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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.03.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140328024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-28
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Seite 2. Nr. lSS. Nvena-Ausgabe. Leipzig« Lagedtatt. Liman von Landers, solgende Darstellung, die nach der „Mein. Wests. Ztg." hier verzeichnet lei, lveis der Vorfall geioift noch viel besprochen «verden wird: Der Zwischenfall spielte sich am Id März ad. Marschall Tinian von Sanders kam in Be gleitung des Obersten von T-Hauvenay und eines Leutnants, der gleichfalls der deutsc1)en Militäraborduung angeyört, »nn 7 Uhr abends m die Räume des Telcgrapheuburcaus „Agence Otloinane" iu dem 'Augenblick, als sich dort der Vertreter des „Malin" Alfred Detrez be- saud. Marschall Liman und der deutscl-e Leut- uant, den Revolver in der Hand, be- «chuldigten Herrn Detrez auf das hef- ,'gste, er habe über den Uebcrfall an den „süßen Wassern von Asien", dessen Opfer die Tächter des Marschalls gewesen waren, Gerüchte ver breitet, die einen Angriff ans die Ehre der Familie des Marschalls von San ders bedeuteten. Herr Detrez wies jedoch nach, das; er der Verbreitung der Gerüchte, die über den Zwisclymsall in Umlaus geseht worden waren, vollkommen s ernste he. Die deutschen Offiziere zogen sich hierauf zurück. Am folgenden Morgen begab sich Oberst von THau ven ah in die Wohnung des Herrn Detrez und sprach ihm das Bedauern über den Auftritt ans, der sich am Abend vorher abgespielt hatte. Der Oberst fügte hinzu, das; der Urheber der gegen Herrn Detrez erhobenen Verleumdung ebenfalls sein Bedauern ausdrücken lasse. Herr Detrez brachte den Zwischenfall zur Kenntnis des französischen Botsckmftcrs Herrn Bompard, der sich seinerseits darüber mit dem deutschen Botschafter iu Konstantinopel von Wangen heim in Verbindung setzte. Herr von Wangen- heim stattete Herrn Bompard am letzten Sonnabend einen zweimaligen Besuch ab und drückte dein Botschafter sein tiefstes Bedauern über den Vorfall aus. Das ist, so schliesst die Erklärung des „Matin", die genaue Wahrheit über den Zwischenfall Liman von Sanders- Detrez, über den mehrere deutsche Blätter gestern und vorgestern berichtet haben. die private örsitzfeftigungs-Tätigkeit in üer Ostmark. Tie Bestrebungen, das Deutschtum in der Ostmark durch Festlegung des Grundbesitzes in deutschen Händen zu stärken, haben in der letzten Zeit durch die Tätigkeit der „Deutschen Bauern bank" und der „Deutschen MütclstandSkassc" euren erfreulichen Erfolg zu verzeichnen gehabt. Die Fortschritte der privaten Besitzsestiguugstätig- leit sind ganz unverkennbare, denn bereits jetzt beläuft sich der dcutselie Besitz in der Ostmark, d. h. in Posen und Westpreußeu, der durch die erwähnten Institute befestigt worden ist, aus mehr als eine Million Morgen. Die Tätigkeit innerhalb der privaten Besitzsestignug beschränkte sich keinesfalls nur aus die Regulierung bäuer licher Grundstücke, sondern umfasste auch grü nere Güter. Der '"Anteil der letzteren an der Bcsitzsestigung beläuft sich auf rund 1OOOOO Mor gen. Davon verteilen sich l75 000 Morgen auf die Provinz Posen, 225 000 Morgen auf die Pro vinz Westpreussen. Das; sich die Tätigkeit der Institute, die auf privatein Wege den Grund besitz in deutschen Händen festzulegen suchen, vorwiegend auf den bäuerlichen Besitz richtet, liegt auf der Hand. Hier ist denn auch tue Verteilung eine entsprechend höhere. In Posen tamen von bäuerlichen Besitzungen .'150 000 Mor gen zur Befestigung, in Westpreussen .170 000. Auch die Regulierung ihrer Grundstücke durch die Tätigkeit der privaten Institute hat für die bäuerlichen Landwirte die durchaus günstigsten Folgen gezeitigt. Sie ersparen jetzt mehr als ein Fünftel der früher von ihnen zu zahlendeu Zinsen, d. h. rund 1 7.5OOOO M. im Fahre. Rechuet mau von dieser Summe 850 000 M. als Amortisatioussuiume, so bleibt der Rest Rein gewinn. Die bäuerlichen Klcinwirte der beiden Provinzen beginnen denn auch, den Nutzen der Parzclticrungs- und Befestignngstätigkeit der Privatinstitute in llebereinstinimuug nut der der Ansiedlungskommiisiou für sie einzusehen. So bedienten sich im vergangenen Jahre in Posen 332, in Westpreußen 854 Bauern bei der Regu lierung ihrer Grundstücke und Besitzungen der Vermittlungstätigkeit der genannten Institute. Auch die Finanzierungen durch die deutsche Mittelstandstasse haben an Umsang zugenommen. Hand in Hand mit der privaten Besitzoefestigung ging ein erfreulicher Aufschwung des stleinsied- lungSwesenS. Im ganzen sind im verflossenen Fahre 150 neue Kleinsiedlungen angelegt wor den, und zwar 111 durch 23 Posenscl^c, 30 durch 1 westpreussische Kleinsiedlungsgenosscnschaften. Deutsche» Reich. * Aufwandsentschädigung für Militärdienstzeit. Nach einem Beschluß des Bundesrates erhalten Fa milien, von denen söhne durch Ableisten ihrer gesetz lichen zwei oder dreijährigen Dienstzeit eine Gesamt dienstzeit von sechs Jahren zurückgelegt haben, auf Verlangen Aufwandsentschädigung in Höh«von24U^tt jährlich Mr jedes weitere Dienst jahr eines joden seiner gesetzlichen Dienstpflicht ge nügenden Sohnes. Die Aufwandsentschädigungen sind erstmalig Mr di« Zeit vom 1. Oktober 1913 bis 31. März 1914 zu zahlen. * Ta» 22. Petttionsverzeichni» lst im Reichs tage ausgegcben worden. Der Verein zur He bung des Kiuematographenwesens in Leipzig bittet um Einführung der Konzessivnspflicht für Kinematographentheater und um Einsühruug einer einheitlichen RcichSfilmzensur. Der Verein für KlcinwohnungSwesen in Berlin schlügt vor, bei den LandeSversichcrungsanstalten und beim Neichsvcrsicheruugsamt für Privatangestellte keine höheren Sicherheitsfonds für die llcber- nahme von Bürgschaften für Hypotheken, die zur Förderung des Wohnungswesens der bei ihnen Versicherten bestimmt sind, zu fordern, als bei den Privathypothekenbanken. Der Ver band deutscher Rechtsanwalts- und Notariatck- bureaubcanitcn bittet um Vorlegung eines Gesetz entwurfs zur Neuregelung der Dienstverhält nisse der AnwaltSangestellten. Dec Charlotten burger Grundbcsitzervereiu von 1801 will das Steinpelstcuergesetz dahin ändern, daß ein Um- satzstempcl nicht erhoben wird, wenn ein Hypo thekengläubiger das belichene Grundstück in der Zwangsversteigerung erwirbt. * Anfrage. Die Abgg. Dr. Struve, Hub - rich lOberbarnim), Beck (Heidelberg« und GicsbectS haben im Reichstage folgende An frage gestellt: „Ist dem Reichskanzler bekannt, das; wegen unzureichender Mittel durch Verfü gung des Reichspostamts vom Februar 1914 in fast allen Oberpostdirektionsbezirkcn neben einer wesentlichen Minderung der Kassenleistun- gcn eine erhebliche Erhöhung der Mitglieder beträge zu den Krankenkassen für Unterbeamtc eingetreten ist'? Ist der Reichskanzler zur 'Ver hütung einer drohenden rückläufigen Entwicke lung der Kassen bereit, zu veranlassen, das; der Zuschuss der Reichs-Post- und Telcgrapbeuver- waltnug zu diese» Kassen noch durch den ReichS- haudhak'setat für 1914 eine ausreichende Er höhung erfährt, um mit Hilfe der erhöhten Mit- gliederbciträge die Kassen in den Stand zu setzen, mindestens die satzungsmäsjtg festgesetzten Leistungen zu erfüllen? T)ie Fragesteilcr be gnügen sich mit einer schriftlichen Antwort." * Die ersten annähernden Schätzungen über Las Gesamtergebnis des Wehrbeitrages werden, wie die „Mil.-pol.-Korresp." an unterrichteter Stelle hört, dem Neichs-Schatz-Amt gegen Ende April vorliegen. Die genaue Feststellung der zu erwartenden Total summe wird nicht vor September d. I zu erreichen sein. Die vereinzelt aufgetauchte Annahme, es würde möglicherweise die dritte l191cker Quote) des Wehrbeitrags nicht erhoben werden, beruht auf willkürlicher Annahme. Ein solcher Nachlaß ist, im Hinblick aus voraussichtlich einmalig neu austretende Finanztnanspruchnahmen des Reiches, auch dann völlig unwahricheinlich, wenn das schlieszliche Er gebnis dcir Voranschlag erheblich übersteigen sollte. Wachhorst de Went« kandidiert in Stendal« Osterburg. Iu einer in Stendal abgehalteneu Besprechung der natioualliberalen Führer im Wahlkreise Stendal-Osterburg wurde der „Magdcb. Ztg." zufolge definitiv der ein st immige Beschluss gefaßt, für den kommeudeu Wahlkampf den LandtagSabgeordnetcn Wach- horst de Wcnte als nationalliberalcn Reichs tagskandidaten aufzustellen. * Abresch aus der -ast entlassen. Wie uns au, Mannheim gedrahtet wird, wurde heute, Sonnabend vormittag, der Landtagsabgeordnete Abresch aus der Haft entlassen. Die Begründung der Haftentlassung ist noch nicht bekannt. * Ter Steicheverbaud Teutschcr Städte, das ist der Verband der Gemeinden mit «vcnigcr als 25 000 Einwohnern, hält am 8. und 9. Juni in Berlin seine fünfte Mitgliederver sammlung ab. Aus der Tagesordnung ist u. a. folgendes hervorzuhcben: Das Recht der Gemeinden auf ihre Tparkasscnüberschüssc nach dem geltenden Mchte. Berichterstatter: Be soldeter Siadtrat Vockrodt - Eilenburg. Durch welche Maßnahmen ist die Bodenpolitik der Klein städte zu fordern'? Berichterstatter: Besoldeter Stadtrat Dr. Laue-Zoppot. Bau von Ar beiterwohnungen durch die Städte (Gemeinden). Berichterstatter: Bürgermeister Dr. Herbst- Osterode (O.-Pr.). Die Hauptmängel der Kon- zcssionsvcrträge in der Elektrizitätswirtschaft. Berichterstatter: Technisch-wirtschaftlick)cr Sach verständiger Emil Schiff-- Berlin-Gruncwald. Praktische Erfahrungen mit dem biologischen Klärsystem, insbesondere mit den Emscher Brun nen. Berichterstatter: Bürgermeister Schulz- Briesen (W.-Pr.). Die Braunkohlenfrage und die Steinkohlenfragc in ihrer Bedeutung für den kommunalen Haushalt. Berichterstatter: Pri- vatdozcnt Dr. Po le nske in Halle. * Schwierigkeiten in der Baumeistertitelsrag«. Es wurde bisher im allgemeinen angenommen, daß die Hauptflhwierigkeit in der Frage des Baumelstertitels darin liege, daß bisher in einzelnen Bundesstaaten der Titel auch an Handwerker verliehen ist und daß infolgedessen das Handwerk allgemein auch auf den Tire! Anspruch erhebt, während die höheren Bau- bvamkn auf Grund ihres Studiums und der ab gelegten Staatsprüfung den Titel für sich allein in Anspruch nehmen. Ueber diese Frage soll aber zwischen den Bundesregierungen bereits eine Der. ständigung erzielt sein, die dahin geht, daß für den Baumeistertitel eine Hochschulbildung die Voraus setzung ist, während dem Handwerk der Titel Bau- gewerksmcister zugesprochen werden soll. Aber inner halb der Kreise mit einer abgeschlossenen Hochschul bildung bestehen auch noch sehr erhebliche Gegensätze. Denn einmal beanspruchen die Diplomingenieure auf Grund der Ablegung des Divlomexamens den Bau meistertitel für sich und anderseits erheben den gleichen Anspruch die höheren Techniker, die eine Staatsprüfung abgelegt haben. Die preußische Re gierung scheint nach Erklärungen von maßgebender Stelle die Ansprüche der höheren Techniker Mr die berechtigten zu halten. Die Entscheidung der Frage liegt beim Bundesrat, und es ist zu erwarten, daß sie in absehbarer Zeit erfolgen wird. Wie aber die endgültige Regelung aussallen wird, steht gegen wärtig noch nicht feg. Ausland. Oesterreich-Ungarn. * Der galizische Statthalter Finanzminister im Kabinett Stiirgkh? Aus Krakau, 28. März, wird telegraphiert: Polnische Blätter melden aus Wien, daß der Statthalter von Galizien, v. Korytowski, trotz aller Dementis nach der Sanktionierung der Wahlrcform von Galizien als F i n a n z m i n i st« r in das Kabinett Stürgkh berufen werden wird. Sein Nachfolger auf den Statthaltcrposten soll Graf Paul Sapicha sein. Zrankreich. Der Rochette-Ausschuß. Mch einer Drahtmclung aus Paris be schloß die Rochettc-Kommission, keine neuen Zeugen mehr zu vernehme», und trat in die geheime Beratung über das ihr vorliegende Material ein. Der Bericht der Kommission wird der Kammer im Lause der nächsten Woche zugostellt werden. — Obgleich der Rochette-Ausschuß beschlossen hat, seine Ver handlungen bis zur Fertigstellung seiner Schluß folgerungen geheimzuhalten, sind die Blätter doch in der Lage, über die gestrig« Sitzung des Aus schusses mancherlei Einzelheiten zu veröffent Sonnavenü, 2s. ^..arr 1S14. lichen. Der royalistische Deputierte Delahaye er klärte einem Berichterstatter: Wir haben geschworen, nicht, verlautbaren zu lassen. Ich glaub« nicht, daß ich diesen Eid breche, wenn ich sag«, daß wir einem Kampfe zwischen Säbel und StMoamm beiwohnen werden. Ich glaube nicht, daß der Säbel den sieg davontvagen wird. Im Ausschuß wurde der Antrag Jaure,', der Kammer die Ergebnisse des Aus schusses in einer eingehenden Darstellung vorzulegen, mit 19 gegen k Stimmen angenommen. Der von Rochette an Jaure, gerichtete Brief hat allgemein lebhaftes Erstaunen hervorgerustn. Man fragt sich bisher vergeblich, zu welchem Zweck Rochette, von dem man allgemein annahm, daß «r sich in Mexiko in vollster Sicherheit befinde, sich durch dieses Schreiben d-r Gefahr aussetze, die Polizei auf seine Spur zu bringen. * FranMsch, Flottenmanöver. Wie aus Paris gemeldet wird, hat der M a r i n e m i n i st e r ange ordnet, daß außer der Mittelmeerflotte auch die Nordflotte Manöver abhaltcn solle. An die sen werden das zweite leichte Geschwader, die Uebungsabteilung des Atlantischen Ozeans und die Torpedobootsflottille teilnehmen. Der genaue Zeit punkt dieser Manöver ist noch nicht festgesetzt. * Zum Caillaux-Prozeß wird aus Paris ge meldet: Vor dem Untersuchungsrichter erklärt« der Dramatiker Bernstein, di« Aussage der Frau Estradöre, Calmette hab« ihr 30 000 Franken an gebot«», damit sie ihn mit Frau Gueydan, d«r ersten Frau Taillaux', in Verbindung setze, sei vollkommen unglaubwürdig, da dies durch zahlreiche ge meinsame Freunde beider hätt« geschehen können. * Die Franzosen in Marokko. Wie aus Fez ge meldet wird, wurde der französische Militärpostcn von Zranka am 21. und 28. März von aufstän - dischen Stämmen angegriffen. In diesen Scharmützeln wurden auf französischer Seite drei Soldaten gelötet und neun verwundet. Von Fez wurden Verstärkungen abgesandt. — Zwei Bataillone, die eine Stellung 12 Kilometer von Souk el Arba besetzt hielten, wehrten drei Tage lang die Angriffe großer feind licher Abteilungen ab. Der Feind wurde schließlich zerstreut. Auf französischer Seite wurden vier Spahis und ein Hauptmann getötet und etwa zehn Spahis und ein Leutnant verwundet. Englanü. * Ein englisch-russischer Zwischenfall. London, 28. März. Aus Petcrsb'rg wird ge meldet, daß es in Riga zu e * *.>m Zwischen fall gekommen ist, der noch ein diplomatisches Nachspiel haben dürfte. Einem Bericht des englischen Konsuls in Riga an den englischen Botschafter in Petersburg zufolge hat ein offenbar in betrunkenem Zustande befindlicher russischer Offizier, der Hauptmann Bejajew vom Regiment in Orenburg, in einem Restaurant in Riga sich ohne jede Veranlassung einem Engländer, namens Mister Turner, gegenüber zu Tätlichkeit« n hin- rcißen lassen. Turner hielt sich als Gast einer russisck)en Familie in Riga auf. Er wurd« von dem Offizier vollkommen grundlos beschuldigt, zwei Damen, die sich in der Begleitung des Offiziers be fanden, durch herausfordernde Blicke beleidigt zu haben. Italien. * Zusammenkunft zwischen Giuliano und Berch- told. Wie aus Rom, 28. März, gemeldet wird, wird der Minister des Aeußeren, Marquis di San Giuliano am 1. April nach Äbbazia fahren, um dem Grafen Berchtold den Besuch zu erwidern, den dieser ihm vor zwei Jahren in Cesac gemacht hat. Schrve-en. * Die skswedischen Reichstagswahlen. Aus Stockholm, 28. Märr, wird gemeldet: Die Teil nahme an den Wahlen in Stockholm, womit die Neu wahlen zum aufgelösten Reichstag gestern eingeleitet wurden, zeigen eine bedeutende Vermehrung des Interesses für die Reichstagswahl. Aus den gestern abend vorliegenden Zahlen geht hervor, daß von 56000 Stimmberechtigten der Hauptstadt 43500 wählten, also ungefähr 80 Prozent. Bei den Wahlen im Jahre 1911 wurden 35500 Stimmen ab gegeben. Die Wahlen sind überall ruhig verlausen. Albanien. * Bom neuen Albanerhofe wird aus Durazzo gemeldet: Als H o f st a l l m e i st e r des Fürsten Wilhelm von Albanien geht in nächster Zeit Ritt meister Adolf v. der Lippe nach Durazzo. Der 38 Jahr« alte künftige Leiter des fürstlichen Der gute Name. 51s Roman von Georg Engel. ISW dx Uretk ein k c'o.. O. m t>. II. I-rilirij;.) Absichtlich trat er daun zur Seite, so das; dem Leidenden der ''Ausblick auf die blasse Frau iu dein einfachen, schwarzen Kleide eröffnet wurde, und Holstein starrte lange schweigend auf sie, die verlegen zu Boden blickte. Also diese Frau hatte ihn gepflegt? Der Gedanke peinigte ihn grenzenlos. War um »oar Sylvia nicht gekommen'? Aber er war zu schwach, um länger hierüber uackizugrübelu Kaum, das; er dem Doktor noch einmal zunickte, dann fiel er abgespannt in die Kissen zurück und schloß die Augen. Auch der Doktor ver weilte nun nicht mehr länger, als er den Krau ten so ruhig einschlummern sah. Er flüsterte der jungen Frau noch einige Worte zu und verlies; unhörbar das Zinnner. Holstein schlief nicht. Wohl hatte er das Gesicht abgcwandt, aber unter den Lidern blin zelte er hervor und verfolgte unruhig die eben mäßige Gestalt seiner Mutter, die seinen ver deckten Augen von einem feuchten Lichtschimmer umgeben zu sein schien. Wie fremd und ungemütlich er sich hier fühlte! Das junge Weib betrachtete ihn eine Zeit lang, dann strich sic sich langsam über das dunkle Haar und huschte leise und vorsichtig an die Kommode. Leichtfüßig stieg sie auf einen Stuhl und hielt einen Augenblick erschreckt inne, als das alte Gestell laut ächzte und knarrte. Wie häßlich, wenn sie den Schlunrmcr des Kranken gestört hätte. Aber der Kapitän rührte sich nicht, sondern blinzelte traumverloren auf die kleinen Füße, die so sest und angespannt aus dem Rohr geflecht standen. Noch einmal richtete sic ihre dunklen Auaen auf den Liegenden, dann hob sie mit hoch erhobenen Armen das Bild des alten Holstein von der Wand und betrachtete es. Ein Schatten huschte dabei über ihr blass«« Gesicht, als sie die verwitterte Leinwand mit ihrem Tuch reinigte. Dann stieg sie herab, und der Kapitän hörte, das; sie das Bild auf den Schcani legte. Ein schwerer Seufzer der Erleichterung ent rang sich ihm. Nun konnte das gelbe Antlitz nicht mehr heruuterstarrcn und ihn peinigen. Wie mochte seine Pflegerin seine Gedanken nur so erraten haben? Sie setzte sich an sein Bet!, und er hörte, wie ihre Stricknadeln leise gegen einander klapperten. Das war ein heimliches, wohltuendes Geräusch. Nun schloß er wirklich die Augen und hinter seinen gesenkten Lidern verschwamm der Sonnenschein in rote, scbim- mernde Nacht; alles, was er zulent gedacht, ging ihm so seltsam durcheinander, immer leiser und leiser lickten die Stricknadeln zusammen, und schwer sank das Haupt des Eiuschlu'umerndcn in die Kissen zurück. Noch einmal wollte er sich dem bleiernen Ge fühl entreißen, denn ihn; war es, aG ob das Bild plötzlich vom Schrank gesvruugen sei und nun das gelbe, faltige 'Antlitz über ihn herab beuge, aber er vermochte sich nicht mehr zu be wegen. Das letzte, was er vernahm, war das gleichförmige Klirren der geschäftigen Nadeln, dann versank sein Bewußtsein in Abgründe und blaue Nebel * * * Als der Kapitau wieder erwachte, herrschte eine bunte Dämmerung in dem Zimmer. Grell und strahlend siel zwar die Sonne in den Raum, aber vor die Fenster waren schützende Rouleaus herabgelassen, so daß das Helle Licht den Schläfer nicht belästigte. Neugestärkt richtete sich der Kranke auf und blickte neugierig au; die ein fachen Vorhänge, auf die ein Paradiesgarten in den grellsten Farben gedruckt war. Wie sauber das alles war, und doch ivie ärmlich! Wirklich, feine junge Pflegerin mußte ihre Tage nicht gerade in Schwelgerei >,»bringen. Wo weilte sie nur? Er wandte sich rasch »in und sah, daß sie noch immer am Fußende des Bettes saß, die Handarbeit nn Schoß, und die dunklen Augen forschend auf ihn gerichtet Teufel! Jetzt mußte er sich bedanken, wie schwer cs ihm auch wurde. Die Frau lackte in der Tat Außerordentliches geleistet. Er stützte sich auf den Ellenbogen und nickte ihr verlegen zu. „Guten Tag," sagte er jo taut, wie cs ihm möglich war, um dadurch etwas seine Befangen heit zu verbergen, „ich habe das Stündchen ganz ausgezeichnet geschlafen." Es war so bedeutungslos, was er m ihr sprach, aber Marie begann das Herz zn klopfen, als ob er ihr die. schwersten Vorwürfe gemacht Hütte. Jetzt, seitdem ihr Pflegebefohlener nicht mehr der bewußtlose Kraute war, fühlte sie erst, das; sie zu einem Manne, der sie innerlich verachtete, in ein seltsames Verhältnis ge treten sei. „Ick; sollte mich eigentlich, wie für so vieles andere, auch für diesen erquickenden Schlum mer bei Fhuen bedanken," fuhr der Kapitän fort, „Ihre rastlosen Nadeln haben »«ich vor einer Stunde allerliebst in den Schlaf gesungen." lieber das blasse Antlih der schönen Frau huschte ein flüchtiges Lächeln, sic versetzte stockend: „Sie haben nicht eilte Stunde geruht, Herr Baron, sondern einen halben Tag und eine Nacht. Und was das Beste ist. Sie heben gar nicht mehr gefiebert. Herr Doktor Leiter ist sehr zufrieden. Nur sprechen sollen Sie noch nicht." Sie erhob wieder ihre Arbeit, und ihre schlanken Finger führten die Elfenbeinnadeln un aufhörlich in das Gewebe. Auch der Kapitän schwieg einen Augenblick, er betrachtete nachdenklich ihr feines Profit. Das; sic so gar nicht ihrer gemeinsamen Ver wandtschaft erwähnte, und ihn nach wie vor nur „Herr Baron" nannte, beruhigte ihn un gemein' Tie Fran hätte ein besseres Los ver dient, dachte er heimlich. Dann aber suhr er plötzlich auf und klammerte sich fast krampfhaft an den Bcttrand. Noch hatte er sich gar nicht danach erkundigt, was in der Zwischenzeit ge- gescheltzrn war. Was war aus dem Obersten geworden'? Er hatte ihn doch stürzen sehen? Ob er eine Frage wagen sollte'? „Was ist Ihnen?" forschte Marie ängstlich, die ihn schon eine Zeitlang beobachtete, und er hob sich fetzt. „Sie fühlen sich doch nicht wieder angegriffener?" „Nein — aber —" stammelte Holstein heiser, „sagen Sie inir, ist der Oberst Burghaus wieder gesund geworden? Ich bitte Sie, verheimlichen Sie mir nichts." Marie schrak zusammen nnd wnrdc blutrot. Jetzt kam, was sie längst gefürchtet hatte, aber bevor sie noch eine Antwort geben konnte, lachte der Liegende bitter auf und murmelte: „Fch wußte es, meine Kugeln lenkt der Teufel, ich bi» ein ungemein glücklicher Schütze." Er stieß noch einmal das bittere Lacbcu aus nnd griff unvermittelt nach der vcrwundc- len Brust, als ob er dort drinueu ciueu heftigen Schmerz empfände. „Wann wurde er begraben ?" fragte er dann heftig. Marie sah starr auf den Fußboden. „Vor vier Tagen," antwortete sie kaum ver nehmlich, aber sic bemerkte mit heimlichem Grauen, daß der Liegende keine Miene verzog Eine geraume Spanne Zeit verging, ohne daß zwischen den beiden ein Wort gewechselt wurde. Dann fragte der Kapitän zögernd: „Weiß man in der Stad; auch den Grund, weshalb wir uns geschlagen?" Kaum hatte der Kranke diese Frage gestellt, als die junge Frau derartig zu zittern begann, daß sic sich an dem Tisch festhalten mußte. Sie fühlte, oaß seine Augen fiebernd und er wartungsvoll auf sic gerichtet ivaren, aber sollte sie ihm jetzt mitteilen, wie alle Welt sich in die Ohren flüsterte, daß er um sie, um die Miß- achtete, einen blühenden Mann getötet hätte ? „Ich weiß es nicht," flüsterte sic halb be wußtlos, „seit Ihrer Verwundung bin ich gar nicht mehr auf die Straße gekommen." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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