Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140331018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914033101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914033101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-31
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. lS3. Morsen-Kusgave. SeUe 7 Dienstag, 3l. März lS14 Leipzigrr Lagrdlatt. gen vor vom Neuen Volks« Ein weiterer Kan- >ftr. IS. cinnen- Alexandrien fern. Earl Lahm. sichtun« k>4» »zig neu bu- ang ich ifer age rtt. sich im en. Zutze. N. tragen g des :n in l Lina ertrag - Ver- ohann mögen ) Ehe- - Die Arno ig an r geb. msge- lbrecht genau .Ilchen ;n und Gastspiel von Werner Schott theater in Berlin al» Mortimer, didat für die Nachfolge des Herrn Feldhammer stellte sich gestern als Mortimer vor. Werner Schotts Leistung verstimmte nicht, aber im Grunde inter essierte sie auch nicht. Irgend welclge persönliche Note war nicht zu spüren. Er gab die Rolle durch und durch in den durch die Theaterschule herkömmlichen Betonungen und Schattierungen, rezitierte wacker die berühmte Erzählung von Mortimers Bekehrung, ohne innerlich tiefer zu greifen. Und in der leidenschaft lichen Szene des dritten Auszuges ging er nirgends über das Mittelmaß hinaus, obwohl ja gerade diese Szene alle Möglichkeiten zu schauspielerischer Ent faltung birgt. Von einem intuitiven mimischen Tem peramente, das hier sich offenbaren kann, hatte er so gar nichts. Auch erschien Gestik und Mimik noch nicht ausgeretft. Herr Schott wird an kleineren Bühnen wohl verwendbar sein, für das Leipziger Stadt theater reicht seine Fähigkeit nicht. Beiläufig sei.er wähnt, daß Fräulein von Orelli, di« für die Maria Stuart so vieles mitbringt, die Rolle be sonders im dritten Auszug in ihrer Grundstimmung noch viel leidenschaftlich bewegter, triebhafter fassen darf. Maria Stuart ist im Grunde nur gezwungene Dulderin; durch ihr Aufbäumen gegen den Zwang erst wird sic dramatisch. Schiller selbst hat wohl durch die breite Bußszene des fünften Aufzuges zu dieser falschen Grundtönung der Rolle, die nur zu weit ver breitet ist, einen gewiß nicht beabsichtigten Anlaß ge geben. vr. k'rieärieb Ssbreekt. Konzert von Olga Angelika Ferchow. Es galt gestern zum guten Teil den Willen für die Tat zu nehmen. DaS trifft für die Solistin, wie für den Dirigenten und den Komponisten Malipiero in gleicher Weise zu. Alle drei hatten sich ent schieden an zu große und schwere Aufgaben her angewagt, und zwar Fräulein Fercbow mit dem Vortrag des Andante spianato und der Es- Dur-Polonäse Chopins wie des ersten Klavier konzertes von Liszt weniger in technischer denn intellektueller Hinsicht. Wennschon nach feiten der bloßen Fertigkeit auch noch nicht alles ganz nach Wunsch gelang, so glückten der jungen Pia- nistin vorwiegend virtuos gehaltene Partien doch in recht lobenswerter ZBeise. Weit weniger aber solche von ausgesprochen musikalischem Gehalte. Dazu fehlt es dem Anschlag in den mittleren Stärkegraden noch an feineren Schattierungen, ohne die nun einmal die Gefühlsworte nicht zu wirkungsvollem Ausdruck gebracht werden kön nen. In Chopins Polonäse blieb hier und da die erforderliche Klarheit im Spiel zu vermissen, die zudem noch durch nicht genügend sorgfältig scharf. „Das ist noch ein Rest von Krankheit und muß anders werden. Ich hole mir jetzt mein schönes, starkes Weib, wie ich es brauche, und lache die Welt aus." Und er lachte. Aber dieses Lachen klang hohl und gezwungen. Wenn dich nun doch ein Leusel genarrt hätte, sprach die innere Stimme zu ihm, und dein künftiges Weib wäre eine kokette Zierpuppe? — Was hat sie für dich getan? Ist sie zu dir geeilt, als du dem Tode bereits verfallen warst? Hat sie sich zu dir be kannt und die Nächte für dich gewacht? Nein, das tat zufällig die andere. Aber was verschlügt das, du liebst sie ja, du begehrst ja nach diesem herrlichen, stolzen Weibe, oder sollte es dich vielleicht nur gereizt haben, die Tochter deines bittersten Feindes zu erobern? Bewegt sich deine Natur nicht oft in solchen Kontrasten? „Teufel! Johann, geben Sie den Pferden die Peitsche, die Kreaturen haben in der langen Ruhe das Laufen verlernt — vorwärts —!!" Der Kapitän hatte sich aufgerichtet und blickte ungeduldig in die blaue Fevne hinein: „Noch schneller, es ist, als liefen Schnecken." Allmählich tauchte das Fischerdorf Föhren auf, im Galopp ging es durch die ungepflasterten Gassen an den Mauern der Werft vorüber. Und weiter ßing's, nur noch einmal >varf der Ka pitän einen langen, forschenden Blick auf sein Besitztum zurück. Da stutzte er plötzlich. Vor dem letzten, einsam liegenden Häuschen stand die alte Mutter Hessel und pflanzte sich er staunt vor dem eleganten Gefährt auf. „Ack>, Herr Baroning," brachte sie in ihrer gewöhnlichen, mitteilsamen Weise hervor, „wo sreuc ich mich, daß der Herr Baron wieder gut zuwege sind, wir haben ümmer gedacht, dec junge Herr müsse sterben, als er so blassing auf der Bahr' gelegen. Na, da is ja alles wieder schön. Ach, aber was haben der Herr Baron zu uns' armen Döchting gesagt?" rief sie plötzlich hände ringend. „Was is' ihr denn geschehen?" fragte Hol stein verwundert. Marie getötet und sah sie in einem schwarzen Sarge vor sich liegen, die dunklen Augen sehn süchtig auf ihn gerichtet, und die Wangen so blaß, so blaß Cs schlug Mitternacht, als der Kapitän schweißtriefend erwachte. Er raffte sich auf. Gott sei Dank, alles war geträumt, und er konnte sich schuldlos ins Bett legen. Hastig griff er zur Lampe und wollte sie auf das Nacht tischchen setzen, da siel ihm das blaugestempelte Papier auf, welches Marie vorhin gebracht hatte. Fast gedankenlos erbrach er es. — Es war die Vorladung des Staatsanwalts, welcher den Tod des Obersten an dem Ueberlebenden rächen wollte. Der Termin sollte schon in wenigen Tagen stattfinden. Als Holstein den Zettel beiseite legte, lachte er höhnisch auf. Es war der erste Ruf, der wieder von der Außenwelt zu ihm drang. 5. Durch die Straßen von Weltin flog am nächsten Morgen eine elegante Equipage, in deren Kissen ein junger Mann finster und in sich gekehrt vor sich hinbrütete. Weder der strah lende Sonnenschein, noch der reine, blaue Him mel regten ihn an, sein Haupt zu erheben, und die Vorübergehenden bückten neugierig dem eilenden Gefährt nach und sagten boshaft: „Na, da ist er ja wieder, der Pistolenheld." Von alledem sah und hörte Holstein nichts. Seine Gedanken irrten ruhelos um die Bäume des Parkes, unter welchen Sylvia ihn erwarten wollte, und huschten dann wieder in das Haus zurück, dessen Schwelle er vielleicht heute mor gen zum letztenmal überschritten hatte. Nein, nicht zum letztenmal. Er mußte noch einmal Abschied von ihr nehmen, fürs ganze, ganze Leben. Er mußte ihr gestehen, daß die Erinnerung an sic ihn besser machen würde, daß — — Unvermittelt fuhr er auf und verzog den Mund: „Alles romantische Eselei," sprach er Der gute Name. ööj Roman von Georg Engel. (Ooi'^rixkt 1913 bx Orettesio L Oo., 6. m. b. 11. I.eipri§.) In der Brust des Kapitäns begann es zu stürmen, er mußte sich auf den Tisch stützen, oamit er sich nicht vergäße. Die einfache Größe dieser Frau betörte ihn. „Marie," rief er heiser vor Leidenschaft, „schrecken Sie nicht zurück vor dem, was ich jage. — Hier müssen Sie verkümmern, wenn Lie nach kleinlichen Anstandsregeln handeln, ich will Sie — — ich — " Er vollendete nicht, sondern starrte, wie be laubt, auf den Fußboden. Dort lag Sylvias Brief, den er vor wenigen Minuten forlgeworfen, und dieser Streifen Papier deuchte ihm jetzt ine Mahnung, die ihm die Zunge band. Bc- iroffen wandte er sich ab und suchte nach Wor ten, aber er fand keine mehr. Durfte er, der Berlobte einer anderen, dieser Frau den Vor- hlag machen: „Trenne dich von deinem Gatten, und laß mich für dich sorgen!?" — Niemals, das durfte er nicht mehr, seit er sie heute unter dem Apfelbaum gesehen — so schön — so be gehrenswert. Stöhnend strich er sich über die brennende Stirn. Mit einem schmerzlichen Lächeln hatte Ma- 'ie den Kämpfenden beobachtet, endlich legte ne das Papier auf den Tisch und schritt still us dem Zimmer hinaus. ' Holstein blickte ihr lange nach, dann warf r sich erschöpft auf das Sofa und schloß die Augen. Aber kein erquickender Schlummer wollte 'ich entstellen, immer rascher ging sein Atem, lind immer tollere Bilder brütete sein überreiztes Gehirn aus. — Bald sah er Sylvia vor sich, die ihre wei ßen Arme nach ihm ausstreckte, im nächsten Augenblick war cs wieder sein Vater, der ihm mit ioidrigem Grinsen erzählte, daß er ihm für eine Tonne Goldes seine blasse Frau verkaufen wolle, und als er sein Messer ergriff und in toller Wut nach dem Alten stieß, da hatte er pariser Theater. Pari», 29. März. Vor ein paar Jahren gab es einen großen Skandal in der Eomüdie Fransatse: Der Minister hatte es gewagt, das von Napoleon auf den Trümmern von Moskau dekretierte „L es e k o m i t« e" der „Societaires" abzuschasfen. Die Aktöre sollten nicht mehr über die Wahl der Stücke zu beschließen haben, da sie zumeist nur an die Rollen, die sie selbst spielen wollten, nicht aber an den literarischen Wert der vorgeschlagenen Novitäten dachten. Doch der Diplomat Jules Claretie sah bald ein, daß man dem Direktor eine neue Verantwortung aufgebürdet l)atte, die ihn nicht nur der Kritik des Publikums, Indern auch dem Widerstand der „Gesellschafter" aus- jetzte. So wurde das Lesekomitee wieder in Amt und Würden eingesetzt. Das erste Stück, das von dein Komitee der Annahme für würdig befunden wurde, ist gestern generalgeprobt worden — armes Komitee! Gaston Levore hatte zwar schon zwei Stücke ge schrieben, „Die Halbschwestern" und „Das Gewissen des Kindes", worin man psychologische Talenibeweise sehen wollte; aber sein neuestes Werk „Der Auf flug" („l'LnvoILe") war von einer solchen Lang atmigkeit und Handlungsarmut, daß die beste Dar stellungskunst nichts daraus ^u machen wußte. Lin reicher Möbelfabrikant will seinen Sohn an die Kon- lurrententochter verheiraten; der Sohn aber liebt eine kleine Angestellte der Firma und möchte auch nach Afrika. Die Mutter, die sich über die Bourgeois empfindungen aufzuschwingen vermag, läßt das Paar in die Weite ziehen — der reiche Möbelsabrikanr ver weigert selbst den Abschiedskuß. Den Seelen regungen ist interessant nachgespürt worden; cs stossen auch einige Tränen, teils um die vergeblichen Mühen. -jur Entschädigung wurde hinterher ein Einakter „Zwei Couverts" von dem verwöhnten Tra- aodensohn Sacha Guitry ausgcführt. Es ist die rührend-komische Geschichte eines Witwers, der ein besonders feines Abendessen für den einzigen Sohn verrichten ließ, um mit ihm das Abiturium würdig zu feiern. Die eifersüchtige Geliebte, die von den Soupervorbereitungen erfahren, schickt der zärtliche ^Vater etwas unsanft weg. Und als der Junge kommt, erfahren wir, daß es sich um ein sehr egoistisches Bürschlein handelt, daß es einen Durchfall beim Abiturium gegeben, obendrein, daß der kleine Herr chon über seinen Abend anderweit verfügt hat. Der resignierte Papa begibt sich allein zu der mit Blumen und gar mit einer Champagnerslajche dekorierten Tafel. Diese Episode »st sehr wahrheitsgetreu, wie Ale Komödien des jungen Guitry mit liebens würdiger Wasserfarbe ausgepinselt. Feraudy als Witwer fand viel Beifall. „Die Belagerung von Berlin"— im Fahre 1871! — «rieben wir im Erand-Guig- uol, ein Einakter von Hellen und Pol d Estoc nach riner Novelle von Alphonse Daudet. Ein alter Oberst des ersten Kaiserreiches hatte sich bei den ersten stiobsposten des neuen Krieges so aufgeregt, daß leine Tochter, um die erschütterte Ee,undheit des Greises zu schonen, ihm alle Nachrichten fernhielt, ann von siegen und gar von der Belagerung voit Berlin erzählte. Eines Tages hört der alte Inva lide Trompeten und Trommeln, glaubt, daß die legreichen Truppen zurückkehren, und schleppt sich mühsam zum Fenster — die Preußen sind s, die in Paris einziehen. In der glorreichen Uniform der Garde, die er wieder angelegt hatte, stürzt er, vom Schlage getroffen, tot zu Boden. Die Patrioten applaudieren der Szene voll Begeisterung. Tristan Bern ard, der beliebte Humorist, hatte kaum mit seinem Rührörama „Jeanne DorL" der zu einer Mutterrolle gekommenen Sarah Bern hardt einen Erfolg verschont, als sich schon sämtliche Direktoren von Schauspielhäusern zu ihm stürzten, um ebenfalls etwas Ernstes aus den verstaubten Schubfächern seiner Jugend zu erhalten. Gestern brachte G6mier im TheLtre Antoine das von Tristan gemeinsam mit Marullier verfaßte pathetische Stück „Die Kraft zu lügen" („Ta lore-ocke msntir i heraus, ohne den Erfolg der witzigen „Triplepatte" oder „Petit Cafe" zu finden. Ein General heiratet ei» dreißig Jahre jüngeres Mädchen. Natürliche Folge: der Leutnant. Als der General die Hörner unter dem Zweimaster verspürt, macht ihm der Leut nant einen seltsamen Vorschlag. Bei der Inspektion wird der General den Ordonnanzreooloer des Leut nants als nicht vorschriftsmäßig inspizieren und da bei, da er nicht weiß, daß die Waffe geladen ist, den Beleidiger unfreiwillig erschießen. Der General nimmt den Vorschlag scheinbar an, erschießt sich aber selbst, „weil sein« Zett um ist, weil der Jüngere dem Vaterlande größere Dienste leisten kann . . . ." Zwei lange Akte bereiten auf diesen etwas unwahr scheinlichen, aber wirksamen Schluß vor. — Ein toller Zweiakter folgte: „La I online", „Die Leibrente", von Armont und Gerbidon: Eine Anzahl Seeleute bildeten zusammen eine Kassej dem letzten Ueberlebenden werden IstNOOO Fr. zulallen. Zurzeit sind nur noch zweie da, deren Familien das Unglaublichste leisten, damit ihr Seebär am längsten lebt und der andere kneipt und lumpt. Natürlich kommen wir dabei nach Montmartre und schließlich entfliehen beide Jubelgreise in innigster Freundschaft der Familientyrannei. lieber die von Frondaie mehraktig gereimte und von Lora Laparcerie im Renaissance- Theater verkörperte „Aphrodite" brauchen wir nur zu sagen, daß man sie nach wie vor in der Fas sung von Pierre Louys lesen soll . . . Trotz einer nackten Göttin, trotz einer Rodin-Statue, trotz Poiret-Seidenwitzen und trotz eines Duells Richepin- Frondaie blieb Paris diesmal * Vom Deutschen Künstlertheater in Berlin. In den Kreisen der Sozietät besteht, zumal da in den letzten Tagen der Besuch des Deutschen Künst lertheaters in Verlin sich überraschend ge hoben hat und die Direktionsführung auf eine neue Basis gestellt werden wird, bessere Hoffnung auf eine günstige Wendung der Dinge. Nach der Premiere von Hans Kysers neuem Drama „Erziehung zurLtebe" wird als nächste Novität die am Rhein mit großem Erfolg ausgeführte Burleske „Schnei der Wibben" von Müller-Schlösser mit Tiedcke in der Titelrolle gegeben werden. Mit Be ginn der nächsten Saison treten Tilla Durieux und Paul Wegener in den Verband des Deut schen Kiinstlertheaters. Paul Wegener wird als Martin Luther in August Strindbergs „Nachtigall von Wittenberg" debütieren. * Das chinesische Schauspiel. Unser Berliner Theaterreserent telegraphiert uns: Reinhardt schlug in den Berliner Kammerspielen die altchine- sische Bühne auf. Zwar ist das Schauspiel „Die gelbe Jacke" nicht im Reiche der Mitte ge wachsen. Verfaßt ist es von zwei Engländern, Hazelton und Belrimo, die jedoch das Stück aus den Motiven mehrerer altchinesischer Dramen komponier ten und das ganze Drum und Dran der alten himm lischen Tradition beibehT-lten. Das Fremdartige, hinter dem der gemeinsame Sagenschatz aller Erden völker hervorluat, übte zunächst einen starken Reiz aus. Allmählich ermüdete das sehr breit gezogene Stück durch Monotonie. Bei brillanter Darstellung gab es freundlichen Beifall. Der Londoner und New Parker Scnsationserfolg war der „gelben Jacke" in Berlin nicht beschieden. 8. X- * Else Lehmann. Was ElseLehmanns Aus tritt aus dem Deutschen Künstlertheater der Sozietäre betrifft, so ist die Künstlerin, wie verlautet, aller dings von ihren kontraktlichen Verpflichtungen entbunden worden, und zwar aus Krank- hectsgründen. Sie ist aber laut einem neueren, erst im Februar d. I. getroffenen Abkommen verhalten, sobald sie ihre schauspielerische Tätigkeit in den nächsten fünf Jahren wieder aufnehmen will, dies nur im Deutschen Künstlertheater der Sozietäre zu tun. * Das Ausscheiden des Kapellmeisters Laug» aus dem Verbände der Königlichen Theater in Berlin steht noch nicht fest. Sein Gesuch, von seinen Verpflichtungen in Berlin entbunden zu wer den, wird voraussichtlich dazu führen, daß ihm der Posten eines ersten Kapellmeisters an einem der anderen Königlichen Theater zugeteilt wird. Der erste Kapellmeister des Kasseler Hofrheaters, Dr. F. Beier, ist krankheitshalber auf längere Zeit' in Urlaub gegangen, so daß für seinen Platz gegenwärtig eine erste Kraft gebraucht wird. Herr Lauas behält übrigens seine Stellung als städtischer Musik direktor in Hagen bei. * Kapellmeisteroerband. Die in Operetten ¬ theatern, Varietes und Kabaretts beschäftigten Kapellmeister haben sich nunmehr auch organisiert, und zwar haben sie sich zu einem Kapellmeister verband zusammengeschlossen. Der Verband be zweckt die Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der Kapellmeister. Es soll eine Zentralaus kunft s st e l l e in Berlin eingerichtet werden, durch vie auch freie Stellen vermittelt werden sollen. Ebenso ist eine Rechtsauskunftsstelle vorgesehen, und ferner die Unterstützung bedürftiger Mitglieder und ihrer Hinterbliebenen. Vor allem aber oeabsichtigt der Verband ein Zusammengehen mit den Autoren und Komponisten, und eine seiner programmatischen Forderungen ist daher auch ein Autorenschutz. Die Kapellmeister glauben, daß die Autoren und Kom ponisten an einem Zusammengehen mit ihnen ein besonderes Interesse haben. Der Sitz des neuen Ver bandes ist Berlin. Vorsitzender ist Kapellmeister Paul Hühn-Friedenau, stellvertretender Vor sitzender Kapellmeister Walther, Schriftführer Kapell meister Viktor Röder und Schatzmeister Kapellmeister Antonius-Berlin. Lx. * Die Eröffnung der Universität Frankfurt a. M. Bei einer Versammlung der Landesvereinigung des Deutschen Schulfchiffvereins Frankfurt a. M. teilte Regierungspräsident Dr. v. Meister mit, daß die Universität Frankfurts. M. am 2V. Ok tober dieses Jahres werde eröffnet werden. Es seien bereits umfassende Vorbereitungen für die Feier im Gange. „Ach, sehr stimm," klagte die Blutter. „In die ganze Woch is sie vergnügt, »vie nie, aber dann unverhofft, fast ümmer abends, wenn der Mond scheint, da läuft sie auf die Dünen, kuckt ganz stur und starr auf das Wasser, un denn —" Mutter Hessel schluchzte. „Nun?" forschte der Kapitän, aufs Aeußerstc betroffen. „Denn spricht sie lauter malles Zeug," klagte die Frau. „Haben Sie schon den Doktor hier gehabt?" „Nein, sie will ihm nicht haben," antwortete Hertas Mutter und fuhr mit der Schürze über ihre Augen. „Aber schicken Sie ihm doch bald zu uns heraus, damit er sie kurieren kann, bevor der Vater von seine Gesandtschaft aus Berlin zurück iS." Der Kapitän reichte der Fvau die Hand. „Mein Wort darauf, mein Freund ist heute noch bei Ihnen." .^Vorwärts," rief er dann dem Kutscher zu. In erneuter Hast ging es weiter, die Pferde wieherten und schnaubten in den Morgen hin ein, und der Kapitän lauschte auf das gleich mäßige Aufschlagen der Hufe. So kamen sie nach Danaerow. Er sprang vom Wagen und näherte sich dem Parke von der Rückseite aus. Auf die Wiese warf die Sonne ein gold grünes Lickst, Schmetterlinge taumelten von Vlume zu Blume, und von Zeit zu Zeit trat der Wanderer auf ein dunkelbraunes, frisches Erd häufchen, aus dem der geschäftige Maulwurf nächtlicherweile zum Himmel aufgeblinzelt hatte. In einiger Entfernung weideten ein paar gra sende Kühe. Holstein achtete nicht auf die anmutige Um- gebung, er spähte unverwandt nach dem Saume des Parkes, als hoffe er das Helle Gewand Sylvias dort hervorschimmern zu sehen. Erwartete sie ihn vielleicht in der Nähe des Schlosses, oder war er gar nur hierhergelockt, um dem Landrat ein Schauspiel aufzuführen? (Fortsetzung in der «Lendanstzabe.) angewandten Pedalgebrauch beeinträchtigt ward. Auch hätte den angegebenen Vortragszeichen öfters mehr Beachtung geschenkt, rhythmisch man ches weniger frei behandelt werden sollen. Ihrem schönen, weichen Piano steht ein kräftiges Forte gegenüber. Beides kam in Liszts schwungvoll dargebotenem Es^Dur-Konzert zu seinem Rechte. Wenn dennoch keine stärkere Wirkung erreicht wurde, so hatte dies ein gut Teil in Herrn Max Ludwigs Leitung seinen Grund. Scharfe Prä zision in den Einsätzen und straffes Zusammen spiel blieb hier wie auch in des Italieners Fran cesco Malipiero zum erstenmal dargebotenem Orchcsterstücke „Klänge des Schweigens und des Todes" zu vermissen. Aber selbst bei wohl gelungener Ausführung würde der „Tragischer Tanz" bezeichnete erste Teil dieser Novität wohl kaum einen sonderlich günstigen Eindruck hinter lassen haben. War es mir doch in diesem Teile, der das Gesetz von der Schönheit des Klanges nicht kennt, ganz unmöglich, auch nur eine ge ringe Uebereinstimmung dieser ein horizontales Hören erfordernden Musik mit dem beigegebenen erläuternden Texte festzustellen. Weit eher ver mochte man dies im zweiten „Klänge des Schwei gens" überschriebenen Teile, der mit seiner wirk lich stimmungsvollen, charakteristisch instrumen tierten Musik viel mehr interessierte und dem Ohre bedeutend weniger an Kakophonien zu mutete denn der erste. Ourt llorwava. Klavierabend von Paul Lutzenko. Endlich ein Konzert, das pünktlich begann, wirklich eine Aus- nahmeerscheinung, die darum hervorgehoben zu werden verdient. Der Feurichsaal war für den Pianisten zu klein; denn dieser ist gegenwärtig ein Donnerer, der sich in den größten Stärke graden am wohlsten fühlt. Eine ansehnlich Technik nennt er sein eigen, nur mangelt ihr die Sauberkeit. Besonders berührt die linke Hand in Akkorden oft Nebentasten. Rhythmisch" gibt es manches Lobenswerte. Merkwürdig berührt es nur, daß er mitten in sicher erscheinenden Stellen oft ein, zwei Takte wie nebensächlich un sauber und rhythmisch üngehalten dahinwirft. Ist es augenblickliche Nervosität? Die Technik, die ihr Ziel hauptsächlich im Akkordischen sucht, wäre also bildungsbedürftig. Außer ihr zeigen manche Anläufe inr Vortrag, daß sich vielleicht auch auf diesem Gebiete noch manches entwickelt. Vor läufig ist alles noch zu viel auf körperliche Kraft gestellt, so daß das innere Wirken noch nicht stark hervortritt. Die musikalischen Aufgaben beschritten die gewohnte Bahn: Bach — Reger (Bearbeitung), Schumann — Chopin — Liszt. Tirtur Lcblegel. * Das Musikdrama oou Weber bi» Wagner be handelte der Oberregisseur und Dramaturg der städtischen Oper, Dr. phil Ernst Lert, gestern abend als Redner der Vortragsreihe zur Vertiesung des musikalischen Verständnsises, die der Verein für Volkswohl veranstaltet. Der Redner legte zunächst die historischen Grundlagen der romantischen Oper fest und zeigte, wie der Romantik Sehnsuchtsgedanke zum Aufgechen in der Mystik führte. Alle Interessen der Eeuteswelt der Romantik, Naturwissenschaft, Dichtkunst, Malerei, prägten der Oper ihren Stempel auf. Es entwickelt sich eine Aufhebung der Grenzen von „Poesie, Musik, Aktion und Dekoration", wie Herder sie forderte. Nicht mehr die Form, sondern der Inhalt wird Hauptsache. Damit verschwindet die alte Nummern-Oper. Stellte sich die Romantik die Ausgabe, Text und Musik in eins zu schweißen, so mutzte, und kie tat es auch, von ihr nur ein wertvoller Text anerkannt werden. Aus dem innigen Zu sammenhänge von Text und Musik aber wurde die durchkomponierte Oper geboren. Diese zeitigt die Erinnerungsmotive, aus denen — von Berlioz zuerst angewandt — durch Symbolisierung des Indivi duums durch eine Melodie die Leitmotiv« entstanden. Durch zahlreiche treffliche Beispiele am Blüthner- flüg«l ließ Dr. Lert seine Hörer, die ihm den größten Beifall spendeten, einen Blick in die Werkstatt der Opsrnromantiker, namentlich Web«rs und Wagners werfen. x. sp.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)