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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111223019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-23
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Sette 8. Nr. 355. los. 3stzrgan-. stadt, besonders an den Dezernenten der Anstalt, und alle die. die es ermöglicht haben, bah den 2n- lassen der Anstalt eine Weihnachtssreude gemacht werden konnte. Es folgte Gebet und Segen Nach dem Gesang der Chorknaben mit Orgelbegleitung des Liedes: „Heilge Nacht auf Engelsschwingen" schloß die würdige Feier mit dem allgemeinen Gesang: „Lob, Preis und Ehr sei Gott", worauf die Be scherung stattsand. ras Sttderjubttsum üer Sektion Leipzig üer Unternstionslen Kriilten- GeleMtlralt. Leipzig, 2!',. Dezember. Ein großer Tag war der gestrige Freitag für die Sektion Leipzig der Internationalen Artisten Gesell' schäft. Auf 2.'> Fahre nur glanzvoller und segens reicher Tätigleit durfte sie zurüctvlicken. ein Biertel- iabrhundert ernster Arbeit, das aber in seinen Er folgen die schönsten Aussichten gewährleistet für die kommenden Dezennien, die gewährleistet, daß die Sektion Leipzig mit ihrem Obmann, Kommissionsrat Hohn, dem einstigen Mitbegründer, dem >«. wo der Sektion und jetzt auch der Gesellschaft, immer mit an der Spitze marschieren wird. Im Goldenen Saal des Kristallpalastes hatte sich gestern mittag eine zahlreiche und illustrc Schar ge ladener Gäste zusammengefundcu, um den Iubel- geburlstag der Sektion Leipzig in würdigem Feste zu begehen. Wir sahen unter den Gästen den Dezernenten des Gewerbeamtes Stadrrat Zopfs, ferner Obersekretär Gläsel von der Krcishauplmannschaft, Vertreter der verschiedenen Artisten-Verbände und Vereine, Direktoren auswärtiger Variet-'s und die sechs Gründer Jubilar«, sechs Gründer der Sektion Leipzig der I. A. G. kurz und humorvoll begrllszte Kommissionsrat Kohn die Gäste, dankte für ihr zalilreicl-es Erscheinen und bat, sofort zur Festtafel zu schreiten. Diese brachte erlesene Genüsse der bewährten Küche und des Kellers des Kristallpalastes, brachte aber auch in den zahlreichen von Herzen kommenden Neben manch herzerfrischendes Wort, ehrlichen Aus druck von wahrer Freundschaft und Kollegialität und ehrliche Anerkennung der Verdienste des Mannes, der seit der Gründung die Sektion Leipzig sicher und treulich geführt und jetzt auch das Präsidium der Ge' nossenschaft übernehmen wird, des Direktors des Kristallpalastes, Kommissionsrat Siegmund Kohn. Nach einer musikalischen Puce begrüszte Nat Kohn nochmals die Gäste, besonders Stndtrat Zopfs. Ober sekretär Gläsel, die Vertreter der Leipziger Tages preise und die Vertreter der artistischen Fachpresse, dann die Vertreter der Korporationen. Mit innigen Worten gedachte er des Mannes, dem der unerbitt liche Tod die Teilnahme an diesem Ehrenabend ab geschnitten. des verdienstvollen Präsidenten der Ge nossenschaft Hörig. Pietätvoll gedachte die Festver sammlung des Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Nach kurzem statistischen Nückblick auf die Tätigkeit der Sektion Leipzig, gedachte Nat Kohn des jetzt in der Genossenschaft wieder eingelretcncn inneren Friedens und wünschte, dasz er erhalten bleibe. International nenne sich die Genossenschaft, ater heute seien die Mehrzahl der Anwesenden gute brave Deutsche. Wenn jetzt an ver schiedenen Caen Europas das Gespenst eines Krieges jein Haupt emporgercclt habe, so hätten gerade die Artisten, die durch Grenzen und Länder dahinziehen mussten in Ausübung ihres Berufs, diese Gefahr, die sie eventuell brotlos mache, besonders schwer emp funden. tlnd deshalb seien gerade sie auch den Männern zu Dank verpflichtet, die an der Spitze der Negierung die drohende Gefahr abzuwendcn ver mocht hätten in weiser Würdigung der Segnungen des Friedens. Nat Kohn schlug zwei Huldi gung s t e l e g r a m m e an Kaiser Wilhelm und König Friede ich A u g u st vor, deren Ab sendung jubelnd beschlossen wurde. Warme Worte der Anerkennung widmete Rat Kohn sodann der Tagespreise und schlosz mit einen, jubelnd aufge- nommcnen Hoch auf Kaiser und König. Als zweiter sprach der zimite Obmann der Sekrion, Herr F u e n iz i ch. Mit warmen Worten des Dankes an Nat Kohn für seine Pflichttreue und Arbeit, über reichte er ihm ein wertvolles Geschenk (silbernen Lorbeerkranz j und sprach die Hoffnung aus. dasz Rat Kohn noch lange Fahre an der Spitze der Sektion stehen möge. Herr L e i st e n sprach für die Sektion Leipzig und überreichte eine künstlerische Denkadresse an Rat Kohn. Herr Junge, der Präses des Vereins „Sicher wie Gold", üt>erreichte mit herzlichen Worten einen Pereinsschrank. Im Namen des VarieK- Dircktorcn Verbandes sprach der stellvertretende Ge neralsekretär Herr Brctschneider. Er feierte Nat Kohn als Menschen, lobte die glänzende Har monie zwischen Direktoren und Artisten in Leipzig und überreichte ein Geldgeschenk als Beitrag zum lu'utiaen Fest. (Auch die Krkstallpalastdircltiou hatte AM .«l zum heutigen Tage geschenkt.) Als Vorsitzen der der Fnternationalcn Artistenloge sprach sodann Herr Ko norah in humorvollendcter. herzlicher Weise. Sein Trinkspruch galt den organisierten Ar- lüsten. Herr Herzberg, Redakteur des „Pro- aramm", toastete aus Direktor Kohn. Dann sprach Stadtrat Zopfs und betonte, wie er in seiner amt lichen Tätigkeit den Stand der Artisten anders sehen gelernt habe als früher, und dasz er der I. A. G. von Herzen weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen wünsche. Nun lam ein Senior zu Wort, der alte Vcndir, dem einst Tausende und aber Tausende als dem „urkomischen Bcndir" zujubelten. Er sprach im Namen der Berliner Genossenschaft und sprach mit wahrem Humor auch bier. Zum Schlug überreichte er eine kostbare Urne an Direktor Kohn und einen Fahnennagel der Sektion. Und weiter gingen der Toaste Wogen. 'Nachdem Nat Kohn die zahlreichen Glückwunschtelegramme von nah und fern verlesen, sprachen noch Direktor Eduard Kaiser für die Leipziger Varietös, gleich falls einen Fahnennagcl überreichend, und lobte das harmonische, kollegiale Zusammenhalten der beiden Leipziger Varictöbiihncn. Heinrich Fischer über' reichte gleichfalls ein wertvolles Geschenk. Dann sprachen noch und brachten Geschenke Herr L c M ans für die Hamburger Genossenschaft, ^>err Müller für die reisenden Schausteller, Fritz Ltcidl. dessen „Grosze Revue" jetz: Tagesgespräch in Leipzig ist und allabendlich den Kristallpalast füllt, Herr Rühle aus Nürnberg, der Friedrich Mansahrts gedachte, Di rektor Steudtcr für die Kristallpalastdirektion, Di rektor B l u m - Cbcmnin. Redakteur Halfter für die Tagesprcsse, Redakteur Pcrlmann für die Fachpresse, Eduard Kaiser auf die Gründer usw. Allen dankte einzeln in bewegten und herzlichen Worten Rat Kohn und der Abend war lange ange brochen, als endlich die Tafel ihr Ende fand. In liebenswürdiger Weise hatten die Direktoren des Kristaklpalastcs und des Battenberg-Varietes den Fcstteilnehmcrn Billetts zu den Vorstellungen zur Verfügung gestellt. Abends spät vereinte dann noch ein gemütliches Zusammensein mit launigen Vor trägen die Gäste und der Tag schloß mit einer aller liebsten humoristischen Weihnachtsbcscherung unter dem strahlenden Licht er bäum. ^V. v. ft. Leipziger Tagevisn. Sonnsvenü, 23. Dezember 191 l. Bus Lachleu. Dresden, 23. Dezember. ' Hosnachrichten. Der König nahm gestern vor- mittag im ResidenzschloIe militärische Meldungen sowie die Vorträge der »taatsminister und des Kgl. Kabinettssekretärs entgegen. Um 1 Uhr fand rm Residenzschlosse Kgl. Familtentafel statt, an der auch Prinz und Prinzessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde teilnahmen. (:) Einen künstlerischen Karnevakszug beabsichtigen die Studierenden der König!. Akademie der bildenden Kün ste im Februar 1912 zu veranstalten und von dem Arrangement eines Gauklerfestes abzusehen. Für den Festzug sind die Studierenden der anderen Dresdner Hochschulen, sowie auch die Dresdner Künitlertorporationen eingeladen worden und haben auch bereits größtenteils ihre Mitwirkung zugejagt. Das Komitee für den Festzug wendet sich nun an Gönner und Interessenten um finanzielle Unterstützung des Unternehmens, dessen beträchtliche Kosten dis jetzt von den Studierenden allein gedeckt worden sind. O * Chemnitz, 22. Dezember. (Ehrung.) Inder Stadtverordnetensitzung am Donnerstagabend nahm der erste Vorsitzende Oberjustizrat Eulitz feierlich Ab schied von seinem Amte, das er zehn Jahre bekleidet hatte und von dem Kollegium. Oberbürgermeister Dr. Sturm machte die Mitteilung, dasz der Rat be schlossen habe, die bisherige Adolfstraße zu Ehren des verdienstvollen Scheidenden Eulitzstraß« zu be nennen. b. Hartenstein, 22. Dezember. (Unter dem Ver dacht des Wechselbetrugs) wurde der ehemalige Prozeszaqent, Kaufmann und Stadtverordnete Hans Taute nhahn, der im öffentlichen Leben unserer Stadt eine ziemlich große Nolle spielte, «er bostet und in das Zwickauer Untersuchungsgefängnis übergesührt. b. Niederhaglau, 22. Dezember. (Schadenfeuer.) Durch ein Schadenfeuer wurde gestern abend die mit Erntevorräten gefüllte Scheune des Zimmermeisters Schwalbe eingcäschert. Der erhebliche Brand schaden ist durch Versicherung gedeckt. * Radeberg, 21. Dezember. (Aus der Stadt verwaltung.) In der Stadtverordnetensitzung vom 20. d. M. fand der vom Stadtrat vorgelegte Haus haltplan Genehmigung. Ueberschüsse sind im ganzen 114 315 vorhanden, während insgesamt 238 000 ./L an Gcmeindcanlagen erforderlich sind, um die Fehl beträge zu decken; das find 32000 ./L mehr als 1911. Die Stadtkasse erfordert 91 MO „Xi, die Armenkasse 27 000 ./^, die Schulkasse 100 000 und die Kirch- gemeindekasie 18 10OZuschuß. Der Mehrbedarf an Anlagen soll gedeckt werden durch 18 000 ./^ Mehr einnahme an Anlagen durch den neuen, erhöhten, kürzlich genehmigten Anlagentarif und 11000 ./L er hofftes höheres Einkommen bei der Schätzung. — Bei dem Titel Fortbildungsschule kam es zu längeren Auseinandersetzungen, weil rm Kollegium eine Partei für die vom Schuldirektor angeregte Vermehrung der Unterrichtsstunden eintrat, während die andere Partei ganz und gar gegen die Fortbildungsjchule eingenommen war und deshalb gegen die Vermehrung stimmte. Es blieb bei dem jetzigen Zustand Rade berg ist in bezug auf das Fortbildungsschulwejen sehr weit zurück, während der Leiter dieser Schule eine Kapazität auf diesem Gebiete ist. W.-st. Zittau, 22. Dez. (Die Handelskammer) wählte in ihrer letzten Sitzung das Mitglied Kom merzienrat Theodor Richter-Großschönau mit 11 von 10 abgegebenen Stimmen zum Vorsitzenden. Sittlichkeit unü Kunst. I Pädagogi sche Gesellschaft.) Unsere kapitalistisch-technische Zeit hat die Sinnesfreude zur Herrschaft gebracht. Sinnlichkeit und tolles Sinnenleben sind ihr Gefolge. Drum erklingt immer lautere Klage über die Sünden der Masse, und in immer grelleren Farben werden uns Bilder des Verfalles vor Augen geführt. Erkennen ist viel, aber bessert noch nichts. Der Wille ist alles! Nur aus des Einzelnen Sein und Wesen heraus wird unser sittlich krankes Volk gesunden. Dann muß aber vor allem die Jugend, so sehr sie auch durch wirtschaftliche Umwälzungen und inner« Umwand lungen des gesamten geistigen Lebens von schweren Gefahren bedroht ist, frohe Hoffnung und sonnige Zukunft bleiben. Die Jugenderziehung ist sich ihrer schweren Aufgabe wohl bewußt, kein Mittel läßt sie sich entgehen, das das Innenleben des Volkes zu veredeln vermag. Eifrig ist ihr Mühen vor allem, neue Formen in Unterricht und Erziehung zu suchen, die auf moralischem und sozialem Gebiete sichere Erfolge zeitigen. Solcher Geist sprach auch aus dem Vortrage des Herrn Dr. Ern st G n ü ch t e l in der Dezemdersitzung der Pädagogischen Gesell schaft über das Thema: S i t 1 l i ch k e i t u n d K u n st in üer Erziehung. Die Ausführungen bedeu teten ein ernstes Machtwort, feste Schritte in neues Land zu tun, und um so zuversichtlicher erklang es, weil Weg und Ziel nicht nur aus der Beobachtung der zersetzenden, sondern auch der erhaltenden Kräfte, d. i. Suchen und Sehnen der Zeit nach einer neuen das Herz erfüllenden Religion, nach einer neuen das Herz befreienden Sittlichkeit, herausgewachsen waren. Sittlichkeit uno Kunst sind keineswegs einander untergeordnete Mächte; ihre Mittel und Wege sind verschieden. Die Sittlichkeit will den Willen, die Kunst das Gefühl beeinflussen; diese bedient sich der Vermittlung der Phantasie, jene wendet sich vor nehmlich an die Tiernunst. Trotzdem sind zwischen beiden Brücken mannigfacher Art, Beziehungen und Wechselwirkungen vorhanden; vor allem aber er langt die Kunst ihre wirkliche Daseinsberechtigung, rvenn sie sich in den Dienst der Moral stellt. Nur ungewöhnliche Einsichtslosigkeit und anmahlich« Selbstüberschätzung können darin eine Erniedrigung der Kunst erblicken: denn ihr Einfluß auf Menschen herz und Menscheuschicksal, auf ganze Völker ist un leugbar und gibt ihr überhaupt die hervorragend« Stellung unter den kulturfürdernden Mächten. Die Wirkung auf das Menschengcmüt ist ihr ein« psycho logische Notwendigkeit, das lehrt die Konzeption des Kunstwerks. Mit diesem bietet der Künstler nicht nur eine genaue Wiedergabe der Wirklichkeit, er hat vielmehr sein« Gefühle und Gedanken hincingearbei- tet. So enlströmre es seinem tiefsten Innenleben und wurde ein Stück seiner Wesensart; je reicher sein Gefühlsleben, um so größer und bedeutungsvoller für die Mitmenschen ist sein Kunstwerk. Aus den Künstler wirkt weiter die Suggestion der Um- und Mitwelt «in. Wie daher jed« bedeutungsvolle Kul- turstufe ihre charaLteristische Kunst besaß, trägt auch unsere Durchschnittskunst in den deutlichsten Zügen das Antlitz der Eeistesrichtungen unserer Zeit: Dar stellung des Nervösen, Verherrlichung egoistischer Triebe, Anwendung einer auf Materialismus sich stützenden Sittlichkeit, ekelhafte Hcrvordrängung des Sexuellen - überall die Absicht des Gierigstimmens! Wohl dem Künstler, der sich üb«r solch« Augenblicks launen feiner Zett erheben kann; nur er schafft Ewigkeitswerte. Vom Künstler wird durchaus keine philiströse Moral verlangt, sein Werk soll auch nicht nur mora lische Tendenzen verfolgen. Ihm ist volle Freiheit gewährt unter der einen Bedingung, daß er sich stets seiner Würde und der Kulturaufgade der Kunst be wußt bleibt; denn er soll durch sein Werk nicht ein Hindernis, wohl aber ein starker Mithelfer sein an Idem großartigen Werke der Menschenvcrodlung. Wir sind von d«r wuchtigen Wirkung der Kunst auf di« großen Mafien überzeugt. Sie liegt in der Wir kung auf die Sinncnwelt, deren Gewalt sich beson ders im Kindesalter geltend macht, und selbst bei Erwachsen«» oft spät erst oder auch gar nicht von der Vernunft überwunden wird. In der Inanspruch nahme der Sinne wurzelt mit das heiße Verlangen nach Leben und Handlung im Kunstwerk, wobei die Form völlig unbeachtet bleibt. Hierin wieder be ruht die Wirkung d«r Schundliteratur, die Bevor zugung des Varietes, der Operette, des Kinemato- graphen. Durch alle Zeiten hindurch sind Klagen über den verderblichen Einfluß üer Kunst laut geworden, lau- ter denn je in unseren Tagen, in denen schnöde Gier nach Sinnenlust sich ganz besonders breit macht. Das Gift wirkt auch auf unsere Jugend, und leider ver mag di« Cchulerziehung bei ihrer heutigen ethischen Fundamentierung seine verderbliche Wirkung nicht aufzuheben. Tatsächlich ist unsere Sittenlehre bei ihrer untergeordneten Stellung gegenüber der Reli gion ungenügend und unzulänglich, ja ihre religiös« Verankerung ist geradezu verhängnisvoll, da mit dem Schwinden Les Kinderglaubens auch ein gut Teil der ihm anhaftenden Sittlichkeit über Bord ge worfen wird. Die Ausbildung des sittlichen Charak ters muß fernerhin auch bei uns systematisch ge schehen. und dabei die ästhetische Erziehung noch mehr zum Prinzip der Erziehung gemacht werden. Ein Mittel zu tieferer, nachhaltigerer, dauernder Ein wirkung auf das Kind nach dieser Seite hin ist ein besonderer M o r a l u n t e r r i ch t. Er soll dem Kinoe das rechte Lebensideal geben, der Nichtigkeit von allem Tand und Kram Ewigkeitswerte gegen überstellen, Kulturförderer schaffen, die in der Ar beit ihr Glück und in der Sorge um ihre Mitmenschen die höchste Pflicht erkennen. So nur werden jetzige Denk- und Geistcsrichtung, Beurteilung und Wert schätzung des Lebens andere werden, und auch die Stellung des Menschen zur Kunst wird sich ändern. Sie bleibt dem Erwachsenen nicht nur Unterhaltung und Zerstreuung, sie wird ihm ein Bildungsmittel, das ihn erheben, stärken und kräftigen soll zu höhe rem Leben. Und dir Kunst, ihrer hohen Kultur aufgabe bewußt, wird mit Freuden die Führerrolle übernehmen; denn ihr« und der Menschheit Ent wicklungsgeschichte beweist, daß die dekadente Kunst nicht erste Urheberin, sondern eine Folgeerscheinung des sittlichen Verfalles eines Volkes ist. Schon der reiche Beifall der Zuhörer ließ deren Uebereinstimmung mit den Ausführungen des Refe renten erkennen, nicht minder die sich anschließende Debatte, in der noch von verschiedenen Seiten aus das Verhältnis von Sittlichkeit und Kunst und de ren Bedeutung für den Unterricht lebhaft erörtert wurden. 61. Gerichtstag!. Reichsgericht. Leipzig, 22. Dezember. veamten-eleidigung. Am 7. November 1908 veranstaltete der polnische Frauen-Lcse- Verein in Kattowitz, dessen Vorsitzende die Frau des Redakteurs Albert Korfanty ist, eine Theatervorstellung mit Tanz. Der Polizei war mitgeteilt worden, das; es sich um eine ge schloffene Gesellschaft handle. Anwesend waren etwa 000 Personen. Im Auftrag der Polizeiverwaltung ging der Polizeibcamte K. in daS betr. Lokal, um festzustcllcn, ob es sich tatsächlich um eine geschlossene Gesellschaft oder um ein öffentliches Vergnügen handle. Er gewann den Eindruck, daß das "letztere der Fall sei und dasz der Verein nur zur Irre führung der Polizei vorgeschoben sei. Bald nach Beginn des Vergnügens entfernte er sich. Um 12 Uhr kam er zurück und trat in den Saal. Korfanty trat auf ihn zu und imes ihn darauf hin, daß es sich hier um eine geschlossen« Gesellschaft handle, zu der «in Polizeibeamter keinen Eintritt l>abc. Als der Beamte ihm vorhielt, daß er doch gar nicht Vorstandsmitglied sei, sagte Korfanty: „Dann fordere ich Sic im Namen meiner Frau aus, das Lokal zu verlassen, zum ersten, zweiten und dritten Male!" Als der Beamte auch jetzt noch nicht ging, sagte Korfanty: „Wenn ich jetzt in meiner Wohnung wäre, würde ich Sie am Kragen nehmen uno zur Tür hinauSführcn!" Tas Landgericht Beuthen hat wogen dieser letzten Aeußerung Korfanty am 27. 9!o- vember 1909 zu 15 Mark Geldstrafe verurteilt. DaS Gericht hat in jenen» Worten deshalb «ine Be leidigung des Beamten erblickt, weil Korfanty ihm dadurch vorgehalten habe, daß er wert sei, hinaus geworfen zu werden. Der Schutz des tz 193 wurde den» Angeklagten nicht zugebilligt, weil er lediglich die Absicht hatte, sich an den: Beamten zu reiben, ihn zu beleidigen. — Die Revision des An geklagten kam erst heute, nach 2 Jahren, zur Ver handlung, weil der Reicl)stag das Verfahren aus gesetzt hatte. Tas Reichsgericht erkaunte auf Ver werfung des Rechtsmittels. Der LlutomobllunlsU sm Thomssring. Leipzig, 22. Dezember. In der fortgesetzten Verhandlung sagten zwei Augenzeuginnen, die Verkäuferinnen E. und D. aus, daß sie bemerkt hätten, wi« in den Promenaden anlagen ein Offizier schnellen Schrittes an ihnen vor übergelaufen sei, um noch einen gerade ankommen den Straßenbahnwagen zu erreichen. Der Offizier sei vor dem Auto vorübergerannt und hierbei zu Boden gerissen worden. Der Führer der Autodroschke habe fo stark gebremst, oaß sogar Funken gesprüht hätten. Die eine Zeugin gab noch an, ihre Kollegin habe sofort nach dem Unfall gesagt: „Diesmal ist Ser Chauffeur nicht schuld!" Fräulein D. fügte zu der Aussage ihrer Kollegin noch hinzu, daß der Leut nant Pfeil blind in das Auto hineingelaufen sein müsse. Er habe den Wagen sehen müssen. Auch sei «in so schwacher Verkehr gewesen, daß der Offizier ebensogut hinter dem Auto habe über die Straße gehen können, um zu dem Straßenbahnwagen zu ge langen. Der Schneidermeister S. bekundete, daß der Offizier einige Meter weit geschleift worden sei. Der Schaffner des Straßenbahnwagens, mit dem Leut nant Pfeil fahren wollte, hat beobachtet, daß der Offizier aus den Anlagen kam und daß er plötzlich vor dem Auto stand. Nach der Ansicht des Zeugen trifft Len Angeklagten kein Verschulden. Der Kauf mann H., der hinter dem Getüteten vom Reichshof herkam, erklärte, der Unfall würde nicht vorgekom- men sein, wenn der Offizier nicht direkt in das Auto hineingelaufen wäre. Der Automobilbesitzer Feister meinte, daß der Angeklagte vielleicht mit einem schnelleren Tempo als 15 Kilometer gefahren sein tönne, denn sonst habe die Kraftdroschke schneller zum Halten kommen müssen. Der Sachverständig« In- genieur Köllmann gab sein Gutachten dahin ab, daß der Angeklagte ganz richtig gehandelt habe, als er dem Ueberfahrenen rechts ausweichen wollte. Möglicherweise habe der Chauffeur den Kopf ver loren, als er wieder nach links ausbog, denn er habe auf der rechten Seite bleiben sollen. Im übrigen habe Fröhner seine Schuldigkeit getan. Seiner Schätzung nach könne der Angeklagte mit einer Ge schwindigkeit von 20 Kilometer gefahren sein. Dies sei aber bei Steigungen gestattet. Staatsanwalt Dr. Lange verkannte zwar nicht, daß der getötete Leutnant durch sein Verhalten an dem Unfall mit schuld trage, doch habe auch der Angeklagte die er forderlichen Vorschriften nicht genau befolgt. Er beantrage daher die Bestrafung Fröhners. Rechts anwalt Dr. Hübler plädierte für Freisprechung des Angeklagten. Das Gericht sprach den An geklagten kostenlos frei. Ein Verschulden Fröhners sei nicht erwiesen. Das Verhalten des ge töteten Offiziers sei ein derartiges gewesen, daß es schon allein genügt haben würde, den Unglücksfall herbeizusühren, ohne daß ein Mitverschulden des An geklagten eingetreten sei. Gelürsttsoerkebr. : Herr Patentingenieur Fr. Weit! in Leipzig, Barfußgaffe 11 »früher Dresden», ein bekannter Fachmann auf dem Gebiete des Patent- und Schutzwesens, bringt neuerdings wieder eine Bröschüre heraus, betitelt „Winke iür die Anmeldung und Lcrwcrtung von Patenten und Tchutzrechten im In- und Aus land-, die wir jedem Erfinder zum Studium nur besten- emp. fehlen können. Herr Ingenieur Fr. Weib! gibt dte Broschüre gratis an Erfinder ab. WettenbeodLolilullgeo in l.viprig. 120 m über ll»!»md«s 1911 S»t»- m»t»t- striui s mm tlisi- tsmp»- t»Iiit e«i»ili» tiifi- '«lieS- ssror. tl«d- tliix AInS- sILltcs W»tl»tr«»t»i>S 2>. sbonSs 9 Uiu ik.S.7 4- 4.S so 8 8 S«rs» 2?. still' 7 Ukt 4- s o 7S 4 itüo, Uocil»» 22. lirclim. 2 Uta stib.ö e.b 70 8u 3 trüd, teoclk»» 7sm»st»iutmit em» »m 21. llsismdec sdemir 9 Utu: tidekst» 7«m,>»tU»t: -i- S.2 7i«sst» 7»mp»t»i»t: -j- 4.S S«e»i>msie» i» tit»n> pw yli»ltt»tm»l«r: 9.2 thg»m,l»v «»N»iv»tl»i>t: V»tvI«g»»S ttöd, troei«, Siwniog. V« eltorKrsrt« v»»» 22. DvLvinUvr. ösi'iostl li68 öei'lmsl' Wettei'buk'eLUZ vom 22. versmber. kotluim ksil iirmdiitg 8vili«mün<j» Saxe">t»IS»tmüluI» heelshtxzrset y»mci Iredsn tirmno»/ Seclm 0t»s<i«i> Scomees- Uetr 7t»»<t»tt ». U. 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