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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111027016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-27
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Btzua-.Prei- >ür Leiviig und V»k»n» durch «nler» Ikäger und Eoevtteur» Lina! tigltch in» »au,-rdrachl «t VI. monotU. r.7ü Mk. vteneyodrl «ei »»lern gcktalen u. Ln- nahmestellen odacdott Vs. «onatl., r.» vik. oienellätzrl. Duich »i« V»it: innerhalb Druiichland» and der dentlchrn galanien vierieliädrl. d.M VIt„ monatl. 1.1 Mk au»>chi Poiideftellaeld Kerner in Belgien, Donrmart den Donaustaaten, Italien, ».'u^emduia. Niederlande. Nor wegen l^rsterrrilv. Ungarn Nustland, Schweden Lchwe»» u Loanien. In ollen übrigen Siaaien nur brrekt durch dl« Eeichait,stelle oe» Blatte» erhältlich. Da» Lelpeiger Tageblatt «tlchrln« Lmal täglich Sonn- a. Keierlag» nur morgen». Ldonnement-.Annodm, 2»dannr»g»ll« 8, b«i un>«,en Tragern Klllalrn.üp«bitruren und Lnnahrnestellen. iowr« Ponämtern und Brretlragern. ch«ai«lo»rtaut»»tet» 10 Morgen-Ausgabe. MWgcr TagMM s 14 SS2 Machtauschlu») s 14 «92 l«»chte»lchl»tl r>i.-T>M! UW- VoUbetdKeilUUg. kti.-rnW.In« Amtsblatt des Aales «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Aazeigtu-Prei- sK» Inserat» an» i!,i»,ia »ad Umgebung »t« llpaltig« Pettttell« A PI. die Neklame- »ett« l MH »on au»wärt» A) BI. Neklamen llll Mk. Inlerat» oon Behörden tm amt- llchen Teil »te Bett,«eil« Sü BI a«Ichäsr»»»tetg»n mit Platzvorlchrtften tm Breil« erhöht. Rabatt »ach Tarts, v«ilagegedadr»«Iamt- auslag« b Mk. o Tausend ertl. Poftgedithr. Tettdellag« höher. Hestetteilt, Äusträg« können nicht i»rSL- a«»og»n «erden. Fllr da» Lrlchelnen an bestimmten Tagen und Blähen wird keln« Garantie übernommen. Vnzetgen - «nnahme: I»hauui»gals» 8, bet sämtlichen Ktlialen u. allen ittnnoncen- E«>«dlttonen de» In» und Lu»lande». Lruik en» Verla, »»» Stich», ck Kürst«, Inhaber V«»> Kirsten M«d«et>o» uu» tb«Ichtst»ft«I»r Iodonnt»gall« L Haupt - Stllat« ree.de» r Seeftrah« < t tielepdon Ur. 2S8 Frrltsg, üen 27. vklober lSll. los. Jahrgang. Die vortie^enoe Ausgabe um,aßt ,8 Leiten. Das Dichttglte. * Der Reichstag setzte am Donnerstag die Debatte über die Teuerungsinterpella- tionen fort. (S. Art. und Bericht.) * Nach den letzten italienischen Nachrichten ist die Lage in den besetzten tripolitanischen Städten unverändert. (S. bes. Art.) * Zum chinesischen Gesandten in Washington wurde S ch i st s ch a o t s ch i er nannt. sS. bes. Art.) * Bei einer Felddienstübung sibirischer Truppen in Beresowka wurden durch scharfe Ee- schosse zehn Soldaten getötet und 5 0 schwer verwundet. sS. bes. Art.) * In der Dersandstelle des russischen Amtes zur Anfertigung von Staatspapieren wurden 200 000 neue Kreditbillette gestohlen. sSiehe letzte Dep.) Oer Gntenlltlnabet unü üie beiüen Fühlhörner. I». Paris, 25. Oktober. „Der Entenschnabel und die beiden Fühl hörner", das hätte der sehr hübsche Titel einer Fabel La Fontaines sein können. Es ist aber nicht der Titel einer Fabel, sondern des letzten Bildes der marokkanischen Tragikomödie. Herr Cambon will den Entenschnabel, Herr von Kiderlen-Wächter die Fühlhörner. Und nach d e>m Gebietsaus ausch zwischen Kamerun und Kongo, der im Prinzip beschlossen ist, wer den die beiden Diplomaten die merkwürdigsten Grenzveränderungen ersonnen haben, die se auf der W.ltkarte eingezeichnet wurden. Es schadet ja nichts, wenn der Ernst des geographi schen Atlas einmal durch eine geniale Karikatur unterbrochen werden wird. Die französische Kolonialpartei erhob leb haftes Geschrei, daß man das ideale Land der (Schlafkrankheit in zwei Stücke schneiden wolle. Die hohe Diplomatie fand einen Ausweg und zerschnitt es in drei Teile! Pardon! Es ist richtig, daß das vergrößerte Kamerun nur Fühl hörner ausstreckcn und damit am Labsal des Kongoflusses naschen darf. Es ist richtig, daß die deutschen Kongoeinschnitte nur ganz schmal sein und sich in der Nähe des Stroms immer mehr „verjüngen" sollen. Aber wer Augen hat zu sehen, wird nicht bestreiten, daß selbst ein nur sechs Kilometer breiter Landstrich am Sangha-Fluß und ein anderer am Ubanghi prak tisch die alte französische Kongokolon ie inmehrereFetzenzerreißen und größere Verkehrs- und Verwaltungsschwierigkeiten ent stehen lassen, als ein einziger, bedeutenderer deutscher Einschnitt bis zum Kongo verursacht hätte. Streitigkeiten aller Art werden entstehen, Uebergriffe der militärischen und Zivil behörden, der Faktoreien und Schmuggelfreunde. Schon jetzt gab es ja an der Kamerun-Kongo- Grenze unausgesetzt Scherereien zwischen deut schen und französischen Händlern. In der Sorge, endlich beiden Völkern und der Welt das langerwartcte Abkommen vorzusetzen, bringen Wilhelmstraße und Quai d'Orsay ein Bastardabkommen zustande, das fast unmittel bar neue Verhandlungen und vernünftige Gcbietsaustausche nötig machen wird. Ueber- haupt werden Reichskanzler v. Bethmann Holl weg und Ministerpräsident Caillaux in den Par lamenten die seltsame Grenzverschiebung zwi schen Kamerun und Kongo nur damit entschuldi gen können, daß sie sie für provisorisch er klären. Trügt nicht alles, dann haben die Herren Cambon und Kiderlen-Wächter schon die Ueber- gabe Librevilles und vielleicht der Kongomün dung gegen Auslieferung des Togolandes ins. Auge gefaßt. Ob Deutschland mit dem Verzicht auf Togo und mit der Bürde deS Kongos nicht in ein sehr schlechtes Geschäft hineinlaufen wird, müssen die afrikanischen Spezialisten entscheiden. Im allgemeinen zeigt sich die französische Presse befriedigt, daß Herr Caillaux das berühmte Konzessionsgebiet der Sangha an Deutschland abstößt. In der „HumanitS" sagt der Deputierte Sembat, er wisse, daß Frankreich nicht in die Entschädigung der Kongo-Gesell schaften gewilligt habe, und er kündigt an, daß die sozialistische Partei die Einschreibung eines besonderen Artikels in das Gesetz über den deutsch-französischen Vertrag verlangen werde, worach kei erlei spätere Entschädigungsansprüche der Konzessionäre berücksichtigt werden dürften. Im „Journal" wird die Frage ventiliert, ob die Regierung die Zustimmung der Signatarmüchte von Algeciras zu dem Abkommen erbitten dürfe, bevor das Parlament darüber befunden habe. Einerseits könne der deutsch-französische Vertrag nur dann vollstreckbar werden, wenn die andern Nationen ihre Zustimmung gegeben; anderer seits wäre die Behauptung nicht weniger logisch, daß die Regierung sich nicht an die fremden Mächte mit einem Vertrag wenden dürfe, der nicht vollständig, d. h. nach allen konstitutionel len Formalitäten abgeschlossen sei. Am Quai d'Orsay wird man wohl die Ansicht vertreten, daß die Parlamente erst über den Vertrag dis kutieren können, wenn die Geheimhaltung nicht mehr nötig ist. Da aber die eine oder andere Macht mit sehr viel Recht noch Veränderungen an den Stipulationen des Abkommens (in seinem internationalen Teil über die Handelsgarantien in Marokko z. B.) verlangen könnte, wird die Geheimhaltung vorläufig Bedingung bleiben. Tie meisten Pariser Blätter halten mit Kom mentaren noch zurück; nur das „Echo de Paris" zeigt sich unzufrieden mit den Fühlhörnern und hält den Entenschnabel nicht für ausreichend. Dagegen versichert der „Radical": „Unsere Diplomatie hat das meiste erlangt und das wenigste hergegeben. Das ist das Beste, was sie tun konnte." Augenscheinlich! Das Snüe üer Teuerungs-Oebstten. ck. «erliu, 26. Okt. (Trahtm.) Tie Teuerungsdebatte geht dem Ende zu und man kann das Fazit ziehen. An posi tiven Maßnahmen werden wir vielleicht noch die Beschränkung der Einfuhrscheine auf Brotgetreide und Hafer, mithin die Aushebung der Gültigkeit für Kaffee und Petroleum er halten; ferner eine zeitliche Beschränkung auf wenige Monate, etwa zwei oder drei. Ferner werden wir vielleicht bekommen die Aushebung einiger die Ausfuhr begünstigender Eisen- bahntarife, worüber in Preugen zunächst der dortige Landcs.isenb.ihnrat zu hören ist. Nicht bekommen werden wir die zeitweilige Suspension des Zolles auf die beiden Futtermittel, Gerste und Mais. Die Neichsregierung hat prinzipielle Bedenken gegen die zeitweilige Aufhebung; sie befürchtet, daß dadurch das ganze System abge bröckelt wird. Auch argentinisches Gefrierfleisch wird wegen der Gefahr des Texasfiebers nicht zugelassen werden. Dagegen wird der preußische Landni tschrstsminister ,cine Bemühu ge i,einen Preiscegmalor für Lebensmit.el zu schassen und die Spannung zwischen den Preisen im großen und im kleinen zu mindern, fortsetzen. Als wesentlich, um weitere Schädigungen zu verhü ten, wird von Negicrungsscite betrachtet, daß die Teuerung nicht als schlimmer hingestellt ist, wie sie ist; gerade aus der Neigung zur Ueber- treibung entnehme der Handel den Impuls, die Preise noch weiter zu erhöhen. Auch sollen die Vergünstigungen, wenn möglich, immer denen, für die sie bestimmt sind, zugcführt werden, nämlich den Verbrauchern. In dieser Beziehung konnte der Landwirtschaftsmiuister von Schor- lemer heute bekannt geben, ihm habe die han noverische Getreidebörse mitgeteilt, daß sic grund sätzlich gegen die Anrechnung der Tarifvecbilli- gungen zu gunsten des Händlers sei. Der Zu fall will es, daß die Faktur mit dem Vermerk: „Notstandstarif zu meinen Gunsten", die ein Händler ausgestellt hatte, gerade aus dem Be zirk dieser Getreidebörse stammt. Aber der Land wirtschaftsminister lebte darauf nicht den Haupt werk, sondern auf die grundsätzliche Erklärung der zuständigen Händlervertretung. Hoffentlich werden nun auch die Kommunen mit voller Energie forlfahren, ihrerseits als Prcjsregulator aufzutreten, wenn nötig, durch eigenen Bezug von Nahrungsmitteln; was freilich nur eine vorübergehende Maßnahme sein kann, da der heimische Gewerbcstand nicht geschädigt werden darf. Die Debatte als solche entbehrte bis zuletzt nicht des Interesses. Es hatte einen gewissen Reiz wahrzunehmen, daß die Dolen noch gern jener Zeit gedenken, da sie die Reichsfinanzreform mitmachen halfen. „Wir", so meinte der pol nische Vertreter, „wollten der ungesunden Speku lation seinerzeit mit der Kolierungssteuer Einhalt tun, fanden aber Widerstand bei den Parteien der Linken." Seine besonderen polnischen Wünsche wußte der Redner mit dieser Reminiszenz zu verbinden. Die Ansiedlungspolitik der Regie rung verstand er in Zusammenhang mit der Teuerung zu bringen. Abg. Wachhorst de Wente (Natl.), der Vorsitzende des Deutschen Bauernbundes, dachte anders und verlang e ener gische Fortsüh.u.ig der Siedlungspo i ik; Förde rung der deutschen Bauern und alter Ostmarken- kurs sind seine Forderungen. Vom Abbau des Schutzzolles und Einführung des arg. niinischen Fleisches aber >ro.l:e der hannoversche Hofbesitzer nichts wissen. Der Laudwirtschaftsuiinister war gegenüber den Angriffen nicht gefühllos, aber er wünschte den Kampfplatz zu verlegen. Nicht im Reichstag, sondern im preußischen Landtag wollte er beweisen, daß die Behauptung, die Osl- markenpolitik sei im Abbau begriffen, nicht zu- tresse. Das Ergebnis der Debatte sah Abg. Arendt (Reichsp.) ui einem „glänzenden Siege der schutz'öllnerischen Gebauten", während sein frei sinniger Vorredner P ach nicke festgestellt hatte, im Reichstag sei eine „Mehrheit für Lusvension der Fu ie mi tel'ö le" ro huid.n. Wichtiger a!s dieser Unrerjchied in der Beurteilung des Fazits war die Auseinandersetzung des reichspartejli- scben Abgeordneten mit den Nationalliberalen. Schon seit länaerer Zeit wird die Auseinander- se u g ; uö i isti ch vorgenomm n. Hcute mah :te Arendt Oie Nauvnalliocraten, die Brücke nach rechts nicht avzubrechcn, wie er von seiner Partei bekannte, daß sie sich bemühen werde, die Brücke nach links zu erhalten. Die Ausnahme der Rede verheißt aber nicht den gewünschten Erfolg der Annäherung. Sehr weit entfernt von früheren Freunden hat sich auch Abg. Lehmann, der ziemlich gleichzeitig mit dem Grafen Oriola nnd dem Freiherrn von Heyl aus dec nalionallibe- raleu Fraktion ausschied. Ec stand heute auf der Tribüne als Fürsprecher des Bundes der Landwirte, von dem er sagte, er sei auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit ausgebaut. Doch wahrte er für seine Polemik, wenn wir recht bemerkten, die Form, daß er links an den Nationalliberalen vorbei zu den Freisinnigen und Sozialdemokra ten sprach, die vielfach Zwischenrufe machten. Mit großer Freude begrüßte er daS wirtschaftliche Programm des Kanzlers, während Abg. Pach- uicke (Vpt.) die angckündigte Mitwirkung der Landwirte bei der Bildung der öffentlichen Mei nung kritisierte — man merkt, daß die Wahlen näher kommen. Trotzdem hatte die Debatte über die Teuerung nicht nur agitatorischen Wert, sie hat viel gute sachliche Darlegungen gebracht. Es kommt jetzt darauf an, daß sic beherzigt werden Oer Krieg um Tripolis. Italienischer Situationsbericht. Tripolis, 26. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Nacht vom 24. zum 25. Oktober verlief ruhig. Gestern morgen bemerkte ein Aeroplan anrückende feind, licke Streitkräfte sowie andere, 15 Kilometer von den italienischen Vorposten entfernt lagernde Truppen. Diese wurden durch den Aufklärungs offizier auf nicht weniger als 5000 bis 6000 geschätzt. In der Oase von Tripolis, 800 Meter oon der italienischen Verteidigungslinie, bemerkte man zahlreiche Bewaffnete, die jedoch nicht angriffen. Die Oase wurde darauf durch die italienischen Kripp- geschütze und Schiffsgeschütze beschossen. Die im Rücken der italienischen Stellungen befindliche Oase wurde von den gefährlichen arabischen Ele menten, die dort wohnten, gesäubert. Bei Rekognoszierungen wurden auf dem italienischen linken Flügel über dreihundert oon den Feinden zurückgelassene Leichen gefunden. Man beschlag nahmte eine sehr große Zahl von Waffen aller Art. alter und moderner, und über eine Million Kartuschen. Waffen und Munitionsvorräte sind über» all in Tripolis und Umgebung versteckt, in Häusern, Magazinen, Karawansereien, zwischen Waren und Getreidesäcken, in Kellern und unterirdischen Brunnen. Die Durchsuchungen dauern fort. Schon jetzt darf die italienische Verbindungslinie als sicher betrachtet werden. Die Araber dürfen nicht mehr frei passieren. Die Ueberwachung ist überall sehr streng. Ein tür kischer Unterhändler traf gestern bei Oberst Para ein und verlangte die Rückgabe der türkischen Stellungen. Man antwortete, die Türken und Araber sollten kommen und sie nehmen. Es handelte sich sicher um einen Offizier, der ausgeschickt worden war, um unter diesem Vorwande die italienischen Linien zu besichtigen. Natürlich wurde er mit verbundenen Augen herein- und hinausgefllhrt. Es ist noch unmöglich, die italienischen Verluste genau anzugeben, aber man kann sagen, daß sie niedriger sind als vermutet wurde. Die Lage in Homs, Benghasi, Derna und Tobruk ist unver ändert. In Benghasi ist die Ausschiffung aller Truppen und Materialien beendet, ebenso in Derna. Alles geht regelmäßig weiter. Auch in Tobruk ist der Gesundheitszustand sehr gut. Einberufung von Italienern. 8t. Essen, 26. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Zn Westfalen und im nördlichen Teile der Rhein provinz wurden in den letzten Tagen wiederum viele dort arbeitende Italiener einberufen, darunter zahlreiche junge Leute, die erst in diesem Jahre ihr 19. Lebensjahr vollendet haben. Ein Seegefecht? 8t. Mailand, 26. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der „Messagaero" bringt aus Augusta die mit Dor- sicht aufzuneymende Nachricht, daß das italie nische Kriegsschiff „Napoli" in nächster Nähe der Dardanellen zwei türkischen I Kriegsschiffen begegnet sei, die es lebhaft angegriffen hätten. Die türkischen Schiffe hätten das italienische Schiff zwischen zwei Feuer nehmen wollen, aber diesem sei es gelungen, das eine türkische Kriegsschiff in den Grund zu bohren und das andere zu schleuniger Flucht zu zwingen. Eine russisch-türkische Verständigung? Konstantinopel, 26. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der „Tanin" veröffentlicht heute einen interessanten Artikel, indem mit Rücksicht auf di« augenblickliche Lage eine freundschaftliche Verständigung mit Rußland zur Erhaltung des Statusquo auf der Balkanhalbinsel verlangt wird. Der Verfasser des Artikels, ein in hervorragender Stellung befindliches Mitglied des jungtürkischen Komitees, macht der Regierung den Vorschlag, zur Erzielung einer russisch türkischen Verständigung Rußland eventuell weit gehende Konzessionen zu machen, gegebenen falls der russischen Kriegsflotte die Durchfahrt durch den Bosporus zu gestatten. Der Artikel hat in offiziellen türkischen Kreisen naturgemäß großes Aufsehen erregt. Bei der außerordentlich hohen Persönlichkeit des Autors scheint es nicht für aus geschlossen. daß die Regierung sich von den in dem Artikel gemachten Vorschlägen inspirieren läßt, eine Taktik, die natürlich die bisherige türkische Politik in ein anderes Fahrwasser lenken würde. * Zur Lage aus Kreta. Der Rücktrittder kretischen Regierung läßt daraus schließen, daß sich dle Lag« auf der he.ß- umstritenen Insel wieder einmal bedenklich zu- spitzt. Man möchte die Verlegenheit, in der sich die Türke, infolge des türkischen Angriffs seitens Italiens befindet, benutzen und im trüben fischen, um womöglich das verhagle Joch des Sultans aozu- schütteln. Das war auch vor zwei Jahren versucht worden, als Oesterreick-Ungarn die bosnische Frage aufwarf, und die kretische Nationalversammlung batte damals sogar di« Vereinigung der Insel mit Griechenland proklamiert. Aber diesem Schritte war weder von Griechenland noch von den Großmächten Beachtung geschenkt worden, und so befindet sich Kreta trotz jener Proklamation nach wie vor unter der Souveränität des Sultans. Di« vier Schutzmächt«, darunter auch Italien, hatten sogar End« 1910 in einer Note die Hoheitsrechte der Türkei über Kreta aus drücklich anerkannt, was bei den Christen der Insel große Erbitterung hervorrief und lebhafte Proteste veranlaßte. Auch die kretisch« Nationalversammlung hatte gegen die türkischen Hoheitsrechte Einspruch er hoben, was jedoch wiederum keinen erheblichen Ein druck machte. Die Pforte legt ab und zu Verwahrung ein gegen die Gepflogenheit der kretischen National versammlung. im Namen des Königs oon Griechen land sich zu konstituieren usw., aber sonst werden die Kreter oon Konstantinopel aus nicht wiel behelligt; insbesondere solange die Athener Regierung ein« durchaus korrekte Haltung beobachtet und di« Pläne der kretischen Christen in keiner Weis« fördert, auch nackdem Venizelos, der frühere kretisch« Staatsmann, an der spitze der griechischen Regierung steht. Die jetzt zurückgetretene kretische Regierung ist seit Ende 19l0 im Amte. Bis dahin bestand ein drei gliedriges Ministerium, an dessen Stelle ein aus fünf Mitgliedern gebildetes berufen wurde: Kunduros für die Finanzen. Pistolakis für di« öffentlichen Ar beiten und die Sicherheit, Angelakis für den Unter richt. Kokkinakis für di« Justiz und Plumidakis für das Innere. Etwa zu derselben Zeit war eine Koali tion der christlichen Parteien zustande gekommen, die nun in der Lage sind, der Negierung ihren Willen aufzudrücken. Letztere hat bisher mit Erfolg ver sucht, die Ruhe auf der Insel aufrechtzuerhalten, wenn sie aber nun zurücktritt, so ist das kein gutes Zeichen für die nächste Zukunft Kretas, vielmehr läßt sich daraus schließen, daß Befürchtungen für die Ruhe nicht ganz ungerechtfertigt sind. Hier ist Besonnenheit am Platz«, denn der Friede aus der Balkanhalbinsel kann nicht nur durch ein Hinübergreifen des Tripoliskrieges auf das Festland der Türken, sondern auch durch die Aufrollunq der Kretafrage, durch «ine Erhebung der christlichen Kreter gefährdet werden. Oie Revolution in Lhlns. Der Fall oon Sianfu und die anhaltende Un tätigkeit des Generals Pintschang, der sich vor der überlegenen feindlichen Artilleri« fürchtet, sind von böser Vorbedeutung für die Regierung. In zwischen meldet Reuter aus Peking, daß di« Städte Nantschang, Kweiling und Sukau zu den Rebellen übergingen, gegen di« gestern von neuem 5000 Soldaten aus Peking abmarschierten. Immer- hin wird es oon dem Berichterstatter der „Daily News" als «in höchst bemerk«nsw«rt«s Kennz«ichen der Lage betrachtet, daß überall, wo die Revolution hinkommt, wenig oder gar kein Kampf stattfinde. Die Städte erklären sich, wie die „Voss. Ztg." meldet, für die Rebellen, die Beamten fliehen, und die Revolutionäre sind durch «ine Art pHnstration paoi/iqus Herren der Gegend. Das war oon den Insurgenten vorausgesagt worden, und nichts kennzeichnet allerdings schlagender die Schwäche der Regierung. Ihre Prokla mationen unterzeichnen dt« Rebellen, wie der „Morning Post" au« Schanghai gemeldet wird: „Republikanische Regierung China,". Eine solche Kundmachung, die offen in Schanghai ver teilt wird, fordert di« Bürger auf, keineSteuern mehr zu zahlen, bis die Republik erklärt ist. Ueber di« in d«r Presse vielfach erörterte Aktion der internationalen Truppen in Hankau gibt «in au,-
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