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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.11.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111109024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911110902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911110902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-09
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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Ldonnemenrs-Annabine 2»hanni»galt« S, b«t unirren Trägern. Jilialen, Spediteuren und LnnahmrsteUen, iowl« Poiiämtern und Brieiträgern. Elnj«lvrrka»t»pr«t» lll Pt. Llbend-Ausaabe. UtWiger TagMalt » . s"«»2 l«.chk..,chlu») Lel.-Anschl. < i< «ss (14 894 Handelszeitung. s 14 892 lN-chtauIchl.» Tkl.-ÄNschl.r 14 893 ^ 14 894 Ämtsvlatt -es Naics und -cs Volizeiamtcs Scr Ltabt Leipzig. Anzeige«.Prri- sllr Jnl«rat« ,»» L«»p,,a und Um,«bang dl« llool»ig«Petiti«ile 25 Pf , di« Reklame» »«ll« t Ml. von au»wärt»M Pt. Reklamrn 1^0 Ml. Inl«rat« von B«bärd«n tm amt- llch«n Teil dl« P«tltt«tt. St) Pf S«Ichätt»anirtgen mit Platoorlchriften im B««ile «rhoht. Rabatt nach Tarlk. Beilage,edlldr Telamt» auslag» S Ml. o. Tausend erkl. Poltgedützr. Trilbeilag« d.oer. F«ftetteilt« Austroae können nicht ,urück- ae»ogen werden. Für da» Erscheinen an ««stimmten Tagen und Plätzen wird l«in« Garantie übernommen. Anzeigen» Bnnadm«: Johanni,«»!)« bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncin» Ezpedttionin de» In» und Au»lande». Druck »ab Verl«, »»» Fisch«, ck Kürst«, Inhaber: Paul Kürst««. Redaktion «ad <Sesch«st»st«ll»: Iohannisgass« 8. -a,»t»Ailial« Dre»d«n: Eeestrag« l lT«l«phon 46211. Nr. 3N. Vvnnerswtz, Sen s. Niwemdrr 'SN. 105. Fgllrgsng. Hb- Unsere heutige Morgenausgabe umfaßt 18 Leiten, die Abendausgabe 8 Seiten, zusammen 26 Seiten. Die feierliche Eröffnung öes SSchlllchen Lsnötages. (Telegramm unseres Dresdner Bureaus.) (:) Dresden, 9. November. Tie feierliche Eröffnung des Land tages fand heute mittag 1 Uhr durch den König im Thronsaale des Königl. Residenz schlosses statt. Der Eröffnung ging vormittags ein öffentlicher Gottesdienst in der evan gelischen Hofkirche voraus, dem die Direktorien und die Mitglieder beider Ständckammern, so wie die Herren Staatsminister beiwohnten. Die Predigt hielt Herr Oberhofprediger vvi-. Di bell u s. Tie Verpflichtung der Präsidenten der Ersten und der Zweiten Kammer der Stände versammlung, Oberstmarschall Graf Vitz thum von Eckstädt, Erzellenz, und Dr. Phil. Vogel erfolgte heute mittag durch den König im Nesidenzschlosse. Zur Eröffnungsfeier hatten sich auf Ansage des Königl. Oberhofmarschällamtes um V»l Uhr im Schmucksaale die Herren Staatsminister, die Herren des Königl. Großen Dienstes, sowie die Herren der I. und II. Klasse der Hofrangordnung, ferner die nicht im Dienste befindlichen Kammer herren eingefunden. Tie Mitglieder beider Ständckammern versammelten sich um Uhr im Ballsaale. Ter Hof hatte Gala angelegt. Im Vestibüle war eine Kompagnie vom Schützen regiment Nr. 108, im Vorzimmer zur franzö sischen Galerie eine Paradewache vom Garde reiterregiment ausgestellt die den Ankommen den die militärischen Ehrenbezeigungen er wiesen. Im Thronsaale wurden die Herren der III., IV. und V. Klasse der Hofrangordnung auf der errichteten Estrade placiert, während die Mit glieder dec hohen Ständekammern dem Throne gegenüber und das Corps diplomatique usw. links desselben Aufstellung nahmen. Nachdem die Erschienenen ihre P.ätze eingenommen hatten, begab sich der König mit dem Kronprin zen, dem Prinzen Johann Georg und denk Prinzen Friedrich Christian unter Vortritt und in Begleitung der Staatsminister, der Herren der I. und U. Klasse der Hofrang ordnung, sowie der nicht im Dienste befindlichen Kammerherren und des Königl. Großen und Prinzlichcn Dienstes im feierlichen Zuge, dem die Leibpagen vorausschritten, in den Thron saal. Als sichrer Zug dem Turmzimmer näherte, erwies eine daselbst aufgestellte Ehrenwache des Gardereiterregiments die Ehrenbezeigung und das Trompeterlorps spielte den Parademarsch. Beim Erscheinen des Königs im Tpronsaale brachte der Präsident der Ersten Kammer, Oberst marschall Graf Vitzthum von Eckstädt, ein dreimaliges Hoch auf den Monarchen aus. Se. Majestät bestieg den Thron und ließ sich, das Haupt mit dem Helm bedeckend, auf den Thronscssel nieder. Der Kronprinz nahm rechts, Prinz Johann Georg und der Prinz Friedrich Christian links desselben und die Staatsminister rechts vor dem Throne Aufstellung. Nachdem auch die übrigen Herren die Plätze eingenommen hatten, überreichte der Vorsitzende Minister im Gesamtministerium, Staatsminister Dr. von Otto, dem König die Thronrede, die derselbe verlas. Die Thronrede halte folgenden Wortlaut: Meine Herren stände! Nachdem Ich Sie zur Aufnahme Ihrer verfassungsmäßigen Tätigkeit be rufen habe, heiße Ich Sie am Beginne ter Tagung herzlich willkommen. Sie treten in einem Zeit punkt zusammen, wo die Bevölkerung unter den Folgen der andauernden Trockenheit, des Futtermangels und der weiten Verbreitung der Maul- und Klauenseuche zu leiden hat. Meine Regierung ist bestrebt, den hieraus drohenden Nachteilen durch weitgehende Fracht- ermäßigungen, durch unentgeltliche Abgabe von Streu und Erleichterung des Bezugs von Futtermitteln aus den Staats forsten, sowie durch Gewährung von Staats» da riehen zum Ankauf von Futtermitteln und Futtermittelsämereien zu begegnen. Auf der an dern Seite freue Ich Mich, daß sich Industrie und Handel, Dank der ihnen innewohnenden zähen Tatkraft und Dank den Segnungen des Friedens, der uns erhalten geblieben ist, gesund entwickelt haben, und Ich darf hoffen, daß dieser günstige Stand auch weiterhin andauern wird. Das Unterrichtswesen in allen Zweigen bildet in Würdigung seiner hohen Bedeutung für die Zukunft des Landes nach wie vor den Gegen stand warmer Fürsorge Meiner Regierung. Es werden deshalb wieder erhebliche Mittel für um fängliche Bauten bei den Hochschulen, den höheren Unterrichtsanstalten und bei der T a u b st u m m e n° anstatt Leipzig angefordert. Für bedürftige Schulgemeinden sind die Beihilfen aufs neue er höht worden. Von besonderer Wichtigkeit für die Erziehung eines geistig, sittlich und körperlich ge» festigten Geschlechts erscheinen die zu Meiner Freude neuerdings planmäßig aufgenommenen Bestrebungen zur Pflege der Jugend in dem Alter zwischen Schul- und Wehrpflicht. Zu ihrer Unterstützung wird die Bewilligung eines ansehnlichen Betrags vorgr- schlagen. Eine Ihrer größten und bedeutsamsten gesetzgeberischen Aufgaben wird die Beratung eines neuen Volksschulgesetzes bil den, das unter Berücksichtigung berechtigter An forderungen der Gegenwart Meinem Lande zu wahrem äußeren und inneren Segen dienen soll. Kann auch der von Meiner Regierung mit allen Kräften vorbereitete Entwurf noch nicht zum Be ginne des Landtages vorgelegt werden, so sind doch die Arbeiten so weit gefördert, daß seine Ein bringung noch in dieser Tagung mög lich sein wird. Auf dem Gebiete der kirchlichen Gesetzgebung werden Ihnen, soweit es dazu der stoatsgesetzlichen Genehmigung bedarf, mehrere von der letzten Evangelisch-lutherischen Landessynode beschlossene wichtige Kirchen- ge setze zur Entschließung zugehcn. Das Beurkundungswesen bei den Amtsgerichten soll durch Erweiterung der Zuständigkeit der» Gerichtsschreiber in dem Maße, als cs die Reichsgesetzgebung zuläßt, auf eine brei tere Grundlage gestellt werden. Zu dem Zwecke wird Ihnen ein Entwurf zur Aenderung des Aus führungsgesetzes über die Angelegenheit der frei willigen Gerichtsbarkeit unterbreitet. Wie Meine Regierung schon am letzten Landtage in Aussicht gestellt hat, ist eine Abänderung der Rev. Landgemeindeordnung zu gunsten derjenigen größeren, namentlich in dustriellen Landesgemcinden ausgearbeitet worden, welche den bisherigen, für einfache ländliche Ver hältnisse berechneten Bestimmungen mehr oder weniger entwachsen sind. Auch wird Ihnen ein Gesetzentwurf vorgelcgt, der bestimmt ist, das Gesetz über die Bildung von Bezirksverbänden in wich tigen Punkten abzuändern. Insbesondere loll noch weiteren Städten als seither das Ausscheiden aus dem Bczirksverbande ermöglicht werden. Auch soll der Kreis der von den Bezirksverbänden zu er füllenden Aufgaben erweitert werden. Die Neuregelung des Steuerwesens der bürgerlichen Gemeinden, der Kirchgemeinden und der Schulgemeinden hat seit Jahren den Gegen stand von Wünschen der Landtage und van Er wägungen Meiner Regierung gebildet. Die Gesetz entwürfe, die Ihnen hierüber zugehen werden, sollen die schwierigen und verwickelten Fragen der Eemeindebcsteuerung unter tunlich st er Wahrung des Selbstbestimmungs- rechts der Gemeinden, wie unter Berück sichtigung der Lebensinteressen des Staates und unter gerechter Verteilung der Lasten auf die Steuerpflichtigen einer Lösung entgegenführen. Für die Neugestaltung des Kirchen- und Schulsteuerwcsens ist fortdauernd auch die Erwägung maßgebend, daß es sich je länger desto mehr als Bedürfnis herausstellt, die Heranziehung des in den Händen Andersgläubiger befindlichen Grundbesitzes zu den Kirchenanlagen der konfessionellen Mehrheit zu beseitigen. Die Erfahrung, daß eine durchgreifende Besse rung der jetzigen unbefriedigenden Erträge der Fischerei in den fließenden Gewässern nur dann erhofft werden kann, wenn Fischereibezirke von einem Umfange gebildet werden, der die Möglich keit einer geordneten Bewirtschaftung gewährleistet, wird die Vorlegung des Entwurfes zu einem neuen Fischereigesetz rechtfertigen. Meine Regierung beabsichtigt ferner, das Landes medizinalkollegium und die Kommission für das Veterinärwesen zu einem Landesgesund heitsamte mit besonderen Abteilungen für Humanmedizin, für das Veterinärwesen und das Apothekenwesen zu verschmelzen. Hierdurch soll der gewünschten Keschästsvercinfachung gedient und erreicht werden, daß die Gutachterkollegien auf den Gebieten, auf denen sich ihre Kreise berühren, ge meinsam und unter Anhörung von Vertretern der beteiligten Erwerbsstände zur Beratung zusammen treten. Zur Behebung einiger Uebelständ«, die mit der gegenwärtigen Regelung der Jrrenfürsorge verbunden sind, bereitet Meine Regierung einen Gesetzentwurf vor, der Ihnen zugehen wird, sobald die erforderlichen Vereinbarungen mit den fünf großen Städten des Landes zum Abschluß gelangt sind. Ein weit über den Rahmen gleichartiger Ver anstaltungen hinausragendes Werk war die Internationale Hygiene - Ausstel- lung, die, wie Ich mit lebhafter Genugtuung fest stellen kann, in jeder Hinsicht einen vollen Erfolg erzielt hat. Mein Dank gebührt den Männern, die mit vollendeter Sachkunde und hingehendem Eifer das einzigartige Werk durchgeführt haben, aber auch der Reichsoerwaltung und den fremden Re- gicrungen, die durch Vorführung ihrer heimischen Einrichtungen der Ausstellung den weltumfassenden Charakter verliehen. Ich hege die Zuversicht, daß die Ausstellung einen neuen Ausgangspunkt für die Entwicklung der öffentlichen Gesundheitspflege zum Segen der Mensch, heit bilden wird. Die Reichsfinanzgesetz, gebung des Jahres 1909 hat die Erwar tungen erfüllt und das Gleichgewicht im Rcichshaushalte wiederhergestellt, wenn auch die Bundesstaaten erheblich stärker zu Matrikular- beiträgen herangezogen und ihre Anteile an der Reichserbschaftssteuer geschmälert worden sind. Die Finanzen des Landes haben sich, dank der von Meiner Regierung unter Ihrer verständ nisvollen Mitwirkung eingeschlagenen zielbewußten Finanzpolitik in gleichem Schritte mit dem allge- meinen Wirtschaftsleben befriedigend w e i t e r e n t w i cke l t. Es hat sich deshalb die Möglichkeit geboten, mit der Begebung der 1910 bewilligten Anleihe noch zurückzuhalten, und es haben ohne stärkere Heranziehung der Steuerkraft des Landes namhafte Mittel zur Befriedigung neuer Bedürfnisse, insbesondere zur Förderung der Sammlungen für Kun st und Wissenschaft und anderer kulturel- ler Zwecke bereitgestellt werden können. Zum Schlüsse kündigt die Thronrede die gesetz liche Neuregelung der Versorgung der Witwen und Waisen der Staatsdiener, Geistlichen und Lehrer, eine weitere Erhöhung der staatlichen Wohnungsgeldzuschüsse sowie den Ent- wurf eines Berggesetzes an, der die Ver wendung der Freiberger Reoierwasserlaufanftalt zu andern Zwecken ermöglichen soll, und schließt dann: Die Aufgaben sind vielseitig und verantwortungs reich. Möge es Ihnen unter Gottes Beistand ge- linaen, sie zum Wohle des Landes zu lösen! Das ist Mein aufrichtiger Wunsch. Hieraus gab der König die Thronrede an den Staatsminister zurück und der Vortragende Rat im Gesamtministerium, Geh. Rat Dr. Schroeder, trug die übersichtlichen Mit teilungen zur Eröffnung des 31. ordentlichen Landtages vor. Ssln. Hochgebirgsroman von Adolf Ott. lNachdruck verboten.) An den Verwundeten herangekommen, der toten» bleich und bewußtlos auf der Bahre lag, warf sie sich auch nicht jammernd Loer ihn, sondern ergriff nur sanft seine herabhänyende Rechte und sagte dann mit kalter Bestimmtheit zu der Männern: „Ihr tragt ihn zu mir ins Haus; ich sorg für ihn." Da gab es noch eine kurze Beratung zwischen den Leuten, aber sie waren so vernünftig, einzusehen, daß es für den Totwunden ein Glück bedeutete, wenn er in so weiche, pflegende Hände kam. Wer sich sonst um ihn hätte annehmen sollen, hätten sie nicht ge wußt. Auf diese Weise war also der Forstgehilfe Hans Greiner in das Haus der Afra gekommen. — Fast um die ganz gleiche Zeit, hatte sich der Kilian seinem Heimwesen auf ungefähr hundert Schritt ge nähert gehabt. Seine Stimmung war, soweit dies bei einem Mörder, der noch die Spur eines Gewissens besitzt, möglich ist, eine verhältnismäßig ruhig« und ganz zuversichtliche geworden. Reue empfand er auch nicht. Warum ist der Hans ein „Greaner" und hat ihm in den Weg treten müssen? Das ist altes Herkom men, sozusagen ein Recht! Wer unter solchen Um ständen den andern, der immer der Feind ist, zuerst sieht, der schießt zuerst. Wegen des Knallens ist's nicht; es muß auch getroffen werden, und zwar gut, damit nicht viel Geschrei und Herumrederei ent steht. Und wenn's erst so heimlich und so bequem ge schehen kann, wie in seinem Fall! Ringsum, auf weit, keine Menschenseel«. Der Jagdgehilfe, der weit unten gejauchzt hat, soll nur den alten Kerl mit dem weißen Bart fangen. „In einem Aufwaschen ist's hin'gangen", denkt er. „Hat nix braucht, als daß ich zu rechter Zeit den Finger krumm 'gmacht hab'. Da blickt der Tanneckbauer auf und sieht zwei Gendarmen, die eben aus feinem Hof herauskommen und au, ihn zuzugehen scheinen. Sie hatten ihn auch gesucht, denn der Verdachtsgründe, daß der Kilian Greiner seinen Hof selbst angezündet h«t, waren in aller Stille immer mehr geworden. Wahrscheinlich wurden sie ihn auch mit sich genommen haben. Der Bauer die Gendarmen sehen, da» Holzbeil wegwerfen und von einer wahnsinnigen Angst erfaßt werden, daß der Brudermord entdeckt ist, und man ihn um einen Kopf kürzer machen wird, ist eins. Das Entsetzen sträubt ihm, der siegessicher war, die Haare, und mit mächtigen Sprüngen flüchtet er bergauf. Die Gendarmen, junge Männer aus dem Berg lande, zögerten nicht, sofort mit der Verfolgung ein zusetzen. Für sie war die Gewißheit gegeben, daß der Tanneckbauer wirklich der Brandstifter war. „Halt! Halt! Halt!!" tönte es hinter dem Flüch tenden. Allein der Ruf verhallte und veranlaßte diesen zu noch vermehrter Eile. Einer der Verfolger wollte schießen, weil dem Anruf nicht Folge gegeben wurde, doch der andere rief ihm zu: „Lass' kein! Was der Kerl kann, können wir auch. Giot sonst nur überflüssige Schererei beim Glicht." Da setzte der Mann das Gewehr ab und hastete mit verdoppelter Geschwindigkeit weiter. Anfangs ging di« Flucht auf einem gebahnten Weg aufwärts; der Vorsprung, den der Verbrecher hatte, begann sich aber zu vermindern, denn die Gen darmen waren ausgeruht und frisch beim Zeuge und wunderten sich nur, daß der Verorecher ihnen soviel unnötige Mühe machte. Auskommen kann er ja doch nicht. Der Kilian merkte ihr Näherkommen. Sie waren für ihn die von der Hölle losgelassenen Rachegeister. Auf alles andere hatte er vergessen, aber der Todes schrei des erschossenen Bruders gellte ihm nun un aufhörlich in den Ohren und dieser trieb ihn jetzt in wahnsinniger Flucht weiter, viel mehr, als der Ge danke, daß man die grause Tat an ihm blutig ahnden würde. Seine Brust keuchte, der Atem kam ihm nur röchelnd und stoßweise mehr au» den Lungen, da hörte er wieder das: Halt! Halt! Halt!! hinter sich, das seinen Verstand völlig verwirrte. Er sprang vom Wege ab, in den schon abenddunkeln Wald auf eine Stelle zu, wo das Felsaestein als schroffe Wand, zu einem unpassierbaren Hindernis werden mußte. Es waren für Hn schon nicht mehr die Gendarmen, die ihn fassen wollten, sondern der tote Bruder, dem er das Erbteil genommen und dann kaltblütig nie dergeschossen hatte; der hetzte ihn vor sich her, der wollte seine Rach« haben. Die Verfolger waren ihm schon auf kaum dreißig Schritte naheaekommen, als er plötzlich auf das Ge wände zu abbog. Unwillkürlich stockten sic, denn der Mensch vor ihnen konnte nichts anderes im Sinn haben, als sich dort den Tod zu holen. Selbst für eine Gemse würde es ein Wagstück gewesen sein, die Wand zu über queren. „Halt, Halt!" schrien die Gendarmen. „Zurück! Du kommst in die Wänd, du verfällst dich!" Mit einem Satz war der Bauer auf ein ziemlich breites Steinband herabgesprungen, das ungefähr in der Mitte der Wand, den Verschiebungen des Ge steins folgend, auf die andere Seite hinlief. Die Gendarmen fluchen, aber nicht weniger ge wandt, springen sie unbedenklich nach. Ihr Ehrgeiz, Verbrecher dingfest zu machen, war durch diese tolle und nun auch sehr gefährliche Jagd, auf das Höchste gereizt. Also weiter, ihm nach. Soweit er kommt, kommen sie auch. Wird es zu toll — nun, der Tanneckbauer kann auch nicht spurlos verschwinden. Fassen sie ihn heute nicht, fassen sie ihn morgen. Für einen ganz Schwindelfreien ging es auf dem Steinband anfangs ziemlich gut vorwärts, obgleich sich unter den Tritte das morsch gewordene Gestein löste und mit Gepolter in die Tiefe stürzte. Dazu dunkelte es bereits, so daß es sehr schwer war, genau zu sehen, wohin man trat oder wo man mit den Händen sich halten konnte. Das Steinband wurde schmäler und brüchiger und schrägte sich endlich so ab, daß es für einen mensch lichen Fuß kaum mehr eine Stütze abgab. Die Männer hinter dem Verbrecher keuchten vor Anstrengung und Aufregung, denn nun waren sie ihm auf kaum fünf Schritte nahe gekommen. Aber unbe kümmert um den halsbrecherischen Weg strebte dieser auf dem Steinband weiter. Nun kam sogar eine Lücke, entstanden durch das Herausbrechen eines durch den Frost gesprengten Felsbrockens. Ohne sich zu besinnen, wagte Kilian den Sprung und kroch auf der anderen Seite auf Händen und Füßen weiter, denn anders ging es nicht mehr. Bis an die Lücke waren ihm die Gendarmen ohne sich viel zu besinnen gefolgt. Dort aber wendete sich der Vorangehende zu seinem Kameraden, schüttelte den Kopf und sagte: „Dös kann kein König und kein Amtsrichter ver langen, daß wir uns wegen so ei'm narrischen Lum pen die Hüls' berch'n. Du! Ich mag nimmer. Wenn der Sakramentslump net nachgibt, so müss'n wir seine Knoch'n z'sammenklauben. Denn der verfallt sich Seine Rede, zu der der andere kopfnickte, wurde jäh durch einen Schrei unterbrochen, der auch ein gellendes Gelächter sein konnte. Dazu war das Kollern von Steinen und ein kurzes, hartes Schleifen zu vernehmen, als wenn ein schwerer Körper über eine rauhe Fläche abrutschen würde. Gleich darauf war ein dumpfer Aufschlag zu hören. „Jetzt sin' wir so weit," sagte der Gendarm, dem bei diesen wohlverständlichen Geräuschen ein Schauer des Entsetzens über den Rücken lief. Was konnten sie dafür? Sie taten ihre Schuldigkeit und mehr noch dazu. Nun blieb nichts übrig, als daß sie den gefährlichen Weg wieder zurllckmachten, einer nach dem Dorfe lief, um die Ortsobrigkeit und Leute zu holen, die den Verunglückten, der am Fuße der Fels wand liegen mußte, bergen zu helfen. Der andere Gendarm kletterte im dunklen Wald abwärts und suchte dem Fuße der Wand nahe zu kommen, die in eine ziemlich steile Schutthalde auslief. Vielleicht findet er den Abgestürzten, vielleicht auch nicht, denn er hat keine Laterne. Zu helfen ist in diesem Fall ohnehin nichts mehr; einen solchen Sturz hält kein menschlicher Körper aus. — Als am selben Abend die Gendarmen den Tanneck bauer abholen wollten, war die Anna-Marie allein zu Hause gewesen. Daß es einmal so kommen würde, ahnte sie schon lange, ja, sie hatte in der Dumpfheit, in der sie dahinlebte, schon fast das Grauen, das ihr dieser Gedanke verursachte, überwunden. Sie brauchte auch keine Unwahrheit zu sagen, als sie behauptete, nicht zu wissen, wo ihr Mann zur Zeit sei und wann er Heimkommen würde. Sie fragte auch nicht, wessen man ihn bezichtigte und hätte sich auch nicht gewun- dcrt, wenn man auch sie hätte mitnehmen wollen. Denn durch ihr Mitwissen fühlte sie sich mitschuldig, darüber kann sie nicht mehr hinaus. Je mehr sie ge merkt hatte, daß der Bauer d u Wildern nachging, eine desto größere Angst war in ihr erwachsen, vor den Folgen eines so leicht möglichen Zusammenstöße, mit den Jägern. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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