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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140331018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914033101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914033101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-31
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Setre 8. Nr. 1S3. Morsen-Nussavr. Leipziger Tageblatt. Nil) Leipzig unü Umgebung Leipzig, 30. März. wovon sprachen -ie Leipziger am 31. März 1814! Wovon sprachen die Leipziger heute vor hundert Jahren? Merkwürdige Frage das! Und wohl gor nicht schwer zu beantworten, schsint's! Denn am 31. März 1814 gab es für die Leipziger nur einen Gesprächsstoff: den Pfarrer Johann Georg Tinius, den Räuber und Raubmörder aus Büchersamrmelwut. Am 31. März 1814 sah die altehrwürdige Niko la ikircke in Leipzig „einen der furchtbarsten Akte, der neuerer Zeit in einer protestantischen Kirche be gangen wurde," wie es im „Neuen Pitaval" heißt. Denn am 31. März 1814 entkleidete man in jenem Leipziger Gotteshausc unter Predigt und Gebet vor der Gemeinde den Pfarrer Tinius seines Priester rockes und seines Amtes. Hören wir, was derjenige Geistliche, den sein Amt als Superintendent zu dieser traurigen Handlung berufen hatte, der Leipziger Theologieprofcssor Dr. Johann Georg Rosen müller, in der dabei gehaltenen, bald nachher im Sonderdruck hcrausgegebenen Rode darüber ausführt. Man liest da: „Wir sehen an dem schrecklichen Beispiele dieses Mannes, wie unglaublich tief ein Mensch sinken kann, wenn er sich von einer eiirzigen Leidenschaft beherr schen läßt. Seine Lieblingsneigung schien, an sich be trachtet, unschuldig zu sein. Er wünschte eine zahl reiche Büchersammlung zu besitzen, mit den ange sehensten Gelehrten in Bekanntschaft zu kommen, und sich dadurch Ruhm und Ehre zu erwerben; hierzu wurde aber weit mehr Aufwand erfordert, als er mit seinem eigenen Vermögen bestreiten konnte; so ver fiel er auf den unseligen Gedanken, ihn durch List, Betrug und die gröbsten Verbrechen zu erreichen. Und da er das Geld zur Begleichung der dabei ein- gegangcncn Verbindlichkeiten nicht anders aufzu treiben wußte, ward er zum Räuber und Raubmörder. Zuerst beraubte er in den Postkutschen eingeschlasene Reisende, die er durch Verabreichung einer Prise Schnupftabak eingeschläfcrt hatte, ihrer Barschast, um seine Biichcrcinkäufe bestreiten oder die zuvor des halb begangenen Unterschlagungen von Kirchen geldern damit zu decken. Diese „Erfolge" machten ihn kühner. Am 28. Januar >812 erschlug Tinius nm Hellen Tage den hochbejahrten Kaufmann Schmidt in dessen Kontor an der Grimmaischcn Gasse mit einem Hammer und raubte 3000 Taler. Die Bemühungen, den Täter ausfindig zu machen, blieben erfolglos. Ein Jahr später, am 8. Februar, erschlug Tinius auf gleiche Weise die im vierten Stock eines Hauses am „neuen" Neu markt wohnende 75jährigc Brief- trägcrswitwe Kunhardt, die als vermögend galt. Doch fiel ihm kein Geld in die Hände, weil das Hilfcgcschrci der alten Frau ihn verscheuchte. Diesmal kam auf Tinius solcher Verdacht, daß man ihn am 1. März 1813 in seinem Pfarrhause ver haftete. Dabei fand man in de» Zimmern und an den Wänden der Scheune ausgestellt eine Bücherei von 00 000 Bänden; in Schränken und Küsten aber auch lange Verzeichnisse nlleinlcbcnder, reicher Personen, eine Menge Perücke», falsche Bärte und allerlei Ver kleidungen, sowie auch einen Hammer, der in die Schädelvkrletzungen der Witwe Kunhardt paßte. Da noch andere Verdachtsmomente hinzutratcn, ins besondere nächtliche Besuche bei vermögenden Ein wohnern seines früheren Pfarrortes Heinrichs bei Suhl, so eröffnete man durch Beschluß vom 20. Mürz 1814 das Kriminalverfahrcn gegen ihn. Und nach Gesetzcsvorschrist mußte man ihn bei dessen Beginn seines geistlichen Amtes entkleiden. Dies geschah eben am 31. Mürz im Beisein von Ver tretern der geistlichen und weltlichen Leipziger Be hörden' und „zahlloser Zuschauer" in der Nikolai- tirche in einem nach damaliger Ansicht feierlichen Akte, gleichsam als eine Art Gottesdienst. R o sen- miillcr sprach Gebete und hielt eine Predigt. Darauf nahm ein Kirchcnaufwürtcr ihm den Priester rock und den Halskragen ab. Und sodann verwarnte man ihn, sich je wieder in priesterlichem Ornat zu zeigen, und der Fronvogt überlieferte ihn als nun mehrigen Laien dem weltlichen Gericht zur weiteren Fortsetzung des Verfahrens. Tinius blieb, so lesen wir, bei dieser „fürchterlichen Feierlichkeit" aufrecht und uncrjchüttert. Die Kricgswirren und die politischen Verwicklungen trugen wesentlich dazu bei, den Prozeß in die Lünge zu ziehen, zumal als Poserna zu dem Teile Sachsens gehörte, der laut Beschluß des Wiener Kongresses an Preußen fiel. Erst 1823 verurteilte ein preußisches Gericht Tinius, da cs ihm die Ermordung Schmidts nicht sicher nach weisen konnte und auch die Ucbcrfälle in den Post wagen als ihm nicht völlig nachweisbar fallen lassen mußte, wegen Ermordung der Kunhardt zu acht zehn Jahren Zuchthaus. Die von Tinius angerufene Appellationsinstanz ermäßigte unter Be rücksichtigung der zehnjährigen Untersuchungshaft diese Strafe auf 10 Jahre, fügte aber 2 Jahre wegen der Kirchcngelderunterschlagnng hinzu. Als 71jähriger Greis verließ Tinius 183.'» das Zuchthaus; ungebeugten Sinnes und frischen Geistes. Er lebte noch bis zum 24. September 1840, erreichte also ein Alter von 82 Jahren. Bis zuletzt leugnete er stets sein Verdrecken und behauptete, ein Justiz mordopfer .zu sein. Doch sind Zweifel darüber, daß er tatsächlich aus Büchcrwut zum Räuber und Mörder geworden war, aus Gründen, deren Erörterung hier viel zu weit führen würde, völlig ausgeschlossen. I'.. * Haltet den Wald rein." Diese Aufforderung ertönt jetzt zu Beginn des Frühlings überall da, wo in der Rähc der Gemeinde sich ein Forst befindet. Wo der Wald der Benutzung des Publikums frei gegeben ist, da sollte dieses stets bedenken, wie sehr es zur Erhaltung der Schönheit unserer Wälder bei tragen kann. Die leidige Unsitte mancher Ausflügler, ganze Sträucher aus Mutwillen oder Gedankcnlosig keit abzusäbeln, ist ebenso zu bekämpfen, wie das Herumwerfen von Papier usw. bei Ausflügen. Den Gemeinden liegt um diese Jahreszeit die Pflicht ob, den 2Uald einer Gcneralrcinigung zu unterziehen, denn sie bleibt die notwendige Voraussetzung für die Reinhaltung des Waldes im Sommer. Diese Maß nähme hat auch die erzieherische Wirkung, daß das Publikum sich mehr zusammennimmt, denn wenn der Ausflügler «inen reinen Wald sieht, dann wird er sich schämen, ihn zu verunreinigen. Personalien von der Justiz. Am 1. April hat der Aktuar Julius Martin 2.'» Jahre als Beamter am hiesigen Kgl. Amtsgerichte vollendet, nachdem er im ganzen jetzt 38 Jahre im Staatsdienste tätig gewesen ist. * Ordenswesen. Der König hat genehmigt, daß der Stadtverordneten - Vizevorsteher Rechtsanwalt und Notar Justizrat Schnauß in Leipzig den ihm vom Kaiser verliehenen Kronenorden 3. Klasse an nehme und trage. * Hosrat Dr. Julius Lochner f. Im Alter von 79 Jahren verstarb gestern der Direktor der städtischen Jrrenheilanstalt Thonberg. Hofrat Dr. Julius Lochner. Er hat, wie nur wenige in gleichem Maße, eine reich gesegnete und von Erfolgen be gleitete Wirksamkeit im Dienste der Jrrenheilpflege entfaltet. Wohl mehr als vier Jahrzehnte ist er an der Heilanstalt Thonberg als Arzt tätig gewesen und als die Anstalt am 1. Oktober 1888 in den Besitz des Johannis hospitals überging und unter städtische Leitung ge stellt wurde, da wurde Dr. Lochner, der dem bis herigen Besitzer Dr. Güntz schon lange Jahre zur Seite gestanden hatte, zum Direktor der Anstalt ernannt. Als solcher hat er über ein Vierteljahr hundert seines schweren Amtes gewaltet und den armen Kranken ist er in dieser langen Zeit ein warm empfindender und menschenfreundlicher ärzt licher Berater gewesen. * Leipzig und die Einnahme von Paris vor hundert Jahren. Heute, am 31. März, vollenden sich hundert Jahre, daß die verbündeten Monarchen ihren Einzug in Paris hielten, das am Abend vorher durch Kapitulation den Truppen der Verbündeten übergeben worden war. Damals verbreiteten sich wichtige Nachrichten noch nicht mit solcher Schnellig keit, wie wir das in unseren Tagen gewöhnt sind. Die Kapitulation erfolgte am Abend des 30. März und am Abend des 9. April les war der Osterheilia- abend) also genau nach zehn Tagen, langte die Nach richt hiervon mit besonderer Estafette von Weimar hier an. So wurde das Osterfest 1814 zu einem großen Freudenfest für die Stadt. Der Gouverneur Leipzigs, der bekannte Oberst Prendel, ordnete eine dreitägige Siegesfeier an, die glanz voll verlief und den Beweis erbrachte, wre froh man war, die Befreiung Deutschlands endgültig gesichert zu sehen. * Privatmann Hermann Mosemann f. Am Sonntagabend verschied nach kurzem Leiden der Privatmann Hermann Mosemann. Der Ver storbene. der ursprünglich Tischler und später Bau unternehmer war, übernahm im Jahre 1897 die Bewirtschaftung des „Albertgartens", eins der bekanntesten und beliebtesten Etablissements, das unter seiner Leitung wesentlich aus gebaut wurde. Vor einigen Jahren zog er sich in das Privatleben zurück und benutzte seine Zeit, um sich in ganz besonderem Maße der Saal besitzerorganisation zu widmen. Seine erfolgreiche Tätigkeit fand allseitige Anerkennung unter seinen Kollegen, die ihm den Vorsitz im Sächsischen Saal- besitzcrverein übertrugen. In diesem Amte hat er eine umfassende Wirksamkeit entwickelt. Diese sowohl wie sein zuvorkommendes freundliches Wesen sichern ihm in weiten Kreisen ein dauerndes Andenken. * Die Vorschriften über die Einfuhr von lebenden Pflanzen in Postpaketen und Postfrachtstücken nach Rußland sind von der russischen Regierung ge ändert worden. Die Aenderungen sind im wesent lichen folgende: In den den Begleitadressen bisher schon beizufügenden Zeugnissen der Ortsbehörden oder der zur Bekämpfung der Reblaus bestellten amtlichen Anstalten muß künftig bescheinigt sein, daß 1. die Pflanzen von einem Grundstücke stammen, das von einer Wcinpflanze mindestens 20 Meter entfernt oder von ihr durch ein anderes nach dem Gutachten der zustündigen Behörde genügendes Hindernis gegen die Ausbreitung der Wurzeln abgesondert ist; 2. auf dem Grundstücke selbst keine LVeinpflanzen vorhanden sind; 3. sich darauf keine Niederlage solcher Pflanzen befindet und 4. falls sich früher auf dem Grundstück infizierte Reben befunden haben, nach völliger Ent fernung der Rebenwurzeln aus dem Boden und nach Vergiftung des Bodens durch Untersuchungen im Laufe von drei Jahren die völlige Vernichtung der Reblaus und der Wurzeln festgestellt ist. Außerdem hat der AbsenL«r in den Zollinhaltserklärungen zu bescheinigen, daß der Inhalt der Sendung ganz aus seinem Anwesen stammt, und daß die Sendung keine Weinreben und keine Pflanzen mit Erbstücken ent hält. Die russischen Zollstellen sind angewiesen, Pa kete mit lebenden Pflanzen, die den vorstehenden Be dingungen nicht entsprechen, zurückzuweise» * Die Eesangsaufführnng der Leipziger Sing akademie im Pölkerschlachtdentmal am vergangenen Sonntag war von vorzüglicher Wirkung. Die Vor träge bewiesen, oaß die unter Leitung des König!. Musikdirektors Wohlgemuth stehende Ver einigung ihren weit über Leipzig hinaus gefestigten Ruf mit Recht genießt. Ohne auf Einzelheiten ein- zugchcn, wollen wir nur bemerken, Laß sich der Chor ganz vorzüglich bewährt und Laß die hohe Halle mit ihrer prächtigen Akustik so recht geeignet war, das Stimmenmaterial zu schönster Geltung kommen zu lassen. Die Vorträge machten auf die zahlreiche Hörerschaft einen weihevollen Eindruck. Postjormulare. Die Zahlrartenformularc für Einzahlung«» ini Postscheckvertehr können vom 1. Juli ab auch von der P r i v a t i n d u st r i c hergestellt werde». De» Druckerei«» wird jodoch empföhle», hier mit vorläufig noch nicht zu beginnen, da eine Aende- rung des jetzigen Formulars beoorsteht. Auch die braunen N a ch na h m c ka r t c n und Nachnahme- P o st p a k e t a d r e s s e n mit anhängcndcr Post anweisung oder Zahlkarte, die schon jetzt von der Pri vatindustrie hergestellt werden dürfen, werden ge ändert werden. Von der Herstellung oder Beschaffung größerer Vorräte an solchen Formularen ist daher zweckmäßig abzusehen. Die Poftverwaltung wird dem nächst Musterformulare herausgeben, di« alsdann von den Postscheckämtern und Postairstaltcn bezogen wer den könne». " Verein Leipziger Gastwirte. In der gestrigen Monatsversammlung des Vereins Leipziger Gast wirte, die sehr zahlreich besucht war, erfolgte zunächst die Lossprechung von Lehrlingen, sowie Prämiierung T r e u d i e n e n d e r. Die Feier wurde durch erhebenden Gesang der Sängergruppe des Vereins unter Leitung ihres Cbormeisters Paul Michael eingeleitet. Hieraus hielt der Vorsitzende August Franke eine längere Ansprache an die freizusprechenden Lehrlinge, in der er diesen eine Reihe beherzigenswerte Ratschläge mit auf den Lebensweg gab. Nach Aushändigung der Lehr briefe an die freigesprochenen Lehrlinge feierte der Vorsitzende in herzlichen Worten die Treue der lang jährig Dienenden, denen er zum Schluß die Aner kennungsmedaille des Vereins überreichte. Alsdann wurde in die Tagesordnung der Monatsversammlung einaetreten. Der Vorsitzende gedachte zunächst der verstorbenen Vereinsmitglieder, und die Versammelten erhoben sich zum ehrenden Gedenken von den Plätzen Neu ausgenommen wurden als Mit glieder Johannes Glaser-Leipzig, Hugo Lang rock-Leipzig, Robert Hermann Schubert-Leipzig, Ferdinand Schann-Schönefeld, Richard Schilbach- Neuschönefeld und Oskar Emil Zscheckel-Leipzig. Alsdann wurde ein Antrag angenommen, die Plakate des Zirkus Sarrasani in den Lokalen der Mitglieder nicht auszuhängen. Vom Lokalverband ist eine Eingabe an den Rat der Stadt wegen An hörung von Fachleuten vor Erteilung von Konzessionen gemacht wurden. Vom Rat sei leider hieraus eine ablehnende Antwort eingegangen. Auch eine weitere Eingabe, den Gastwirten während der Ausstellung die Aushängung der sogenannten Meßschildcr zu gestatten, sei vom Rate abgelehnt worden. Schließ lich wurde noch bekannt gegeben, daß am 13. April eine P r o t c st v e r s a m m l u n g stattfindet, in der gegen die zu lange Ausdehnung der Polizeistunde auf der „Bugra" Protest erhoben werden soll. * Zn der gegenwärtigen Umzugvzeit bittet die A r m e n d i a k o n i e des Ev. Vereinshauses, Roß straße 14, Telephon 1090, nochmals um Kleider, Schuhwcrk und Möbel aller Art. Besonders dankbar wäre sie für Wäschestückc und Kindersachcn. — Vom Bismarcktisch. Am 1. April erneut der Bismarcktisch in der „Großen Feuerkugel" zum zwanzigsten Male das Gedächtnis an den Heimgegangenen großen Kairzler des Reiches. Es war im Jahre 1894, als einst in der Gosenstube „Zum blauen Hecht" ein Kreis von zwanzig Leipzig«! Bürgern aus einer sechspfündigen Kanonenkugel vom Leipziger Schlachtfeld« ein kunstvoll gearbeitetes Tintenfaß Herstellen ließ und es dem Fürsten Bis marck als Zeichen dankbarer Verehrung zum Geburts tag übersandte. Später schickte derselbe Kreis dem Fürsten «in Gruppenbild aller Mitglieder und bat um die Erlaubnis den Tisch, an d«m sie sich allabendlich zu versammeln pflegten, „Bismarcktisch" nennen zu dürfen. Kurz darauf lief auch von dem Fürsten Bismarck ein eigenhändiges Schreiben «in, in dein er, di« Zustimmung gern erteilend, sich freute, seine Freunde wenigstens im Bilde kennen zu lernen, und zugleich für di« Zueignung der Kanonenkugel dankte. In späteren Jahren hat dann der Bismarcktisch zu dieser „Stiftungsurkunde" und den Reliquien zur Er innerung an den hohen Patron der Bismarck gemeinde noch ein weiteres sinniges Godächtnis- zoichcn erhalten, als Fürst Herbert von Bismarck Eichenholz aus dem Sachsenwalde als Geschenk über wies, aus dem wieder ein Tisch hervovgogangen ist. * Die diesjährige volkstümliche Bismarckfeier des Nationalliberalen Vereins für Leipzig und Umgebung findet am Mittwoch, den 1. April, abends 8Vi Uhr im Fesffaale des „Zentraltheaters" statt. Die Festrede hat bekanntlich Geheimrat Pro fessor Dr. Paasche, 1. Vizepräsident des Reichs tages, übernommen. Bruno Tuerschmann wird eine Dichtung von unserem heimischen Dichter Dr. Phi lipp Fiedler und einen Abschnitt aus der achten Rede Fichtes an die deutsche Nation zum Vor trag bringen. Außerdem haben in dankens werter Weise ihre Mitwirkung zugesagt: Der Leipziger Lehrer - Gesang - Verein, der unter der Leitung von Professor Hans Sitt den Hegar- schen Preischor und eine Auswahl anderer Männer chöre singen wird, sowie der Leipziger Turnverein ? lWestvorstadti mit einer Frauen- und einer Männer abteilung. Den musikalischen Teil der Feier wird das Philharmonische Orchester des Kapellmeisters Ernst Herklotz ausführen. Zu der vielversprechenden vaterländischen Feier, zu der jedermann freien Zu tritt hat, sind alle Verehrer des Altreichskanzlers und alle Freunde des Reichsgedankens herzlichst ein geladen. * Zur Erleichterung des Eeldverkehrs mit den städtischen Kassen hat der Rat der Stadt Leipzig verschiedene Maßnahmen getroffen, die im amtlichen Teil der heutigen Nummer veröffentlicht sind. * Allgemeiner Buchhandlungsgehilfentag, Leipzig 1914, 4.-8. Juli. Für die Hauptvcrhandluiigcn, die am 5. Juli, vormittags 10'/L Uhr, im Kongreß saale der „Bugra" stattfinden, gibt jetzt der Preß ausschuß die Folge der Vorträge bekannt. Bei Lvren Aufstellung ist angesichts der angestrebten Einigung der Buchhandlungsgehilfenschast Wert darauf gelegt worben, durchaus allgemein gehaltene Vorträge zu sichern. 1. Herr Dr. G o l d f r i e d r i ch, Bibliothe kar des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig über: „Der Buchhandlungsgehilfe einst und jetzt", eine geschichtliche Darstellung. 2. Prokurist A. Arnold über: „Die wirtschaftliche Lage des Buchhandlungsgehilfen", ein Rückblick und ein Aus blick. 3. Herr Dr. Curt Frenzel, Direktor der Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig, über: „Die Fach bildung des Buchhändlers in Vergangenheit und Gegenwart". * Die große Friedrich-List-Büste für das im näch sten Jahre zu errichtende Leipziger List-Denkmal ist soeben von ihrem Meister Professor Adolf Lehnert in Laaser Marmor fertistgestellt worden. In ihren Ausmaßen entspricht sie völlig ihrem Gegenstück, der in weit über Lebensgröße schon bestehenden Büste Gustav Harkorts. Di« Büste Lists ist von wunderbarer Wirkung. Sie gibt den tatkräftigen Mann ebenso wie den sinnenden, scharf denkenden Gelehrten wieder. Das kluge Auge Lists schaut mit Ruhe und würde voller Ueberlegenheit wie auf ein fernes, von ihm erstrebtes Ziel. Der kraftvolle energische Mund mit den feinen Mundwinkeln und dem kurz geschnittenen Bärtchen über der Oberlippe verrät den starken und kühnen Willen des großen deutschen Gelehrten und di« geistvolle Stirn adelt den ln'rrlich«» Kopf. Die Büste bedeutet jedenfalls für Leipzigs Kunstschätze eine neue Bereicherung von hohem Werte. * Wohltätigkeitsfest des Pfadfinderkorps Leipzig- Land. Zu dem am Mittwoch im Theatersaale des Leipziger Kristallpalastes statlfindenden Wohltätig keitsfeste des Pfadfinderkorps Leipzig-Land, zu dem auch Mitglieder unseres Stadtiheaters ihre Mit wirkung zugesagt haben, sind noch Karten bei A. Pölich, Paul Heymann (Emilienstraße, Restaurant) und M. Polter (Nikolaistraße 17) erhältlich. * Auf dem heimischen Flugplatz Leipzig-Mockau stieg am Montag der „Z. Vl" um 2,13 Uhr unter Führung des Hauptmanns Masius zu einer Uebungsfahrt auf. Er überflog Dresden in dem Augenblick, als dort gerade der „Z. Vll" aufstieg, und trat dann über Freiberg und Mittweida die Rückfahrt an. Die Landung erfolgte sehr glatt um 8,50 Uhr. Zwei schwere Jungen. Ein 20 Jahre alter Schlosser aus Berlin und ein gleichaltriger Eisen dreher von hier wurden in Leipzig kürzlich in Haft genommen, da man in Erfahrung gebracht hatte, baß der Eisendreher wegen Diebstahls gesucht wurde und der andere sich mit der An fertigung falscher Schlüssel befaßte. Die weiteren angestellten Erörterungen ergaben, daß die Leute vor nicht allzulanger Zeit in einer Fabrik inNieder- ichöneweida einen Einbruch ausgeführt haben, wobei sie nicht weniger als 30 Schränke augesprengt und eine größere Anzahl Uhren, Geldbeträge und andere Sachen erlangt haben. Die beiden Einbrecher wurden an das zuständige Amtsgericht abgeliefert. k. Wertmarken-Diebstahl. Aus der Kontrollkasse eines Tanzlokals in Lindenau sind am vergangenen Freitag außer einem Geldbeträge eine große Anzahl Wertmarken, teils aus Messing, teils aus vernickeltem Weißblech, gestohlen worden, die die Aufschrift „Wert-Marke", eine Zahl und ein durchgeschlagenes tragen. Sollten solche Wertmarken irgendwo auftauchen, so wolle man der Kriminal-Abteilung Mitteilung geben. * Thekla, 30. März. Heut« hielt im überfüllten Gotteshausc Pfarrer Dr. Hcrmclink seine Ao- schiedspredigt. Eine vom Kinderchor vorgetragene Motette beschloß die würdige Feier. kirchliche Nachrichten. Airche z» MiilnwiU, dcn 1 April, abrnd? X Ukr, P.iiiion-jioiir.ftirnst mit Beichte und 1»«il. Abendmndl: Pastor Holstein. I !i Dienstag, 31. Man 1914. verband -er öffentlichen gemein nützigen Arbeitsnachweise. (Fortsetzung aus der gestrigen Abend ausgabe.) Leipzig, 30. Niärz. In der Besprechung stellte Arbcitcrsekretär Berndt-Dresden die Forderung auf, es müsse vor allen Dingen die Frage beantwortet werden bei der Berufswahlvermittlung, ob der Mann geeignet ist und ob der Beruf auch die Garantie für eine aus kömmliche gesicherte Existenz bietet. Aus der Ver folgung dieser Ziele würden sich für die Zukunft wahrscheinlich Kämpfe mit den Innungen ergeben. Amtshauptmann Geh. Regierungsrat Dr. Uhle- m an n-Großenhain wollte vor allen Dingen das Elternhaus bei der Berufswahl nicht zu sehr aus geschaltet wißen. Gewerbekammersyndikus Dr. Enge f m ann - Plauen kennzeichnete auf Grund seiner Erfahrungen die kürzlich von den sächsischen Gcwcrbekammern cingeführte Berufswahlberatung und Lehrstellenvermittlung als bisher recht erfolg versprechend. Die Gewerbekammer Plauen sei gern bereit, Hand in Hand mit den bestehenden öffent lichen Arbeitsnachweisen zu arbeiten. Wenn die sächsischen Eewerbekammcrn sich entschlossen hätten, die Berufswahlberatung und die Lehrstellenvermitte lung einzuführcn, so sei dafür nicht maßgebend ge wesen eine Konkurrenzabsicht gegen die Arbeits nachweise, sondern man habe damit nur ideelle und gesetzliche Verpflichtungen der Eewerbekammern er füllen wollen. Weitere Redner standen der Gewerbekammerein- richtunz skeptisch gegenüber, weil dabei der Faktor der örtlichen Beziehungen fehle. Als Voraussetzung für einen Erfolg der Bevufswahlberatung und Lehr stellenvermittlung durch die öffentlichen Arbeitsnach weise wurde das Vertrauen der Innungen zu diesen Einrichtungen bezeichnet. Für Leipzig wur den bessere Beziehungen zwischen öffentlichem Arbeitsnachweis und Handwerk und Gewerbe als wünschenswert bezeichnet. Wichtig war die Fest stellung, daß die öffentlichen Arbeitsnachweise die jugendlichen Kräfte der Provinz zugunsten der Groß stadt nicht entzögen. — Unrversitätsprofessor Geh. Hofrat Dr. Stieda-Leipzig hielt die Zentra lisation der Berufsberatung und Lehrstellenver- mittlnng an einer neutralen Stelle für das einzig Richtige, bekämpfte eine Monopolstellung der säch sischen lsiewcrbekammern auf diesem Gebiete und stellte als Prinzip auf, es gelte, den richtigen Mann, an die richtige Stelle zu setzen, niemandem zuliebe, niemandem zuleide. — Amtshauptmann Geh. Re gierungsrat Dr. Uhlmann empfahl, den Verein für Jugendhilfe nicht als Zentralstelle für Berufswahl beratung und Lehrftellenvermittlung ins Auge zu fassen. — Eine Entschließung offensiven Charakters gegen die Bestrebungen der sächsischen Gewerbekammern auf dem Gebiete der Berufswahl beratung und der Lehrstellenvermittlung fand keinen Anklang, dagegen beauftragte die Versammlung den Verbandsvorstand, der Königlichen Staats- regierung im Sinne der Beratungen Bericht zu erstatten und weiter an die Eewerbekammern usw. heranzutreten, um ein gemeinsames Arbeiten aller für die Berufswahl!»:ratung und die Lehr stellenoermittlung in Betracht kommenden Faktoren zu erzielen. Den vierten Punkt bildete ein Vortrag des Der bandsgeschäftsführers O. Meißgeier- Leipzig über die zwischenörtliche Vermittlung. Das größte Hemmnis für diese Bestrebungen ist die große Zerfplitterung auf dem Gebiete des Arbeits nachweises. Voraussetzung für einen durchschlagenden Erfolg der ausgleichenden, zwischenörtlichen Ver mittlung ist ein lückenloses System von Arbeits Vermittlungsstellen für das ganze Land. Der Ver band hat infolgedessen die Errichtung öffentlich ge meinnütziger Arbeitsnachweise für jeden amtshaupt mannschaftlichen Bezirk mit Nebenstellen an ge eigneten Orten sich zum Ziele gesetzt und wird zu nächst den Anschluß von Nebenstellen an die bereits bestehenden öffentlichen Arbeitsnachweise fördern. Ein Antrag des öffentlichen Arbeitsnachweises Dresden auf Vereinfachung des gegenwärtigen Verkehrs der Arbeitsnachweise bei der zwischen - örtlichen Vermittlung wurde angenommen durch Zusagen vom Vorstandstische. Der Rest der Beratungen erstreckte sich auf interne geschäftliche Angelegenheiten des Verbandes. Nach Beendigung der Beratungen folgten ein gemeinsames Mittagessen und später Besichtigungen der Leipziger öffentlichen Arbeitsnachweisstellen. M MN Wv wird unMlWrl. Ein wichtiger hygienischer Ratschlag von Hyg. Wir leben in einer Zeit, in der die Bedürfnisse des täglichen Lebens mit jedem Tage teuerer werden. Ganz besonders müssen das unsere Hausfrauen spüren, denen es vielfach nicht mehr möglich ist, aus dem, was ihnen vom Haushaltgeld übrig bleibt, sich wie sonst alle die Kleinigkeiten anzuschaffen, die jede Frau doch nun einmal unbedingt braucht. Es soll hier besonders von den Schönheitsmitteln die Rede sein, von denen ja bekannt ist, daß sie meistens recht viel Geld kosten; über die Wirkung ist weniger bekannt, weil sie meistens nur eine äußerliche Wirkung haben, und — seien wir uns doch recht klar darüber — wer hat nicht schon die Erfahrung ge macht. daß äusserlich diesen kleinen Hautunreinigkeiten und der schlechten Farbe der Haut noch nicht bei- zutommen ist. Der Grund hierfür liegt wohl darin, daß meistens die Verschlechterung des Teints durch Störung des Stoffwechsels der Haut, oder gar durch das Eindringen schädigender Batterien verursacht wird. Aus diesem Grunde hat sich die ernste Wissen schaft schon lange mit diesem Gegenstand beschäftigt und suchte Mittel zu finden, die die oben angeveuteten Ursachen wirksam bekämpfen. Viele Versuche waren vergeblich, jetzt aber wurde in wissenschaftlichen Kreisen ein Resultat erzielt, das die kühnsten Er wartungen in glänzender Weise übertrifft, und das imstande ist, ohne jede Mehrausgabe wirklich durch greifend auf die Haut zu wirken, sowie den Stoff wechsel in wirksamster Weise anzuregen, wodurch die eigenartige Schönheit der Haut, die bei so vielen Frauen fesselt, entsteht. Die größte Bedeutung dieser Frage liegt aber darin, daß man sich das Mittel verschaffen kann, ohne irgendwelche Mehrausgabe in das tägliche Toiletten budget einzustellen, da die Erfindung es verstanden hat, den Gedrauchsgegenstand. den jeder Mensch nötig und in Händen hat, mit diesen, speziell in Aerzte- kreisen hochancrkannten Eigenschaften, und zwar ist das die Toiletteseife, auszurüsten. Seife braucht jeder Mensch. Prooidolseife ist nicht teuerer als jede andere Toiletteseise und besitzt nach weislich die oben angeführten, durch deutsches Reichs patent geschützten Eigenschaften. Die Wissenschaft ist der Ansicht, daß hierdurch eins der wichtigsten Pro bleme der Volkshygiene auf billigste und praktischste Weise gelöst ist.
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