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Aus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig. 25. Oktober. Wetterbericht der Köaigl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage fürM>onnerstag. 26. Okt. Südwestwind, wolkig, mild, zeitweise leichte Niederschläge. Pöblberg: Starker, langanhaltender Tau. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel: matter Sonnenuntergang: Abendrot. * Zwei Beilagen werden von setzt an den Abend nummern des Leipziger Tageblattes, die am Diens tag und am Mittwoch erscheinen, angesügt werden. Die eine Beilage „Frauen-Zeitnng" soll besonders die Frauen interessierende Fragen besprechen und den geschätzten Leserinnen Ratschläge für die Häuslichkcic unterbreiten, während die zweite Beilage ...Für die kleine Welt" das Interesse der Kinder insofern er wecken soll, als darin dem kindlichen Verständnis an gepatzte Belehrungen, Spiele. Rätsel usw. Aufnahme finden werden. Wir glauben, durch di« Beilagen eine nicht unerwünschte Bereicherung des Lesestoffes namentlich in der Richtung herbeizuführen, die das Leimiger Tageblatt seinem zum Vierteljahrsbeginn veröffentlichten Programm entsprechend zu einem echten Familienblatt gestalten will. * Jubiläen. Am Dienstag beging der Gcldbricf- träger beim Postamt 1, Wilhelm Geissler, sein 25jähriges Dienstjubiläum. * Handelshochschulturfe für Privatangestellte. Der Ausschutz der in Leipzig vertretenen Privat- angestellten-Derbände veranstaltet auch in diesem Winter wieder mehrere Vortragsreihen. Es werden sprechen: Dr. Georg Obst, Direktor der Mitteldeutschen Privatbank und Dozent an der Han delshochschule, über „Der Geschäftsverkehr mit der Bant" (Beginn: 3. November): Professor Stern, Dozent an der Handelshochschule, über: „Der Han delsverkehr mit dem Auslande" (Beginn: 6. Novem ber) : Universitätsprofessor Ferd. S ch m i d über „Die Statistik und ihre Beziehungen zu den wichtigsten Geschäftszweigen" (Beginn: 8. Januar). Die Teil nehmerkarte für jede Reihe zu 6 Vorträgen beträgt 3 ^t. Auskünfte erteilt dre Geschäftsstelle des Ver bandes Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig, Harkortstratze 3. * Erstaufführung im Battenbergtheater. Für töchter- gesegnete Eltern erfanden Emil Zumpe und Karl Krieg einen neuen Trick: „Wie man seine Töchter verheiratet". Man verbietet deren Liebhabern das Haus, statt sie zu Kaffee und Abendbrot einzuladen. Dann beitzen sie sicher an. So wenigstens denkt der Oberingenieur Berger in dem Lustsviel der oben genannten Autoren, das am Dienstag im Battenberg theater zur Erstaufführung kam. Aber das Rezept wirkt verkehrt. Statt Schwiegervater zu werden, er hält der Vater Berger eine Duellsorderunq des einen abgewiesenen Jünglings und vom Onkel des anderen an die Luft gesetzten die Androhung, aus seiner Stellung entlassen zu werden. Doch es ist ja ein Lustspiel, und — Schlauheit, dein Name ist Weib. Die Mutter weitz einen Ausweg aus dem Dilemma. Der Duellgegner des Gatten wird zum Kaffee ge beten und sein Freund kommt auch mit, während der Verehrer der Jüngsten sich von selbst wieder einfindet. Denn einen Erfolg bat das Snstem des An-die Luft- Setzens des Alten doch gehabt. Die Jünglinge halt'ir den Schwiegervater in ob seines Verhaltens für sehr reich. So ermöglicht es also der Schluß des dritten Aktes den beiden Gatten, die Parade Uber drei verlobte Paare abzunehmen. Das Stück wurde flott gespielt. Ein treffliches Ehepaar gaben Klara Lenser und Oskar Bugge ab, in dessen Händen die Regie lag und der für ein gutes Zusammenspiel sorgte. Karl Achenbach und Paul Hepner als Freunde und Liedlraber holten aus ihren nicht recht dankbaren Rollen heraus, was möglich war. Walter Schrammals dritter Bräutigam wurde der Rolle des ängstlichen Verehrers gerecht. Die von den Verfassern stiefmütterlich bedachten Rollen der Töchter lagen in den Händen der Damen Dretzler, Friedel und Fuhr und gaben nur der letzteren Gelegenheit zu einer humoristischen Liebes- und Ver- lobungsszenc mit ihrem Partner Schramm. Der derbe Humor der Lies«, des Mädchens vom Lande, von Hanna Stock gespielt, erzielte manchen Lach erfolg. Das Stück wurde von dem vollbesetzten Hause sehr freundlich ausgenommen. 6. 3p. * Sperrung der mittleren Postlausbahn. Wie das Reichspostamt verschiedentlich hat verlauten lassen, soll auch im Frühjahr keine Einstellung von Post- und Telcgraphengehilfen erfolgen. Demnach ist eine baldige Wiedereröffnung der mittleren Postlausbahn nicht zu erwarten. Durch die weitere Uebertragung von leichteren Beamtendienstgejchäften aus gehobene Unterbeamte und durch die Einstellung von Be amtinnen, besonders als Hilfskräfte bei Postämtern dritter Klasse, ist die Aussicht immer geringer ge worden, datz die mittlere Postlausbahn wieder An wärter braucht. * Das Kriegcrvereinsabzeichcn aus der Kontroll versammlung. Anläßlich der bevorstehenden mili tärischen Kontrollverjammlungen wird in den be züglichen amtlichen Bekanntmachungen auch der Kriegervereinsabzeichcn Erwähnung getan. Es wird darauf hingewiefen. datz auf Anordnung des Kaisers cs den Gestellungspflichtigen gestaltet sei, ebenso wie die Ordens- und Ehrenzeichen auch das Krieger vereinsabzeichen bei der Kontrollversammlung anzu legen. Durch dieses Entgegenkommen erwartet man eine erhebliche Förderung des Kricgervereinswesens. u> Der Hausväterverband der Kirchgemeinde Leipzig-Connewitz hat kürzlich beschlossen, die Ver handlungen dec gegenwärtig ragenden sächsischen Landessynode einer Betrachtung ru unterziehen. In einer an, Montag abgehaltenen Versammlung sprach im zweiten Teil der Betrachtungen Herr Land gerichtsrat Dr. Lau über: „Die äutzeren Verhältnisse der Landeskirche in den letzten fünf Jahren." Der Redner verbreitete sich in seinen Ausführungen speziell über den der Synode vorgelegten Bericht über die Landeskirche, in dem die Veränderungen und Be wegungen in bezug auf Leitung, Organisation und äutzere Verhältnisse in den letzten fünf Jahren be handelt werden. Eine Diskussion schlotz sich dem bei fällig aufgeuommenen Vortrage nicht an. Im wei teren Verlauf der Versammlung entspann sich eine lebhafte Aussprache über die Helfer bei der kirch lichen Jugendfürsorge. Die nächste Versammlung soll am 13. November abgehaltcn werden. In ihr soll der Pastor Kunad den Schlutzvortrag über die sächsische Landessynode halten * Keine Frachtbriefe mit Stempel der Sächsischen Eisenbahnverwaltung. Zu der Mitteilung, datz künftig im Königreich Sachsen nur Frachtbriefe mit Stempel der Sächsischen Eisenbahnverwaltung gültig seien, ist einer hiesigen Firma von der Eisenbahn behörde die Nachricht zugcgangen, datz eine dem entsprechende Verfügung nach amtlicher Mitteilung der Generaldirektion der Sächsischen Staatseisen bahnen nicht zu erwarten sei. Ausübung des Musikergewerbes im Umher ziehen. Die Frage, ob die außerhalb des Wohnortes ohne Begründung einer gewerblichen Niederlassung und ohne vorgängige Bestellung vor sich gehende Aus übung des Musikergewerbes innerhalb eines Um kreises von 15 Kilometer vom Wohnorte des Aus übenden überhaupt ein Gewerbebetrieb im Umher ziehen sei, ist, wie das sächsische Ministerium des Innern in einer Verordnung bemerkt, nach Ansicht des Finanzministeriums vom Standpunkte des Ge werbesteuergesetzes aus betrachtet, zu bejahen. Die Rechtfertigung der Steuerbefreiung des Gewerbe betriebes im Umherziehen begründe sich, da ein Lan desbrauch, musikalische Leistungen im Umhcrziehen feilzubieten, nicht bestehe, auf § 11 Les Eewerbe- steuergesetzes, wonach das Finanzministerium für ge wisse Gewerbsarten den Gewerbebetrieb im Umher ziehen steuerfrei gestatten könne. Die Freilassung der Ausübung des Musikergewerbes innerhalb eines Umkreises von 15 Kilometer vom Wohnorte sei nicht deshalb verfügt worden, weil ein derartiger Gewerbebetrieb sich überhaupt nicht als ein Gewerbebetrieb im Umhcrziehen darstelle, son dern weil sich in der Praxis das Bedürfnis gezeigt habe, der Eigenart des Musikergewerbes Rechnung zu tragen und eine Steuerbelastung der Musikerkorrs. die grösstenteils darauf angewiesen seien, ihren Er werb auch in der nächsten Umgebung des Wohnortes zu suchen, zu vermeiden. Die einschlagcuden Bestim mungen fänden jedoch auf ausländische (insbewndere böhmische) Musiker, die im Inland« keine stehende gewerbliche Niederlassung hätten, keine Anwendung, da di« inländischen Musiker vor dem Lvettbcwrrb der Ausländer zu schützen seien. * Eine Kleist-Gedenkfeier veranstaltet Herr Paul Münch am 1. November, abends Uhr, im Fest- iaal des Künstlerhauses. Die Gedenkrede hat Schrift steller Ernst Lanoeheinecke übernommen, die Re zitationen Herr Hans Betzler vom Stadttheater. Eintritt frei. ' Rabiater Spitzbube. Tiensrag früh begegnete ein Schutzmann im Rosental zwei Mann wnj die einige Pakete bei sich trugen. Ter Beamte nellte die Leute, und da sie über die Herkunft der Pakete zweifelhafte Angaben machten, wollte er beide der nächsten Wache znfübren. In dem einen Pakete befanden sich 70 Tafeln Schokolade, die, wie später scstgestcllt wurde, von einem Diebstahl in L.-Vvlk- marsdorf herrühcten, den die beiden kurz vorher ausgeführt hatten. Während der eine Spitzbube durch die Flucht entkam» gelang es dem Beamten, den anderen nach heftigem Widerstand zu überwältigen und der Wache zuzuführen. Ter Ver haftete, ein nicht weniger als 19>nal bestrafter, 27 Jahre alter Arbeiter ans Lindenau. benahm sich wie ein Rasender, ll. a. bist er den Beamten und ritz ihm die Uniformstücke vom Leibe. Auf das Konto des Verbrechers dürften noch mehrere Straf taten kommen. s f Plötzlicher Tod. Dienstag abend in der sieben ten Stunde kam an der Friedrichstratze der in der Seeburgstratzs 10 wohnhafte 55 Jahre alte Klavier spieler Karl Funk« infolge eines Ohnmachtsanfalls zu Falle und schlug mit dem Gesicht auf einen spitzen Stein auf. Er trug eine tiefe Wunde an der Stirn und eine Gehirnerschütterung davon. Bewusstlos wurde er in das Krankenhaus gebracht, wo er bald nach der Einlieferung den Geist aufgab. * Eine teure Droschkensahrt. Am Freitag, drn 20. Oktober, abends gegen l,i,i2 Uhr, bestieg ein« Dame in Begleitung eines Herrn an der Dorötheen- stratze eine Droschke 1. Klaffe und fuhr bis zur Lampestratze. Während dieser Fahrt liest die Dame ihre Pelzstola, bestehend aus 4 Nerzfellen, verziert mit Schwänzen und Pfötchen, liegen. Bisher ist die Stola, die einen Wert von 200 hat, nicht abgegeben worden. Sachdienliche Mitteilungen nimmt die Kriminalpolizei entgegen. Di« Geschädigte hat 25 .<t Belohnung auf die Wiedererlangung ihres Eigen tums ausgesetzt. * Zn der Irr«. Planlos umherirrend wurde in der Nähe von Brandts der als vermisst gemeldet« Kaffenbote Moritz Kriebisch, hier, Querstrasse wohnhaft, angehalten. Der Aermste ist nervenleidcnd. * Eigentümer gesucht. In Verwahrung des Fund- bur«aus b«im Polizeiamt befindet sich eine grotze Anzahl zwei- und vierräderige Handwagen, deren Eigentümer bisher nicht ermittelt werden konnten. Es wäre erwünscht, wenn sich alle diejenigen Per sonen, denen in letzter Zeit Handwagen abhanden gekommen sind, beim Polizeiamt melden würden. — Weiter befindet sich in Verwahrung der Kriminal polizei ein noch guterhaltenes Herrenfahrrad, Marke „Brennabor", Nr. 128531, das ein Unbekannter am 21. September durch eine Mittelsperson bei einem hiesigen Fahrradhändler verkaufen wollte. Das Rad ist mit Brennaborfreilauf versehen und die dreieckige Satteltasche hat Nickclbeschläge. Außerdem befindet sich eine grössere Luftpumpe daran. — Von einem Diebstahl dürfte ein 3,5 Meter langer Oberleitungs kupferdraht herrühren, der am 19. Oktober nach mittags in einem Gartenabteil des Iohannistales gefunden wurde. -g. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich Mitt woch vormittag Uhr am Rathausring gegenüber dein Neuen Rithaus. Beim Absteigen von einem noch in Fahrt befindlichen Strassenbahnwagen wurde der Ratsexpedient Arthur Müller. Torgauer Straste 3t wohnhaft, von einem herrschaftlichen Auto mobil um gerissen und über fahren. Der Verunglückte erlitt schwere innere Verletz» n- gen und wurde zuerst nach der 2. Sanitätswache und von dort zu einem Arzt gebracht. * Ermittelter Einbrecher. Dor ca. 1 Wochen waren ans einer Wcchmmg in der Schirmerstratze einem Handwerker 80 !t gestohlen. Jetzt wurde der Dieb in einem 21 Jahre alten Zimmermann aus Niihlsdorf bei Lauenburg ermittelt und dingfest ge macht. Das Geld hatte er verloren. * Ein nettes Pflänzchen. Ein 13 Jahre altes Schulmädchen wurde dabei abgefafst, als sie sich Ein gang in einem Garten am Stötteritzer Wege ver schafft hatte, um darin zu stehlen. Sie hatte schon verschiedene Wirtschaftsgegenstände und Wäsche zum Mitnehmen zurechtgelegt. Ausserdem kommen auf das Konto der jugendlichen Diebin eine ganze Reihe von Fällen, wo sie im Ostviertel kleinen Kindern Geldbeträge abgcnommen Hai. * Diebereien. Aus einer Baubude in L.-Gohlis wurden «ine grossere Anzahl Handwerkszeuge und Kleidungsstücke: in der Ritterstratze ein grau gestrichener, zweiräderigcr Fcderhandwagen: an der Schlcutziger Drücke eine Malerleiter; aus einem Garten am Dösener Weg eine wertvolle Palme, etwa 10 Pfund Wein und eine grössere Menge Braunkohl; von einem Rollwagen in der Bayerschcn Stratzc ein Jackett, in dessen Taschen sich eine Brieftasche, ein Militürpatz, «in Gewerbeanmeldeschein und v. a. Papiere, auf den Namen Friedrich Richard Detter lautend, befanden: aus einer Wohnung in der Bern» hardstratze in L.-Anger-Crottcndorf ein Trauring, gez. „B. P", gestohlen. gx. Tätigkeit der Feuerwehr. Tienstag abend 7 llbr 8 Minuten wurde die Ost-Feuerwache nach dem Grundstück Sternivartcnstraste 69 gerufen. Hier hatte der Luftzua die Gardinen an eine Lampe geweht, wodurch sic in Brand gerieten. Tie Wehr sorgte für Beseitigung jeder weiteren Gefahr. — Weiter wurde 7 lihr 10 Minuten die Nord-Feuer wache nach dem Grundstück .üickerlingsberg 2 gerufen. .Hier war in einem Keller eine Partie Briketts durch Selbstentzündung in Brand geraten. Auch in diesem Falle schaffte die Wehr bald Abhilfe. - Polizeiliche Festnahmen. Verhaftet wurde ein 17 Jahre alter Arbeitsbursche aus Rudolstadt, der ein Fahrrad gestohlen hatte; ein 16 Jahre alter Schweizer aus Aken, der aus einem Schaufenster in der Seeburgstraste ein Paar Schuhe gestohlen hatte, und ein 38 Jahre alter ttlempnermeister von hier, der verdächtig ist, sich des Sittlichkeitsver» brechens schuldig gemacht zu haben. Wir ermchen, die Rätiellösungeir auf einer Po karte einzu chicken. Wird ein Briefumichlag verwendet, so ist cr äußerlich als „Rätfellösung" zu kennzeichnen. Quittung ist bei der Abholung des Gewinnes vorzuzeigen. Kleine Meli Tammclmappcn zum ' gewahren eventuell auch als En'bankd ckc für di« Woa;enbeilage „Tcr Äinücr- irennkL', L Stück 25 H lnab auswärts Porto extra lind zu Hw en in der Haupt-Erpcdition dieses Blattes Johanniszasse 8. 20 I t