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gut zu sprechen, machte aber mit Liszt», von dessen Spiel er entzückt war, eine Ausnahme, die wiederum Liszt nicht gelten lassen wollte. Trotz mehrfacher Einladungen ließ er sich nie herbei, am Hofe Louis Philipps zu spielen. Eines Tages war Liszt in der berühmten Klavierfabrik von Erard, wo er auf einem Flügel ganz weltversunken spielte. Er merkte auch nicht, datz inzwischen der „Bllrgerkönig" den Ausstellungssaal betreten hatte und seinem Spiele lauschte. Als Liszt das Spiel beendet hatte, sah er den König, der zu ihm sagte: „Ich erinnere mich noch, wie Sie als kleiner Junge in meinem Hause gespielt haben. Damals waren Sie noch nicht der grobe Liszt, und ich war noch Herzog von Orleans." Liszt hatte darauf nur die eine Ant wort: „O, waren Sie es heute noch!" Auch die Königin Isabella von Spanien konnte sich der Liebe Liszts erfreuen. Am spanischen Königshofe wurden nach dem Zeremoniell Musiker nicht als hoffähig angesehen. Die Königin Isabella änderte aber das Zeremoniell zugunsten Liszts ab. Liszt, der vor allen seiner Srandesgenossen keinen Borrang haben wollte, weigerte sich aber, am Hose der Königin zu spielen. Ernes Tages traf ihn die Königin bei einer Festlichkeit und lud ihn ein, mit der Bemerkung, das; dieses Zeremoniell zu seinen Gunsten geändert worden sei. „Aber es ist nicht zum besseren geändert worden, da niemand darauf Wen legen kann!" erwiderte Liszt und schlug die Einladung ab. Den Orden, den er bekommen sollte, erhielt er nun na türlich nicht. Aber Liszt verstand es, sich darüber zu trösten. Wie eine Mutter d's Grab ihres Sohnes sand. In der „Nevue" veröffentlicht Lucien Alphonse Drudet einen Artikel über dieExkaiserinEugenie, in dem er sich zum Ziele setzt, ihrer so verschieden beurteilten Person Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Im Jahre 1880 datte sich Eugenie ent chlossen, die Reise nach der fernen Tedesstälte des Prinzen Lulu anzutrcten. Bon Kapstadt aus zog sie dann in zahlreicher Begleitung nach Norden und kam nach einer langen und gefahrvollen Reiie in die Nähe des Kampfplatzes, auf dem der Prinz den Tod gesunden hatte. Sie bat, noch einmal, bevor sie an seine letzte Ruhestätte geführt würde, eine Ruhe pause zu machen da sie sich nicht stark genug fühlte, so plötzlich an das Grab zu treten. Den ganzen Nachmittag saß die Kaiserin vor ihrem Zelte, das Gesicht in den Händen verborgen, um nichts zu hören und zu sehen von dem, was um ne vorging. Die Nacht kam. Ruhelos lag die Kaiserin, die schon seit Monden nur mit Hilfe starker Beruhigungsmittel Schlaf ha te finden können, in ihrem Zelte und dachte nach. Sie ertrug das Schweigen nicht länger, sie stand leise auf und trat vor das Zeit: unter dem sternenklaren Himmel ging sie zwischen den raschelnden Gräsern und ungefügen Steinen planlos hin und her. Da plötz lich, gerade als sie umkehren wollte, verspürte sie einen von ihr so geliebten und doch so schmerzliche Erinne rungen wachrufcndcn Duft. Derbeuen waren es, die ihr Sohn s.ets als Parfüm gebraucht hatte. Sie blieb sinnend stehen, und dann schritt sie mit erhobenem Haupte wie schlafwandelnd auf die Stelle zu, von der der Geruch ausströmte. Dichter wurden die Sträucher, beschwerlicher die Steine: die Kaiserin lieg nicht nach. Plötzlich stockte ihr Fuß, hier mutzten die Blumen stehen. Der Geruch verwehte und un- sähir, sich noch länger auf den Fützen zu halten, brach Eugenie zusammen. Ausgesandte Leute ihres Gefolges fanden sie und trugen sie bewusstlos in das Lager zurück. Am anderen Morgen führte sie der englische General, der die Kaiserin begleitete, zum Grab hinaus. Nach einem langen, mühseligen Marsche stockten die Begleiter. Die Kaiserin hatte gebeten, ihr nicht» »u sagen, die anderen fielen auf die Knie und sie wußte, wo sie war. Dort sah sie den Grab stein. E» war dieselbe Stelle, an di« sie in der letzten Nacht gekommen war. Die Zahl der drahtlosen Depeschen, die im ver gangenen Jahr bis -um 1. Oktober 1S11 im Dienst der britischen Reichspoft befördert worden sind, §«igl das autzerorbentlich rasche Anwachsen dieses Ber- kehrsmittel». Bon der englischen Küste nach Schiffen hin wurden 5640, von Schiffen auf das Land 34 161 Telegramme geschickt, fast 9000 mehr als im voraus, gegangenen Jahre. Im ganzen wurde die Geneh migung für 107 Landstationen erteilt. Eine in- teressant« Erweiterung des von der drahtlosen Tele graphie umspannten Erdgebiets ist jetzt durch die Errichtung einer Station auf der Insel Spitzbergen geschaffen worden. Die Eröffnung ist bereits erfolgt, und es sind drahtlose Telegramme nicht nur nach dem nördlichen Norwegen, sondern sogar bis nach der grotzen Station Poldhu in Cornwall im südwestlichen England gesandt worden. Ein lang gesuchter Erbe. Bor zwei Jahren starb ein reicher pommerscher Grundbesitzer Ludwig Thom zu Jatzingen bei Pollnaw in Pommern. Zu den Erben gehörte auch fein Sohn Karl, der vor 27 Jahren nach Amerika ausgewandert war und seit dem nichts mehr hatte von sich hören lassen. Die deutschen Konsuln in Amerika suchten seit dieser Zeit vergeblich nach ihm. Bor einigen Tagen nun stietz ein Policeman bei einer Razzia auf einen Mann, der sich in dem Heuschober eines Gehöfts ein Lager gesucht hatte und sich bei seiner Festnahme Karl Thom nannte. Dem Schutzmann fiel der Name auf, er hatte gehört, datz ein Mann dieses Namens wegen einer Eroichaft gesucht würde, und der Auf- schlutz, den der Aufgegriffcne über seine Persona lien geben konnte, ließ unzweideutig erkennen, datz er der gesuchte Erbe sei. Auf der Polizei wurde ihm dann der letzte Brief aus dem Vaterland«, vom 18. Juni 1911 vorgelosen. Darin wurde unter an derem auch mitgetcilt, datz sich verschiedene Leute eines ähnlichen Namens gemeldet hätten, im Glau ben, sie wären Erbe geworden. Don den Vorgängen in der Familie drüben im Vaterlande hatte er nichts erfahren. Nun ist der völlig verarmte, aber an- ständig gebliebene Sohn auf diese romantische Weise zu seinem hübschen Erbe gekommen, das er in seiner Heimat zu verzehren gedenkt. L siemste / tz ru LXr dis H pfg penLluck. 8^2 Hl schreibt: Leit lLa-;e- rtr X-ik Imb > icb bei vor^ommondcu Oclogeubeiteu ,, Ikronr xcxcn Hü ten, llmserkcik, Ver-cststvimum» smv.c momen ano lodii-positioii mit t rkolg rw^ n'Lmlt und empfehle dies'lsteu a!s ZVttol ^ögea voidcuui ute bällo. 2u baden in den .zpotlickcu. d2Z0-> Patentanwalt , 00 :rv. Theater unü Musik. Neues Operettentheater. Leipzig, 22. Oktober. Die lustigen Nibelungen. Burleske-Operette in 8 Akten von Rideamus. Musik von Oskar Straus. Leipzig wird es sicherlich, wenn es nicht schnöde undantbar ist, der künstlerischen Leitung Les Ope- r«tten-Theaters, also vor allem Herrn Kapellmeister Willy Wolf und dem Oberregisseur Joses Groß, Dank wissen, daß sie nach den vielen senti mentalen Operetten der letzten Zeit eine Ausgra bung machten und die vor reichlich 10 Jahren mit großem Erfolg zuerst über die Bretter gegangene Burleske von Oskar Straus und Rideamus „Die lustigen Nibelungen" uns gestern zum ersten Male in Leipzig präsentierten. Ilm es gleich fcstznstellen: es war ein großer und ehrlicher Erfolg und für ab sehbare Zeit wird das Tbeater am Themasring volle Häuser haben wie gestern abend. Auf den Inhalt braucht man nicht näher einzu gehen, denn „Dre lustigen Nibelungen", obgleich es der Komponist bestreitet, sind und bleiben doch eine Parodie auf Wagner und zugleich auch auf Hebbels Nibelungen. Mit Recht Burleske aenannt. Denn der Blödsinn wird darin auf die Spitze getrieben, allerdings ohne zu verletzen. Man wird an Offen- bachsche Operetten erinnert in den grotesken Bühnen bildern. Der Ringkampf zwischen Brunhild« und Gunther ist einfach zwerchfellerschütternd, ebenso das Hochzeitsmahl und viele andere köstliche Szenen. Musikalisch steht dabei trotz des Blödsinns der Handlung die Operette ans ungleich anderer Höhe, als vieles Moderne. So ist z. B. gleich die Ouver türe außerordentlich fein instrumentiert. Hier wie in vielen andern Piecen findet man dezente, aber in ihrer Ausführung burlesk wirkende Ansvielnngen auf Wagner. Ich denke nur an das Sicasried- Motiv, das im fürstlichen Autosignal endet. Einige neuere „Schlager" hat Oskar Straus noch hinzu komponiert, so bas reizende „Sport-Duett" von der sporttreibenden Ehefrau, „Den ganzen Tao. La ruht sie nicht", und das furchtbar komische Morschlied „Von vorne, von vorne". Die verschiedenen Dov"«l- guartette und Ensemblesätze der ursprünglichen Operette haben aber gegen die neuen Einlagen nichts an Zugkraft verloren. In Willy Wolf fand Straus den richtigen musikalischen Leiter, der straff die aff schwierigen Ensembles zusammcnhielt und alle Nuancen prachtvoll hcrausarbeitete. Glänzend hatte die Regie die Darstellung heraus gebracht. Die Dekorationen waren ein Meisterwerk, ebenso die Kostüme in ihrer komischen Originalität. Aber nächst Komponist und Dichter — Rideamus hat fürchterliche Knüppelverse gedichtet, die uns zum Lachen zwingen —. Regisseur und Kapellmeister ver dienen uneingeschränktes Lob die Darsteller. Ohne Ausnahmen. Was Rudi Efaller als misepetri- ger, ängstlicher, kleiner König Gunther leistete, ist un übertrefflich komisch und aroiesk. Ebenso war The res« Miet als „kraftstrotzende Brunhild«", als „Ueberweib", schon durch ihre Fiaur eine Groteske für sich, noch mehr dann durch ihr Spiel, wie zum Bei spiel im Ringkampf und in der Vrautnachtszene. Margarete Nötzner als innige Maid Krim- Hilde entzückte durch ihre prachtvolle Stimme. Karl K r ü n w a ld. der erst einmal sich dem Publikum am Thomasring vorstellte, hat sich gestern abend sicherlich die Sympathien aller Anwesenden erspielt und ersun- gen. Im Gardeleutnantston und mit Gardcleutnants- manieren brachte er prächtige Satiren heraus und war dabei gesanglich und stimmlich sehr gut. Mary Sigl war eine urkomische Ute-Mama, Josef Groß ein drollig-grimmiger Hagen, und alle, bis zur letzten Choristin, gaben ihr Bestes. Man merkte allen Mitwirkenden an, sie waren von der Komik des Stückes angesteckt und spielten mit Leib und Seele. Mer sich einmal gesundlachen will, versäume nicht „Die lustigen Nibelungen". Man lacht noch auf der Straße über die verwundbare Stelle Sieg frieds, über das Femgericht mit leinen satirischen Anspielungen auf den Metternich-Prozeß — kurz, über alles. Das ausoerkaufte Haus am Sonnabend abend jedenfalls tat's und konnte sich des Beifalls, des wohlverdienten, nicht genug tun. Mit Recht! XV. v. 8. Konzert von Willy Burmester. Oft sind musikali- sche Kleinigkeiten der musikalische Schlüssel zum Herzen der Hörer. Nicht, daß der Künstler im Vor trag« kleiner Sachen am größten wäre. Aber erstaun lich ist doch, wie ein Willy Burmester so alte Tänzlein von Gluck, Haydn, Mozart, Dittersdorf in eigener Bearbeitung liebenswürdig und manchmal mit beinahe weiblicher Grazie darzubieten und einer Reihe von lauter Nichtsen Tschaikowskys einen schein baren Wort künstlerisch anzuheucheln versteht. So unterhaltsam so ein Bündelchen von Stücken und Stückchen an sich ist, so sehr man gern immer wieder die Burmcstersche Kunst nach allen ihren Emanationen hin zu schätzen weiß und sich sobwohl gestern Beethovens Kreutzer-Sonate ein wenig mehr nach Noten als nach Inhalt, Bachs E-Dur-Konzert da gegen ausgezeichnet schön und das Adagio über die Maßen herrlich gespielt ward) dem Zauber der Per sönlichkeit gerade dieses Geigers stets aufs neue willenlos überliefert — trotzdem meine ich, sei es hohe Zeit, die Burmestersche Programmtaktik nach jahrelanger Anwendung einmal zu ändern und auf die Wiederkehr von zehn solch kleinen Stücken zu verzichten. Des niedlichen Musenzeuas wird man doch leicht müde, vollends wenn der Künstler, vom allgewaltigen Beifall bewogen, gar noch ein jegliches zweimal zum besten gibt. Als Klavierpartner fun gierte wie früher zuverlässigst Herr Alfred Schmidt- B a d e k o w, der sich auch als Solist mit der beifalls werten Reproduktion der interessanten Humoreske Kauns, eines anziehenden Präludiums für die linke Hand von Scriabine und dem recht vergilbten deutschen Walzer Rubinsteins, an dem die Freischütz- Reminiszenz das Beste ist, Zustimmung erwarb. Wir haben über des berühmten Geigers Willy Bur- mesters erquisites Spiel früher an dieser Stelle so Ausführlilws und viel acsagt, Laß mehr zu sagen kaum noch übrig bleibt. Empfangen die Programme endlich eine neue und vor allem anziehendere Physiognomie, so wird dann auch Gelegenheit will kommenster Art geael»en sein, des Meisters Wesen und Eigenart des Weiteren zu ergründen, ü. 8. vermistlttes. Wie Franz Liszt mit Königen verkehrte. Zu dem bevorstehenden 100. Geburtstage Franz Liszts wird uns folgende charakteristische Episooe aus dem Leben des grotzen Meisters erzählt: Franz Liszt war beson ders gegen Hochgestellte von großer Würde und stolzer Zurückhaltung. Er hat es stets verschmäht, sich als Unterhaltungsobjekt für königliche Gäste benutzen zu lassen. Besonders geringschätzig benahm er sich dem Zaren Nikolaus l. und dem soaenannten „Bürger könig", Louis Philipp von Frankreich, gegenüber. Louis Philipp war im allgemeinen auf Musiker nicht findet bei uns ibron Ausguck in einem 8ortiment fertig em l_eger bstincilieber bilsters, 6es in seiner Vielseitigkeit uncl in seines- sorgfältigen 2usemm6nstellung eller irgenci- wie beecbtenswerten 8toff-txleub6iten tüi- jeclen blerrn Intei-esss beben dürfte: ^weireibige bilsters in weitem, engliscbem Zcbnitt mit und ebne ^üokengurt, aus weicben ^leuscbstotten engstertigt; rweireibige und eini-eibigs ^eglens, bei cienen 8cbulter und Bermel sus einem 8tüok gearbeitet sind, 8port- unci Automobil-Ulsters in exti-e weiten, breiten formen aus sebottiscbsn unci sngliscben biomespuns, sowie eus deutscben unci engiiscben fleusobstottsn, elles ist in grossen Sortimenten (25 blerren-Srössen) fertig sm l-egsr. Preise für Ulsters: 28.- 38.- 48.- 53.- 58.- kxtreteine Ouelitsten: 75.— 82.— bis 115.— tüi- eu!s Kundsnl 6sseb3tts-?pinrip: Verkauf ru sten aus festem Stück ver merkten »festen ?r«i,,n*. Kein Kadett — kein Skonto — »onstorn „Slsiebs ?k-si8s Ssm-er'-e/' L -r/fch a//e Sla-en. .