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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111110027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911111002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911111002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
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Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-10
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Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Schlllerkeier zu Leipzig. I. Es ist eine preilensavert« Sitte des Schiller- verein, zu Leipzig, das Gedächtnis des ge waltigen Dichterfürsten, der dem deutschen Volke so Grotzes, so Unvergängliches gegeben und es für di« Ideale der Menschheit begeifert hat, für immer in unserer Stadt frisch und lebendig zu erhalten. So hatte auch heute wieder die Feier von Friedrich Schillers Geburtstag in unserer Stadt eine groste Gemeinde vereinigt, das Andenken an den Geistesheroen hingebend zu ehren. Schlicht, aber wür dig und für alle Teilnehmer erhebend gestaltete sich Die Feier am Schillerhause in Leipzig-Gohlis, in dem der Unsterbliche einst sein „Lied an die Freude" gedichtet. Zwischen hohen modernen Gebäuden, gleich einem scheuen Fremdling aus alterZeit, steht das kleine, einsacheHaus, in dem einst der Dichter weilte, in dem der Dichter wirkte und schuf. Um die schmucklose eiserne Tafel an der Vorderseite des architektonischen Heiligtums, die verkündet, daß im Jahre 1785 Schiller hier wohnte und Las „Lied an die Freude" schrieb, schltngen sich heute Gewinde aus Immortellen und Tannenreis, um seinen Eingang legen sich Girlanden aus frischgrünen Tannenzweigen, schwebt die Fahne Leipzigs. Alles im äußeren Anstrich ist diesmal er neuert, und aus dem Innern grüßt in Malerei und Gerät eine längst vergangene Zeit in wunderbar treu erhaltener Form. Gegen 11 Uhr versammelten sich in der 29. Be zirk ^schule Lehrerkollegium und Schüler, Mäd chen und Knaben der oberen Klassen, und zogen zu schlichtem Eedächtnisakt zur trauten Stätte, die den Dichter einst gesehen. Hier erklangen, von Orchester musik begleitet, von der Festgemeinde gesungen, dir beiden ersten Strophen des „Liedes an die Freude". Vor dem Kreis der Schillerfreunde, an deren Spitze der Schillerverein selbst durch die Herren Uu'ver- sitätsprofessor Dr. phil. Witkowski, Justizrat Broda und Schubert vertreten war, vor Lehrer- und Schüler schaft, hielt dann Herr Schuldirektor Stein köpf eine an Inhalt und Form gedankenreiche Ansprache. „Die Stätte, die ein edler Mensch betrat, die ist ge weiht für alle Zeiten, nach hundert Jahren klingt sein Wort und seine Tat den Enkeln wider." Wir fühlen es mit Recht, denn der Boden, auf dem wir stehen, ist geweiht. In den Räumen des Hauses har Schillers Geist an den unvergeßlichen Worten, die er seinem Volke gab, gearbeitet. Hier hat Schiller, fern der Stadt, Ruhe, Frieden und Freude gefunden, nach der er sich schmerzlich sehnte. Pietätvolle Ge sinnung bewog einst den Schillerverein, das Grund stück zu erwerben und es in dem Zustande jener Zeit zu erhalten, in der Schiller ein- und ausgegangen. Es ist berechtigt, wenn aus Rührung und Freude darüber bewegt, aber ausreichend ist es nicht, es ge hört noch mehr dazu. Man will heute die Unvoll kommenheiten des Dichters und Menschen aufwerfen, diesen herabsetzen, an seinen Werken herummäkeln und sie zerpflücken. Aber das zerstört nichts an diesem großen Führer und Propheten, von dem ein Goethe gesagt, daß er nicht nur ein Dichter, sondern ein großer Dichter sei. So echt schillerisch zu werden, das Gute, Schöne und Wahre lieben, das ist die rechte Schillerfeier, das ist der Weg zur goldenen Höhe!... Dann sprach eine Schülerin, Anna Winkler, aus drucksvoll ein kurzes Gedicht zu Ehren des Gewal- tigen und legte den Lorbeekranz der Stadt Leipzig am Hause nieder. Zum Schluß stimmten die Versammelten unter Orchesterbegleitung in den Gesang des „Liedes an die Freude" ein, nach dessen Verklingen sich die Kinder nach der 29. Vezirksschule zum Aktus zurückbegaben und dabei die durch den Schillerverein gestifteten Buchprämien in Empfang nahmen. Tsgeschrmük. Hannover, 10. Nov. (Eine schwere Tnphus- epidemie) grassiert seit einigen Tagen in dem im Kr. Heiligenstadt gelegenen Dorfe Wachstedt. Durch das rasche Umsichgreifen gibt die Seuche zu schweren Besorgnissen Anlaß. Es sind bis jetzt 60 Krank heitsfälle zur Anzeige gelangt. Von der Seuche sind hauptsächlich Schulkinder betroffen worden. Ein lOjähriger Knabe ist bereits der Krankheit zum Opfer gefallen. Die Aerzte führen die Epidemie auf schlechtes Trinkwasser zurück. Von den Behörden sind strenge Absperrungsmaßregeln getroffen worden, um den Herd der Epidemie einzuschränken. Duisburg, 10. Nov. (Die Typhusepidemie) im Rheinland und Westfalen fordert noch immer neue Opfer. In den beiden Hamborner Kranken häusern erkrankten vier Krankenschwestern, von denen zwei bereits Opfer der Seuche geworden find. Kokin, 10. Nov. (Kub eliks heilsame Quellen.) Auf dem Gute Bichor bei Kotin, das dem Geigen- virtuosen Kubelik gehört, wurden fünfHeilquellen entdeckt. Der Künstler beabsichtigt, die Heilquellen in den Dienst der leidenden Menschheit zu stellen. Paris, 10. Nov. (Das größte Segelschiff der Welt.) Heute früh fand der Stapellauf des größten Segelschiffes der Welt, des Fünfmasters „France", statt. Das Schiff hat eine Länge von 131 m und ist 17 m breit. New York, 10. Nov. (Streik.) Wegen der Ein führung der Nachtadfuhr streiken di« Kutscher de« städtischen Abfuhrwefen». Eie wollen nur am Tage arbeiten. Auf den Straßen häufen sich die gefüllten Mülltonnen. Der Bürgermeister hat die Entlassung der Streitenden verfügt, doch ist dies wirkungslos, da ein Ersatz schwer zu beschaffen ist. Sericktslssl. Der Sulsmmenvruch üer lUeüerüeutlchen Bank. (Fortsetzung.) Dortmund, 9. November. Bei der fortgesetzten Zeugenvernehmung bekundet der Bankdirektor L a m m e r s m a n n - Gelsenkirchen, der die Filiale Gelsenkirchen der Niederdeutschen Bank leitete, als Zeug«, daß der Angeklagte Ohm die An weisung gegeben habe, imme. für Verfügungsberech- tigung der deponierten Papiere zu sorgen und nur solche weiterzugeben, für die Verfügungsberechtigung bestand. — Zeuge Direktor Weber von der Rostocker Bank wird über geschäftlich« Beziehungen zwischen der Rostocker Bank und der Niederdeutschen Bank vernom men. Anfang Januar 1909 hat di« Rostocker Bank der Niederdeutschen Bank «inen Diskontokredit in Höhe von 1 Million Mark «tngeräumt. Der Zeug« «klarte, daß das Geschäft in allgemein üblicher Wesse und ordnungsmäßig abgewickelt worden sei. Di« Rostocker Bank habe durch den Konkurs keinen Schaden erlitten, weil sie es verstanden habe, für volle Deckung zu sorgen. Bevor di« Rostocker Bank das Geschäft mit der Niederdeutschen Bank abgeschlossen habe, hätte sie sich bei der Berliner Handelsgesellschaft Uber die Niederdeutsche Bank erkundigt und eine gute Aus kunft bekommen. — Sachs. Konkursverwalter Haack: Für 1 Million Diskontokredit haben Sie sich geben lassen 500 000 Aktien der Niederdeutschen Bank, Wertpapiere, die nachher beim Verkauf trotz niedri gen Kursstandes 570 000 .<l ergaben, und außerdem Bürgschaften von 12 Bürgern. — Nunmehr gelangt der Fall des Markscheiders F. Fourmann zur Be sprechung. Es wird den drei Angeklagten die wider rechtliche Weitergabe von 2 Kuxen der Gewerkschaft Johannas Hall zum Vorwurf gemacht. Außerdem wird Ohm der Urkundenfälschung bezichtigt. Dies wirb darin gesehen, daß er in der Blankozession Rasuren gemacht habe und eine falsche Eintragung dahingehend, daß sie auch für zwei von Fourmann früher erworbene Kux« gelt«. — Angekl. Ohm: Ich kann über den Fall nichts berichten. — Vors.: Was sagen Sie zu der Urkundenfälschung? — Angekl.: Ich habe mich schon in der Voruntersuchung mit Entrüstung dagegen gewendet. Ich habe es nicht für möglich gehalten, daß eine solch« Anklage gegen mich erhoben werden konnte. — An geklagter Schmitt: Die Radierungen werden von einem Schreibfehler herstammen. — Vors.: Der Brief trägt Ihre Unterschrift. — Angekl. Schmitt: Ich habe den Brief unterschrieben, aber nicht durchgelesen. Im übrigen ist die Sache in der Kuxenabteilung ge macht worden. — Vors: Die untergeordneten Be amten der Kuxenabteilung können doch nicht aus sich heraus verfügen. — Bert. R.-A. Frank: Schüler ist kein untergeordneter Beamter gewesen, und es ist be dauerlich, daß er soviel vergessen hat, obwohl er früher Unterricht in Mnemotechnik gegeben hat. — Angekl. S ch,m itt : Schüler ist «in kluger Mensch und hat mit' seinem fabelhaften Gedächtnis immer renom miert. Jetzt will er nichts mehr wissen. — Die Zeugen vernehmung über den Fall Fourmann ergab kein klares Bild, wie die Rasuren entstanden sind, und ob die Blankozession nur für später hinterlegte Kuxe er teilt worden ist. — Die Weiterverhandlung wurde auf Freitag vertagt. Spart. Lrastsahrwrfen. ) Die Internationale Londoner Automobil-Aus stellung ist auch von deutschen Firmen zahlreich be schickt worden. Vertreten sind die Firmen Adler, Benz, Brennabor, Mercedes, Opel, Stöwer, Horch, Phänomobil, Fafnier, Bosch, und von Reifenfaoriken Continental, Calmon, Peters Union und Polack. Luits chiffahrt. * Pilotaufstieg in Dresden am 1V. November. Erdboden: Südsüdost 2; 400 Meter: Nord nordwest 3; 700 Meter: Nordnordwest 3. Ein Angriff auf den Dauerflug-Rekord für Frerballons wurde von Maurice Bienaim« und Rumpelmeyer mit dem Ballon „Picar die H" unternommen, aber ohne Erfolg. Die Pi loten, die bei heftigem Sturmwind am Sonntag bei Paris aufgestiegen waren, wurden nach Riga getrie ben, in dessen Nähe sie bereits nach einer Fahrzeit von 16 Stunden nach Zurücklegung von 1700 Kilo meter landeten. Nicht wenger als 600 Kilometer lang überflogen die Luftfahrer die Ostsee. Der Dauerflug-Rekord bleibt nach wie vor in den Händen des Grafen de la Vaulx, der am 1. Okt. 1900 mit seinem Ballon „Centaure" von Vincennes bei Paris bis nach Korostychew bei Kiew geflogen war. Er legte die 1925 Kilometer lange Strecke in 35 Stun den 45 Minuten zurück. I Ein Rundflug durch Schleswig-Holstein, ein sogenannter Nordmarkenflug, sst vom Verein für Motorluftschiffahrt in der Nordmark beschlossen worden. Der Flug soll in Kiel seinen Anfang nehmen und über Hamburg, Flensburg, Heide und Neu münster als Etappenstationen nach Kiel zurückführen. Als Termin kommt die Zeit unmittelbar vor der Kieler Woche in Frage; an Preisen wurden insgesamt 30 000 ausgesetzt. Einen Aeroplan-Fernflug von Abö nach Stock holm plant der russische Graf Malittsky auf einem Farman-Doppeldecker mit Passagier auszuführen. Die ganze Strecke mißt in der Luftlinie 250 Kilo meter. I Die russische Militär-Flieger-Abteilung soll noch eine bedeutende Vergrößerung erfahren. Der russische Kriegsminister hat bei der Duma einen jährlichen Kredit von 22190 Rubel für diese Zwecke beantragt, ferner einen Betrag von 15 700 Rubel für die Er werbung von notwendigen Begleitautomobilen. Wassersport. 8 Der 1. Leipziger SchwimmNub „Poseidon" hält heute, Sonnabend, abends 9 Uhr, im Thüringer Hof feine diesjährige Siegerfeier in Form eines Herrenkommerses ab. vermilchtes. Am U. 11. 11. Ein Tag, der sieben Elfen in seinem Datum- schilde führt, muß unbedingt ein Glückstag sein, denn von (eher spielte die Elf eine bedeutende Rolle im Aberglauben der Menschen. Man hielt sie feit den elftausend Jungfrauen, die nach Köln an den Rhein kamen, immer für eine Zahl, die den anderen Ziffern weit überlegen ist. Die Elf ist die Narrenzahl, am 11. beginnt der Karneval, der 8 11 hat ja nichts anderes zu bedeuten, als daß die Fröhlichkeit durch wackeren Trunk sich noch steigern müsse. Der 11. November vollends spielt bei den Feinschmeckern eine nicht unbedeutende Rolle, er ist der Tag der Martins^ans, jenes knusprigen Tier chens, das man mit den Geruchsnerven ebensogern empfindet, wie mit den Geschmacksnerven. Auf diesen elften des Elften im Jakre 1911, auf das Datum also, das sieben Elfen besitzt, warten seit langen Zeiten die Menschen, die ohne Aberglauben nicht glücklich werden können. Viel Anmeldungen von Patenten, Verkäufe von großen Objekten, viele wichtige Geschäfte sind auf diesen Tag aufgehoben worden, weil man glaubt, daß er der Tag ist, der unbedingt Glück und Erfolg bringen muß. Und er hat ja auch lange genug auf sich warten lassen, dieser Glückstag, und es vergeht genug Zeit, bis ein Datum mit so vielen Einsen wieder einmal auf dem Kalender zu notieren sein wird. * Dir lehren Aufzeichnungen eines Verschütteten. In einem kalifornischen Kohlenbergwerke ist jüngst der Leichnam eines Bergmannes entdeckt worden, der im vorigen Monat verschüttet worden ist. Nur ein Zufall hat zu dieser Entdeckung ge führt. Die Leiche hielt in der Hand noch ein Blatt Papier und einen Bleistift, mit dem der Sterbende seine letzten Aufzeichnungen gemacht hat. Diele erschütternde Urkunde lautet nach einer Wiedergabe des „Morning Telegraph" etwa folgendermaßen: „6. Oktober. Es ist zu Ende. Sagt meiner Frau, daß ich ohne zu zittern gestorben bin. Es ist schreck lich, wie die Maus in einer Falle zu sterben, aber Gottes Wille geschehe. — 7. Oktober. Ich habe Hunger, mich friert, ich habe entsetzliche Schmerzen. Warum kommt keine Hilfe? Vielleicht weiß über haupt niemand, daß ich hier stecke! Lange kann diese Qual nicht mehr dauern. — 8. Oktober (Sonntag). Ich lebe immer noch. Aber mich friert so und ich bin so müde! Herr hilf! Ich vergebe meinen Feinden. Die Welt erscheint mir jetzt so schön. Tod, wo bist du? — 9. Oktober Es ist Mit tag, warum hat man mich vergessen? Ich werde immer schwächer. Das Leben verläßt mich stückweise. Ich gäoe es gern auf einmal für einen einzigen Schluck Wasser. — 10. Oktober. Das Ende ist sehr nahe. Ich leide nicht mehr sehr und bin ganz ge sammelt. Der Tod scheint mir süß und ich fürchte ihn nicht. Gott führt nicht irre. Bald werde ich sein Geheimnis wissen. — 11. Oktober. Dies ist die letzte Nacht, jetzt kommt der Friede.... Gott be fohlen!" Sechs volle Tage lang war der verschüttete Berg mann bei Bewußtsein, bis er schließlich an Hunger und Durst zugrunde ging. Tatsächlich ahnte wirtlich niemand, daß er verschüttet in der Grube zurück geblieben war. Der „Gotha" der Millionäre. Das vom frühe ren Regierungsrat Rudolf Martin herausgegebene Jahrbuch der Millionäre in Preußen, welches schon im Entstehen auf Antrag des Finanzministers am 10. März 1911 beschlagnahmt und am 25. Mai wieder freigegeben wurde, ist jetzt erschienen. Der 1500 Seilen starke Band, welcher im Verlage von W. Herlet in Berlin erscheint, enthält in übersichtlicher Zusammenstellung ein ungeheures Zahlenmaterial, das geschickt angeordnet, uns ein lebendes Bild der beuii posLiävntes in Preußen gibt. Das Vermögen und Einkommen der 8300 Millionäre Preußens ist genau verzeichnet. Die Millionäre sind der Reihe nach, entsprechend der Größe ibres Vermögens, ge ordnet, wobei Adressenangabe zur Vollständigkeit auch nicht fehlt. So ist dieses Jahrbuch zugleich ein Adreßbuch der Millionäre Preußens. Bei Tausenden von ihnen sind nach Art des Gothaer Almanaches genaue Angaben über ihren Geburtstag und sonstige Personalien enthalten. Die 747 reichsten Millionäre mit mehr als 5 Millionen Mark Vermögen haben ausführliche Biographien erhalten. Nach dem Jahr buch betrug beispielsweise das Vermögen des im Jahre 1901 verstorbenen Freiherrn Wilhelm von Rothschild im Jahre 1899 nach seiner eigenen Steuer deklaration 266 Millionen Mark und das Ver mögen der Frau Bertha Krupp von Bohlen und Halbach betrug im Jahre 1905 214 Millionen Mark, sank aber im Jahre 1908 auf 187 Millionen. Unzerbrechliches Glas. Eine neue Erfindung macht augenblicklich in New Port viel von sich reden. Dem Deutschamerikaner, Ingenieur und Che miker Ladcnsck/eidt ist es gelungen, unzer brechliches Glas herzustellen. Nach jahrelangen Experimentieren brachte er es zuwege, das alte Problem der Herstellung einer Glasmasse zu lösen, welche derart elastisch ist, daß sie trotz hef tiger Erschütterungen und ziemlich kräftiger me- chanischer Einwirkungen nicht bricht. Die Zu- sammensetzung der Glasmasse wird von dem Inge nieur vorläufig noch als strengstes Geheimnis be handelt, allein er hat bereits Schritte unternommen, uin seine Erfindung an irgend eine große industrielle Unternehmung mit Nntzanteil zu verkaufen. Es ist nur zu natürlich, daß die ersten Versuche, welche Ludenscheidt diesbezüglich unternahm, bei Finanziers und Fachleuten großem Mißtrauen begegneten und nicht ohne dramatischen Beigeschmack ist die Szene, welche sich kürzlich im Privatkonto! eines der größten Glasfabrikanten der Vereinigten Staaten, Mr. Burd- son, eines vielfachen Millionärs abspielte. Laden- scherdt ließ sich bei diesem melden und verlangte ihn in einer außerordentlich wichtigen geschäftlichen An gelegenheit zu sprechen. Nach längerem Warten wurde er endlich vorgelassen und erklärte Mr. Burd- son, daß es ihm gelungen sei, unzerbrechliches Glas zu erfinden. Der Elasfaorrkant war durch diese Eröffnung durchaus nicht überrascht, im Gegenteil, er hielt den Besucher für irgend einen geistesgestörten Erfinder und wollte ihn vorerst mit einigen Redens- art'.n vertrösten. Da machte aber der Erfinder so fort das Experiment, warf einen kleinen Becker zur Erd«, der aus Glas war und doch nicht zerbrach. Die Unterhandlungen über den Ankauf und die Ver wertung der Erfindung stehen bereits vor dem Ab schlüsse. Eine Handvoll Neuheiten der Tagesmode. Jabots werden sehr lang getragen und beiderseitig mit Man schetten versehen, di« aus einer zum Stoffe des Jabots kontrastierenden Spitze hergestellt werden. Zu Boudoirkleibern verwendet man in Fallen fallende Seide, mit Kragen und Aermelaufschlägen aus hand gesticktem Battist. — Dahlia ist die neueste Farbe der Hutmode. Hüt« in dieser Farbe werden aus Velvet heraestellt und nur mit einer kurzen, schräg gestellten Aigrette verziert. — Die korrekten Schuhe für die gegenwärtig« Jahreszeit sind di« mit weißer oder rehfarbener Kappe. — Schleier werden aus den dünnsten Maschen hergestellt, durch die dunklere Zeich nungen laufen. Manche haben einen weißen Grund mit schwarzem Rande. — Maulwurf ist di« Mode farbe für Mäntel. — Pelzschärpen werden etwa 2,75 Meter lang getragen, sie sind sehr weit und müssen gekreuzt über dem Rücken, mit beiden Enden vorn herabhängend getragen werden. — Di« Mode spitze ist gegenwärtig die venezianische; dünne Spitzen, wie Mecheln, Chantilly und Aleneon werden be«on- ders als Kleiderbesatz gebraucht. Jaures als Pantoffelheld. Herr ZaurLs, der be kannte französische Volkstribun, hat nicht nur mit po litischen, sondern auch mit häuslichen Sorgen zu kämpfen. Der die große Menge in der Oeffentlichkeit führt, wird zu Haus« bevormundet und bestraft wie ein Kind. Frau Jaures verstecht kleinen Scherz. Wenn der Herr Gemahl es versäumt, zur festgesetzten Stunde zum Diner zu erscheinen — mögen ihn auch die wichtigsten Angelegenheiten fernhalten —, so speist die Gattin allein, gibt ihren Angestellten Ur laub, verläßt selbst das Haus und nimmt den ein zigen vorhandenen Schlüssel mit. Wenn Herr Jaurös nun arbeitsmüde nach Hause kommt, so findet er verschlossen« Türen, muß auf der Treppe Platz neh men und kann dort darüber nachdenken, wie wenig doch ein großer Mann für die eigene Frau bedeuten kann. Die ältesten Aischbücher. Zu den Gewcrbs- zweigen, die auf eine vielhuudcrsährige Geschichte zurücksehen können, gehört selbstverständlich die Fi scherei, und die Erkundung ihrer Entwicklung und Betätigung in frühern Zeiten ist um so reizvoller, als sie die Eigenheiten der Volkssprache und der Volksgewohnheiten mit besonderer Plastik wieder spiegelt. In dieser Hinsicht braucht man nur an die Bedeutung einer Litte zu erinnern wie deS Stralauer FischxugS. Demgemäß finden sich auch schon unter den ältesten Druckschriften, die eS überyairpt gibt, einige Fischereibüchcr, und vr. Christian Sandler, ein trefflicher Geograph und außerdem ein begeister ter Jünger Petri, hat in dem Allerheiligsten der Bibliothek geforscht, um die ältesten dieser Bücher auszugraben. Die Engländer scheinen auf diesem Gebiet den Deutschen voraus gewesen zu sein, da sie ein besonderes Anglerbuch schon aus dem Jahre 1496 besitzen, und zwar von einer Dame als Ver fasserin. Aus der Mitte des siebzehnten Jahr hunderts gibt es dann schon ein englische- Werk über Anaelfischerei von geradezu klassischem Wert. Die älteste deutsche Schrift dieser Art, die vr. Sand ler hat auffischen können, ist gedruckt bei Hans Froschauer in Augsburg im Jahre 1518. Ter Titel autet: „Tie kunst wie man Bisch und Vögel sahen ol". Als Verfasser ist auf Umwegen ein Stadt- chreiber au- Neustadt an der Haardt zu ermitteln Vielleicht gleichaltrig oder sogar noch etwas älter ist ein anderes kleines Heftlein: „Wie man Allerla» 'Fisch sahen soll". Jedoch ist bei ihm weder Er scheinungsjahr nock Verfasser angegeben. Tie Angelei muß sich nach den Angaben dieser Bücher damals merkwürdiger Mittel bedient haben. Beispielsweise spielt dabei Mensclzenblut eine wichtige Rolle, jedoch darf angenommen werden, daß cs nur ans den Stuben der Bader von Aderlässen oder dergleichen beschafft wurde. Aus diesem Gegenstand mit Mehl und noch anderen ost recht sonderbaren Dingen, zu denen auch Honig und fauler SchasSkäse gehörten, wurde der Köder in Kügelchen geformt und an die Angel oder, wie es damals stets hieß, an den Angel befestigt. Bon solchen Köderrezepten stellt vr. Sandler noch eine große Zahl Mammen, die eine wahrhaft verblüffende Mannigfaltigkeit ergibt. Außer den genannten Stoffen werden auch noch Bocksleber, angesengte Rindsleber, die verschieden sten andern tierischen Teile, dann ein so ausgesuchter Stoff wie 'Reiherschmalz und vieles andere erwähnt. Ein Ingrediens, das als Mccröl bezeichnet wird, ist bis auf den heutigen Tag nicht zu erklären ge wesen. Welcher Listen man sich damals zum Fisäi fang bediente, zeigt am besten die Mischung von Quecksilber rrnd „faulem Nachtholz", die wahrschein, lich im dunkeln Wasser leuchten sollte. Sogar von dem Präzeptor Gennaniae, Albertus Magnus, wird behauptet, daß er sich nicht zu hoch dünkte, um nicht ein Rezept für die beste Art des Fischfangs zu er denken und zu empfehlen. Ferner gebrauchte man auch pflanzliche und mineralische Stoffe, um die Fische damit zu betäube», und sogar schon eines Pulvers aus Quecksilber, Salpeter, Schwefel und gelöschtem Kalk, nm eine Explosion herbeizusühren. Immerhin scheinen diese in den ältesten Druck- schriften angezeigten Mittel nicht zu den gewöhn lichen gehört zu haben. Größere Werke über Fi scherei ersäfienen dann in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts in Zürich und Frankfurt. Ihr Inhalt ist schon weit vielseitiger. Außer ver schiedenen Angeln werden auch Geräte zum Auf spießen von Fischen beschrieben, und die Netzfischerei ist neben der Angelfischerei eingehend behandelt. Als das ausführlichste alte Werk über Fischerei, das in Deutschland erschienen ist, wird dann ein Buch von Johannes Coler erwähnt. Gedruckt wurde eS in Wittenberg im Jahre 1599. Hier treten auch zum erstenmal künstliche Köder, z. B. die noch heute bekannten Bleifischchen, auf. Literatur. „Die deutsche Kriegsmarine" — so betitelt sich die neueste Sondernummer der „Leipziger Jllu- strierten Zeitung" (Einzelpreis 1,50 *tt), mit der der Verlag von I. I. Weber «ine seiner bedeut samsten Publikationen oorlegt, di« das öffentliche Interesse in weitgehendstem Maße in Anspruch zu nehmen geeignet ist. Die Frage nach dem gegen wärtigen Stande und dem künftigen Ausbau unserer deutschen Kriegsmarine beschäftigt seit dem deutsch- französischen Marokkohandel mit seinen unerquick lichen Begleiterscheinungen die national gesinnten Kreise in «rhähtem Grade, und deshalb wird diese überaus stattliche Sondernummer, die auf ihren 86 Seiten über unsere Wehrkraft zur See, deren Entwickelung von Len ersten bescheidenen Anfängen an bis zu ihrer heutigen imponierenden Gestalt, über ihren weiteren Ausbau, über die deutschen Kriegsschifswerften und deren gesteigerte Leistungs fähigkeit jede gewünschte Auskunft gibt, überall will kommen sein. Die bildliche und textliche Ausstattung der Nummer übertrifft alle Erwartungen. Unsere ersten Marinemaler, wie Hans Bohrdt, Willy Stöwer, Karl Nöchlina, Max Rabes, Alex. Kircher, R. Knötel sind mit prächtigen Originalarbeiten darin vertreten. Der in den Text verstreute, ungemein reiche Bilder schmuck nach Originalaufnahmen unsere: besten Marinephotographen verleiht der Nummer schon rein illustrativ einen über die flüchtige Tagcsoevcutuug weit hinausgehenden Wert. Das alte Leipziger Rathaus, jener altehrwürdige Bau, der durch Umbau in den letzten Jahren ein jo verändertes, aber künstlerisch äußerst wirksames Aus sehen erhalten hat, ist der Gegenstand eines Aufsatzes von B. Handmann-Leipzig) in den letzten vier Heften der „Sachsen-Post", illustrierter Wochenschrift zur Pflege von Heimatsinn und Vaterlandsliebe für Sachsen, daheim wie in der Fremde. (Die 4 Hefte können für 60 Pfg. zuz. 10 Pfg. Porto vom Verlag, Dresden-A., bezogen werden.) Sammlung kleinerer Reichsgesetze und Verord nungen prioatrechtlichen Inhalts. Eine Ergänzung zum Bürgerlichen Gesetzbuch und seinen Nebengesetzen. Textausgabe mit Anmerkungen und alphabetischem Sachregister. Don Dr. Arthur B. Schmidt, Professor der Rechte an der Universität Gießen. Dritte, neubearbeitete und stark vermehrte Auflage. 1912. C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, Oskar Beck, München. VI, 353 Seiten in rotem Leinenband 2,25 Mark. Küchenzettel für Sonnabend: Wassersuppe, gebackene Leber mit Spinat, Windbeutel. Einfacher Speisezettel für Sonnabend. (Für 4 Personen.) Saure Kartoffelstücken mit Speck und getrockneten Pilzen. 1", de Kartoffeln - 15 H 75 g Speck 12 „ 40 e Mehl 2 „ Zwiebel, Essig, Zucker, Salz 2 „ Gurke, getrocknete Pilze 20 „ 1»/, I Gewürzwasser 1 .. 52 Ql« meinen Xr»nhh«it»h«>me nehmen Ihren Veg ckurch älehlunck- unck KeehenhShle. 8e»onck«r» «lle Xelme cler »der »ueh äer »ehrreren In5ehllon»lcr»nhh«iten gelangen »ukäle»e Veli« in ck»» Inner« uniere» Körper», koaaurt» ?Itt«I»«»(3»uer»rokk-h4entho>-London,),l)o»«l^5h^.. xe»r>hren Mirlr»»men 3chul», deronäer» in äer jetrt «inietrenäen X»r»rrh- unä Inlluenra-Lett. 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