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Nr. 247. !05. ^snrllsny. Ausstandsbewegang tt» Spanien. Madrid, 6. September. (Eig Drahtmeld.) In . . Bilbao und Malaga macht sich seit einigen Tagen unter den Dockarbeitern ein« Ausstands bewegung geltend, die sich bi, heute immer mehr ausgebreitet hat und einen allgemeinen Cha. rakter anzunehmen droht. Zahlreiche Zwischenfälle haben sich ereignet. Ende des Hasenarbeiterftreik» in Bristol. Bristol. 8. September. iEig. Drahtmeld.) Der hiesige Hafenarbeiter st reif ist bei gelegt worden, nachdem die bisher nicht zur Gewerkschaft gehörigen Arbeiter eingewilligt haben, sich der Organisation anzuschließen. Der türkische Ministcrkonslikt. Konstantinopel, 8. September. (Eig. Drahtmeld) Dor M i n i st e r r a t hat die Forderung des Polizei präfekten Galib Ben, die Mitglieder der Stadt verwaltung ab zu setz en, abgelehnt. Diese Forderung wurde vom Minister des Innern Tcrlaat Ben unterstützt. Der P o l i z e i p r ä s c t t hat nun mehr seine D e m i i s io n gegeben. Der Minister des Innern wird die Forderung dein MimÜcr rat nochmals unterbreiten und, falls dieselbe wieder abgclehnt wird, ebenfalls seine Demission geben. Unter der Llcvölterung ha, der Beschluß des Minister rats gros^ Ene-gung hcrnorgermen, da man dem Mi nister des Innern und dem Polizeipräfekten infolge ihrer aufopfernden Tätigkeit bei der Dclämpsung der Cholera sehr dankbar ist. Aus Leipzig unü Umgegend. Leipzig, 6. September. Wetterbericht der Königl. Sachs. Landeswctterwarte zu Dresden. Boraussage für den 7. September 1911. Nordwcstwinö, bedeckt, kühl, zeitweise Regen. Pöhl berg: Starker, lang anhaltender Tau, glänzender Sonncnunter- und -aufgang, Himmels färbung orange. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, matter Sonnenunter2an2. Abendrot. Temperatur des FlufrwaNers. ! 5, S«p!i>r. ^ul'ds. «> !lt>r a Lep««>r iriU» .> Uhr «> Seplbi. mttnv.i-'Uhr Germaniabad «Plci»-) 1.8,5" «' 18,0" 0 18,5° C! Schwimmairstaltccruiki) 195" 0 18,0 0 18,0 0 (Lemeindebad Schönefeld kPnrthe» 17,5" 6 16,0" 6 160 6 * Bürgcrjnbiläum. Der Privatmann Paul Knothe in L Gohlis, Blumenstraßc 48, begeht heute fein 50jähriges Bürgerslibiiäum. * Herstellung der Hofer Straße — Beschlcusung des Stötteritzer Weges. Zwischen den Eigentümern der Flurstücke dir. 354 des Flurvucks für L.-Reudnitz und Nr. 259 des Flurbuchs für L.-Stötteritz und dem Iohannishospital als Eigentümer der Flurstücke Nr. 353 und 394 des Flurbuchs für L.-Reudnitz und 137 des Flurbuchs für L.-Thonberg ist ein Abkommen getroffen worden wegen Austausch von Land zwecks Durchführung eines Teiles der Hofer Straße in L.- Ncudnitz. In diesem Abkommen Hot sich dre Eigen tümerin des Flurstücks Nr. 3,',4 von L.-Reudnitz zur Herstellung dieses Straszenteiles verpflichtet, wogegen das Iohannisbaspita! sich l^ereit erklärt hat, die auf seine Anlicgcrlänge entfallenden anteiligen Straßen- Herstellungskosten der zzenannten Fluistückscigen- tümcrin zu erstatten, sobald der dritte Teil der Front des vom Iohannishospital angrenzenden Baulandes verkauft worden ist Die genannte Flurstückseigen- tümerin hat daraufhin diesen Stroszenteil heraeftellt. Von den dafür aufaewendeten Kosten entfallen auf das Iohannishospital 24 944.16 »t. Außerdem sind aber auch noch 3408.78 .tt der Leipziger Immobilien- Gesellschaft zu vergüten für Beschleufuna der Siöttc- ritzer Srrasze. in die die Schleuse der Hofer Straße führt. Der Rat hat jetzt beschlossen, die Straßen herstellungskosten von zusammen 24 941,16 «t und d e Vergütung für Beschleusung der Stötteritzer Straße im Betrage von 3408,78 ,<t aus Mitteln des Jo- hannishospitals zu erstatten. Ein ncuart.ges Kommißbrot soll während der Herbstmanöver l>ei verschiedenen Truppenteilen er probt werden. Das Neuartige daran besteht nicht in einer neuen Zusammensetzung des Mehlev, wie seiner zeit bei den sogenannten Caprivi-Broten, oder in einer besonderen Backart, das Mehl zu dem neuen Kommißbrot wird vielmehr nach einem neuen Ver- erwrlyer Tsnrbisn. fahren gemahlen. Diese» Mahlen hat eine erhöhte Ausscheidung von Kleie zufolge, wodurch erne größere Erfliebiykeit des Mehles und eine gesteigerte Nahr haftigkeit und Schmackhaftigkeit des aus ihm her- gestellten Brotes erzielt werden soll. * Etempelmafchitien für Postkarten. Neuartige Stempelmaschinen sind bei der Rerchspost in größerer Zahl versuchsweise in Betrieb genommen worden. Veranlassung dazu gab die heutige Form der Post karten. Bei diesem beliebten Verkehrsmittel ist die Postvcrwaltung bekanntlich immer mehr den Wün schen des Publikums entgegengclommen. Zuerst wurden Postkarten nur auf der Vorderseite gestempelt. Dann hat die Post die linke Hälfte der Vorderseite von Ansichtskarten zum Beschreiben freigegedcn, um dein Bild auf der Rückseite nicht zu schadet«, eine Ver günstigung, die später von dem Weltkongreß auf alle Postkarten ausgedehnt worden ist. Die modernen Stempelmaschinen, die jetzt bei allen größeren Post ämtern ausgestellt sind, liefern bekanntlich Stempel, die einen Streifen über den oberen Rand der ganzen Karte bilden. Davon wird auch der Text aus der Vorderseite der Postkarten bedeckt. Die Neichsposu Verwaltung hat deshalb die Herstellung von Stempel maschinen veranlaßt, deren Stempel nur die rechte Hälfte der Vorderseite der Karten bedeckt. Der Stempel besteht aus einer kurzen, sogenannten Fahne und dem Rundstempcl mit dem kört und Datum. Diese Maschinen stempeln jedoch nur Seitdungen von gleicher Größe und Form. Postkarten, die damit bearbeitet wccden sollen, müssen deshalb aus den übrigen Sendungen herausgesucht werden. Ilm diesem ttebclstande abzuhelfen, wird es Aufgabe der deutschen Industrie sei«, Stempclmaschiuen herzu stellen, die Sendungen jeder Art und Größe mit diesen« Halbstempel versehen. r. Missionsversammluug. Ueber seine Missions arbeit in Südafrika sprach in einer ain Dienstag von der Ortsgruppe Leipzig der Missionskonferenz der Brüdergemeiue iin Saal der Pctcrskirchgemeiudc, Emilicnstraße 10, veranstalteten Versammlung Mis sionar N a u h, der 25 Jahre im westlichen Teile Süd afrikas gewirkt hat. Der Redner gab ein anschauliches Bild über das Leben der Hottentotten, die er als einen verschmitzten, starrköpfigen und unselbständigen Bolksstamm kennzeichnete, der zur Trunksucht neigend, bis zu einem gewissen Grade mit Strenge er,zogen werden müsse. Zunächst als Lehrer nach Gnadenfcld berufen, wurde Herr Rauh verhältnismäßig früh zeitig mit dem schwierigen Posten eines Missionars in Kapstadt betraut, um nach zehnjähriger ersprieß licher Tätigkeit im Jahre 1806 die Leitung der Mis sionsstation Enon zu übernehmen. Herr Rauh schil derte, wie der Missionar im Verkehr mit den Hotten totten und zum Teil auch mit den mehr gutmütigen Kaffer" vielfach seine Würde abzustvcrfen genötigt sc!. Voit ihin werde verlangt, Streitigkeiten zu schlichten, Arbeit zu vermitteln, Gelder zu verwalten, Rat und Auskunft in allen schwierigen Lagen des Lebens zu erteilen und bei alledem sich so zu ver halten, daß die dem weißen Manne gegenüber be achtete Unterwürfigkeit aufrechterhalten bleibe. Seine Schilderung des Burcnkrieges und der darauffolgen den bosoikders schwierigen Missionsardeit brachte man ches Neue. Die gegenwärtige Strömung, die Mission in Südafrika selbständig zu machen und nach und noch die weißen Missionare zurückzuziehen, um die Seel sorge den eingeborenen Missionsarbeitern zu über lassen. bezeichnete der Redner aus seiner Erfahrung heraus als verfrüht. Er war der Meinung, daß die Führung der europäischen Missionare gegenwärtig noch nicht entbehrt werden könne. Zum Schlüsse be merkte er, daß die großen Schwierigkeiten selbstver ständlich die Missionen nichk abhalten werde, weiter für das Evangelium zu wirken. Notwendig sei aber, daß auch in der Heimat die helfenden Gemeinden ge stärkt würden, die allein nur der Hcidenmission den notwendigen Rückhalt böten. * Die Satzungen der Kleinkinderbewahronstalt Möckern. Der mit Zustimmung der Stadtverordneten ausgestellte Nachtrag zu Len Satzungen d«r Klein- lindcrbcwahranstalt Möckern l>at bisher noch nicht die Genehmigung des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts finden können. Das Ministe rium macht vielmehr die Genehmigung davon ab- bängig, daß zunächst Las Grundstück, auf dem Las An staltsgebäude errichtet ist, auf die Stiftung übertret gen wird, und beharrt trotz der Gegenvorstellungen des Rates aus diesem Standpunkte Unter diesen Umständen hat der Rat das iin Grundbuche für Möckern auf Blatt 258 eingetragene Flurstück Nr. 73 Les Flurbuchs für Möckern der Stiftung oufaelassen und den Satzungsnachtrag entsprechend geändert. n. Dringende Wünsche sächsischer Eisenbahn-Be diensteter. Der Landesvercin der Aufschreiber und der aus ihnen hervorgegangenen Eisenbahngehilfen und Beamten der Königl. Sachs. Staatseisenbahnen hat durch den Verbandsvorsitzenden Haupold Dresden in Gemeinschaft mit den Bezirksleitern Richter-Leip zig und Langohr-Bodenbach der Generaldirektion der Königl. Sächs. Staatseisenbahnen zu Dresden eine Petition unterbreitet, über deren Einreichung und Inhalt Bezirksleiter Richter in einer am Montag im Gasthaus „Stadt Hannover" abgehaltenen Bezirks versammlung der Aufschreiber folgendes berichtete: In Ler Petition habe der Landesverein die dringend sten Wünsche der Aufschreiber in folgenden Punkten zusammengefaßt: 1) Die auf größeren Bahnhöfen und Umladestellcii bediensteten älteren Aufschreiber, die als Zugabfertiger, in den Telegraphenburcaus, den Wagenjchreibereien, Bahn- und Bodenmeistereien be schäftigt werden, in die Stellen als Eisenbahngehilfen einrücken zu lassen. 2) Bei Bedarf von Eisenbahn gehilfen nach Möglichkeit diejenigen Aufschreiber zu nächst zu berücksichtigen, die sich vereits längere Zeit in ihrer Stellung befinden, nicht aber jüngere Schreiber aus Privatkontoren ihnen vorzuziehen. 3) Jedem Aufschrciber vom 1. bis 5. Dienstjahre 3 Tage, vom 6. bis 10. Dienstiahre 5 Tage und vom ll. Dienstjahre ab 8 Tage Erholungsurlaub ohne Lohnabzug zu bewilligen und ihm zum Zwecke beruf licber Weiterbildung eine freie Fahrt jährlich, auch außerhalb Sachsens, zu gewähren. 4) Bei eintreten- Den Krankheitsfällen vom 1. bis mit 7. Tage der Dienstunfähigkeit den vollen Tagelohn zu gewähren und erst dann die Salzungen der Betriebskrankenkassc in Kraft tretet« zu lassen, uns 5s für die Kategorie der Aufschreiber die im Amtsblatt dir. 62 vom 21. Dezember 1907 festgesetzte alte Lohnstaffel Ler Eisenbahngehilfen eintrcten zu lassen, unter Wegfall der Stellenzulagen. — Der Präsident der General direktion, Dr. Ulbricht. dein diese Wünsclze eingehend begründet unterbreitet worden seien, habe ver sprochen, diese einer wohlwollenden Erwägung zu unterziehen. Die Aufschreiber Sachsens seien daher der Ueverzeugung, daß ihrer bisherigen mißlickien Lage in absehbarer Zcit ein Ende bereitet werde. Der Vorsitzende berichtete sodann über die von der Leitung geübte Kollegialität auswärtigen Verbands mitgliedern gegenüber uns schloß nach Erledigung einiger Vereinsangeiegenheitcn die Versammlung. Aus der Lohnbewegung der Friseure Leipzig». Die Friseurqehilfen sind in eine Lohnbewegung ein getreten. Äon den den Arbeitgebern unterbreiteten Forderungen ist heroorzuhebcn die Beseitigung des Kost- und Wohn ungs zwang es beim Arbeitgeber. Daneben verlangen die Gehilfen eine 12'listündiqe Arbeitszeit und einen Wochenlohn von 20 Während die Derhandlungeir der Gehilfen organisation mit denjenigen Prinzipalen, die seither schon einen Tarifvertrag mit den Gehilfen ab geschlossen batten, zu einer Verständigung über den neuen Tarif führten, verhält sich ein großer Teil der Arbeitgeber dem neuen Tarif gegenüber noch ab lehnend. Diese Arbeitgeber ziehen vor, ihre Ge hilfen nach deren Leistungen zu entlohnen. Die Gc- hilfenleitung will nun mit dem Mittel des Boykotts gegen die sich ablehnend verhaltenden Arbeitgeber vorgehen. Sie hängt in denjenigen Friscurgeschäften, deren Inhaber die Gehilfcnforde- runoen anerkennen, eiir Plakat aus, das die Be willigung des Tarifs bekanntgibt und fordert außer dem in einem öffentlichen Aufrufe die gesamte Arbeiterschaft auf, sich nur in solchen Friseur- aeschäften bedienen zu lassen, in denen das erwähnte Plakat aushängt. ucr Landseucr tu der Richtung Holzhausen wurde Mittwoch früh 4.26 Uhr der Ostfeüerwache am Ge richtsweg gemeldet. Die Wehr rückte auch nach dieser Richtung hin aus, fand aber, in Mölkau ein getroffen, daß die Brandstelle noch weiter lag, und kehrte infolgedessen in ihr Depot zurück. Wie wir hören, ist auf Holzhausener Flur eine Feld- scheu ne, die dem Gutsbesitzer Küchler gehörte, völlig niedergebrannt. Dre freiwilligen Feuerwehren vor« Holzhauseu, Zuckelhausen, Mölkau und den umliegenden Orten waren zur Stelle. * Eine harmlose Geschichte. Wie bereits berichtet, war kürzlich auf dem Mcßplatze ein blutdurchtränkter Keidcrrock aufgefunden worden, und es erschien nicht unwahrscheinlich, daß ein Verbrechen vorlaq. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, ist die Sache jedoch» völlig belanglos. * Bsrmißt wird aus ihrer Wohnung in der Löß- niger Straße seit dem 31. v. M. die Arbeiterin Anna Selma Hempel, geboren am 28. August 1895 in Leipzig. Sie ist mittelgroß, schlank, hat blondes Haar, gesundfarbiges Gesicht, braune Augen und war bekleidet mit rotbraunem Kleid, schwarzen Strümp fen und schwarzen Schnürschuhen. * Nevolvcrattentate auf Eisenbahnzüge. Am 4. d. M., nachmittags gegen 7 Uhr, ist auf Stünzer Flur auf den Packwagen eines fahrenden Eüterzuges MMmoch, 6. September ISN. ein Schuß abgegeben worden. Bereits kürzlich wurde in Derselben Gegend ein Knabe durch einen Schuß in den Arm verletzt. In beiden Fällen ist es bisher nicht gelungen, den Schützen zu ermitteln. Sachdienliche Wahrnehmungen sind der Kriminal polizei zu melden. * Die Rache des verschmähten Liebhabers. In der Wohnung seiner Geliebten in der Webergasse demolierte ein verschmähter Liebhaber verschiedene Wirrschaftsgegenstände und machte sich dabei eines Hausfriedensbruchs schuldig, so daß seine Abführung nach der Polizeiwache erfolgen mußte. Nach seiner Entlassung von dort ging er jedoch wieder zurück, und da ihin der Einlaß in die Wohnung verweigert wurde, zertrümmerte er die Türfüllungen. Der rabiate Herr, ein 43 Iahre alter Handelsmann aus Wedelwitz, wurde nunmehr festgenommen. * Festgenommene Spitzbuben. In der Gottsched- straße entwendete ein 25 Iahre alter Klempner aus Breslau ein Fahrrad. Ehe er es an den Mann zu bringen vermochte, erfolgte seine Festnahme. — Zur Rechenschaft gezogen wurde eine 20 Jahre alte Ar beiterin ans Connewitz, die aus der Wohnung von Verwandten eine Partie Betten gestohlen und diese durch Versatz zu Gelde gemacht hatte. — Unter er schwerenden Umständen entwendete ein 28 Iahre alter Arbeiter aus Bitterfeld einem Schlafkollegen dessen Barschaft und kam deshalb in Hast. * Gestohlen wurden aus einer Kühlzelle des städti schen Schlachthoses zwei halbe ausgeschlachtete Schweine. * Aus Unvorsichtigkeit. In der Karl Heine-Straße wurde der 21jä«)rig>- Geschirrsührer Hering infolge eigener Unvorsichtigkeit von seinem Fuhrwerke über den linken Fuß gefahren und nichr unerheblich verletzt. * Markranstädt. Ein betrübender Un- gl ückssall trug sich im benachbarten Rampitz zu. Das dreijährige Töchterchen des Arbeiters St. wuree von einem Automobil überfahren. Der Führer fuhr im schnellsten Tempo uin die Straßenecke. Da er nicht ausbicgcn konnte, fuhr er gegen einen starken Daum. Dabei erlitt er erhebliche Hautabschürsungen an Gesicht und Händen. Das kleine Mädchen wurde als Leiche unter dem Wagen vorgezogen. — Dem seit 25 Jahren in der Rauchwaren-Zurichterei und Färberei, Aktiengesellschaft, vormals Louis Walters Nachfolger beschäftigte Arbeiter Edmund Teich- mann wurde eine Belobigungsurkunde überreicht. Aus SrMen. Dresden, 6. September. * Die Möbelpacker und »träger sind in eine Lohnbewegung eingetreten. Eine stark besuchte Versammlung beschäftigte sich vor einigen Tagen mit den, Tarif, der zwischen dein Lokalverband der Möbclipediteure von Dresden und Umgegend und dem Transportarberterverband erneuert resp. er gänzt worden ist. Die Versammlung nahm am Schlüsse einen Antrag an, der dahin ging, daß alle Firmen, die den Tarifvertrag bis zum 15. September dieses Jahres nicht anerkannt haben, für organisierte Arbeiter gesperrt werden sollen. * (*) Wurzen, 5. Sept. (Einwohnerwechsel.) Im August kamen beim Einwohnermeldeamt 309 Personen zur Anmeldung, abgemeldet wurden hingegen 272 Personen. (*) Mutzschen, 5. Sept. (Brand) Das an der Wermsdorier Straße gelegene Wohnhaus des Müllers Heyder ist am Sonntag vollständig niedergebrannt. * Chemnitz, 6. Sept. (Jugendlicher Defrau dant.) Der am 29. Oktober 1895 in Zschopau ge borene Kaufmannslehrling Johannes Richard Tom- beux ist seit dem 4. d. M. unter Mitnahme von 213 .>(, die er sich auf betrügerische Weise ver schafft hatte, flüchtig geworden. * Chemnitz, 5. September. (Die erste Rats- sitzung.) Am Dienstag fand die erste Sitzung im neuen Rathause statt, die von Oberbürgermeister Dr. Sturm mit einer auf die im Ratssaale befind lichen Sprüche — „Des Rates Blick ist der Stadt Geschick", „Gewähren und versagen, beides von Liebe getragen", „Neues Haus will neue Art" — bezug nehmenden Ansprache eingeleitet wurde. Das Pro tokoll der Ratssitzung wurde von sämtlichen an wesenden Ratsmitgliedern vollzogen. * Schwarzenberg, 5. Sept. (Die Rechtskonsu- lenten-Jnnung für das Königreich Sachsen) hielt am Sonntag im Hotel „Ratskeller" die dies jährige ordentliche Hauptversammlung ab. Nach dem Jahresbericht war die Innung weiter bemüht, das Ansehen der Rechtskonsulenten sowohl den Be hörden wie der Allgemeinheit gegenüber zu heben. Soitzenburg, ües Kaisers üauptqusrtier. Das uckermärkische Schloß der Arnims, das jetzt den Mittelpunkt der Kaisermanöver bilden wird, hat in seiner langen Geschichte die mannigfachsten Schicksale erlebt. Das gegenwärtige im englischen Castlestil erbaute Schloß ist ein Werk Stülers, nach dessen Plänen cs von 1838 bis 1842 hergestellt worden ist. Während der vielen Jahrhunderte, seit denen cs an diesem Orte ein Schloß dieses Namens gibt, hat sich das Aussehen dieses Fleckes Erde aus die verschiedenste Weise gewandelt. Die älteste Nachricht, die man über Boitzenburg besitzt, bezieht sich auf eine slawische Ansiedlung im See Tntzen. Die Slawen wurden von der christlichen Bevölkerung verdrängt, und zur Zeit Albrechts des Bären hatte die Burg, die damals ungefähr die Stelle des heutigen Schlosses Voitzen- burg cinnahm, eine christliche Besatzung. Der Name Boitzenburg, der zum ersten Male 1271 urkundlich sestgelcgt ist, deutet ja auch darauf hirr, daß es sich um eine slawische Gründung handelt. Seine Be deutung ist nicht ganz geklärt. Vielleicht hieß der Ort ursprünglich Bojein, worin die Wurzel lo> (Kamps) steckt. Nachdem die Slawen aus Boitzen burg verdrängt worden waren, kam die Feste nach einander in die verschiedensten Hände, so in den Besitz des Hauses Bayern, dann an das Haus Luxem burg und im 15. Jahrhundert an das Haus Hohen- zollern. Dieser letzte Bcsitzmechsel ist besonders interessant. Als Friedrich Vl., der Burggraf von Nürnberg, zum Generalstatchaltcr und Verweser der Mark ernannt wurde, weigerteir sich die meisten Adligen, ihm zu huldigen, und es kam zu den berühmten Kämpfen gegen die Quitzows, die Putlitz, die Bredows und andere, in denen der Markgraf Friedrich mit der berühmten „faulen Grete" viele Burgen eroberte. Nach dem Kampfe von Angermünde tain das Schloß Boitzenburg gleichzeitig mit anderen festen Schlössern der Uckermark in die Gewalt des Kurfürsten. Der Hohenzoller setzte den Ritter Zacharias von Hase in den Besitz des Schlosses, jedoch handelte es sich nicht um wirklichen Besitz, sondern um eine Art von Ver pfändung, denn der Kurfürst erhielt von dem Ritter dafür SÜD Schock böhmische Groschen geliehen und wurde mit dem Titel eines Amtmanns eingesetzt. Iir dem über diesen Handel aufgesetzten Vertrage findet sich ausdrücklich die Klausel, der Ritter soll nicht eher des Schlosses entsetzt noch entwältigt wer den, als bis die Schuld bezahlt sei; innerhalb dreier Jahre aber durfte der Amtmann den Markgrafen nicht zur Bezahlung drängen, und nach Ablauf der drei Iahre sollten beide Teile das Recht halbjähriger Kündigung haben. Uebrigens übernahm der Amt mann auch die Verpflichtung, in Kriegsnöten das Schloß dem Markgtaien offen zu halten. Einen ähnlichen Handel schloß Markgraf Johann in« Jahre 1429 mit den Arnims, die damals zum erstenmal als Piandinhaber des Schlosses Boitzenburg auftreten. Am 29. Januar 1429 übergibt der „Mark graf Johann zu Brandenburg und Burggraf zu Nürnberg für sich und seinen lieben Herrn und Vater" den Brüdern Hans und Ialpar von Arnim und ihren Erden das Schloß Boitzenburg mit allen Rechten und Lehen gegen „2200 rheinische Gulden und 1500 Mark Finkenaugen, wie sie in der Ucker gang und gebe sind". Die Kündigungsbedingungen dieses Leihgeschäftes waren ähnlich wie bei denen Friedrichs. In deir wirklichen Besitz der Arnims aber gelangte das Schloß erst zuin Beginne des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1528 vertauschte der Kurfürst Joachim I. sein Schloß Boitzenburg gegen das Schloß Zehdenick an den kurfürstlichen Rat Hans von Arnim. In gefahrvollen Zetten, so wurde in dem Vertrage aus bedungen, sollte das Schloß dem Kurfürsten und seinen Nachkommen offen sein, doch so, daß die darein gelegten Leute auf des Fürsten Kosten erhalten würden. Die von Arnim sollten aber, wie alle Burgiassen, im Frieden und Unfrieden sich zum Kur fürsten halten. Eine wichtige Rolle spielte das Schloß Boitzen burg während des 30jährigen Krieges, wo der damalige Besitzer. Hans George von Arnim, in Wallensteinschen Diensten stand. Als der Kriegs schauplatz immer näher nach der Mark heranrückte, wurde das Schloß befestigt. In einem Briefe eines Obersten von Wartenberg an den Verwalter der Boitzenburaischcn Güter ist von den Befestigungs arbeiten die Rede: „Ehrenfester und vorachtbarer, insonders guter und wcrthcr Freund. Demnach zu Verfertigung etlicher Werke und mehrer Versicherung dieses Passes ich etlicher Arbeiter vonnöthen hebe, als ist an denselben mein Begehren, auch ernster Befehl, er wolle die gewisse Verordnung thun, damit auf morgen früh zu fünf Uhr Einhundert Bauern mit Schippen, Spaten. Aexten und Veilen aus dem Amte Boitzenburg und solches zwar sechs Tage lang nach einander, alle Tage andere und frische, anhero in Lychen unfehlbar und unausbleiblich möge gesandt werden. Hierair geschieht, was der Zeit und Sachen Gelegenheit erfordert." Trotz der Befestigungen konnte das Schloß den heranrückendcn Dänen nicht standhalten: sie ver wüsteten Prenzlau zum Teil und plünderten endlich auch Boitzenburg, nachdem sie in Zehdenick Ver stärkung erlangt hatten. 2ir diesem Teil des Krieges hat übrigens Wallenstein selbst einmal in dem Schlosse Boitzenburg geweilt, von dort ans sind einzelne seiner Briefe datiert. Das Archiv des Boitzendurger Schlosses, das überhaupt reich an Ur kunden ist. enthält auch eine große Anzabl eigen händiger Brieie von Wallensteins Hand. Durch die Greuel des 30jährigen Krieges wurde Schloß Boitzen burg stark mitgenommen, und die Bauern der Boitzenburgschen Besitzung gerieten in die größte Bedrängnis und Not. Im Jahre 1637 wurde über dies Hans George von Arnim durch ein starkes Kommando schwedischer Reiter auf seinem eigenen Schlosse festgenommen und in schwedische Gefangen schaft nach Stockholm geführt. Von den Verwüstungen erholte sich das Schloß nur langsam, aber seine Besitzer hat es nicht mehr gerveckiselt. Noch heute ist es im Besitze derer von Arnim. Um „Tlelurts Tal". Einein der idyllischsten Fleckchen klassischer Ver- gangenheit droht nüchtern« Spekulation modernen Unternehmertums mit Entweihung. Das Tal von Tiefurt, wo im kleinen Schlößchen mit dem natur schönen, von der Jlin durchrauschten Park Anna Ama- lias Muserrhof sich in seinen innersten Regungen aus lebte, soll von einer Drahtseilbahn zur Kies beförderung durchzogen werden, und dieses landschaft liche Idyll würde so ein gut Teil von dem Zauder verlieren, in dem es sich dem Wanderer zu Füßen breitet, wenn er, von Weimar kommend, auf der durch die Waldungen des „Wedichts" führenden Landstraße kurz vorn, Ziel wieder ins Freie tritt. Die Dahn soll die hinter Tiefurt Leim Dorfe Sußenborn liegenden neben den Steiäbrüchon von TauLach und Ehrings- dorf durch ihre prähistorischen Funde bei der ganzen Forschevwelt berühmten Kiesgruben mit dem Bahn hof LlZeimar verbinden und kurz vor Tiefurt, die Straße von Weimar schneidend, herab zur Ilm ge führt werden, wo sie dann den Fluß aufwärts weiter laufen würde. Solche Kreuzung der Landstraße kurz vor Tiefurt bedeutet aber eine Durchschueidung der Gesamtansicht des dortigen Ilmtals, und die Ver treter des „Heimatschutz" in der Jlmrefidenz sind, der „Franlkf. Ztg." zufolge, dadei, diese Verunstaltung eines jedes Jahr viele Tausende von Fremden er freuenden, durch die Erinnerungen an die klassische Zei'r besonders geweihten Laudschcrftsdildes zu ver hüten. Durch eine etwas rücksichtsvollere Tracieruug ist das leicht zu erreichen, höchstens daß dann di« An lage dem Unternehmer einige tausend Mark teurer zu stehen kommt. Man darf hoffen, daß das Ministerium in Wei mar bei Genehmigung des Projektes die hier wesent lich mitsprechendeir idealen Gesichtspunkte zu wahren weiß. Der September als konyretzmonat. In diesein September finden nicht weniger als 17 wissenschaftliche Kongresse und ähnliche Veranstal tungen in den Kulturstaaten statt. Vom 2. bis 9. wird in London eine aroße mit Versammlungen ver bundene Bäckerei-Ausstellung abgehalten. Vom 5. bis 7. tagt die Amerikanische Elektrotherapeutische Ver einigung in Philadelphia, vom 9. bis 11. der 15. Flämische Kongreß für Naturwissenschaft und Medizin in Ostende, vom 11. vis 13. die Deutsche Urologische Gesellschaft in Wien, in denselben Tagen die Dritte Internationale Konferenz über Kindersterblichkeit (Milchtropfenkongreß) in Berlin, vom 11. bis 16. der Dreizehnte Internationale Kongreß über Alkoholis» mus im Haag, vom 12. bis 15. die 500jährige Grün dungsfeier der Universität von St. Andrews in Schottland, vom 18. bis 23. der Australisch- Asiatische Aerzte - Kongreß in Sydney, in den selben Taren die Internationale Konferenz für Genetik in Paris, vom 24. bis 30. die Dreiundachtziaste Versammlung der deutschen Natur« forscher und Aerzte in Karlsruhe, vom 26. bis 28. die Amerikanische Vereinigung der Gynäkologen und