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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.11.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111130012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911113001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911113001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-30
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Tchweven, löidmeit u «rpunien 2» ollen übrige» Eiuoien nui oi,«l» buirh br» <L«>cha>l»n,U« be» Blatte» «rhalllnh. Da» i'eipoa«, TagedlaN rrlchetar rmat liglrör täonn« » »iererrag» nu, morgen». >ldannrm»»r»-<nnadm» 2»ba»ni»,»l>» tt^ bei nniere» träger». rlUiale». wgevileoi«» »nd ÄnnahmeUeUe», t»«i, Paiiamlern und lbrretlrogern. 0la»«lo«itant»»ret» tll DU Morgen-Ausgabe. KipMcrTagMaü s 14 «92 ,Naqta«l«l»>) Lel.-Anschi. r 14 «93 1 14694 Handelszeitung. Tel.-Änschl. 14 «92 M°ch«.,wbM 14 693 14 694 Ämlsvkatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 332 Donnersrag, üen 29. Novemver 1911. Lo,eign» Preis Mr Inserat« «»» L«l»,la and llmgabrrng bt» llpaltM»Petit,eil« 2SPs-di»Steklame» »eil« t Ml. »»» »»»wärt» HO Pt. Sieklamen Ul» Pkt. Inter»»« »an Behörde« tm ««t» itche, Teil »„ Bettt.eU» » P» 4«IchLfl»ant«»,en «t» Platdorsihriftr, lm Brett, erhöht. XadaN noch Tarif. Bella,»gebühr Beiamt. auslag« b Mt p taviend «rkl. PaKgedähr. Teiidellag» höher. Keltertetlt, ittuttraa, können ntcht Mr>4» aeiogen werden. tzs» da, Erscheinen «n »eiliinmten Tagen and Plötze» wird kein« Garant»« übernommen. Ln,«i,«n < Lnnabm»> 2edei»i»g«ss« tz, bet tümtlichen Ktllat«» «. olle» Bnnon«» Ervedrtion«» de» 2n» and Tuelande». Dr»tz »ad Beela, —« Mich«, » «Leit»» 2nhab«r. Paul «Letz«. Nedekti», «d»schött,It»I»: Iabanatdgals« L »aaei-rhiiiei, »re»»«,! Leeftrab« < l ililepha« ötML 105. Zshrggng. Unsere gestrig« Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, di« vorliegende Morgennummer 2L Zeilen, zusammen 30 Seiten. Das Wichriglte. Der Reichstag setzte am Mittwoch die zweite Lesung des Hausarbeitsgesetzes fort und nahm dabei den Kompromißantrag betreff, die Fachausschüsse an. (S. d. bes. Art. und Reichs- tagsber.) * Das Marokko-Abkommen wird erst Mitt woch nächster Woche im Reichstag zur Beratung kommen. (S. Dischs. N.) * England hat seine Zustimmung zum Marokko-Abkommen der deutschen Regierung notifiziert. (S. Dtschs. N.) * Die Zweite badische Kammer wühlte den bislierigen Präsidenten Rohrhnrst (Natl.) wieder. (S. Dtschs. N.) * Zm Oberkommando der englischen Marine sind Veränderungen erfolgt, die mit dem neuen Bauprogramm in Zusammen hang gebracht werden. (S. d. bes. Art.) * Im österreichischen Abgeordneten. Lause kam es am Mittwoch zu Lärmszenen, ss. Ausl.) * Roosevelt hat auf eine Präsident« schaftskandidatur verzichtet. (S. Leitart.) DemokrstMe Lillstruppen. (Von unserem New Dorker Mit arbeiter.) Ein günstiger Bind schwellt zurzeit die Leget deS demokratischen Parteis chifsleins. Nachdem die Führer den herzhaften Ent schluß gefaßt haben, die ewige Kandidatur Bryan endlich einmal über Bord zu werfen, steht das politische Barometer für die Partei andauernd auf Schön Wetter. Dabei ist dieser unverkennbare Stimmungswech sel nicht sowohl eigenes Verdienst, als vielmehr ein grober taktischer Fehler im republi kanischen Lager, in dem zudem durch die Spaltung in einen konservativen und einen pro gressiven Flügel die Uneinigkeit in üppiger Blüte steht. Und endlich scheint auch die von früheren Gepflogenheiten sehr angenehm ab stechende Enthaltsamkeit der demokratischen Par teigrößen von allem Bramarbasieren auf die Wählerschaft im Lande keinen schlechten Eindruck zu machen. Dennoch jagt diese Wählerschaft einem Phantom nach, wenn sie glaubt, durch einen Wechsel des Regimes in der Administration die allgemeine Unzufriedenheit und die auf leisen Sohlen einherschleichcnde politische und wirt schaftliche Depression wirksam bekämpfen zu kön nen. Die Ursachen dieser Depression sind eben so natürlicher Art, daß ihre Folgen als unvermeidlich angesprochen werden müssen. Es ist wahr, daß sich mit dem in den letzten zwei Jahrzehnten rapid angcschwollenen Reichtum deS Landes, mit dein verhältnismäßig allgemeinen Wohlstand der Massen in das politische Leben Uebelstäude eingeschlichen haben, zu deren Er kenntnis die Wähler erst jetzt gelangen, nachdem auf Jahre unerhörter Prosperität die unvermeidliche »Reaktion eingesetzt und ein temporärer wirtschaftlicher Rückgang begonnen hat. Nicht etwa eine jener wirtschaft lichen Krisen, wie sie in fast regelmäßigen Zwi schenräumen die zeitweise Anspannung aller Kräfte ablösen, — nein, eine Erschöpfung der Intensität, durch die in der wirtschaftlichen Struktur des ganzen Landes auch die kleinste Faser bis zum Zerspringen gestrafft wurde. Hier war nicht nur eine weitere Steigerung unmöglich, der Hochdruck, die Ueberspannung mußten notgedrungen eine Milderung erfahren. Aber ehe der Funke dieser Erkenntnis in dem schwerfällig arbeitenden Hirn der Wählerschaft gezündet hat, mag vielleicht bereits ein neuer Aufschwung der Konjunktur die gegenwärtige Periode der Erschlaffung ablösen. Indes die Politik des Tages, wie es jede Partcipolitik immerhin ist, rechnet nicht mit Zeitevochen von längerer Dauer, in denen sich der Wechsel von Ursache und Wirkung vollzieht; sie stellt beides unmittelbar nebeneinander. Und nun sucht man nach den für den Rückgang Schuldigen, ver langt ihre Köpfe; ja, wären e- wirklich Per ¬ sonen statt der Begriffe, man würde sie lynchen. Der räuberische Reichtum, die Korporationen und die Trusts, die man all die Jahre der Prosperi tät hindurch gefördert und verhätschelt hatte, — jetzt sollen sic mit Stumpf und Sticlaus gerottet werden. Die mannigfachen Formen politischer Korruption, Graft- und Boßtum, die man in den fetten Jahren unbehelligt heran wachsen ließ, sollen nun in den mageren plötz lich ausgemerzt werden. War die Bürgerschaft in ihrem Vrosperilätsrausch früher blind gegen die Auswüchse des wirtschaftlichen und politi schen Lebens, so tobt sie nnn in ihrem jetzigen Katzenicnnmcr und wird maßlos in ihrem Ver langen nach „Reformen". Auf diesem Boden, aus dieser Kater- st i m m n n g h e r a u s wurde dis p r o g re s s i v e Bewegung geboren. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß sie lediglich das Produkt einer gelegentlichen verärgerten Stim mung ist, so wäre dieser Beweis durch die neu liche Tagung dieser sonderbaren Fortschrittler in Chicago erbracht worden. An die Herrschaft der Phrase ist das amerikanische Volk ja einiger inaßen gewöhnt. Aber was die hervorragenden Geister des La Foletteschen Hofstaates als Grundsatzerklärung der neuen Partei znm besten gaben, das hat, wie seinerzeit die Antwort des Kandidcncn Jobses, ein allgemeines Schütteln des Kopses erregt. Nach dieser Erklärung ist die „fortschrittliche Bewegung ein Kampf, um die Herrschaft über die Negierung in der Na tion und den Einzelstaaten den Vertretern der Sondervorrechte zu entwinden und sic (!) der Herrschaft des Volkes z u r ü ck z u g e b e n". Dann kommt ein merk licher Seiten hieb gegen den Präsidenten Taft: „Es ist mehr als überflüssig, die Frage, ob große Geschäftsunternehmungen gesetzmäßig sind oder nicht, lediglich durch gerichtlich Ent scheidungen beantworten zu lassen." Was zur richtigen Beantwortung dieser Frage getan wer den sollte, sagen die staatsmännischen Verfasser dieser Plattform nicht; sie sprechen nur mit der Miene überlegener Weisheit den Gemeinplatz aus: „Den industriellen Korporationen sollten durch positive Gesetze bestimmte Verhaltungs maßregeln gegeben werden, durch welche das im Einklänge mit ihnen geführte Geschäft sicher und beständig gestaltet wird, wahrend gleichzeitig die Interessen des Publikums gewahrt bleiben." — Es ist beim besten Willen nicht anzunehmcn, daß eine Partei mit derart unklaren, ver schwommenen Grundsätzen bei der No mination eines neuen Staatsoberhauptes ernst haft nntzusprechen haben wird. Ihre Kon stituierung wird nur die eine sichere Folge haben, daß die Mutterpartei in dem bevorstehenden er bitterten Kampf zwischen demokratisch und re publikanisch bis zur Niederlage geschwächt werden wird. Eine demokratische Hilfstruppe hat Taft die Progressiven genannt, und die jüng sten politischen Ereignisse haben dem Präsidenten mit dieser Behauptung recht gegeben. Wenn der „demokratische Erdrutsch", dessen erste sichtbare Anzeichen im Vorjahre sich bemerkbar machten und der bei den verschiedenen Staatswahlen vom 7. November bereits ungeahnte Dimensionen an- genommen hat — wenn dieser Erdrutsch bis zur Präsidentenwahl vielleicht gar den republikani schen Schuywall hinwegfegr, dann ist das das Verdienst der Fahnenflüchtigen aus dem republikanischen Lager. Mit we nigen Ausnahmen haben bei den Staatswahlen die Demokraten Siege errungen: in Massachu setts wurde entgegen der festen Zuversicht der Republikaner der demokratische Gouverneur wiedergewählt; Kentucky, das seit 32 Jahren stets einen republikanischen Gouverneur hatte, ist zur demokratischen Fahne übergeschwenkt: Mississippi hat sich gleichfalls ein demokratisches Oberhaupt erkoren, und New Mexiko, der jüngste Staat, in dem beide Parteien nm die Palme rangen, vcrsvricht einen glänzenden demokrati schen Sieg. Diese Erfolge können durch das Ob siegen der Republikaner in New York, wo die Tammanywirtschaft im Sterben zu liegen scheint, nicht ausgewogen werden. In Cincinnati, wo Taft selbst mit allen Kräften für den republi kanischen Bürgermeister eintrat, ist trotzdem der demokratische Kandidat gewählt worden. Diese Zeichen lassen sich nicht um deuten, und bereits greift im republikanischen Lager Entmutigung und Resignation um sich. Der Präsident ist von seinem „Zirkelschwung", der Reise zum Pacific und zurück, voller Ent täuschung heimgekehrt; er hat erkannt, daß er die Stimmung des Landes nicht in dem früheren Umfang auf seiner Seite hat. Und er hat sich beeilt, in unumwundenen Worten die Konsequenz aus dieser Erkenntnis zu ziehen. „Wir stehen gegenwärtig," so sagte Herr Taft, „in dem kri ¬ tischen Augenblick, in welchem cs sich darnm handelt, ob die republikanische Partei anch ferner die Führung der Nation in Händen behalten soll. Sollte das Volk wünschen, eine Aende- rung vorzunehmen, so werden wir die neue Re gierung loyal in der Hoffnung unterstützen, daß es dem Lande zum Besten gereicht, aber anch in der Ucberzeugung, daß, wenn dem Volke nach diesem Versuch der Gedanke aufstcigt, zu der alten Partei zurückkehren zu sollen, cs das ohne weiteres tun wird." Das klingt unzweifelhaft nach Resignation und Entsagung, und damit steht auch der kleine, aber bezeichnende Zwischenfall im Einklang, der sich vor der Wahl behörde in Cincinnati abspielte, vor der Herr Taft seinen Beruf als Präsident n,nd Rechtsanwalt angab. „Denn", so sagte er, „ich lege Wert darauf, daß die Leute wissen, ich werde demnächst wieder Rechts anwalt sein!" * Aus New Park wird gemeldet: Roosevelt veröffentlichte eine Erklärung, die jede Möglichkeit seiner Kandidatur für die Präsidentenwahl im nächsten Jahre aus- schließt. Roosevelt versichert gleichzeitig, er werde in der kommenden Kampagne auch für keinen anderen Bewerber eintreten, und stellt fest, daß er Taft niemals irgendwelche Zu sagen bezüglich der Unterstützung seiner Kandida tur gemacht habe. Die Möglichkeit des Auftauchens eines neuen republikanischen Kandidaten ist nicht auc» eschlossen. Bei dem Festesten des Jnsur- gentenklubs in New Park erklärt Pinchot La fol e t t e für den logischen Kandidaten nach Roosevelts Selbsteliminierung, Ssusardeltszeletz. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) T Berlin, 2!). Nov. (Drahtm.) Beim H a u s ar b ei t s g e s e tz hat der Reichstag sorgfältige sozialpolitische Arbeit zu leisten. Lohnämter mit der Aufgabe der Preisfestsetzung hat die Kommission ursprüng lich zur Heilung der Schäden der Hausindustrie beschlossen. In der zweiten Lesung hat sie dann den Beschluß umgestoßen und im Plenum ist eine Mehrheit von den Konservativen an bis über die Mitte des Freisinns hinaus, mit einem Kompromißantrag ausgetreten, Fach ausschüsse zu schaffen, die Anregungen zu geben und Gutachten zu erstatten, aber nicht die Löhne zu bestimmen haben. Ueber der heutigen Debatte schwebt das gestern in später Stunde vom Staatssekretär des Rcicbsamts des Innern Delbrück den Lohnämtern entgegengesetzte Nein. Delbrück hat sich einmal wieder als Feind der allgemeinen Bureaukratisierung zeigen kön nen, wie er das liebt. Er meint, man solle nicht die ganze Welt zu Behörden machen. Eine Lohn festsetzung und der deutsche Verwaltungsapparar, des paßt nach seinem Dafürhalten nicht zu sammen. Die beim Kaligesctz getroffenen Maß nahmen sollen nicht Schule machen. Auch Bei spiele aus fremden Ländern, so aus England, das eine Verwaltung in unserer Weise nicht ausgebildet hat, läßt er nicht gelten. Aus ähn lichen Gründen ist er auch dagegen aufgetreten, den Innungen das Recht der Preisfestsetzung zu verleihen. Diese Erklärungen gaben den Freunden des Kompromisses einen festen Halt. Die Konser vativen, das Zentrum, die Wirtschaftliche Ver einigung, die Nationalliberalen und die Reichs partei tonnten je nach Gutdünken ihre Sym pathie für den weitergehendcn Gedanken der Lohnämter ausdrücken, oder anch ihn grund sätzlich verwerfen. Jedenfalls konnten sie alle triftige Gründe dafür vorbringen, es jetzt bei Fachausschüssen zu befassen. Das Prinzip, das Erreichbare zu nehmen, vertraten namentlich Fleischer (Ztr.) und Behrens (Wirtsch. (Vgg.), die beide in Arbeiterorganisationen stehen. Den Sozialdemokraten, so meinte Beß re n s, ist es gleichgültig, daß, wenn ähre Wünsche nicht erfüllt wecken, die Leute Hausarbciter nicht erhalten. Die „Alles- oder Nichts-Po litik" können wir nicht mit mach en. Solche Aeußcrungen aus solchem Munde werden des Eindrucks nicht ganz verfehlen. Auf die Personen kommt es an, legt Behrens weiter dar, ohne die rechten Personen wären die Lohn ämter nichts gewesen. Wenn für die Fachaus schüsse die rechten Personen gewählt werden, dann werden auch sie etwas bedeuten. Abg. Everling (Natl.) wertete das Gesetz als gute Weihnachtsgabe. Auch Manz und En ders (Vpt.) stellten sich auf den Besen des Kompromisses. Abg. Naumann (Vpt.) sprach mehr dagegen als dafür. Ihm haben cs die Lohnämter angetan. Er will mit einem klei neren Teil der Fortschrittlichen Volkspartei die Aufgaben der Lohnregulierung den Fachaus schüssen zuweisen und auf diesem Wege die Lohn ämter schaffen. Er gibt zu, daß von den neuen Organen einmal Fehler gemacht werden könn ten, aber meint, der einzelne Fehlgriff werde als Lehre dienen. Er weist auf die große Zahl der Tarife in der Konfektions- und Klcrder- branche hin, die in den letzten Jahren zustandc- gekommen seien. Wider alles Erwarten doch entfährt dem Zaum seiner Zähne auch das Wort, daß ein halber Erfolg immer noch besser sei, als ein Mißerfolg, waS dar auf schließen läßt, daß er in der Endabstimmung sich doch für die Fachausschüsse entscheiden wird. Staatssekretär Delbrück behandelt fernen An« trag zwar nicht als gleichwertig init den sozial demokratischen, der heute von Zietzsch befür worte! 'wird, und weniger vorsichtig gefaßt ist; aber er betrachtet ihn' doch noch als zu sehr gleichmachcnd und bedeutsam gegenüber der Kompliziertheit der Verhältnisse. In der Absti m m u n g bleiben die Antrag steller unter sich und das Kompromiß wird schließlich noch angenommen. Also die So zialdemokraten haben sich diesmal der „positiven Mitarbeit" nicht entziehen können. Rascher wer den dann die folgenden Paragraphen bis zum Schluß erledigt. Unsere Wehrkrsit über See. Im Hinblick auf Len Zuwachs an deutschem Koko- niakgebiet durch den Vertrag mit Frankreich vom 4. November d. I. schreibt uns ein alter Afrikaner: Zehn Jahre stnü es her, daß Graf Walderse« auf ver Heimreise aus Öftersten an Bord der „Gera" in einem Berich: an den Kaiser die Wort« schrieb: Die Ereignisse in China haben gezeigt, daß Dcurfchland jederzeit und überraschend in die Not wendigkeit versetz: werden kann, auf einem übersee ischen Kriegsschauplatz militärische Machlmittel zu entfalten. Bei solcher Sachlage ist das Vorhanden sein einer für diesen Zweck speziell organisierten Truppe, einer Art von Kolonialarmee, dringend er- wun,cht." Die aus finanziellen Gründen erklärlich« Nichtnachachtung des Walderfeefchen Rates hat Deutschland im Jahre 1904, beim Ausbruch des Herero-Aufstandes, eine nicht minder pein« lich« und erheblich blutigere Lehre gekostet als 1SVV. wo unser Expeditionskorps das Aschenbrödel unter dem internationalen Truppenaufgebot in China war. Die Neuerwerbungen des Kiderlen-Cambon-Ab- kommens bieten zweifellos die Möglichkeit neuer Kämpfe zur Hochhaltung unserer Flagge in den uns abgetretenen Eebictsstrccken. Setzen erst die por tugiesische Kolonialliquidation und die des belgischen Kongo ein, dann wird es bald genug auch ur Angola und in Lunda Arbeit für das deutsche Schwert geben. Die Erfahrungen in Südwestafrita haben im Herbst des Jahres 190.'» den heutigen Major im Generakstobe der 38. Division in Erfurt v. Hassten, den Bearbeiter der „Kriegsgeschichtlichen Einzel schritten über den Lurenkrieg", wohl auf dienstliche Anregung hin, veranlaßt, die Frage der Schaffung «.-Mer weißen und schwarzen Kokonialarmee der theo- retisck- militärwissenschaftlichen Erörterung zu unter ziehen. Jener, in den ..Viertekjahrsheften für Truppenführung und Heerestunde" erschienene Auf satz: „Eine deutsche Kolonialarmee" ist damals, in einem Sonderdruck, auch den Interessenten im Reichs tage zugegangsn, fand aber jn seinen vortrefflichen Schlußfolgerungen und Hinweisen, besonders auf die französische Parallelorganijation. dank der damals trostlosen Lage der Rerchssinanzen. leider nicht mehr als akademische Beachtung. Zwei Jahre später hat der Oberstabsarzt Dr. Sie über, heute General oberarzt brr der 1. Gardedivlsion in Berlin, an der gleichen Stelle, die Verwendbarkeit europäischer Truppen in tropischen Kolonien behandelt und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß Eingeborenensoldaten allein die Hauptmasse solcher Expeditionskorps bilden können, wie wir sic am Kongo, am Kast'ai, am Kuanza und am Kunene in absehbarer Zeit zu verwenden ge zwungen sein dürften. Ein indirektes Bedenken Dr. Steubers gegen die Eingcborenenkompanien, nämlich die Unterstreichung der großen Vorteile, die in der absoluten Zuverlässigkeit europäischer Kolo- nialtruppsn vor dem Feinde liegt, erscheint nach den vorzüglichen Erfahrungen, die gerade wir mit Len Askaris der Kaiserlichen Schutztruppe für Ostafrika gemacht haben, um so weniger dräuend, als di« soeben von Major N i g m a n n in Mainz veröffentlichte Geschichte dieser alten Wissmannschen Organisation aus dem Jahre 1900 schon von den Erfolgen schwacher Askari-Abteilungen über stark überlegene Koirgo- rebellen, also unser« möglichen Gegner von morgen, berichtet. Von allem deutschen Neuland kommt allein S ü ü w e sta f r i k a für die ausgedehnte Ver wendung weißer Truppen zu Felde in Frage. Für alle weiteren Eebietserwerbungen, di; wir in Zentral- und in Westafrika machen können, wird «» sich daher hauptsächlich immer nur um Schaffungen oder Erhöhungen der farbigen Schutztruppen handeln, wie sie in Osrasrika und in Kamerun schon bestehen, und wie sie wahrscheinlich auch im äußersten Norden von Südwestafrika einmal eingesetzt werden müssen. Durch allerhand (heimische) Aenderungen in Lcn Stäben der Heeresverwaltung und der Heeresleitung ist die Gefahr eines neuen Versagens unserer lieber- seeorganisation, die seinerzeit Major v. Hassten über« zeugend geschildert hatte, behoben und nach Menschen ermessen für di« Folge ausgeschaltet. Wenn di« Lon doner „Morning Post" am 5. Oktober 1905 auf di« wichtigen Aufgaben einer deutschen Kolonial armee als einer Elite-Auslandstruppe hinwies, der „in einem zukünftigen Kriege die aller- schwerstwiegenden Ausgaben zufallen dürften", so können wir in Lieser Hinsicht, dank der Arbeit von Kriegsministerium und Generolltab der Arme«, be ruhigt sein. Und in dem Berliner Kommando der Schutztruppen wie draußen im schwarzen Erdteil sitzen Sachverständig«, di« auch Lic heute brennende Frage des Ausbaues unserer Eingeborenenstreitkräft« :n zuverlässiger und zugleicd dem darüber befinden den Reichstage annehmbarer Weis« lösen werd«».
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