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RoNzen Eine gut« Sette der Noioerovdnung. Angesichts der lcdi)asten Kritik gegen die Notverordnung darf duck; darauf Hingeiviesen iverden, daß die Notverorduuug in gewisser Beziehung «ine wesentliche Verbesserung -es Angestelltcnrechts bringt. Diese Verbesserung liegt in der Aenderung des mit der Notverordnung vom 1. Dezember 1930 zum Paragraph 816 des BGB. gescliasfenen Zusatzes, nach dem bei unverschuldeter Dienstieistungsverhiuücrung der (Sc haltsanspruch nicht durch Vertrag ausgeschlossen oder beschränkt werden kann. Die neue Fassung bezeichnet diesen Anspruch -eutlict-er „sür den Krankheitsfall" und bezieht ihn aus Ange stellte im Sinne von Paragraph 1 Absatz 1 u. 2 des Angestellten versicherungsgesetzes. Sie verbessert iveiter das Recht dieser An- gestelltengrupp« zum Stand dessen, >va8 im Handelsgesetzbuch sür die Handlungsgehilfen und in der Geivcrbcordnung für die technischen Angestellten bereits gilt durch die Bestimmung, das; als verhältnismäßig nicht erheblich eine Zeit von sechs Wochen gilt, wenn nicht durch Tarifvertrag eine andere Tauer bestimmt ist. Die Vorschristen ivirken aus den Tag -es Inkrafttretens der in der Notverordnung vom 1. Dezember 1036 getroffenen Be stimmungen zurück. Diese Neuerung -iirstc auf die aufsehenerregende, juristisch Kaum begreifliche Entscheidung des Reichsarbeitogerichts vom 11. Februar -. I. zugunsten des Statistischen Neichsamtcs zu- rückzufiihren sein, das im Krankheilssalle nur einen Teil des Gehalts zahlte, obwohl gemäß der Notverordnung vom 26. Juli 1V3V Anspruch auf Krankengeld nicht bestand. Wahrer Frontgeist. Unter der Beteiligung von nicht weniger als 1500 Menschen wurde der so jäh aus -em Leben abberusene Hauplschristleitcr der Augsburger Postzcitung, Alphons Wild, an« Mittwoch zu Grabe getragen. Wir finden In dein ausführliclM Bericht über die iiberivältigen-e Trauerkun-gebuna in der Augsburger Post zeitung n. a. das Folgende: „Aber noch einen Teilnehmer müssen wir erwähnen: Er ivar wohl die rührendste Gestalt im ganzen Zuge: der ehemalige Bursche des Leutnants Wild. Er erfuhr vom plötzlichen Tode -es früheren Vorgesetzten erst ziemlich spät, fuhr aber trotzdem noch am Freitagabend S Uhr mit dem Motor rad von Karlsruhe ab und legte mit diesem di« ganze Strecke bis nach Augsburg zurück. Es war erschütternd, ihn wie ein Kind am Grabe weinen zu scheu. Welcl-cs ideale soldatische Verhältnis mutz zwischen beiden bestanden haben, wem, dir Teilnehmer an der Beerdigung solche Anhänglichkeit erleben durften!" Wer Volksgemeinschaft predigt, mutz sie selbst üben. Volks. gem«insci)aft ist Kameradscl-ast, Kam««adsci)aft ist Frontgeist, Frontgeist ist der Wille, zum eigenen Volk auch in der schiversten Stunde zu stehen. In einer Zeit, in der zu viel vom Front geist geredet, aber zu wenig wirklich erlebt wird, schein« uns -er treue Bursche am Grabe des alten Battcricsiihrers das gleiche Vorbild zu sein, wie es -er >var, der jetzt unten stumm schläft. Ein unglaublicher Kommentar. Es ist unseren Lesern bekannt, daß Anarchisten in Spanien, und zivar in Paplona, über mehr als tausend Versamnilungs- teilnchmcr, die von einer katholischen Kundgebung nach Sara gossa zuriickkehrten, hergefallen sind, daß sie. wie es in den Meldungen heißt, diese Versammlungsteilnehmer aus den Wage» herausholten und Spießrutenlaufen ließen. Jeder Mensch, der sich auch nur einen Funken von Menschlichkeit bewahrt hat, wird diese pöbelhafte Ausschreitung auf das schärfste verurteilen er mir- sie um so mehr verurteilen, als die spanischen Behörden und di« neuen Machthaber anscheinend weder den Willen noch die Gewalt haben, soiche Ausschreitung« zu verhindern und so bedrängte Menscl-en zu schützen, Mcnscl-en, di« um ihren Glauben leiden. Die deutschen Nationalsozialisten gebärden sich außerordentlich christlich Wir «vollen aber einmal den Kommentar hören, mit dem der „Völkische Beobach, ter" (Nr. 169 vom 18. Juni) diese Vorkommnisse begleitet. Es Helt dort wörtlich: „In diesem Spießrutenlausrn kommt eine Art von gölt- licher 'Vergeltung <!) dafür zum Ausdruck, da zahlreiche sze nische Kleriker bei den entscheidenden Gemeindeivahten un mittelbar vor -em Umsturz ihre Stimmzettel sür die Anarchie abgegeben haben. Auch hier ist also -er Schuß nach rückivärts losgegangen." Eil« Kommentar ist eigentlich überflüssig. Deutsche Nativ- nalsozialislen freuen sich, wenn Katholiken in Spanien gepeinigt werden. Cie freuen sich nicht nur, sondern sic begleiten diese Vorgänge mit Bemcrknngen, die an Zynismus ihresgleichen frühen. Zenkrumsarbeil in Schirgiswalde Schirglsivald«. Die hiesige Ortsgruppe der Zentrums- mrtei hatte ihre Mitglieder un- Freunde zu einer Versammlung' ür Mitlwoci;abeud, 17. Juni, «ingeladen. Der Saal des Elisa beth-Heims ivar fast bis aus den letzten Platz besetzt. Reichs- tagsabgeorducter Dr. Bockcl, Generalsekretär der Deutschen Zculrumspartei, führte über bi« jüngst erlassen« Notverordnung etiva folgendes aus: Die Deutsche Volkspartei und die Sozialdcmokralisä;e Partei haben im letzten Augenblicke di« Forderung aus Ein berufung -cs Reichstages fallen gelassen, weil sie einschen mußten, daß di« Notverordnung bei unserer gegenwärtigen Lag« nicht zu umgehen ist. Auch Hitler und Hugenberg müßten, wenn sie die Ncgierungsgeivvlt in ihren Händen hätten, dem Volke di« schweren Opfer auserlegen. Davon sind sie selbst auch überzeugt, doch sagen sie es ihren Anhängern nicht. Mit der plvtzliä;«!« Einstellung der Reparationszahlungen Kanu dem deutschen Volke nicht geholfen werden. In monatelangcm Mühen hat sich die Regierung Brüning das Vertrauen der Gläubigermächte errungen Jede ai«dere Regierung hätte eben falls das Vertrauen -er andern zu gewinnen versuchen müssen. Jetzt ist Brüning so «vcit, daß er für die fast trostlose Lage Deutschlands bei den meisten anderen Mächten — Frankreich ausgenommen — Verständnis sindct und aus Erleichterung der Reparation-Kasten zusteucrn kann. Doch muß heule schon mit aller Deutlichkeit vor der Annahme geivarnt iverden, als ob be! einer Ermäßigung -er von Deutschlaiid verlangten Leistungen die Notverordnungen sofort ausgehoben werden könnten. Die Wirtsä)astskrise ist nicht eine deutsche Angelegenheit, sie ist eine Weltkrise. Sie erstreckt sich auch auf die Sicgersiaaten. Musso lini, -er von de» Hitlerleutcn immer als Musterstaalsmann ge- priesen wird, hat zur Behebung der Wirtscl;aslsnot ebcnsalls sehr harte Notverordnungen erlassen. Die kürzlich von der Regierung Brüning herausgegebene Notverordnung ist zivar geradezu brutal, aber es hat bisher noch niemand einen geeig neteren Weg gezeigt, der zu den« gleicl)en Ziele führen würde. Die 5 Millionen Erwerbslosen können wir nicht verhungern lassen. Tie fehlende 2,3 Milliarden Mark müssen ausgebracht iverden. All« Schichten des deutschen Volkes müssen ihren Kräs. tcn entspreck-en- dabei Helsen. Weg mit dem zerstörenden Egoismus! Wir brauchen mehr Gcmeinschastsgeisl, wenn wir uns aus dicser Notzeit herausarbeilcn wollen Lassen wir uns weder von den Hetzern ganz links, noch von denen ganz rechts einfangen! Niemand Kanu das deutfcl)« Volk zur Hölze führen, ohne daß er ungeheure Opfer verlangt. Wollen wir doch das Vertrauen, bas das ruhig und fachlich urteilende Ausland unseren jetzigen Kanzler enlgegenbringt, diesem bewährten Führer nicht vorenthalten! Die deutsch Not ist groß. Aber durch Opfetbereitschaft und durch Besonnenheit des Volkes ist sie zu überwinden. Noch stecken wir nicht in einer Katastrophe. Hüte«« wir uns vor unüberlegten Handlungen, denn wir haben noch viel, sehr viel zu verlieren! Die Ausführungen des Redners wurdcu mit langanhal- tcndem Beifall ausgenommen. — Aus der Mitte der Versamm lung heraus «vurüen verschiedene Fragen gestellt, di« mit der jüngsten Notverordnung im engsten Zusammenhang« stehen: Doppelverdiener, Besteuerung -er freien Berufe, Abzüge von den hohen Gehältern und Pensionen, Börsengcwinnfteucr usw. Bei Beantwortung dieser Fragen durch Dr. Bocke! mußte so mancher Versammlungsteilnehmer scstjtellen, daß cs ein großer Unterschied ist, ob inan die einzelnen Maßnahmen der Not. Verordnung von seinem eigenen egoistischen Standpunkte aus beurteilt oder von der hohen Warle einer verantwortungs bewußten Regierung aus, von wo man auch die außenpolitisä)en Wirkungen eben dieser Maßnahmen übersieht. — Im Verlause der Ausspraclzc nahm auch Stadtverordneter, Amtmann Mül. l er-Dresden das Wort zu längeren Ausführungen über einige Punkte der Notverordnung, dir besonders den unteren Schichten des Volkes unverständlich und ungerechtfertigt erscheinen. — Die Zeutrumsversammlung vom Mittwoch gab allen Tcilnch- mern Gelegenheit, den poliliscl)«» Blick zu iveltcn und das Ver ständnis sür die Maßnahmen unseres Reichskanzlers Brüning zu vertiefen. —er. l.riprig und Umgebung Ein Polizeibeamter in Lauchau niedergeschoffen Leipzig, 22. Juni. In den zettlgen Morgenstunden des 26. Juni ist aus der Straße tn Taucha der 16 Jahre alte Poll- zelbeamte Hauptwachtmeister Otto St. von dem Bildhauer Eon rad Sledert ntedcrgeschossen worden. Der Beamt« siel, ln die Brust getroffen, zusammen und gab aus seiner Dlenstwasse aus dei« flüchtenden Täter noch einen Schuß ab. Der Beamte ist im Lauf« des Sonnabendvorinittago im Krankenhause St. Ja kob seinen schweren Verletzungen erlegen. Aus der Schützcuwiese in Taucha waren mehrere Bild hauer über berufliche Fragen in Streit geraten. Unter den Streitenden befand sich der Täter. Er fuhr mit einer Kraft droschke nach seiner Wohnung und steckte dort einen Revolver zu sich. Einer der Beteiligte«« an dem Streite benachrichtigte den Polizeibeamtcn, der Siebert verfolgte und ihn aus der Straße in Taucha stellte, wo sich der oben geschilderte Vorsall dann ab spielte. In der Wohnung des Täters wurde eine Haussuchung vorgenommen, bei der «in Karabiner, ein Seitengewehr und ein Säckchen Patronen gesunden und beschlagnahmt wurden. Ter erwachsene Sohn des Siebert wurde in Hast genommen. Von dem flüchtigen Täter fehlte noch jede Spur. ) Opfer des Verkehrs. Am Sonnabendabend stießen in Leipzig ai« der Ecke Kant- und Lößnigcr Straße ein Kraftwagen aus dem Regierungsbezirk Frankfurt a. O. und ein Straßen bahnwagen zusammen. Der Kraftwagen, der von dem Schmiede meister Belitz aus Altblessin bei Bärwalde (Neumark! geführt wurde, hatte vier Insassen, von denen die 12jährigc Schülerin Erika Hädrich, Tochter eines Leipziger Drogisten, einen schwe ren Schädelbruch erlitt, dem sic alsbald erlag. Belitz und seine achtjährige Tochter trugen leichter« Verletzungen davon, während Frau Belitz einen Nervenschock erlitt, im übrßunl aber unverletzt davonkam. Auch der Führer des Straßenbahnwagens wurde leicht verletzt. d. Haussuchung del Meißner Kommunisten. Ain Donners tag wurde in Meißen bei kommunistisäien Funktionären und im Parteibüro eine Haussuchung nach Massen vorgenommen, die ergebnislos verlief. Eingemeindung oder Bürgermeisterwahl? Seitendors, '26. Juni. In der Gcineindeverordnctensitzung, di« am Freitag stattsand, sollten die Gemeindcverlrctcr über di« Neubesetzung -cs Bürgermeister-Postens beraten. Ta aus Kreisen der Linksimrlcicu Gerüchte umliefen, -aß die Gemeinde ihre Selbständigkeit aufgebeu und sich mit Hirschscldc vereinigen sollte, wurde angciragt. was daran Wahres sei. da sich ja dann die Wahl eines Bürgermeisters erübrig«. G Aclt. Buchelt erklärte, daß er eine solche Lösung begrüßen würde. Eine sofor tige Aussprache darüber wurde nicht zugelasseu und ein Antrag angenommen, innerlgilb 11 Tagen in einer Sitzung die Frage des Anschlusses zu prüfen Die Beschlüsse des Bau und Finanz ausschusses wurden gebilligt, danach sollen 2666 RM. Mietzins steuer und 1606 RM. der Hirschselder Sparkasse zum Umbau de» alten Gcmeindcl>auses verwendet iverden. Auch ivar man ein- verstanden, 860 Meter Dorfstraße im Niederdorf zu schotte, n. Ausgesteuerte Steinschlägcr iverden baldigst eingestellt. G B. Stange fragte an, ivaun endlich der Vortrag über die Benutz nq der Turnhalle abgeschlossen würde. Es soll Montag nach einer Besichtigung mündlich darüber verhandelt iverden. Schließ ch wurde noch be kann «gegeben, -aß bei Paul Heidrich Nr. 302 iine Wohnung freiste!;!. Diesen Beratungen schloß^sich eine lü.ger« nichtöffentliche Sitzung an. tz Außerordentliche Induftriellentagung in Ehtmnitz. W e der Verband Sächjiscl)er Industrieller mitteilt, findet am 25. Juni, nachmittags 3 Uhr im Kaufmännischen Vereins»» is in Chemnitz eine außerordentliche Mitgliederversammlung des 'VSI. statt, auf der der Vcrbandsvorsitzende Direktor W ittke über das Thema „Tributlast. Staats- und Wirnckanslührung, sächsische Not" sprechen wird. Dem Vorträge wird sich voraus sichtlich eine eingehende Aussprache an schließen h. Das Opfer einer Unsitte. Auf Ser Straße von Aue nach Nicderschlema rutschte der 13 Jahre alle Kutscher Will» Ender» lein aus Aue beim Versuche, aus ein fahrendes Lastauto zu jprin. gen, aus und geriet unter das Hinterrad des mit hundert Zent nern beladenen Wagens -er ihm über -en Kops hinwegging, so daß der Tod auf der Stelle cintrat. Die Schuld irifsl de» Vcr- »»glückten, der vom Wagcnsührer darauf aufmerksam gemacht worden ivar, -aß er ihn nicht miluchmen könne. Rolande wird geliebt Roman von Pierre l'Srmite Autoristtrtr Übertragung aus dem Französischen von Thea Kara. (Nachdruck verboten.) Copyright bh Karl Kühler ch Co. Vcrlln-Zehlcndors. (1. Fortsetzung.) »Ich glaub«, er ist schon wieder in das Meer hinaus, aber sein« Frau ist zu hause." „Da wird wohl nichts zu holen sein?" „Doch! Ich sagte Ihnen ja, daß seine Frau da ist." „Nein, ich will sie nicht belästigen. Ich brauche auch sehr viele. Ich fahre lieber nach Herbaudtöre." „Hl! Hot!" Hoppla, mein Grauchen!" Pentapon, der gehofft hatte, für heute in Weil seine Ausfahrt zu beenden, sah zu seinem Bedauern, daß er sich geirrt hatte. Als der Wagen die kleine Anhöhe erreicht», wo das Kreuz steht, da wo der Weg links nach La Blaml-e av- biegt, merkte der Esel, daß seine Herrin ihn nicht mehr antrieb, ja, es kam ihm sogar vor- als ob sie ihn zurück hielte. Er trabte langsamer . . . Dann noch langsamer . . . Er wagte sogar in Schritt zu faileckl — Weih man jemals, wie man mit den Menschen daran ist, noch dazu, wenn sie dem weiblichen Geschlecht ange hören? Richtig! Dort am Rande des Strassengrabens hob sich die Gestalt eines Mannes scharf gegen den Himmel ab, es war Filbert — Filbert. Pentapon, dessen Gedächt nis für alle Ruhepausen unfehlbar war, muhte, das, die Erscheinung Filberts auf der Landstraße immer ein Halt bedeutete . . . Der gute Filbert! ' Auf der Höhe angekommen, blieb Pentapon, der immer bereit war, den Gelegenheitsmacher zu spielen, stehen. -Guten Moraen, Filbert!" „Guten Morgen, mvinnoe!" antwortete der groß«, s junge Mann mit unverhüllter Freude „Darf ich wissen, welch glückhafter Zufall dich hier vorüberführt?" „Ich fahre nach Hcrbaudiöre, um Hummern zu holen." Rolande errötete. „Modeste hat beute morgen bei Bieil welche gefan gen!" erwidert« Filbert, „denn auf der Insel weiß jeder, was der andere tut." „Ja . . ., aber ich ziehe die von Herbaudiüre vor", sagte Roland« noch ein wenig tiefer errötend. „Weiht du, man hat eine größere Auswahl dort. Und dann, ich wollte meine Base einmal besuchen, vielleicht bei ihr essen. Ich weiß nicht warum, ich hatte heute ganz besondere Lust nach HerbaudiSre zu fahren." ,,AH," sagte der junge Mann, Rolande mit glücklichem Lachen in di« Augen sehend, die aber nun wirtlich bis hin ter beide Ohren errötete. Drittes Kapitel. Pentapon, der nicht nur Philosoph, sondern auch Psychologe war, rupfte das Gras am Grabenrand« aus, ganz zufrieden leistete er einer Kuh Gesellschaft, die sich derselbe» Beschäftigung hingab. Er beeilte sich durchaus nicht, er weidete wie «in Esel, der weiß, daß er genügend Zeit hat. In der Tat, die Unterhaltung der jungen Leute schien sich in die Länge zu ziehen. In Noirmoutier ist man niemals eilig. Warum sollte man? Der Salon sind die Felder, an Unterhaltungsstoss mangelt es nie. „Was gibt es Neues in der Stadt?" fragte Filbert. „O, eine aanz große Neuigkeit! Denke dir nur, von Paris ist ein AbbL gekommen, nein, zwei Abbes . . ., sie haben die alte „Krabbe" gekauft." „Die alte Krabbe?" Filbert stützt sich auf seinen Spaten und schiebt die Matrosenmütze aus der Stirn . . . ..Wo ikt die alte ..Krabbe"?" „Ganz nalie dei unserem Haus — das große, alte Haus an der Ecke der Straße. Kennst du cs nicht? Das Haus nel>en der Burg — du weißt doch, wo -die Peaus wohnen? — In der kleinen Straße, wo der Steuerempfän ger wohnt?" „Ja, nun weiß ich es. Das ist allerdings in eurer nächsten Nähe. Was wollen die mit dem großen, alten Haus machen?" „Eine Ferienkolonie sür junge Pariser." „Schon bald?" „Von nächstem Monat an." Filbert nahm seine Mütze ab und fuhr mit der Hand durch sein dichtes, schwarzes Haar. „Das ist keine angenehme Nachricht." „Warum? Das wird in unser Gäßchen ein wenig Leben bringen. Tante Cäcilie ist ganz entzückt." „Ich bin weniger entzückt darüber. Ich stimme mit unserem alten Bürgermeister überein: „Einige Fremde sind notwendig, aber zu viel ist vom Uebel." Unsere Insel soll unsere Insel bleibe» Sie ist schön, so wie sie Gott für uns geschaffen hat. Erinnerst du dich noch, Nolande, als wir vor zehn Jahren zusammen zur Schule gingen? Da sah man vom Damm bis nach Bieil nur einige Häuser. Heute wirv überall gebaut, überall wird man behindert Bäume werden gefüllt, um Tennisplätze anzulcgen. Stachcldrähte werden gezogen, wir können uns nicht mehr frei bewegen. Ich kam, nicht mehr den Fußpfad benützen, der mir eine halbe Stunde Umweg erspart, und den ich immer benützt habe. Man spricht sogar davon, den Sand weg, der von Noirmoutier nach Bieil und La Blanche führt, pflastern zu lassen. Wenn das geschieht, iverden wir uns vor den Autos nicht mehr retten können. Wo ein Auto erscheint, hört alle Poesie aus." „Hier handelt es sich ja nicht um ein neues Haus. Ein altes verlassenes Haus wird wieder zu neuem Leben er weckt werden." „Ich weiß wohl, aber siehst du, Rolande, es ist trotz dem ein« lckleckte Nackrickt" lForlietzung «oigi )