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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140327011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-27
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Lette 2. M. l56. Morgen'üusgavr. Leipziger Tageblatt. .srplmiten Festlichkeiten übgesagt worden, dar unter der Empfang beim Präfekten. Der Präsekt nnb der Bürgermeister l-atten für die ganze Zeit ihre-! Aufenthalts den Ofsi- zieren und Mannschaften den Besuch der staat lichen und städtischen Sammlungen und die Be- nupnng der städtischen Dampferliuien kosten los sreigestcllt. Der Kaiserbrief an -ie Lan-gräfin von Hessen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" zitiert einen Artikel der „Hamburger Nachrichten" der unter der lleberschrist „Ätigbrauch eines Privatdrieses des Kai« sers" die Handlungsweise einer Anzahl von Blättern scharf kritinert, die einen angeblichen Kaiser brief veröffentlicht haben, der im Jahre 100t an die L a n d g r ä f i n von Hessen gerichtet worden sei und sich im Nachlas; des Kardinals Kopp befunden haben soll lWie wjr schon vor einigen Tagen mitteilten, soll in dem Briefe des Kagers eine sehr kritische Bewertung über die katholische Konfession enthalten sein. D. Ned.) In dem Artikel wird weiter daraus hingewieien, das; der Kaiser, obwohl ein treuer Anhänger des evangelischen Bekenntnisses, in seinem Leben be wiesen habe, bai; er auch das k a t h o l i i ch e B e- kennt nis sehr hoch achte. Da nun das Hamburger Blatt, dessen grund ählicher Auffassung über den nichtöffentlichen CharaUcr des Brieses und über die Stellung des Kaisers zu den Kon fessionen wir leitrcten, eine amtliche Aufklärung über das Schriftstück verlangt, so möchten wir be merken, dos; amtliche Nachforschungen nach seinem Berblerb noch zu keinem Ergebnis geführt habe». I m N a ch las; des K ardinals Kopp hat sich der Brie;, wie wir hören, bisher nicht vor gefunden. Uebcr -ie Absage -er kolonralreifL -es Kronprinzen bringt die „Tägl Rundschau" eine Darstellung, die mir iw Moment nicht zu kontrollieren vermögen. Danach soll die kaiserliche Genehmigung in letzter Stunde versag» worden sein. Die Einzelheiten der Reise wären bereits in Verhandlungen zwischen dem Kronprinzen und dem Stanlssekreiär Dr. Sols festgelegt wor den. Man hätte sich auch geeinigt, erst die Reisekosten in Höhe von 180000 ./k vom Reichstag <u verlangen, für den Fall, das; der Reichstag Schwierigkeiten machte, sei der Kronprinz bereit gewesen, die Kosten aus seiner eigenen Tasche zu bestreiten. Zu erner Vorlage an den Reichstag sei aber die kaiser liche (Genehmigung notwendig gewesen und diese sei vom Kaiser lurz vor seiner Abreise nach Korsu versagt worden. Damit jec der Reise plan vorerst aus unbestimmte Zeit verschoben. Die Reise sollte im ^uni beginnen und von halbjähriger Dauer sein. Die Teilnahme der Kronprinzessin war vorgesehen. Für die ablehnende Entschließung des Kaisers seien u a.folgcndeEründe inVetrachtgekommen: Bedenken gegen die lange Abwesenheit des deutschen Thronfolgers von der deutschen Heimat, die Frage der persönlichen Sicherheit, Einwände militärischer Natur wegen der Unterbrechung des Generalstabskursus und nicht zuletzt die finanzielle Lösung durch den Reichs tag. Immerhin habe der Kaiser die Reise nicht be dingungslos verneint, und es fei möglich, das; der Kaiser bis zum nächsten Jahre seine Auffassung noch ändere. An amtlicher Stelle hören wir, das; die Kron prinzenreise nur bis zu in nächsten Früh jahr hinausgeschobensei. Die presse als Wahrnehmerin berechtigter Jnteresien. Die Presse als öffentliches Vertrauensamt findet einen Anwalt in dem Wirkt. Geh. Kriegsrat Ro- m e n , dessen Vortrag über „ÄUahrnehmung berechtig ter Interessen durch die Presse" der Reichsvcroand der deutscl-en Presse in der neuesten Nummer seines Blattes „Dcutscl-e Presse" wicdergibt. „Durch die Besprechung öffentlicher Vorgänge und Mißstände", so führt Geheimrat Romen aus, „wirkt die Presse belehrend und erzieherisch, sie schärst das Nechtsgefübl und trägt zur Verhinderung strafbarer Handlungen l>ei. Solclze Besprechung und Rüge allgemeiner Mißstände wird, ja, man kann sagen, muß manchmal für einen einzelnen e h r e n k r ä n k e n d sein. Das läßt sich oft nicht vermeiden. „Wo gehobelt wird, da fliegen Späne" — das Wort gilt auch hier. „Die Wahrne h m u n g von Interessen der Allgemeinheit muß unter Umständen dem Interesse des einzelnen an der Unterlassung mißachtender und rufgcfährdender Kundgebungen vorgehen", sagt zutreffend Kammcr- gerichtsrat Dr. Kron ecker (in Ajchrott-v. Liszt, „Reform des RStGB.", Bd. 2, S. 322). Soll die Presse ihrer wahren Aufgabe, als Ver treterin der öffentlichen Meinung Mißstände zu rügen und auf Abhilfe hinzuwirkcn, vor Schwindel zu warnen, die Bildung und Sittlichkeit im Volke zu ixben, gerecht werden, da in muß ihr auch ein freimütiges Wort erlaubt jein, dann muß cs ihr auch — rm Gegensatz zur Annahme des Reichsgericht» — in weiterem Maße als einer Privatperson gestattet sein, Uebelstände aufzudecken und zu kritisieren. Ts erscheint unzu treffend und unhaltbar, d e Presse in bezug aus ihre Rechte lediglich mit einer Privatperson auf eine Stufe zu stellen. Der Presse müssen weitgehende Befugnisse eingerüumt werden. „Indem die Presse", so führt durchaus richtig Landrichter Dr. Sonntag in einem Artikel „Die Presse und der 8 103 des Strafgesetz buches" aus, „alle die Allgemeinheit oder größer« Bolkskreise angehenden Angelegenheiten bespricht, in dem sich zahlreiche Personen, die mit Vorschlägen, Wünschen, Beschwerden sonst nicht durchzudringcn glauben, an die Presse als Mittlerin wenden, indem endlich auch die Staatsbehörden die Dienste der Presse bald zum Aufruf für nationale Feiern, bald zum Dementi beunruhigender politischer Gerüchte, bald zur Abwehr feindlicher (auch ausländischer) Preßangriffe und schließlich auch zur Veröffentlichung von Steckbriefen, Aufgeboten und dergleichen in An spruch nehmen, hat die Presse durch die Macht der L<«rhältnisse eine Stellung bekommen, die ihr tatsäch lich in vieler Hinsicht die Rolle eines öffentlichen Fürsprechers und Anwalts der Allgemeinheit zu meist."" Die Berücksichtigung -er eigenen In-usirie bei Ausschreibungen in -en Sun-essiaaten. Man schreibt uns: In einer Reihe von Bundesstaaten, so in Bayern, Württemberg, Sachsen und Baden, besteht bei den Behörden der Grundsatz, bei Ausschreibung von Lieferungen ausschließlich oder ganz überwiegend nur die Industrie des eigenen Staates zu berücksichtigen. In einzelnen Staaten wird sogar bei den Ausschreibungen von vornherein jeder Wettbeiverb der Industrie eines arideren Bundesstaates ausgeschlossen. In Preußen ist eine solche Praxis niemals zur An wendung gekommen, es sind vielmehr bei Aus schreibungen alle Angebote ohne jede Rücksicht auf die Zugehörigkeit des Bewerbers zu einem Bundesstaat geprüft worden. Aus den Kreisen preußischer Industrieller ist nun an die Re gierung die Anregung herangctreten, mit Rück sicht auf die Praxis anderer Bundesstaaten bei allen staatlichen Bauarbeiten auch nur in Preu- sze« ansässige Firmen zu berücksichtigen oder wenigstens Bewerber aus denjenigen Bundes staaten auszuschlicßen, deren Regierung sich preußischen Firmen gegenüber ablehnend ver hält. Die preußische Regierung ist jedoch nicht geneigt, diesen Anregungen Folge zu geben. Sie steht auf dem Standpunkt, daß Preußen als größter Bundesstaat die Verpflichtung hat, der artige einseitige Wahrung von Interessen der heimischen Industrie nach Möglichkeit zu ver hindern. Preußen ist daher bemüht, bei den anderen Bundesregierungen dahin zu rvirken, daß sie sich auch dieser Praxis anschtießen, die dahin geht, die Erzeugnisse aller Bundes staaten ,n Preußen zuzulassen. Selbst »venu aber andere Regierungen die entgegengesetzte Praxis welterhin befolgen sollten, wird in Preußen keine Neigung bestehen, der heimischen Industrie bei den staatlich^» Lieferungen pine Sonderstellung zum Schaden des Wcttbetvtzrbes aus anderen Bundesstaaten einzuraumc^. Kus -en Reichstagskomnrljsionen. Budgetkommissio». Mr berichteten über den Anfang der Sitzung in unserer gestrigen Abendausgabe. Die Kommission ging dann zur Etatsberatung der ein zelnen Gesandtschaften über. Direktor Matthieu begründete die Herabsetzung des Ge halts des Gesandten in Adis Abeba mit der Fort führung der Eisenbahn und der damit zusammen hängenden Verbilligung der Lcbcnsbedingungen in Abestinicn. Die Lage wird sich erst ändern, wenn die Bahn nach Adis Abeba vollendet sein wird. Das ist für 1910 zu erwarten. Es sind noch etwa 260 Kilometer zu bauen. Die deutsche Po- litikin Abessinien beruht auf dem Grundsätze, daß das Land allen Mächten offen stehen muß und daß keine Sondervorrechte einzelner Mächte an zuerkennen sind. Auf die Anfrage eines nationalliberaleu Mitgliedes, inwieweit sich durch die Besol- dungsreform die für die jrmgen Diplomaten bisher notwendigen Zuschüsse verringern würden, er klärte der Staatssekretär, die Zuschüsse würden freilich nicht ganz versckMnnden, aber immerhin auf etwa 6000 zurückgehen. Gegenüber Ausstellungen wegen mangelnder Kontinuität in der Be setzung der diplomatischen Posten wies der Staats sekretär darauf hin, daß in dem einen Falle, der Neubesetzung des Konstantinopeler Postens, die Ab berufung des Botschaftsrates schon vollzogen war, ehe die Entsendung des Freiherrn v. Marschall nach London in Frage kam. Die Beurlaubung des Ge sandten von Hinke während der mexikanischen Wirren erklär« sich daraus, daß der Gesandte durch schwere Krankheit zu jener Zeit dienstunfähig war. Wäh rend seiner Abwesenheit sind die Geschäfte durch den mit den Verhältnissen wohlvertvauten Gesandschafts- sekretär vorzüglich geführt worden; nur während einer Zwischenzeit von 3 Tagen lagen die Gesandtschafts gcschäfte in den Händen des Konsuls. Die Vorlage eines Weißbuches überdie Balkanfragen war nicht angezeigt, weil Deutschland bei diesen Fra gen nicht in der ersten Reihe stai^> und eine mehr ver mittelnde, zur Darstellung in einem Weißbuche nicht geeignete Tätigkeit ausübte. Submissionvkommission. Die Reichstagskommission für das Submissions-und Lieferungswesen be schloß mit 1t gegen 12 Stimmen, dem Plenum die Annahme eines Gcsetzantrages zur reichs gesetzlichen Regelung des Gegenstandes zu empfehlen. Für den Fall der Ablehnung dieses An trages wurde einstimmig eine Entschließung vorgeschlagen. Sie ersucht den Reichskanzler, in den Verwaltungen, für die er zuständig ist, auf dem Wege der Verordnung die in dem Anträge nicdergelegten Grundsätze durchzusühren und auch bei den einzel staatlichen Regierungen darauf hinzuwirken, daß sie beobachtet werden. Der Bericht über die zweite Lesung der Kommission wird nach Ostern fertig gestellt werden. Die Ulsterkrife. Aus London, 20. März, wird gemeldet: Im Gegensatz zu den ersten Tagen der Woche war Downing st reet heute vormittag, ab gesehen von der verdoppelten Polizeimannschaft, säst verlassen. Das Hauptinteresse richtete sich auf die im Kriegsaint stattfindeude Be sprechung, wozu eine Anzahl Generale bereits eingetroffen Ivar. Eine große Volksmenge hatte sich vor dem Kriegsamt in Erwartung der Be sprechung angesammelt. Als der Kriegsminister eintcaf, rief ihm eine Person aus der Menge zu: Sie sollten sich schämen! Seely schenkte dem Rufe keine Aufmerksamkeit und begab sich ins Ministerium, lvo er sein Zimmer aufsuchte. Die Besprechung der Generale im Kricgsamt, an welcher Feldmarschall French teilnahm, währte 1'/« Stunden. In der Zwi schenzeit hatten Premierminister Asquith, Kriegsminister Seely und Marineminister Churcyill eine Besprechung in Downingstreet. Deutsches Reich. * Die Finanzdeputatio« der Zweite« Kammer hat durch den Abg. Harter (Kons.) schriftlichen Bericht erstattet über Kapitel 55 des Etats „Tier ärztliche Hochschule", und mit ihrer Mehr heit beantragt, bei dem Kapitel 55 di« Einnahmen mit 43 200 .tt zu genehmigen, und die Ausgaben mit 1 032 59V ^t, darunter künftig wegfallend 757 850 -4t, zu bewilligen. Die Minderheit der Deputation beantragte, die Einnahme zu genehmigen, aber die Ausgabe nur unter der Bedingung zu be willigen, daß der Neubau der Tierärzt lichen Hochschule, für die die erste Rate mit 750 000 -4t vorgesehen ist, in Dresden ausge« führt wird. * * In der Sitzung des Bundesrat« wurden am Donnerstag den zuständigen Ausschüssen über wiesen: Der Entwurf eines Gesetzes zur Aende- rung des Gesetzes über den Absatz von Kali falzen vom 25 Mai 1910, der Entwurf eines Gesetzes über die Gewährung von Beihilfen an Altpensionüre und Althinterbliebene, der Entwurf von Bestimmungen über die Wehrbeitragssteuer. Einen» voin Reichstag angenommenen Entwurf von Gesetzen betreffend Festsetzung eines dritten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1913 und eines Nachtrags zum Haushaltsetat für die Schutzgebiete auf das Rechnungsjahr 1913 und von Gesetzen betreffend vor läufige Regelung des Reichshaushalts und des Haushalts der Schutzgebiete für 1914 wurde Zustim mung erteilt. Zur Annahme gelangten ferner: Die Vorlage betreffend Aenderung des Gesetzes vom 4. De zember 1899 über die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen, die Vorlage betreffend benachbarte Orte im Wechsel- und Scheckverkehr und betreffend die Orte, die im Sinne der 88 499 und t»04 Z.-P.-O. als ein Ort anzusehen sind, und die Vorlage über die Gewährung von Aufwandsent schädigungen an Familien für im Reichsheer usw. eingestellte Söhne. * Der Kronprinz traf am Donnerstag mittag 12,30 Uhr mit dem fahrplanmäßigen D-Zuge voir Berlin in Halle a. S. ein und begab sich im Auto mobil nach Schloß Scopau des Kammerherrn v. Trotha. * Dementi. Die von dem Berliner Korrespon denten des „Neuen Stuttgarter Tagblattes" ver- Maske und Palette. Berlin, 26. März. Feste der Deutschcii Bühnengenossensämst sind so zusagen Fixsterne geworden in Stadt und Städtchen. Sic üben überall aus das theatersrcundliche Publi- tuin jene besondere Anziehungskraft aus, die den Mimen aus dem Rampenzauber in die bürgerliche Welt begleitet. Was dAnnunzio in seinem Duse- Roman „Feuer" von der persönlichen Masst der Schauspielerin sagt, die in ihrer Rolle nicht bloß vom Liebhaber des Stückes, sondern von tausend Zuschauern geliebt wird, gilt, rnutntis mntun<1i.>c, von den gesellschaftlichen Vorrechten der Cclstruspieler im allgemeinen. Von den gewohnten Festen der Bühnenkünstler unterschied sich das Kolossalfest in den Aus stellungshallen am Zoo einzigartig. Zunächst, um init dem Fachmann Aristoteles zu wrechen, Lurch die Behandlung von Raum und Zeit. Die Ausstellungs halle wölbt ihr hohes Dach über 8000 Personen. Die waren ungefähr in der Nacht vom 25. auf den 26. März versammelt. Und von ihnen gehörten einige tausend den Mitgliederbeständen der Ber liner Theater an. Nicht weniger als 1500 Schau spieler in Kostümen sollen an dem Fcstzuge be teiligt gewesen sein, der nach Mitternacht den Saal durchzog. Kaum eine andere Stadt der Welt, höchstens Paris ausgenommen, gewiß keine zweite deutsche Stadt kann ein solches Mimcnausgebot leisten! Und alle die Großen und Größten — unter den Kleinen hingegen nicht einmal die namenlosen Kleinsten — bildeten das Ensemble. Das Publikum, das sich vor und »ach dem Festig mit de« sonst distanzierten Spielern vermischte, wies der „Stars" vielleicht noch mehr aus. Zahllose Berühmtl»eiten der Literatur, der Kunst und Wissenschaft, der staatlichen Hierarchie stellten ihr Fleisch und Bein und ihre Orden dem guten Zwecke zur Verfügung. Und schöne, schöne Frauen, im Luxus und Glanz, steuerten die pikantesten Reize bei. Alle, die da gekommen waren, hatten Jagos freundlichen Rat: Tu' Geld in deinen Beutel!" befolgen müssen. Das Eintrittsbillett für 20 -<t und die Sitzgelegenheit für 5 ^t waren noch lange nicht die schlimmsten Steuerobjette. Die Wohl tätigkeitsschraube mußte drakonisch angczogcn werden, denn auf 200 000 -N ungefähr beliefen sich die Kosten für den künstlerischen Schmuck des Saales und der vielen Nebcnräume und Ballette. Die erhoffte Höhe des Ertrages will man erreichen durch die ungewöhnliche Dauer des Festes. Nicht weniger als zwölf Nächte sind in Pacht ge nommen, und jede wird eine besondere „Attraktion" bieten. Heute dirigiert Siegfried Wagner, ihm werden Lconcavallo und Mascagni in eigener Person folgen. Und nebenan werden in ihren stilechten Räumen die Wiener Schrammeln spielen, die Ober bayern schuhplatteln, die Bühnengrößen im «Untersee- Kabarett" auftreten, die Pratcrjuxe auf dem Rummelplatz Lärm machen, werden die gloriose Siegesallec der Berliner Thcaterdirektoren, das japanische Teehaus, die Tombola, die Exzentrikbar, das Wannseepanorama, die Kantine der dritten Kompanie, die futuristische Kunstausstellung, die Sckthallc, das exotische Tast', und Zilles, das so zialistisch naturalistischen Malers, Wcißbierstube das Universum zum Narrenhaus machen. Noch absonderlicher, als die Dimensionen Les Feste», ist sein Lharakter. Zum ersten Male in Berlin waren Schauspiel- und bildende Kunst außerhalb des Theaters zu löblichem Tun ver eint. Veranstaltet von der Bühncngenossenscbaft und dein wirtschaftlichen Verband der bildenden Künstler, war das eine Kraftprobe ernster und viel gestaltiger künstlerffci-er Betätigung unter der Devise: „Humor lox prima." Man müßte Namen an Namen ketten, um jedem, dem Ehre gebührt, Ehre zu geben. Das Schönste war der Riesenbaldachin über dem Hauptjaal und dessen höchst originelles Farben spiel; das Lustigste die Siegesallec der Thcaterdirek toren. Da standen sie alle, die Paschas der Kunst, in Lebensgröße auf Postamenten, unverkennbar wohl und zugleich bitter von Pasquillanten Bildner händen in den wundesten Punkten getroffen! Zu weilen wurden sie auch merkwürdig ersetzt. So z. B. war auf dem Postament des Deutschen Schauspiel hauses das Nichts zu sehen, und darunter stand der Spruch: „Der Lantz ist gekommen, der Lantz ist gegan gen." Di« Direktion des Sozietät-Theaters wurde symbolisiert durch eine vielköpfige Hydra: zu beiden Seiten die Büsten des lorbecrgekrönten Goethe und die Gerhart Hauptmanns; doch die 'Namen waren fatal verwechselt: unter Goethes Büste stand „Haupt mann", unter der Hauptmanns „Goethe" . . . Auch dem pompösen Fcstzug fehlte di« Satire nicht. Man hatte es den mehr als 30 beteiligten Tlstwtern überlassen, selbständige Gruppen zu stellen. Vielleicht wäre unter der Führung einer einheit lichen Idee, die natürlich den Individualitäten der einzelnen Bühnen hätte Spielraum gewähren müssen, der Eindruck noch stärker gewesen. Immerhin gab es eine verschwenderische Fülle von Pracht und Witz. Die Künstler der beiden Hoftheater schritten nicht Freitag, 27. Mürz l914. breitete Nachricht, derGroßherzogvonBaden habe dem Kaiser Bedenken gegen die Ernennung des Staatsmististers v. Dallwitz zum Statt halter von Elsaß-Lothringen mitteilen lassen, be ruht nach Mitteilung von kompetenter Stelle voll ständig auf Erfindung. * Waffengebrauch des Militär». Die Blätter meldungen, daß die Verhandlungen zwischen den ver bündeten Regierungen über den Waffengebrauch des Militärs in Friedenszeiten nunmehr abgeschlossen seien, wird uns von unterrichteter Seite als nicht zutreffend bezeichnet. Ls fehle noch an der Zu stimmung zweier Bundesstaaten, darunter auch Bremen. - Der unermüdliche Graf Oppersdorfs. Wie die „Tägl. Rundschau" aus sicherer Quelle erfahren haben will, sott Graf Oppersdorfs demnächst in Rom eintreffen, um in seiner Sache im Gewerkschaftsstreit neuerdings bei der Kurie persönlich zu wirken. Ausland. Zrankrelch. Die Ausgaben für di« nationale Verteidigung in der französischen Kammer. Aus Paris, 26. März, wird gemeldet: Die Kammer beriet heute über die Vorlage, die den Kriegs-und den Mariniminister zu einer einmaligen Ausgabe zur Deckung der Bedürfnisse für die nationale Verteidigung ermächtigt. Es handelt sich um 143 500000 Franken für die Armee und um 765 000 000 Franken für die Marine. Hin sichtlich der für Pulver und Salpeter vorgesehenen 14 000 000 Franken bestand der Deputierte Denys Lochen auf der Notwendigkeit, die Schießübungen mit aus Nitroglyzerin zusammengesetztem Pulver fort- zusetzcn, und zwar auf Kanonen mit Kaliber 305 bis zur völligen Abnutzung derselben. General Eau- din, der Direktor der Abteilung für Schießpulver, rechtfertigte die angeforderten Kredite. Di« Werk stätten arbeiteten seit drek Jahren und lieferten die höchstmögliche Menge. Dabei bestände täglich Ge fahr, daß Unglücksfälle sich ereignten. Gaudin fügte hinzu, daß, wenn er uncer denselben Bedingungen weiterarbeiten sollte, er jede Verantwortung ablehnen würde. (Große Bewegung.) Gaudin erklärte schließlich, daß man Kredite brauche, um neue Werkstätten zu bauen und die bestehenden zu ver größern. — Marineminister Gauthier sagte, daß sein Ministerium sich den Proben mit Nitroglyzerin nicht widersetze. Diese seien begonnen worden mit Kaliber 75, diejenigen mit Kaliber 305 würden 1sZ> Millionen kosten. Admiral Le Bris, der Kom missar der Regierung, sagte, die Marine sei bereit zwei Kanonen vom Kaliber 305 zur Verfügung zu stellen, um auf der einen mit Nitrozellulose und auf der zweiten mit Nitroglyzerin Versuche anzustellen, sobald das Pulver im Auslande gekauft sei. Kriegs minister Noulens erkannte an, daß diese Proben dringlich seien. Sie sollen in 8 bis 10 Monaten statt finden. * Der Rochette-Ausschuß. Aus Pa r is , 26. März, wird gemeldet: Staatsanwalt Lescouve trug die nach dem Verschwinden Rocheites «ingegangenen Klagen über verschiedene Geschäfte vor. Dem Unter suchungsrichter wurden vierzehn darüber eingclaufene Informationen oorgelesen. Lescouve erklärte, es sei unzweifelhaft, daß Rochetre von Leuten, -i« sich vor bereiteten, seine Geschäste zu übernehmen und an seiner Freiheit interessiert waren, zur Flucht ver halfen worden sei. Im weiteren DerlmM der Ver nehmung, die sehr lange währte, hielt Stäatsanwalt Lescouve die Ueberzeugung aufrecht, daß auf den General st aatsanwalt Fabre seitens der Regierung ein Druck ausgeübt worden und dieser auf den Wunsch des damaligen Finanz ministers zurückzuführen sei. — Adrien Hebrard, der Direktor des „Temps", der über seine Schritte bei Mitgliedern der Regierung in io»o S5<j, tz/7s5c/?s (Aansk-e aoLro,che/>ck)/^.l.5l). Wer Odol konsequent täg lich cmweudet,übt nach unser-m heutigen Kenntnissen die denkbar beste Zahn- und Mundpflege aus. bloß körperlich voran, indem sie als Schutzleute und Rekruten das Wesen ihrer freien Hoskunst symbolisierten. Jedes Theater holte sich die Schau stücke aus seinem Repertoire. Was wunder, daß das Residenz-Theater mit einem Himmelbett der Venus aufzog, darin die reizendste Dam« im reizend sten Spitzen-Negligs. Das Schillertheater pa rodierte die Dichtungen seines erhabenen Schutz Patrons. Als „Wallensteins Lager" z. B. wurde ein altes Kanapee im Zug getragen. Reinhardts Bühnen entsandten den gan,zen Shakespeare-Zyklus mit allen echten Werten der Kostüme und ihrer Träger. Di« Operettentheater entfesselten den tollen Prunk ihrer hochgeschürzten Muse, — und selbst vier füßiges Lcbendmatcrial war nicht spärlich vertreten: stolze Rosse, die Krönungswagen zogen, und Eselein und Ponys. Eine halbe Stunde lang wallte der Zug vorüber. Das Gewissen erinnert, auch von den Tänzen und Balletten aus der Bühne des Kroßen Saales zu sprechen. Dort entwickelte Ernst Stern ein origi nelles Licht und Farbenspiel, dort riß das r u s s i s chc Ballett mit seinen wilden Energien die Zuschauer hin. Indessen, nicht alles, was Terpsichore den Augen zugedacht hatte, war musisch; unbedingt edle Weide bot sie, als die Zuschauer, zumal die Zuschaue rinnen, zu Akteurs und Aktricen wurden und der Tanz die schönen Glieder löste, die von den modernen Toiletten unendlich weniger verhüllt waren, als von den historischen Kostümen und Ballettkleidern. Man glaubte lang«: Berlin verstünde nicht, Künstlerfeste zu feiern. Ging man nun daran, so machte man cs gleich gründlich: Zwölf Nächte Maske und Palette .,tt. L. / tzrvEr
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