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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.10.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111012011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-12
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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die von deutschen Sachverständigen nach der Richtung erhoben wurden, ob eS möglich sei, durch geschriebene Bedingungen den Zustand herzustel len, den man herbeiführen will, nicht entzogen. Sie hat gesucht und gesucht, um eine einwandfreie Fassung zu finden. Auch für die UebergangS- zeit hat man sich bemüht, Streitmöglichkeiten auszuschließeu. Ob das gelungen ist, kann selbst dann noch nicht entschieden werden, wenn der Wortlaut des Abkommens vorlicgt. Nur die Zeit kann den Beweis erbringen. Eins aber kann bei diesem Abschnitt der Ver handlungen festgestellt werden: Die deutsche Re gierung hat in ihren materiellen Forderungen eine Bescheidenheit und in ihrem Verhalten wäh rend der Verhandlungen einen Langmut gezeigt, der ihr von deutschen Patrioten die heftigsten Vorwürfe eingetragen Hai. Tie deutsche Regie rung hat nicht den Südwesten Marokkos für ihr eigenes Volk als Einflußsphäre gefordert — wie uns versichert worden ist: während keiner Phase der Verhandlungen. Warum es nicht geschehen ist, wissen wir bis zum heutigen Tage nicht. Tie beispiellose Telbstbeschränknng hat nicht verhüten können, das; aus dem Ausland die giftigsten Be- schuüngungen gegen Deutschland als eine herrsch- süchtige und landgierige Macht erhoben worden sind. Ein englischer Minister hat sich in un erhörtester Weise geäußert. Auch in französi schen Ministerreden waren Worte enthalten, die zu den wirklichen Tatsachen in schreiendem Wider spruch standen. Niemals ist auf diese Aeußerun- gen erwidert worden. Unsere Minister haben ge schwiegen. Niemals ist den schäumenden Wut reden der „France Militaire" eine Abfertigung in der „Norddeutschen Mlgemeinen Zeitung" zu teil geworden. Ter Behandlung der deutschen Fahne in Air les Bains und dem Streit mir der Auspflanzung der französischen Fahne in Agadir ist eine eiserne Ruhe entgegengestellt worden. Wir tadeln heute diese Zurückhaltung nicht, wir stellen nur fest. Mit Engelsgeduld hat es die deutsche Regie rung hingenommen, wenn von Stellen, denen Beziehungen zur französischen Regierung zuge traut werden mußten, immer wieder der Ver lauf der Verhandlungen so geschildert wurde, als werde Deutschland auf die Knie gezwungen, so, als mit einem Male entgegen den guten Unterhändlermanieren die „Agence Havas" mit ernstem Stirnrunzeln erklärte, es schwebten noch prinzipielle Forderungen, auf die Frankreich nicht verzichten könne, und als — in den letzten Tagen — bei Erörterung der Bestimmungen über Konsulargerichtsbarkeit und Schutzbefohlene immer wieder ausgesprengt wurde, Kiderlen gebe nach. Wir nehmen für heute dieses französische Urteil, das wohl bestimmt ist, innerpolitische Wirkungen zu erzielen, in dem Sinne auf, daß wir sagen: Deutschland hat einen glänzenden Beweis seiner Verträglichkeit und Friedens liebe abgelegt, einen Beweis, der schwerlich überboten werden kann. Das gilt vor allem von dem deutschen Unterhändler Staatssekretär von Kiderlen-Wächter, der am 11. Oktober 1911 den Anfangsbuchstaben seines Namens unter das Aktenstück gesetzt hat, weil es eben nur einen Teil des gesamten Vertrages bildet. Wenn es wahr ist, daß in seinen Charakterzügen die Energie nicht fehlt, so dürfte er diese Eigenschaft außer zur Be wältigung des in jeder Beziehung umfang reichen Arbeitspensums hauptsächlich dazu ver wertet haben, um sich zur Selbstdisziplin zu zwingen. Wie es damit steht, darüber wird man ja später klarer sehen. Die endgültige Unterzeichnung mit dem vollen Namen der beiden Unter händler soll erst erfolgen, wenn der Kongo, vertrag fertig ist. Bis dahin scheint auch der erste Teil nicht veröffentlicht werden zu sollen Für den endgültigen Abschluß läßt sich auch nicht vermutungsweise ein Termin angeben. Die deutsch-französischen Besprechungen im weiteren Sinne dauern schon fast ein halbes Jahr an, muß man doch die bekannte Erklärung der „Nordd. Allg. Ztg." von Ende April, worin von der Aktionsfrcihcit die Rede war, die den Mächten beim Durchbrechen wesentlicher Be stimmungen der Algecirasakte zurückgegeben würde, mit zu diesen Besprechungen rechnen. Da sich jedoch in der Zwischenzeit Kiderlen und Cambon schon weitläufig über die Kongo kompensationen unterhalten haben, treten sie jetzt nicht in eine ganz neue Materi« ein. Möge es nun nicht dem Staats« sekretär von Kiderlen gehen wie dem berühmter» Philosophen, der kürzlich verstorben ist und von dem seine Freunde sagen, er schrieb immer nur die ersten Bände seiner Werke. Der Vergleich hat für Herrn von Kiderlen nichtsBeleidigendes, denn die ersten Bände dieses Philosophen waren ausgezeichnet. . . . s. vrüentlicke LllsngeUlch. lutherische Lsnüeslynoüe. (:) Dresden, 11. Oktober. Der heutigen 15. öffentlichen Sitzung wohnten wiederum der Präsident und mehrere Räte des Lan deskonsistoriums bei. Die Tribünen waren heut« sehr stark besetzt. Zunächst trat die Synode in die Beratung des . Antrages des Geh. Kirchenrates Superintendent I). Pank und Genoßen, betr. den Religionsunterricht in der Volksschule ein Der Antrag hatte folgenden Wortlaut: Die Landessynode wolle folgende Erklärung be schließen: Der Landessynode ist es Bedürfnis, dem hohen I. 500 «t. na»!- uk W<i. Bezug-Preis lü« Litpiia and Vororte durch ans«»« TrSarr and Spediteur« Lmal lä glich in» yaa» gebracht » Pt. monatl., k.7u vik. vierteliährl. B«i untern Filialen u. An- n^mesteuen adaeholt 78 BI. monatp, LS«», vterteljährl. »ar» »»« V-It: innerhalb Deutichland, und der deutlchea Kolonien vterleliahri. Z.SU MI., monatl. 1.W Ml. au»schi. PoitdeiteUarld Ferner in Belgien. Dänemark, den Donaustaaten, Italien. i.'u;emdura. Niederlande, Nor wegen, Oesterreich - Ungarn Ruhland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Eelchästsstea« de» Blatte, erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint 2mal täglich. Sonn» u. Feiertag» nur morgen». Lb«nnrm«nt»-Annahme 2ohaaai»gaii« 8, bet unseren Trägern, Filialen, Spediteuren >md Annahmestellen, sowie Postämtern uad Briesträgern. Einzeloerkausopreli U> Pp Mornen-Ausgabe. WpMi'TlMblM -„..»Mi. Handelszeitung. Amtsblatt Ses Rates und des Rokizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prei- fkir Inserat» au» Leipzig und Umgebung die lspalttg» Petit,eil» L Pf., di« Reklame» »eile 1 Mt.' »an au»«ärt» 30 Pf. Reklamen P20 Mk. Inserat« »an Behörden im amt lich«, Teil die P«tUz«tl« SO Ps <b«Ichäst»an,«tg«n mit Plagvorschrifte« im Preis« «rhöht. Rabatt nach Tarik. Betlagegebükr Tesamt- auslag« L Mk. p. Tausend «rkl. Postgebühr Teilbetrag« Höher. Fesi«rt«ilte Auftrag« können nicht zurück- gezogen werden. Für da» Erschein«» an beitimmlen Tagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Johanni»,ass« 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen, trzpeditionrn de» In- und Lurlande». »ruck nn» Verlag »,» Fischer L Kürst«, Inhaber: Paul Kürst«». Redaktion und Geschält »still«: Johanni»,ass« L Haupt - Ailial« Dr«»d«n: S««slras« < l lT«i«phon «821p «7Z-«. a. 97-L 'lüt 1VL-L SNA in pwr. 127.-«. -rtt. lliriä. tbbiae. N.sa<r. L0.-SL. 81.41». S'./ÜL. L4.1LL. -r.-k. s isnoiür. c, IScici. 81.1» ü- rs.rs'vü Nr. 283. Die vorliesienöe Angabe nmsas-t 20 Se'ien. Dss Wichtigste. * Die Landessynode nahm am Mittwoch den Antrag Pank über den Religionsunter richt in der Volksschule nach kurzer Debatte gegen eine Stimme an. (S. d. bes. Art.) * Der von Marokko handelnde erste Teil Les deutsch-französischen Abkommens ist am Mittwoch in Berlin mit den Anfangsbuch staben der Namen der beiderseitigen Unterhändler v. Kiderlen-Wächter und Cambou unter zeichnet worden. (S. Leitart.) * Das Gefecht bei Tripolis in der Nacht vom N. zum 18. Oktober hat nach offiziösen ita lienischen Meldungen mit einer Niederlage der Türken geendet. (L. d. bes. Art.) * Wie verlautet, beabsichtigt die türkische R e g i e r u n g, die Kammer gleich nach ihrem Zu sammentritt aufzulössn. (S. Letzte Dep.) Ub.su ü. .25 -b» 'Ä 70 50 5» 75 * Die chinesische Stadt Wutschang in der Pro vinz Hupch befindet sich in den Händen der Revo lutionäre. (S. Letzte Dep.) * Im Alter von 88 Fahren starb in New Park Cornelius Bliß, einer der hervorragendsten Minister der Bereinigten Staaten. S7S ö.- s.- Hl !b.' '.so iS- !.sö ,.75 >.7b 'SV .10 Msrskka-Verttsi erl'sr Teil. Berlin, 1l. Oktober. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet: Der aus Ma, rokko bezügliche Teil des deutsch-franzö. fischen Abkommens ist heute hier para, phiert worden. Die damit Zusammenhängen» den Kompensotionsverhandlungrn wurden wie der ausgenommen. rrnzdfriches Abkommen. Erster Dell: Marokko." Man vermutet ein weitläufig ange legtes Werk der Gelehrsamkeit, dessen erster Teil nunmehr der Presse anvertraut wird. Ganz so ist cs nicht. Noch deckt Dunkel auch diesen Ab schnitt, aber er ist fertig. Was Deutschland und Frankreich sich über Marokko zu sagen hatten, hat eine Formulierung gesunden, die beide Unterhändler als erträglich angesehen haben. Als einst Fürst Bülow in schwerer innerer Bedrängnis war, da schien sich eine ernste äußere Zuspitzung anzukündigen. Man hörte vom Westen her den Donner grollen. Doch damals wurde dem Lenker der deutschen inneren und äußeren Politik hart zugerufen: „Tas gibt es nicht, du entrinnst uns nicht durch eine äußere Diversion". Und dann bekam er seine Schelte weg. Man glaubte damals, der Donner sei künstlich. Heute ist dieser Glaube unmöglich; wir wissen cs alle: Deutschland ist nicht der Drahtzieher bei den Ereignissen, die sich gegenwärtig vor unseren Augen abspielen, sie sind ohne, und sie sind zum Teil gegen Deutschland heraufgeführt. Mer nun muß Deutschland in dem Spiel der schnell wech selnden Geschehnisse seine Ehre und Würde zu wahren suchen. Solange dieses Ringen dauert, wird die Stimme der Kritik im Innern gedämpft bleiben. Was dos nunmehr unterzeichnete Marokko statut enthält, weiß man in den kleinsten Einzel heiten .nicht. Die Hauptsache aber kennt man längst. Deutschland erhebt keinen Ein wand gegen die tatsächliche Nichtachtung jener Bestimmungen des Algecirasvertrags und des deutsch-französischen Februarabkommens, die die Unabhängigkeit des marokkanischen Sultanats aussprechen, mit anderen Worten, es wendet gegen ein französisches Protektorat über Marokko nichts ein, falls ihm die vollkommene wirtschaftliche Freiheit und die Wahrung der erworbenen Rechte deutscher Staatsangehöriger verbürgt wird. Deutschland gibt das eine vorbehaltlos, Frank reich gibt (wenn man hier von Geben überhaupt sprechen kann) ebenso vorbehaltlos daS andere und übernimmt die feierliche Verpflichtung, die wirtschaftliche Freiheit nicht durch Vorzugsbe handlung der eigenen Staatsangehörigen oder durch Schikanen der Deutschen zu unterbinden. Bei diesem Austausch von Verpflichtungen ist Frankreich zweifellos im Vorteil. Die Wege, die wirtschaftliche Freiheit und Gleichbe rechtigung zu durchbrechen, sind mannigfaltig; auch können immer neue Auswege ersonnen wer den, an die man bei Mfassung des Abkommens noch nicht dachte. Nach allem, was man gehört hat, hat sich die deutsche Regierung den Bedenken, b.50 15» 5.- l<2> 175 9- 8.25 5 — s. a ed^sll, °>i» I^l. ew-s. > bi.««» 7SÜ 7.10 7.75 los. Isiirilsny Donnerstag, üen 1?» Oktober lSN. Der Krieg nm Tripolis. Das Nachtqefccht bei Tripolis Hai nach halbamtlichen italienischen Depeschen mit einer völligen Niederlage der Türken geendet. Die ergreifende Streitmacht der Türken ist allerdings nicht groß gewesen — sie soll nur 300 Mann betragen haben —, so daß ein unbedingter Schluß aus die Leistungsfähigkeit der Türken noch nicht zulässig ist. Privatmeldungen italienischer Blätter erzählen be reits von einer „planlosen Flucht" der Türken. Die nächsten Tage werden ja voraussichtlich erweisen, ob die türkischen Truppen, die sich ins Hinterland von Tripolis zurückgezogen haben und von dort aus fort gesetzt Vorstöße gegen die italienischen Landungs truppen unternehmen, rettungslos der Desorgani sation verfallen sind, oder ob diese Vermutung ledig lich in der Phantasie der italienischen Kriegsbericht erstatter besteht. Von türkischer Seite liegen jeden- falls Meldungen vor, die auf ein kommendes großes Gefecht, wenn nicht gar auf eine Schlacht schließen lassen. Danach haben sich die Türken in befestigte Stellungen zurückgezogen, wo sie beständigen Zuzug vom Stamme der Senufsi erhalten. Ehe die Italiener sich nicht mit diesen Kräften gemessen haben werden, kann von einer endgültigen Besitzergreifung Tripoli, taniens durch Italien schlechterdings nicht die Rede sein. In den türkischen Telegrammen wird übrigens auch die immer wieder von den Italienern ver breitete Nachricht von einem Mangel an Lebens- Mitteln bestritten. Im einzelnen verzeichnen wir folgende Drahtmeldungen: Rom, 11. Oktober. (Eig. Drahtmcld.) Heber den Angriff der türkischen Truppen auf Tripolis iu der Nacht vom 9. auf den 18. Oktober bringt die „Agenzia Stcfavi" folgende ausführlich« Mit teilung: Gegen ^2 Uhr morgens wurde der italienisch« Posten beim Bumilianabrunnen von Türken angegriffen. Rach einem etwa eine halb« Stunde währenden Gefecht zogen sich die An- greiser unter Verlusten zurück und ließen auf dem Kampfplatze Tote, verwundete und mehrere Gewehre. Ein verwundeter Türke, der gefangen genommen wurde, erklärte, daß die an» greifende Streitmacht aus zwei Ab teilungen Infanterie und einer Abteilung Kavallerie, im ganzen 588 Mann, bestanden habe. Am Kampfe nahmen auch Schiffs geschütze der „Sardegna" und „Carlo Alberto" teil, die nach vorher verabredeten Signalen feuerten. Die italienischen Matrosen legte» Proben > von großem Mute und Kaltblütigkeit ab. Di« s Kommandanten Cagni und Berelli waren am Kampfplatze anwesend. Die beim Morgengrauen ausgeführte Rekognoszierung ergab, daß im Ge lände vor der ganzen italienischen Front vom Feinde nichts zu sehen war. Mailand, 11. Oktober. (Eig. Drahtmcld.) »Car rier« della Sera" meldet aus Tripolis vom 7. Ok tober: Der Rückzug der türkischen Trup ¬ pen war gleich einer planlosen Flucht. Der oberkommandierends General Munir-Pascha schlug mit dem Gencralstabschef Obersten Kismal und dem Befehlshaber der Artillerie mit einigen hundert Mann zunächst den Weg nach Sania au der tunesischen Grenze ein, wandte sich dann aber nach Süden. Es hat Len Anschein, als ob die Tür ken beabsichtigten, sich in die Ebene der Tripolis un.gebenden Gebirge zurückzuziehen. Die Wagen und Kanonen wurden cn Len Oasen zurückgelasscn. Die Proviantvorräte reichen höchstens noch zwanzig Tage aus. Eine Ergänzung ist wegen des Mangels an Zufuhrstraßcn sehr schwierig. Der erste Anschein, als ob die Türken nach einem be stimmten Kriegsplan handelten, bestätigt sich ange sichts der völligen Zerstreuung der Truppen augenscheinlich nicht. Viele türkisch« Offiziere, die in Tripolis zurückgeblieben sind, suchten um Schutz nach. 8t. Konstantinopel, 11. Oktober. (Eigene Drahtmeld.) Die Pforte erhielt einen ausführlichen Drahtbericht aus Tripolis. Danach brachte wäh rend des Bombardements das türkische Feuer das italienische Torpedoboot „Sari- bald!" zum Sinken, während 2 italienische Panzerkreuzer außer Gefecht gesetzt wur- den. Dix türkischen Behörden stellen entgegen den italienischen Nachrichten fest, daß die Stadt Tripolis sich nicht von selbst ergeben habe. Die türkischen Truppen zogen sich einige Kilometer von Tri polis zurück, wo sie befestigte Stellvn, gen einnahmen. Der Stamm der Senufsi strömt in großer Zahl zu den Trupp« a. Di« Senufsi find gut bewaffnet und stellen sich dem ober sten Bei zur Verfügung. Die Moral der Truppe» und der Bevölkerung sind gut. Lebensmittel und Munition sind zur Genüge vorhanden. Die Italiener versuchen, die Eingeborenen mit Geld zu bestechen, was diese auf das entschiedenste zurückweisen. Eine italienische Proklamation in Tripolis. Rom, 11. Oktober. (Eig Drahtmeld.) „Mes- sagero" veröffentlicht eine Proklamation des Admi rals Faraoelli an die Einwohnerschaft von Tripolis, in der er von der Besitzergreifung Mittei. lung macht, und bekanntgibt, daß die durch das Bombardement entstandenen Schäden ersetzt werden. Die Aushebung der Rekruten wird al'gefchafft und wirtschaftliche Verbesserungen wer den durchgeführt. Die freie Ausübung der Religion, sowie die Frauen und das Eigen, tum werden respektiert. Die Antwort der Mächte. Konstantinopel, 11. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Auf der Pforte sind gestern in später Abendstunde weitere Antworten auf die letzte Note der Tür ¬ kei cingclaufen. In diesen Antwortnoten wird die Türkei aufgefordert, doch vor allen Dingen die Grundlagen der Bedingungen mitzutei len, unter denen die Mächte di« Verhandlungen mit Italien aufnehmen könnten. Wenn di« Türket mit- geteilt habe, welche Vorrechte oder welche Kompen sationen sie an Italien abtreten will, würden die Mächte gern bereit sein, Schritte zu unterneh men, die einen Frieden herbeiführen. Die .Krieftsbe,zeisterun,z in der Türkei. Konstantinopel, 11. Oktober. (Eig. Drahtmeld.s Aus allen Teilen des Reiches laufen Protest noten ein, die sich mit scharfen Worten gegenoie versöhnliche Haltung der Regierung tn der Tripolissragc wenden. In allen größeren Städten oer Provinz werden Manifestationen veran staltet, uns in zahlreichen Meetings äußert das tür kische Volk seinen Unwillen darüber, daß die Pforte sich fortgesetzt an die Großmächte mit der Bitte um Intervention wendet. Allgemein tritt das Ver langen zutage, bis auf den letzten Bluts tropfen zu kämpfen und den Italienern di: Eroberung non Tripolis so schwer als möglich zu machen. Tie Kriegsbegeisterung hat im ganzen Lande den Höhepunkt erreicht, und alles drängt danach, an den Italienern Vergeltung zu üben. Konstantinopel, 11. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Das KomiteefürEinheitundFortschrill wird seinen Zentralsitz morgen von Saloniki nach Konstantinopel verlegen. Mustapha Ass im Bey, der neue Minister des Auswärtigen, wird die Politik des Komitees in dem Kabi nett Said Pascha vertreten. Türkische Ecwaltmahregeln. London, 11. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Di« hier verbreitete Nachricht, daß die Türkei in den Dar danellen die getrerde führenden Schiffe beschießen wolle, hat hier große Erregung heroorgerufen. Die Z.itungen weifen heute in länge ren Artikeln darauf hin, daß durch die von der tür kischen Regierung geplanten Maßnahmen dem Handel unermeßlicher Schaden zugcfügt werden könne, und fordern die Negierung auf, falls sich die Nachricht be stätigen würde, bei der Pforte zu interpellieren. Der Boykott gegen Italien. Konstantinopel, 11. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Der Organisator des Boykotts gegen Italien. Kerim Agha, hat jetzt an alle Ausländer in Konstantinopel und Saloniki die Mitteilung gelangen lassen, die Erlaubnis, italienische Ware auszuladen oder einzu laden, zu verweigern, ganz gleich, welcherNationa'-tät der Dampfer angehöre, der die Ausladung oder Ein ladung italienischer Waren beabsichtigen wird. Keine Mobilmachung in Rumänien. Bukarest, 11. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die von einigen Berliner Zeitungen verbreitete Meldung von der Mobilisierung des rumänischen Hee res wird von der „Agence Roumaine" formell für unrichtig erklärt.
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