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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111110027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911111002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911111002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-10
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Abend-Ausgabe Anzeigen Preit Bezug-Prei- riMer Tagtbla! Handelszeitung 'S- ISS. Ishrgsng Ur. 312 /reltsg, üen 10. November 191 l ald. Nach» ich SS tt k >g» 72 »ir Ge- '»»7» er. 217» Ila». ich«, inrr. ntvt. a>» mdi. war, mit- und ^0 eo s 14 892 lNacht-nIchl«») Tel.-Änschl. r 14 893 i 14 694 zett. io ritt. l»»47 Itt m. v. >ll. sl is. Bo» I » und Aast- tzerte» den unmittelbaren Bruch der Staaten bedeutet. Nichteinigung mit Spanien würde jetzt unfehlbar den bewaffneten Zusammenstoß bringen. Leine Ouvertüre haben wir ja schon gehört, als die Heeres säulen von Fez und von Larrajch her sich am Lukos- flusse hinter Allasar begegneten. Die Lage Spaniens ist ja nun durch den Abschluß der Verhandlungen mit Deutschland um vieles un günstiger geworden. Es war ein weiterer Meister zug der französischen Diplomatie, eine Verbinoung der beiden Gegenstände, ja sogar ihre gleichzeitige Betreibung abzulchnen. Spanien erntet jetzt nach dem unglücklichen Kriege mit Amerika die zweite Frucht seiner „glänzenden Isolierung" seit der Zeit, da es sich einer energischeren Vertretung seiner Hohenzollernkandidatur entzog und für Frankreichs verletzenden Eingriff in sein Selbstbeslimmungsrecht Genugtuung zu fordern unterließ, damit aber einen Anspruch auf Deutschlands Dankbarkeit verwirkte. Unsere Offiziösen versichern es, daß bei den Ver handlungen seiner wohlwollend gedacht sei. Solche Fürwortc sind so ziemlich der Gipfel der Unverbind lichkeit. Wenn Spanien jetzt seine Partie glänzend verliert, mag es die außerordentliche Unzulänglich keit seines Pariser Botschafters anklagen, der es unterließ, sich zu den Abmachungen mit Deutschland hinzuzudrängen oder wenigstens eine gleichzeitige Aufnahme der französisch-spanischen Auseinander setzungen zu erzwingen. Deutschland mochte sich auf den Standpunkt stellen, die Franzosen zu sich heran kommen zu lassen; unterließ es aber auch dabei nicht, mit dem gehörigen Nachdrucke zu erkennen zu geben, was es erwarte. Für das schwache Spanien war die Taktik des Wartens die denkbar verkehrteste. Die Sprache der französischen Presse bei der Be setzung Alkasars mußte es aufmerksam machen. Als im Zähre 1909 General d'Amade abfällige Be merkungen über den Riff-Feldzug gemacht hatte, sand er wenig Widerhall im Blätterwaldc, und die Ne gierung besorgte dem vorwitzigen Offizier ein ver schwiegenes Plätzchen im Mutterlande für seine rednerischen Hebungen, da die Fenster Marokkos jetzt gar zu weit nach Europa hin geöffnet stehen. Als im Juni 1911 die Pariser Journalistik über Allasar zeterte, hüllte sich die Regierung in ein verdächtiges Schweigen, und nicht das schüchternste Warnungs wort der Offiziösen machte aus jene internationalen Rücksichten aufmerksam, aus denen Kritiken über „be freundet« Mcicht«" akigo-vixkt ,1« «nordon pskogon. Hör» Botschafter Cavaliero aber unterließ es, König Am- fortas über den Grund seiner Schmerzenstlagen zu befragen, und kann mit dieser Unterlassung das Grals-Königtum verscherzt haben. Als dann der Zwischenfall von Agadir die Aufmerksamkeit von Allasar ablcnkte, war er heilfroh der erlangten Eommerruhe. Jetzt, wo der günstige Augenblick end gültig verpaßt ist^ beginnt er mit fieberhafter Ner vosität, das Versäumte zu spät und am unrechten Orte nachzuholen. Denn schon hat seine, dem Kol legen Cartwright abgelauschte Art der Stimmungs mache, sein Treppenlaufen in den Hotels der Parla mentarier und in den Redaktionen, reichlich böses Blut gemacht und seine Sache noch mehr verdorben. Die schon seit Jahrhunderten minderwertige spanische Die lpsmkche Msrokkvlrsge. Die Gebrüder Cambon, die durch ihr ge schicktes Zusammenspiel mit verteilten Rollen den deutsch-französischen Marokkostreit zu Frankreichs und zur eigenen Genugtuung entschieden haben, genießen jetzt der wohlverdienten Erholungspause. Für Frankreichs Auswärtiges Amt, für Herrn de Seines, der hinter das gefeierte Brüderpaar mit aller dem Neulinge wohl anstehenden Bescheidenheit bisher mehr als bereitwillig zurückgetreten war, beginnt jetzt eigentlich der größere Teil der Saisonarbeit. Hat sich doch während der monatelangen Verhand lungen mit Deutschland der spanisch-fran zösische Marokkokonflikt so zugespitzt, daß er fast ein bedenklicheres Gesicht angenommen hat, als die deutsch-französische Spannung, da die politische Sommersonne im Zeichen des Panthers stand. Da mals bedeuteten die wiederholten Stockungen der Verhandlungen, hätte selbst ihr Abbruch noch nicht Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 20 Seite», die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 28 Seiten. berg, Direktor der Farbenfabriken norm. Friedr. Bayer <L Co., Elberfeld. Wirklicher Geheimer Rat Dr. Paul Fischer. Geheimer Kommerzienrat Engelbert Hardt, in Firma Hardt L Co. Hermann Hecht, in Firma Hecht, Pfeiffer L Co. Philipp Heineken, Vorsitzender des Direkto riums des Norddeutschen Lloyd, Bremen. Dr. Karl Helfferich, Direktor der Deutschen Bank, Mitglied des Verwaltungsrats der Anatoli- schen und Bagdad-Eiscnbahngesellschaft. Wilhelm Holzmann, Vorsitzender des Auf sichtsrats der Philipp Holzmann L Co., E. m. d. H, Frankfurt a. M. Geheimer Kommerzienrat Friedrich Lenz, Mit inhaber von Lenz L Co. G. m. b. H. und Vorsitzender der Direktion der Deutschen Kolonial-Eisenbahn- Bau- und Betriebs-Geseschaft. Dr. phil. C. A. v. Marti us, Mitglied des Aufsichtsrats der Aktien-Tesellschaft für Anilin- Fabrikation. Kgl. Baurat Dr. A. o. Rieppel, General direktor der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G. Nürnberg. Max Schinkel, persönl. haft. Gesellschafter der Norddeutschen Bank in Hamburg, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Brasilianischen Bank für Deutschland. Geheimer Seehandlungsrat a. D. Alexander Schoeller, Geschäftsinhaber der Disconto-Ge- sellschaft, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Schan- tung - Eisenbahn-Gesellschaft, stellvertretender Vor sitzender des Aufsichtsrats der Deutsch-Asiatischen Bank. August Thyssen, Vorsitzender des Gruben-Vor- standcs der Gewerkschaft Deutscher Kaiser, Bruck hausen a. Rh. Konsul Hermann Wallich, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Uebersecischen Bank. Johann Julius Warnholtz. Direktor der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Eduard Woermann, in Firma C. Wocrmann, Hamburg. Sine . bemerkenswerte Kunügedung. Wolffs Telegraphisches Bureau ist um Verbreitung nachfolgender Mitteilung g-beten: Die Unterzeichneten flohen alle durch ihren Be ruf in derdeutschen Kolonial- und Welt wirtschaft und an der Spitze von Unter nehmungen, deren Gedeihen abhängig ist von der politischen Machtstellung Deutsch lands unter den Völkern. Angesichts der un leugbaren Erregung und Verwirrung der öffentlichen Meinung über das Marokko- und Kongo-Abkommen halten es die Unterzeichneten für ihre Gewissens- pflicht, dagegen Stellung zu nehmen, daß diese Verträge zu einer Niederlage der deutschen Politik gestempelt werden. Die Unterzeichneten sind vielmehr der lleberzeugung, daß die jetzt zustande gekommene Einigung mit Frank reich eine Lösung darstellt, die in harter Arbeit einer überaus schwierigen Lage abgerungen wurde, und die Deutschlands handelspolitische und koloniale Interessen nach Möglichkeit sicherstellt. Dagegen erblicken die Unterzeich neten eine schwere Schädigung des Ansehens und der Machtstellung unseres Vaterlandes in der Verbitterung säenden, das Selbstver trauen des deutschen Volkes unter» grabenden Agitation, die seit dem Abschluß der Vertrüge heftiger denn je betrieben wird. Die Unterzeichneten richten an alle deutschen Männer, einerlei, wie sie über den Wert der Ver träge Lenken mögen, den Ruf, die rückwärts schauende Kritik zurückzustellen hinter der vorwärtsgerichteten Tat und die Reihen zu schließen zur gcmeinschaftlichenWciterarbeit anDeutsch- lands kolonialer und weltwirtschaftlicher Zukunft. Albert Ballin, Vorsitzender des Direktoriums Ser Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesell schaft in Hamburg. Gouverneur a. D. Rudolf o. Bennigsen, Di rektor der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwest afrika. Kommerzienrat Conrad v. Borsig, in Firma A. Borsig. Geheimer Kommerzienrat Dr. H. v. Brunck, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Badischen Anilin- und Sodafabrik, Ludwigshafen a. Rh. Geheimer Regierungsrat Professor Dr. C. D u i s - Diplomatie wird bald den Ruf der schlechtesten in Europa erlangen. Es sieht ganz jo aus, als habe man in Paris die Eröffnung der Verhandlungen mit Spanien deshalb so lange verschleppt, nm das schlechtberatene Land zu behandeln, wie der Zyklop den Odysseus, den er sich zur letzten Fleijchmahlzeit aussparte. Denn mit wenigen Ausnahmen, deren französische Quelle nicht zweifelsfrei ist, hat die Presse die Forderung des Juni, daß Alkasar glatt zu räumen sei, an genau derselben Stelle im November wieder ausgenommen, wo man sie im Juli liegen ließ. Vom Riff ist vor läufig nicht die Rede: vielleicht hofft man, daß die Kabylen sich der Eindringlinge selbst erwehren wer den, sobald man ihre Wafsenbestänöe ein bißchen mo dernisiert und vergrößert hat. Die Verhaftungen in Ildjda haben ja gezeigt, wie üppig der Waffen schmuggel trotz Algecirasaktc blüht, auch wenn er zum Schaden Frankreichs geschieht. Wo diese Be dingung wcgfällt, brauchen die friedlichen Durch bringer Marokkos bloß statt eines alle beide Augen zuzudrüüen^ und was Spaniens Krieger in dem zer» klüsteten Gebirgslande am Tage spinnen, wird in der Nacht wieder ausgetrennt. Es wird ihm nichts helfen, daß es seine Früh- sonimerplünc damals aus halbem Wege abgebrochen, daß es den beabsichtigten Einmarsch in Tetuan unter lassen uivd die Besetzung des ihm sogar völkerrechtlich zustchcnden Jfni in Lüdmarokto nicht ausgeführt har. Sein Anspruch auf „Kompensationen" wiro mit Hohnlachcn zurückgewiesen werben. Damit es nicht auch ein Stück Kongo erbitte, ist ja vorgesorgt: mit wahrhaft verblüffender Virtuosität ist südlich vom K a m e r u n ge b i e t e genau ein so breiter Gürtel dem deutschen Besitze zugelcgt, daß Rio Muni jetzt deutsche Exklave geworden, und also et waigen spanischen Wünschen an dieser Stelle der Weg versperrt ist. Ja, daß der bittere Hohn nicht fehle, erhebt sich zu allem Ucberflusse noch der Ruf nach einer Abtretung auf europäischem Boden. Auf Spezialkartcn hat man ausfindig gemacht, daß diesseits der Pyrenäen noch ein spanisches Städtchen, LUvia genannt, liegt, der Rest eines größeren Besitzes, mit dem Spanien einst seine Teilnahme am Dreißigjährigen Kriege bezah len mußte, zu dessen Abschlüsse cs — damals schon! — um ganze elf Jahre sich verspätet hatte. Von Nachgiebigkeit in Nordmarolko ist aber dabei ebenso wenig wie bei allen anoerea Zumutungen die neuer Wie gesagt: allerböchstens wirb ihm das Riff zu geworfen werden, also der Knochen, an dem sich die Franzosen selbst die Zähne nicht zerbeißen wollte«, weil er am schwersten zu zermalmen ist. Der viel hundertjährige Traum eines spanischen Marokko ist endgültig vorüber. Statt seiner sieht man sich der schlcckencrregendcn Wirklichkeit gegenüber, daß von nun an die Pyrenäen Halbinsel auf zwei Seiten von französischem Lande umklammert ist, und ein künfti ger Napoleon das dem ersten allein noch unbezwing- licbe Ladir unter Dovpelfeuer nehmen kann! „Arron dierungen" haben ja seit Ludwig XIV. immer eine Hauptrolle in den französischen Eroberungsmotiven gespielt! doch unendlich erleichtert durch das, was sie eben ver nommen hatte. Und nun begann sie ruhigeren Gemütes die Dinge von der praktischen seite anzusehen. Der Bruder hatte den Bruder um sein Erbe ge bracht. Daran ist nichts mehr zu ändern. Auch daran nicht, daß er ihm nach dem Leben gestrebt hat. Ihre eigene Schuld der mangelnden Standhaf tigkeit den Eltern gegenüber und Kilians Austreten als Wilderer liefen nebenher. Das, was sie selbst betrixst, ist dem Hans bekannt. Die Wahrheit über die anderen Dinge könnte ihm nur ein schmerzliches, lebenslängliches Gedenken sein. Ob der Tanneckbauer den Hof selbst angezündet hat, ist ihm bis zur Zeit noch nicht bewiesen worden. Der Verdacht besteht, und bis dieser nicht vollständig entkräftet ist, wird die Bersicherungs-Gesellichafl nichts bezahlen: es wird somit niemand geschädigt als der Hofbesitzer und der war, wenn auch mit Unrecht, der Kilian gewesen. Nach dem Testament fällt der Tanneckhof an den Hans, weil keine männlichen Nachkommen des Kilian vorhanden sind. Sie und ihre Tochter haben An spruch auf ein Ausgeding und das Heim im Aus- tragshaus. Sie wird darauf nicht verzichten, teils im Hinblick auf das Kind, dem sie nicht nehmen will, was ihm rechtlich gehört, teils deswegen, weil sie keinen Zweifel oder Verdacht erwecken will, denn: Anna- Marie ist fest entschlossen, ihre peinlichen Geheimnisse, die außer ihr kein lebender Mensch kennt, die nie mand nützen, und denen, die ihr am nächsten sieben, viel schaden können, in ihrer Brust zu verschließen, sie mit ins Grab zu nehmen. Wenn das Sünde ist, soll sie aus ihr liegen: die Verantwortung dafür will sie in der Ewigkeit tragen. Als das Weib sich zu diesem Entschluß durchge rungen hatte, festigte sich ihr Schritt und sie begann das gesenkt« Haupt wieder aufzurichten. Von der Lüelt hatte sie nichts mehr zu fordern, aber noch viel gut zu machen, kür siw und — den andern. Das war auch eine Lebensaufgabe, für die sie «in dankbares Gemüt hatte. Der Tanneckbauer hatte, wie man dort zu Lande sagt, eine „wunderschöne Leich". Von nah und fern strömten die Menschen herbei, die meisten wohl aus Neugierde. Der Pfarrer hielt «ine lange Red«, in der viel von Verirrung, Strafe und Sühne zu hören war und die in einem Bedauern mit dem Schicksal d«r armen Witwe ausklang. Das war alles recht schön und erbaulich, und die alten Weiber haben sogar bei den Hauptstellen in ihr« weißen Tücher geweint. Ganz unzufrieden war man aber mit dem Verhalten der Anna-Marie. S>« stand neben dem offenen Grabe, bleich, tränenlos und ohne «in« äußere Spur von Rührung. Wenn sie auch der jäh Verstorbene schlecht behau- delt hatte, was allgemein bekannt war, hätte sie sich s 14 892 Lel.-Anschl.j 14 693 (14694 Amtsblatt des Rates und -es Nokizeiamtes -er Stadt Leipzig Mr Leipzig und Boron« durch unter» Träger und Soebtteur« 2mol täglich in» pau» »rdiachi SO Ps. monatU r.7il Mk. vieneNährl. Bei uiyern Filialen u. llln- nahmeslellen adaeholi 7S Pf. monatt, LLlMk oiettelsätzrl. Durch »l« Post? innerhalb DeuNchlcnd» und der deutichen Kolonien vierteljährl. S.tM Ml., monatt. I.Ai SNt. au»ichi. Postdeftellaetd Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauftaalen, Italien. Luxemburg, Niederlande Nor wegen lLeUerreick - Ungarn. Aukland, Schweden, Schweiz u Spanten. In allen übrigen Ciaalen nur direkt durch dt« tbeichästsllell« de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erschein» 2nrat täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Bdonnemenls-Annahine I»hanni»galt« 8, bei unieren Tragern. Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, lowi« Postämtern und Briefträgern. Eint«lv«rkaut»pr»t» 10 Pf. err mau» er. ma» » ist für den Menschen ein einziger Augenblick des Zögerns, der Charakterschwäche verhängnisvoll ge worden. — Afra hatte sie kommen sehen und war ihr «nt- gegengeerlt. prallte aber fast zurück vor dem Aus druck der Qual und des Entsetzens, der auf dem Ge sicht des unglücklichen Weibes, wie versteinert, zu lesen war. Das Mädel hatte die Arme geöffnet, sie zu umfangen, aber sie sanken ihr, in dem instinktiven Gefühl, daß hier jeder Trost versagt, kraftlos herab. Matt, tonlos sagte di« Bäuerin statt jeder Be grüßung: „Mein Mann ist tot." Für Afra blieb keine Zeit etwas zu erwidern, denn die Anna-Marie griff gleich darauf mit zucken der Hand nach ihrem Arm und fragte mit heiserer Stimme: „Der Hans! Wie gelst's ihm?" In dieser Frage lag ein« solche Welt von Unruhe, Sorge und leidenschaftlicher Aufregung, daß die starke Afra vor Schrecken erbleichte. Wie «in Messer war ihr dieser Ton durchs Herz gefahren. Aber sie be zwang sich, versuchte zu lächeln und berichtete, daß der Arzt zufrieden sei und den Kranken für außer Gefahr erklärt habe. Die Bäuerin seufzte tief auf. Was sie weiter fragte, kam sichtlich noch schwerer, nur stockend her aus. In ihren Augen lag ein verzehrender Ausdruck von Angst. „Und wer, wer hat ihn g'schoss'n?" „Der alte Lump, der Wilderer, von über der Grenz'." „Und er glaubt's?" „Er weiß g'wiß, und der Jagdg'hilf' weiß auch." Anna-Mari« zitterte an allen Gliedern und sah so bleich aus, daß di« Afra fürchtete, sie könnte zu sammenknicken. Aber das schien vorüber zu gehen, denn der Ausdruck ihrer Augen war plötzlich ein an derer, ruhigerer geworden. Jetzt war auch der kleine Hans, der sich weidlich über die wirbelnden Flocken freute, dazu gekommen und hielt seiner kleinen Freundin einen ganzen Arm voll Schneeballen hin. „Du! Heut' is schön. Magst d' net mit mir Ball werf'n? Wenn unser Jager wieder 'rauskann, macht er mir ein' Schneemann. Du, da wird's lustig!" Das gab dem Gespräch der beiden Großen gleich ein« andere Wendung, denn das Kind, das in der traurigen Zeit auch viel zu leiden und zu entbehren hatte, drängte von der Mutter fort und zeigte Lust, sich wieder einmal herzhaft auszutollen. Afra hatte auf ihren Schrecken fast wieder ver- gessen und erbot sich, die Kleine einige Tage zu de- halten, bis „die Leich" vorbei ist. Nach einigem Zögern willigt« die Bäuerin ein und entfernte sich dann mit einem kurzen, aber herzlichen Dank. Hinter ihr aber hörte sie fröhlich« Stimmen und munteres Lachen, denn dl« Schneeballschlacht, an der auch Afra teilnahm, war bereits in vollem Ganz. Das klang ihr wie «in Ton aus einer Welt, dte nicht mehr die ihre war; sie seufzt«, fühlt« sich aber doch — nach der Meinung der Leute! — anders be nehmen sollen. Uno wenn sie nur getan hätte, als wenn ihr das Weinen geloinmcn wäre! Wer kann denn sehen, ob so ein Taschentuch feucht oder trocken bleibt, wenn man es an die Augen gehalten hat? Ist man auch ost froh, daß so ein Quälgeist aus ewig ruhig geworden ist — gar zu schamlos darf inan es aber doch nicht zeigen, wie da die Tanneck- bäucrin. Das war die allgemeine Ansicht über die Anna- Marie und blieb cs lange Zeit, bis die Leute darauf vergaßen, weil sie mit anderen, ganz neuen Neuig keiten zu tun hatten. — Afra hatte cs so einzurichien gewußt, daß der Hans, solange sein Zustand noch kritisch war. nickts von dem Tode seines Bruders erfuhr. Als die Glocken zu dessen Begräbnis läuteten, schlief er seiner nesung entgegen. Später, nachdem er wieder ousgestanden mußte sie ihm freilich das traurige Vorkommnis teilen. E: hörte sie mit tiefer Bewegung an verzieh in seinem Herzen dem Toten alles, was er ihm jemals Böses angetan hatte. Niemals aber hegte er den geringsten Verdacht, daß Kilian und der alte Wiloerer ein und dieselbe Person gewesen sein könnten. Hans erkundigte sich sehr teilnehmend nach der Schwägerin und sprach d.n Wunsch aus. diese sobald als möglich zu sehen. Tie Afra hatte dabei die ähnlichen Empfindungen wie damals, als sich die Anna-Marie so leidenschaft lich besorgt um das Schicksal des Jägers gezeigt hatte. Als dann die Begegnung stattgesunden hatte, warf sie alle Besorgnisse und eifersüchtigen Regungen weit von sich. Der Hans und die Anna-Marie waren recht gute Freunde; was ehemals zwischen ihnen gewesen war, bestand in der früheren Form nicht mehr zwischen ihnen, das sagte dem Mädl der scharfe weibliche Instinkt, der noch nie ein Weib ge täuscht hat. Eines Abends, so vor Lichtanzünden, die Kinder spielten noch vor dem Hause, saßen Hans und Afra auf der Bank neben dem Ofen, der eine angenehme Wärme ansstrahlte. Der Mann war noch ,'ehr bleich und trug den Kopf in Binden. Seine kräftig« Natur befand sich aber auf dem besten Wege, die Folgen der Verwun dung zu überwinden. Zuerst sprachen sie von gleichgültigen Dingen, dann wurde das Gespräch stockender, um darauf in ein länger dauerndes Schweigen überzugehen. Afra fühlte etwas wie Angst in sich aufsteigen, denn der Hans war di« Tage her so eigentümlich gervescn. sanfter und weicher als gewöhnlich, und wenn sie zufällig einen seiner Blicke auffing, so waren diese so innig und warm, daß sie ihr schon mehrmal» das Blut ins Gesicht getrieben hatten. (Schluß in der Morgen-Ausgabe.) (ür Initial» au» Leipzig und Umg«b»n, dl« tspaltigePerirzetl« A»Ps^l>i«Reklame- zeil« I Mk. von auowärl» ZU Pt- Reklamen PÄ) Mk. Inseral« von Behörden im amt lichen Teil dt« Petiizell« 50 Pt S«lchäst»anzeig«n mit Platz vorschrtste» im Prey« erhöht. Rabatt nach Taris. Beilagetzedühr Gesa«»- auslag« L Mk. o Tausend erki. Postgebühr. TeUdeiiage baker. Feslertetlte Auftrage können nicht «urück- gezogen werben. Für da» Erscheinen an bestimmten Tatzen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen > Annahme I»b»nni„»ll« der sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Erpeditionen de» In- und Au.lande» Druck an» Verl«» »on Fischer ck Rittst«» Inhabern Paul trittst«». Redaktion und Eelch4lt»st«ll«: Iohannirgasse 8. Haupt - Filiale Dre»d«»: Eeestrag« st. 1 (Telephon 1821t. Z6s RälN. Hochgebirgsromau von Adolf Ott. (Nachdruck verboten.) Das letzte Fünkchen dieser unglücklichen Lebens flamme war erloschen — die schuldbeladene Seele stand vor ihrem ewigen Richter. Anna-Diarie hatte bei diesem schrecklichen Be kenntnis mit beiden Händen nach Kops und Herz gegriffen, dann sank sie ohnmächtig neben dem Toten bett zu Boden. Als sie nach längerer Zeit ihrer Sinne wieder mächtig geworden war, erhob sie sich wankend, tau melnd und starrte unsicheren Blickes auf die Leiche. Erst nach und nach dämmerten die gräulichen Vorgänge der letzten Stunde wieder in ihr auf, aber alles erschien ihr undeutlich, wie in Nebel gehüllt. Jetzt, jetzt wußte sie es: Ihr Mann hatte auch auf den Bruder geschossen. Die Anna-Marie stöhnte wie ein totwundes Tier und rang die Hände in gewaltigem Schmerz. Der Hans, der Hans, der Hans! Und dort liegt der, der ihm alles, selbst das Leben nehmen wollte. Grauen packte sie, ein Entsetzen, wie es nicht schreck licher über den Menschen kommen kann. Dann fiel ihr ein: Hatte nicht das alte Weib, das ihr die Lebensmittel vom Dorf zutrug, vor einigen Tagen erzählt, dem Forstgehilfen, der von dem alten Wilderer einen Streifschuß abbekommen hatte, ginge es wieder ganz leidlich? Ja, ja. Darüber hatte sie sich gefreut. Aber in der Betäubung des eigenen Schmerzes, in der immer währenden, erschlaffenden Aufregung, in der sie sich befand, war der Eebanke untergegangen, und jetzt erst wieder aufgeraucht. Die feste Absicht zu morden, ist soviel als ein vollendeter Mord. Für den, der dort mit schuldver zerrtem Gesichte liegt, ändert das nichts. Aber der Hans! Wenn er weiß, daß die Kugel aus dem Rohr des Bruders kam, mußte dieses Gedenken etwas Fürchterliches haben. Das Oel in der Lampe ist ausgebrannt, mit bleichen, grauen Augen beginnt der neue Tag auf die leidende oder sich freuende Menschheit herabzublicken. Schweres Gewölk zieht herauf und erfüllt bald das Tal mit Myriaden tanzender Schneeflocken, die alles bedecken, alles in die blütenweiße, weiche Decke ein hüllen, die erst die warme Frühlingssonne wieder wegküssen wird. O gäbe es das auch für den Schmerz in der Menschenbrust! Das Schicksal hat oft eine rauhe Hand, führt seine Kinder dornige Wege und versteht es meister lich. im altwerdenden Geschöpf das Leid jung zu erhalten, bis der Tod die Lebensqual endet. Die Anna Marie, die, ihr Kind an der Hand, durch den webenden eisigen Wind und die tanzenden Schneeflocken dem Häuschen der Afra zustrebt, trägt ein solches Weh in ihrer Brust. Trifft sie eine Schuld? Ja und nein. Schon oft
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