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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111010026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-10
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Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Mendebrunnen durch das Musilkorps des Infanterie regiment» Nr. 106 statt. Beginn 12 Uhr mittags. Programm: Thora!: „Eins ist not." Hochzeitsmarsch a. d. Op.: „Der Nattenfänger von Hameln" von Nestler. Ouvertüre zur Oper: „Tannhäuser" von Wagner. Fantasie a. d. Oper: „Der Troubadour" von Lerdi. „Stell auf den Tisch die duftenden Re» seden." Lied von Lassen. „Wenn die Fühchen sie heben." Walzer a. L. Optte.: Di« keusche Susanne" von Gilbert. „Oberst Pfeil-Marsch" von Matthey. * Weihnachtspakete nach dem Ausland«. Es empfiehlt sich, die Weihnachtspakete nach überseeischen Ländern, namentlich nach den Ber einigten Staaten von Amerika möglichst schon Anfang November zur Post zu liefern, damit die rechtzeitige Aushändigung dieser Sendungen an die Empfänger gesichert ist. * Mit dem deutschen Kronprinzen nach Indien, dies galt als Kernwort eines hochinteressanten mehr stündigen Bortrags, den der Reisebegleiter des zu- künftigen Lenkers der deutschen Nation, Herr Pro» fessor Dr. Georg Wegenerzu Beginn der Win- tervcranstaltungen der Abteilung Leipzig der Deutschen Kolonialaesellschaft vor einer stattlichen Zuhörerschaft dielt. Seine mit rauschendem Beifall aufgenommenen Ausführungen berührten zu nächst den günstigen Einbruch den die Reise des Kronprinzen auf die deutsche Nation gemacht, und führten dann, begleitet von zahlreichen Lichtbildern und kinematographischen Aufnahmen, in die Schön heiten des gewaltigen Landes ein, das eine Tröste wie das ganze Europa, mit Ausnahme des euro päischen Ruhland besitzt. Zuerst wurde Bombay, die große, glänzende Handelsstadt von 2 Millionen Einwohnern, betreten. Ihre wunderbare Schönheit stempelt sie zur Stadt der Palmen und Paläste, von der abseits die „Türme des Schweigens" liegen, in denen Geier die Toten einer persischen Sekte skelettieren. Don hier galt der Be such der Stadt Haiderabad. Unermeßlich reich isi diese und eine unbeschreibliche Pracht umgiebt den mit einer Zivilliste von 35 Millionen Mark ausge statteten Maharadscha, allein seine Macht ist nur Schein. Dann erzählte Redner von Prachtgast- mählern, von Säulenhallen und Prunkhäusern mit ihren wundervoll verzierten Gemächern, von blen denden Illuminationen, von Jagden auf Schwarz bockantilopen und Panther und erschlag die land schaftlichen und künstlerischen Schönheiten des phan tastischen Indien. Dann ging es in der Landschaft Najputan zur Siegesstadt Ieyvur, die in einer von Seen, Tempeln, Grab monumenten, und Palmengruppen übersäten Ebene liegt. Ieypur ist eine moderne Stadt in der zier lichen maurischen Architektur der Träume aufgebaut. Die ganze Stadt, in deren breiter Hauptstraße sich Palast an Tempel, Prachtfassade an Palast reiht, ist hellrosenrot,' alle Gebäude tragen eine feine, morgen rote Farbe, die durch das schimmernde Weist der Stuck- und Steinhauerarbeil reizvoll belebt wird. Hier in der Stadt der Dasallenbarone bewunderten die Reisenden den in reicher Pracht der Gewänder und des Schmucks schlanker, zierlicher Mädchen aus geführten Vajaderentanz, und nahmen den ausge dehnten Marstall des Residenten in Augenschein. Aus dem bewegten Leben Delhis führte dann die Fahrt in ein stilles Paradies nach Agra, nach einer Stätte des Friedens und der beglückenden Ruhe. Wie ein traumhaftes Phantasiegcbilde aus Tausend und eine Nacht tauchen hier vor der Stadt im duftigen Mor genschimmer schneeweitze Kuppeln, umstellt von vier turmhohen Minarets mitten im Grün auf. Dahin nach dem stillen Gebäude der Tadsch Mahall führte der Weg. Es ist ein gewaltiges arabisches Bauwerk, in feierlicher Schönheit und entzückender Harmonie der Formen aufgeführt und mit ornamentalen Koran- sprüchen und reizenden Arabesken in bunten Steinen verziert. Giganten scheinen den Bau begonnen, Ju weliere ihn vollendet zu haben. Ein Marmorfiligran von einem Reichtum der Arbeit, wie ihn die Welt nicht zum zweiten Male aufzuweisen hat. umgibt rn der hohen achteckigen Mittelhalle des Palastes den kleinen weißen Marmorsarg, in dem die qeliel^este aller Frauen, Arjamund, die Sultan« des Kaisers, ruht. Staunen erweckte diese stumme Elegie. Dann wurde die große Wallfahrtsstätte, die heilige Stadt Benares, erreicht. Auf dem abschüssigen Ufer des Ganges erheben sich in malerischem Wechsel und dicht an- und übereinander gedrängt: Paläste, Ee- lchrteninstitute, heilige Bäume, Moscheen, Tempel, zyklopische Mauerstttcke, von Strecke zu Strecke unter brochen von mächtigen, hundertstufigen, granitenen Riesentreppen und überragt von den schlanken Minarets der großen Moschee. Zwischen absonder lichen. terrassenförmig übereinander angeordneten Steingebilden steigen an den hohen Treppen bräun liche Inder auf und nieder, um das Geschäft des Betens und des Vadens zu vollziehen, während da neben Holzstöße zur Verbrennung der Leichen empor flammen und nach dem Erlöschen in den heiligen Ganges wandern. Im Boot wurde hier den heiligen Strom entlang gerudert. Auf einer der Schlamm inseln, die die vereinigten Delta des Ganges und Brahmaputra aufstauten, liegt das heiße Kalkutta, die Hauptstadt Indiens, der Sammelpunkt der Welt. Es wurde am Ende der Reise berührt und besichtigt, wobei bei den Festlichkeiten der Kronprinz sich leb haft am Sport beteiligte. Damit schloß auch der Vortrag. —-k. Boa der preustischen Bahn. Das Kartell der Verbände der preußischen mittleren Staatseisenbahn, beamten hat dem Minister der öffentlichen Arbeiten eine Bittschrift überreicht, in der u. a. um höhere Bewertung des Nachtdienstes, anderweite Regelung des Dienstwohnungswesens und Verbesserung der Urlaubsverhältnisse nachgesucht worden ist. Als ein erfreuliches Zeichen für das Interesse, das den Be strebungen der Beamtenschaft an maßgebender Stelle entgegengebracht wird, rst es anzusehen, daß der Minister die Kartell-Leitung um Einsendung einer weiteren Anzahl Exemplare dieser Bittschrift ersucht hat und daß der Kartell-Leitung von der Eisenbahn direktion zu Mainz im Auftrage des Ministers der öffentlichen Arbeiten der Vorbescheid zugegan gen ist, der Minister habe von dem Inhalte der Bttt- schrifr Kenntnis genommen, die Erfüllung der zum Ausdruck gebrachten Wünsche unterliege weiterer Prüfung. * Au» dem Leipziger Gastwirtsgewerbe. Für be reits bestehende Gast- und Schankwirtschaften erhiel ten in Leipzig und den Vororten anderweit Erlaub nis: zur Schankwtrtschaft: Albert Jakob, L.« Stötteritz, Seitengasse 3; Karola verehelichte Rier, L.-PIagwitz, Nonnenstraste 22; Paul Franke, L.-Neu« sellerbausen, Wurzner Straße 52; Gustav Kahl, Schreoerstraße 10: Wilhelm Hetzer, Südstraße 19, und Oskar Braune für die Kaserne des Ulanen-Regiments Nr. 18. Die Genehmigung z ur Kantinenwirt schaft wurde erteilt an: Otto Lindner, L.-Connewitz, Gartenvcrein „Erholung", und Petrus Schwarz. L^ Möckern, Geilbufscke Garten. Ferner erhielten Er laubnis zum Ausschank von nichtgeistigcn Getränken: Erika verehelichte Weichert, L.-Reüdnitz, Untere Münsterstraste 15. und Antonie Mostdorf, L.-Conne witz, Pegauer Straße 56. Einer vorhergehenden Notiz ist erklärend hinzuzufügen. daß die an Hermann Werner erteilte Konzession nicht Connewitz, Dölitzer Straße 14, betraf, sonder« Dösen 14, * Der Säurespritzer wieder an der Arbeit. Wie- derum ist einem jungen Mädchen auf dem Wege vom Georgiring bi« zur Tutsmuthsstraße in L.-Ltndenau die Kleidung mit einer ätzenden Flüssigkeit, vermut, ltch Schwefelsäure, begossen worden. Der Täter ist bisher nicht ermittelt. * Rheinländer-Verein. Dreimal Elf! Die Zahl, die in hundert Jahren nur ein einziges Mal vor kommt, sie ist diesmal die Devise des Rheinländer- Vereins, mit der er seine Freunde und Gönner an der Pleiße in Scharen heranziehen wird zu einer ersten Ealasitzung am 11. November d. I. Der Elfer rat sammelt schon alle seine tüchtigen Kämpen im Karneoalsleben, und es steht sicher zu erwarten, daß er eine glänzende erste Schlacht liefern wird gegen Griesgram und Muckertum. * Handtäschchenräuber. Am Montagabend gegen U8 Uhr wurc« im Hausflur eines Grunrstücks in der Asterstraste einer Dame von einem Unbekannten das Handtäschchen entrissen. Nach der Tat flüchtete der Räuber und verlor dabei seinen Hut. Das Hand täschchen war schwarz, hatte Lederhenke! und enthielt ein Zwanzigmarkstück und 6—7 .6 in verschiedenen Münzen. Der Räuber, dessen Persönlichkeit bekannt ist, ist 19 Jahre alt, aus L -Gohlis gebürtig, 1,75 in groß, hat blaßes Gesicht, blondes Haar und war be kleidet mit graugestrerfter Hose, schwarzem Jackett, braunem Vorhemd und schwarzen Schnürschuhen. * Ein gefährlicher Hypothekenschwtndler treibt gegenwärtig in hiesiger Stadt sein Unwesen und hat auch schon eine Anzahl Opfer auf dem Gewissen. Er inseriert in den Tageszeitungen, wonach «r Hypo thekengelder in Höhe van 15 000 anbietet, erscheint dann bei den Interessenten, verspricht ihnen die Gel der und weist sie an ein hiesiges Bankinstitut, wo an geblich die Gelder bereit liegen scllrn, nachdem er sich vorher für seine Bemühungen erhebliche Beträge zahlen ließ. Dem Gauner kommt es natürlich nur darauf an. die Auskunstsipesen zu erlangen; er ist etwa 10 Jahre alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß, von schlanker Gestalt, hat volles Glicht, blonden Schnurr bart und war u. a. bekleidet mit Hellem Sommer überzieher. * Plötzlich gestorben. Am 21. September war in ihrer Wohnung in der Reudnitzcr Straße eine aus Döbeln gebürtige Wirtschafterin plötzlich gestorben. Wie nunmehr festgestellt worden ist, ist der Tod der Frau aus natürlichen Ursachen eingetreten und ein Verschulden dritter Personen dabei vollkommen aus- geschlossen. * Einbrecher statteten zur Nachtzeit einem Geschäft in der Karl-Heine-Straste einen Besuch ab und stah len 30 bar, 5 Hasen, 3 Enten und verschiedenes andere. — Ferner wurden gestohlen aus einer Woh nung in der Könneritzstrage eine goldene Damen- Nemontoiruhr nebst inattgoldener, langer Kette im Gesamtwerte von 80 <K; aus einer lithographischen Anstalt in der Comeniusstraste in L.-Neudnitz 30 messingene Prägeplatten und 30 Autotypieplatten im Gesamtwerte von über 400 ^t; aus einer Woh- nung in der Erdmannstraße eine größere Partie neue Wäsche, darunter 12 Kopfkissenbezüge aus weißem Damast, 4 Kopfkissenbezüge aus feiner Leinwand, 3 Bettbezüge aus weißem Damast und 1 Dutzend weiße Handtücher mit dem Monogramm L. II. * Festgenommene Spitzbuben. Zur Rechenschaft gezogen wurden ein 30 Jahre alter Kutscher und zwei Arbeiter im Alter von 21 bis 33 Jahren, die in einem Kohlenqcschäft in Stellung waren und aus einer Ladung Briketts, die sie an einen Kunden ab liefern sollten, eine größere Quantität stahlen und oerlauften. — In Haft kam ein 17 Jahre alter Haus diener aus Ennewitz, der in einem Hotel des Ost viertels in Stellung war und dort eine Anzahl Klei dungsstücke und andere Gegenstände gestohlen hatte. Di« Beute konnte dem Burschen wieder abgenommen werden; desgleichen wurde ein 20 Jahre alter Ar beiter von hier, der verdächtig ist, aus Wägers di« auf der Straße ohne Aufsicht standen, Kleidungs-tücke und andere Gegenstände gestohlen zu haben, einge sperrt. gg. Probealarm. Wie bereits vor einigen Tagen vor der Nikolaikirche, so erfolgte heute ein solcher Probealarm von der Hauptfeuerwache aus vor dem Ratbause. Um 5,32 Uhr lief bei der Hauptseuerwache die Meldung ein. Sofort rückte der ganze Automobil löschzug ab. Unter Leitung des Branddirektors Dr. Reddsmann sowie des Brandmeisters Laue er folgte auf dem Neuen Rathause eine Prüfung der dort sehr zahlreich angebrachten Feuerschutzoorrich- tungen. Es wurden die Steigleitungen, Hydranten, Wasser- und Schlauchleitungen unter Ueberdruck «e- stellt. Drei Strahlrohre der Dampfspritze sandten eine Menge Wasser vom Turm aus sowie auch vom Gebäude selbst herab. Sämtliche Schutzvorrichtungen wurden auf das beste vorqefunden. Die Probe ver lief zur völligen Zufriedenheit 5er Leitung. Nach anderthalbstündiger Tätigkeit wurde di« Hebung be endet. pn. Ladenbrand. Montag abend 8.59 Uhr wurde die Hauptfeuerwache nach dem Koldhayngästchen, Ecke Nikolaistraße, gerufen. Dort befindet sich das Par tiewarengeschäft von Sprechmann. Reim Eintreffen der Wehr fand diese einen größeren Ladenbrand vor, bei dem eine Menge getragener Kleidungsstücke, Schuhwerk usw. brannten. Die Mannschaft griff so fort den Brand an, und es gelang ihr nach fast ein stündiger Tätigkeit, eine weitere Gefahr zu beseitigen. Entständen ist das Feuer vermutlich durch einen an- geheizten, defekten Ofen. Der Schaden ist ziemlich bedeutend. -ff- Unfälle. Zn einem Restaurant an der West straße wurde ein 35 Jahre alter Arbeiter plötzlich von Krämpfen befallen. Da der Mann sich nicht wie der erholte, so wurde er in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Auf dem Thüringer Bahnhofe wurde ein 35 Jahre alter Güterbodenarbeiter aus der .Kirschbergstraße in L.-Möckern beim Transport eines Heizkörpers, der dabei umfiel, getroffen, so daß er einen Unterschenkelbruch erlitt. — Am Bau des Post güterbahnhofs in der Nähe des Robrteick>s wurde ein 20 Jahre alter Maurer aus der Eeorgstraße in L.- Gohlis beim Tragen eines Trägers zu Boden ge worfen. Der Maurer erlitt eine schwere Brust quetschung. Böhlitz-Ehrenberg. Der Gemeinderat nahm Kenntnis, daß der ll. Gemeindeälteste, Maurer meister August Schirmer, der als solcher wieder- gewählt wurde, von der Königl. Amtshauptmann- schaft vervflichtet worden ist. — Auf eine Beschwerde des Gemcinderates über die Verunreinigung de« Luppenwassers durch Leipziger Abwässer hat die Königl. Amtshauptmannschast mitgeteilt, daß dies in diesem Jahre bei der anhaltenden Trocken heit eine allgemeine Beobachtung sei. Bei dem niedrigen Wasserstande könnten sich die ein- Pichenden Abwässer nicht genügend verdünnen Man hofft, daß durch die Beseitigung des Gundorfer Mühlenwehre» dem Uebelstande gesteuert werde. Mit Rücksicht auf den nun schon leit einer langen Reihe von Jahren anhaltenden Mißstand beschloß der Gemeinderat. sich mit diesem Bescheide nicht zu beruhigen und über den unhaltbaren Zustand Be- schweroe bet der Königl. Kreishauptmannichaft zu erheben. — Verschiedenen kranken und ausgesperrten Arbeitern wurde zur Bezahlung ihrer Eteuerrück- stände Geftundung gewährt. Sus Lachlen. * Ehemnitz, 9. Oktober. (Vereinsgründuna.) Durch den Evangelischen Arbeiterverein zu Chemnitz und Umgebung erfolgte am verflossenen Sonntag in Chemnitz die Gründung eines Evangelischen Arbeite rinnenvereins. Er wird sich dem Verbände Evange lischer Arbeiterinnenvereine Deutschlands anschließen, der heute bereits 25 Vereine mit über 3000 Mit gliedern umfaßt. j. Ehemnitz, 10. Oktober. (Lohnbewegung.) Gleich wie im Erzgebirge, so baden auch die hiesigen Posamentenarbeiter und -aroeiterinnen Lohnforde rungen «ingrreicht. Antwort wird bis zum 14. Oktober verlangt. — Gestern sind gegen 400 Kartonarbeiter in den Streik eingetreten. -o- Pirna, 9. Oktober. (Einweisung. — Todes fall.) Die mit der diesigen Oeffentlichen Handels schule verbundene Landwirtschaftliche Ableitung er hielt heute ihren neuen Lehrer in der Person des bisher in Prenzlau tätig gewesenen Herrn Wilhelm Gaube, wodei^u der Einweisung als ministerieller Vertreter der Geh. Oekonomierat Andrä erschienen war. Der bisherige Landwirtschaftslehrer Dr. Höfer wirkt jetzt als Direktor der Landwtrtscha'tlichen Schule in Meißen. — Kestern abend verschied im 69. Lebensjahre eine der bekanntesten Persönlichkeiten Pirnas, der Inhaber der Sachs. Emaillierwerke Stadtrat Hermann Eedler. Neben seiner umfang reichen industriellen Tätigkeit wirkte der Verblichene über 27 Jahre hindurch auch im kommunalen Dienste als Stadtverordneter und Mitglied des Ratskolle giums. Längere Zeit stand er noch an der Spitze der Pirnaer Kausmannsinnung. Tsyeschronlk. H. Bitterfeld. 10. Okt. (Postdirektor Wie - dicke) wurde nach Duisburg-Ruhrort versetzt. Er verläßt Bitterfeld am 1. Dezember d. I. — Ver schwunden ist seit einigen Tagen der 21jährige Friseurgehilfe Martin Mittmann, dessen Eltern hier wohnen. Der junge Mann ist nervenleidend und irrr jedenfalls herum. 8. Eilenburg, 10. Okt. (Eine ganze Diebes bande verhaftet.) Der Eilenburger Polizei gelang es, die Diebesbande, die seit Wochen hier Einbrüche verübt, dingfest zu machen. Sieben Tischler gesellen, die schon teilweise ihre Taten eingestanden, wurden verhaftet und der Tat überführt. H. Düben, 10. Okt. (Eine verhängnis volle Verwechslung) unterlief einem auf dem Rietmüllerschen Gut« in Pressel als Volontär wei lenden jungen Manne. Statt der üblichen Dosis Viehsalz mengte er dem für das Rindvieh bestimmten Futter das gleiche Quantum eines chemischen Dünge salzes bei, das den Tod von vier Rindern und die Erkrankung des gesamten übrigen Bestandes an Rindvieh zur Folge hatte. Greiz, 10. Oktober. (Automobiloerbin dung.) Die Fürst!. Landesregierung hat die den Verkehr hindernden Bedingungen einer Automobil verbindung von Greiz nach Zeulenroda usw. fallen lassen. Burgau, 10. Oktober. (B a u e i n st e l lu n g.) Die Einstellung der Fundamcntierungsarbeiten zum Neubau des Kalkringofens der vereinigten Chemi schen Werke zu Leopoldshall ist von der Bezirks direktion zu Apolda bei Androhung einer Geldstrafe angeordnet worden. s. Atzendorf, 10. Oktober. (Schwerbestrafter Leichtsinn.) Um schneller vorwärts zu kommen, hatten zwei junge Leuie ein Fahrrad an ein Motor rad gehängt. Zwilchen hier und Gutenswegen stürzte der Radfahrer und flog gegen einen Chausseebaum: mit zertrümmertem Schädel blieb er liegen. Auch der Motorfahrer stürzte und erlitt so schwere Ver letzungen, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Güstrow, 10. Oktober. (Raubmord.) In dem Dorfe Käselow glaubt man «inen Raubmord entdeckt zu haben. Der Verdacht, ein junges Mädchen er mordet und beraubt u haben, lenkte sich auf einen Vorschnitter, der wußte, daß das Mädchen im Besitze von 200 war. Der Verdächtige ist in seine Heimat in Russisch-Polen abgereist. Es sind sofort Anstalten getroffen, um seine Festnahme zu bewirken. Pose«, 10. Oktober. (Aus Anlaß der Schließung der Ostdeutschen Ausstel- lung) für Handel und Industrie wurden folgende Ordensauszeichnungen verliehen: der Rote Adlerorden 4. Klasse dem Stadtbaurat Schulz, dem Zeitungsverleger Wagner-Posen („Neueste Nachrich- ten"), dem Kommerzienrat Grünfeld-Beuthcn; der Adler der Ritter des Königlichen Hausordens von Hohenzollern dem Provinzialschulrat Bock. Ernannt wurden Oberbürgermeister Dr. Wilms zum Geheimen Regierungsrat und Fabrikbesitzer Kuhl zum König lichen Kommerzienrat. Mailand, 10. Oktober. (In Norditalien) haben mehrtägig« heftige Regengüsse ein Anschwellen der Flüsse und Seen verursacht. Wladiwostok, 10. Oktober. (Fünfzig japa nische Matrosen) sind hier eingetroffen, die sich aus einem Schiffbruch zweier Galeassen in der Großen Witsch-Bay gerettet hatten. London, 10. Oktober. (Madame Steinh «il), die in der Umgebung Londons lebt, soll, wie ein findiger Reporter entdeckt hat, damit beschäftigt sein, rhre Memoiren zu schreiben. Das Buch wird, nach den Versicherungen des englischen Gewährsmannes, bereits in den nächsten Tagen erscheinen. — Es ist nur zu begreiflich, Laß der Rubin, den ander« mit ihren Memoiren eingeheimst Haven, Frau Steinheil nicht schlafen läßt. Beklagenswert aber ist die also aufs neue „beschenkte" Mitwelt. — New York, 10. Oktober. (Bei Erdarbeiten) im Zentralpark explodierte Dynamit. Vier Arbeiter wurden in Stücke gerissen. * * Die Eomödie Francois« eröffnete ihr« Saison mit einer Novität der unvermeidlichen Autorenfirma LeFlers und de Taillav«t,die viel Theater, kenntnis und nicht weniger Esprit Haden, aber beides leider auf drei oder vier Stücke verteilen müssen, weshalb der Tee etwas dünn wird. In ihrem Stücke „Prime rose" würfeln sie einen ultraliberalen Kardinal und Acadömicten, der in Rom sehr unbe liebt, ist. jüdisch« Antisemiten und Camelots du Roy durcheinander, ohne Angst, daß es zu neuen Mani- festatioyen wie in Bernsteins „Apr^s moi!" kommen könnte. — Die Groß« Oper gab die dreihun dert st e Aufführung von Wagners „Lohengri n". Das Publikum war in Feststimmung und zollte Ieanne Bourdon (Elsa), Franz (Lohengrin) und Mme. Daumas (Ortrud) vielen Beifall. Seit dem „Lohengrin' -Skandal sind gerade zwanzig Jahr« ver gangen. ... vermischtes. Verbreitung guter Literatur. Welch« Fort schritte die Verbreitung guter Literatur in Deutsch land im letzten Jahrzehnt gemacht hat, dafür bieten ein glanzende« Beispiel di« Auflaaezahlen der Bücher der Deutschen Dichter-Gevächtntr-Sttf- tuna dar. Diese wurde vor noch nicht 10 Iakren gegründet, verfügt zudem nur über ein sehr kleines Kapital, und hat doch in dieser Zeit außer der Der- teilung von mehreren hunderttausend guter Bücher an kleine ländliche Volksbibliotheken an eigenen Büchern bereits 1^ Millionen Exemplare hergestellt; alle diese Bände sind trotz ihrer großen Billigkeit literarisch auf das sorgfältigste ausgewählr und äußerlich vorzüglich ausgestattet. Die höchsten Auflagen erzielten bisher die Bände der „Deut- schen Humoristen", die insgesamt in 180 000 Exem plaren erschienen. Diesen Auflagczahlen schließen sich an: „Deutsches Weihnachtsbuck/' mit 30 000, „Balladenbuch neuerer Dichter" mit 30 000, „Frauen- Novellen" mit 30 000, „Seegeschichten" mit 30 000, Max Eytb: „Der blinde Passagier" mit 30 000, „Kriegsgeschichten" mit 20 000, „Luther als deutscher Klassiker" mit 20 000, Ludwig Finckh: „Rapunzel" mit 20 000 Exemplaren. Gemessen an den Absatz- zahlen der Schundliteratur will dies allerdings noch immer nicht viel bedeuten. Aber der gute Anfang ist doch gemacht, und gemeinschaftlich mit den übrigen Sammlungen guter billiger Literatur, wie z. B. der Wies- badcner Volksbücher, der Hesseschen Volksbücherei, nicht zu vergessen auch der beiden ältesten Samm- lungen dieser Art der Reclamsiyen und der Meyer- schen Sammlungen sind doch ungezählte Mil lionen bester Bücher aus allen Litera tur- und Wissensgebieten in die breiten Massen des Volles geworfen worden. Es läßt sich kaum ausdcnken, wie die Verhältnisse liegen wurden, wenn dies nicht geschehen wäre. Eine ettrige Unter stützung aller dieser Bestrebungen zur Verbreitung guter Literatur ist daher nach wie vor aufs wärmste zu enrpfehlen. Die Lust im Schlafzimmer. Dem Europäer muß der Hunger nach guter Luft erst künstlich anerzogen werden. Die alten Deutschen mögen in ihrem ur wüchsigen Naturgefühl daran genug gehabt haben. Seiloem sich aber das Volk in mehr oder weniger enge Behausungen einzusperrcn begonnen hatte, verlor es mir dem erwachenden Behagen an den vier Wänden das rechte Gleichgewicht zwischen drinnen und drau- ßen und hielt es für den Gipfel der Gemütlichkeit, in den Stuben seine eigen« Lust zu atmen. Noch heute trifft man namentlich in den Bauernhäusern auf dem Lande, aber auch in den Mietswohnunaen her we- Niger wohlhabenden Stadtviertel alle Fenster ge schlossen, als wäre die bessere Luft in Len Zimmern und nicht draußen und müßte besonders gut verwahrt werden. In den Wohnzimmern, vorausgesetzt Laß solche in Trennung von dem Schlafzimmer über. Haupt vorhanden sind, ging das noch an, weil die meisten Hausinsossen einen Teil des Tages außerhalb des Hauses zu verbringen pflegen. Für die Schlaf zimmer aber muß die Forderung einer möglichst aus gieblgen Lüftung immer aufs neue eingeschärft wer den. Wo sie während des Tages ganz unbenutzt blei den, sollten die Fenster dann möglichst lange offen stehen, auch nach Eintritt der kälteren Jahreszeit. Die besscrgestelltcn Leute haben ferner eine Pflicht, in dieser Hinsicht auch an ihre Dienstboten zu denken, die von sich aus selten hinreichende Begriffe von Len Elementen der Gesundheitspflege haben. Dazu kommt, daß die Diener- und Mädchengclasse sogar in den neueren Häusern der Großstädte gewöhnlich recht eng und kümmerlich bemessen sind. Wenn dann das meist nur kleine Fenster nicht einmal zeitweise regel mäßig geöffnet wird, so nimmt die Luft in solchen Kammern bald eine Beschaffenheit an, die von der „Herrschaft" ohne Zweifel als unerträglich empfunden werden würde. Wer andere für sich arbeiten läßt, hat nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch «in eigenes Interesse, für ihre Gesundheit zu sorgen, und die Er ziehung zum Lufthuiigcr und Lessen Befriedigung ist keins der geringsten Mittel dazu. Die Elektrisierung der Schafherden. Eine sehr merkwürdige Nachricht kommt wieder einmal aus Amerika, ist aber dem englischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten wichtig genug er schienen, um darüber einen besonderen Bericht heraus zugeben. und damit die heimischen Landwirte und Viehzüchter beizeiten auf eine Segnung neuester Art hinzuweisen. Ein Professor Wenttvorth will auf seiner Versuchsfarm bei Rofcoille in Kalifornien die Beobachtung gemacht haben, daß der Einfluß von Elektrizität auf den Ertrag der Scbafzucht eine ganz auffallende Wirkung ausz,lüden imstande sei. Nicht nur die Vermehrung der Herden, sondern ganz be sonders die Menge der hervorgebrachten Wolle soll dadurch in erstaunlichem Grade gesteigert werden. Von einer Schafherde wurde eine Hälfte unter ge wöhnlichen Umständen belassen, die andere auf ein Feld getrieben, das sich unter einer elektrischen Kraft leitung befand. Die Folge davon hat angeblich darin bestanden, daß die elektrisierte Herde doppelt so viele Lämmer und ein um 20 v. H. schweres Vlies hervor brachte. Daß die Elektrizität den Pflanzenwuchs in günstiger Weise beeinflußt, ist schon eine alte Tat sache, ihre Wirkung auf Schafherden aber hat in Europa bisher wohl noch niemand geahnt. Uebri- gens hat gerade Europa allen Anlaß, auf diese auf merksam zu sein, weil es nach einer eben veröffent- lichten Statistik weitaus die größten Schafherden be sitzt. Es zählt danach 180 Millionen Schafe, während in Nordamerika nur 65 Millionen vorhanden sind. Etwas mehr besitzt Südamerika mit 100 Millionen und noch mehr Australien mit 120 Millionen. Der große Kontinent Asien soll angeblich nur 90 Mil- iolnen Schafe enthalten und Afrika sogar nur 45 Millionen. Lust am Meeresgrund«. Die großartige Tiefsee. Forschung, die mit der berühmten Fahrt des eng lischen Schiffs „Challenger" 1872—1876 begann und dann von allen Kulturvölkern durch größere Unter nehmungen gefördert worden rst, hat viele Ucber- raschungen gebracht, unter denen aber die zweifellos größte der Nachweis einer Lcbewelt bis zu Len ge waltigsten Tiefen des Weltmeers war. Da in diese Abgründe kein Lichtstrahl dringt, so sind die dort lebenden, meist höchst absonderlich gestalteten Tiere mit eigenen Leuchtkörvern ausgestattet. Trotzdem können sie in Tiefen vis zu 5000 Metern, wo sich wenigstens noch kleine Krustentiere und ähnlich« Ge schöpfe gefunden haben, nicht leben, wenn sie dort gar keine Luft hätten. In Len höheren Schickten des Meerwassers sind verhältnismäßig große Mengen von Luft aufgelöst, so daß es den Tieren nicht an dem nötigen Sauerstoff fehlt. Aber auch in jenen unge heuren Tiefen muß wohl noch Sauerstoff genug vor handen sein, um die Atmung dieser freilich wohl in ihren Ansprüchen recht bescheidenen Lwowosen zu gestatten, und es ist nun die Frage, wie dies Ga in )o groß: Tiefen gelangt ist. Die Antwort ist umso schwieriger, als das Pflanzenleben nur bis höchstens 500 Meter hinabreicht, daher also als Lieferant von Sauerstoff durch Zersetzung von Kohlensäure nicht mehr in Betracht kommt. Karl Hering unternimmt 4« der „Science" eine neue Lösung de» Rätsel», in dem er nochzuweisen versucht, daß di« Luft tatsächlich in einem fortgesetzten Strom von der Oberfläche de» Meeres bi« in die größten Tiefen hinabsteigt. Da da, Wasser den Sauerstoff der Luft leichter auflöst als den Stickstoff, so kommt dieser Naturforscher so gar zu dem Schluß, daß in Len TiesenjchiHten de» Ozeans das Wasser an Sauerstoff reicher ist al, in der Nähe der Oberfläche. Die Erklärung des Nieder- steiaens der Lu-ft sucht er darin, daß Wasser unter größerem Druck mehr Lust «lfzunechmen vermag.
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