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Nur eerter kbe. Roman von H. raurthS-Matzter. (Nachdruck verboten.) „Hoffentlich verstehst du dich besser mit Eva." Sie seufzte. „Hoffentlich. Ach Fritz, müßt ich nur erst, wie sie aussieht, ob sie lieb oder garstig ist." „Nun, jedenfalls ist sie bedauernswert. Ver giß das nicht, Jutz." „Nein, das vergesse ich sicher nicht. Und ich freue mich schrecklich auf sie; netter wie Silvic ist sie jedenfalls." Inzwischen hatte Herr von Woltersheim seine Gattin in ihrem Zimmer ausgesucht, um mit ihr über Eva zu sprechen. Wie er gefürch tet hatte, wehrte sie entschieden ab, als er den Wunsch aussprach, Eva zu sich zu nehmen. „Ich bitte dich, Rudols, daran ist doch nicht zu denken. Von allem anderen abgesehen, — es wäre doch unrecht, das junge Mädchen gerade jetzt von ihrer Tante fortzunehmen, da diese krank ist." „Aber begreifst du nicht, wie grausam es ist, das junge Geschöpf tagaus, tagein in das Kran kenzimmer zu verbannen?" „Mein Gott, so schlimm wird es ja nicht sein. Und wie undankbar würde sie sich zeigen, wollte sie jetzt ihre Tante verlassen. Wir waren doch überein gekommen, daß deine Tochter bis zum Tode ihrer Tante bei ihr bleiben sollte, falls sie sich nicht vorher verheiratete." „Und du hofftest, das dies geschehen würde, daß Eva überhaupt nie nach Woltersheim käme," sagte ihr Gatte langsam, mit schwerer Beto nung. Sie zuckte die Achseln. „Es ist nicht zu leugnen, daß dies die beste Lösung der Frage gewesen wäre. Bedenke, welch unliebsames Aufsehen das plötzliche Auftauchen deiner Tochter machen würde. Mer natürlich bin ich auch bereit, sie aufzunehmen. Nur laß mir Zeit, unsere Bekannten vorzubereiten. Und dann wäre es mir lieb, Silvie erst zu verheira ten, ehe ich neue Mutterpsltchten gegen eine heiratsfähige junge Dame übernehme." „Eva ist ja noch jung; sie braucht vorläufig nicht in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Sie müßte sich ohnehin erst hier eingewöhnen und einigen Schliff bekommen." Frau Helene seufzte und schlug die schweren Lider über die Augen. „Das wird überhaupt ein Stück Arbeit für mich werden! Und gerade jetzt bin ich nicht in der Verfassung, solch eine Aufgabe zu über nehmen. Warte doch wenigstens noch ein Jahr. Dann kann man auch die Tante vorbcreiten, daß du ihr Eva nehmen willst. Du darfst nicht vergessen, daß du ihr verpflichtet bist." „Sie sieht es selbst ein, daß Eva bei ihr alle Jugendfreude entbehren muß. AuS ihrem Briese geht sogar deutlich hervor, daß sie erwartet, daß ich das Kind heimhole. Und ich muß dir gestehen, ich habe keine Ruhe mehr, bis ich das Kind hier habe." Sie sah ihn indigniert an. „Aber Rudolf, willst du mich glauben machen, daß du Sehnsucht nach ihr hast? Du sagtest mir doch stets, du habest nichts übrig für das Kind." Er erhob sich seufzend. „Das hast du zu schroff aufgefaßt. Gewiß, ich habe dir gesagt, daß ich ihr nicht nahe kom men kann, daß sie scheu und schüchtern ist und mich kaum ansicht, wenn ich mit ihr rede. Aber schließlich ist das kein Wunder, — wir sind uns eben fremd geworden. Bisher ließ ich sie ruhig dort, weil ick) glaubte, sic fühle sich wohl und verlange nichts anderes. Jetzt weis; ich aber, daß dies nicht der Fall ist, daß sie im Gegen teil die Vernachlässigung empfindet und daß sie sich nach ihren Angehörigen sehnt. Jetzt muß ich sie zu mir nehmen. Lange genug habe ich sie vernachlässigt. Sie kann ja nichts dafür, daß sie das Kind ihrer Mltter ist." Frau Helene sah auf ihre Fingernägel herab. „Nichtsdestoweniger ist es fatal, daß diese Tochter deiner ersten Frau existiert." Er trat vor sie hin. „Helene, — habe ich nicht Silvie wie eine Tochter in mein Haus ausgenommen? Habe ich je bedauert, daß sie existiert?" Sie warf stolz den Kopf zurück. „Ich bitte dich, laß diese Vergleiche," sagte sie schroff. Er trat an das Fenster und starrte schwei gend hinaus. Seine Gattin stützte mißgestimmt und ärgerlich den Kopf in die Hand. Sie war durchaus nicht gewillt, Eva in Woltersheim auf zunehmen und grübelte, wie sie das junge Mäd chen auch weiterhin fernhalten könnte. Ein unbehagliches Schweigen lsg über den Leiden Menschen, die sich trotz siebzehnjähriger Ehe innerlich fremd geblieben waren. In diesem Augenblick stürzte Silvie weinend und vor Empörung außer sich .in das Zimmer und klagte Jutta an, sie eingeschlossen zu haben. Frau von Woltersheim hatte nun jemand, aus den sie ihren Zorn entladen konnte. „Dieses Kind, es wird mich noch in das Grab bringen. Hast du gehört, Rudolf? Was sagst du zu dieser Bosheit. Du nimmst ja Jutta immer noch in Schutz. Nun sage selbst, ist das picht unerhört? Weil sie weiß, daß Silvie ebenfalls gern mit Fritz in den Wald gegangen wäre, schließt sic die Schwester ein fach ein." Herr von Woltersheim hatte sich umge wandt. „Du nimmst eS zu schwer, Helene. Es ist ein dummer Scherz von Jutta, nichts weiter." „Nein, Papa, Jutta sucht eS schon immer zu hintertreiben, daß sich Fritz mit mir be schäftigt," klagte Silvie mit scheinbarer trauriger Sanftmut. „Du glaubst nicht, was ich von ihr auszustehen habe. Sie gönnt eS mir nicht, daß Fritz an meiner Unterhaltung Gefallen findet. Immer will sie der Mittelpunkt von allein sein." Woltersheim hatte seine eigene Ansicht über die Sache. Aber er vermied, so viel er konnte, Juttas Partei gegen Silvie zu nehmen, weil ihm seine Frau dann vorznwcrfcn pflegte, daß er Jutta als seine eigene Tochter natürlich bevor zuge. „Nun, beruhige dich nur, Silvie," sagte er begütigend, „Mama wird Jutta natürlich be strafen. Im übrigen ist cs mir sehr lieb, daß Jutta init Fritz allein in den Wald gegangen ist. Ich habe ihn nämlich beauftragt, Jutta darüber auszuklärcn, daß sie noch eine Schwester hat." Die beiden Damen sahen ihn aus ihren wasserblaueu Augen betroffen an. Sie sahen sich wieder einmal lächerlich ähnlich. „Weiß denn Fritz etwas von Eva?" fragte Frau von Woltersheim unangenehm berührt. „Ja, ich habe ihm vorhin die Eröffnung gemacht. Einmal muß er es doch wissen. Und jetzt wird er eS anch Jutta gesagt haben." Silvie blickte verständnislos ihre Mutter an. Diese gab ihr ein Zeichen zu schweigen. „Das ist sehr voreilig von dir gewesen, Rudolf," sagte sie pikiert. „Jedenfalls wäre eS mir zugekommen, Jutta diese Eröffnung zu machen." „Ich wollte dir eine peinliche Situation ersparen. Von Fritz wird sie es auch leichter nehmen. Er hat eine gute Art, mit ihr fertig zu werden." „Davon habe ich noch nichts gemerkt. Sie zanken sich ja in einem fort. Wer wird über haupt mit diesem Unband fertig?" entgegnete sie scharf. „Fritz kann Jukka nicht ansstehcn," behaup tete Silvie anscheinend mit inniger Befriedi gung. Woltersheim sah sie mit einem eigentüm lichen Blick an. „Ich glaube, du befindest dich einigerinaßen im Irrtum über Fritz," sagte er bedeutungsvoll; und zu seiner Frau gewendet fuhr er fort: „Jedenfalls ist Fritz mit seiner frisch-fröhlichen Art am besten geeignet, Jutta diese Eröffnung beizubringen, daß sie es nicht zu schwer nimmt.* „Mein Gott, — du machst aus Juttas Mei nung eine Staatsaktion," spottete Frau von Wolter-Heim ärgerlich. Ehe ihr Gatte antworten konnte, trat ein Diener ein und überreichte ihm ein Telegramm. Er riß es auf und überflog den Inhalt. Dann reichte er eS seiner Frau. „DaS Schicksal hat selbst über meinen Wunsch entschieden," sagte er ernst. Seine Gattin las mit zusammengezogener Stirn die Depesche: „Tante Klarissa soeben verschieden. Bitte komm zu mir. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Eva." Sie erhob sich brüsk. Die Depesche flattert^ auf den Teppich nieder. H „Dann freilich," sagte sie ärgerlich. „Was ist geschehen?" fragte Silvie neugierig. „Wir werden eine neue Hausgenossin bekom men. Evas Tante ist gestorben," antwortet» ihre Mutter. Silvic schien sehr unangenehm überrascht zu sein. „Kann man sie nicht irgendwo anders unter bringen? Es wird doch nur unnützes Gerede geben," sagte sie abwehrend. „Nein, — sic kommt endlich nach Wolters heim — in ihr Vaterhaus," antwortete ihr Stief vater so scharf, wie er nie zu ihr gesprochen hatte. Auf seiner Stirn lag eine böse Falte, und schnell verließ er das Zimmer. Die beiden Damen sahen sich eine Weile schweigend an. Endlich erhob sich Frau von Woltersheim seufzend. Sie sah ein, daß sie mit ihrer Macht zu Ende war und fügte sich, wenn ai^ch innerlich wütend, ins Unvermeidliche. „Mama, ist denn Lagegeir nichts zu machen?" meinte Silvie verdrießlich. „Nein, — nichts. Der Tod dieser Tante kam mir sehr ungelegen," antwortete ihre Mutter und stieß mit dem Fuß zornig nach der un schuldigen Depesche, daß sie weit inS Zimmer hineinslog. — Als Jutta mit Fritz nachhause kam, erfuhr sie, daß ihr Vater gl-'ch nach Tisch abreisen würde, nm Eva heimzuholen. Außerdem bekam sie eine geharnischte Straf predigt und die übliche Strafarbeit zugemessen. Vom Nachtisch vergaß die Mutter sie im Drang der Ereignisse auszuschließen. Mer Silvie kniff sie vor Zorn so heftig in den Arm, daß am nächsten Tage wieder ein großer blauer Fleck sichtbar wurde. Jutta trug deshalb ein Kleid mit kurzen Aermeln und sah mit bezeichnenden Blicken von dem blauen Fleck zu Silvie hinüber und wieder zurück. (Fortsetzung in der Abendausgabe). r ! feine Krielvsinere.! Mreib-Mensilien::! s füll - feüerlialter:! i feine I-eiienvaren.! MMWM-KWstMW! ?Ml kimgsr, I-SWW, Msritk s s INaüsrne llriuksaliien; s ilnientier >» siie» veilmr! j eigene Monogrsmm- sss fragesnsiait. 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