn sagen, daß sic den Wahlkampf nicht so geführt haben, wie es für den Endzweck gut gewesen wäre. Der Wahl kampf ist eine öffentliche Sache. Die nationalliberale Partei hat, wie ihr das auch von konservativer Seite zngestanden wird, von vornherein auf die Masse der Wähler zu wirten versucht. Sic hat ihre Redner in die konser vativen Versammlungen geschickt, aber auch in die sozialdemokratischen. Ihr Kandidat stand überall Rede und Antwort. Die für Herrn von Liebcrt arbeitenden Sendboten des Bundes der Landwirte und des Reichsverbandcs meinten aber, sich auf die öffentlichen Auseinander- sctzuugen nicht verlassen zu können; sie meinten „nützliche Kleinarbeit" zu leisten durch die Ver anstaltung von „vertraulichen Besprechungen". Sie riesen an großen, kleinen und kleinsten Orten „sichere Leute" zusammen und machten sie scharf, gewiß in dem guten Glauben, damit einen Erfolg zu erzielen. Aber mochten sie da und dort auf diese Weise eine sichere Gefolgschaft gewinnen — sie wurde reichlich ausgewogen durch den Schaden, den sie durch diese Geheimtuerei anrichteten. Was nämlich aus diesen Versamm lungen zu den anderen Wählern heransdrang, mußte diese in höchstem Maße verärgern und erbosen. Es fehlte ja jede Kontrolle. Die un geheuerlichsten Behauptungen konnten über die liberalen Parteien und ihren Kandidaten aus gesprochen werden, ohne daß uumcr sofort drc Möglichkeit bestand, die Wahrheit öffentlich fcst- zustellen. Gerade dieses Verfahren, das wir als eine Verschlechterung der Wahlsitten bezeichnen, hat in bürgerlichen Kreisen viel böses Blut ge macht. Gewiß arbeitet die Sozialdemokratie viel fach mit dem gleichen Mittel; aus zehn Mann kommt ein regelrechter Agitator, und ivas er in die Köpfe hineinrcdct, wird häufig mit wah rer Aufklärung so gut wie nichts gemein haben. Das ist aber, meinen wir, kein Gründ, nun auch in der bürgerlichen Wählerschaft den Wahlkampf aus das Zeichen der Geheimbündclei einzustcllen. Man mutzte bedeuten, daß auf die Hauptwahl die Stichwahl folgte und daß man die von den Geheimversammlungen ausgeschlossenen Wähler nachher bitter nötig hatte. Mit noch anderen Wahlerinnerungen wäre leicht aufzuwartcn; aber wichtiger ist die Lehre, Engländer haben, schon weil sie am frühesten an dem 'Wirtschaftsleben Argentiniens teilnahmen, dcm ge sellschaftlichen Leben eine entscheidende Note ge geben. Dabei beziffert man die englische Kolonie nur aus 22 GM Köpfe, während man lölM« Deutsche. IW GM Franzosen, 2WGM Spanier und eine volle halbe Million Italiener zählt. Die Gesellschaft nn engsten Sinne beschränkt sich auf einen kleinen Kreis von kaum mehr als W Familien; aber cs gibt hier keine altspanische Aristokratie, wie etwa in Peru; überall haben sich di.' Rassen gekreuzt, die Völker, die Sprachen begegnet. So entstand das moderne Buenos Aires, dessen Jockeiklub an Kostbarkeit der Einrichtung von wenigen Klubgcbäuden der Welt erreicht wird, das «iw an Reichtum an öffentlichen Denkmälern mit Beiirn messen kann und es sogar übertrifft. Buenos Aires ist eine Stadt der Super lative: das amerikanische Tempo vereinigt sich hier mit brr Neigung der Lateiner zur pathetischen lieber treibung. So ist dcm Bonarcnser alles, was Buenos Aires bietet, das Größte, Vollkommenste, Teuerste. Erstaunlichste. Der Fremde macht freilich viele Vor behalte, aber Kritik hin, Kritik her, dies iüdamerika nischc Paris, wie es da liegt und wächst, ist wahr hastig ein verwirklichter Superlati"' Kunst UN- Wissenschaft. * P rsisal in Dresden. Die 2. Ausführung des Parsifal am Mittwoch der wiederum Prinzeisin Johann Georg und Prinz Heinrich beiwohnten, stand der Erstaufführung weder im künstlerischen noch gesellschaftlichen Erfolge nach. Neu war in erster Linie Kutzschbach ain Dirigentenpult, er hielt sich im allgemeinen, besonders in den Zeitmaßen, nn sein großes Vorbild Schuch. Helena Forti sang und spielte die Kundry mit dein gleichen nachhaltigen Eindruck wie bereits in der Generalprobe. An Schönheit und Kraft der Stimme wie auch in der Auffassung der schwierigen Partie steht sie der Ptaichke von der Osten nicht nach Für den plötzlich erkrankten Löltgen. der den Parsifal singen sollte, sprang V o g e l st r o m hilfsbereit ein. I'r. 1 " Otto Knopps einaktiges Lustspiel „Die Kenner", das mil treffendem Witz kleinliche Pedanreric ge wisser Literaturforscher geißelt, fand bei seiner heutigen Uraufführung im Stuttgarter Hof theater. wie uns telegraphisch aus Stuttaarl gemeldet wird, beifällige Aufnahme. Einige Typen von Gocthephilologen und ihre Schwärmereien wer den mit köstlichem Humor dargestellt. Es wird ein Streit um ein angeblich neuentdecktes Goethegedicht lustig vorgeiührt. Der anwesende Autor, ein junger Realschulrektor, wurde mit den Darstellern hervor gerufen. * „Jettchen Gebert" das erfolgreiche Schau'piel von Georg Hermann, dem Verfasser des gleich namigen Romairs, erlebt in der kommenden 'Woche am Berliner Kleinen Theater die hundertste Aufführung nachdem das Werk auch am Königs berger Neuen Schauspielhaus über fünf undzwanzig Mal gespielt wurde. die für die Zukunft zu ziehen ist. Organisa tion s a r b e i t! So «vcit es iinruer möglich ist, muß der Wahlersolg, der, wie sich auch dies mal gezeigt hat, von Zufälligkeiten, genauer ge sagt, von der Entscheidung einer schwankenden Wählermassc abhäugt, durch eine unermüdliche Ansttärungsarbeit vorbereitet werden. Je mehr Wähler sich einer bestimmten Parteicichtnng an schließen, um so übersichtlicher werden die Ver hältnisse. Wir wissen, diese Organisationsarbeit ist schwer, weil der bürgerliche Wähler nach den Aufregungen der Wahlschlacht alsbald in euie stumpfe Gleichgültigkeit zurückzusiukeu pflegt; aber vielleicht wird gerade in diesem Wahlkreise das Mißbehagen über den roten Sieg viele munter halten. Die uatioualliberale Wahlkreis organisation hat ihre Schuldigkeit getan; sie wird es als Ehrensache betrachten, uene Kräfte zu sammeln, um zu gegebener Zeit auf dem Plane zu sein. * * Preststittttncn. Die „Kreuzzeitung" beschränkt sich auf die kurze Bemerkung: „Der Verrat der fortschrittlichen Wähler hat also den 'Wahlkreis der Umsturzpartci ausgclicfert." Auch die „Deutsche Tageszeitung" schilt auf den Freisinn und sagt u. a. weiter: „Die n a t i o n a l l i b e r a l e Partei hat in Borna-Pegau in durchaus anerkennens werter Weise ihre Schuldigkeit getan. Unmittelbar nach der Hauptwahl erlies; sie zu gunsten des nationalen Kandidaten einen Wahl aufruf, der auch nicht den geringsten Zweifel offen ließ. Immerhin hat es nach dem gestrigen Ergeb nisse leider den Anschein, als ob anchLinks- n a t i o n a l l i b e r a l c der freisinnigen Parole gefolgt sind. Daraus mag die na tronalliberale Partei ersehen, daß eben ihre Freundschaft mit dem antinationaleu Freisinn ihr schließlich Schaden eintragen muß So mancher linksliberale Wähler fühlt sich bei dem dauernden Zusammengehen der Nationalliberalen mit dem Freisinn mehr und «nchr zu diesem hingezogcn und versagt schließlich, wie es sich leider gestern gezeigt hat, gegenüber einem nationalen Wahlaufruf.... Die rechtsstehenden Parteien haben vcll aus ihre Pflicht erfüllt. Maßgebend für den Stand der konservativen Sache kann das Stichwahl ergcbnis, jo bedauerlich cs im Hinblick auf das Stärkeverhältnis der Parteien ist, in keiner Weise sein; dafür sind allein die Stimmen der Hauptwahl maßgebend, und diese haben einen deutlichen und begrüßenswerten Erfolg cingebracht, der eben durch * Joses Ruederer's „Prinz Dschem" gelangt vor erst nicht als Buch, sondern in dem mit dem April heft beginnenden nächsten Quartal der „Süd deutschen Monatshefte" zur Veröffentlichung. * Eine Ehrung von Carmen Sylva. Wie man der „B Z.' aus London meldet, wurde die Königin von Rumänien, Carmen Sylva, zum Mitglied der Royal Society of Literat ure gemacht Der rumänische Gesandte war als Stellvertreter der Königin zugegen Professor Gerothwohl aus Dublin hielt eine Vorlesung über die dichterischen Werke der Königin * Mistrals letztes Gedicht. Wie gemeldet wird, waren vier Verszeilcn, die die vor drei Tagen eingeweihte Mailla ner Kirchenglocke als Widmung «rägt, die letzte Arbeit des dahingegangenen provenzo tischen Dichters. " Vortrag eines Deutschen in Paris. Nach einer Drahtmeldung aus Paris hielt der Berliner Stadtbaudircktor Stübben am Donnerstag im Musse Soziale unter dem Vorsitz des Senators Ri bot über französiches und deutsches Städtebauwesen einen Vortrag, dem zahl reiche Parlamentarier und 'Architekten beiwohnten. Nach den mit großem Beifall ausgcnommenen Aus führungen Stübbens hielt Ribot eine Ansprache, in der er seine Bewunderung für die deutsche Kultur aussprach. Der ehemalige Minister Siegfried über reichte sodann unter lebhaftem Beifall der Ver sammlung Direktor Stübben die Medaille des Musöe Soziale. * Die Nordpolsahrt Amundsens ist nach den Mit teilungen Berliner Blätter endgültig auf nächstes Jahr verschoben worden. Prälat Dr. Zimmern s. 'Wie uns telegraphisch aus Speyer gemeldet wird, ist in der vergangenen Nackt nach nur mehrtägigen Leiden der Domkapitular Prälat Dr Z i in wern im 7U. Lebensjahre ge starben Er hat sich vor allem durch die R c st a u rierung der Knisergräber große Verdienste erworben * Die Bestattung von Professor Otto Harnack. Professor Otto Harnack wurde heute im Stuttgarter Krematorium, wie uns von dort telegraphisch berichtet wird, bestattet. Hoj Prediger Hosmann hielt die Trauerrede, Rektor Bantlin und Proiessor Weizjaecker widmeten einen 'Nachruf seitens der Hochschule, der Abgeordnete Haußmann sprach namens der freisinnigen Bolls Partei. Unter den Verwandten wohnte der Bruder Geheimrat Adolf v. Harnack - Berlin der Trauer feier bei. * Oberstabsarzt Dr. Katz gestorben. In Deger loch bei Stuttgart ist ain 25. März Oberstabs arzt Dr. Katz, einer der hervorragendsten Praktiker der Naturheilmethode Dr. Lahinannfcher Richtung, infolge eines Schlaganfalles plötzlich aestorben. Sein Sanatorium „Hohenwaldau" ist seit Jahren von Jn- und Ausländern viel besucht: früher war er ärzt kicher Leiter der Naturheilanstalten Schloß Horncgg und Glotterbad.
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