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Vrllsge. Mittwoch, S. vezemvrr l9ll. Leipziger Tsgeblan. m. 338. los. Iattroono. «US Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 6. Dezember. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeewetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 7. Dezember 1911. Südostwinde, teilweise Aufheiterung, sonst neblig, etwa» kälter, vorwiegend trocken. Döhlberg: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern. Fichtelberg: Nacht» schwacher Nebel, gut« Schlittenbahn bis Oberwiesenthal, starker, anhaltender Reif, Bäume stark mit Rauhfrost behangen. * Da» Museum der bildenden Künste zu Leipzig erwarb durch Schenkung des Herrn Hofrat Dr. Tredner hier eine Bronzestatuette des verstorbenen Baurates Arwed Roßbach, dessen Andenken in Leipzig durch viele architektonische Schöpfungen weiterlebt, ausgeführt von dem Bildhauer Adolf Lehnert. * Der neue Leiter der Landwirtschaftlichen Ber- suchsstation. Der ordentliche Professor der Agrikul turchemie an der Universität Breslau Dr. Theodor Pfeiffer hat einen Ruf als Leiter der Königlichen Landwirtschaftlichen Versuchsstation in Möckern bei L e ipzi g erhalten. Er wirkt als Nachfolger von Professor O. Kellner. — Professor Pfeifer wurde geboren am 2. Mai 1856 in Bremen (verheiratet in zweiter Ehe seit 1895 mit Marie, geb. Merkel), be achte das Gymnasium feiner Vaterstadt, später das Realgymnasium in Kassel, war zwei Jahre in der landwirtschaftlichen Praxi» tätig, ging dann zum Studium der Landwirtschaft und Naturwissenschaf ten nach Göttingen und Berlin und promovierte 1881 in Güttingen. Hier war er bis 1887 als Assistent tätig, havilitierte sich 1885 für Agrikulturchemie, wurde 1887 Vorsteher der landwirtschaftlichen Kon trollstation in Göttingen, kam 1891 als Agrikultur chemiker der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft nach Berlin, wurde 1892 außerordentlicher Professor in Jena und siedelte 1900 als ordentlicher Professor und Direktor de» agrikulturchemischen und bakteriologi schen Institut» an der Universität nach Breslau über. Er ist der Verfasser zahlreicher Arbeiten auf dem Ge biet« der Tier- und Pflanzenernährungslehre. —k. V«rsa»otte» von der Verwaltung der direkten Steuern, verseht: Bezirkssteuersekretär Hennig von Schwarzenberg zur Bezirkssteuereinnahme Leipzig. Bureauassistent Schüller bei der kreis- steuerrätlichen Kanzlei in Leipzig zur Bezirkssteuer, einnahm« daselbst, Bureauassistent Heinrich von Leipzig als Bezirkssteuersekretär nach Schwarzenberg und Expedient Gehlert von Zwickau zum Äureau- ainstenten bei d«r kreissteuerrätlichen Kanzlei in Leipzig. Ernannt: Bezirkssteuersekretär Roch in Leipzig zum Bezirkssteuerinspektor in Großenhain. 1. Universttätsnachrichten. Prof. Dr. phil. Felix Löhnis wird seine Antrittsvorlesung als außer- ordentlicher Professor der philosophischen Fakultät zu Leipzig Sonnabeno, den 9. Dezember 1911, mittags 12 Uhr in der Aula der Universität über das Thema: „Bakteriologie und Landwirtschaitswisienschast" halten. — Der Akademische Bismarck-Bund ladet alle Kommilitonen zu seinem heute abend 8'/,Ubr im Saale des Restaurant „Thalia" (Elsterstraße 42> stattfinden- den Vortragsabend ein. an dem der Redakteur des Organ« der deutichen Modernisten „Das Neue Jahr« hundert" Herr Dr. PH. Funk-München über das Thema „Die ultramontanen Bestrebungen im Katho- lizismus" sprechen wird. * Di« Eröffnung de» Stadtgeschichtlich«« Museums im Alten Rathau» findet am Montag, den 11. Dezem- brr, statt. * Neue sächsische Banknoten. Die Sächsische Bank zu Dresden wird in nächster Zeit neue Banknoten zu 100 und 500 ausgeben. Die neuen Noten sind in Druck, Farbe, Wasserzeichen und Größe den im Umlaufe befindlichen gleich. Abweichend von diesen tragen sie jedoch Aussteller. Datum und die fakfimi- lierten Unterschriften des Reichskommissar» und der Direktoren. * Jubiläum. Der Eisenhobler Fraiy Müller in L.-Lindenan begeht morgen da« Jubiläum 2üjährt- ger Tätigkeit in der Spezialfabrn für Säge- und Holzbearbeitungsmaschinen von E. Kießling ch To. in L.-Plagwitz, Weißenfelser Str. 69/71. * Di« Schnellzugsverbindnuge« Leipzig» mit Dresden und Themnitz. Die Klagen über die un günstigen Schnellzugsverbindungen zwischen Dres den und Leipzig und Chemnitz und Leipzig während der Nachmittagsstunden haben den Rat derEtadtLeipzig veranlaßt, das Finanz- Ministerium um Behebung der bestehenden Mängel zu bitten. Es handelt sich um die Um- Wandlung de» 2,25 Uhr von Dresden abgehenden Zuges in einen Eilzug, sowie die Einfügung eine» Schnell- oder Eilzugs ab Themnitz während der Ver- kehrspause von 8,24 Uhr bis 7,55 Uhr. * Katholische Schulvorstandswahl. Aus Anlaß der am 18. d. M. stattfindenden Neuwahl des katholischen Schulvorstandes findet am Freitag, den 8. d. M., abends ^9 Uhr. im Saale des Eesellenhauses in der Wiesenstraße 23 eine öffentliche Versammlung statt, wozu alle katholischen Hausväter in Leipzig erngela« den werden. Der vorbereitende Ausschuß wird Be- richt erstatten, die zu wählenden Kandidaten Vor schlägen und endgültig feststellen. * Spra.l lehrerinnen-Seminar des Teichmannschen Töchter-Instituts. Zu den im November d. I. in Dresden abgehaltenen Staatsprüfungen für Lehre- rinnen der englischen und französischen Sprache hatten sich sieben Seminaristinnen gemeldet. Sämt liche jungen Damen haben nunmehr das Examen wohl bestanden und die Befähigung zum Unterricht an Mädchenschulen sowie zum Besuche akademischer Vorlesungen erlangt. — Die Gründung der Ortsgruppe Leipzig der Deutschen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft wurde gestern im Kaufmännischen Vereinshause vollzogen und mit ihr die Wahl de» Vorsitzenden in der Per son des Herrn Professor Dr. Stemroth vorgenom men. Außerdem ist Herr Geheimrat Professor Wilhelm Ostwald rum Ehrenvorsitzenden er nannt. Aus einer ganz losen Bereinigung hat sich die Hauptgesellschaft seit den zwer Jahren ihres Äe- stehens in einen eingetragenen Verein, dem zahl reiche namhafte Professoren, Schulmänner usw. an gehören. umaewandelt und zu einem festen, von rund 15000 Mitgliedern gebildeten Bund gestaltet. Ihr Zweck ist, ezcakte naturwissenschaftliche Kennt nisse in weite Krerje hineinzutragen und zugleich den Naturschutz zu fördern. Auch die Ortsgruppe Leipzig chließt sich diesen Bestrebungen an, wobei sie in eine este Verbindung mit der hier bestehenden Natur- orschendsn Gesellschaft zu treten gedenkt. * Das Erdbeben vom 18. November 1911 be handelte gestern abend Herr Dr. Erwin Scheu in einem von der Deutschen naturwissenschaft lichen Gesellschaft im Saale des Kaufmännischen Vereinshaujes veranstalteten Lichtbildervortrage. Wie Redner ausführte, ist das jüngste süddeutsche Erdbeben nicht das erste an dieser Stelle, wohl aber eins der größten am Fuße der schwäbischen Alb ge- wesen und hat. weit verbreitet, nicht nur Tübingen, die Hohenzollern, Hechingen, Balingen, Ebingen, Ulm, Heidenheim usw. in einer 100 Kilometer langen und 50 Kilometer breiten Ellipse in das Bereich der Erschütterung gezogen, sondern sich zugleich in der Nordschweiz, am Bodensee noch durch 7 bis 8 Teile der zehnteiligen Messungsskala stark bemerkbar ge macht. Es ist eine ganz eigentümliche Erscheinung, daß das Beben aus große Strecken nicht abgenommen, sondern sich bi» 500 Kilometer verbreitet hat. So müssen wir im Vergleich mit anderen Erdbeben saaen, daß wir, wenn auch die Stärke des Beben relativ gering gewesen, in Süddeutschland ein Weit beben zu verzeichnen hatten. Dabei kamen im Schüttergebiet durch die Bewegung lokale Er- Höhungen und Verschiebungen einzelner Blöcke vor. Redner wies dann auf die primären und die Folgeerscheinungen der Erdbeben hin, aus eine ge- wisse Gesetzmäftigkeit in ihrer in Ellipsenform zu bemerkenden Ausbreitung und auf die verschie denen Phasen ihrer Bewegungen. In Süddeutschland ist eine ganze Fläche in Bewegung, in Erschütterung gebracht worden. Es erscheint wahrscheinlich, daß hierbei die Alpen auf die „schwäbische Tafel" drückten und damit einen Ausgleich mit dem bestehenden Drucke schafften. Das sind nur Nachklänge alter Ge birgsbildungen. Wir können überzeugt sein, daß keine großen Erdbeben nach dieser Richtung hin be kannt wurden. Die bange Frage, ob wir auch von solchen Gefahren bedroht sind, wird sich also be ruhigend lösen lasten. Im allgemeinen sind Erdbeben wert verbreitet. Sie wissenschaftlich genauer zu studieren, dazu dient heute ein dichtes Netz von gut ausgerüsteten Stationen. * Der Leipziger Mieterverein hielt am Dienstag abend eine gut besuchte Mitgliederversammlung im „Mariengarten" ab, in der zunächst Rechtsanwalt M. Breit einen Vortrag hielt, dem er das Thema: „Aus der Praxis des Mietrechts" zugrunde legte. Der Redner führte die Hörer direkt in die Praxis ein. erklärte ihnen zunächst das Wesen des Mietvertrages, sowie einige Fälle, die sich aus Streitigkeiten zwischen den Parteien ergeben hatten. Weiter besprach er die Zahlung des Miets zinses und die Folgen einer etwa unerheblichen Versäumnis, es kam dann das Waschhaus an die Reihe, ferner die Oefen, der Hof usw., kurz der Redner gab so viele interessante Beispiele aus Prozessen, die geführt wurden, daß den Hörern viel Neues geboten wurde. Der Vortrag wurde mit vielem Beifall ausgenommen. An den Vortrag knüpfte sich eine kurze Aussprache. Einen zweiten Vortrag hielt dann Schriftsteller O. Meisig eier über das Thema: „Dachwohnungen und vier teilige Etagen." Der Redner führte aus, daß der Mieterverein sich bereits mehrfach mit dieser Frage beschäftigt habe. Die Ablehnung des städti schen Hypothekenamts und die erweiterte Zulassung von Dachwohnungen in Eckgrundstücken habe eine erneute Eingabe des Mietervereins notwendig ge- macht. Dann gab der Redner die Gründe kund, die den Verein zu der Eingabe veranlaßt haben. Er kam zu dem Schluß, daß die Dachwohnungen aus den verschiedensten Gründen viel minderwertiger sind als die Etagenwohnungen. Genau diefelben Bedenken sprechen gegen die Einführung der vier teiligen Wohnungen. Deshalb hat sich der Verein gegen die Schaffung der Dachwohnungen und vier teiligen Etagen ausgesprochen. Auch dieser Vortrag wurde mit vielem Beifall ausgenommen und in einer Diskussion besprochen. Unter Vereinsangelegen heiten wurde beschlossen, den Titel der Leipziger Mieterzeitung in „Leipziger Mieter- und Baugenosjen- Zeitung" zu verändern. Bezüglich des 30. Stiftungs festes wurde beschloßen, dieses in größerem Umfange Ende Februar oder Anfang März zu feiern. * Wohltätigkritssest. Es sei nochmals auf das zum Besten einer Weihnachtsbescherung für diesen Donnerstag, den 7. Dezember, abends 8 Uhr, statt findende Wohltätigkeitssest bingewiesen. Die Schüler der V. Realschule werden durch Gesänge, Orchester vorträge und turnerische Aufführungen zum Gelingen der Veranstaltung ihr Bestes bieten, wie auch Frau Martha Schneider durch den Gesang mehrerer Lieder di« Zuhörer erfreuen wird. Für das durch Berufs- »slimten verhinderte Fräulein Schwerdt hat das Mitglied des Schauspielhauses, Fräulein Franziska Koch, den Vortrag von Rezitationen übernommen. Berichtigend sei noch bemerkt, daß die Veranstaltung nicht in der V. Realschule, sondern im Großen Saale de» „Albertgarten", Zwetnaundorfer Straße, statt findet. Programm« sind in der Kirchenexpedition, Karl-Krause-Straße 1i> pt., und abends am Ein gänge des Saales erhältlich. * Tätigkeit der Leipziger Wach- und Schließgesell schaft. Dom 1. bis 30. November wurden von de« Beamten der Wach- und Schlieszgesellschast: 1l Ge schäfte unverschlossen vorgefunden und durch Bena-- richtigung der Inhaber daS Schließen veranlaßt; 5 Wohnungen offen vorgefunden und in gleicher Weise für Verschluß gesorgt; 5 Schaukasten offen gefunden und der Inhalt gesickert bzw. die Besitzer sofort benachrichtigt; 34 Wasser,cl)äden, 9 Material schäden, 3 Maschincndefekte, 8 Feuer verhindert; 3 offene nicht brennende Gasleitungen vorgefunden und zugcdreht; 98mal Liclzt — teilweise offenes Petroleum- oder Kerzenlicht — in gefahrvoller Um- gebung brennend gefunden und sofort gelöscht bzw Löschen veranlaßt: l03mal Treppenlicht brennend angetroffcn und das Löschen veranlaßt; 2 Geld schränke offen gefunden und die Besitzer benachrich tigt; 57 losgerissene Pferde angezäumt und 34 in gefährlicher Lage befindliche befreit: 96 versehent lich stcckenaebliebene Schüssel den Abonnenten über geben, 856 offene Haustüren angetroffen uird da» Schließen veranlaßt bzw. selbst verschlossen; 60 offene Fenster — teilweise im Erdgeschoß gelegen — vor gefunden und geschlossen bzw. das Schließen ver anlaßt; 6 fremde Personen aus Grundstücken ge wiesen: 6 Verdächtige der Wache übergeben; 1 Kran keil Hilfe geleistet. <1. Aus dem Leipziger vuchdruckaewerbe. Der Verein Leipziger Buchdruckererbefitzer hielt unter der Leitung des Vorsitzenden Haberland eine außer- oibentliche Hauptversammlung ab. in der zunächst der Tarifkreisvertreter Thal acker einen aus führlichen Bericht über den neuen Lohntarif erstattete. Der Redner begründete di« notwendig gewordenen Bewklligungen; er besprach andererseits die erreichten Zugeständnisse und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Buchdruckereibesitzer die im Hin blick aus die Verteuerung der Lebenshaltung durch den neuen Lohntarif auserlegt« Mehrbelastung als unvermeidlich änsehen würden. Die Versammelten dankten dem Berichterstatter, wie den übrigen Leip ziger Vertretern, für ihre bei den vievzchntägigen Tarisvechandlungen geleistete Arbeit. Der zweit« Punkt der Tagesordnung, die Ein- und Durchfüh- rung des neuen BuchdruckPreistarifs, gchb Anlaß zu einer längeren Aussprache. Dabei wuä»e von allen Rednern betont, daß bei Neuberechnungen die Sähe des ivouen Pveistarif» zugrunde gelegt und im übrigen die Lohnerhöhung durch eine entsprechende Steigerung der Preis« der laufenden Arbeiten wieder hereingebracht werden sollten. Die Versammelten stimmten einstimmig einer Resolution zu, in der di« Druckereien aus gegenseitigen Schutz des Besitz, stande » verpflichtet wurden. Die in d«r Versamm- lung Anwesenden verpflichteten sich durch ihre Un terschrift zur Einhaltung der Resolution und be schlossen, die Unterschriften der übrigen Firmen un verzüglich einzuholen. Ferner soll von der Preis- geschäftsstelle ein Rundschreiben an die Kundschaft versendet werden, in dem diese von den am 1. Ja nuar 1912 eintretenden Preiserhöhungen in Kenntnis gesetzt wird. * Zur Tarifrevifion der Vuchhändler-Markthelfer Leipzig». Die im Buchhandel beschäftigten Markt helfer nahmen in einer am Dienstag im „Pantheon" abgehaltenen, stark besuchten Versammlung den Be richt über den Stand der Bewegung entgegen. Nach dem Bericht haben die Arbeiter dieses Berufes vor einiger Zeit durch ihre Organisationsleitung an di« Prinzipale das Ersuchen um eine zehnprozentiae Lohnerhöhung richten lassen. Don einer Reihe Firmen sei auch die Forderung als be- rechtigt anerkannt und zum Teil gewährt worden. Die Firmen jedoch, welche dem Leipziger Buchhändler. Wir rriuchen, die RätiellSsungen auf einer Po karte eiuziüchickrn. Wird ei» Briefumichlog verwendet, so ist er äußerlich al» „Rätfellösong" zu keuuzeichueri. Quittung ist bei der Abholung de» Gewinne» vorzuzeigen. zur die kleine Welt Sammelmappeu zum Nusbewahren eventuell auch al» Einbanddecke für die Wocheubeilag« „Der Kinder- freund", tz Stück L5^ (nach auswärts Porto extra sind zu haben in der Haupt-Expedition diese» Blatte» Johannisgaffe 8. »Q I