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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111223019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911122301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911122301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-23
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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WWWWW Seite 2. Nr. 3SS. los. Jsttryany. Leipziger Tsyedisn. von der Gesamtbevölverung nur 10,7 Prozent aus - die landwirtsck>astttche Bevölkerung, wahrend üd,3 Prozent auf die industrielle und 15,2 Prozent auf die handel- und verlehrtreibend« Bcvöllecung ent» freien. Hand in Hand mit dieser Jndustvlcaitfierung Sachsens veränderte sich naturgemäß die Bedeutung dieser Berufsstände für das «-teucrLufkoii.men de- Staates, Zur Zeit des Erlasse» der Erfassung beruhte der säcHiscl-e Staat fast allein auf der Grundsteuer, loährend heute die Grundsteuer bei spielsweise für die Ftnanzperiode 1912/13 lediglich 5 013 800 Mart erbringt, denen an sonstigen direk ten StaatSsieuern 71065 500 Mark gegen überstehen. Schon im Jahre 1901 entfielen von der Gesanu- leisttrng an direkten Steuern aus die Städte <0,-1 Prozent, auf die Landgemeinden dagegen nur 20,6 Prozent dieses VerlstiltniS bat fick l'eute vor allem bei der Einkommen- bzw. Ccgänzungsstcuer noch ivei- ter zugunsten der Städte und industriell durchlebten Landgemeinden verschoben. Im Jahre 10',o erbrack»- ten die Städte an Einkommensteuern 16 5,20 907 Mark — 7-1,7 Prozent, die Landgemeinden oagegcn nur 15 727 803 Mark --» 25,3 Prozent In: vollsten Gegensatz zu diesem Verhältnis steht nun die Tat sache, daß die Landwirtschaft das Recht hat, -12 Abgeordnete aus den Besitzern von Ritter gütern und anderen ländlichen Gütern in die Erste Kammer zu iväblen, Industrie und handel dagegen trotz ihrer mächtigen Steuerleistung nicht das geringste Anrecht auf eine ge- I« gliche Vertretung in dieser Körperschaft besitzen. Auch der Begriff des lvstestigten Grund besitzes hat heute seine ausschließliche Geltung für die Landnnrtickaft verloren. Sät den letzten Jahr zehnten haben die Repräsentanten der Industrie als Besitzer ausgedehnter Fabrikanlagen und als Lette: von Unternehmungen mit Tausenden vo» Arbeiten: an den: Bestand des Staates und an der Stetigkeit seiner Fortentwicklung mindestens dasselbe Jitter- 'esse wie dec landwirlscba'tlr.ibendc Grundbesitz. Tast auf der so relativ mastigen Stenerleistnug des be festigten landwirtschaftlichen Gnmdbefii cv noch heute die Berechtigung der sächsischen Landwirtschaft be ruht, von -18 Sitzen in der Ersten Minimer 27, also den Besitz der Mehrheit in einer Körperschaft in Anspruch zu nehmen, ohne deren Zustimmung kein Gesetz zustande kommen kann, must als un gerechter Zustand empfunden norden, und >o -ist angesichts der getvaltigeu Veränderungen der wirt schaftlichen Struktur Sachsens eine Resorm der Zu- samrnensctzung der Ersten Kammer ein Gebot der Gerechtigkeit und Rota^ndiglcit. Tie Eingabe berichtet dann eingehend über die ersten Anceguuaen deS Verbandes Sächsisck>cr In dustrieller beceii - i I. 1901, über die Aeustecungen der LwndelSIan r . und endlich über das Tekrct der Regierung r.c. 19 au die Stände, den Entwurf eines (Gesetzes. Aenoerungen in der Zusammensetzung der Ersten Kammer betreffend, sowie die darauf folgende weitere parlamentarische Aktion. In ein neues Stadium sind dann die auf eine Reform der Ersten Kammer gerichteten Bestre bungen durch die Anträge von 3 Fraktionen der Zweiten Ständekammer getreten, die im Februar 1910 zur Verhandlung kamen und eine Regierungs erklärung derbeisührten, wonach die Ltaatsregierung verpflichtet zu sein glaubte, vor Llbgabo einer bin denden Erklärung die Stellung der Ersten Kammer abwarte u zu sollen. Tiefe Er- klärung der Negierung hat in den Kreisen der Industrie keine Befriedigung l-ervorntsen tonnen, da durch sie dec Ansckcein eruvckt wurde, als suche die Regierung der so notwendigen Reform nach Mögliclckeit anSrnweichcn, denn di« Meinung der Ersten Kammer mußte ja der Regierung hin reichend bekannt sein. Ferner sind tu den Kammer- uerhandlungen verschiedentlich Anschauungen zu tag getreten, die nicht unwidersprochen bleiben können. So wurde beispie!-weise bestauntet, daß durch die Zuzielmug von Vertretern der Industrie in die Erste Kammer die Politik lüneingetrageu würde, eine Auf fassung, die ebenso einseitig wie ungerecht ist, da doch dann auch in die Kreis-Versammlungen, die die Wahlen der Gutsbesitzer vornehmen, die Politik zum mindesten ebenso hineingetcagen würde, obwohl darüber niemals etwas Nachteiliges bekannt gewor den ist. Als weiteres Argument gegen die Wünsch« der Industrie wiirde die durch die letzten Wahlen hervorgebrachte Radikalisierung der Zweiten Kammer benutzt. Auch dieser Einwand ist nicht anzneckennen, abgeseivn davon, daß eine Veränderung ises Cha rakters der Ersten Kammer durch H-.nruziehung von Vertretern der Industrie weder ersob en soll, noch erfolgen lvird, ist doch gerade die .Hinzuziehung der Industrie und des Handels geeignet, den in dem Charatter der Ersten Kammer liegenden Protest gegen radikale Veränderungen im Staats- und Wirt schaftsleben noch zu verstärken. Ecu eventueller Ein spruch ,dcr Erste,« Kammer gegen radikale an das ,Mstor!scl)-Ge.,ebene nicht an knüpfens Beschlüsse der Zweiten Kammer wirs viel mehr Widerhall im Lande finden, wenn sie nicht nur von dem Stande der Großgrundbesitzer ausgehen, sondern auch ge ¬ tragen find von den führenden Männern aus Handel und Industrie, die an dem ruhigen Gedeihen des Staates das denkbar gcötzw Interesse haben. Auch der ost geäußerte Ettuoand, daß eine industrielle Vertretung in der Eilten Kanu- mer den Anspruch aller größeren ErwerbSsläude nach sich ziehen würde, ebensalls vertreten zu sein, wird ru der Eingabe als unerheblich bezeiüznct. Richt das Unternehmertum als solches, nicht alS Berufs stand wollen Industrie und Handel sich vertreten sehen. Tic Manner, die als Vertreter ter In dustrie und des Handels in die Erste Ständekammer einzlehcn sollen, würden vielmehr die Bedeutung der gesamten Industrie und des Handels mit allen darin vorhandenen EinzelberufSständen zu verkör pern haben, als eines wirtschaftlichen Ge samtkomplexes, de'sen Wichtigkeit in öko nomischer wie nationaler Hinsicht von Jahr zu Iabr steigt. Zum Schluß spricht die Eingabe die Hoffnung aus, daß sowohl die Regierung, w:c die Mehrbeit der Zwcnren Ständekammer der Industrie in der Erfüllung einer Forderung entgegen kommen werden, für deren Berechuguna das in dustrielle Schassen des Königreicl)- Sachsen in jedem Jahre oeu Beweis aufs neu: erbringt. §ÄlvtzchoL. (Von unserem Pariser Mitarbeiter.) Der sechste und letzte Bcratungstag des Marokko-- Kongo Abkommens war der „psychologisch" inter essanteste — Jaurls sang eine Friedcns- hnmue, die früheren Boulangisten erlkar ten Deutschland den Krieg, die loth ringischen Abgeordneten verhüllten in Trauer ihr Haupt, ein Minister weinte und dann stimmte eine Zweidrittclinajorität für Vie „schwach" des M a r o t k o - P r o t e ! t o - r a l s. Es gab sur jedermanns Geschmack etwas. Veiciedigr, dem Lande uno dem Auslände wieder ein mal ein großes Schauspiel von nationaler EylpfinL- lichkrit, von weltpolitischem Unverständnis und auch von höherem lateinischen Komödiantentum gegeben zu haben, sehen die Volksvertreter der Republik den Böeihnachtsfcrieu entgegen. Die Hauptsache ist: das Abkommen wurde von der Kammer ratifiziert, wie cs von dein Senat ratifizier! roerden wird, ob auch Clcmenceau sich anschickcn soll, es mit seiner erbitter ten Beredsamkeit in Grund und Boden zu bohren. Mit der Zeit werden dann die Franwscn einsehen, daß das Geschäft nicht schlecht war und daß die Re- runchemanner, die jetzt von einer neuen „Gebiets erpressung" von feiten Deutschlands fabulieren, mit ihrem Geschrei nicht die Beziehungen zwischen Deutsch land und Frankreich stören dürfen. Es liegt kein Grund vor, die gestrigen deutschfeindlichen Kund gebungen der tatsächlichen Kammermehrheit als eine Herausforderung zu betrachten — in ihrer Unsicher heit, was die Wähle: von dem Abkommen halten, glaubten die Abgeordneten sich chauvinistischer auf spielen zu müssen, als sie sind. Man muß Den Sturm varübergehen lassen. Mit der wiederkehrenden Ruhe werden die guten Republikaner auch wieder gesitteter »erden. 'Wenn die Bilanz dieses Jahres der Krise gezogen sein wird, dürften auch den großartigsten Patrioten ä Ke Dcroulede die Augen aufgehen! Frankreich hat kür über eine Million Franken Maren und Lebensmittel mehr eingcführt als im Vorjahr, und sein Export ging um eine Anzahl Millionen zu rück. So endet sein Hurra! über die „nicht wieder gutznn achende" Berliner Börsenkatastrophe! Nach den hohlen Worten werden die kräftigen Zahlen sprechen. Interessant erscheint es, aus der Debatte des letz ten Tages noch einige Momentbilder festzuhalteu, die die Stimmung der Kammer Deutschland gegenüber recht schön illustrieren. So führte der Rationalist Laguerre aus: „Ich stelle mit Genug tuung fest, daß die Verständigung mit Deutschland keinen Schritt vorwärts gekommen ist. Wir werden nicht die Aufführung jener Komödie erleben, deren erster Akt die Zulassung der deutschen Werte an der Pariser Börse, deren zweiter die Begegnung des Präsidenten der Republik mit dem Deutschen Kaiser und besten dritter der Besuch Wilhelms H. in Paris sein sollt e!" Der Boulangismus wurde dann noch bester vertreten vom Schwiegersohn des Generals, vom Major Dricmt. der behauptete, ein guter Franzose könne einen Vertrag nicht annehmen, der Frankreich unter der drohenden Kanone von Agadir abgezwungen wurde. „Gegen diese Drohung, die keine ihres Rechts bewußte Ration je angewandt und keine große Nation ie hingenommen hatte, gegen dies Einscküchterungsr'erfahren lehnt sich unser ganzes Wesen aus, zeigt sich die ganz« Bevölkerung empört, besonders die de» Osten», die inmitten de» Gräber mosaiks auf ihren Feldern den vollen, traditionellen Stolz bewahrt hat." Delahaye stimmte gegen den 'lkertrog „wegen der Erinnerung an 1870 , George» very „wegen der zu demütigen Haltung Frankreich» vor den Verhandlungen". Großen Eindruck machte die Erklärung der re publikanischen Deputierten der Trenzdepartements. Sie war sehr stimmungsvoll organisiert worden. Mit unendlich traurig klingender Stimme verlas Lefe bvre das Folgende: „Namens zwölf meiner Kol legen der Departements Meurthe-et Mosclle. Vo gesen und Maas gebrich hier kurz die Gründe für unsere StimmemhaMng. Nach lanyem Zögern können wir uns vor unserem Gewissen nicht zu einem Votum entschließen, das gewisse Kommentare, die hier gerade über das deutsch-französische Abkommen gemacht wurde», als ein Vergessen der Vergangen heit auszulegen erlaubten. Unserer Haltung darf kein,- andere Bedeutung beigemesten werden, als wir ihr geben walle». Wir rerlennen durchaus nicht die mühsamen und pcrtrioilick'Nl Anstrengungen, unserer Unterhändler und auch nicht die von ihnen erlangten Resultate. Gewiß wallen wir auch Gegner jeder aggressiven Palilik bleiben. Wir wollen aber nicht durch Rnnfizienutg der Konvention vom -1. November den Anschein einer Annäherung erwecken, die bei der gegenwärtigen Lage der Dinge in unse ren: verstümmelten Lothringen einen schmerzlichen Widerhall finden müßt Mehr noch als diese Worte war der intensive Bei fall, den sie fanden, bezeichnend, daß die Herren De putierten sich in den sechskägigen Verhandlungen in eine deutschem«, übliche Stimmung hineingsredet haben, die glücklicherweise nicht sehr tiefgehend sein dürfte. Gesagt muß werden, baß die Beifallssalve, die den Marten Lcst'-bures folgte, von den Bänken der Rodfialen bis zu denen der Konservativen gleich stark Minuten hindurch andauerte. Und gleichzeitig sah man das Ungewohnt? — ei n Minister brach i n T r ä n e n a n s, s n e i ne A r t M c i n k r a m v f! Es war der Kolonicilminister Albert Lebrun, der während der ganzen Verhandlungen die Ovvosition im Ministerrat geführt und wiederholt mit Demission gedroht halte. Am Abend begab sich noch eine De putation van gerührten Abgeordneten ins Kolonial- miuisteri m — aber Herr Lebrun war nicktt ru Hause. Man mag nun über diese patriotischen Tränen sehr begeistert sein — männlich waren sie jedenfalls nicht! Sur Frage eines üeutlchen Dsppeirarils. Eine Reihe von Verbänden Hal in Aussicht ge nommen, zur Vorbereitung für die künftigen deutschen Handelsverträge in eine Prüfung allgemeiner Fragen der deutschen Zoll- und Handelspolitik einzutreten. Dabei handelt cs sich nicht allein um die Frage, ob die deuriche Handelspolitik künftighin an der Mei st - be g ü n st i g u n g s k l a u s e l festhalten oder zum System acr Reziprozitätsverträge üver- gch-'u soll, sondern es wird auch die für die Zollpolitik wichtige Frage der Aufstellung eines Doppeltarifs einer Prüfung zu unterziehen sein. Beide Fragen stehen in engstem Zu- s a m m enhang. Durch Meistbegünstigung oder Reziprozität wird Sicherheit für unsere Einfuhr und Ausfuhr für eine möglichst lange Reih« von Jahren erstrebt, wozu die durch TarifaLreden erreichten Zoll herabsetzungen treten. Der Doppeltarif soll in erster Linie der Sicherung des Zollschutzes für die einheimische Erzeugung dienen und nur Nebenbei bandelspoliiische Zwecke verfolgen. Der Abschluß von Verträgen mit Meistbegünstigungsklausel oder auf der Reziprozitätsprundlage verfolgt in erster Linie di« Interessen der am Außenhandel beteiligten Kreise, der Doppeltarif soll dagegen hauptsächlich denjenigen Interessen dienen, denen es auf den inländischen Zoll schutz ankonnni. Zu einer objektiven Beurteilung der Verhältnisse kann man daher nur gelangen, wenn man beide Fragen im Zusammenhang einer Prüfung unterzieht. Es bandelt sich dabei hauptsächlich darum, ob das Taprioische System des Abschlusses von Tarifverträgen mit Meistbegünstigung in Einklang zu bringen ist mit einem Wechsel in unserem Zollsystem, wie er im Uebergang vom Einheit?- zum Doppeltarif liegt, und ob dazu ein Bedürfnis vorliegt. Die Frage des Doppeltarifs hat bei Aufstellung des Zolltarifs vom Jahr« 1902 «ine bedeutende Rolle gespielt. Vieles ist für, vieles gegen ihn geschrieben und geredet worden. Schließlich ist es beim Einheitstarif geblieben. Nach der Begründung der Zolltarifnovelle von 1902 liegt die vertraglich« Regelung der Handelsbeziehungen Deutschlands zum Auslande für die deutsche Ausfuhr industri« im dringendsten Bedürfnis. Neben der Er reichung von Zollermäßiaung kommt es dabei auf die Festlegung bestehender Zölle und auf die durch die Meistbegünstigung gewährleistet« Sicherheit an, daß der deutsch« Rohstoffbezug und der Absatz unserer Fertigprodukte unter keinen Umständen für uns sich ungünstiger gestaltet als für unsere Konkurrenzländer. Sonnadenü, 23. Dezember ISN. von den Anhängern de» Doppeltarif» wurde Le- sonder» in den Vordergrund gestellt, daß er in weitestem Umfange die Möglichkeit läßt, den Zoll schutz für di« einheimische Erzeugung den jeweiligen Bedürfnissen anzupassen. Es wurde befürchtet, daß ein Einheitstarif den einheimischen Erwerbszweigen nicht den erforderlichen Zollschutz belaste. Von der anderen Seite ist behauptet woroen, «in Doppeltarif verhindere oder erschwere mindestens den für di« deutsch« Ausfuhrindustrie notwendigen Abschluß von Tarifverträgen. Heut« kann man jedenfalls behaupten, daß der Einheitstarif von 1902 trotz der erhöhten Zollsätze Deutschland nicht gehindert hat. sein Bertragsnetz durch Abschluß neuer Tarif- und Meistbegünstigungs verträge zu kräftigen und zn erweitern, ohne daß cs erforderlich gewesen ist, an dem gewollten Zoilfchutz für mficrc c'inheimische Erzeugung schädlich« Eingriffe vorzunehmen, obschon für 912 unter 916 Petitionen eine gesetzliche Festlegung von Minimalsätzen nicht er folgt war. Dieses Ergebnis und der untrennbare Zusammenhang des «inheim ficken Tarifsystems mit nnserrr Außenhandelspolitik und ihre gegenseitige Rückwirkung wird man bei einer erneuten Prüfung der für un,er Wirtschaftsleben bedeutsamen Fragen nicht aus Len Augen verlieren dürfen. Der rulMm-prrlistde koukstkt. Die Annahme der russischen Forderungen durch Persien wird, wie aus Teheran gemeldet wird, jeden Augenblick erwartet. Eine weitere Meldung besagt: London, 22. Dezember. sEig. Drahrmeld.) Wie Las Reutersche Bureau aus Teheran erfährt, haben die Vertreter der persischen Regierung den Forderungen des russischen Ultimatums mündlich zugestimmt. Der Petersburger Tel.-Agentur werden zu dem Kampf zwischen russischen Truppen und Persern in Täbris noch folgende Einzelheiten gemeldet: Nachdem eine russische Patrouille in der Nähe Les Hauses des Gouverneurs beschossen worden war, eröffneten F i d a i s ein G e w e h r f e u e r auf eine russisch« Abteilung. Der Straßenkampf Lauerte bis in Vie Nacht. Die alt« Zitadelle wurde Lombardiert. Wegen der ernstlichen Gefahr für die russischen Untertanen hat der Generalkonsul um Verstärkungen gebeten. Aus Rescht wird derselben Agentur gemeldet: Am Donnerstagnachmittag wurden russische Kosaken aus dem Hinterhalt beschossen. An dem Ueliersall waren außer einheimischen Band:» auch türkfiä)« Armenier sowie Gendarmen und Polizisten beteiligt, sie aus dem Gouoerneurshausc uitter Leitung des Polizeimeisters schossen. Die An greifer wurden aus dem Hinterhalt vertrieben uns die Karawanserei von den Rusten genommen. Lin Teil der Angreifer versteckte sich im türkischen Kon sulat. Die Rusten hatten keine Verluste. Bei Len Persern wurden bei ihrer Entwaffnung russische Gewehr« gefunden. Weiter wird gemeldet: Dschulsa. 22. Dezember. svetersb. Tel.-Agentur.) Da der indo-europäische Telegraph be schädigt ist, hat der D e p e s ch e n v e r k c h r mit Täbris vollständig aufgehört. Die Revolution in LIstna. In Yokohama befindet sich eine große chine sische Kolonie, die mit größtem Interests die chinesische Revolution verfolgt. Alle Mitglieder Lieser Kolonie haben zum Zeichen, daß sie Anhänger der Revolutionäre sind, mit Ausnahme des chinesische» Konsuls die revolutionäre Flagge auf ihren Gebäuden gehißt. Bei einer für die Aufstand ficken veranstalteten Celdsammlung haben sie 20 000 Yen zusammengebracht, die sie sofort an die Revolutionäre abaesührt haben. Außerdem haben sie einen Ausruf erlassen, daß sich junge Leute zwischen 20 und 25 Jahren melden sollten, die in den Reihen der Revolutionäre mitkämpfen wollten. 58 Frei willige haben sich bereits gemeldet, die am 7. Dezember Yokohama verlassen haben, um sich aus einem japanischen Schiff nach Schanghai zu be geben. Weitere Verstärkungen werden in kürzester Zeit folgen. Die Einnahme der Stadt Nanking durch die Revolutionäre wurde von der chinesische» Kolonie in Yokohama durch ein großes Festbankett feierlich begangen. Bedrohliche Lag, tu Schanghai. Schanghai, 22. Dezember. sP.-C.-Tel.) Die revolutionären Bewegungen in Schanghai scheinen einen bedrohlichen Tharakter anzunehmen. Den Wunder üer Lhriktnsrht. Tie deutsche Weihnacht hat ihrs einzigartige Bedeutung in: Volksglauben und Volksleben dadurch erhalten, daß allmählich allerlei Wunder und Bräuck-e, di« vorher an andere Tage gebunden waren, in dein gel^eiimnsreichc» Kreis dieser „Naüst dec Nächte" vereinigt tonrden. So empfing der Clxristabend ganz langsam jenen verklärenden Schein überirdischer Segnung und mystischen Geister- ivaltenS, den er auch heute noch hat, obwohl unsere aufgeklärte Zeit fick zum grössten Tc-il von den alten Sitten avgekclwt hat. ES warn: haupt sächlich die Bränä>e der AndreaSnacht, di: auf Aeihna ch t e i: übertrage» wurden; in dieser dem Apostel Andreas geiveibtcn Zeit, der Nacht vor den: 30. November, hatte man jene LoS spiele vor genommen, di: Aufschluß über die dunkel verhüllte Zukunft geben sollten. Von einem ersten weihnachtlichen Los spiel Horen wir bereite nm IE ans dem Bericht des Presbyters Alsso: man schnitt Aeviel aus einander und weissagte ans dem, was der Sclmitt zeigte. Glück und Unglück des kommenden Jahres. Andere derartige Lossviele lassen sich aber, !v-ie Tille in seiner Geschichte der Weihnacht mitt ilt, im 15. und 16. Jahrhundert nickt seststellen. Erst um 1600 hat oann der AndreaSabend gegen die Christnackt mehr und mehr znrücktreten müssen. Ter protestannsck)e Pfarrer Strigenitz meldet kur; vor 1600: „Was vcn Abergläubische Handel loerden nur in der heiligen Christ-Nackt begangen? Ta gießt man zerlassen Zinn oder Bley ins Wasser, man setzt Salphäussgen, man greisst nach Haaren, man '.virfit den Gcknch, soaar hat der Trüffel sein Werk in den Kindern des Unglauben- zu solcher heiligen Zeit, da man viel andere Gedanken haben sollte." Lin sehr retck)es Material über diese Art des WoihnachtSaberglaubens ist dann in einigen aus- klärerisä-en Werken des 17. und 18. Jahrhundert- -gesammelt, die zumeist als abschreckend« Beispiele gruselige und abenteuerliche Gesülchten von den Wundern in der Christnacht erzählen und in der Bekämpfung des Aberglauben- ein lebendiges Bild vom Tanken und Fühlen deS Volke- zur Weih nachtszeit gegeben haben. Dahin gehören die Sa- turnatta des PrätoriuS, die „Biblischen Lrgetzlicb- keiten" des Pfarrer- Johann Samuel Adami, Schnridt» „Gestriegelte Rockenphllosophie", H-ilscher- ..Weltmachts-Aberglaube" und die beiden großen 'Sammlungen aberglänbisck>«r deutscher Vorstellung«» von Keller und H. L- Fficker. Tie beiden groyen Fragen, die Männlein und Weiblein vor allem bo sclzästigen, wenn sie von den Geistern der Cbrist> nackt Auskunft begehren, find die Fragen nach Hab und Gut und nach einer Ehehälfte. „Man kan sein Glücke in Weyhnachten prüfen," meint PrätoriuS: man erfährt, ob man reicher werden nnrd oder ärmer, ob man leben nnrd oder sterben. Nock wKt mehr als die materiellen Sorgen aber beschäftigen Liebes- und Ehedinge die Gemüter „In der Christnacht kann der Liebste seine Liebste be schwören, daß sie sick presentiren muß." So hat eine „Schlösserinnc" ihren Schreiber in der Christ nacht zu sehen begehrt: daher sie — so meidet Prätorcus — in ein frfick Brot zwei Messer kreuz weise hineingestecket, woraus der Schreiber nackigt zur Stube hincingesvrungen, fick bei ibc am Tische niedergescyet und sie sckarf angesehen. Dann hat er di« beiden Messer au- dem Brot gezogen und hinter ihr her geworfen, worauf die Muhme über die Matzen erschrocken und etliche Wochen krank gelegen. Adami gibt tn seiner-. „Biblischen Lrgetzlich- keilen" von 1694 ein« ganze Aufzählung der aber gläubischen Sitten und Bräuche: „So ist bekant, wie da- Abergläubische Bolck am heiligen Christ Abende, wenn «in Licht angezündet, und in di« Stu ben gebracht wird, nack ihrem Schatten sehen, ob sie den Kopfs nock haben, oder nicht, und daher von ihrem Leben und Tode urthetlen. Wenn sie Saltzhauffen setzen, körn messen, Eier in- Wasser schlagen, und daher erkundigen wollen, ob sie sich einer Krankheit zu befahren oder nicht, ob sie reich, ein klein«- oder große- Haus bekommen werden. Wenn sie vor den sckweinställen kehren und mit den Ohren dafür hören wollen, was für einen Handwerks Mann sie bekommen sotten. Wenn sie tn den Stuben Wmckeln hinterwärts Haars suchen, und aus denselben schließen wollen, ob sie einen mit gelben oder sckwarycn Haaren bekommen möch ten. Renn sie einen Scbwerdt-Treycr oder Creutz- Treybellers-Pfennig aufs die großen Jeden binden, ich auff den Kirchweg setzen, und unter den Leuten, o in die Früh Metren geben, ihren Buhlen er- fiicken wollen. Wenn sie Sckeil-Holtz aus den Klaf tern ziehen, um zu erfahren, ob sie einen krummen oder geraden bekommen möchten. Wenn sie den Schuck über fick werffen, ob sie dieses Jakrr all dem Hause wegzichcn oder sterben werden." Geht man am heiligen Christabend hinaus auf die Wintersaat, so kann man alles und jedes hören, was das ganze Iabr in selbiger Gegend vorgehen werde: gibts Krieg, liört man Trommeln und Trom peten; dvoht Feuer-gefahr, bört man Feuer blasen: kommt ein großes Sterben, oann singen die Leiche» schauerliche Grablieder, wie überhaupt solch Zauberei oen Menschen an Leib und Seel« gefährden kann. Tie Mädchnl gucken in den Brunnen oder in die „Blase", t>. h. den Ofen, um ihren Bräutigam dar», pi sehen, ob er grad oder krumm sei, klein oder groß. Guckt da nacht- zwischen 11 und 12 zu Weihnacht die reiche Fieke tn den Brunnen; der Leberecht, der sie gern haben möchte, hat sich aus einem Baum darüber vecsteckt. Da stürzt er herunter, bricht den Arm, und di« Fieke kriegt vor Ängst da- Fieber. . . Nickt nur die AoSspiel» wurden vom Andreas- tag am die Christnacht verlegt, sondern man er- zählte bald auch, daß da- wütende Heer gerade in dieser heiligen Nacht sein besonderes Wcse.i treibe, daß Geister und Teufel ioach seien. Tic Unholde treten dann in- Tiermasken aus, worin eine Er innerung an altheidnische Umzüge sestgehalten ist: der schicmmste Feind in der Christnacht ist der Werwolf, die in der Gestalt deS Untiers ruhelos nmherirrende arme Seele. Eine Vermischung solch altgermanischen Tierglaubens mit der christlichen Sage von OckS uns Eslein, die das Kind in der Krippe anredeten, ist der Glaube an die redende,i Tiere der Weihnacht, die von 12—1 Uhr menscch licl)e Lpraclze erhalten. Auch für die Wctterprophs- zeiung ist die Christnacht von hoher Bedeutung: Speise und Trank, die in diesen Stunden gcnoiscn lvcrden, verleihen besondere Kräfte, ülerhanpt liegt ein hoher Segen auf manchen Verrichtungen in der Christnacht, ans dem Umwinden oer Bäume mit Stroh, Brvtbacken, Geldzählen, Füttern der Tiere. Ner Io t schr, Bes F r daß Eh grc geu stuf Lo chi für run nw mei G o ner - sche sar Blc Re rcv gar ist, icu, Lei t l! Frc , nüc Ho nm tre all< esst ser UN! schi ma Wi ger er ist. vps fre wic fün To der Ta Ne pla schi Li« wa Ec alt ler, Lot che Ro M Ta Ler Ler hoi im Ve He Gc rvn we sta' strc teil So F r seil ist Wv Na yw iiei B« Iu Ler Be tig fick lui M- wo wo ha de, Pi Tk Sä Nc kai p«! chr Be Hc en! r>o km wi ser wo tiv So gcr sch an Kc lai wc wc de Ir rec Lic sa, ler Fo
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