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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140331018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914033101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914033101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-31
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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SI4. WS. Jahrgang Morgen - Ausgabe lS14 Nr. 163 vlensis-, üen 3l. MSrr i«ri. rr >o üter Ltni« rage. Der r erforder« ut für die ittlung. lkitwirkung sandwerks- o. E» fei rt arbeite. ;men mit» renfassende ^nd Lehr- fei, könne unerläßlich der Ar» »erbe, viel» -ortbil» rage: Wer ? Er be» atung für ch l e ch t s. len unter» »eine Aus- i den un« auch für Sie sei so- schaftlichen derlei Ge- ,u nächst in > errichten, gere De« andlungen werden. Aus diesen Tatsachen zieht Qucssel den Schluß, „daß in dem Augenblick, wo die farbigen Völker aufhören würden, Gebrauchswerte zur Kleidung und Wohnung der weiften Bevölkerung zu schaffen, die Lebenshaltung des weiften Ar beiter» und Mittelstandes einen katastrophalen Sturz erleiden müßte". Man versperre sich jede Einsicht in die kolonialen Probleme, wenn man den Blick immer nur starr auf den Mehrwert schaffenden Charakter der Ncgerarbcit gerichtet halte und dabei übersehe, daft das weifte Prole tariat in furchtbares Elend versinken müßte, * Am heutigen Tage tritt das Gesetz über die vorübergehende Z o ll e r l e i ch t c r u n g bei der F l ei s ch c i n f u h r auftcr Kraft. (S. Dischs. Reich.) od« »u» i«t>. konservative Vizepräsident Opitz wendet sich dann in einer sehr scharfen polemischen Kritik gegen die Ausführungen des Abg. Müller und gibt dadurch dessen Frattionsfreund Heldt Ver anlassung, gleichfalls sehr scharf und sehr lange vom Leder zu ziehen. Vorher hatte sich der nationallibecalc Abg. Singer recht eindringlich und recht warm für die Abschaffung der Todes strafe ausgesprochen. Bei Abschluft dieses Be richtes stehen noch 1-' Redner auf der Tages ordnung. . . . !. t«l II! oä >8- stck März. chworc- o begann egen die Fcruccio urschen klagt ist. ngen zu Burschen daß die in sträf- deshalb den Hal en Seite, i. — Die ntstammt erfamilie mit dem ter von mittags» stube der de durch * Im cnglijcheu Unterhause verkündete Pre mierminister Asquith den Rücktritt des , Kriegsministers Seely sowie der Ge- V neralc Frcnch und Ewart. Das Kricgsmmi- sterium übernimmt Asquith. ). März. hier der h an alle nstete der en für ge- nte „Ge- in Nr. 8 war d. I. t worden, rektor mit fühlte sich einleiten« Iah sei er- ten. In« über den L Lehrer- nistertum. Zeschwerde ' h Privat- i infolge- ; mit der »aren vier er eigent- :ten beide )aß sie zu daher ein r Lehrer- lärung rahme der behaupten m Unter- »rze-itung" chlich der Vas wichtigste. * In der Ziv eiten Kammer fand am Montag eine lebhafte Aussprache über die Etats kapitel des Justiz««« niste rin ms statt. (S. Art. und Ber.) * Auf einen Sergeanten des FortS Kirchbach bei Straftburg wurde ein ver brecherischer A nschlag verübt. > S. Dischs. Reich.) den zu lassen. Minister dagegen Klassenjustiz mehr, daft Vertrauen in lioloniaipolitik unst ZvLialckemokratte. Ist die Weltpolitik im allgemeinen für die Sozialdemokratie ein sehr schwieriges Kapitel, so ist die Kokonialpolitik für ihre Theoretiker erst recht ein Stoff, den sie bis jetzt vergebens in den Parteirahmen cinzuspanncn" versuchten. Trotz aller Beratungen, Betrachtungen und Partet- tagsbeschlüssc hat die Sozialdemokratie keinen anderen Standpunkt gewinnen können, als den sie schon bei dem Auftauchen der ersten deutschen Kolonien cinnahm. Sie lehnt die deutsche Ko- lonialpokikik ab wegen ihres „kapitalistischen Charakters". Damit mochte sic eine Weile aus kommen, aber bei den Rcichstagswahlcn vom Jahre 1907, die, wie erinnerlich, zusammenhingen mit den Ereignissen in Slldwestafrika, erfuhr sic zu ihrem Leidwesen, daß der koloniale Gedanke auch im Volke zum Durchbruch gekommen war. Seitdem hat sich in ihrem eigenen Lager manche Stimme erhoben, die eine andere Würdigung der Sache verlangte. Gerh. Hildebrandt schrieb ein sehr verständiges Werkchen über Ko- lonialpolitit und wurde deshalb verschütt. Aber auszurotten sind die Ketzcrgedanten nicht. Der Revisionist Qucssel, bekannt unter dem Ra inen „der rote Agrarier", ist ebenfalls unter die Koionialfrenndc gegangen und hat als Reichs- lagSabgeordncter in seiner Fraktion in seinem Sinne gewirkt. Bei der letzten Beratung der Kolonialctats im Reichstage war eine ver änderte Haltung deutlich bemerkbar. Qucssel hat nun dieser Tage in den „So zialistischen Monatsheften" eine Abhandlung ver öffentlicht, die, wie schon der Titel zeigt: „Ge brauchswert- und Mehrwcrterzcugung in den Kolonien", von theoretischen Gesichtspunkten ausgcht; er kommt aber zu sehr praktischen Schlüssen, die nichts anderes besagen, als das, was von unserem Standpunkt ost genug aus- gesührt worden ist: Die deutsche Arbeiterschaft muß aus wirtschaftlichen Gründen die Zweck mäßigkeit einer kräftigen Kolonialpolitik crn- jchen. Schon die Kleidung des deutschen Ar beiters steht mit der Arbeit der Farbigen in engster Beziehung, da die Landwirtschaft der Tropen und Subtropen die zu ihrer Herstellung notwendige Wolle und Baumwolle erzeugt. Quessel weist ausdrücklich darauf hin, daft auch unter einem sozialistischen Regime die weiße Be völkerung bei ihrer Kleidung ganz und gar auf die Gebrauchswerte liefernde Arbeit der Far bigen angewiesen sein würde. In noch höherem Maße aber ist die Er nährung des deutschen Arbeiters von der landwirtschaftlichen Arbeit der Farbigen ab hängig geworden. Gewiß ist der Konsum der besitzenden Klassen an Kaffee, Tee, Kakao und Tabak größer als der der arbeitenden Klassen, aber ihre Zahl ist viel zu gering, als daft inan sic als die Hauptkonsumenten anschcn- tonnte. Fast ausschließlich von den proletarischen Haus haltungen werden endlich die aus tropischen estcllten Speisefette verbraucht, rungsmittelindustric unter den amen in den Handel gebracht wenn die Gebrauchswerte schaffende Arbeit der Farbigen einmal aufhören sollte. Quessel geht aber noch weiter und meint, daß zur Erziehung der Eingeborenen zu selb ständigen Landwirten ein gewisser „W o b l f a h r t s d e s p o t i s m u s" nicht zu vermeiden sei, ja er hält cs sogar aus Erziehungsgründen für richtig, die Eingeborenen „zu einer mäßigen Steuer" hcranzuziehen. Was wird daKautsky dazu sagen und erst der Kolonialspezialist des Reichstages, Herr Lcdebou r? Quessel scheint sich vor diesen Herren wenig zu fürchten, denn er kommt schließlich zu dem Schluß, daft die Ablehnung jeder staatlichen Kolonuttpv.ttit durch die Sozialdemokratie nur ein leeres Wort sein könne und im Interesse des weiften Proletariats nicht gefordert werden dürfe. Für die englische und holländische Sozial demokratie ist diese Ansicht längst selüslvcrständ- lich. Es spricht nicht für eine geistige lieber-- legenheit der deutschen sozialdemokratischen Füh rerschaft, daft sie dieser Ansicht so lange wider strebte. Wahrscheinlich wird sie noch geraume Zeit in ihren alten Gedankengüngcn hängen bleiben und Leute wie Quessel als Störer ihrer Kreise abtun. Der gegenwärtige Stand der Orientbaynen. kVon unserem Mitarbeiter in Belgrad.) Ueber den Stand der Orientbahnaugelegenyett, die gegenwärtig das wichtigste VelyaudtUiigsoozekt zwllll-en Oesterreich-Ungarn und Leroien bilder, er fahre ich aus erster Quelle folgendes: Serbien, das während des Krieges mit der Türkei die der Orieittbahngestltjchaft gehörigen Linien Zibeftjci-e—Ghewghett und Uesküb—Milrowitza mit Beschlag beleg, und seitdem mit allem von-anoenen Material benutzt hat, wünichte gegen einen angemesse nen, eventuell durch einen ichieosrichterlichen Spruch festgesetzten Preis die Exploitation dieier Linien (Gruuo und Boden, sowie der Unterbau, die der Tür- tei gehörten, sind als eine Folge des Krieges in den Besitz Serbiens übergegangen; es handelt stch also nur um den Betrieb und die Verwaltung der Bahnen für den Rest der Konzessionsdauer der weseklschair), käuf lich zu übernehmen, um sie seinem Sraalsbahnnetz einoerleiben zu können. Serbien war bereit, stch für diesen Fall den bisherigen bestehenden Vertragen m bezug aus die Frachttarife zu unterwerfen und diesen auch fernere Guttigteit einzuräumcn; auch wollte es eine entsprechende Entschädigung für den schaden, den die Gesellschaft vom Tage der Wegnahme an erlitten hat, zahlen. Die Orientbahngejeuschaft lehnte dies jedoch ao, forderte vielmehr, nach Zaqlung der fesczu- setzenoen Entschädigung für die BechMgszeit kn den Wiedelbesitz des Betriebes der beiden Linien gesetzt zu werden. Serbien liegt es aber daran, diese sur >eine wirtschaftlichen und politischen Zwecke sehr wich tigen Linien in feinen Besitz zu dringen, um jo mehr, als auch Griechenland sich in den Bestg der Fortsetzung der Linie Zibeftsche—Gycwgheli, von Ghewgheli ao nach Saloniki (also von feiner neuen Grenze ab), zu bringen wünscht, wie es auch die Linie Saloniki— Monastir zu erwerben beabsichtigt. Es ist auch für Serbien von großer Bedeutung, daß die Beamten an diesen Linien nicht fremde Staatsangehörige — wie dies bis bis zum Ausbruche des Krieges der Fall war —, sondern eigene Untertanen sind. Es vermochte daher nur seine kaufofferle zu wiederholen. Inzwischen tauchte das Projekt des Internationali sierens des Gesellschaftskapiials auf. (Nachdem Deutsch land seinen Besitzstand an Aktien der Gesellschaft an Oesterreich vertäust Hal, befindet sich die Mehrheit der Aktien in Oesterreichs Besitz, doa; hat es die von Deutschland übernommenen Aktien größtenteils an Frankreich lombardiert.) Es sollen sich Serbien, Oesterreich-Ungarn und Frankreich (dieses in Verbin dung mit Rußland) zu je einem Drittel an dem Kapitale beteiligen, und im übrigen sollten für den Betrieb der Bahn die Bedingungen ber bisherigen Konvention ä qaatre beibehaucn werden. Aber auch hierbei würde Serbien nicht Herr im eigenen Hause sein, indem es nur zu einem Drittel Anteil an dem Betriebe der beiden Bahnlinien Haden würde, wenn cs auch damit einverstanden wäre, daß die Bedingun gen der Konvention st guatro bcibehalten würden. Ader Oesterreich knüpfte daran auch noch oer- Bedrngungen und Vorbehalte; so es, indem es diesem Profcktc zu zugleich noch eine Reihe anderer Ä«kü, Onserai, o», leipzig and Umgebung Sie » tspoltig» Petit,»ti,2L Pt., Sie N«kiam»,»Ne I NI . »»a au»wdrt» z» ps„ Neklamen 1.20 M.. Klein« tinzeigea -iepetitzrtte nur 20pt.d.w>»-«ed»l.ktad ,Inserate »»nvekdedea im amtlichrnjeil die Petit zeil» »0 Pt. S«ichatt»an»»igrn mit playvort»rtft »in Preis« erhddt. Nadatt o»a» Sarit, vetlagen-Velamtautl-z M So, Sausend aostSil-poNgedühe. tiozeigen-Nnaadm» Zoyannwgpss« 1. bei sämtN»cn kNtalen de» Leipziger Sägeblatt«, und allen Nnnoncen-rxpküNioaen de» dn- un- Zustande». SeschdstilieUe fUe VrrUn u.die pr.oraaüendurg virrktionwalterZlirgel, Verllo V Margarrtkenlirofti ». Zernspri仫 NnschiuHi Lützow ^71. politische Ueberlicht Aur Reform -er Ersten Kammer. Die Gesetzgebniigsdcpiitation der Zweiten Kammer hat sich am Montag mit den An trägen ans Reform der Ersten Kammer be schäftigt. Der nationallibecale Abgeordnete Dr. Kaiser wies eindringlich darauf hin, daß, wenn überhaupt die Geneigtheit zn einer Re form bestehe, dann jetzt auch für die konservative Fraktion der gegebene Moment sei, der Reform zuzustimmell und die vom Abg. Opitz im Ple num gegebene Erklärung wahr 5" machen. Der konservative Vorsitzende der Deputation erklärte, sür seine Person im Sinne dieser Erklärung handeln zn wollen. Demgegenüber erklärte aber der konservative Abg. Dr. Mangler ausdrücklich, die Erklärung des Abg. Opitz sei nicht im Sinne der Mehr heit der konservativen Fraktion ge geben. Diese ist nicht der Meinung, daft eine Reform der Ersten Kammer anznstreben sei. Wenn aber diese Reform gegen ihren Willen zustande käme, so würden sie keinesfalls dafür zu haben sein, daß die Industrie ihre Vertreter selbst wühlt. Lieber wür den sic dafür cintrcten, daft auch alle in der Ersten Kammer sitzenden Rittergutsbesitzer vom Könige ernannt würden. Ein anderer konserva tiver Abgeordneter pflichtete den Ausführungen Dr. Manglers bei und meinte, die Industriellen kauften bereits jetzt eine Reihe von Rittergütern auf, so daß sie leicht das Uebergewicht in der Ersten Kammer erlangen könnten. Dec Be richterstatter betonte, daft nach dem national liberalen Anträge auch der kleinere länd liche und der städtische Grundbesitz in der Kammer vertreten sein sollen, daß also die Gefahr sür die Landwirtschaft in der Ersten Kammer nicht vertreten zn sein keineswegs be stehe. Die Sozialdemokraten äußerten sich nicht bindend zn der ganzen Angelegenheit. Schließ lich beschloß die Deputation, bei der Regie rung an zu frag en, ob sic 1. grundsätzlich für eine Reform der Ersten Kammer zu haben sei, 1. ob sie bereit sei, Vertreter von H'a übel, Industrie und Gcwcrb. e des kleinere n ländlichen und des- städtischen Grund besitzes sowie einiger anderer wichtiger Be- russgruppen zuzulassen und 3. ob sie grundsätzlich einverstanden sei, diese Vertreter durch die betr. Bcrufsgruppen wählen zn lassen. Von der Antwort der Regierung auf diese Frage wird cs abhäugeu, ob die Deputation zu eurem Mchrheitsvotum gelangen wird. — Durch die Erklärung des konservativen Abgeordneten Dr. Mangler ist das an sich schon zweifelhaft geworden. Die viclgcrühmtc „Industriefreund- lichkcit" der Konservativen wird jedenfalls durch die Ausführungen des Abgeordneten Dr. Mang ler ins hellste Licht gerückt. kür Leipzig und v,r»rt, durch unser» SrS-er VLAll ASPILIs » . und Spediteur» Lmaitdgtich in« hau» -»bracht: monatlich 1.2L m., oi»rt«ltdhriich r.7S m. Sri der s«<chäft»stell«, unser» Ziiialea und siu«-ad»st«Ue» ab-«h»U: monatlich I M .oterteiidhriich Z M. Vurch di» Post: tnarrhnld deutschland, und »rr üeutschen Kolonien monatlich l.Sd M., virrtelidhrlich 4.S» M., ouoschlie-lich Postbestellgeld, va» Leipziger Sägeblatt erscheint werttag» »mal, Sonn- u. Zrtertog» »mal. vn Leipzig, den Nachbarorten und den Orten mil eigenen Ztlialen wird die stdendauogadr noch am sidend dr, Erscheinens ::,» hau» geltesrrt. orriiner Nedoktton: dn Sen Zeiten II. Zerasprecb- iinichjuK: Moabit Nr. »»7. Ein böser Nachklang zur Wahl in Sorna- Pegau. Die „Korrespondenz" des Reichsverbandes gegen die Sozialdemokratie schreibt zum Wahlausgang in Borna-Pegau: Wenn Wablkreise wie Borna bei einem Ueber gewicht von ßliill bürgerlichen Wählern an die Sozialdemoiratie verloren gehen, dann sind nur ganz wenige Reichstagssitze vor der roten lleber- rumpelung sicher, dann ist eine sozialdemo kratische R e i ch s l a gs m e h r h e i t bei den nächsten Wahlen ins Bereich ber Möglich keit gerückt. Will die Regierung auch ferner sich nicht zu einer einzigen gesetzgeberischen Tat gegen die Umsturzpartei entschließen? Will sie die un geheure Volksverhetzung durch die sozialdemo- kratiiche Presse in dem seitherioen Maße weiter dulden, will sie tatenlos zuichen, bis einBürger - krieg vor der Tür steht, bis die Macht der ' Bajonette die letzte Lösung ist? So bedauerlich das Stichwahlergebnis ist, jo wenig ist eine derartige Schrvarpeherei verbunden mit Scharfmacherei am Platze. Die Wahlen von 1907 haben doch deutlich genug gezeigt, daß die Bevölkerung der Sozialdemokratie sehr wohl, ohne Ausnahmegesetze, ein kräftiges Halt! zu gebieten weiß. Anderseits sollten gerade die Herren von der Rechten doch auch einmal prüfen, ob sie nicht auch mit durch eigene Schuld diesen Wahlausiall Herbeigeführt haben. Das vom Abg. Opitz wiederholt empfohlene agra rische Wochenblatt in Sachsen, die „Sächiischc L a n d e s z e i t u n g", leistet sich folgende Schimpf, orgic: Welcher Teufel mag die Mehrzahl derBornaijchcn Wählerschaft am Stichwahltagc nur geritten haben? ... In der Amtshauprmannichaft Borna wurde seinerzeit die größte Anzahl von Pferde krankheiten festgestellt. Daher redet man von einer bestimmten Pferdetranlheit, von Bornaischer Krank heit Die »ogenannte Bornaische Krank» heil ist eine plötzlich auftretende Gehirnerkrankuna und erzeugt, wie das Brockhaus - Lexikon besagt, den Dumm - t o t l e r. Es liegt wohl die Vermutung sehr nahe, daß ein großer Teil der liberalen Wäh lerschaft. die noch am lv. März dem national liberalen Landtagsabgeordneten Nitz chkc ihre Stimme gaben, von der menschlichen Borna ischen Krankheit befallen waren. Das Brockhaus - Lexikon erklärt als Krankheit»« etwas zu er nichts Neues: Sozialdemokratische Schöffen und Klassen justiz. Diese beiden Gedanken reichten bei ihm hin, unter Zuhilfenahme von zahlreichen Zei tungsausschnitten eine Brandrede von einstün diger Dauer zu halten. Daß er sich einen Ordnungsruf zuzog, sei nur der Vollständigkeit halber verzeichnet. Herr Günther von der Fortschrittlichen Volkspartei unterstrich noch einmal von seinem Standpunkte aus, was von anderer Seite schon vorgebracht worden war. Er sah in der Spezialisierung des Richteramtes keine Gefahr und war deshalb dem „Austausch system" des Herrn Iustizministers günstig ge sinnt. Mit Nachdruck erhob er die Forderung, daß alle Richter alle Titel und Orden abzu lehnen hätten. Danach kommt der I u st i z m i u i st e r zu Wort, der versichert, daft bei den Versetzungen der oberen Instizbeamtcn keinerlei Pression ans- geübt werde, daft man vielmehr vor der Un abhängigkcit der Richter halt mache. Den Be Währungsfristen für ältere Personen ist der Mi nistcr nicht abgeneigt, dagegen hat er wenig Neigung, sie auch den Jugendlichen zuteil wer Mit Wärme verwahrt sich der daft wir in Sachsen eine hätten, er betont viel das Volk unerschütterliches unsere Rechtspflege setze Der Amtsblatt des Rates und des polireinrntes der Stadt Leipzig Nedaktivn und S«schdtt»stell»: ?»haunt»-ast» Nr. * Zernsprech.stafchloß Nr. ttddi, »4»« und »4V44. schieden«.- wollte stimmte, Fragen gelöst haben, die zwischen ihm und Serbien schweben. War schon der umgand, daß zwei Drittel der fraglichen zwei Bahnlinien in fremdem Besitz sein sollten, für Serbien nicht schmackhaft, so wurde dies noch mehr der Fall durch die Verquickung der Sache mit anderen Fragen. Auch stellte Oesterreich die Forderung, daß «erbien sich für alle Zeiten ocr- pflimtet, die Bohn nicht zu expropriieren, was Ser bien schon mit Rücksicht auf seine Souveränitäts rechte Nicht cingehen tonnte, -erbten lehnlc daher dieses Anerbieten ab. erklärte sich aber dafür be.cit, zwei Linien zum Anschluß an die bosnischen Bihnen zu bauen, und zwar von Mitrooitza nach Uvatz und von Uzicc nach Lardistc, wobei auch jene Fragen mit geregelt werden könnten, welche Oesterreich fetzt be züglich seiner Zufttmmung zu der International.sie ruiiz des Gesellschajiskapit-als der Orientbabnen un Auge habe. Auf diesem Stand befindet sich gegenwärtig die Angelegenheit. Es ist zu hoffen, daß ein imxln-i vrvoncki gefunden werde, welcher den Ansprüchen der berden Seiten entspricht. Serbien, das sich unum wunden bereit erklärt, einen freien und ungehinder ten Transitverkehr auf den beiden Bahnlin»cn zuzu lasten und ihn mi: allen Garantien zu umgeben, muß anderseits aber auch verlangen, daß wenn es nicht die Bahnlinien als alle.nigcs Eigentum erwerben kann, ihm materielle Garantien dafür gegeben wer den, daß die Interessen der serbischen Volkswirtschaft nicht Schaden leiden können. Hierbei ist die bei den Verhandlungen auch bereits zur Sprache gebrachte Eventualität besonders hcroorzuhcben, daß Oester reich die Wareneinsuhr aus Serbien einmal sperren könnte, wogegen Serbien vcrpslichtet wäre, die Ein fuhr und den Durchgangsverkehr österreichischer Waren auch in diesem Falle zu gestatten. Hoffen wir also von der Einsicht und der Weisheit der beider seitigen Staatsmänner eine schließlich befriedigende Lösung dieser wichtigen Frage. Der Justizetat in Ser Zweiten Kammer. »g. Dresden, 30. März. Aus der Tagesordnung steht der 2u sitzetat, eine Sache, die herkömmlicherweise Dauer sitzungen veranlaßt. Der nationakliberale Ab geordnete Anders hat in erschöpfender und oom ganzen Hause anerkannter Weile schrift lichen' Bericht erstattet. Er kann sich darum ganz kurz fassen und lediglich das Haus er suchen, dem Votum der Deputation zuzustimmen. Als erster Redner kommt der nationalliberale Abgeordnete Dr. Kaiser zu Worte. Seine Rede war wohl die beste, die zu dieser Materie ge halten wurde. Er verlor sich nicht ins einzelne und vermied cs doch, in akademische Erörte rungen zu verfallen. Er wünschte, daß nament lich bei Jugendlichen an die Stelle von Frei heitsstrafen mehr und mehr die Geldstrafe trete und daß von der Einrichtung der Bewährungs frist recht ausgiebig Gebrauch gemacht werden möchte. Die akademisch gebildeten Justizbeamten sind seiner Meinung nach durch Vie Be- soldungsordnung ungünstiger gestellt als die Akademiker in der Verwaltung und im höheren Lehramte. Mit großem Nachdruck trat er dafür ein, daß das bisherige günstige Verhältnis zwischen Rechtsanwälten und Richtern in Sach sen auch ferner freundlich bleiben möge. Er warnte davor, daß die Richter möglicher weise sich vor der Oeffentlichkcit zur Er teilung von Rechtsgutachten bereit er klären. Hier wird der konservative Abgeordnete Dr. Mangler — er ist bekanntlich Lanogerichtsrat am Landgerichte Freiberg — recht nervös und erklärt in einem Zwischenrufe, da» er mit dieser Feststellung gemeint sei. Die Versetzung der Richter aus einer Zivilkaminer in die Strafkammer und umgekehrt hält Dr. Kaiser im Grunde für berechtigt, aber sie soll keineswegs Voraussetzung jein für die Be förderung des einzelnen. Namentlich wünscht er ältere Richter von dieser „Versetzung" verschont zu sehen. Der konservative Redner Dr. Spieß, auffällig matt, be schränkt sich im Gegensatz zu Dr. Kaiser auf theoretische Erwägungen. Die Sozialdemokratie schickt als ersten Redner den Abgeordneten Alüller-Zwickau vor. In früheren Jahren sprach als Erster an dieser Stelle der Abgeord nete Riemer. Heiserkeit zwang den Herrn Genossen, wenigstens hinsichtlich der Länge seiner Ausführungen sich mäßigen. Sachlich brachte
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