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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140325016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914032501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914032501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-03
- Tag 1914-03-25
-
Monat
1914-03
-
Jahr
1914
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Morgen-Ausgabe »kr». kür krlpxlg und Vororte Sur» unser« rrgaee VKAUgSprei^e. uaü Spediteur« rmaitSott» io» hau» ««drachtr monatlich I.S5 M., oiertellShriich Z.7I M. Sri der SeschSstssteU«, unser, ZlUale« und sluogadegellen adgeholt: monatlichim.,vlertellührllchSM. Durch dl» Post: innerhalb veutschlondo und Ser deutschen «oiouieu monatlich 1^0 M„ vlertellükrlich «.SS «I.. ouoschlieftllch postd»N«U,»ld. Va» Lelpzlger Ta,rdiatt rrschelnt werNag» »mal, Sona» u. Z«iertog» Imal. 2a Leipzig, Sen Nachbarorten und Sen Drtrn mit eigenen Zlllolen wir» dl» stdenüauogade noch am NbenS de» erscheinen» in, Hou» geii«s«rt. Serüner Neüaktion: In den Zelten 17. Zernsprech-ftaschlug: Moabit Nr.«»7. Nr. 152. /lmdsblcM des Rates urrd des potirercmates der Stadt Leipzig Sedaktlon und SeschSstsstell«: ^ohanniagag« Nr.». * Zernsprech-slnschla- Nr. »<S»L 1<d0Z and 14»»4. ISS. Jahrgang Nazelgenpreise: L »oa ouswdrt» 3» Pf.. Neklamen 1.2S M., Klein, Anzeigen »iepetitzeile nur 2Spf.d.Vl«d»rhol.Nab.,Snseralr von Vckdrüen im omtlichenEeü die Petit» zeil» SS Pf. Seschästoauzeigrn mit playvorschrift im Preise erhöht. Nabatt nach Tarif. Srilogear Sekamraufl.»M.üo»<lausend auoschl.posteeduhr. Mozeigen-stanabme: lohaanisgalse«, del sämtlichen jilialen o,» Leipzig«« kageblottr» und ollen Nanone,n»Txpedltl»a»a de» In» und sluolanüe». Geschäft»»«,« für Serlln u.dir pr.Vraadeadurg virektionwalterZlicgel, Serlia w I» Maraorethenstrag« «. Zernsprech»KnschluS: LUbow SS7I. Minwoai. den 2S. Mr;. IS 14. Das Wichtigste. * Die Eewerbekammer Leipzig sprach sich in ihrer gestrigen Sitzung gegen die Erteilung von Fachunterricht innerhalb des Lehrplans der Fortbildungsschulen aus. (S. Bericht.) * Die Wiener Männergesangvereine gaben zu Ehren des Leipziger Männerchors am Dienstagabend einen großen Kommers im Dreherpark zu Wien. Der sächsische Ee andte Graf Rex hielt hierbei eine Ansprache. (S. bes. Art.) * Auf der Spree in der Nähe von Köpenick wurde ein Fährkahn von einem Schleppdampfer überrannt, wobei fünfzehn Personen ertranken. lS. Nachr. vom Tage und Letzte Dep.) "Der König von Württemberg besuchte am Dienstag Las Rathaus in München und nahm dann in der w ü r t t e mb e r g i s che n Ge sandtschaft das Frühstück em. Bei der Galatafel im Rejidenzichloß tauschten König Ludwig von Bayern und der König von Württemberg herzlich gehaltene Trint.prüch-e aus. (S. Deutsches Reich und Letzte Dep.) * Der Reichstag erledigte in seiner Dienstag- Sitzung einige Anfragen sowie den Etat für Kiau tschau. lS. Bericht.) UngesteMe unMoMurrenLkiause! Von Dr. Hugo Nötiger, M. d. R. Die sozialpolitische Gesetzgebung des Reiches hat den Kreis der Fragen, die den gewerblichen Arbeiter betreffen, durchschritten und wendet sich jetzt Len In teressen der Angestellten zu, der jungen Kaufleute und Techniker, jener zweiten Schicht von Abhängigen, die mit der Entwicklung von Handel und Industrie eine immer größere Bedeutung für unsere Volkswirt- schajt gewonnen hat. Und zwar äußert sich Las In teresse in einem besonders schnellen Tompo, als gelte es, verlorene Zeit wieder einzuholen. Kaum ist die Versicherung der Prioatbeamten in Kraft getreten, da werden schon wieder zwei neue Gesetze, die Regelung Ler Sonntagsruhe und der Konturrenz- klaujel für Angestellte, in Angriff genommen, und die Reform des Patentrechts wird jedenfalls auch nicht ohne bedeutende Zugeständnisse an diesen grogen Berufsstand unter Dach und Fach kommen. Erst Lie starken Organisationen haben diese gesetz geberische Regsamkeit in Betrieb gefetzt, und die bür gerlichen Parteien Les Reichstags müssen zugeben, daß hier ein Arbeitsrückstand bald erledigt werden muß, soll sich nicht ein mächtiger und au,olühender Teil Les neuen Mittelstandes über Zurücksetzung und Mißachtung seiner Rechte mit Grund beschweren kön nen. Aber die Mittelstandspolitik im alten Sinne, die man auf allen Parteitagen gepriesen hat, und die man auch keinesfalls über Bors werfen darf, nötigt die Parteien, Len zu weitgehenden Forderungen der Interessenten einen Zaum anzulegen; das Ergebnis ist dann mitunter ein Kompromiß, Len die Regierung nicht annehmen will, und der, würde er schließlich doch zum Gesetz erhoben, bei Prinzipalen und An gestellten das gleiche Gefühl der Unbefriedigung Her vorrufen müßte. Bei dem Gesetzentwurf zur Aende- rung der §8 74—76 des Handelsgesetzbuches, bei dem sogenannten Konkurrenzllauselentwurf, ist diese un erfreuliche Entwicklung an verschiedenen Punkten, so bei der Frage der Gehaltsgrenze und bei der geheimen Konkurrenztlausel zutage getreten. Das Plenum des Reichstags kann, nachdem die Kommission ihre Arbeit abgeschlossen hat, vielleicht noch einen retten den Ausweg aus der Sackgasse finden, oder es muß sich ebenfalls mit der Weisheit trösten, daß der Kom promiß der Vater aller Politik und alle», geordneten Zusammenlebens ist. Die Negierung war bereit, Lie geltenden Bestim mungen des Handelsgesetzbuches, die den Angestellten nach der Beendigung Les Dienstverhältnisses gegen unpassende und schädliche Konkurrenzoerbote schützen, namentlich durch die Einführung der bezahlten Karenz, zugunsten des Angestellten zu erweitern. Will der Prinzipal den Angestellten durch die Konkurrenz klausel in seinem Weitcrkommen beschränken und sich für seine Eefchäftseigenart einen Schutz ausbedingen, so soll er ihm dafür während der Dauer der Beschrän kungen eine besondere Entschädigung gewähren. Das war der Kern der Reform. Im Interesse der kleinen Betriebe sollte keine bezahlte Karenz oorgcschrieden sein, wenn die Gültigkeit der Konkurrenzklausel sich nicht über ein Jahr und nicht über zwei Kilometer im Umkreise erstreckt. Diese Reformvorschläge erschienen der Kommission viel zu mager. Ein Teil verlangte allgemeines Verbot der Konkurrenzklausel, entsprechend dem einmütigen Wunsche der Angestelltenverbände, weil sie die Abhängigen sehr schädige und Niederdrücke und volkswirtschaftlich keinen Nutzen habe. Denn es gäbe keine besonderen Kenntnisse und Beziehungen im Kaufmannsbetriebe, die ein Angestellter fortnehmen, anderen zutragen und auf die Art das alte Geschäft schädigen könne; eine Kundenliste und Bezugsquelle könne man jederzeit mit Hilfe von Adressenoureaus und Auskunfteien erfahren. Aber der junge Kauf mann selbst würde im Fortkommen auf Schritt und Tritt gehindert und Lurch die Konkurrenzklausel, die wie eine Personalsperre wirke, im Lohn gedrückt. Das allgemein« Verbot erklärte die Regierung für unannehmbar- die vielen strasgerichtlichen Ver urteilungen bewiesen, wie oft wirkliche Interessen der Geschäftswelt durch den Uebergang zum Kon kurrenten geschädigt würden. Und nun fügte die Mehrheit Bestimmungen ein, wonach das Wett- bewerbsoerbot unverbindlich sein soll, wenn es nicht zum Schutz eines berechtigten geschäftlichen Inter esses Les Prinzipals dient und wenn es sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Iahreif nach Beendigung des Dienstverhältnisses erstreckt. Das Konkurrenzoerbot soll direkt nichtig sein, wenn das Gehalt den Betrag von 1800 nicht übersteigt. In der Aufrichtung der Gehaltsgrenze, bis zu Ler Kon kurrenzklauseln überhaupt verboten sein sollen, sah man den wichtigsten Schutz; die größte Zahl der in Frage kommenden Personen bezieht überhaupt kein Gehalt von 2000 oder 1800 .tt; sie ist also von vorn herein vom Konkurrenzverbot verschont. Die Kom mission wollte in der ersten Lesung diese Grenze dis 3000 hinaufschieben; die Regierung setzte aber ein unbedingtes Unannehmbar entgegen, dem sich die Kommission fügte, und so einigte man sich fast in der Mitte auf 1800 -tl. Ein gleiches Schicksal der Ablehnung erfuhr der Kommissionsantrag, die Entschädigung bei der be zahlten Karenz auf das volle Gehalt zu erhöhen, was dem Angestellten ein volles Feierjahr verschafft und als Prämie auf Stellungswechsel gewirkt hätte. Nach dem Entwurf sollte die Entschädigungsfrage so geregelt werden, daß sie im ersten Jahre nach dem Verlassen des Dienstes ein Viertel des zuletzt be zogenen Gehalts, im zweiten Jahre ein Drittel und erst im dritten Jahre das volle Gehalt darstellen sollte. Die Kommission einigte sich dahin, daß für jedes Jahr des Verbotes die Hälfte des Gehalts fest gesetzt werden soll. Eine besondere Stellung nimmt das Wett, bewerbsverbot im Auslandshandel ein. Das Geschäft ist hier aufgebaut auf dem per sönlichen Verkehr von Agenten und Vertretern; große Kapitalien müssen von der Heimatsfirma auf gewendet werden, ehe neue Stützpunkte gewonnen und neue Beziehungen angeknüpft werden. Geht der Auslandsvertreter plötzlich zur Konkurrenz, die ja leicht höheres Gehalt zahlen kann, da ihr die kost spieligen Vorarbeiten erspart geblieben sind, so ist mit einem Schlage alle bisherige Arbeit und alle Zukunftshoffnung vernichtet. Hier sollte nach dem Entwurf die bezahlte Karenz fortfallen; di« Kon kurrenzklausel sollte auch ohne Verpflichtung des Prinzipals zur Zahlung einer Vergütung 'ültig sein. Das hat die Kommission anerkannt, weil es ja auch im Interesse der Angestellten liegt. Denn eine zu weit gehende Belastung des Prinzipals durch die deutsche Gesetzgebung hatte leicht dazu führen können, daß die Firma, die mit dem Auslände arbeitet, die Angestellten hierfür im Auslande suchen würde, um Ler heimischen Fesseln ledig zu sein. Ohne bezahlte Karenz sollen auch Angestellte mit einem Gehalt über 8000 .X bleiben. Einmal haben sie durchweg Ver trauensposten, wobei eben Verschwiegenheit vom Prinzipal vorausgesetzt werden darf, und zweitens sind sie in solcher sozialen Stellung, daß die Kon kurrenzklausel sie in ihrem Fortkommen nicht hindert. Hier kann also jedenfalls auf die Sonderbelastung Les Prinzipals, die zudem auch noch sehr hoch aus fallen würde, im Interesse des Gedeihens unseres Außenhandels verzichtet werden. Die kleinen Ge schäftsinhaber, bei denen die bezahlte Karenz ent behrt werden sollte, falls die Konkurrenzklausel nur für ein Jahr und für den Umkreis von zwei Kilo metern um den Geschäftsraum galt, hat die Kom mission ungnädig behandelt. Sie hat diese Bestim mung des Entwurfs fallen gelassen, und es muß zu gegeben werden, daß die räumliche Abmessung reich lich künstlich ist und zu vielen Streitigkeiten führen würde. Hart gekämpft wurde um die sogenannte ge heime Konkurrenzklausel, um die Abrede, durch die die Prinzipale sich geheim untereinander verpflichteten, Angestellte nur mit Einwilligung des bisherigen Prinzipals zu engagieren. Dagegen sollte eine neue Bestimmung der Gewerbeordnung, ein neuer 8 152u helfen; und zwar sollten in Zukunft Vereinbarungen der Arbeitgeber untereinander ver boten sein, durch die den Arbeitern und den Ange stellten das Fortkommen erschwert und ihr« gewerb liche Tätigkeit für die Zeit nach Beendigung des be stehenden Dienstverhältnisses beschränkt wird. Der Gesetzgeber müsse damit rechnen, so wurde betont, daß in dem Maße, wie durch das neue Gesetz die Konkurrenzklausel eingeschränkt würde, Umgehungen auf dem Wege der geheimen Verabredungen versucht werden würden. Aus der Kommission selbst wurde die Möglichkeit bestritten, bei der Regelung der Kon kurrenzklausel die Frage der Koalitionsfreiheit, wie sie die Gewerbeordnung vorsieht, neu zu ordnen. Man wählte also die Fassung, die mit dem Handels gesetzbuch sich vereinbaren läßt, daß § 152 Abs. 2 der Gewerbeordnung auf jene geheimen Verabredun gen der Prinzipal« Anwendung finden sollte, Hand lungsgehilfen nur unter bestimmten Voraussetzungen anzustellcn. Die Regierung erklärt jetzt, sie lasse das ganze ltzesetz scheitern, wenn der Reichstag dem Be schluß der Kommission beitrete. Der Verstoß gegen das geltend« Koalitionsrecht, die einseitige Inangriff nahme der schwierigen Frage, die nur unter Wahrung der Rechte beider Teile gelöst werden könne, müsse aus sachlichen und prinzipiellen Gründen abgelehnt werden. Streit gab es dann noch über d«en Erfüllungs - anspruch des Prinzipals, der bei vereinbar ter Vertragsstrafe dem Prinzipal den Anspruch auf Erfüllung des als sittlich und rechtlich anerkannten Vertrages cinräumt, weil er ja selbst bei Verein- barunq eines Konkurrenzverbotes auch zu besonde rer Gegenleistung verpflichtet, ist. Da muß denn auch der andere Teil volle Gegenleistung gewähren. Die Kommission hat die Vorschrift dahin geändert, daß der Prinzival nur die verwirkte Strafe verlangen kann, upd daß der Anspruch auf Erfüllung oter auf Schadenersatz ausgeschlossen sein soll. Auch hier hat die Regierung starke Bedenken geäußert, weil das Recht allzuweit nach der einen Seite, nämlich zu gunsten der Angestellten verschoben werden würd'?. Große und angesehene Verbände der Angestellten haben in ihren Resolutionen zu erkennen gegeben, daß sie zwar mehr wünschen als ein Kompromiß ge währen würde, daß sie aber das Neue, was im Wege der Einigung zustande kommen kann, dem bisherigen Rechtszustande oder dem Scheitern der Vorlage vor- ziehen müßten. Das ist der richtige Standpunkt, und man darf hoffen, daß auf ihn sich auch die Reichstags mehrheit stellen wird, um einen sozialen Fortschritt für den großen Stand der Handelsangestellten so schnell wie möglich zu erreichen. Der Kaiser in Venedig. Ueber die Ankunft des Kaisers wird aus Venedig noch ausführlich gemeldet: Nach dem gestrigen düsteren Trauertag herrscht heute prachtvolles Frühlingswetter. Die öffent lichen Gebäude und die Privatpalästc sind reich beflaggt. Der Canale Grande ist be sonders prachtvoll ausgeschmückt. Zahlreiche Gondeln und Motorboote führen die Behörden zum Bahnhof. Herrliche Teppiche und reicher Pflanzenschmuck vom Anlegeplatz bis zum Ende des Bahnsteigs, der mit rcichsdeutschen und ita lienischen Wappen behängt ist, verleihen der Station ein festliches Gepräge. Tie Ufer des Canale Grande sind schwarz von Menschen. Eine große Menschenmenge hält auch die Stufen der gegenüberliegenden Kirche dicht besetzt. Um 9 Uhr 20 Min. waren bereits alle Behörden sowie der deutsche Botschafter von Flatow, Admiral Souchon und die Kommandanten der deutschen Kriegsschiffe anwesend. Zwanzig Mi nuten später fuhr der Hofzug in die Station ein, während die Stadtkapelle die deutsche Na tionalhymne intonierte. Der Kaiser, am Wagenfenster stehend, grüßte militärisch die Er schienenen, sprang dann schnell ab, schüttelte zuerst dem Vizeadmiral Garelli herzlichst die Hand und unterhielt sich sodann angelegentlich mit dem Bürgermeister, Grafen Grimani. Nach der Begrüßung des deutschen Botschafters und der Herren der Botschaft durchschritt der Kaiser den Wartesaal. Der Kaiser sah blühend aus und war in ausgezeichneter Stimmung. Das spalierbildende Militär schul terte beim Erscheinen des Monarchen- das Ge wehr, und die Menge brach in laute Hoch rufe aus. Der Kaiser bestieg, begleitet vom Generaladjutanten von Plessen und dem Flügeladjutanten, ein Ruderboot der „Hohcn- zollern".. Den Fahrzeugen des Venezianischen Ruderklubs folgend, durchschnitt das kaiserliche Boot blitzschnell die Fluten des Canale Grande. Das an den Fenstern und auf den Balkons sich befindende Publikum begrüßte das Boot überall aufs lebhafteste. In Motorbooten folgte das übrige Gefolge dem kaiserlichen Boot in ge- ringer Entfernung. Als das kaiserliche Boot in Sicht kam, feuerte der Kreuzer „Breslau" einen Geschützsalut, und die auf dem Ober deck aufgestellte Mannschaft begrüßte den Kaiser mit lautem dreimaligen Hurra. Gleichzeitig führte das Luftschiff Parseval glänzend gelungene Manöver aus, denen der Kaiser die lebhafteste Aufmerksamkeit schenkte. Um 10 Uhr stieg der Kaiser an Bord der „Hohenzollern", nochmals durch Salven begrüßt. poMetie UebeMeM Zur Stichwahl im 14. sächsischen Neichstagswahlkreise hat die M i t t e Ist a n d s v e r e i n i g u n g im Königreich Sachsen folgenden Aufruf er scheinen lassen: „Für die Hauptwahl hat die Mittelstands vereinigung eine Wahlparole nicht ausgegebcn, weil die in Frage kommenden ordnungspartci- lichen Kandidaten beide völlig aui dem Boden unserer wirtschaftlichen Anschauungen standen. In der Stichwahl liegen jedoch die Verhält nisse für uns anders. Der sozialdemokratische Kandidat, dessen Partei mit allen Mitteln den Untergang des Mittelstandes herbeizusühren sucht, steht dem freikonservativen Kandidaten, der sich^als zuverlässiger Freund des Mittelstandes in Stadt und Land bewährt hat, gegenüber. Wähler des Mittelstandes! Aus Gründen, die der Sorge um die Erhaltung der wirtschaftlichen Dascinsbcdingungcn des Mittel standes entspringen, ist es Eure Pflicht, unter Einsetzung aller Kräfte den Tieg des Sozial demokraten zu verhindern. Der Reichsdeutsche Mittelstands-Verband, dessen Landcsausschuß die Mittelstands Vereini gung im Königreiche Sachsen ist, hat wieder holt die bittere Erfahrung machen müssen, daß seit den Wahlen von 1912, die ein Anwachsen der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion auf 110 Abgeordnete brachte, die Aussichten für die Erfüllung berechtigter Mittelstandssordcrungen sich ganz bedeutend verschlechtert haben. i^aS sozialdemokratische Uebergewicht in den Kommis sionen ist so stark, daß die mittelständischen Fra gen in den Hintergrund geraten oder doch so mit sozialdemokratischen Geiste durchsetzt werden, daß die Hoffnungen des Mittelstandes schwer ent täuscht werden. Wähler des Mittelstandes! Euer wirtschaft liches Lebcnsintcrcssc verlangt, daß Ihr nichts versäumt, um ein weiteres Wachstum der sozial demokratischen Reichstagsfraktion zu verhüten. Wir richten deshalb an Euch die dringende Auf forderung, am Stichwahltage Eure Schuldigkeit zu tun und Mann für Mann für den freikonser vativen Kandidaten Generalleutnant z. D. v. Licbert cinzutreten." Eine Huertreiberei -es „berliner Tageblattes*. In der Abendausgabe des „Berliner Tage bt a t te s" vom Montag, den 23. März, stand eine Notiz über die Stichwahl in Borna-Pegau zu lesen, in der die Erwartung ausgesprochen wurde, „daß die Fortschrittler auf Grund des Abkommens mit den Nationalliberalen bei der Stichwahl in Born a-P egau einmütig gegen Liebert stimmen werden. Leider ist man in Leipzig, ebenso wie in Dresden, nicht in der Lage, eine dahin gehende offizielle Parole für die Stichwahl im be nachbarten Wahlkreise auszugeben, da man dafür nicht zuständig ist." Nur die letzte Bemerkung ist von all dem richtig. Aus satzungsgemäßen Gründen kann Lie fortschritt liche Volkspartei keine offizielle Wahlparole für Borna-Pegau ausgebcn. Das „Berliner Tageblatt" hat, in konsequenter Schädigung der Interessen des Kcsamtliberalismus, sofort nach Ler Hauptwahl Stimmung für den Sozialdemokraten gemacht. In der Fortschrittlichen Dolkspartei Sachsens aber lchnr man es durchaus ab, die Verantwortung für alles zu übernehmen, was im „Berliner Tageblatt" über sächsische Dinge geschrieben wird. Kein sächsisches fortschrittliches Blatt hat bis jetzt eine Parole für den Sozialdemokraten ausgegeben. Die Auslassungen der fortschrittlichen Landtagsabgeordncten Günther und Brodaus sind auch wahrlich nicht in diesem Sinne zu verstehen. Ter letztere, um nur eins zu er wähnen, schrieb der „Chemnitzer Allgemeinen Zeitung": „Ich bin überzeugt, daß meine Parteifreunde in der Stichwahl auch ohne Parole Herrn v. Liebert als das kleinere llebcl wählen werden." Für die Nationalliberalcn hat es nie ein Schwanken gegeben. Ihr in der Hauvtwahl leider ausgefallener Kandidat, der Landtagsabg. Nitz schkc- Leutzsch, die nationalliberale Organstation im Reichs lagswahlkreise selbst, der Vorstand des Natio nalliberalen Landesvereins haben übereinstimmend Parole für Len bürgerlichen Kandidaten Herrn v. Liebert ausgegeben. Wir sind überzeugt, daß diese auch befolgt werden wird, so sehr die Kampfes- weise der Parteien der Rechten und gewisse Aeuße rungen des Herrn v. Liebert unsere Freund: auch verletzt haben mögen. Jenes im „Berliner Tageblatt" angeführte Ab kommen zwischen den Nationalliberalen und den Fortschrittlern hat mit der Reichstagswahl in Borna-Pegau überhaupt nichts zu tun. Jenes anqestrebte Abkommen bezieht sich nur auf die sächsischen Landtagswahlen von 1915. Es sott insbesondere — wie in der in derselben Ausgabe des „Berliner Tageblattes" abgedruckten Resolution des nationalliberalen Vertretertages ausgesprochen ist — die Sozialdemokratie zurückorängen. Es soll den Liberalismus vorwärts bringen in Sachsen. Das wird auch gelingen, trotz der fortwährenden Quer treibereien des „Berliner Tageblattes". Memungsverschie-enheiten über -en Gesetzentwurf gegen -ie Gefährdung -er Jugend. Die am Montag abend in Berlin im Architekten hause abgehaltene Hauptversammlung derZentrnl- stelle zur Bekämpfung der Schundlite ratur ist kein gutes Vorzeichen >ür das Schicksal des geplanten Gesetzes gegen die Gefährdun i der Jugend. Ein Vorträg des Justizrates M agnus über die Rechtsfragen auf dem Gebiete der Be kämpfung der Schundliteratur zeigte die oroßen Schwierigkeiten, mit denen die Rechtsprechung zu rechnen hat. Was ist Schund? Das ist immer die Frage, auf die cs keine platte Antwort gibt. In der Aussprache nahm zunächst Professor Dr Kart Brunner das Wort, der im Auftrage des Ber liner Poli eipräsidenten erschienen war. Er bc klagte die Rücksichten, die dem ichadlichen Kolportage buchhandel noch immer entgegengeoracht würden, uno wandte sich dann scharf gegen den Mißbrauch, der von den Freunden des Eoethebundes mit dem Schlag wort von einer neuen Ler Heinze gegen den gc planten Gesetzentwurf zum Schutze der Jugend ge trieben würde. Man komme nicht weiter, wenn man die Partei als kunst- und kulturfeindlict, hinstelle nno die öffentliche Meinung gegen sie einnehme. Er forderte die Zentralstelle auf, sich für ein gesetzgeberisches Vorgehen zu erklären. Der Geschäftsführer o. Erdberg machte indeß daraus aufmerksam, daß man gegen die Goethebünde, die nächsten Sonntag eine Einspruchsversammlung ab halten wollen, nicht auftreten könne, da sie der Zentral stelle angeschlagen seien. Dieser Einwand hielt denn auch die Versammlung tatsächlich davon ad. einen Beschluß zu fassen; man begnügte sich, auf einen Antrag des Generalsekretärs Te w s einzugehen. wo nach die Einzelorganisationen zu Meinungsäuße rungen über den Gesetzentwurf aufgefordert werden sollen. Darüber wird natürlich viel Zeit vergehen, und ob die Beschlüsse der Vereine dann die nötige Klarheit schaffen werden, das ist nach dem Verlause dieser Hauptversammlung recht fraglich. „Wir marschieren." Als Ergebnis der „Roten Woche" teilt der „Dor- wärts" mit, daß die sozialdemokratische Partei 116 59S neue Mitglieder, die sozialdemokratische Presse 68 187 neue Abonnenten in 261 Reichstags wahlkreisen gewonnen habe. Wenn aus den noch fehlenden Wahlkreisen auch nicht mehr viel zu er warten sei, werde das Gesamtergebnis doch 120 000 Mitglieder und 70 000 Abonnenten betragen. Ueber diesen Erfolg jubelt das sozialdemokratische Zrntral-
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