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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.11.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111108016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-08
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Die Mannschaft berichtete, das, andere Schiffe der Flott« bei Kiukiang verloren wurden. Die vier übriggebliebenen Schiffe hatten weder Munition noch Mundvorrat. Am Dieckstaqmorgen gingen, wie schon gemeldet, drei von ihnen zu den Revolutionären über. Da nun ausserdem noch finan zielle Schwierigkeiten der Regierung hinzukommcn, dürfte der Ausgang der Revolution kaum noch Zweifel- baft sein. Republik ober Monarchie? Im chinesischen Reichsauvschuft ist man noch immer der Meinung, dass die Rebelten des Südens die Idee einer Republik sollen lassen und sich mit einer kon stitutionellen Monarchie zufrieden geben. Der in äusseren Angelegenheiten sehr beachtete „Daily Graphic" sieht die Lage als sehr bedenklich an. Er meint, Puanschikai gelange cs offenbar nicht, die Revolutionäre zu seiner Auffassung einer gemässigten Monarchie zu bewegen. Anderseits sei auch der R c i ch s a u s s ch u ft, der Puanschikais Ansichten teilt, durch den Widcr- spruch der Provinzen gelähmt. Rc- publikanismus habe gerade in China keines wegs etwas Beruhigendes. Es sei zweifelhaft, ob er Ordnung und Frieden gewährleisten könnte. Ange sichts der ausserordentlich grossen europäischen Interessen in China täten die fremden Mächte gut, für den Fall, daft die gegenwärtige Lage an dauern sollte, so schnell wie möglich militärische Borkehrnngsmaftregcln zu treffen. Viel leicht würde das Erscheinen einer protzen fremden Flotte den Chinesen dazu verhelfen, sich zu ent scheiden. Wir verzeichnen nachstehende Depeschen: Peking. 7. November. (Reuter.) Da die Zensur für die Presse aufgehoben ist, veröffentlichen die chinesischen Zeitungen lange Berichte über die Metzeleien in Han kau und messen den Füh rern der Kaiserlichen die Schuld bei. Sie behaupten, die Revolution in Schanghai sei die direkte Folge der Metzeleien. Diese hätten die allgemeine Be unruhigung und die Feindseligkeiten gegen die Mandschus vermehrt. — Die britische und die amerikanische Regierung ergreifen wirksame Maftnahmen, um ihre Landcsangehörigen im Falle einer für die Fremden entstehenden Gefahr zu beschützen, die immer noch für wahrscheinlich gc- halten wird. Ueber die Vage in Kiautschau wird amtlich gemeldet: Berlin, 7. November. (Eig. Drahtmeld.) Nach den heute aus dem deutschen Schutzgebiete Kiau» tschau crngetroffencn Nachrichten ist dort alles ruhig. Truppensendungen, von denen in deutschen Blättern zu lesen war, haben nicht stattgesunden. Die Rache der Mandschus. Peking, 7. November. (Eig. Drahtmeld.) Ge neral Wu, der kürzlich nenernannte Gouverneur der Provinz Scharrst, wurde heute morgen in seinem Schlaszelt bei Schihliachwang von SV Mandschus ermordet. Bei ihrer Verhaftung erklärten die Mandschus, Wu gehöre im geheimen den Re«? bellen an. Zentrslrrerdanü Deutscher UnüultrleUer H-r. Berlin, 7. November. Im Hotel „Adlon" wurde heute die diesjährige De legierte n Versammlung des Zcntralner- bandeb Deutscher Industrieller abgehalten. Vorsitzen der Landrat a. D. Röta« r- Esten eröffnete namens des Direktoriums die Versammlung und gab seiner besonderen Freude über die Anwesenheit der Vertreter der Regierung und der Parlamentarier Ausdruck. Er widmete dann dem verstorbenen ehemaligen Vor- l sitzenden Hüttcnbesitzer v. Vope 1 ius einen warm empfundenen Nachruf. Sodann teilte er mit, da«; in der gestrigen Ausschuftsitzun^ beschlossen worden sei, den Vortrag des Diplom-Ingenieurs Frö l i ch - Düsseldorf über „Patentamt und Industrie" vorläufig zurückzu st eilen und zunächst zur Beratung dem Patentausftchuft zu überweisen. D.rs^ Direktorium habe weiter erörtert, ob Geheimrat S ch rey. der als Vertreter des Verbandes Ostdeutscher Industrieller im vorigen Frühjahr in das Direktorium gewählt worden ist, nach dem Austritt des Verbandes Ost deutscher Industrieller aus dem Zentralvcrdand dem Direktorium weiter angchören solle. Das Direk torium lege Wert aus die Mitarbeit des Geheimrats Schrey aus diesem Posten, und habe ihn daher gebeten, im Direktorium weiter zu verbleiben. (Lebh. Zu stimmung.) Der Generalsekretär Tr. Schweig Hoffer erstattete hierauf den Geschäftsbericht. Hierzu liegen mehrere Anträge vor. Ein Antrag besagt sich mit der Stellungnahme zum Hansa-Bund und hat folgenden Wortlaut: Der Zentralverband Deutscher Industrieller spricht sein Bedauern aus, daft der durch sach liche Erwägungen veranlasste Austritt einer Reihe von Industriellen aus dem Hansa-Vunde eine gewisse Beunruhigung in einzelnen Kreisen der deutsck>en Industrie zur Folge gehabt hat und diese Beunruhigung durch unrichtige Dar stellung der Gründe des Austritts noch verschärft worden ist. Der Zentralverband, welcher, wie seine Geschichte beweist, von jeher bestrebt war, dem einigen Zusammengehen sämtlicher Zweige der Industrie zu dienen, ist der Ueberzeugung, daft die aus Anlass dieser Vorgänge gegenwärtig von einzelnen Seiten betriebene scharfe Be tonung von Interessengegensätzen das Eesamtinteresse der Industrie aus das empfindlichste schädigen und schwere wirtschaft liche Nachteile zur Folge haben mutz. Im Hinblick . auf den in der letzten Zeit, namentlich auf dem Gebiet der Gesetzgebung, immer mehr hcrvortreren- den Mangel an Rücksichtnahme auf die industriellen Bedürfnisse erachtet der Zcntralvorsiand ein Zu sammengehen aller Zweige der Industrie in den sie gemeinsam berührenden Fragen für unerläftlich und richtet an die gesamte deutsche Industrie die dringende Bitte, die auf die Erreichung dieses Zieles gerichtete Tätigtest des Zentraloerbandes mit allen Kräften zu unter stützen. Zur Begründung führte Dr. Schweig Hoffer aus Im Brennpunkte der publizistischen Veröffent lichungen de» Zemralverbandes stand in den letzten Jahren der Konflikt mit dem Hansa-Buno. Es ist notwendig, die Vorgänge noch einmal ins Gedächtnis zurückzuruscn. Der Hansa-Dnnd wurde mit der Absicht gegründet, die in Industrie und Handel vorhandenen Kräfte zu einem gemeinsamen Zu sammengehen zu vereinen. Von diesem Standpunkt aus har der Zcntralverband seinen Mitgliedern den Beitritt empfohlen. Aber man wusste schon damals, daft im Hansa Bund eine parteipolitische Richtung sich befinde, die ganz andere wirtschaft liche Grundsätze verfolge, und es erschien daher ange bracht, daft alle einseitigen Interessen und trennen den Momente ausgeschicden würden. Das eini gende Moment hätte in den Vorder grund gestellt werden müssen. Dies hat der Zentralverband in den von ihm aufgestellten Richtlinien vom 1ö. Oktober 1909 betont. Bei Bil dung des neuen Bundes war der Zcntralverband ge willt. n!" auch nur um Haaresbreite von seinen Grundsätzen, die er seit !!.'> Jahren konsequent verfolgt bat, abzuweichen. Zu diesen Grundsätzen gehörte in erster Reihe das unbedingte Eintreten für den Schutz der nationalen Arbeit, für die Fortführung der Wirtschaftspolitik des Fürsten Bismarck, der wir allein die Durchführung unserer nationalen und kulturellen Aufgaben verdanken. < Stürm. Bcif.l Dann wollte aber der Zentralverband nachdrücklich sesihalten an der Bekämpfung der Sozialdemokratie, dem heftigsten Gegner alles nationalen und kulturellen Fortschrittes. In diesem Punkte traten die Gegensätze zutage, als auf dem ersten Hansa-Tag der Präsident des Hansa-Bundes die Frage der Vündnisfähigkeit der Sozialdemo kratie unschnitt. Der Zentralverba ud konnte derartige Gedanken nicht als richtig aner kennen und muss sie zurückw eisten. Wir sind überzeugt, daft eine Mitarbeit der Sozialdemokratie deren kledermacht nur noch stärken würde, cs würde noch ein gröfterer Teil des Bürgertums vor die Wahl zwischen dem Ueberagrariertum und der Sozialdemo kratie gestellt, und es würde die Gefahr noch grösser sein, daft wir in Deutschland unter eine demokratisch, sozialdemokratische Herrschaft gelangen. Die Sozial demokratie hat seit 1907 nicht weniger als 10 Sitze erobert. Das ist ein Erfolg, den noch keine Partei bei Nachwahlen gehabt hat. Diese Erfahrung sollte doch nicht gleichgültig lassen, sondern die bürgerliche Gesellschaft aufrüttcln und erkennen lassen, daft es ein Irrtum ist, das; unsere Wirtschaftspolitik durch die Neuwahlen nicht gefährdet werden würde. Der nationalliberaIe A b g. Hirsch bat schon mit Recht darauf hingewiesen, daft es von dem Ausfall der Reichstagswahlcn abhängcn wird, ob in Deutsch land ein Sy st em wechsel der Wirtschafts« Politik eintritt oder nicht. Wohin die Fortschritts partei zielt, der man ja nachsagt, daft sie dem Hansa- Bund besonders nahesteht, acht aus der Forderung des Abg. Oeser auf schrittweisen Abbau der Schutzzölle hervor. Man will also die Beseitigung der bestehenden Wirtschaftspolitik. Dem Honsabund wird man hierfür nicht die Schuld beimesscn können,aber wirglanben, daft durch Schürung dieser Gegensätze zwischen den beiden Erwcrbsgruppen Landwirtschaft und Industrie, an deren Gedeihen auch der Handel interessiert ist, das friedliche Zusammenarbeiten untergraben wird. Der Zcntralverband ist immer für die Sicherung eines aufnahmefähigen inneren Marktes eingetreten. (Leb hafter Beifall.) Wir haben rücksichtslos erklärt, daft der Zentraloerbaud niemals für eine Erhöhung der Lebensmittelzölle im Sinne der überspannten Forde rungen der Ueberagrarier zu haben sei. Aber dennoch wird behauptet, daft der Zcntralverband mit den ge schworenen Feinden der Industrie, Len lleberagrariern zusammengehe. nur in der Absicht, Zwiespalt in die Kreise der Industrie zu treiben. (Lebh. Zustimmung.) Nach dieser Richtung hin gehört auch das neuerdings vorgcbrachte Schlagwort der Gegensätze zwischen Schwerindustrie und Fertigindustrie. Der Zentralverband hat niemals einseitig die Inter- essen der Rohstosfindustrie vertreten, wie das die Ge schichte des Verbandes beweist. Der Redner wendet sich dann in längeren Ausführungen auch gegen den Bund der Industriellen und den Abg. Sirese- mann. Der Gewerkschaftskongress zu Dresden hat gezeigt, welcher Wille zur Macht m diesen Organisationen steckt. Die Opserwilligkeit der Arbeiter soll auch für die Arbeitgeber ein Ansporn zum Ausbau der Organisation jein. Der Schutzder Arbeitswilligen wird immer dringender. Erfreulicherweise ist das Vorgehen des Zentralver bandes auch vom bayrischen Industriellcnverband unterstützt woedci:. Redner unterbreitet der Ver sammlung die Birte, nachdrücklich sür einen erhöhten Schutz der Arbeitswilligen einzutreten, und empfiehlt nachfolgenden Antrag zur Annahme: Angesichts der immer drohender werdenden Gc- sial.nna der Arbeitskämpse und des immer rück sichtsloseren Machtgebrauchs der Streikgewerk- schaftcu erachtet der Zcntralverband Deutscher Industrieller es für unbedingt erforderlich, daft die verbündeten Regierungen tunlichst bald und ener gisch dafür Sorge tragen, durch gesetzliche Maftnahmen die Freiheit der Arbeit wirkungsvoller, als es bisher geschehen ist, zu schützen, und damit die der Sozialdemokratie und ihren Gewerkschaften noch nicht verfallenen Arbeiter vor dem Terrorismus dieser Partei und ihrer Organisationen zu bewahren. Der Erlass der artiger gesetzlicher Maftnahmen liegt im eigensten Interesse der Arbeiterschaft, wie im Interesse der staatlichen Ordnung. Die schranken lose Weiterentwickuing des sich ständig verschärfen den Klasjcnkampfs wird der Industrie die Aufgabe, der nationalen Wohlfahrt zu dienen, immer mehr erschweren, wenn nicht eines Tages ganz unmög lich machen. Redner wendet sich dann gegen die Verab schiedung des Privatbea m teu ver sichern ngsgejetzes noch vor Sch lüft des Reichstages. Bei der Arbeitslosenversicherung kommt eS der Sozialdemokratie nur darauf an, durch öffentliche Mittel die Gewerkschaften zu entlasten. (Sehr richtig.) Redner wendet sich dann zu der Frage der äusseren Politik, besonders zur M ci- rot kofragc. Redner meint, grosse Fragen der Zeit werden nicht durch Reden uno Konferenzen, sondern durch Taten erledigt. Ein männlicher Akkord zur Vertretung unserer Interessen wäre notlvendia gewesen. Er spricht zum Schluss die Hoffnung aus auf Abschluss der Regelung der Handelsverträge mit Kanada und verschiedener anderer Staaten. In der Spczialdcbatte nabm zu dem Antrag über den Hansa-Bund Abg. Tr. Beumer das Wort und führte u. a. auS:' Es ist notwendig, die schweren Augrisse gegen den Zentralverbaud zu- rückzuweisen, dap er seine Pflicht gegen die Fertig industrie nicht getan hat. ES heisst der historisckfcn Wahrheit direkt ins Gesicht schlagen, wenn man be hauptet, der Zentralverband vertrete einseitig die Interessen der Schwer .-Industrie. Wer die Be hauptung wiederholt, muß auch den Beweis er- bringen. Der Antrag wird hierauf angenommen ES wird dann in die Besprechung der Frage des Schutzes der Arb eitSwilligcn erngetreten und u. a. eine Konzentration der Streikabwehr organisationen befürwortet und der Antrag mit dem Zusätze „wie dem gesamten heimischen Gewerbe" hinter dem Worte „Industrie" einstimmig ange nommen. Nach einer Pause sprach Prof. Tr. Molden bau er-Köln über den Entwurf eines Ver- stcherungSgesetzes für Angestellte. Er fasste seine Ausführungen in folgendem Antrag zusammen, den er zur Annahme empfahl: Ter Zentralverbaud Tcutschcr Industrieller hat niemals einen Zweifel darüber gelassen, daft er der Frage einer erweiterten Zwangssürsorgc für die Angestellten sympathisch gegenübcrsteht, und daß die Industrie bereit ist, für diesen Zweck Opfer zu bringen. Er bleibt aber bei der Ansicht, dass auch jetzt noch der Frage uähergetrcten werden muss, ob diese sachlich überaus wichtige Frage nicht auf anderem Wege, etwa auf dem Wege des Anschlusses an die Invalidenversicherung, einer befriedigenden Lösung entgegengeführt werden kann. Tie über wiegende Mehrheit der deutschen Industrie und der Tentsche HanselStatz haben ihre Bedenken geäußert, noch vor ToreSschluy ein Gesetz, so fehlerhast es auch sein mag, zustande zu bringen. Gegen, eine derartige gesetzgeberische Arbeit und eine derartig rücksichtslose Behandlung der Interessen von Handel und In dustrie erhebt der Zentralverbaud den schärfsten Widerspruch. Sollte aber auf der Verabschiedung des Gesetzes bestanden werden, so muß der Zentral verband mindestens fordern, daß die im Entwurf vorgesehenen Bestimmungen über die Ersatzkassen und die Versicherungsverträge mit Lebensversiche- rungSunterneymungen nicht verschlechtert, sondern im Gegenteil verbessert werden, und zwar durch folgende Bestimmungen: 1) Auch künftig zu errichtende Werkkassen können als Ersatzkassen zugelassen werden, wenn sie den im Gesetz ayfqeführten Voraussetzungen entsprechen. 2) Werkkassen gelten als genügend sicher, wenn sie vom Kaiserlichen Aufsichtsamt für Prlvatversiche- rung zugelassen sind oder dieses ihre Grundlage für einwandfrei erklärt hat. 3) Di« Freizügigkeit wird dadurch gewährleistet, daft bei llevertritt eines An gestellten von einer Werkkasse zur Staatsanstalt und umgekehrt die Prämienreserve überwiesen wird, so daft der Angestellte stets nur bei einer Kasse versickert ist. 4) Wohlfahrtseinrichtungen der Arbeitgeber, die dieselben Zwecke wie Ersatzkassen verfolgen, sind diesen gleichzustellen. 5) Arbeitgeber, die beim Iukrafttrecen des Gesetzes Zuschüsse zu den Lebensoersicherungsprämien ihrer Angestellten min destens in Höhe der gesetzlichen Arbeitqeberbeiträge zahlen und ihren Angestellten auf die Versicherungs summe einen Rechtsanspruch eingeräumt haben, werden für die Dauer des Bestehens dieser Fiir- sorgeeinrichtung von der gesetzlichen Beitragspflicht jowohl hinsichtlich der.bisher versicherten als auch hinsichtlich der zukünftig zur Versicherung ge langenden Angestellten gemäss 8 381 des Gesetz entwurfes befreit, vorausgesetzt, daft die in Betracht kommenden Versicherungsgesellschaften sich ver pflichten. für die gesundheitlich nicht einvandfreicn Risiken die Versicherungen zu den Normaloersiche rungsbedingungen und -Prämien mit längstens der gesetzlichen Wartezeit abzuschlieften. Mittelimnüskmgretz ües Ssnlstumöes. llp. Berlin, 6. November. In der Diskussion warnt der bekannte Genossen- ichaftsanwalt Landtagsabgeordnetcr Lrüger vor einer heiligen Agitation gegen die Konsumvereine, die das bürgerliche Element aus ihnen lierausdränge und sie ganz der Sozialdemokratie überantworte. Steuervergünstigungen sollen die Konsumvereine freilich nicht genießen, aber man soll sie auch nicht unter Ausnahmebestimmung stellen. Schliesslich wurde eine Resolution angenommen, die das Präsidium bittet, zur Frage der Konsum vereine und BeamtenkonsumoLlerne Stellung zu nehmen und dabei zu berücksichtigen, daft die Konsum vereine keinerlei Steuervergünstigung geniessen und daft den Behörden jede besondere Unterstützung der Beamtenkoniumoereine untersagt wird. Zum Punkte Submissionswesen referierte der Direktor des Hansa-Bundes Knob loch: Von der Wichtigkeit des Submissionswesens be kommt man ein Bild, wenn man sich vergegen wärtigt, daft die Eisenbahnen allein nach dem letzten Etat für 082 Mill. Arbeiten in Submission vergeben Haven. Wir haben 1200 Städte mit über 5000 Ein wohnern, die sämtlich schon größere Objekte m Sub mission geben. Sicherlich Haden wir gegen 20M S ellen in Deutschland, die Submissionen aüsjchreiben. Geklagt wird über die Zerrissenheit und Bunt- sckeckigkeit der Ausschrelvungosorm, dann über den Zuschlag auf das billigste Gebot, weiter über die Rechtlosigkeit der Unternehmer gegenüber de: Be hörde und über die Zwecklosigkeit alles Verordnungs wesens auf dem Gebiete der Submission. Bei einer Rundfrage, die wir oeransialteren, verlangten Ob Proz. der Antworten eine gesetzliche Rege lung. Wir haben den Versuch gemacht, einen Gesetz entwurf auszuarbeiten. Ein solcher Entwurf würde mit einenr Schlage mit der Vuntfcheckigkeit aui- räumcn. Er würde die Rechtssicherheil starren. Un er Entwurf räumt auch mit dem Sieg de; billigsten Gebotes am und er sichert die Rechte des Unternehmers gegenüber de: Behörde durch ein jchietsgerichtliches Verfahren. Die Zuiajfigkei. der reichsgesetzlichen Regelung ist unbestreit bar. Der Redner erläutert dann die Bestimmungen des Entwurfes, die sich nur auf die behördtichen Submissionen beziehen. Sie sollen vor allem auch dem kleinen Handwerter ermöglichen, sich mitEriolg an solchen Submissionen zu beteiligen. In den Ent wurf ist auch di-, Streikklausel ausgenommen. Eine Arbeitsniederlegung, die den Arbeitgeber mittelbar oder unmittelbar irifft, soll ohne weiteres eine Verlängerung aller Fristen rewegcn, soweit den Unternehmer lein Verschulden trifft. Dies bat jedoch nicht der Unternehmer nachzuweisen, sondern die Bewcispflicht liegt der Behörde ob. Das gleiche setzt der Entwurf zur den Fall der Aus sperrung lest. Der Entwurf beweist, daft einheitliche Bestimmungen für alle verschiedenen Gewerbe mög. lich sind. Nach lebhafter Diskussion spricht die Ber« sammlung dem Präsidium den Dank sür die Aus« arbeitung des Entwurfes aus und beschließt, für seine baldige Gesetzwerduna zu wirken. us folgt dann noch ein Referat des Kommerzien rats Schmäht über gewerbliches Bildungs wesen, in welchem er gegen den Religionsunterrrcht in Fortbildungsschulen scharf Stelluni nimmt. Der Nachdruck müsse am dem Fachunterricht liegen, der in der Hand von Praktikern sein muss. Nach Er gänzung des Referats durch den Korreierenien Liste- Hamburg, der die W'.chiizieit kaufmännischer Fort« bilvung betont, erilärt der Vorsitzende, Obermeister Richt, in einer Audienz der Vertretung der Rabatt sparvereine beim Un erstaatssekretar Richter habe dieser geäußert, die Bemerkungen des Reichskanzler» über den Detaitbandel anläßlich der Teuerungs debatten seien falsch aufgeiaßt wo.den. Hiermit könne sich der Hanjaound nickt zufrieden geben Er muft vielmehr cs als eine Pflicht des Reichskanzlers erachten, selbst im Reichstag die Erklärung abzu geben, daft er keine Beschuldigungen gegen den Detailhandel hat erheben wollen. «Lebh. Beifall.) Im übrige.» hat die Tagung gezeigt, daß der Hansa- bund tret von jeder Parteipolilik eifrig und energisch an dem Wohl des deutschen Mittelstandes arbeite. (Lebbaster Beifall.) Hierauf wurde die Tagung geschlossen. Line Resolution ües Sanlsdunües. 0. Etwa 400 Vertreter von Z Weltorgani sationen des Hansabundes, die am Dienstag kn Berlin versammelk waren, haben mit Hinblick auf die bevorstehenden Reichstagswahlen eine Neso- luiion gefasst, die einem Wahlaufruf nahe kommt. Es heißt darin: Die Versammlung bedauert die Grundtendenz der jetzigen Regierung, unter Ausschaltung der mittleren Richtungen des Bürger.ums, sich auf diejenigen aus chliehlich zu stützen, die jowohl mit der Einführung wie mit der Ausführung der Retchssinanzreform und der Ablehnung der Erb schaftssteuer der Industrie und bejonoers dem Mi rel- stand und Handwert neue schwere Lasten auiertegl Haven. Ilm so schwerer fällt danach die Stellung der Reicksregierung ins Gewicht, welche bei der rn den einzelnen Lünderteilen hervorgetrelenen Teuerung ohne Rücksicht auf die Wünsche weiterer Kreise jedes auch nur vorübergehendes Eingreifen umfassender Arr kurzerhand avgelehnt hat. Sie hat dagegen ohne schlagende Begründung dem Zwischenhandel drc Schuld sür diese Vorgänge gegeben und dadurch einen nationalen Produtlronsslaud der öffentlichen Belümpiung überlassen. Sie hat noch dazu in dem bekannten vertraulichen Erlass an die Verwaltungs behörden den letzteren unbefohlen, diese nut ccr Nidtung bestimmter politischer Parteien sich deckende Regicrungspolltik auch bei den Wahten zu ver treten. Die hierdurch entstandene, von dem Reichs kanzler selbst anenannte Erregung und Erbitterung weitester Kreise kommt in erster Linie der Sozi al - demokatie zugute, die mit Aussicht aus Erfolg nur durch die Nückiehr zu einer von der Begeisterung des gesamten Bürgertums getragenen Regierung, auf diese sich stützend, gerechten Politik in allen Leiten des Staatslebens bekämvst werden kann. Zualeich zwingen die jüngsten Ereignisse mir verooppeltem Ernst die Forderung zu wiederholen, daß in weitem Umiange taufmännriche und gewerbliche Kreise zur Besetzung der Konsular- und Diplomatenstellungen verwendet werden, wie dies eben jetzt von den Ver einigten Staaten praktisch durchgeführt wird. Alle diese Forderungen erhebt der Han abund nicht nur im Interesse der von ihnen vertretenen Stände, sondern vor allein im patriotischen Interesse einer glücklichen Zukunft des Vatertands und einer Er haltung und Erhöhung seines Aniehens nach aussen. Kunst unü Willenlchsst. LunstaukLivnrn. Immer wenn die gut ausgestatteten Auktions- kataloge bei Beginn der Winrersaison in meine Hände kommen, werde ich von gemischten Gefühlen erfüllt Man trauert, daft Sammlungen, sie ver ständnisvolle Bemühung während eines Menschen lebens zusammengetragen, in alle Winde gehen, man denkt bei den grozen Summen, die heutzutage ,ür jedes Gemälde, oas etwas auf sich hält, geboten werden, an das Leden der Künstler, welche lie schufen, und nrcht zuletzt an die lebenden Künstler. Rem brandt starb nach langem im Elend zugevrachten Jahren, und die Summe seiner Schulden lasst sich bequem mit dem heurigen Gebot für ein halbwegs anerkanntes Werk decken: Vöcklin und seine Familie haben die Not bis zum Hungertyphus ertragen, um> trotz Meier-Gräfe tommt tein Böcklrn unre. 10000 .4» unter den Hammer. Händler und Sammler resp. deren Erben schöpfen die Sahne ad, während der lebende Künstler an dieser Konkurrenz mit etikettierten, anerkannten Namen leidet Der Historizismus macht die meisten so weit unhistorisch, dass sie sür die Gegenwart, der jeder geschichtlich an- gehörü kein Jn.eresse haben, weil ihnen der Mut und die Urteilsfähigkeit mangeln, die Erscheinungen der Jetztzeit in ihr Weltbild eivzuordnen. Diese Erwägungen bekämpfen meine Freude an dem Schönen und Interessanten, das auf Liesen Auktionen angeboten wird. Vom 7. bis 10. November gelangt bei Rudolf Lepke-Berlin die Sammlung Gustav von Gerhardt-Pest zur Versteigerung, die Sammlung eines feinsinnigen Kunstfreundes, der Gemäloc, Porzellane, Miniaturen zum Schmucke seines vor- nehmen Heimes zujammentrug. Wir bewundern Meissner Porzellane von Boettger, von Kaendler. Wiener Porzellane, Gruppen und Vasen, daneben Miniaturen von Isadey, von Karl v. Saar, von den» glänzenden schlesijchen Meister A. E. Zausig, von Hall, von Haskins und anderen. Daneben stehen silberne Gesäße vom Ausgang des 16. bi« zuin 17. Jahrhundert, Tabatiercn, Chatelaines, Bibelots aus Gold mit Emaille. Allein mehr noch dürsten die Gemälde interessieren. Ein bezeichnetes Werk voii Civetta, „Anbetung der Könige", ein« grosse Holztafel vom „Meister der weiblichen Halb figuren", eine köstliche Szene beim Chirurgen vom Bauernbrucghel fallen uns auf. Michael v. Coxie, dem wir die Kopie des Genter Altars danken, ist auch vertreten. Von den holländi schen Malern des 17. Jahrhunderts interessieren einige Ruijsdciels, Balthasar van den Veen, Ian Vermeer van Hartem, Wouwermann. Erwähnt seien Adnaan o. Ostade, Ian Steen, Dirk Hals und ein, wenn auch nicht erstklassiger, Pieter de Hooch. Gleich gut sino die Fslämen vertreten wie die Rasens- schule, Frans «nyders, David Tenlcrs d. 2., Frans Francken. Georg Morland, Lawrence und I urner fallen uns unter den Engländern auf und Michael
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