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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111028021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911102802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911102802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-28
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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ztger Firmen infolge der Bewegung verhängte «perr« sand kürzlich Termin zu mündlicher Der. Handlung vor dem Landgericht Leipzig statt. Di« von der Sperr« betroffen«« Firmen hatten Ver urteilung zur Aufhebung der Sperre und auf Schaden, «rsay beantragt. Zu einem Urteil ist <» noch nicht gekommen. Es sollen zunächst noch die Buchdruckerei- besitzer Geh. Kommerzienrat Büxen st ein und Giejecke vom Tarifamt der Buchdrucker als Sach verständige vernommen werden. Es ist daher ein neuer Termin auf den 8. November anberaumt worden. k. Personalien von der Verwaltung der direkten Steuern. Versetzt: Bureauassistent Meltzer von Dippoldiswalde und Expedient Seweköm von Dresden zur Bezirkssteuereinnahme Leipzig, Bureau assistent Wunderlich von Leipzig zur Bezirks steuereinnahme Dippoldiswalde. Befördert: Bvreau- asüstcnt Brückner von der kreissteuertätiicken Ka-.z- l«! in Leipzig zum Vezirksstenerjeirerär in Chemnitz. Li« Expedienten K n >> b l o ch in Dresden zum Bureaüassistenten bei der krcissteuerrä.lichcn Kanzel in Leipzig und Schüler ebenda in Leipzig zum Bureauaspstenten. Angestcllt: Hilfscxvcdieni L i n fi rn « ter als Expedient be: der krelssteuerrätlick-cn Kanzlei in Leipzig. Auf Anluchen entlassen: Bureau- assistent Enders bei der Bezirksstcuere-nnahme in Leipzig. * Das Finanzministerium über die „Wände.lager". Ein Prozetz, der werte Kreise interessieren dürste, wurde jetzt vor dem Lberverwaltuns.seericbt ver handelt. In Anbetracht des eminenten Interesses der Sache wohnte ein Vertreter der Negierung den Verhandlungen bei. Es handelt? sich um die Heran ziehung zur staatlichen Wanderlagersteuer in einem Falle, wo eine bestellte Ware wegen Insolvenz des Käufers nicht zur Ablieferung oela gen lonnre und öffentlich versteigert werden mutzte. Diese Ver steigerung sah der Kreissteuerrot als die FeObieluim eines steuerpflichtigen Wandcrlagers an. Der Kauf mann Meyer in Bingen, Inhaber der Firma „Ber einigte Weintellereien" daselbst, hatte un Vorjahr? von einem Leipziger Studenten einen Austrag auf Lieferung von Wein in der am fälligen Höhe von 18158,25 erhalten. Infolge Nichteinhal tung der Zahlungstecmme blieb die Sendung eins Zeitlang beun Spediteur liegen, bis endlich 12 500 Mark bezahlt wurden und ein dieser Summe ent sprechendes Quantum Wein zur Ablieferung gelangte. Die Nestsummc von etwa 5500 blieb unbeglichen, da der Student später wegen Verschwendung entmündigt und dann flüchtig wurde. Tie Binger Firma lieh den Nest der Wernlieserung in Leip zig versteigern, und der Kreissteuerrat erklärte diese Versteigerung für die Feilbietung eines Wander- lagers und beanspruchte d:e Steuer auf. Gründ des 8 4 des Gesetzes über oie Besteuerung der Wander- lager vom Jahre 1878. (Es waren 6100 Mark bei der Versteigerung erzielt worden.) Der Binger Kaufmann strengte gegen diesen Ve- ichlutz die Anfechtungsklage beim Ober- verwa'tungsgericht an, woraus ein Berireter des Ministeriums zur Verhandlung gebeten wurde. Der Kläger erklärte, das; es sich in diesem Falle um kein Wanderlager, sondern um einen Akt der Selbsthilfe gehandelt habe. Der Kreissteuerrat neigte dagegen der entgegengesetzten Ansicht zu: von einer Selbsthilie könne leine Rede jein, da der Käufer zur Aonahme der Ware bereit gewesen wäre. Es habe sich um eine Warenfeilbietung außerhalb des Wohnortes des Verkäufers gehandelt, wie im Gesetz die Wander lager charalterisiert würden. Der Vertreter der Negierung stellte sich aus den Standpunkt, dass vor allen Dingen die Gewerbsmäszigteit für die Fest legung des Begriffs „Wanderinzer" in Frage komme. Die Versteigerung einer Kunstsammlung eines Prcvat- mannes müsse z. B. unbedingt von der Steuer frei gelassen werden. Erst wenn eins fortgesetzt auf Er- t werb ger-chtete Tätigkeit des Verläufers wie z. B. I bei einem Kaufmanns oorliege, tönne auch eine ein- s malige Versteigerung unter den Begriff eines j Wanderlagcrs iallen. Das sei die unbedingt er- i forderliche Voraussetzung für den Begriff der Wander- » lager. Das Ministerium könne in einzelnen Fällen, wo die Erhebung der Steuer zu Unbilligkeiten zu führen drohe, von ihrer Erhebung absehen. Konkurse muhten überhaupt freigelasjen werden. — Nach diesen Ausführungen kann die ausgesetzte Entscheidung des Oberverwallungsgerichte nicht mehr zweifelhaft sein. * Die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig (Kanzlei Unioersitüts- strahe 2) bezweckt die Sammlung und Ordnung des in verschiedenen Zeitschriften und Büchern zerstreuten oder nur handschriftlich nied«rgelcgten genealogischen Stoffes zur Unterstützung und zum Ausbau der Genealogie als Wissenschaft in ihren mannigfachen Beziehungen zur Geschichte, Staats- und Gesellschafts lehre. Biologie und Medizin. Diese von Rechts anwalt Dr. Brey mann in Leipzig geleitete Zentralstelle ist im Besitze einer grohen Bücherei und einer reichhaltigen Sammlung von allerhand Quel len und Hilfsmitteln, insbesondere zur Förderung der praktischen Familienforfchunq. Ueber die Beziehungen dieses Instituts zur Stadt Leipzig wird der General sekretär der Zentralstelle, Oberregierungsrat Prof. Dr. Heyden re ich, in der ersten Sitzung des Ver eins für die Geschichte Leipzigs, Mittwoch, den 1. No vember. im Grohen Saale des Lehrervereinshauses, Kramerstrahe -1, einen Vortrag mit zahlreichen Licht bildern halten, zu Lenen Gäste, insbesondere auch Damen, willkommen sind. * Naturwissenschaftlich-Hygienischer Abend. Dem Wintersport gilt die morgen, Sonntag, abends 8 Uhr im Verein für Volkswohl, Lohrstr. 7, stattsinoende Soniuag.rbcndfeier. In ihrem Mittelpunkt« wird ein Lichtbildervortrag Les Herrn Dr. med. Erwin Jaeger, Les bekannten vorb'Idlichen Förderers des Wintersports, über N a t u r g e n u st und Körper pflege im Winter stehen. Der Vortrag wird von entsprechenden Dichtungen umrahmt werden, die Herr Rezitator Paul Flor rezitierten wird. Alle Freunde der Natur und eines gesunden Sports sind willkommen und haben freien Zutritt. * De: Verein Leipziger Architekten hat in diesen Tagen e.ue Pubtirationsteines Mitglieds, des Archi- tettcn Richard Bauer, erscheinen lassen, die em inter- estantes Lhema der alten Bangeschichte, die „Bau- vorschrrfren in Alt-Leipzig und Dresden aus der Reso rmalionszeil" behandelt. An der Hand eines umfassenden Materials wird hier zur richtigen Beurteilung der einstigen baulichen Ver hältnisse der innere Zwammenhang baulicher Merk würdigkeiten nuchgewiesen, den man nur aus der Entsrehungszeit des Bauwerkes selbst und den damals geltenden Gewohnheitsrechten verleiten kann. Wer rn den letzten Jahrzehnten mit Aufmerksamkeit der Umwandlung unserer Altstadt in baulicher Hinsicht gefolgt ist, witd oft von jelt>amen Erscheinungen über rascht worden sein, die beim Abbruch der alten Grund- stücke zum Vorschein kamen und manchen inter essanten Einblick in das Kulturleben langst ver- goo.gener Zetten gewährteil. Und doch sind, wie Richard Bauer es nachweist, solche nach unseren Be griffen baulich anormale Zustande meist auf ganz gesetzlichem Wege gekommen. Freilich sind die Quellen hierjür spärlich. Sie finden sich vorwiegend in den Ätaiuten oder Willküren. Aus ihnen geht hervor, dast der Leipziger Rat mit den in ihnen mcdergelegtcn baulichen und rechtlichen Bestim mungen, oie durch landesherrliche Bestätigung be kräftigt worden waren, bezweckte, den zahlreich zu wandernden Bürgern die Sesthnftmachung zu er leichtern. So werden beispielsweise die vorkom- msnden anormalen Fälle des Uebergreifens von Kellern in anoere Grundstücke ertlärcich und ent schuldbar. Was schliestlich Las horizontaleUebergreifen ganzer Stockwerke, meist rm Erdgeschost. in fremd nachbarliche Gebäude in Alt-Leipzig betrifft, so ist es schwer. hierfür eine rein bauliche Erklärung zu finden. Wahrscheinlich ist seine Entstehung auf ältere Rechtsverleihungcn oder Erwerbungen ocr Vorbesitzer zurück'uführen. Man sieht, alle derartigen baulichen Eigentümlichkeiten sind leine Laune oder Willkür des einzelnen Bauherrn gewesen, sondern sie waren gewissermaßen dis sekundäre Folge solcher bau- oder marktpolizeilicher Vorschriften. Dies erläutert Archi- tekt Richard Bauer eingehend in seinem Beitrag zur Baugesetzgebung und zur psychologischen Entwicklung des Bürgerhauses in der Reformatronszeit. m. Die Verschmelzung von Arbeiterfachverbänden zu arotzen Jnvustrieoerbänden schreitet in der Ge werkschaftsbewegung immer weiter. Nachdem vor noch nicht langer Zeit der Zentralverband der Maurer Deutschlands und der Zentralverband der Bauhilfsarbeiter Deutschlands sich zu einem AllgemeinenDeutschen Bauarbeitcrverband zusammen geschlossen haben, hat nunmehr auch der Stukta- teurverband durch Urabstimmung beschlossen, sich diesem Verbände anzuschliesten. Von den 10 582 Mit gliedern beteiligten sich 8735 oder 84,1 Vrozent an der Abstimmung und von diesen erklärten sich 5199 oder 62,95 Prozent für die Angliederung. Als Vorbedingung für oie Angliederung war nach dem hierzu gefassten Beschlust erforderlich, datz mindestens 60 Prozent der Abstlmmenden für den Anschlust stimmten. i?ck. Bon einer» Geschirr ülcriahrcu. Sonn abend morgen kurz nach 7'^ Ubc ist an der Kreu zung der uurprinz- und Ärüocrstrasten-Ecke die -16jährige Witwe Richter, Licbigstrafle 7 wohn- hast, von einem Fleischergeschirr überfahren worden. Tie Näder gingen ihr über beide Füße. Frau R. wurde mittels Aulomobil nach dem zttankenhailS gebracht. * Zusammenschlutz der Blechdrnckcreien. Nachdem die Gehilfen des Verbandes de: Sceindrucker und Lithographen in eine Lohnbewegung eingetreten sind, haben auch die Blechdruckereien srch vereinigt uno beschlossen, eine besondere „Gruppe der Blech- druckereien" innerhalb der „Gesamtvcreinigung der Weistblech verarbeitenden Industriellen Deutschlands" zu bilden, um mildem Schutzoer band Deutscher Steindruckereibesitzer über gemeinsame Äbwchrmastnahmen ins Vernehmen zu treten. x«. Ein gröstcres Schadenfeuer entstand Sonn abend früh 4,-12 Uhr in der Maschinenfabrik von Eebr. W. in L. Plagwitz, Markranstädter Strotze 37. Dort war aus bisher noch unermirtelter Ursache das Dach des Maschinenhauscs sowie auch ein an dieses angebauter Vorraum in Brand geraten. Die West feuerwache griff nut drei Schlauchleitungen den Brand an, und es gelang ihr nach ^stündiger Tätigkeit, das Feuer zu unterdrücken. * Bezirkslehrerocrein Leipzig-Land. Lehrer K. Agahd-Nixdorf-Berlin informierte in der Sitzung vom 21. Oktober die zahlreich anwesenden Mitglieder aus dem weiten Gebiete der Jugendpflege. Jugend pflege ist im Gegensatz zur Jugendfürsorge die Pflege der gesunden Jugend. Die heutige bürgerliche Gesell schaft hat ihre erzieherische Auigabe in ihrer vollen Bedeutung nicht erlasst: durch Gesetze kann hier nichts gebesseit werden. Es kann nur dann eine Besserung eintretcn, wenn wir mehr „Menschen" haben, d. h. Menschen, die sozial denken, fühlen und handeln. Man hat das Kind, des Kindes Kraft, die Mutter, der Mutter Aufgaben, die Hausfrau richtig zu be werten, vergehen. Es mühen sich „Men chen" finden, die wieder mit „Menschen" sprechen, sie lieben, sich ihrer annehmen, mit allen Kräften für sie lorgen, andernfalls wird es mit der bürgerlichen Gesellschaft mehr und mehr abwärts gehen. Durch Menschen kultur und Mutterkultur sollen Edelgüter geschafft werden, vor allem durch die Mutter selbst. Die Jugendpflege, wie sie z. B. in den Erlassen der Ministerien gefordert wird, ist eine einseitige, da sie die weibliche Jugend aussct,lieht. Besonders betonte Redner, datz auster dem Lehrerstande, dem die Haupt arbeit sowieso zufalle, alle Klassen der Bevölkerung, vom Akademiker bis herab zum Arbeiter, mit Hand anlegen sollen ain Werk der Jugendpflege, um eine allmähliche Erschlaffung des deutschen Volkes zu be kämpfen. Das Konfeisionelle scheidet in Jugend pflege vollständig, das Polnische nach Möglichkeit aus. Wenn auch klein der Anfang ist, so soll die Arbeit doch allmählich wachsen in beständiger Fühlung mit den bereits bestehenden Jugend vereinen der einzelnen Ort«. Die Beteiligung der Heranwachsenden Jugend soll eine freiwillige sein. » Schönefeld. Der Männergesangoerein (Dirigent Lehrer Wagner) gibt am 81. Oktober (Reformation», fest) abends 8 Uhr im Sächsischen Hof sein Herbst- kcnuert. Mltwirkende sind: Herr Eeihenhöner (Klavierkonzert) und die Kapelle der 107er, unter Leitung de» Obermusikmeister« Giltsch. Dem Konzert folgt Ball. r. Thekla. Vergangenen Montag wurden oie zwei im Parterre de» alten Schulhaujes gelegenen, als Spiel- und Lesezimmer für die Jugend eingerichteten Räum« der Oefsentlichkeit übergeben. Als Jugend pfleger ist Stud. theol. Walde aus Leipzig-Schleutzig gewonnen worden. In einer sich anschliestrnden Ver sammlung im Hamannschen Gasthof wurde ein Aktionsausschust gewühlt, der das Weitere in der Jugendpflege in die Wege leiten wird. Die nächste Versammlung der männlichen Jugend findet Sonntag nachmittag 3 Uhr statt. Döhlitz-Ehrenberg. Dem hiesigen Schulvorstande ist auf ein Gesuch eröffnet worden, datz das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts der Schulgemeinde bis zum Jahre 1916 eine jährliche Beihilfe von 1000 zu den Schullasten bewilligt hat. Alle Schulkinder und Fortbildungs schüler hiesiger Schule, sowie die Lehrer, die Hand arbeitslehrerin. den Hausmann und den Schulheizer hat der Schulvorstand beim Leipziger Gemeindever- sichcrungsvcrbaild gegen Unfall versichert. Die Kosten der ärztlichen Untersuchung der Ferienkolonisten sind vom Schulvorstand auf die Schulkasse übernommen worden. Die Königliche Bezirksschulinspektion hat die vorjährige Sckn'.llasscnrechnung richtig gesprochen. Der Schulvorstand erkannt die Abrechnung über die diesjährige Sammlung für Ferienkolonien für ribtiq an und beauftragte den Vorsitzenden des Schul vorstandes, den Abschluss unterschriftlich init zu unter zeichnen. Auf Anregung des Schuldirektors wurde vom Schulvorstand einstimmig beschlossen, an hiesiger Fortbildungsschule den Turnunterricht obligatorisch cinznführcn. Aus Lachsen. i. Erünhain, 27. Oktober (Der erste städtische Ka rtoffel ma rkl) erfreute sich einer regen Be nutzung. Zum Verkauf standen 300 Zentner, die in kurzer Zeit vergriffen waren. Der Verkaufspreis betrug 3.40 ./L pro Zentner. Die Märkte werden fortgesetzt. * Zwickau, 27. Oktober. (Teilung der Amts hauptmannschaft.' Wie das „Zwickauer Tagebl." hört, plant die sächsische Staatsrcgicrung die Teilung der AmiShauptmannschaft Zwickau, zurzeit der grössten sächsischen Amtshauptmannlchaft, in ecnen nördlichen und einen (üblichen Bezirk mit je einer selbständigen Amtshauptmannscizaft. Aus ZweckmützigkeUsgrünoen soll Zwickau auch der Sitz der neu zu errichtenden Amtshauptmannscbaft werden, so datz in Zukunft zwei Amlshauptmannschaften in Zwickau sein werden. Die Slaalsregierung wird dem in Kürze zusammen- tretenden Landtage eine entsprechende Vorlage zu gehen lassen. Spott. Luftschiffahrk. Pilotaufstieg in Dresden am 28. Oktober. Erd- Losen: WSW. 3; 500 Meter: WSW. 8; 1100 Meter: W. 6; Wolkengrenze. p?. Ein neuer Ozeanüberslieger. Aus NewPork wild berichtet: Der oekannte amerikanilche Ingenieur Vaniman hat ein Luftschiff erbaut, mit dein er den Ozean zu überfliegen gedenkt. Die Kosten zu diesem Bau, die sich auf 5L 000 Dollar belaufen, hat ihm ein reicher Kaufmann namens Siederting zur Verfügung gestellt. Vaniman stand früher in Diensten Wellmans, der bekanntlich zu Anfang dieses Jahres mit einem von ihm eigens dazu konstruierten Luftschiff den Versuch gemacht hat, Len Ozean zu sondern auf den Sturz der Neichsherrschaft in ihrem ganzen bisherigen Umfang ausgeht. Vorläufig wird es trotzdem angemessen sein, die Provinzen von Südchina, in denen die Revo lution ihren Ausgang genommen und ihren stärksten Sitz aufgeschlagen hac, besonders ins Auge zu fasten. Die westlichste von ihnen, gleich zeitig die grösste des ganzen Reichs, Szetschwan, an Flächenraum dem ganzen Deutschen Reich noch wesentlich überlegen, ist gegen die »origen Pro vinzen ziemlich abgeschlossen und hat daher auch am längsten ihre Selbsländigicit gegenüber den chine sischen Kaisern bewahrt. Der roeNtiche Teil der Pro vinz wird von hohen Gebirgen eingenommen, die als ein Vorland von Tibet zu betrachten f.nü und auch schon in der Bevölkerung Verwnndtschaflsverhättnisse zu diesem innerasiatischen Hochland aufweuen. Die Chinesen hoben sich hier bisher immer nur einiger Tallandschaften bemächtigen könne». Der östliche Teil von Sz'tschwan wird von dem Roten Becken ein- genommen, das seinen Namen von dem grössten wissenschaftlichen Chtnaforjcher Ferdinand von Rrcht- hoien nach der Farbe der fast das ganze Gebiet er kältenden roten Sandsteine erhalten hat. Dies Becken ist zwar keine Tiefebene, aber doch nur von mätzigen Gebirgswellen durchzogen und kann aus seinem frucht baren Boden eine starte Bevölkerung ernähren. Die Hauptstadt Tschöngtu, am Norwestrande dieses Beckens innerhalb einer Tiefebene von unbeschreiblicher Fruchtbarkeit gelegen, wird von Keiiu.ern als die schönste, prächtigste und geschmackvollste Grotzstadt Chinas bezeichnet. Dieie Provinz, die sich selbst ernährt, aber wegen der dichten Besiedlung keine Erzeugnisse aus usühren vermag, wäre am ehesten dazu berufe» gewesen, sich zu einer Selbständigkeit gegen ras übrige Reich zu erheben, ohne datz daraus eine besondere Gefahr für die anderen Teile entstanden wäre. Wesentlich anders liegen die Verhältnisse in den Provinzen Hunan und Hupe, die auch unter oem 2lamen Hucwang zusammen- gesatzt werden. Die Namen dieser Provinzen be deuten, datz sie nördlich und südlich von einem See (Hu-, nämlich dein Tungtingsce, gelegen sind. Um diesen See dehnt sich eine gewaltige Ebene aus» in der das Tiefland des mittleren Jangt-eliang mit dem seines grotzcn Nebenstromes, des Hankiang, zu- sammenflietzt. Diese Ebene von Hulwang ist viel enger mit dem übrigen China verbunden als das ländlich gelegene Szetschwan, und zwar bildet sie das eigentliche Herz von China, wo auch rechlmätzig die Rel^shauptstadt liegen mutzte. Nur die Rücksicht ans die Beherrschung der Mandschurei, der Mongolei und des Tnrim- beckens yat die Wahl und Beibehaltung von Peting als Sitz der Zemralregierung gerechtfertigt. Wie sehr die Ebene von Hukwann zur Rolle eines Brennpunkts aller Interessen in China beruien ist, zeigt am besten die Entwickelung von Han tau, das sich durch seine Lage an der Mündung des Hankiang rn den Jangtjekiang uno durch seine verhältnismässtg leichten Verbindungen nach allen anderen Teilen Chinas zum grötzten Binnenhandelsvlatz des Reichs und einem der wichtigsten der ganzen Erde auf geschwungen hat. Die Bevölkerung von Hupü ist im allgemeinen friedlich, dagegen die von Hunan der fast einzige Vertreter eines wirklich kriegerischen Geiste« unter den Chinesen. Die Hunanesen sind seit Jahrhunderten die besten und am meisten bevorzugten Soldaten Chinas gewesen. Die beiden südlichsten Provinzen Kwangfi und Kwangtung, die stets ein besonders unruhiges Element gebildet haben, würden sicyer am ehesten mit einer Los trennung von der Mandnhuherrschaft einverstanden sein. Die östlich an Hunan grenzende Provinz Kwangsi ist wieder ein Ländchen für sich, hat aber durch seine Berührung nut dem Grotzvertehrswege des Iangcse w viel Verbindungen, namentlich mit Hnkwang, datz ihr Anschluß an die Rebellion, der durch den Fall der Hauptfladt Nantschang bereits anerkannt sein soll, nicht zu verwundern wäre. Eine sehr bedeutsame Frage würde nun noch sein, ob es der Revolution auch gelingen wird, die grohen- teils mohammedanische Bevölkerung der westlichen Grcnzprovinzen zur Teilnahme zu bewegen. Diese Mohammedaner sind stets zu Revolutionen geneigt gewesen, in einer solchen Rnytung aber bisher immer nur selbständig vorgegangen. Dr. L. D. Das LMc!berlier TonklinMerkelt. IV. Das sechste und letzte Konzert war in seiner Dauer das kürzeste, es schlag das Fest mehr als angenehme Konsonanz, denn als künstlerischer Höhepunkt ab. Mit Len „Glocken des Straßburger Münsters" wurde der Abend eingeläutet, die Szene zwischen Luzifer, den Luftgeistern und den als Perionen gedachten Glockenspielen auf der Turmspitze des Stratzdurger Münsters, woselbst der Teufel bemüht ist, das Kreuz hcrunterzuroitzen. Als Luzifer erw.es sich Theodor Harrison aus New Port ungenügend, seine Stimme besag nicht die Kraft für die Partie und auch Ton- oebung undVvrtraz netzen zuwunfchen übrig. Dagegen sang der Chor jeyr gut, Orgel uno Orchester (dieses mit Glocken) begleiteten unter Professor Wolfrums Leitung ausgezeichnet. Ganz aui Wohltlang und aparte Klangcombinationen berechnet erschienen die „U^n uo sie l'cuikwr u «on rüveü' für Frauenchor, Harfen, Klavier uno Orgel und „Chor der Engel aus Goert.es Faust" für gemischten Chor in der gleiten Begleitung. Mit mehr Stimme, Kunst uno Glück als Harrison sang Hans Tänzler aus Karlsruhe. Er brach:e die Lieder Les Fischerknaben, des Hirten und Alpenjägers aus „Test" zum Vortrage, nicht gerade beionoers temperamentvoll, aber mit präch tiger Stimme und künstlerischem Geichmack. Als Solist liest sich auch Fritz Hirt Horen, er spielte, vom Klavier begleitet, eine Elegie, „Die Zelle von Nonncnwecth", und mir Orgelbegleitung das Offer torium aus der ungarischen Krönungsmessc. Mit Liszts fidelem ,.6k»u<l N.MU8 >8 tur" für Orchester und Chor wurden die Konzerte des Festes beschlossen. Die geistreichen Einfälle Liszts erwecken in diesem Werke viel Heiterkeit. Unter Wolfrums Leitung kam es auch ausgelassen zur Wiedergabe und das Publitum dankte der Festleitung diesen angenehmen Schlug Die Tonkünstler zieben jetzt wieder heim, „Heidel berg. die Feine" aber und seine musikalische Leistungs fähigkeit werden sie in bester Erinnerung de- yalten. L. L. »7 Frieda Jung. Mein Herz ist im Dunkel! Zuweilen nur seh' ich eines Sternleins flüchtige Spur. Das fällt dann herab auf Nachbars Haus — und ich steh' — und schau mir die Augen aus! Das zarte Antlitz mit jenem Blick in Len Augen, der aus tiefstem Herzinnern heraufzittert und allen eigen ist, die da entsagen lernten, so mutzte sie wohl ausschauen, die diese Verse schribb: Frieda Jung, die Ostpreutzin, die am Freitag im Kristallpalast eigene Eeoichte vortrug. Es klingt in allen diesen Liedern durch, datz der Rauhreif des Lebens die Blumen ihrer Hoffnung öfter heimsuchte, als fried lichen Glückes Sonnenschein sie kützte. Dazwischen durch aber schwingt ein Unterton wie Volkslied klingen, und das macht es. Last ihre Lieder so an sprechen, zu Herzen gehen. Dabei entsagt sie der über schwenglichen Sentimentalität und weist auch unter Tränen zu lächeln. „Zu Hause", „Allein", „Ein Reiseerlebnis" brachte sie in natürlich-ungezwungener Weis« zum Vortrag, Perlen der Lyrik, die den stillen Zauber der Heimat spiegeln. Was sie auch bringt, cs ist wirklich Erlebtes und Empfundenes, sei es das duftig-zarte Glücksgefühl in den „Liedern einer jungen Frau, sei es die Klage ums „Verlorene Lachen". Möchten unsere Liederkomponisten Frieda Jungs .Mene Gedichte" aufschlagen, sie werden einen reichen Born an Liebespcrlen quellen lassen. Und wenn sie selbst von ihnen sagt: „Ein paar Töne davon weht der Wind m die Welt hinaus. Hin und wieder bleibt jemand stehen und lauscht", so fügen wir den Wunsch dazu, es möchten recht, recht viele ihnen lauschen. Denn es tut wohl, den reinen Herzenstönen echter Kunst Gehör zu schenken. Spoofit. Konzert von Anna Binger unter Mitwirkung von Dora von Miillendorff und Eduard Dehm. Man ver steht es sehr wohl, w.'nn sich unbekannte Künstler der Hilfe anerkannter Kollegen bedienen, um für ihre Konzerte zu interessieren. Sehr oft geraten aber die Veranstalter gerade dadurch ins Hintertreffen und in die ihren „Mitwirkcndcn" zugcdachte Rolle. Auch diesmal gab nicht Fräulein Binger, sondern Eduard Behm dem Abend das Gepräge. Er zeigte sich als der routinierte, anpassungsfähige Begleiter und er rang als Komponist starken Erfolg. Seine zweite Sonate für Violine und Klavier (Manuskript) ist ein sehr beachtliches Werk, im Klavier etwas dick, aber grundmusikalisch, voller Leidenschaft und fesselnder thematischer Arbeit, dabei nirgends Phrase oder Ab wandlung landläufiger Gedanken. Der erste Satz ist balladcnartiq und gibt den Grundzug für das Ganze, denn auch im Mittelsatze des Adagios kehrt der Kom ponist zu dem „Energico" des ersten Themas zurück. Ein spukhaftes Scherzo führt zum schwungvollen, emp. findnngsstarken Finale. Konnte die Violinistin, Frl. von Möllendorff, den hohen technischen Anforderun gen der Novität auch nicht voll gerecht werden, so zeigte sie doch ein braves Können und spielte sich gegen das Ende hin merklich freier und wärmer. Achnlich stands um Frl. Binger. Die Dame Hal sehr solid studicrt, Sinn iür Vortrag und geschickte De klamation, leider aber wenig Stimmer. Die höchsten Tön« sind scharf, die Mtttellaqe und Tiefe stumpf und ohne konzentrierte Vokalisation. Am besten spricht die -oh« Mttt«llage an, besonder» im Wano. Wolf» „Dlnmengrutz" gelang z. B. sehr gut, auch einzelne Partien in „An eine Acolsharfe" und in Schuberts Liedern, während alle Kraftstellen (Verklärung!) ver sagten. Don den Liedern Behms gebe ich dem „Ich und du" den Vorzug. ?. * Entdeckung einer kostbaren Biolinensammlung. In Chorzow -Oppeln) wurde von einem Musik- reisenden aus Lachsen eine wertvolle Geigensamm- lung entdeckt. Der Besitzer derselben, ein Rechnungs führer von Beruf, hat 12 Stück alte echte Meister geigen, darunter allein 3 Stück angeblich echte Stradivari. Unter den andern sollen solche von Nicolaus, Amati, Maggini, Lasparo de Salo, Guar neri, Jacobus Stainer. Rafael Viskorz, Glas, Hopf und eine bereit» 300 Jahre atte französische'F-Geige vorhanden sein. Der Wert der ganzen Violinen- sammlung ist auf 240 000 x geschätzt worden. * Zur Bekämpfung der Genickstarre. Dr. Flexner vom Rockefeller»Institut kündigt an. datz er eine sicher wirkende Behandlung der epidemischen Genick- starre durch Einspritzung eines Serum» unter die Haut gefunden habe. 8t. Hochschulnachrichten. Die Technische Hochschule in Darmstadt verlieh dem Baurat Hans Grässel in München und dem Direktor der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft Ingenieur Michael Dotivo- Dobrowolsky in Wilmersdorf die Würde eine» Dr.-Jng. ehrenhalber. — Der autzerordentliche Pro- fessor der Kinderbeilkunde an der Universität Heidel, berg Dr. Ludwig Tobler wird dem Ruse als Extraordinarius nach Bonn n ich t folgen, sondern das ihm angeborene Ordinariat an der Universität Breslau und die Direktion der dortigen Universitäts klinik übernehmen, und zwar schon zum beginnenden Wintersemester. — Dem Dozenten für Luftscbifsabrt, Flugtechnik und Kraftfahrzeuge an der Technrscyen Hochschule inStuttgartAlerander Baumann wurde jetzt die dort neu errichtete ordentliche Professur für diese Fächer übertragen. — Der autzeroroenttiche Professor der Botanik Dr. E. Küster in Kiel ist in gleicher Eigenschaft nach Bonn versetzt worden. — Zum Nachfolger von Professor Johannes Wahlen, der mit Rücksicht auf sein hohes Älter und seine Ge- sundheit das Amt des ständischen Sekretärs der preußischen Akademie der Wissenschaften niedergelegt hat, ist von der philosophisch-historischen Klasse der Ordinarius der deutschen Philologie an der Berliner Universität Professor Gustav Roethe gewählt worden. — Aus Anlatz der Jubiläumsfeier in Lausanne wurden zu Ehrendoktoren er nannt: der Prioatdozent für Kirchengeschichte in Bonn l ic. tin-c i. E. Bä hier, der Schriftsteller Jaques Cartin Paris und der ordentliche Professor der Dogmatik und Apologetik Dr. George Füllt« quet in Genf. — In Berlin ist der Ordinarius der Pharmakologie und medirinischen Chemie in Königs berg Prof. Dr. Mar I affö ,m 71. Lebensjahre gestorben. — Privatdozent Dr. Heinr ich Lehmann in Bonn hat den an ihn ergangenen Ruf als autzerordent- licher Professor für römisches und deutsches bürger liches Recht an der Universität Jena als Nach folger von Professor Hans Reichel angenommen und wird bereits in diesem Wintersemester mit den Vor lesungen in Jena beginnen.
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