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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.12.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111205025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-05
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Sus SEen. Dresden, 4. Dezember. * von der Technischen Hochschule. Die Zahl der Studierenden und Zuhörer an der hiesigen Technischen Hochschule beläuft sich im Wintersemester 1911/12 in der Hochbauabteilung auf 282, in der Ingenieur abteilung auf 205, in der mechanischen Abteilung 321, in der chemischen Abteilung auf 214, in der all gemeinen Abteilung auf 113, insgesamt auf 1135. Davon find 608 aus Sachsen, 277 aus anderen deutschen Bundesstaaten, 242 aus austerdeutschen Staaten und 8 von austereuropäischen Staaten. * 1. Hohensteiu-Erustthal, 4. Dezember. (Seinen Verlegungen erlegen.) Der Bildhauer und Sleingeschäftsmbaber Otto RieLel von hier, der am Donnerstag voriger Woche abends auf der Strastc von Hohndorf nach Niederlungwitz bei der Heimkehr von einer Geschäststour mit dem Nade stürzte, ist jein seinen schweren Kopfverletzungen erlegen. Er hinter läßt eine Witwe und drei Kinder. Innungen. * Dl« ter Baumeister Leipzig feierte im Zoolo ¬ gische« Garten da» Lülühitge Jubiläum von itt Angestellten, Galt»,«« und «ehtlsen. «> «eiter« Altjubilare waren auster- de« all Gäste ihrer Meister anwesend. Baurat Enke er öffnete da» Fest mit einer Begrüßung der Jubilare, feierte ihre Anhänglichkeit an die Meister und betonte mit markigen Worten den Srnst der Zett in Gewerbe und Politik, den Wert guter Beziehungen zwischen Meistern und Gehilfen, und das, das Baugewerbe nur unter dem Schutze eines starken Reiches blühen und Arbeit bringen könne. DaS Fest beweise, das, noch starke Zusammenhänge zwischen Meistern und Gehilfen vor- Händen seien. Unter herzlicher Beglückwünschung der Jubilare überreichte er ihnen die von der Juunng geslistetcu Ehren urkunden unter Glas und Rahmen. Namens der Jubilare dankten Bautechniker Baumeister O. Schneider und die Voliere Plbtn « r und Heidrich der Innung für da» tzest. Im Verlaufe de» anschliestenden Festessens wurden weiter Trinksprüche ausgebracht von Baumeister ll h l e m a n n auf die iZranen, von Baumeister Brömme tun. aus die Kinder, insbesondere di« Sohne der Jubilare al» Nachwuchs im Hand werke, von Baumeister W. S ch n e i d e r aus die Altsubilare. Borträge und Lieder verschönten den Abend. Tsyestzronlk. ll. Neuhakdensleben, v. Dez. (Beim Indianer spielen) wurde der sechsjährige Schüler Frosch von einem neunjährigen Jungen mit einer langen Hutnadel, die einen Jndianerpfeil vorstellen sollte, derart ins Auge getroffen, dast dem armen Jungen da» Auge durch Operation entfernt werden mutzte. s. Wittenberg, 4. Dez. (Ein schrecklicher Un- glücksiall), dem ein blühendes Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich im Garten de» Ober amtmanns Segnitz. Hier vergnügten sich Kinder mit allerlei Spielen. Dabei erstieg der zehnjährige Sohn des Bankdirektors Röbbelen einen Baum, von welchem er abstürzte und io unglücklich auf den Kopf fiel, dast er fast augenblicklich tot war. Aken, 5. Dez. (Selbstmord.) Gestern machte der Schuhmachermeister D. K. seinem Leben durch Erhängen ein Ende, den Lebensmüden hat Schwer mut rn den Tod getrieben. Er hinterläßt eine zahlreiche Familie. Gera, 5. Dez. (Dir Detriebseröffnung) in den neuen Bahnhofsanlagen des preußi schen Hauptbahnhof, hat nunmehr stattaefunden. Die Mge der Richtungen Leipzig, Saalfeld, Glauchau, Jena, Weimar usw. laufen von jetzt ab auf den neuen, hochgelegenen Gleisen hier ein. Berlin, 5. Dez. (Zur 200-Jahr-Feier) der Firma Trowitzsch L<sohn fand noch em Personal- fest statt, in dessen Mittelpunkt lebende Bilder aus der Geschichte des Hauses standen, so „der Schwur des ersten Trowitzsch als Regierungsbuchdrucker", „der Auszug des Personals als Freiwillige im Jahre 1813", die erste Schnellpresse". Danzig, S. Dez. (Selbstmord.) Der am Sonn- abend wegen Betruges zu 4'/, Jahren Gefängnis ver urteilte Mitinhaber der in Konturs geratenen Schuh fabrik Guth L Eo. in Stargard, Julius Guth, hat sich in seiner Zelle erhängt. Der andere Mitinhaber der Firma, Georg Guth, ist ins Ausland geflohen. Pest, 5. Dez. (Falsche Wechsel. Auf eine Anzeige der Pester Commcrcialbank leitete die Polizei eine Untersuchung ein, da bei der Bank falsche, auf den Namen einer hauptstädtischen Firma ausgestellte Wechsel im Betrage von 280 000 Kronen begeben wurden. Paris, 5. Dez. (In einem Tunnel) bei Ollier- gues (Dep. Puy de D«>me) stieß ein Personenzug mit einer Lokomotive zusammen. Der Lokomotivführer und der Heizer der Lokomottve wurden getötet, zehn Necsende schwer verletzt. Paris, 5. Dez. (Ein schwerer Bauunsall) ereignete sich an der Eisenbahnbrücke von Gardinet, die augenblicklich einer Reparatur unterzogen wird. Bei dem stürmischen Wetter stürzte plötzlich das Baugerüst ein, unter sich zehn Arbeiter begrabend, einer von ihnen wurde getötet, sechs andere lebens gefährlich verletzt. Einer der verwundeten Arbeiter spricht die Vermutung aus. dast cs sich bei dem Ein sturz um einen raffiniert aus,zetlügelten Sabotage- att handelt, bei dem sich die Aussührenden das schlechte Wetter zunutze machten, um io jeden Ver dacht von sich zu lenken. Bei einer Revision, der das Baugerüst durch mehrere Ingenieure unterzogen wurde, wurde es vollständig intakt befunden. Paris, 5. Dez. (Selbstmord.) In Montlui.on erschoß sich der in seiner Partei sehr angeichene 75- jährige Sozialist Eourtignon.ein Freund und Schüler des Sozialistenführers Laiargue, der kürzlich mit seiner Gattin freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Pari», 5. Dez. (Zusammenstoß zweier Auto- mobile.) Aus Tours wird gemeldet: Heute fuhr ein Automobil, das von einer in Sportkreisen sehr bekannten Dame namens Lecovdais gesteuert wurde, in ein anderes Automobil hinein. Bei dem Zu sammenstoß wurden zwei Personen getötet und zwei schwer verletzt. Mme. Lecordais selbst erlitt einen Schävelbruch. I». Lorient, 4. Dez. (Unaufgeklärter Vor fall.) Bei der Pulverfabrik von Vannes bemerkte in der Nacht zum Sonntag der Posten zwei Gestalten, die er anrief, ohne Antwort zu erhalten. Der eine Mann begann zu laufen, worauf der Soldat Feuer gab. Am nächsten Morgen fand man zwar Blutspuren, doch konnte man von den Personen nichts ermitteln. Petersburg, 5. Dez. (Explosion.) In Nömers- hof in der Nähe von Riga explodierte ein Dampf kessel einer Wurstfabrik. Dabei wurden zwei Per- sonen getötet und sechs schwer verwundet. Schanghai, 5. Dez (Verschwinden eines Deutschen.) Große Aufregung wurde durch das Verschwinden eines deutschen Handelsangestellten namens Bergmann hervorgerufen, der in der Firma Schröter beschäftigt ist. Bergmann verließ sein Hotel am 30. November abends, um einer Tanzfestlichkeit deizuwohnen. Seitdem hat man keine Spur mehr von ihm. New Bork, 8. Dez. (Auszeichnung.) Die To- lumbia-Universität verlieh dem Professor Schick- München das philosophische Ehrendoktorat. New Park, 5. Dez. (Der Kunsthändler Ben jamin I. Duveen) zog die Einrede, er sei nicht schuldig, den Wert eingeführter Kunstgegenstände in der Absicht einer Zollhinterziehung zu gering an gegeben zu haben, zurück. Darauf wurde er zu einer Geldstrafe von 15000 Dollars verurteilt. Kunst unü WUlenlchsst. e s. Aus dem Geraer Musikleben. Von demWunsche veranlaßt, die musikalische Kunst als wahres Mittel der Volkserzieyung in die weitesten Schichten der Bevölkerung hmemzutragen, entstanden dank fürst licher Munifizenz die Volls-Scnfonieionzerte, die gegen einen kaum nennenswerten Eintrittspreis in dem ausgezeichnet akustisch disponierten und mit vollendetem Geschmack ausgestatteten Komertsaals des Fürstlichen Hoftheaters unter Geheimrat Earl Klee manns trefflicher Leitung von der Hofkapelle dar geboten werden, deren Programme Werke der Klassik wie der Moderne in gleicher, ebenso anregender wie belehrender Weise berückstchtigen. Im letzten Kon zerte gelangten Schuoerts H-Moll-Sinsonie, Liszts sinfonische Dichtung „Mazeppa", Wagners Rienzi- Ouvertüre und zwei norwegische Melodien zur Streichorchester von Johann Svendien zu prächtiger, die vollste Anteilnahme fordernder Wiedergabe. Von Interesse war es, einem Künstler, nämlich dem Hof konzertmeister Blüm le. wieder zu begegnen, der von seinem früheren Wirken als Mitglied des Gewand hausquartetts in Leipzig her noch in bester Erinne rung steht und mit künstlerischer Empfindung und ausgereifter Technik in dem in Rede stehenden Konzert das Violinkonzert in G-Mo!l von Max Bruch unter starkem Beifall zu vortrefflichem Vor trag brachte. * Xaver Tcrofal, der mit seinem Ichlierseer Bauern theater zurzeit am Hofthealer in De>sau gastiert, erhielt die goldene Verdienstmedaille des Herzoglich Anhaltinischen Hausordens Albrechts des Bären. * Der Dichter Gerhart Hauptmann ist zum Ritter des Maximilianordens ernannt worden. * Zum Nachfolger Tschudis als Leiter der könig lichen Galerien in München soll der Leiter der Modernen Galerie in Wien Professor Dorndörser ernannt werden. 8t. Hochschulnachrichten. Der Professor der an organischen Chemie an der Technischen Hochschule in Dresden Dr. Walter Hempel hat aus Gesundheits rücksichten sein Abschiedsgesuch eingereicht. - Der außerordentliche Professor der Experimentaltherapie und Jmmunitätslehre an der Universität Berlin und Abtcilungsvorstcher am Institut für Infektionskrank heiten Dr. August vonBassermann ist zum ordent lichen Honorarprofessor ernannt worden. — Zum Nachfolger von Professor Michel auf den Lehrstuhl der Augenheilkunde an der Universität Berlin wurde ordentlicher Professor Dr. Wilhelm Uhthoff von der Universität Breslau beruien. Serlüttslssl. Kausmannsgericht. k Zur Gültigkeit de» Lohntarif». Ein Buchbin dergehilfe klagt« vor dem Gewerbegericht gegen sei nen ehemaligen Prinzipal auf Zahlung von rückstän- digem Lohn, indem er verbrachte, dast ihm nach den Sätzen des Tarifs zu wenig gezahlt worden sei. Der Beklagte verweigerte die Zahlung mit dem Einwen den. daß er in seinem Betriebe, da er austerhalb der Tarifgemeinschaft stehe, deren Lohnsätze nicht cinzu- halten brauche, er zahle niedrigere Löhne und die Mehrforderung des Klägers sei hinfällig. Das Ee- wervegericht erkannte aber den Anspruch des Kläger» auf den Rcstlohn in vollem Umfange an, der Be klagte sei verpflichtet gewesen, den Kläger nicht darüber im Unklaren zu lassen, daß er die Tarifsätze nicht anerkenne und nicht einhalte Sport. Pftrdrjpnrk. I Beinahe elf Millionen Mark, nach englischer Währung 547 470 Pjd. Sterling sind in der dies- jährigen englischen ^lachrennsaison an Preisen ge- geven worden. Radsport. *,,* Der Bezirk Leipzig vom Gau 21 des Deutschen Nad'ahrer-Bunoes hielt am Montagabend im Jndu- striepülast fein« Jahreshauptversammlung ab. An Stelle des vor einiger Zeit ausgcschiedenen Bezirksvorsitzenoen Martin Kur.ze wurde die Ver sammlung von dem stellvertretenden VorptzeuDen Kadi sch geleitet. Die Berichte der einzelnen am tierenden Vorstandsmitglieder wurden genehmigt. Der Fahrwart hob hervor, dast das sportliche Leben im Bezirk sich in der vergangenen Saison weiter entfaltet habe und dementsprechend auch noch mehr Ehrenpreise zur Verteilung gekommen seien, was auch aus den» daun folgenden Berichte des Zahl meisters heroorging. Das Kassenkonto weist auf jeder Seite einen Umsatz von rund 3500 .tz aus. Die Ausgaben betragen gegen das Vorjahr über 500 Mark mehr, so dast das neue Geschäftsjahr in Wirk lichkeit mit einem Fehlbetrag begonnen wird. Aus diesem Grunde wurde aus der Mitte der Versamm lung etwas mehr Sparsamkeit empfohlen. Auch wird für die Folge ein Haushaltplan gewünscht. Der Mitgliederbestand des Bezirkes beträgt jetzt 1642 und zwar 525 Vereinsmitglieder und 1117 Einzelfahrer. Dem Zahlmeister wurde auf Antrag der Kassen- Prüfer Schwabach und Vergelt Entlastung er teilt. Die Neuwahl des Gesamtoorstanöes brachte folgende Zusammensetzung: Vorsitzender Otto Staudt (R,-Vg. Turner), stellvertretender Vor sitzender Nob. Kräß (R.-Ä, „Teutonia"), Schrift führer Rob. Nikol (R.-V. „Windsbraut", stellver tretender Schriftführer Voigt (R.-V. „Radlerlust"), Zahlmeister und Geschäftsstelle: Georg Ritter, Fahrwarte: Arthur Leibnitz (R.-V. „Adler"- Leutzsch) und Robert Marschall (N.-Dg. Turner), Pressevertreter Dobschinsky (N.-V. „Saxonia"). Als Kassenpriifer wurden Vergelt (Turner) und Rülke („Diana"), gewählt, Schwabach hatte eine Wiederwahl nicht angenommen. Die Versammlung wurde mit Worten des Dankes an die ausgeschiedcnen Vorstandsmitglieder geschlossen. beutel mit Strickzeug, bestehend aus kleinen Knäuelchen Garn und Nadeln; diese letzteren waren von abgebrochenen Haarnadeln hergestellt. DaS dritte Mal gab ich eine Nciscpuppe mit weißem Wollkleid, weißem gehäkelten Jäckchen und gleicher Mütze. Bon Handschuhleder bekam sie ein Kuriertäfchchen mit winzigem Geldbeutel und Fahrkarte, in der Hand trug sie eine Plaid rolle mit seidenem Sonntagskleid und Hut. Vie rvärmllarche «na ihre -Eenaung. Im allgemeinen herrscht die Ansicht, daß man sich durch den Gebrauch einer Wärmflasche allzu sehr ver wöhne. Patienten, die in ein Kranken haus kommen, sind daher oft recht erstaunt, wenn man ihnen eine Wärmflasche in das Bett gibt. Die Anwendung der Wärmflasche kann durchaus nicht unter allen Umständen verurteilt werden, sie ist in manchen Fällen sogar notwendig. Die Frage d«s geheizten und ungeheizten Schlafzimmers ist schon sehr häufig erörtert worden. Die Aerzt« stehen heut« aus dem Standpunkte, daß wohl die frische, nicht aber di« kalte Luft gesund fei. Namentlich für blutarm« und nervöse Personen, besonders auch für Kinder empfiehlt sich das warme Zimmer, um ihnen das Aufstehen zu erleichtern. Da man aber aus Gesund heitsrücksichten auch im Winter bei geöffnetem Fen ster schlafen soll, so wird der Hausfrau das Heizen eines Zimmers, in dem doch die ganze Nacht die Fenster geöffnet sind, wie eine Verschwendung vor- kommen. Und da» nicht mit Unrecht! In diesem Falle tritt dl« Wärmflasche in Anwendung. Wenn man einen gewärmten Raum besitzt, in dem man sich auskleiden kann, so ist es in der Tat gleichgültig, ob da» Schlafzimmer gehetzt ist oder nicht. Die Haupt- fach« bleibt, daß das Bett warm ist. In diesem Fall« kann man sogar auf den erwärmten Auskleive- raum auch verzichten, und man wird die kälte frische Luft durchaus nicht unangenehm empfinden, wenn das erwärmte Bett winkt. Legt man sich in ein durchkältete» Lager, dann wird dem Körper viel Wärm« entzogen, die dazu nötig ist, um das Bett «ich M durchwärmen. Die meisten Menschen, beson- der» Frauen und Kinden leiden in der kalten Jahres zeit an kalten Füßen, sie können nicht einschlafen, wenn der ganze Körper nicht vollkommen durch wärmt ist. Dieses Wachen und Watten aber bringt unnötigerweise «inen Grad von Nervosität hervor, der nur schwer zu bekämpfen ist. Im allgemeinen wird hier Ursache und Wirkung verwechselt. Men- schen, die schwer einschlafen, die lange wach liegen, beginnen zu frieren. Sie sind der Ansicht, daß sie zu nervös sind, um rechtzeitig in den erquickenden Schlaf zu fallen, und fi« nehmen schließlich zu Schlafmitteln ihr« Zuflucht. In Wirklichkeit aber verhalten sich die Ding« ander». Dadurch, daß der Körper zu viel von seiner Wärme abgeben muß, bleibt der Schlaf aus, das Frostgefühl, das sich einstellt, hat seinen Grund lediglich darin. Vernünftige und moderne Aerzte verordnen in diesem Falle die Anwendung der Wärmflasche. Die moderne Industrie hat auf diesem Gebiete ganz Vorzügliches geleistet, es gibt Wärmer, die außerordentlich hygienisch find, und gegen deren Anwendung sich nicht das Leiseste sagen läßt. Man muß natürlich darauf achten, daß die Bettwärmer dicht sind und kein Wasser durchlassen, denn ein feuchtes Bett würde die Wirkung einer Wärmflasche wieder vernichten. Zahlreiche nervöse Personen, di« im Winter geradezu eine Angst davor hatten, sich zu Bett zu begeben, weil sie schlecht schlie ßen, nahmen zu allen Mitteln ihre Zuflucht. Sie öffneten die Fenster, um die erfrischende Nachtluft hineinzulassen, da sie aber noch nicht genügend warm waren, so empfanden sie nur die Külte urü» nicht die Frische. Mit dem Gebrauch der Wärmflaschen wurden auf diesem Gebiete der Schlaflosigkeit und Nervosität geradezu Wunder vollbracht. Die jenigen, die ungern zu Bett gingen und vor dem Aufftehen sich fürchteten, weil sie eben erst gerade warm geworden waren, empfanden da» Lett, das nicht di« eisige Lust ausströmte, wie eine Wohltat. Sie schliefen leicht ein, fühlten sich voll kommen ausgeruht und gestärkt. Die Anwendung der Wärmflasche muß natürlich auch richtig erfolgen. Bei Kindern sei man vorsichtig und lege kein zu beißes Gefäß auf das Lager, damit sie sich nickst ver brennen. Erwachsene bedürfen dieser Vorsicht na türlich auch. Zuweilen genügt es schon, wenn man das Bett kurz vor dem Schlafengehen durchwärmt und das Gefäß dann entfernt. E» tut dann die gleich« Wirkung, die bestimmt von allen Menschen, roelche unter der Kälte zu leiden glauben, sehr angenehm empfunden werden wird. Denn in Wirklichkeit hat man garnicht nötig, unter der Kälte zu leiden. Es kommt nur darauf an, die Mittel, um sie zu beser- tigen, zu besitzen und anzuwenden zu verstehen. Daß man sich damit aber besonders verwöhnt, gehört ent schieden zu den veralteten Ueberzeugungen. für tttr Wche. Holländischer Salat. Eine Handvoll Kartoffeln, eine kleine oder eine halbe Sellerieknolle, einige kleine Zwiebeln und ein Suppenteller voll verlesenen Rosen kohls werden jeder Teil für sich in Wasser weich gekocht. Sellerie, Kartoffeln und Zwiebeln wer den nach dem Schälen in Scheiben geschnitten, mit dem Rosenkohl und zwei aut gewässerten, ausgegräteten, in kleine längliche Stücke zer teilten Heringen gemischt und mit Oel, Salz, Essig und Pseffer angemacht, dann sorgfältig abgeschmeckt. Geschmort« Ente. Eine schöne Ente wird gut gereinigt, ausge nommen, gesengt und aus beiden Seiten mit feinem Mehl bestäubt, dann in etwas hellbraun gemachte Butter gelegt und auf beiden Seiten braun gebraten, worauf man V« Liter Wasser, Liter leichte Brühe (im Notfall nur Wasser) und ein Glas Wein, ferner eine Zwiebel, etwas Salz und Gewürz sowie einige entkernte Zitro nenscheiben dazugefügt und die Ente in zugedeck ter Pfanne oder Schmortopf unter öfterem Be gießen über nicht zu starkem Feuer weichge schmort. Die Sauce wird durch ein Sieb ver kocht, abgeschmeckt und über die tranchierte Ente gefüllt. Mau reicht Bratkartoffeln dazu. - Fraueir-Zeitnirg. Weikrge zum Leipziger Tageblatt. Nr. 6 Dienstag, den 5. Dezember. 1811. Um Leetirch. „Oben am Tassenrand schwebt ein goldenes Rändchen, dann fvlgt's wie dunkler Bernstein, der sich zur Mitte hin in schimmerndes Braun wan delt und verdichtet", so schildert Hermann Grimm den uns so lieb gewordenen Trank. Aabrrr fieicblum. Die Kron' auf dem Haupte und Schlösser voll Geld Und Herrschaft und Macht und Besitz einer Welt: Im Darben ward mancher doch reicher gewahrt, Denn wirklicher Reichtum ist geistiger Art. Ein Lied, ein Erinnern, ein Bildnis, ein Blick, Tas strömt in die Seele unsägliches Glück, Die trägt es durch Wochen, durch Jahre umher. Ms himmlisch Besitztum und wünschet nichts mehr. Uirerr fiinäer. Eigensinn. — Tas Kino will herrschen, und seine Umgebung soll sich .nach seinem Willen richten, daher befiehlt es, und kommt inan seinen Befehlen nicht nach, so äußert cs auf irgend eine Weise seinen Univillen. Zuweilen spricht es nicht, gewöhnlich fängt es an zu weinen, ja zu schreien, und hört, ist es verwöhnt, nicht eher auf. als bis sein Wille geschehen ist. Hier waltet bei der Er ziehung Schwachheit. Vorausgesetzt, das Kind verlangt nach »dier Eltern bester lieber,zeugung Unnötiges, wohl gar Schädliches, vielleicht auch Unvernünftiges, das noch dazu auf ungeziemende Weise, dann kann man es nicht gewähren, und der rechte Erzieher gewährt nicht, sondern schlägt fest und bestimmt das Verlangte ab und weicht nicht von seinem Entschlüsse. Rund abgeschlagen und dabei sestbeharren, das ist das Mittel gegen den Eigensinn. Es muß helfen. Ein berühmter Erzieher sagt: „Warum stürmt das Kind nicht gegen die Natur? Warum sinnet es dem Baume nicht an, daß er sich voll Kirschen hängen, oder sie ihm herabreichen soll?" — Allerdings sind die Menschen gefälliger, leicht beweglicher, bei denen man leichter etwas erlangen kann, aber wenn sic fest sind, wie die äußere Natur, unerbittlich ver- sagen, so wird sich das Kind daran gewöhnen, wird sich dem Stärkeren fügen, sich vergebliche Wünsche, Bitten und Bemühungen ersparen. Allerdings darf man seine naturgemäßen Bedürf nisse nicht abschlagen, billigen Wünschen, die in keiner Beziehung mit seinem gestellten unver nünftigen Verlangen stehen, nicht auch entgegen treten, damit der kleine Eigensinnige sicht, daß trotz seines Benehmens die Liebe nicht fehlt, vorausaesetzt, daß auf bescheidene Weise verlang wird. Aber wenn nun das Schreien fortdauer: und sogar noch Zeugen zugegen sind? Fest bleiben! ist unsere Antwort. Gibt man nach wegen anwesenden Besuchs, gibt nur einmal nach, >aun wird inan oft nachgebcn müssen. Die Er- ahrung bestätigt, daß Kinder, kleine vorzüglich, n Gegenwart anderer oft recht unartig sind, weil ie wissen, daß die Strafe nicht leicht folgt, veil man Schreien und Weinen vermeidet. Das ist aber recht falsch, auch da darf man nicht nach geben, und das einfachste ist, die Kinder so gleich zu entfernen. Das ist allerdings leicht gesagt, aber die Erzieher wissen zuweilen nicht, wohin sie die Eigensinnigen bringen sollen. Wohlhabende Eltern schicken sie in die Kinder stube, aber wo keine Kinderstube ist? Wir lieben das Einsperren nicht, hat man aber, weil man dem Besuche einige unangenehme Augenblicke ersparen will, und zwar aus Höflichkeit, ein freundliches, einsames Plätzchen, nicht also eine finstere Kammer, wo man das Kind einstweilen hinbringen kann, wo man aber auch in der Nähe ist, um nach ihnen sehen zu köuuen, nun gut, so führe man es dahin ab. Ta lasse man es, bis es ruhig und nachgiebig geworden ist, und ist dies geschehen, dann rufe man eS wieder an das Herz. Schläge, nun ja, wenn nichts weiter hilft, wende man auch an, indes in den meisten Fällen wird man daS Schreien nur vermehren. — Die Strafe folgen zu lassen, wenn die Gesellschaft sich wie der entfernt hat, war bisweilen sehr nützlich, doch nur bei Kindern, welche daS zweite Jahr überschritten hatten, weil diese einsahen. waS ie verbrochen hatten. — Gibt man dem Eigen- 'inne nach, dann wird er stärker, geht oft in Herrschsucht über, ist nicht mehr dam t zufrieden, daß man ihm gibt, was er will, wird sogar ärger lich darüber, verlangt wieder etwas anderes, und will am Ende nur quälen, wie jene- Kind, da-, nachdem ihm auf Befehl der Mutter von der Wärterin alles gegeben war, was es ungestüm forderte, zuletzt noch das Bild der Sonne ver langte, die sich im Röhrtrog, mit dessen Wasser es gespielt, un- sich schon ganz naß gemacht hatte, abspiegelte.
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