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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111010026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-10
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Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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und britischen Kommunalbesteuerung und wendet sich dann Deut chland »u. Zwei Typen stellen in Deutsch, land die Extreme dar. In Bayern spielen zunächst die tarifierten Steuern, Malzaufschlaa, eventuell Pflasierzölle, der Zuschlaa zur staatlichen Besttzwechjel- abgade. Gebühren verschiedenster Art, neuerdings auch Lustdarkeitssteuern, eine beträchtliche Rolle. Hierzu tritt bisher ein Anteil an der Hundesteuer und vor allem ein System von Umlagen, gleich- maßigen Zuschlägen zu den staatlichen Ertrags» steuern. Bom 1. Januar 1912 an wird als Staats» steuer die allgemeine Einkommensteuer ein- gejährt, daneben bleiben mit herabgesetzten Sätzen Grundsteuer. Gebäudesteuer, Kapitalrenteniteüer und Gewerbesteuer bestehen. Gründlich reformiert wird nur die Gewerbesteuer, etwas die Kapital- rentensteuer. Die Umlagen werden künstig in Zu schlägen zur allgemeinen Einkommensteuer, die für Arbeitseinkommen gegenüber fundierten Ein kommen niedriger bemessen werden und iir Zuschlägen zu den 4 genannten Enragssteuern bestehen. Die Gemeinden erhalten nicht die Macht, die Ertragssteucrn zu resormieren und neu zu v->r- anlagen. Im übrigen statter Bayern künftig die Gemeinden mit einer besonderen Warenhaussteuer, mit der Steuer vom Wandergewerbe, der vollen Hundesteuer aus, und überläßt ihnen nach wie vor, aus dem gemeindlichen Malzamschlaq, Zuichlä.ien zur Grundbesitzwechselabgabe, Lnstbnrkenssteuern, Pflasterzöllen, Beiträgen und Gebühren eigene Ein nahmen sich zu bechaffen. Bei diesem Stadium provisorischer Regelung ist in Bayern weder nach der Leistungsfähigkeit noch noch dein Interesse der Gemeindebesteuerung konsequent zu verwirklichen. Erst wenn der Staat sich durch eine Vermögenssteuer die Mittel geschafft haben wir', um die Ertrags steuern den Gemeinden zur selbständigen Weiter bildung zu überlassen, wird man aus dem Provi sorium herauskommen. Der preufzische Grundgedanke seit Durchführung des Deklarationszwanges in ter Eintommeniteuer und Schaffung der Vermögentssteuer lautet: die Ge meinden sind angewiesen auf Zuschläge zur staat lichen Einkommensteuer oder auf Ausbildung beson derer Gemeinveeinlommensteuern. Im übrigen strebt man eine vorzugsweise Belastung der Grund- und Hausbesitzer und Gewerbetreibenden, nicht aber der Kapitalrentner durch die gemeindlichen Real steuern an. Hierzu treten Beiträge und Gebühren, eventuell auch Verbrauchssteuern und die Betriebs steuer aus Alkohol verschleißende Gewerbe. Erreicht ist in Preußen, dafz man ohne allzu bedenrliche hohe Einkommensteuerzu'chläge auslommt. In den Zu schlägen zur Staatseinkommensteuer und den beson deren Gemeiudeeinkommeniteurrn ist das Heran ziehen auch der Zensiten unter 900 Mark bemerkenswert und nicht ohne Bedenken. Die Borausbelastung der Gewerbetreibenden wird mit den durch Industriearbeiter verursachten beson deren Kommunalausgaoen motiviert. Trifft diese Motivierung schon auf Bersichsrungsunternehmungen. Banken und Großhandelsbetriebe nicht zu. so ist auch bei unveräuderrer Beibehaltung der nach Gewerbe kapital und Ertrag abgeslusten staatlich veranlagten Gewerbesteuer kaum eine Belastung der industriellen Arbeitgeber nach den verursachten Schul-, Armen lasten usw. genau zu erreichen. Der Ausweg, das; man bei blonderen Gemerndegewerbesteuern nach -er Kopfzahl der geringer bezahlten Arbeitskräfte die Unternehmungen herzieht, hat wieder das Be denken, dafz man unter Umständen in Berlustjahren die Gewerbebetriebe überlastet. Das preussische System ist zwar in feinen Grund- ideest das vollkommenste, doch ist keineswegs Die fünf Kometen. Nachdem das vorige Jahr die'en Ruhm vorweg genommen zu Haden schien, entwickelt sich nnn doch das Jahr 1911 zu einem echten Kometenjahr und wird vielleicht auch noch Gelegenheit geben, außer durch einen besonders guten Wein auch durch die Ericheinung eines großen Haarsterns eine wür dige Hundertjahrferer des durch beides be rühmten Jahres 1811 zu begehen. Im ganzen sind bis er in diesem Jahr 7 Kometen entdeckt worden, von denen jetzt 5 gleichzeitig am Himmel stehen, und von ihnen sind 2 bereits mit bloßem Auge zu seben. Es liegt jetzt eine genügende Zahl von Beobach ungcn über die e Gestirne vor, um wenigstens über die größeren und wichtigeren von ihnen genauere Angaben machen zu können. Gegenwärtig bietet der Komet Brooks das interessanteste Schauspiel dar. Er steht im Stern bild des Großen Bären, und da er bei klarem Himmel mit bloßem Auge deutlich als ein Stern zwischen zweiter und dritter Größe sichtbar ist, so hat es den Anschein, als ob der Schwanz des Großen Bären nunmehr aus vier statt aus drei Hellen Sternen be stünde. Ein gutes Auge kann ihn freilich an dem Besitz eines Schweifs von den benachbarten Fix sternen deutlich unterscheiden. Mit einem gewöhn lichen Opernglas wird dies Anhängsel noch deut licher. Der Schweif ist zurzeit gegen Nordosten ge richtet. Nach Beobachtungen aus der Insel Malta, die sich durch eine besonders günstige Almoiphäre auszeichnct, hatte der Komet bis zum 16. September keinen Schweif. An den beiden folgenden Tagen dagegen war ein solcher bereits mit bloßem Auge wahrzunehmen. Die „Astronomischen Nachrichten" haben zahlreiche Beobachtungen dieses Kamelen ge sammelt. Professor Nijland tritt nach seinen Größen messungen dafür ein, daß die Helligkeit dieses Kometen nicht stetig zu- und abnimmt, sondern ..unregelmäßigen Schwankungen unterworfen ist. Am 17. August war das Gestirn noch so schwach, daß es durch einen Srern von zehnter Größe völlig ausgelöscht werden konnte. Ein französischer Astronom glaubte nur eine schwache Verminderung des Lichts dieses Sterns feststellen zu könnet. Die Helligkeit des Kometen nimmt jetzt doch stetig zu. und der Schwerf, der vor e'ner Woche erst 2-4 Grad lang war, ist auf einer photographischen Aufnahme bereits durch eine Länge von 15 Grad zu verfolgen. Der zweite am nöcdlichen Himmel stehende Komet hat für die Wissenschaft mehr Interesse als für den Laien. Es ist der am 28. Derember 1901 von Bor- relly in Marseille zuerst gefundene Komet, der damals nur die äußerst geringe Helligkeit der zehnten Größenklasse besaß und Hann sehr schnell noch weiter an Glanz verlor. Trotzdem wurde damals seine Umlaufszeit auf rund sieben Jahre berechnet, und sein Wiederauftreten in diesem Jahr hat bewiesen, ,.daß diese astronomische Leistung ein Meister stück gewesen ist. Dadurch ist es sichergestellt worden, daß der Komet Borrelly in ge,chlosfener Bahn um die Sonne läuft, und so hat sich die Zahl der bekannten periodischen Kometen von 19 auf 29 erhöht. Dieser Triumph der Astronomie ist um so höher zu bewerten, als dieser Komet, der so end- gültig in die Genossenschaft des Sonnensystems aus genommen worden ist, zur Zeit seiner diesjährigen Entdeckung sogar nur von dreizehnter Größe war. Jetzt hat seine Helligkeit bis zur siebenten Größe zu- aenommen, io daß er schon mit schwachen Fernrohren beobachtet werden kann. Immerhin ist cs unwahr scheinlich, daß wir von ihm eine großartige Ent wicklung zu erwarten haben. Anders stehen die Dinge um den am 28. Sep- -. tember vop Beliawsky an einer kleinen Sternwarte auf der Halbinsel Krim entdeckten Kometen, der rasch zum Favoriten des Jahres geworden ist. Er sicher, daß überall in Preußen die Gerechtigkeits erwägungen, die sür das System ins Feld geführt werden, praktisch voll zu verwirrlichen sind. Trotz dieser Unvollkommenheit ist aus Lpportunitätsrück- sichten kaum etwas anderes möglich, als in Süd- deutsch'and auf die Dauer das preußische System nachzuahmen. Der zweite Referent, Stadtrat Dr. Boldt-Dort mund, führte aus: Die von Professor Lotz geschil derte Absicht des preußischen Kommunalabgabegesetzes, nach welcher inoireue Steuern und Ncalsteuern die Hauptsteuern der Gemeinde bilden und die Zuschläge zur Einkommensteuer erheblich herabgesetzt werden sollen, hat sich in der Praxis nicht verwirklicht. Trotz Einführung indirekter Steuern und höherer Zuschläge zu den Realsteuern müssen die Zuschläge zur Einkommensteuer in den meisten großen und mittleren preußischen Gemeinden seit Jahren etwa 59 bis 60 Prozent des Gesamt-Steuereinkommens liefern. Die Gemeinden sind infolgedessen gezwungen, auch jetzt noch hohe Zuschläge zur Einkommensteuer zu erheben, welche in der Hälfte preußischer Stadtkreise über 260 Prozent betragen. Diese ungleichmäßige Belastung hat zur Folge, daß Steuerpflichtige mit hohem Einkommen in reichen Gemeinden nur 7 bis 9 Prozent, in hochbelastetcn Gemeinden Ist bis 15 Prozent ihres Ein kommens an Staats- und Gemeinteeinlommenstcuer entrichten müssen. Tie ungleichmäßige Steuer belastung hat zur Folge, daß die begünstigten Orts den hochbclasteten Orten sortge etzl reiche Einwohner entziehen, während die steuerlichen Verhältnisse der minderbegnierten Gemeinden noch weiter verschlechtert werden. Die hohen Be astun en der Gemeinden werden im wesentlichen durch die hohen Auiwen- dungcn für das Dolksschuiwesen, die Polizeiverwal- rung uns das Armenweien verursacht, von denen man dre beiden erstgenannten Ausgaben eigentlich als Staats a..fgab''N bezeichnen muß. Die Belastung durch das Bolisschutweien beträgt in zahlreichen grauen und mittleren Gemeinden weit über 100 Proz. des Steuereinlommensteuerjolls und steigt z. B. >n Oberhausen aus 161, in Geilenkirchen auf 175 Proz, während die Lolksfchullastcn in den reichen Berti icr Vororten. Wiesbaden, Frankfurt a. M. rc. nur etwa 25-40 Prozent des Slaacseintommenstcuer- solls betiagen. Dieie Differenz wird, abge eben von der verschiedenen steuerlichen Leistungsfähigkeit der Gemeinden, besonders dadurch verursacht, daß in den Inoustriegemeinden etwa 17 bis 22 Volksschul- kinder, in den reichen Gemeinden nur etwa 6 bis 10 Volksschulkinder auf je 100 Einwohner entfallen. Eine steuerliche Entlastung der Jnduitriegemeinden könnte dadurch gefchassen werden, daß die Einkommen aus Aktien von industriellen Unternehmungen in den Gemeinden versteuert werden, in welchen sich die Industrieanlagen befinden. Da es zweifellos ist, daß noch viele Steuern durch unrichtige Steuer deklaration detraudiert werden, liegt es nicht nur im Interesse des Staates, sondern auch in dem der Gemeinden, daß durch Gesetz scharfe Strafen gegen Steueroefraudanten eingeführt werden. Ein Steuerdefraudant handelt viel ehr loser wie ein Armer, der aus Not einen Diebstahl begeht und dafür ins Gefängnis wandern muß. Der Steuerdeiraudaut schädigt alle seine Mit bürger, welche die von ihm unterschlagenen Summen aufvringen müssen. Nicht nur sollten Gefängnis strafen eingeführt, sondern auch der öoi« cvemualis rechtzeitig angezogen werden. Die Steuerdefrau- dalionen müssten durch gess^liche Einführung der Bucheinsicht und durch Anstellung staatlicher Revi soren verhcndert werden. Mit Professor Lotz sei der Redner nach den praktischen Erfahrungen, die er in bietet noch mehr Aussicht als der Komet Brooks, zu einem wirklichen Naturwunder an unserm Himmel <u werden. Schon am nächsten Tage wurde er in Kopenhagen gesehen und jetzt liegen bereits Be obachtungen aus Greenwich, Edinburg und andern Plätzen vor. Der augenblickliche Platz dieses Ge stirns ist in der Nähe des bekannten Fixsterns Denc- bola im Sternbild des Löwen Es befindet sich aber in rascher Bewegung nach Osten, und man kann darauf rechnen, daß es über eine Woche am Abend himmel erichcinen wird. Dieser Komet ist schon jetzt mindestens ebenso hell wie der Komet Brooks. Sein Glanz wird von einigen Astronomen auf die dritte, nach andern auf mehr als die zweite Größenklasse geschätzt. Er besitzt einen breiten Hellen Schweif von ganz anderm Aussehen als der des Kometen Brooks. Er hat die Form einer Parabel, die den Kopf selbst umhüllt, während bei jenem Gestirn ein Bündel auseinander wachsender Streifen von der Mitte des Kopfes ausstrahlt. Die letzte Nachricht von einer Beobachtung dieses Kometen ist jetzt aus Australien gekommen, wo der Schweif gleichfalls in groner Helligkeit wahrgenommen worden ist. Die beiden andern Kometen, die sich jetzt dem Auge darbieten, sind nur auf der südlichen Halb kugel sichtbar. Eine größere Ausm.rksamkeit hat von ihnen nur der von Quenisset und Brown unab hängig voneinander entdeckte Haarstern erregt. In den Photographien hat er einen runoen Kopf und Spuren eines Schweifs gezeigt. Seine Größe ist auf nur 0'/» geschätzt worden. Auch sein Spektrum ist ausgenommen worden und besteht nach den er folgten Untersuchungen aus Kohlenwasserstoff und Blausäure. 1er. I'ö. Keiledriele sus Süüsmeriks. Don Dr. Grotewald. II. Mit geminderter Fahrt geht es den breiten La Plata auswärts. Alle Augenblicke wühlen die Schrauben grauen Schlick in die schmutziggelben Wasser des ungeheuren Stromes hinein, von dem die Geographen nicht recht wissen, ob sie ihn als einen Lurch -en Zusammenfluß von Parana und Uruguay gebildeten riesig breiten und wasserreichen, aber ver hältnismäßig flachen Fluß, oder als einen durch Sinkstofse halb aufgesüllten Meerbusen betrachten sollen. Eins aber ist sicher, seinen Namen Rio de la Plata. Sildersluß, führt dieses schlammige, gelbgraue Gewässer mit größtem Unrecht. Auch von Silber bergwerken ist an seinen flachen Alluvialufern weit und breit keine Spur. Etwa zwölf Stunden währt die Fahrt von Monte video bis Buenos Aires, der weitaus größten Stadt Südamerikas, und in bezug auf räumliche Aus dehnung auch eine der größten Städte der Erde überhaupt. Die Einwohnerzahl von ca. Millio nen läßt die Stadt freilich hinter den volkreichen Hauotstädten Europas noch etwas Zurückbleiben. Hat man von Montevideo aber den aus gesprochenen Eindruck einer spezifisch spanisch-süd- amerikanischen Stadt, so wird man sich in Buenos Aires «her nach Südeuropa versetzt fühlen, wozu viel leicht der starke Einfluß französischer Kultur und das große Kontingent beitragen, das die Italiener zur Bevölkerung der Stadt stellen. Anderseits sind auch starke nordamerikanische Einflüsse nicht zu verkennen. Das deutsche Element ist vorwiegend vertreten durch Handel, Schiffahrt und Wissenschaft, sowie durch einige sehr viel besuchte Restaurants, während das englische sich in Eisenbahnen und namentlich auch in der Fleischindustrie großen Einfluß gesichert hat. So erhält Buenos Aires einen höchst internationalen Charakter, alle Kultursprachen hört man in seinen Straßen reden und Bestandteile aus allen Raffen 12jähriger Tätigkeit bei'der Veranlagung dieser Steuer gemacht hat. der Ansicht, daß die Besteuerung nach dem gemeinen Wert die richtige Be steuerung des Grund und Bodens sei. Die durch die Wer.zuwachssteuer geschaffene Heranziehung der unbebauten Grundstücke lühre dazu, daß Wohn gebäude errichtet werden, was aus sozialen Gründen als außerordentlich erwünscht sei. Die Gewerbesteuer muß in Gemeinden mit großen Industrieanlagen als Kopfsteuer ausgestaltet werden, trotzdem diese Steuer in schlechten Zeiten sehr drückend wirken kann. Gerade de: ungünniger Konjunktur, wenn auch die Einkommensteuer oeringere Erträge abwirst, lönnen die durch die Gewerbe betriebe den Gemeinden verursachten Lasten ohne die Kopfsteuer nicht gedeckt werben. Don indirekten Steuern ist eine der ertragsreichsten die Grund- stückum satzsteuer. Sie wi d von den Gemeinden nicht zu enibehren sein obgleich sic viel roher wirkt als die Zuwachssteuer, oa sie keine Rücksicht darauf nimmt, ob ein Grundstück mit Gewinn oder Verlust verlaust wird. Zweckmäßig ist ferner, daß die Schankkonzesfionssteüer sich, entsprechend den ministeriellen Vorschriften, enger an die Gewerbeklassen anschließt. Auch bet Verleihung oder gewinnbringender Ucbertraoung von Apo theker konzessiv» en sollte die Steuer entrichtet werden müssen. In Zukunft sollte dazu über gegangen werden, Schankkonzessionen möglichst nur für städtische Grundstücke zu erteilen und die Wirt schaften zu verpaßten. Ebenso würde sich nach dem Muster des Gothenburyer Systems die Verleihung von Schantkonzestionen an gemeinnützige Gesellschaften empfehlen, welche sich verpflichten, die Ueberschiisse den Gemeinden zur Wohlfahrtszwecke zu überweisen. Wen» das Recht der Gemeinden, Zuschläge zur Zu- wachsstcuer zu erheben, nicht weiter und freier ge staltet w rd, dann müssen die Steuersätze -es Zn- wachssteuergesetzes als zu niedrig bezeichnet werde». Die Landesregierungen sollten unbedingt die Er- höbnngen gemeindlicher Zuschläge -ur Zuwachssteuer nicht erschwere», sondern nach Möglicy.eit fördern, damit durch den Ertrag der Zuschläge die übrigen Steuern ermäßigt werden können. lLebh. Beif.) 2n d:r Debatte, die sich sehr lebhaft gestaltete, sprach u. a. Geh. Ne» gicrungsrat v. Nostitz-Pirna: Die sächsischen Ge meindesteuern haben das Charakteristische, daß die Gesetze nur die alleräußersten Lirettioen geben und daß die Gemeinden die größte Selbständigkeit haben. Da dis Behörden von ihren: Bestätigungsrecht fast gar keinen Gebrauch machen, so besteht in Wirklichkeit die Eemeindeautonomie. Aber die große Selbständigkeit hat auch manche Nachteile. So fehlen vielfach die Progreffionen der Einkommensteuer oder sie find nicht richtig angewendet. In einer großen Zahl von Städten fehlt die Grundsteuer, wo sie nicht fehlen dürfte. Daß die Gemeindeautcmomie, so frucht bringend und segensreich sie sonst ist, in der Ge- meindebesteuerung keine besonderen Vorzüge für Gemeinde und Steuerzahler hat, ist ohne Zweifel. Eine gesetzliche Regelung durch den Staat kann nicht entbehrt werden, wenn es nicht zum Schaden sür die Allgemeinheit und die einzelnen Steuerpflichtigen sein soll. politMe Nachrichten. Neuer Streik in England. London, 10. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Die Ar beiter der Kupferbergwerke in Swansea sind in den Streik getreten. Eie protestieren gegen die Einstellung eines Arbeiters, der der Trade-Unron nicht angehört. Die Ochrana bei der Arbeit. Moskau, 10. Oktober. (Eig. Drabtmeldung.) Di« Ochrana verhaftete gestern acyt Personen, hauptsächlich Studenten und Aerzte. Sie beschlag nahmte eine Korrespondenz, aus der heroorgeht, daß sämtliche Festgenommenen der terroristischen Partei angehören. Unter ihnen befindet sich auch ein Freund Bagrows, des Mörders Stolypins. Das Reifeprogramm König Peters. Belgrad, 10. Oktober. fEig. Drahtmeld.) Hiesigen Nlättermeldunqen zufolge ist die Abreise König Peters nach Paris für den 9. November d. I. festgesetzt. Der Besuch König Peters in Wien wird erst Ende dieses Jahres erfolgen. Flucht der Monarchisten in Portugal. Oporto, 10. Oktober. (Agence Havas.) Amtliche Kreise berichten: Die Monarchisten gaben Ca» zares auf und flohen nach P i n h e i r o V e l h o nordwestlich von Vinhaes, eine halbe Meile von der Grenze. Eine Abteilung Ncgierungstruppen ver folgte die Monarchisten. Beruhigende Meldungen ans Persien. London, 10. Oktober. fEig. Drahtmeld.) Die Lage in Persien bat sich gebessert und es ist mög lich, daß die englisch« Regierung auf die Maßnahmen, die sie vor einigen Tagen in Erwägung gezogen hatte, verzichtet. Für diesen Fall dürften keine Verstä» kungcn nach Ispahan abgehen. Es ist wahr scheinlich, daß die Abteilung von 800 Mann, die sich auf den: Weoe nach Schiras befindet, in Buschrra angekommen ist. Die Wirren in Mexiko. Mexiko, 10. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Aus gelegentlichen Zusammenstößen zwischen den Anhängern des Rebellenführecs Zapata und Len Vundestruppen geht hervor, daß der Frieden noch nicht gesichert ist. Nach Berichten der mexikanischen Negierung warfen die Bundestrunpen in Stärke von 300 Mann, die Axochiapan in der Nähe von Jonacatepec verteidigten, am Sonnabend 1500 Anhänger Zavatas zurück nach einem Kampfe, der die ganze Nacht dauerte. Auf beiden Seiten gab es viele Tote und Verwundete. Sonntag morgen sind für bis Bundestruppen Verstärkungen eingetroffen. Kus Leipzig MIÜ Umgegend. Leipzig, 10. Oktober. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwart» zu Dresden. Voraussage für den 11. Oktober. Nordostwird, heiter, nachts kühl, tagsüber wärmer, trocken. Pöhlbery: Glänzender Sonnenunter» und »auf gang, Himmelsfärbuna orange. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, starkes- langanhaltender Reif. * * Bürgerjnbilüum. Der Direktor einer Papier prüfungsanstalt Otto Theodor Winkler in Leip zig, Uferstraße 8, feiert morgen sein SOjähriges Bür» gerjubiläum. * Platzmusik. Mittwoch, den 11. d. M., findet di« militärische Platzmusik auf dem Augustusplatze am iiii muß die argentinische Nation in sich aufnehmen und assimilieren — eine nicht leichte Aufgabe, wie wir Deutschen an unseren argen Schwierigkeiten mit de» Polen am besten ermessen können. Vom Fluß aus gesehen, bietet Buenos Aires dem Auge zunächst wenig Anziehendes. Langsam nur schält sich die auf ganz flachem Gelände erbaute Stadt aus dem Horizont heraus, und Las Gewirr von Schiffen, Lis auf der Reede und in den Häfen liegen, läßt einen Eindruck von der Stadt vollends nicht eher zustande kommen, als bis man mitten in ihr Ge» triebe hineingeraten ist. Die eigentliche Stadt Buenos Aires ist außer ordentlich planmäßig und übersichtlich gebaut. Am La Plata ziehen sich zunächst die langgestreckten, ganz modernen, aber dem Riescnverkehr schon heute nicht mehr genügenden Hafenanlagen hin. Dann folgt ein boulcvardartiq angelegter Straßenzug fPaseo Eolon — Paseo de Julio), der die Hafenanlagen von der eigentlichen Stadt scheidet. In der Mitte dieses Straßenzuges, gewissermaßen als Schlüssel des ganzen Stadtplans zu betrachten, steht das Regierungs gebäude sCasa de gobierno), Las die Wohnung des Präsidenten und die Räumlichkeiten der meisten Mi nisterien enthält. Seine Hauptfront wendet es dem Hauptplatz der Stadt, der imposanten Plaza de Mayo, zu, von der aus sich der gewaltige Boulevard des Avenida de Mayo weiter landeinwärts erstreckt, die Stadt in zwei Hälften teilend. Alle Straßen laufen nämlich der Plaza und Avenida de Mayo entweder parallel oder zweigen sich rechtwinklig von ihnen ab. In ersterem Falle laufen die Hausnummern vom Strom ab, im zweiten von der Avenida bzw. Plaza de Mayo. Die Nummern zählen nun aber nicht die Häuser, sondern einen laufenden Meter Straßen front, so daß man an der Nummer sofort erkennen kann, wie weit man von der Avenida bzw. vom Wasser entfernt ist. Dadurch erklären sich auch die gewaltig hohen Hausnummern von mehreren Tausen den, die hier nicht selten sind und jeden Fremden zu nächst verblüffen. Sobald man sich an das System erst gewöhnt hat und namentlich erst auseinander, halten kann, welche Straßen parallel der Avenida laufen und welche senkrecht zu ihr, so ist es unmöglich, sich in Buenos Aires zu verlaufen. So verschieden diese Menschen nach Herkunft, Ab stammung. Bildung und Beruf nun auch sind — ein Zug ist ihnen allen gemeinsam, vom Minister bis zum letzten Pesu (Tagelöhner), ein Zug, der dem Fremden schon in der ersten Unterhaltung auffällt: alle sind sie von einem unerschütterlichen Vertrauen auf die Zukunst ihres Landes erfüllt, all« beseelt sie ein stark entwickelter Stolz auf die seitens des argen tinischen Volkes in den letzten fünfzig Jahren, oft unter schwierigen Verhältnissen, tatsächlich erreichten Erfolge. Sie fühlen sicb bewußt oder unbewußt, aber sicherlich mit Neckt, als die Träger einer großen historischen Ausgabe, deren Lösung ihnen zum Teil auch schon gelungen ist: nämlich der, aus den menschenleeren Pampas, aus den schwer zugänglichen Baigegcnden des Westens, aus den Chacowäldcrn des Nordens, olles in allem aus drei Millionen Quadratkilometern Landes eine» modernen Kultur staat zu machen — mit dem Material, das ihnen vor hundert Jahren eine zusammcngebrochene Kolonial regierung hinterließ. Kein Wunder, daß erst fünfnq Jahre darüber hin gehen mußten, ehe die junge Nation an innerer Kraft so viel gewonnen haben konnte, daß sie erst von da an, bis zur Präsidentschaft des Generals Urquiza, ihren eigentlichen Aufschwung datiert. Gln verlorener Schstz üer Liirensiks. Die Münzen der kriegsbedrängten Cyrenaika zeigen an ihrem Rande einen Kranz von Silphien- blättern: eine Erinnerung an ehemalige Tage de» Wohlstands und des Reichtums. Denn die Cyrenaika war im Altertum durch den Saft des Asants berühmt und durch den Verkauf dieses vielgesuchten Gewürzes und Heilmittels floß Wohlstand und Reichtum in das heute verarmte und kahle Land. Fast alle Schriftsteller des Altertums erzählen von diesem Aiantsaft, den die Römer las vrpinum nannten, und Plinius erzählt, daß dieser Silphiensaft mit Silber ausgewogen wurde. Der Wert dieses Pflanze». Produktes war so groß, daß selbst der Staat bei Ein treibung der Steuern und Abgaben den „Opos" ohne weiteres in Zahlung nahm. Man gewann den Saft durch einen Schnitt in die Wurzel des Baumes, ein harzartiger, gummiähnlicher Stoff quoll hervor und nahm dann bald festere Form an. Aber die Kultur dieser Bäume, die einst eine Hauptein- nahmequelle der Eyrenaika war, verschwand plötzlich auf noch heute nicht völlig aufgeklärte Weise. Plinius meint, die öffentlichen Hirten hätten ihr Vieh frei weiden lassen und bannt die Vernichtung des kostbaren Baumes herbeigeführt. Zur Zeit Neros fand man in ganz Cyrenaika nur noch einen einzigen Baum, der als Ehrengabe dem Kaiser über- sandt wurde. Nach erner anderen Schilderung zer störten die Bewohner der Cyrenaika selbst die Ajant- kulturen, um gegen die übertriebenen Abgaben und Zölle zu protestieren. Alle Forscher, die später das Land bereisten, haben sich eifrig mit den Traditionen des Asants beschäf- tigt, aber noch nie ist es gelungen, das plötzliche Verschwinden des kostbaren Baumes zu erklären. Heute findet man von den zur Familie der Umbel- liferen gehörenden Pflanzen nur noch eine andere Art zwilchen dem Aralsee und dem Persische» Meer busen: aber in Nordafrika ist sie vollständig ausge- starben. MeürlH Segar, der Reformator des deutschen Männergesanges, dessen Verdienste um die Musik schon im Jahre 1889 die Universität Zürich anerkannte und ihn zum Ebren- doktor ernannte, wird morgen 70 Jahre alt. Die Geschichte der Musik kann an seinen Werken nicht vorübergehen. Zn einer Zeit, da der „Liedertafelton" in Ehren stand, zeigte er ganz neue Wege. Das Un gewohnte, Effektvolle, Originelle und Blendende in seiner Kunst brach sich bald Bahn. Sein« Männer chöre a cappcVa, die man für unausführbar hielt, sind populär geworden und zählen heute zum eisernen Bestand aller ernst zu nehmenden Gesangvereine. Wir denken an die stimmungsvollen Männerchöre, denen man im Konzertlokal immer wieder begegnet: „Morgen im Walde", „Gewitternacht". „Nebeltag", „Das Märchen am Mummelsee", „Die Trompete von Graoelotte", „Kaiser Karl in der Iobannisnacht", „Walpurga", „Totenvolk", „Schlaswandel". Seine be-^ üeutendste Schöpfung ist Los Oratorium „Manaffe", das uns in die babylonische Gefangenschaft versetzt. In allen seinen Chören deckt sich Wort und musika lische Empfindung, ein großer, einheitlicher Zug tritt zutage, eine wirkungsvolle tonmalerische Lharakte. risti! von einer Stimmungsgewalt, wie sie wohl ver einzelt in Orchesterwerken zu finden ist. aber niemals wieder .'in n ospvcäla - Chören erreicht wurde. — Hegar wurde in Basel geooren. Schon als Knabe trat er als Solist auf. Er studierte in Leipzig unter Ferdinand David, Moritz Hauptmann, Julius Rietz und Friedrich Richter, später in Paris und London. Julius Stockhausen brachte ibn auf seine Dirigenten, laufbahn. 1863 berief man ihn als Kapellmeister an die Züricher Oper. In Zürich hat er sich um das Musikleben außer- gewöhnliche Verdienste erworben. Seine Verdienste aber um den Männergesang werden unvergessen bleiben. L. L.
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