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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 31.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191110313
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19111031
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19111031
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-31
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Art.) * In Düsseldorf wurde eine Akademie für kommunale Verwaltung eröffnet. * In Kanton ist die Republik prokla miert worden. (S. bes. Art.) Oie NllturenLigkeit üer Relormstmn Eine die Grenzen der Objektivität weit über schreitende Konnivenz gegen die ultramontane Geschichtsklittcrung hat schon vielfach Acußcrun- gen über die Reformation aus protestantischem Munde gezeitigt, die unwiderlegt das protestan tische Selbstbewußtsein langsam zwar, aber doch sicher untergraben müssen. So nennt man nicht selten leichten Herzens die Reformation eine Re volution, rückt sie in ursächlichen Zusammenhang mit dem Bauernkrieg, der Erhebung der Reichs ritter und der französischen Revolution und er klärt sie für die Zerstörerin der Einheit des deutschen Volkes. Auf welch schwachen Füßen diese Zugeständnisse an die ultramontane „Ge- schichtswissenschast" stehen, weiß jeder, dem die Zerrissenheit unseres Volkes bereits um 1400 herum, die zahlreichen Bauernaufstände lange vor der Reformation und die Unzufriedenheit des 2ldels mit den wirtschaftlichen, sozialen und po litischen Verhältnissen bekannt sind, weis; jeder, der sein Auge nicht vor der Tatsache verschließt, daß die große Revolution sich in dem Lande ab spielte, in dem systematisch und grausam die Reformation von Grund ans ausgerottet wor den war. Ter geschichtlichen Wahrheit entspricht viel mehr nur die eine Auffassung der Reforma tion, die in ihr einen naturgemäßen, notwendi gen Vorgang in der Entwickelung unseres Volkes .erblickt und die sie, weil geboren aus seinem innersten Wesen, als das „nationalste Ereignis" jenes Zeitalters würdigt. Tie Entartung der römischen Kirche und die in ihr herrschenden Verirrungen, Uebelstände und Mißbräuche haben für die Reformation nur die untergeordnete Bedeutung einer äußeren Veran lassung. Deshalb sind auch die krampfhaften Bemühungen ultramontaner „Historiker", die damaligen Zustände als tadellos hinzustellen, Lufthieben vergleichbar. Denn eine Reforma tion der Kirche, eine Erneuerung der Religion, wäre notwendig gewesen, selbst wenn die Kirche des 15. Jahrhunderts sich an jenem entsetzlichen Krebsschaden irdischer Machtfülle und Machtge- tüste, unersättlicher Habgier und bodenloser Un sittlichkeit gelitten hätte, dessen Vorhandensein die starke konziliare Bewegung eben dieses Jahr hunderts beweist. Zum Vergnügen sind die Kon zilien damals wohl nicht zusammengetreten, wenngleich die Unmasse fahrenden Volkes in Kon stanz diesen Gedanken freilich nahe legi. Eine Erneuerung der Religion aber war not wendig, well zwischen den von der Kirche ver tretenen Sittlichkeitsidealen unö der sittlichen Anschauung, die aus der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung auftauchte, eine unüber brückbare Kluft gähnte, weil die neuen ethischen Wert« vergeblich nach einer Verankerung in der von der Kirche gepredigten Religion trachteten. Tie Wirkung der im 15. Jahrhundert in den Städten völlig zum Durchbruch gelangten Geld wirtschaft auf die Lebenshaltung der städtischen Bevölkerung beschreibt Lamprecht in seiner Deut schen Geschichte in folgender Weise: „Ein Hasten kam in die städtische Bevölkerung des ausgehen den Mittelalters, daS den Zeitgenossen im Ver gleich zu früherer Muße nicht minder auffiel als uns die Emsigkeit unserer Tage; der Be griff der Zeit in moderner Auffassung "begann durchzudringen; "kn Nürnberg schlugen im 16. Jahrhundert vier Turmuhren schon die Viertel stunden; zuviel Feiertage galten dereitS als Un- glück, und Sebastian Franck nannte zum ersten mal die Zeit ein teure- Gut, dessen Ivir so karg sein sollen, daß wir niemals etwas Unnützes tun." Also zuviel Feiertage galten bereits als Unglück. Die Kirche aber verlangte deren ge ¬ wissenhafte Beobachtung. Und wie ganz anders erschien dem von der Brille dec Ueberliefernng befreiten Auge die gesamte Umwelt! Waren die natürlichen Verhältnisse, in die man hinein geboren wurde, nicht „gottgewollte Abhängigkei ten" ans der einen Seite, nicht Tinge anderer seits, mit denen man sich ernsthaft auseinander setzen müßte, um sie zu beherrschen? Höchste sittliche Leistung, so lehrte die Kirche, war, die Welt zu fliehen, die Sinnlichkeit zu töten, in der Einsamkeit des Klosters sich zu vergraben. Aber war cS nicht eine viel höhere Leistung, die Sinnlichkeit zu beherrschen, den Posten, auf dem man stand, auszufüllcn? Und wie konnte etwa der .Kaufmann eben dies besser tun, als wenn er hinausging in die Welt und sich den Wind um die Nase wehen ließ? Und hatte die Familie nicht gerade nach göttlicher Ordnung Ansprüche gegenüber ihren Mitgliedern? Man glaube doch ja nicht, daß solche Zweifel, solche Fragen erst eine Wirkung der Reformation waren. Ein Beispiel für viele! Ter alte Luther hat bereits im Jahre 1507 seinem Sohne, als dieser im Vollgefühl seiner jungen priesterlichen Würde schwelgte, bei dem Festmahl nach der Primiz Vor haltungen über die vom vierten Gebote gefor derten Pflichten gemacht. Und wahrte man — um noch einen unmittelbar aus der wirtschaft lichen Entwicklung heraus geborenen Zwiespalt anzusühren — das Interesse dec Familie durch zinsfreies Ausleihen seines Kapitals? Tie Kirche aber verwarf das Zinsennchmen als unsittlich. Wie in diesen Fällen, so war eS auch sonst noch tausendfach: die sittlichen An schauungen waren andere geworden. Zwi schen ihnen und der Religion aber bestand lein Zusammenhang mehr. Das aber heißt: Der Mensch jener Zeit war eine zerrissene Natur. Auf der einen Seite waren in ihm religiöse Vor stellungen vorhanden, in deren Bann er das verrichtete, was die Kirche gottesdienstliche Hand lungen nannte: er fastete, er ließ den Rosenkranz unzählige Male durch seine Finger gleiten, er machte auch Wallfahrten und was dergleichen mehr war. Aber alles das war ein Gebiet für sich, losgelöst von seinem eigentlichen Leben, von der Arbeit des Alltags, von der Freude des Feiertags. Ta wurden ganz andere Anschauun gen in ihm lebendig und wirksam, und cs waren Anschauungen, die auch der ernsteste Mann für sittlich halten mußte. Ein solch zusammenhangloses Nebeneinander aber von religiösen Vorstellungen und sittlichen Anschauungen ist auf die Tauer unmöglich. Tiefe müssen vielmehr in jenen wurzeln, uni aus ihnen die Kraft zn furchtloser Betätigung zu Mngen. KonzklSbcschlüsse, päpstliche Dekrete und Spekulationen philosophischer Köpfe können einen solchen Zusammenhang nicht Herstellen. Da heißt es: erleben und Kämpfen. Und das hat Luther getan. Jene Seelenkämpfe und Gewis sensängste dort in der Erfurter Klosterzelle, die ihn bis in das innerste Mark erschütterten und oftmals an den Rand der Verzweiflung trieben, waren eine Leistung für sein ganzes Zeitalter, wie stets die tiefste Not einer Generation von einem Manne bis auf den Grund gekostet, von ihm dann aber auch bewältigt wird. Das Ergebnis dieser Kämpfe war die Be seitigung menschlicher Autoritäten auf dem reli giös-sittlichen Gebiete: es wird, nm wiederum mit Lamprecht zu reden, „die Einzelperson un mittelbar, ohne die Dazwischenkunft irgendwel chen Sakramentsanstalt, dem göttlichen Prinzip gegenübergestellt." Die Kluft zwischen sittlichen und religiösen Anschauungen war ausgefüllt. Und somit stellt sich uns die Reformation als ein notwendiger und unentbehrlicher Vorgang in der deutschen Geschichte dar. Denn sie brachte die durch die wirtschaftliche Umwälzung eingeleitete geistige Entwicklung zu einer höheren seelischen Haltung zum Abschluß. U. Der Krieg um Tripolis. Der zweite Kriegsmvnat. Ein alter Generalstäbler beurteilt die Lage in Nordafrika wie folgt: Eine ganze Reihe von Anzeichen, zum Teil nur zwischen den Zeilen der scharf zensierten Kriegs depeschen lesbar, deuten darauf hin, daß der türkisch, italienische Krieg mit dem zweiten Monat in ein ernsteres Stadium treten wird. In Tripolis und besonders in der Cyrenaika wird Italien nicht um eine baldige erheblich« Verstärkung seiner Expeditionstruppen herumkommen, denn Cholera und Typhus dürften im Verein mit den er heblichen Eefechtsvcrlusten für den General Taneva bald eine schlimmere Lage schaffen als einst im Juni 1898 für die am « rikanische Landungs- armee auf Kuba und vor Santiago. Mit den hierdurch schnell steigenden Kosten der militärischen Maßnahmen wird der Nationalwohlstand auf das empfindlichste durch den in der Türkei strikt durch geführten Boykott der italienischen Waren und des Handels geschädigt. Unter den jetzigen Verhält nissen ist es dazu schwer, die Türkei in entscheidender Weise zu treffen. Dies würde wohl nur durch eine Vernichtung der türkischen Flotte und durch eine Beschießung der Landeshaupt stadt zu erreichen sein, aber die türkischen Schisse liegen sicher und ruhig im Marmarameers, und den Italienern ist der Zugang nach Konstantinopel ver schloßen. Ls zeigt sich hier der Wert gut ange legter Befestigungen. Wenn auch der forti- fikcrtorische Ausbau der Dardanellen nicht durchweg modern ist, sie ebensowenig ausreichend mit modernen Geschähen besetzt sind, so bleiben die Anlagen doch stark genug, um jeden Versuch zu verhindern, die Durchfahrt mit Gewalt zu erzwingen. Die Italiener müßen im Gegenteil die Meerenge scharf bewachen, damit nicht die türkischen Torpedo, boote unbemerkt aus laufen, in das Mittelländische Meer gelangen und die Verbindung von Tripolis nach Sizilien empfindlich stören. Eka solches Unternehmen ist durchaus nicht aussichtslos, setzt nur eine tatkräftige, opferfreudige und ent schloßene Besatzung der einzelnen Schiffe voraus. Die Türken besitzen genügend viels neuzeitliche Torpedo boote für eine derartige Kreuzfahrt, die den Ita- ltenern schweren Schaden zufügen könnte. Es wird die Hauptaufgabe der italienischen Flotte sein, diese Eventualität zu verhindern, und zwar in erster Linie durch die in das Aegäische Meer entsandten Vor- xcstenschiffe, während das Gros im Hafen von Tobruk versammelt bleibt, bereit zum Auslaufen, wenn die Annäherung türkischer Schiffe durch Funkenspruch an gezeigt werden sollte. Die Verluste der Italiener bei Tripolis. Rom, 30. Oktober. sEig. Drahtmeldung.) Der Oberkommandant des tripolitanischen Operations korps teilt heute telegraphisch die Verluste hierher mit, die die unter seinem Kommando stehenden Streitkräfte vom 23. bis einschließlich 26. Oktober in den Kämpfen vor Tripolis erlitten. Danach wurden 13 Offiziere und 369 Mann getötet, 16 Offiziere und 142 Mana verwundet. Der Kriegsminister behält sich vor, die Namen folgen zu laßen. Das Mißver hältnis zwischen der Zahl der Toten und der Ver wundeten ist dadurch erklärlich, daß einige Abteilun gen, darunter das 11. Dersaglierie-Regiment, aus allernächster Nähe angegriffen wurden. Die Lücken in den verschiedenen Heeresabteilungen vor Tripolis sind übrigens bereits ergänzt worden. Mailand, 30. Oktober. sEig. Drahtmeldung.) Nach einer Berechnung des „Avanti" liegen bereits 679 Italiener, die an den Kämpfen in den letzten drei Wochen teilgenommen, unter der Erde. Die Zahl der in italienischen Hospitälern unterge brechten Verwundeten berechnet das Blatt auf 1819. Freudige Stimmung in Konstantinopel. Konstantinopel, 30. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Die türkische Presse jubelt über die Er folge in Tripolis. „Sabcch" sagt, der Krieg enthülle die große Kraft des Ottomanentums, näm lich die Treue der Araber gegenüber dem Khalifat. — Den Blättern wurde verboten, Meldungen über die Durchreise der türkischen Offi ziere durch Aegypten nach Benghasi und über die Entsendung von Geld und Lebensmitteln durch Aegypten zu veröffentlichen. Eine bevorstehende Seeschlacht. R o m, 36. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Die ita. lienische Heeresleitung soll sich jetzt entschlossen haben, sich nicht mehr nur auf Belagerung und Beschießung der tripolitanischen Küste zu begnügen, sondern eine entscheidende Seeschlacht herheizusühren. Italien zweifelt nicht, daß es ihm gelingen wird, dir türkische Flotte vollständig zu vernich te», und daß es so in die Lage käme, ohne Gefahr alle für nötig erachteten Truppenlandungen vor nehmen zu können. Die Bewegungen der italienischen Flotte werden streng g e h e i m gehalten, doch nimmt man an, daß Italien sich zu einem ernsten Schlage auf dem Meere vorbereitet. Italienische Drohungen. Turin, 30. Oktober. sEig. Drahtmeld.) Die „Stampa", das Organ des Ministerpräsidenten Eio- litti, ist aufs höchste erregt über England, das nichts tue, um den Durchzug von türkischen Trup pen und Munition durch Unter- und Oberägypten nach der Cyrenaika zu verhindern. Die Neutrali tät Aegyptens wäre anfs ärgste verletzt worden. Italien bleibe unter diesen Umständen nichts übrig, als durch seine Flotte einige Inseln im ägäischen Meere zu besetzen. Die Ge duld sei auf eine zu harte Probe gestellt. Keine neuen Friedensvermitteluugen. Aus Konstantinopel wird berichtet, daß der deutsche und der österreichische Botschafter der Pforte neue Vermittelungsvorschläge auf einer für die Türkei günstigeren Grundlage ge macht hätten. Diese Meldung entspricht, wie wir er fahren, nicht den Tatsachen. Lin solcher Bermit- telungsoorschlag konnte nach Lage der Dinge nicht gemacht werden. Nach einer Nachricht aus Rom scheint man in dortigen politischen Kreisen noch ener ¬ gischer als zuvor der Ansicht sein. Italien könne nur auf Grundlage der Annexion von Tripolis ver handeln. Die Finanzlage Italiens. -7- Rom, 30. Oktober. (Eig. Trahtin.) „Tri buna" erklärt mit Bezug auf die in italienischen und aue-ländischen Blättern veröffentlichten Mit teilungen über die Kosten des tripolitani schen Feldzuges, aus Grund der Erfahrun gen aus den früheren Feldzügen in Afrika seien die leitenden Kreise der Ansicht, daß die Kosten, auch neun sich der zßrieg noch einiae Ndonatc hin ziehe, hundert Millionen Lire nicht überschreiten würden. Ter Staatsschatz befinde sich in auSg e- zeichneter Verfassung und könne das für die anßerorcentlich.m wi ilärischen Auc gaben er- sordertichc Geld ohne besondere Maßnahmen lie fern. Ucberdies verfüge der Schatz noch über 225 Millionen Lire kurzfristiger Schatzanweisun- geu, da von den 300 Millionen, zu deren Aus gabe das Parlament alljährlich ermächtige, erst 75 ausgegcben worden seien. Ferner ständen zur Verfügung dc-Z Schatzes auch beträchtliche Summen, die in deutschen, französischen, engli schen, österreichischen und andern Banken depo niert seien, und ec habe schließlich in seinen Kassen hundert Millionen Lire in Gold und 200 Millionen anderweitige Depositen. Die Mächte und die Kretafrage. Konstantinopel, 30. Oktober. (Meldung des Wiener k. k. Korr.-Bureaus.) Die Kretamächte antworteten auf die Schritte der Pforte in Bezug auf die Verhandlungen mit der Kammer der Ab geordneten Kretas mit einer Note, in der sie er klären, daß den Konsul naufKreta die nötigen Instruktionen zur Beruhigung der öffentlichen Meinung erteilt worden seien. Die Mächte fügen hinzu, daß gegen gewiße Agitatoren, die dem Exe- kutiokomitee Schwierigkeiten bereiten, die notwen digen Maßnahmen ergriffen werden. * O Tripolis, 30. Oktober. („Slaencia Stefani.") Hier herrscht heute Ruhe. Nachrichten, die noch ge prüft werden müssen, besagen, daß infolge der Ergeb nisse der Kämpfe am 23. und 26. Oktober die ara bischen HitsStrup Pen der Türken sehr ent mutigt sind und einige Stämme beabsichtigen, die Türken zu verlassen, um sich den Ita lienern anzuschließen. Namentlich gab der Chef der Sahels dies kund. In HomS ist die Lage unvcr- ändert. Tie Verluste der Araber, die Homs anr 28. Oktober angriffen, werden auf 300 geschätzt. Die Revolution in Lhins. Sehr ernste Nachrichten, die die Lage der kaiserlichen Regierung als geradezu verzwei felt darstelleu, bringt die „Chinese Free Preß" aus Peking. Diesen Nachrichten ist, wenn sic auch in auffallendem Widerspruch zu den aus China vorliegenden Meldungen stehen, doch immerhin einige Wichtigkeit beizulegen, da sich gerade dieses Blatt bisher als gut unter richtet und durchaus zuverlässig erwiesen hat. Die die „Chinese Free Preß" zu berichten weiß, soll der "kaiserliche Hof bereits Peking heimlich verlassen und sich nach Tientsin geflüchtet haben. Tie Kaiserin-Witwe und der junge Kaiser sollen, um dort nicht aufzufallen, in einem Krankenhause Wohnung genommen haben. Die ganze Provinz Tschekiang, die sich der Revolution angeschlossen hat, ist als Re publik auSgerufen worden. Der Vizekönig oon S ze t s ch w a n ist e r m o r d e t aufgefunden wor den. Das Blatt stellt energisch in Abrede, daß es den kaiserlichen Truppen gelungen sein soll, sich wieder in den Besitz von Hankau zu bringen, das sie vor einigen Tagen an die Revolutionäre verloren haben. Die Rebellen bewegen sich jetzt nordwärts, um die Provinzen Hupeh und Ho- nan ganz in ihre Gewalt zu bekommen. Tie Lage in Kanton und Nanking ist ebenfalls für die kaiserliche Regierung äußerst kritisch. Der schwankende Prinzregent. Das Ultimatum, das dem Parlament am Sonntag von einigen Truppenführern vorgölegt wurde, wurde noch am späten Zlbend dem Prinz regenten zur Kenntnis gebracht. Am Hofe herrscht große Verwirrung, und man scheint über die Vorgänge den Kopf zu verlieren. Einige Hofmänner haben sämtlich den Rat ge geben, sich an die fr e m d e n Mäch te zu wenden mit der Aufforderung, mit ihren Truppen die Dynastie zu schützen und die Ruhe und Ordnung im Lande wieder hcrzustellen. Der Palast der ka serlichen Familie hat verstärkte Bewachung erhalten. Die Antwort des Prinzregenten steyt noch aus. Di« Anleihe der chinesischen Regierung und dir Reuo« lutionär«. Peking, 30. Oktober. (Eig. Drahtm.) Tic Führer der Revolutionäre haben bekannt ge geben, daß sie, falls die Mächte der chinesischen
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