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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140327011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-27
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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>14. >e Bad chen für Geländes hier der isenacher setzten ahrzeug- ihm die Meineid st gelegt, rgeaom- tage, die >n. Die reise ge- nn Max i sollen l stiinin- es im ire einer ken und ickes. ventuell Staats» tteilung Dienst et wer- ren soll, tz. Der a de» Id»lden cht ist an der sind so che Ab- Kölleda t statt- tzsen. nlsierten getreten. von 50 »rcffident Eigen« st wird, Schwur- :ten des gerichts- ril hier eihe des — Der wttron- Forde- e i st e s - leidende, e Irren - en. lterguts- I in den rr vor- chwer- ^ranken- Morgen-Msgabe Sez-gspr-Is-: monatUch 1.45 M., vtrrteyährUch 5.75 M. Sri der »rschüftesteUr, unser» ZtUole» und ftu»gad»ft»U«o adgeholt« moaaNtch IM., vlertrllShrUch 5 NU Vur» »te poft: lnoerhald veutschlaaü» uu» »er deutsch»» Kolonie» monotllch I^S M., oiertelidhrlich 4^0 M.. «uoschlieAUch poftdefteUgeld. va» Leipziger Va-edlaN erscheint wrretog» »mai. Son«»». Zetertag» l mal. da Leipzig, den Nachbarorte» und de» Srtrn mit eigenen Zilialen wird die ftbeuüauogad» noch am ftdenü de» «rschetnea» in» hau» geliesert. v erltner Nedaklion: dn den Zeiten 17. Zeryspre<b»?nschiuft: Moabit Nr. »47. /lrrrtsblcckt des Rostes und des pokreüuntes der Etndt Leipzig Uedaktion und Seschüftsstrll«: ?»i>a«ni»gaks, Nr.», o Zrrnsprrch^ftaschluft Nr. Kd«, i»d4S und 11-44. ISS. Jahrgang fa« Inserat, au» Leipzig und Umgebung di« /AIlIklAenprelss» »fpaltig« petttzetl»45Pf., di» NeNameeell» 1 m., von ou»mdrl» 50 Pf-, Nrklamen 1.40 M. Klein« ftnzeigen diepetitzeile nur 20pf.b.wtederboi.Nab.,Inserat» »on vekörden im amtlichealeil dir Petit' r»ii« 5« Pf. S«schdft»aaz«tgrn mit plahoorsSrist im Preis, erb-bt. Nabatl oo<b Laris. Veilageu - Selamtousl. 5 M Sa» Lausend »u»scb>. poftgebübc. Anzeigen-ftnnadm, Z»banat»gossel. de» sämtlichen kiltalcn de» Leipziger Lagedlatte» und allen Nnnoaren-LxpcSittonea de» In« and ftu»ionde» Seschoft»fteU« für Veriin o. dir pr. Scan § »ndurg dirrktioa Walter Zliegri. Vrrlio w io MorgaretkenftroK« 6- Zrrnsprecb-finichluAr Lützow »471 Nr. ISS. Vas wichtigste. / * Bei der Stichwahl inBorn a—P egau erhielt der Reichsparteiler v. Liebert 12731, der Sozial demokrat Ryssel 14321 Stimmen. Ryssel ist gewählt. (S. des. Art.) * Im Reichs rag wurde am Donnerstag in namentlicher Abstimmung die Wahl des Abg. Hoesch (Kons.)— Wahlkreis Stendal- Osterburg — mit 176 gegen 149 Stimmen, bei neun Stimmenthaltungen, für ungültig er klärt. Daun wurden in erster und zweiter Le sung die verschärften Bestinrmungen gegen das Duell einstimmig angenommen. (S. Art. u. Ber.) * In der Freitagsitzung der französi schen Kammer wurden die Rüstungs kredite für Armee und Marine beraten. (S. "l-usl.) * Feldmarschall French und Generalleutnant Ewart sollen um ihre Entlassung nachgesucht haben, die die Regierung bewilligt habe. (S. Letzte Dep.) f — * In Petersburg haben dreißig- tausend Arbeiter einen Protestaus stand begonnen. (S. Nachr. v. Tage.) * Die mexikanischen Rebellen sind beiTorreo« geschlagen worden. (S. Aus land). * In R^to de Janeiro ist der Bela gerungszustand verhängt worden. * Die Brände in den indischen Baum- wollagern verursachten inBombaygroßc Bestürzung. (S. Nachr. v. Tage). * Bei Honolulu ist ein Schiff explo diert, wobei dieBesatzunggctötet wurde. S. Nachr. v. Tage). * Ein Leipziger Turn- nnd Sport fest wird anläßlich des 4. Internationalen Kongresses für Bolkscrziehung und Volksbildung am 27. September stattfindcn. (S. Art. S. 12.) Unter AStten. Bon unserem Pariser Mitarbeiter.) I,. Paris, 25. März. Maurice Barros, Mitglied der Acadsmic Francaise und nationalistischer Deputierter, der als Mitglied den Verhandlungen der Unter- suchungstommission beiwohnt, entwirft täglich im „Echo de Paris" über das Gesehene kleine l'vshafte Genrebildchen, für die er die schöne Bezeichnung „In der Kloate" gefunden hat. Heute leistet er Briand und Bartyou, denen ec,so oft seine reaktionäre Stimme gegeben hat, einen schlechten Dienst. Er sagt unumwunden, .daß die beiden freunde keineswegs den gefähr lichen Bericht des Gcncralstaatsanwalts Fabre über den Rochette-Haudcl ans Tageslicht ge zogen hätten, uni das Andenken Ealmettes zu rächen oder um in Zukunft die Einmischung der Politik in die Justiz zu verhindern. „Was rede ich von Allgemeininteressen, von philo sophischer Auffassung und öffentlichem Wohl! Wir wohnen nicht dem Zusammenstoß von Systemen, sondern von Personen bei . . . Giillaux, Briand und Bartbou kommen mir wie drei junge Wölfe vor, die beim Spiel im par lamentarischen Zwinger zu Kräften kamen. Es sind drei starke Tiere, die sich mit gleicher Wucht innzustürzen, wenn das Futter gebracht wird... Sic beneiden sich um die Portefeuilles im be rechtigten Wunsche, sich zu betätigen, aber nicht, nm irgendeine besondere Ansicht triumphieren zu lassen. Daher die Erbitterung des Kampfes. Zu ihren Ideen können sie sich nicht treffen: pc haben keine oder fast nur gemeinsame. Darum treffen sie sich in ihren Personen. Wenn Graf de Mun, Ribvt oder Jaurös sich uni die Macht zu streiten hätten, würden sic sich nicht bis in >hr intimes Leben hinein zu verfolgen brauchen: sic würden sich ihre verschiedenen Ansichten über das Universum verwerfen. Für Caillaux, Briand und Barthon gibt cs keine so ausgedehnten Rei- bnngsslächen. Sie bombardieren sich mit per sönlichen Beschuldigungen, weil sic sich gegen- feitig keine Prinzipien an die Köpfe werfen können, und da sie sich nicht bei der Verschie de ihcit ihres Programms erwischen können, packen sic sich bei den Haaren. ES sind drei freitag, üen 27. Msrz. Brüder, die von ihrer Mutter, der parlamenta rischen Wölfin, mir viel Bedauern betrachtet wer den. Aber auch sie, das arme Tier, ist recht krank. Es gibt keine Parteien mehr in dieser Kammer, vielleicht nicht einmal mehr im Lande. Nichts als eine stumpfe Masse, die kräftig regiert werden möchte." Man könnte den Eindruck, den die Verhand lungen des Ausschusses machen, nicht besser charakterisieren! Die politische Verworrenheit, der Kampf um die Macht sind die einzigen Er klärungen für die Skandale, unter denen die Republik schmachtet. Briand, Barthou, Caillaux — alle sind Demokraten mit sozialistischem oder radikalem Anstrich, alle verfolgen, wie sie sagen, dieselben politischen Ziele, wenn auch auf ver schiedenen Wegen. Und weil der Radikalismus bei den letzten Wahlgängen gar so siegreich war, nannten sich alle Kandidaten „radikal", auch frühere Boulangisten und Nationalisten. Nie mand weiß mehr recht Bescheid, was die Partei benennungen bedeuten sollen. Selbst Royalisten, Bonapartisten und Klerikale nennen sich Libe rale, Progressistcn usw. Die Führer dieser Deputiertenmasse, die sich so fortschrittlich ge bärdet, daß nicht mehr der mindeste Fortschritt zu verzeichnen ist, intrigieren und korrumpieren, damit sie ja am Binder bleiben, wobei sie bald rechts, bald links, ganz wahllos, das „Stimm vieh" holen. Nur an der „assistts bsurro", am Suppentopf der Ministerien bleiben! Nichts anderes interessiert sic. Briand und Barthou, von Caillaux vertrieben, ohne jede Aussicht, ihn mit politischen Kampfmitteln vor den Wahlen zu verjagen, packen ihre geheimen Papiere aus, die ihn als unehrlichen Menschen hinstellen sollen. Ein Schuß kracht dazwischen; eine Frau, die sich in ihrem Glück bedroht sieht, tötet einen Journalisten. Das hält die Machtbegierde nicht auf, und nm Caillaux vollends zu stürzen, ver liest Barthou den Geheimbericht Fabres, den er aus dem eisernen Schrank des Justizmini steriums „für alle Fälle" mitgenommen hatte. Muß er sich dieser Handlung schämen? Nicht im mindesten! Cail laux handelte genau so, hatte sich auf dem Quai d'Orsay diplomatische Aktenstücke und Depeschen abschrciben lassen, die er gegen Barthou und Pichon zu verwenden gedachte, ließ Fabre zu sich kommen und von zwei'hinter einem Vorhang versteckten Sekretären die arglosen Aus sprüche des Generalstaatsanwalts niederschreiben, um Briand verdächtigen zu können, der geheime Bericht wäre auf seinen Befehl eigens abgcfaßt worden! Bleibt nur zu ergründen, wer mit die sem prachtvollen Spiel der vergifteten Waffen angefangcn hatte: den Anfang werden die Gegner Caillaux' gemacht haben, da der Geheimbericht Fabres sich schon lange, was viele Leute wußten, in der Brieftasche BarthouS befand und da die Exminister de Sclvcs und Pichon schon zu wieder holten Malen mit diplomatischen Dokumenten des Quai d'Orsay „die verderbliche Aktion Cail laux' während der Marokko-Kongo-Verhandlun- gen" nachzuweisen suchten. Ja, es war ein Bruderkampf unter Wölfen, wie Barros sagt. Was soll da die Untcrsuchuugskommissiou dem Parlament Vorschlägen? Caillaux, Barthou und Briand vor die Haütc-Cour zu stellen? Ihr Verbrechen gegen den Staat ist nicht groß — sie beschuldigen sich gegenseitig mit Schlimmerem, als sich Nachweisen läßt. Fest stellt, daß der frühere Ministerpräsident Monis ans Betrei ben des Finanzministers Caillaux einen gewissen Druck auf den Gencralstaatsanmalt Fabre ausübtc, damit der Prozeß gegen Röchelte vertagt werde. Das leugnet heute niemand mehr. Caillaux hatte erfahren, daß Röchelte, der Schwindelbankicr, die ganze Liste der Unter stützungen verlesen wollte, die er bei seinen „Gründungen" verteilt hatte. Er wollte weiter auf eine ganze Reihe von Emissionen Hinweisen, bei denen die französischen Sparer nicht weni ger Geld verloren hatten und die gerichtlich nicht verfolgt wurden, weil bekannte und große Finanz institute dabei mitgewirkt hatten. Das war zu viel des Skandals für den Fiuanzminister. Schon hatte mau den Sudel der verpulverten Milliarde aufgelöster religiöser Orden. Und wie andere Minister an seiner Stelle gehandelt hätten, entschloß er sich mutig für die Vertagung des Prozesses. Wer waren die Leute, die geschont werden mußten? Es kann sein, daß Blätter, die heute Caillaux maßlos angrcifcn, damals sehr in Verlegenheit geraten wären, weil sie Rochettes Gründungen im Finanzteil empfohlen hatten — guten Glaubens. Und in den Ver- waltungsrätcn der Rochette-Gesellschastcn saßen einflußreiche Leute, die sich ihre hohen Adinini- stratorcngehälter gefallen ließen, aber beim Krach schnell verschwanden. Monis und Caillaux trieben Machtmißbrauch — der arme Oberstaats anwalt Fabre, der stets als Vermittler zwischen Regierung und Justiz zu dienen hatte, gestand, daß es unter allen Ministerien so zu ging und daß er zwischen den feindlichen Brüdern keinen leichten Stand hatte. Ohne die Aussage des Maitrc Bernard, Ad vokaten vou Röchelte, würde man schon zur Tagesordnung übergehen können. Aber Bernard hatte von einem „X" gesprochen, den beim Namen zu nennen ihm sein Berufsgeheimnis verbiete und der ihn zuerst darauf aufmerksam gemacht habe, daß er ein Gesuch um Aufschub des Pro zesses nur mit Ermüdung zu begründen brauche, um sofort ministerielle Unterstützung zu finden. Derselbe „L" scheint cs auch gewesen zu sein, der Fabre telephonisch und in herrischem Tone namens des Ministerpräsidenten an den erteilten „Befehl" erinnerte. Monis bestritt, je Anweisung zu einem solchen Telephonruf ge geben zu haben. Die einen vermuten, daß der „L" Rochette in Person gewesen sei, die andern suchen noch eifrig danach" und haben zuletzt den Automobilfabrikanten Darraco ausfindig ge macht, der zwar au Rochcttcscheu Unternehmun gen oeteiligt war, aber den Advokaten Bernard nie gesehen hat. Es ist nicht unmöglich, daß der Exkcllncr und Bankier Rochette, der heute in Südamerika verweilt, Regierung und Justiz selbst durcheinandcrwirbcltc und am Telephon den Ministerpräsidenten spielte. Was hatte er zu befürchten? Aus Furcht vor Skandalen sind die Regierung« und Justizlcute blindlings in den schlimmsten der Skandale hineingerannt! Sorna - Pegau. Borna, 28. März. Bei der heutigen Reichs- tagsstichwahl erhielten: von Liebert (Reichspartei) 12 731 Stimmen, Ryssel (Sozial demokrat) 14 321 Stimmen, 214 Stimmen ungültig. Mithin ist Ryssel gewählt. Das nationale Bürgertum hat eine Schlacht ver loren. Wir beklagen das aufs lebhafteste. Ver gleicht man die Ergebnisse der Hauptwahl und der Stichwahl miteinander, so zeigt sich zunächst, daß die Wahlbeteiligung diesmal eher noch stärker war als am 17. März. Damals wurden für Len Reichs parteiler von Liebert 8642, für den National liberalen Nitzschkc 6512 und für den Sozialdemo kraten Ryssel 12077 Stimmen abgegeben. In der Stichwahl konnten für Liebert nur 12 731 statt der erhofften 15 000 Stimmen gezählt 'werden, wäh rend der Sozialdemokrat von 12 077 auf 14 321 empor schnellte und damit den Sieg errang. Es ist wohl über jeden Zweifel erhaben, daß die National- liberalen der Wahllosung ihres Kandidaten und der zuständigen Parteiinstanzen gefolgt sind, und für den nationalen KandiL-aten ihre Stimme abgegeben haben. Es ist auch mit Sicherheit an zunehmen, daß ein großer Teil der Fort schrittler, der Mahnung des Landtagsabg. Brod- auf-Ehemnitz folgend, national gewählt hat, und daß nur der kleinere Teil dem Rate der „Freis. Ztg." gefolgt ist und dem Sozialdemokraten den Vorzug gegeben hat. Jedenfalls ist die Stimmensteigerung der Sozialdemokratie nicht allein mit einem Zustrom aus dem fortschrittlichen Lager zu erklären: vielmehr muß dieser Partei auch aus den Reihen der Nichtwähler eine beträchtliche Gefolgschaft er wachsen sein. Wer in den Tagen zwischen Haupt- und Stichwahl die sezialtemokratische Presse genau verfolgt hat, der konnte daraus mit Gewißheit entnehmen, wie sehr die Sozialdemokratie auf Zulauf gerade aus den Reihen der Lässigen rechnete. Die „Leipziger Volkszeitung" konnte auf Grund der von den Sozialdemokraten stets besonders sorgfältig geführten Wählerlisten feststcllcn, daß eine größere Anzahl außerhalb ihres Wohnorts arbeitender Wähler nicht gewählt hätte, und erwartete, daß sic von den Partei genossen „nachdrücklichst aus ihr Wahlrecht aufmerk sam gemacht und zum Wählen veranlaßt würden". Diese Forderung ist natürlich mit der bekannten sozialdemokratischen „Nachdrücklichkeit" erfüllt wor t-en, und daher erklärt sich auch der Zuwachs der sozialdemokratischen Stimmen. Auf der anderen Seite deutet die auffällig große Zahl ungültiger Stimmen an, daß manche liberalen Wähler weiße Zettel abgegeben haben. Es wäre aber durchaus verfehlt — das sei schon in dieser Stunde gesagt —, wenn behauptet wertvn sollte, daß der Wahlkreis dem Bürgertum durch die Schuld des Liberalismus verloren gegangen ist. Am Abend des Hauptwahltages hat der unterlegene na- tionallibcralc Kandidat Nitzschke-Lcutzsch und am Tage nach der Wahl haben wir sofort an dieser Stelle die Losung für Liebert ausgegeben. Ent sprechende Kundgebungen des nationalliberalen Wahlkrcisausschusses und des Nationalliberalen Landcsvereins sind gefolgt. Wenn trotz alledem der erhoffte Erfolg ausgcblieben ist, dann liegt die Schuld doch auch mit an der überaus gehässigen Kampfcswerse, in der sich, sogar zum Entsetzen ton servativer Wähler, die Wahlrcdner des Bundes der Landwirte hervorgetan haben. Die Er örtcrung über den Wahlausgang ist mit diesen Zeilen noch nicht abgeschlossen: sie wird im (Hegen teil erst recht anfangcn. Das eine muß aber unbedingt festgehaltcn werden: am nationalen Liberalismus liegt es nicht, daß über dem Wahlkreise Borna Pegau beklaqenswerterweise nunmehr wiederum, wie 1W3, die rote Flagge weht. 1S14. wahlprüfüngen und vuellgesetz. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) O Berlin, 26. März Der Reichstag war heute so besetzt wie vietlcicht seit der Zaberner Debatte nicht mehr. Bei der na mentlichcu Abstimmung ergab sich die Anwesenheit von 334 Mitgliedern. Das machte, daß heute wieder einmal über Sie Gültigkeit oder Ungültig leit einer Wahl entschieden werden sollte, und das sind allemal Anlässe, bei denen mit einer be sonderen Lebhaftigkeit, oder sagen mir schon, mit Leidenschaftlichkeit gestritten wird, lieber das Grund sätzliche des geltenden Verfahrens haben wir uns schon mehrfach ausgesprochen. G»anz ohne Frage: Es wäre hübscher und cs wäre vielleicht auch würdiger, wenn in diesen Dingen nicht zx.r luusoi-u. vom Reichs tag selber entschieden würde, wenn man sie vielmehr einem unparteiischen Gerichtshof über antwortete, und sic somit aus der Atmosphäre der Leidenschaftlichkeit entrückte. Und schließlich: Wir sind doch nun einmal Menschen, und so geschieht es ganz von selbst, daß man diese Wahlprüfungen immer auch ein wenig als Machtfragcn behandelt. Dennoch wird man getrost ausjprcchen dürfen, daß gerade in oem heutigen Fall der Wahl des Abg HoeschdasRechtausderSeitcder Mehr heit war. Es kann gar keinem Zweifel unter liegen — die heutige Aussprache ergab dafür noch allerhand neue Beweise — daß die Unterschriften mit den Zufügungen des Amtscharaktcrs in so und so vielen Füllen die W ä h l c r, beamtete Wähler in ab hängiger Stellung, beeinflußt habe, für Herrn Hoesch ihre Stimme abzugeben. Herr Dr. Vollert wies darüber hinaus noch nach, aus wie tönernen Füßen die konservative Behauptung stände, daß die Wahlprüfungskommission von den sonst geübten Bräuchen diesmal abgegangen sei, und somit war es nur die Erfüllung einer Forderung von Recht nnd Billigkeit, daß nach einer bewegten, etwa zweistündi gen Debatte, das Mandat des Herrn Hoesch m't 176 gegen 14!) Stimmen kassiert wurde. Im Anschluß daran beriet der Reichstag dann noch in erster und zweiter Lesung den aus seiner Initia tive bervorgepangencn Entwurf, dem frcoelhaf ten Verursacher eines Duells künftighin, wie das ja auch der Dorcntwurf zum Strafgesetzbuch vor sieht, unter Umständen mit Gefängnis zu bestrafen. Die Debatte hierüber war kurz und mußte es sein. Das Prinzipielle in diesem Stück ist ia erst vor kur zem bei der DueNintcrpellation gesagt worden. Neues in der Aussprache, an der sich für die National liberalen der Abg. van Ealler, für den Fort schritt Herr Lieiching beteiligten, war eigent lich nur die Erklärung des Staatssekretärs Dr. Lisco. daß der Kanzler an dem Gegenstand das lebhafteste Interesse nähme: daß zwar die verbünde ten Regierungen bisher zu dem Entwurf noch keine Stellung hätten nehmen können, daß aber nunmehr Herr von Bcthmann sich mit ihnen in Verbindung setzen walle. Wenn man will, kann man daneben noch als eine neue und sympathische Tatsache ver zeichnen, daß trotz ihrer im einzelnen abweichenden Stellung alle Parteien, auch die Konservativen, sich zu einem einmütigen Beschluß vereinigten. Das ist nach den unfruchtbaren Rede- und Schreibübungen von etwa 30 Zähren, immerhin ein ansehnlicher Schritt nach vorwärts. k>olitiletie UeberlieM Der Kaiser ia veneüig. Der Kais er hörte am Mittwoch in Venedig den Vortrag des Gesandten v. Treutlcr und am Donnerstag vormittag die Vorträge des Chefs der Marine sowie des Militär- und des Zivilkabinetts. Nachmittags fand beim Kaiser an Bord der „Hohenzollern" ein Tee statt, wozu etwa M Einladungen an Damen nnd Herren der venezianischen Gesellschaft,an die Herren der deutschen Bvtsclzaft sowie an die Offiziere der deutschen Schiffe ergangen sind. Der Kaiser hat dem Präfekten Rovascng a den Roten Adlerorden 2. Klasse mit Stern ver liehen. Dledeul s chcnSchi f f e verlassen Venedig Freitag. Sic fanden seitens der Behörden run der Gesellschaft sowie der Bevölkerung eine so warme und entgegenkommende Aufnahme wie kaum zuvor, so daß die deutschen Offiziere und Mannschaften den Aufenthalt in angenehm ster und dankbarer Erinnerung behal ten werden. Dem Kommandanten der „H ohcn z o llc rn" wurde schon bei der Ankunft am 6. März Kapitän Lubelli zur Verfügung gestellt. Die Festlichkeiten begannen am 7. März mit einem Diner für das Offizierkorps beim Admiral Garelli, dem sich ein Besuch im Tcatro Rossini anschloß. In der Pause wurden aus Wunsch des Publikums die italienische und die deutsche Hymne gespielt, die zu begeisterten Kundgebungen Anlaß gaben. Bei später» Thea terbcsucku'n wiederholten sich die Sympathiekund gedungen. Es folgten ein Diner beim 2Wmiral (Carelli zu Ehren des Kontreadmirals Souchcr, ein Diner beim Konsul Rechsteiner, Empfänge bei der Gräfin Prrpadopnlc und der Gräfin Mon ccnigo sowie beim KVnsul Rechsteiner, wo die Kapelle der „Hohenzollern" spielte, und beim Admiral Garelli. Dem Empfang beim Admiral Garcllt folgte ein Ball. Ferner fand eine Rund fahrt der Offiziere statt, die unter kun diger Führung die interessanten Stätten der vene- zianischen Industrie besuchten. Infolge des Schifssunglncks waren die lveiteren ursprünglich
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