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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111212022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911121202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911121202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-12
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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L^uflS-Prei- fßr L«tp«l» »»d «,„n, »,rch «k« I«ia«r »»» r»«I «ll»>lch I»» na,» ««d»«ch« *> V. «onatt. L7V Vit. »Umlttdil. V«t ««!««»ß»l>«l«» » >»- »»-»«stelle» -dae-,ll 7» Vs. «o«aU, rcksdu. »t«N«»idki D»rch »», V«llr >»»«r-ald D«»l>chland» und d«r dotlckrn «ul.ni,, »,«n«liahkl. ».« »unatl. llV Vil. «»»jchl. P»ftd«l»<Ua«cd Aernrk t» v«l«t«», Dänrmakl, d«, Dunaukaatrn, 2taU«n. Lureinduiu. 3<I«derla»d« Nor wegen, O«strri«iq. Ungarn. ^»dland, kchw«b«n, Echw«U » kpan««i». 2n all«» lldr«s«n Eioat«n nur d,r«kt durch dt« N«IchSst»I»«ll, »«» Vlait«» «rhLltttch. La» L«t»ug«, ragrdla« «rlch«»m 2 »ei tialtch. 6»na- ». K«»«ttag» na« »arg«»». Ld»an«m«nt»-Annahm«. 2»dauni»»»N« 8^ d«t »»>«»» 1,üg«rn. tztUal«». Sp«dtt«urr» »d vuna-mtsttll«», I»wt« Postämt«rn »ad Vr1«slrag«rn. Si»l«l»«rra»s,pr»t» U) Abend-Ausgabe. MpMer TagMatt s 1« S9L l«Ucht».Ichl»v E . s IS «S2 (N»«t»»Ichl«v «el.-Ä»lchi.!»M Haudeiszeituug. re>.-ZM^>.--» Amtsvkatt -es Rates unö -es Volizeiamtes -er Stadt Leipzig. 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Von LandeSversicherungSassessor Geelmann in Oldenburg i. Gr. Am 1. Januar 1912 tritt daS vierte Buch der Rcichsversicl-criulgsordnung, wclct)cs die Invaliden» und Hintcrbliebenenversicyerung enthält, in Kraft. Die wichtigsten Aenderungen, die die Reichsvcrfiche- rungsordnung auf diesem Gebiete bringt, sind die Kinderzuschüsse und die Hinterbliebenenrenten. Wer hat nun Anspruch auf diese Leistungen? Tie sog. Kinderzuschüsse sind bekanntlich Zu schläge zu der Invalidenrente. Hac nämlich der lEmp- pfänger einer Invalidenrente Kinder unter 15 Jah ren, so erhöht sich die Invalidenrente für jedes dieser Kinder um ein Zel-ntel bi) zum höchstens 1l/.facl>en Betrage. Beträgt beispielsweise die Invalidenrente biSl,er 250 Marr, so erhöht sie sich beim Vorhanden sein von 5 Kindern fortab auf 375 Mark. Tiefe Kinderzuschüsse werden sowohl männlichen als auch weibliclxm Rentenempfängern gewährt. Beziehen beide Ehegatten Invalidenrente, so haben beide An» spruch auf die Kinderzuschüsse. Tie Mutter der Kinder hat, sobald ihr die Invalidenrente gelvährt wird, Anspruch auf die Kinderzuschüsse auch dann, wenn für die Kinder wegen des Todes dcS BaterS Waisenrente gezahlt wird. Irrig wäre eS aber anzunehmen, daß auf diese Kinderzuschüsse nun vorn 1. Januar 1912 ab sofort alle Jnvalidenrentenempfänger Anspruch haben. Tas Gesetz bestimmt nämlich, daß die Kinderznschüsse nur denjenigen Jnvalidenrentenempfängern gewährt wer den, deren dauernde Invalidität nach dem 31. De zember 1911 eingetreten ist oder deren Krankenrente nach diesem Tac^e beginnt. Wer schon früher inva lide geworden ist, erhält die Kinderzuschüsse nicht. Tabei kommt es nicht darauf an, wann der Antrag auf Gewährung der Invalidenrente gestellt ist oder wann die Entscheidung über diesen Antrag gefällt wird. Entscheidend ist vielmehr lediglich, wann die Erwerbsunfähigkeit begonnen hat. Aehnlick liegt die Sache bei den Hinterbliebenen renten. Verstirbt ein Versicherter, der seine Karten in Ordnung gehalten bat, so erhält seine Witwe, sobald sie erwerbsunfähig wird, die Witwenrente. Daß die Witwe selbst Marken geklebt hat, ist nicht erforderlich. Sie erhält die Rente auf Grund für ihren Ehemann geleisteter Beiträge. .Ha' die Witwe selbst die erforderlichen Marken geklebt, io erhält sie beim Tode ilfres ManneS ein einmaliges Witwen geld und ferner die Waisen bei Vollendung deS 15. Lebensjahres eine Waisenaussteuer. Beim Tode des Mannes erhalten ferner seine Kinder bis zum 15. Lebensjahre eine Waisenrente, desgleichen die vaterlosen Kinder, zu denen auch die unehelichen zählen, beim Tode der versicherten Mut ter. In Ausnahmefällen wird auch den Enkeln und dem Witwer die Hinterbliebenenrente gewährt. Tiefe Hinterbliebenenbczüge werden aber keines wegs vom 1. Januar 1912 ab allen diesen Hinter bliebenen gewährt. Keinen Anspruch haben näm lich die Hinterbliebenen solcher Versicherten, welche am 1. Januar 1912 bereits verstorben waren. Tas gleiche gilt für die Hinterbliebenen solcher Ver sicherten, welä>e am 1. Januar 1912 bereits dauernd erwerbsunfähig waren und dann verstorben sind, ohne inzwischen die Erwerbsfähigkeit wieder erlangt zu haben. Bezieht dagegen ein Versicherter am s 1. Januar 1912 nickt die Invalidenrente (für dauernde Erwerbsunfähigkeit), sondern lediglich die Krankenrente (für vorübergehende Erwerbsunfähig keit), und verstirbt er dann später, ohne die Er werbsfähigkeit wieder erlangt zu haben, jo haben die Hinterbliebenen Ansprüche auf die Hinterbliebenen fürsorge. Ansprüche aus Gewährung der Hinterbliebenen bezüge sind bei der unteren Verwaltungsbehörde (Landrat, Bürgermeister, Amt usw.) anzumeldcn, sobald die neuen Versickerungsämter errichtet sind, bei diesen. Wer seinen Anspruch nicht anmcldet, er hält keine Rente, denn die Versicherungsanstalt er fährt sonst nichts davon, ob ein Versicherter verstirbt, oder ob er fürsorgeberechtigte Angehörige hat. Tie Folge von der Einführung der Hinterbliv» denen Versichrung ist, daß die Beitragserstattung auf hört, und zwar die BeitragSersrattung an heiratend« Personen ohne weiteres mit dem 1. Januar 1912, während die BeitragSerstattung in Todesfällen, in denjenigen Fällen, in denen der Tod vor dem 1. Ja nuar 1912 eingetreten ist, noch fortgesetzt wird. Die Hinterbliebenenrenten sind zunächst nur ge ring, doch steigen sie im Laufe der Jahre. Da sie ebenso nne die Invalidenrenten sich nach der Zahl und Höh« der geleisteten Beiträge richten, haben die Versicherten noch mehr Anlaß als bisher, dafür zu sorgen, daß einmal für jede Kalenderwoche eine Marke geklebt wird und vor allem, daß höhere Marken, als diejenigen, die das Gesetz al» Mindest satz verlangt, verwendet werden. Wer nur das ver langte Mindestmaß an Beiträgen leistet, darf sich nicht wundern, wenn die Höhe der Renten eine un befriedigende ist und bleibt. 4. Generslverlsmmlung ües Vereins tür /rsuenMmmrecht. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Berlin, 11. Dezember. Die IV. ordentliche Generalversammlung des Preußischen Landesvereins für Frauenstimmrecht wurde hier mit einer nichtöffent lichen Sitzung des Vorstandes und Beirates im „Hotel Atlas" eröffnet. In der darauffolgenden öffentlichen Sitzung begrüßte dre Vorsitzende Frau Minna Ca ue r di« Delegierten, worauf dre Wahl der Mandat- und der Wahlprüfungskommiffion vorgenommen wurde. Der von der Schriftführerin Frau Toni Breit- scheid erstattete Geschäftsbericht besagt, daß der Landesverein zurzeit 12 Pro - vinzialoereine mit über 40 Ortsgruppen um faßt. und die Mitglicderzahl um ca. 1000 gegen das Vorjahr gestiegen ist. Im wesentlichen befaßt sich der GeschäftsvericÄ mit Fragen der Organisation. Der Bericht über die Hamburger Haupttaguna löst« eine längere Debatte aus. — Nack dem von Frau Lud- wigs vorgetragenen Kassenbericht ist die finanziell« Lag« d«s Landesvereins «in« sehr günstige, so daß aus dem Propaganda-Fond, über den Frau Lauer berichtete, in einem Jahre rund 5500 Mark zur Gründung von Ortsgruppen für Zuschüsse sowie zur Herausgabe von Broschüren usw. verwendet werden konnten. — Es folgten sodann weitere ge schäftliche Beratungen. lieber Propaganda bei den Neichstagswahlen referierte Frau Dzialoszynski. Das Referat gipfelte in einer Aufforderung an di« Ortsgruppen und Provinzialvereine, in eine stärkere Propaganda für das Gemeindewahlrecht der Frau «in- zutreten, um auf diese Weise Einfluß auf die Reichs tags- und Lanotagswahlen erlangen zu können. — Der Vorstand beantragte die Veranstaltung einer Enquete unter den Abgeordneten des demnächst zu wählenden Reichstages unter Zugrunde» legung einer Reihe von Fragen, welche sich nut der Gewährung des aktiven und passiven Ge meindewahlrechts an Frauen, der Zulassung von Frauen zu kommunalen Aemtern, der Gewährung des aktiven Landtags- und Reichstags wahlrechtes sowie der aktiven und pas siven Wahlberechtigung der Frauen zum Schöffen, und Eeschworenenamt, zu den Handels-, Gewerbe-, Handwerks- und Landwirtschaftskammern sowie zu den Kaufmannsgerichten befassen. Nachdem eine Reihe von Anträgen der Provin zial- und Ortsgruppen betreffend Satzungsänderun gen usw. erledigt waren, faßte di« Generalversamm lung den Beschloß, die nächstjährige Generalversamm lung in Dortmund abzuhalten. Ferner fand der Antrag Breitscheid Annahme, daß die Generalversammlung beschließen solle, di« Provinzial vereine nachdrücklich auf den Beschluß der vorjährigen Generalversammlung b«tr. die Tätigkeit des Presse komitees hinzuw«isen und den Vorstand zu bitten, Er wägungen darüber anzustellen, ob eine gegen Besol dung zu schaffende Prcßzentrate die Presse mit leicht faßlichen Artikeln über die Frauenstimmrechtsbewe- aung versorgen könne. — Die Ortsgruppe Charlotten- bürg hatte di« Herausgabe eines Flugblattes ange regt, das sich speziell an die Hausfrauen und Mütter wenden soll. In dem Flugblatt soll daraus hingewiesen werden, daß heute nur die Männer «in Reckt über das Kind besitzen, allein dessen religiös« Eniehung bestimmen und ebenso allein über Gesetze Beschluß fassen, die auch kür die Frauen von höchster Wichtigkeit sind. Das Flugblatt schließt mit dem Hinweis auf die Bedeutung der Teilnahme der Frauen an der Gesetzgebung. — Der Antrag Char- lottenburg als solcher wurde angenommen, der vor- aelegt« Entwurf des Flugblattes wird der Dorstands- fchast als Material überwiesen. — Ferner wurde die beschleunigt« Ausgabe von Flugblättern zur bevor stehenden Reichstagswahl an alle Provinzialvereine beschloßen. An die Tagung schloß sich eine öffentliche Volks versammlung, in welcher Camilla Iellinck. Maria Lischnemska und Toni Br« itscheid üb^r die „Forderungen der Frau an den neuen Reichstag" sprachen. Direktor v. Gwinner über ü!e BLgüaübsbn. Im Sitzungssaale des preußischen Herrenhauses hielt gestern abend der Direktor der Deut schen Bank, Herr v. Gwinner, vor dem Kaiser einen Vortrag über die Bagdad bahn. Tie Einladungen hatte der Präsident des Herrenhauses, Freiherr von Manteuffel, erlassen, und sie waren an die Spitzen der Reichs- und StaatS- sowie der Kommunalbehörden Berlins, ferner an das Offtzierkorps, zumal den Gcneralstab sowie an die führenden Männer der Finanz- und Handclswelt er gangen. Herr v. Gwinner schilderte in seinem Vor trage die Geschichte der Bagdadbahn vom Auftauchen der Idee an. Pietätvoll feierte er seinen großen Vorgänger Herrn v. Siemens, alS er dann aus die Finanzierung des Projetces zu sprechen kam. Nicht ohne Absicht betonte hierbei Herr v. Gwinner, daß die Bagdadbahn ein türkisches unternehmen sei, das deutsches Kapital nur finan ziert habe. Lebhafte Heiterkeit, in die auch der Kaiser einstimmte, erregte der Vortragende, als er bei dieser Phase in der Gescisichte der Bagdadbahn erzählte, Ivie die Franzosen bezüglich der Geldbeschaf fung sieaesgcwiß erklärten: „Kerl io ne pvnr pas." Aber Berlin habe bewiesen, daß es könne! Nur mit 30 vom Hundert sei die französische Bank welt an dem Unternehmen beteiligt, dessen Durch führung eine halbe Milliarde Mark er fordere. Und von dieser Riesensumme sind 300 Mil» lionen Mark bereits gezahlt. Nack dieser Vorgeschichte des Bapubnucs Wandt sick der Vortragende der Bahn selbst zu. Ter Saal wurde verfinstert, und nun führte Herr v Gwinner sein Auditorium an der Hand zahlreicher Licht bilder die Terrasse entlang, Nne sie teils fertig, teils im Gau, teils erst aus dem Papier in Entwürfen vorhanden ist. Zugleich machte er mit Land und Leuten bekannt. Herr v. Gwin- ner hatte sich jeder politischen Andeu tung während seiner fast 1»/,stündigen Vortrages enthalten. Er kennzeichnete das Unterneh men, das er einmal das „Rückgrat des Os manischen Reiches" nannte, lediglich in seiner wirtschaftlichen Bedeutung und hatte es mit Zu hilfenahme der Lichtbilder in seinen baulichen Einzel» hciten und unter Berücksichtigung der geographischen und ethnographischen Verhältnisse vorgeführt Nack dem Vortrag zog ihn der Kaiser in ein längeres Gespräch, das sich auf Einzelheiten des soevcn Gehörten bezog. Auch mit den am Bau der Bahn tätigen Herren Baurat Ritter und Re- gierungSrat Riese unterhielt er sich längere Zeit Viel bemerkt wurde die eingehende Unterredung, dic der Monarch mit dem türkischen Botschafter hatte, wobei er Admiral v. Hollmann mit in die Unterhaltung zog. Ter Kaiser, der um.6 Uhr erschienen war, verließ erst um 8 Uhr das Herren haus. Belrstsvtzung üer ZentrMelle Mr Dolksmokllskrt. Dieser Tage fand die diesjährige Deiratssitzung der Zentralstelle für Volkswohlfahrt im Landeshause der Provinz Brandenburg, unter Beteiligung von Vertretern der Zentralbehörden des Reichs und der Bundesstaaten statt. Auf der Tagesordnung stand die Weiterberatung der Frage der Berufs- erziehung und des Lehrlingswesens. Von der zuständigen Fachkommission der Zentralstelle war unter Mitwirkung von Vertretern von Handels kammern, Handwerkskammern, industriellen Fach verbänden des Deutschen Handwerks- und Eewerbe- kammertages und des Deutschen Handelstagcs ein Entwurf von Leitsätzen uusgearbeitet worden, der dem Beirat als Grundlage für die Be ratungen diente. Die Leitsätze wurden mit einigen Abänderungen genehmigt. Es wird darin eine planmäßige umfaßende Förderung der Berufs erziehung des gewerblichen Nachwuchses gefordert. Gegenüber den vereinzelt hervorgetretenen Be strebungen, die Ausbildung des gewerblichen Nach wuchses in Lehrwerkstätten und Fachschulen zu ver- legen, stellte sich die Versammlung auf den Stand punkt, daß nach wie vor die Arbeitsstätte als Hauptfaktor der Berufserziehung gelten müsse. Es wurde dem Wunsch« Ausdruck gegeben, daß die in Frage kommenden Vertretungen von Handwerk. Industrie und Handel der Ausbildung ihres fachlichen Nachwuchses größere Aufmerksam keit zuwendcn und kein Mittel unversucht laßen möchten^ damit die Ausbildung in der Arbeitsstätte möglichst planmäßig und umfaßend sich gestalte. Die Fortbildungsschule solle die Ausbildung der Der Giftmischer. Krtminolgefchichte von Hans Hyan. 131 (Nachdruck verboten.) „Und jene merkwürdige, unsinnige, abnorme Veränderung," fuhr der Untersuchungsrichter fort, „geht plötzlich In Ihrem Gehirn vor sich, die das Unmögliche für möglich, das Verbotene für er laubt und daS Verbrechen für eine im eigensten Interesse notwendige Tat ansieht ... Ein un bemerkter Augenblick! Sie tun daS Zyankali in den Wein! . . . Wie der Onkel getrunken hat und tot umsinkt, da berauben Sie ihn, und geben ihm, klug wie Sie sind, allerdings etwas zu klug, Ihre Karte in die Hand, um das wahrscheinlich sofort ersonnene Märchen mit dem indischen Pro fessor glaublicher zu machen". . . Während der Untersuchungsrichter sich immer mehr in seine Darstellung der Tat hineinredete, als könne so seine Energie und geistige Kraft dem andern ein Geständnis abnötigen, schien eS fast, als übertrage sich wirklich das rednerische Feuer des Juristen auf den Jnquirierten. Er hatte sich aus seiner müden Haltung ein wenig auf gerichtet, seine Züge drückten ein erwachendes Verständnis, aber auch einen stummen Trotz, ja selbst eine Art von finsterer Ueberlegenheit aus... Plötzlich sagte er mit lauter Stimme: „Und die Flaschen?" Der Jurist schrak ordentlich zusammen. Er war «ine Weile aanz stille. Aber man sah ihm den Aerger an, so rasch und vollkommen durch schaut zu sein in seinen Ueberrumpelungsplänen. Doch zu stolz und -u gescheit, sich und seine wahre Meinung weiter zu verstecken, sagte er: „Ja, allerdings, die Flaschen, die konnten Sie nicht so ganz ahnungslos mitbringen. . . dazu mußten Sie sich schon vorher mit der Idee ein bißchen beschäftigt haben! . . . Llber ich freue mich, wie Sie trotz Ihrer scheinbaren Teilnahms losigkeit auf dem Quivive sind! . . . Ich hatte schon Angst, daß Ihnen die Verhöre allzu hart zusetzten. . . Nun, ich sehe jetzt, daß Sie der Sache gewachsen sind! In der Tat, Sie besitzen genug Geistesgegenwart! Und es kann mich gar nicht mal so sehr wundern, daß Sie sofort an die Flasche mit dem vergifteten Wein gedacht haben. Die war ja die Hauptsache bei der ganzen Affäre!" . . . Er schwieg, drückte wieder auf den Klingel knopf und gab dem eintretenden Gertchtsdiener abermals eine Weisung. Dann begann er, den Angeklagten scharf fixierend, von neuem: „Ich werde Sie jetzt mit jemand konfrontie ren, Bolesku, den Sie gewiß nicht ungern sehen werden." Den Angeschuldigten, der sich tiefer vorn über bog, überrann — das sah man deutlich — ein Schauder. . . „Sie können sich'S wohl schon denken, wen ich meine," fuhr der Richter fort, „Sie sollen Ihre Braut sehen!". . . Heinz Bolesku sagte nichts, aber seine Er schütterung war so heftig, daß der Rücken ihm wie im Krampfe zuckte. „Fräulein Mirbach hat gleich am Tage nach Ihrer Verhaftung ein Gesuch eingereicht, daß sie Sie sehen wollte, Bolesku. . . Das Gericht hat das Fräulein aber bisher abschlägig bescheiden müssen, weil Kollusions-, das heißt Verdunk- lungSgefahr vorlag . . . Auch war ja vorerst gar nicht abzusehen, um was für einen Charakter es sich bei der Dame handelte und ob sie nicht für die Tat als Mitschuldige in Betracht kam... Wie ruhig und vorsichtig die Behörde bei der Prüfung solcher Verdacktsgründe vorgeht, das mögen Sie daraus ersehen, daß von einer Ver haftung der jungen Dame, gegen die vom pro zessualen Standpunkte nicht daS geringste ein zuwenden gewesen wäre, abgesehen worden ist"... Dr. Beberle räusperte sich ein bißchen. Er hatte vielleicht selbst die Empfindung, daß diese „Gründe" nicht sehr viel Ueberzeugenoes besaßen. Bei der Erwähnung einer möglichen Verhaftung seiner Braut war Heinz Bolesku zusammengczuckt. Es war, als presse ihm eine harte Faust das Herz in der Brust. . . Also hatte sie ihn doch nicht verraten? . . . Hatte sich nicht, wie er in jammernder Verzweiflung geglaubt, wie die an dern alle von ihni abgewandt! . . . Sie hielt ihn nicht für einen Mörder! . . . Sie hatte sich be müht, zu ihm zu kommen, ihn zu sehen, zu trösten! . . . Wie mochte daS arme Herz sich gebangt haben vor den verschlossenen Gefängnistoren! . . . Und ihre schönen blauen Augen, wieviel Tränen hatte sie wohl vergossen bei der vergeblichen Mühe, ihm zu helfen! ... Es war, als schien die Sonne auf einmal noch Heller, als strömte neues Blut in die Adern des Gefangenen, der sich nun mit einem Freudenschimmer auf dem blassen Ge sicht umwandte, als die Tür hinter seinem Rücken ging. Zögernd erhob er sich. DaS blonde Mädchen stand an der Tür und sing laut an zu weinen. „Heinz," sagte sie unter Schluchzen, „mein Heinz!" Dr. Beberle war kein böser Mensch. Nur batte er seit Jahren daS Amt eines Unter suchungsrichters inne und war von einer einmal gefaßten Meinung schwer abzubringen. Er hielt Heinz Bolesku für den Mörder seines Onkels und als Vertreter der Gerechtigkeit konnte er nicht anders, als mit allen Künsten der Rechtspflege gegen ihn vorgehen . . . Trotzdem, und das war ihm selbst nicht io ganz erklärlich, konnte er sich einer gewissen Anteilnahme am Geschick diese- Menschen nickt entschlagen. Er tat ihm fast leid, soweit ein so schwerer Gesetzesverbrecher «en Mit leid erregen kann? . . . Llver daS Mädchen hatte sein aufrichtiges Mitgefühl! . . . Diesem armen Geschöpf, dessen reines Herz und lautere- Lmp- inden er in mehreren Verhören erkknnt hatte, hr wäre er gern in jeder Weise helfend beiae- prungcn. Ihre Schönheit war dabei absolut nicht ausschlaggebend. Dr. Beberle gehörte zu jenen idealen Juristen, die den kunstvollen, Jahr tausende alten Aufbau der Paragraphen <tlS etwa- unendlich Hohes betrachten, die nur dem „Recht" zum Siege verhelfen wollen und dabei jedes an dere Interesse hintenansetzen, und die al- R^n« schen warmherzig, nobel und hilfsbereit sind . . . Sie wären vollkommen, wenn der menschlichen Erkenntnis an sich nicht gar so enge Grenzen gesteckt wären. . . „Sie dürfen sich ruhig begrüßen," sagte der Untersuchungsrichter, der an den kleinen Neben- tisch ging, zu seinem Protokollanten, mit dem er, offenbar um die Liebenden nicht zu stören, eine leise Unterhaltung führte. Grete war aus Zehenspitzen, wie um da strenge Schweigen des Raumes nicht zu brechen, näher gekommen. Sie legte ihre Arme um die Smultern deS gebeugt Dastehenden und sagte flüsternd: „Mein armer, lieber Bubi".... Er wollte reden, brachte aber noch keine Silbe hervor, nur feine Augen sprachen, eindringlich und verständlich. Sie sagten: .Mie. gut ist es, daß du endlich kommst! . . . Ick hatt's nicht länger auSgehalten l«. « Liebst du mich denn auch stoch?". . . Ihre Antwort war ein lang«, inniger Kuß. Da wandte sich Dr. Beberle um, lächelte und neigte zu dem Mädchen gewendet den Kopf. „Nun bitte, Fräulein Mirbach, setzen Sie sich mal dahin! . . . So. . . Sie, Angeklagter, wie der auf Ihren Platz! . . . Guttz . . . Er schwieg eine Weile, am grünbehangenen Tisch stehend. Dann ging er herum an seinen Platz, fetzte sich und fvagter „Sie wissen «ms den früheren verhören, Fräulein, und auch wohl von Ihrem Anwalt, Herrn Rechtsanwalt Gchwandtner, baß eine große Menge DerdacktSgründe dafür sprechen, daß Ihr Bräutigam seinen Onkel, den Rom« Steffen Jadenbruch, vergiftet hat?" Grete nickte mtt feucht« Luge» „sa*. „ES ist da besonder» ein Punk^ der sehr gegen den Angeklagte« spricht, da- ist die Zeit, m der der Mott» bogaug« ist*. «« sFortsetzuNO kN IkGWtMU-GtteJ
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