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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.09.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110901015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911090101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911090101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-09
- Tag 1911-09-01
-
Monat
1911-09
-
Jahr
1911
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" Di« Untersuchung der Mord« und Selbst- «ordaffär« in der Grenzstraße in Leipzig hat dazu geführt, daß die Näherin Walle verhaftet und der Staatsanwaltschaft übergeben wurde. (S. d. bes. Artikel.) * Der .. aiser hat dem am Donnerstag in Berlin eingetroffenen türkischen Thron folger den Schwarzen Adlerorden ver liehen. sS. Dtschs. R.) * Die Spanier beabsichtigen, ihren Einfluß in Marokko bis Tetuan auszudehnen. (S. d. bes. Artikel.) * Nach der Haltung der Eisenbahn« angestellten und Bergleute in Eng land erscheint der Ausbruch eines neuen großen Streiks wahrscheinlich. (S. Ausl.) * Die Bildung des portugiesischen Kabinetts ist Bristocavacho übertragen worden. * Zn Peru ist ein neues Kabinett gebildet worden, an dessen Spitze Ministerpräsident Austin Ganozza steht. (S. Ausl.) * Das Prinz Hermann von Sachsen- Weimar«Memorial in Baden-Baden gewann Hrn. R. Haniel» „Adjunkt" unter Zocket Winkfield. sS. Sport.) I Narüleelpilmage. R Die Befestigung unserer Nordseeküste und der M ihr vorgelagerten Inseln begegnet in fachmänni- M schen Kreisen des Auslandes so lebhaftem Interesse, daß in neuerer Zeit eine ungewöhnlich große W Zahl gar zu interessierter fremdländischer Be- M obachter die Aufmerksamkeit unserer militäri- schen Behörden auf sich gelenkt hat, und daß M speziell England alle Mühe hat, für eine Hand voll englischer Spione gelegentlich auch wieder einmal einen deutschen „Austauschspion" aufzu treiben. 2n etwas besorgten deutschen Kreisen hat man nun wohl schon mehrfach dem Ee- danken Ausdruck verleihen zu sollen geglaubt, daß auf die Erkundung wesentlicher Teile unserer Nordseebefestigung durch Unberufene die Bezeichnung „Spionage" insofern eigentlich nur begrenzte Anwendung finden könne, als hier gar nicht das „Ausspähen" militärischer Geheim nisse, sondern nur das Feststellen ganz offen kundiger Tatsachen in Frage komme. In der Tat! Ls ist ja bekannt genug, daß beispielsweise jeder beliebige Cuxhavener Badegast, der den üblichen Küstenbummel von dieser äußersten Pforte des von der Elbe aus strahlenden Weltverkehrs über die Kugelbaake nach dem Nordseebad Duhnen unternimmt, vom Deichwege aus einen ziemlich restlosen Ueber- blick über Standort, Zahl und Art der auf gestellten Küstengeschütze gewinnt und ohne große Meßapparate mit Leichtigkeit alle in Betracht kommenden Feststellungen vorzunehmen vermag. Auch an anderen Stellen der Nord seeküste liegen die Dinge nicht viel anders. Erst die neueren Befestigungen auf den Nord- seeinseln sind nicht so ganz in das Licht breitester Oeffentlichkeit gerückt worden, haben sich aber schwerlich der genauen und gewissen haften Registrierung durch fachmännisch begabte und interessierte Nordseebummler im Sport kostüm nicht gerade immer deutscher Herkunft entziehen können. Auf dem kleinen Helgoland zumal kann nicht nur zu jeder Stunde von jedem beliebigen - Badegast der Stand der Arbeiten an dem Torpedoboothafen im neuen Unterlande regi, striert werden, sondern ein geschultes Auge wird, auch ohne auf verbotenen Wegen zu wandeln, wohl leicht genug einen Ueberblick über die Pläne zu gewinnen vermögen, die der unge heuren, scheinbar das Unterste der ganzen Insel zu oberst kehrenden Buddelei auf dem Ober lande zugrunde liegen. Diese letzte Tatsache mag insofern ihre besonderen Bedenken haben, als es in Zeiten hochgradiger politischer Span nung für mögliche Gegner zur See von ganz besonders gesteigertem Interesse ist, Lis zu wel chem Grad« unsere Rüstung auf einem so expo nierten Borposten fertig bzw. unfertig ist. R Zu den etwas bedenklichen Offenherzigkeiten mag es auch gerechnet werden müssen, wenn die Funkenstation an der Nordspitze des Landes zwischen Elbe« und Wesermündung so angelegt ist, daß jeder mehr oder minder „harmlose" Spaziergänger (weiß man's denn?!) auf dem Wege zur „Alten Liebe" mit geschultem Ohr die Funksprüche abzuhören vermag. Von derlei Bedenken in Einzelfallen ab gesehen, wird man allgemein am Ende den Satz aufstellen dürfen, daß die Methode der Offenherzigkeit L la Euxhafen in ernsten Zeitläuften eine Quelle schwerer Ge fahren bergen kann, sofern sie möglichen Gegnern die Schwäche unseres Küstenschutzes offenbart; vergleichsweise unbedenklich aber ist, sobald sie ihm mahnend unsere Stärke vergegenwärtigt. Unter letzterem Gesichtspunkte könnte man schließlich vielleicht — wir sprechen in vollem Ernst — so weit gehen, daß Deutschland, sobald es im Besitze einer lückenlosen und auf vollster Höhe moderner Technik stehenden Küstenver teidigung ist, denjenigen Ländern, die durch ihre Herren Spione ihr lebhaftes Interesse für die Sicherheit der deutschen Nordseeküste be kundet haben, in aller Offenherzigkeit und Freundschaft, um ihnen überflüssige Spionage kosten zu ersparen, natürlich auf Gegenseitigkeit, so wie England die wechselseitige Unterrichtung über die Flottenbaupläne in Vorschlag gebracht hat. einen schönen Uebersichtsplan seiner Küsten verteidigung darbietet, aus dem sie nach Wunsch ein deutliches „Hands off!" ablesen können. Die Herren Spione interessieren sich letzten Endes ja ohnehin gar nicht für die vorhandenen und ihrem Zwecke vollauf genügenden Befestigungen, sondern ihre Erkundungen dienen mehr dem Negativen: Ob sie die Riefendonnerer an der Küste und auf den Inseln ihrer Lage nach genau auf Meter und Zentimeter fest zustellen vermögen, das spielt ja schließlich keine so große Rolle; denn sind diese Geschütze auf ihrem Posten, so vermögen sie sich die Kriegs schiffe fremder Nationen weit genug vom Leibe zu halten, um von jenen schwankenden Festungen aus ein genaues Treffen auf Meter und Zenti meter als ein Ding höchster Unwahrscheinlichkeit klar werden zu lassen. Gewiß wollen die Kriegs schiffe einer gegnerischen Macht wissen, aus welchen Gefahrenecken sie sich respektvoll fernzu halten haben; mehr noch interessiert sie aber, wie gesagt, das Negative, d. h. die Lücken in unserer Küstenverteidigung, diejenigen Plätze, an denen es eventuell verlohnt, wo nicht ein Einfalltor für beabsichtigte Invasionen, so doch einen Stützpunkt für die Blockade der deutschen Haupthäfen zu suchen. Vermögen wir sie durch die Methode der Offenherzigkeit zu belehren, daß dieses Suchen landauf, landab vergebens ist, so werden wir ihre Angriffslust doch wohl entsprechend zügeln. Was nun aber die andere Seite des oben aufgestellten Satzes anbelangt: daß nämlich diese Offenherzigkeitsmethode, die im Falle vollster Zulänglichkeit unserer Küstenverteidigung eine Art Friedensgarantie bieten kann, im Falle der Offenbarung unserer Schwäche zur ernsten Gefahrenquelle wird, so hat man in diesem Umstande schließlich nichts weiter zu sehen, als einen der Landesverteidigung von ihr selbst auferlegten Zwang, den Küstenschutz auf dem höchsten Stande der Technik zu halten oder ihn auf diesen Stand zu bringen. Wenn sie sich auch eine Zeitlang diesem Zwange nicht ganz gebeugt hat, da die verfügbaren Mittel zunächst notwendiger gebraucht wurden für die vorgeschobene, auf hoher See schwim mende Küstenverteidigung, so steht sie doch jetzt, wie allbekannt, im Begriff, das nicht ohne Be denken Versäumte nachzuholen. Und daß es in vollem Umfange nachgeholt wird, dafür mag gerade die mehrerwähnte Methode der Offen herzigkeit bürgen. Betrachtet man die Dinge unter diesen Ge sichtswinkeln, so wird man vielleicht in der Lage sein, manche Bedenken einzudämmen, die auch in den letzten Wochen anläßlich der neuesten Spionagefälle wieder gegen die unkontrollier baren Spaziergänger auf dem Oberlande de» auch trotz seiner momentanen Unruhe immer noch so reizvollen Helgoland und auf den an anziehen der Aussicht auf da» vielbelebte Meer so reichen und dadurch für den Binnenländer so lehrreichen Deichwegen von Cuxhaven und Umgegend laut geworden find. Let Lambons Rückkehr. Jules Tambon, der Vertreter der französischen Re publik in Berlin, ist am Donnerstag wieder in der Reichshauptstadt eingetroffen. Damit hat die be- rühmte „Pause" in den Marokkoverhandlungen ihr Ende erreicht, und allenthalben wartet man nun ge spannt auf den Fortgang der Verhandlungen, um so gespannter, als die gesamte französische Presse dem Botschafter, wie wir bereits gestern abend mitteilten, noch einmal die Wünsche des französischen Volkes formuliert hat, deren Inhalt sich wohl so ziemlich mit den Instruktionen Cambons decken dürfte. Eine Erfüllung der französischen Forderungen würde ein Zurückweichen der deutschen Regierung be deuten. das wir zunächst noch nicht für möglich halten, das aber doch durch einen in Sperrdruck veröffent lichten Artikel des „Beil. Lok.-Anz." ganz offenbar verbreitet wird. Zn dem Scherlschcn Blatte lesen wir: „Wie manches in dem ganzen Marokkohandel auch jetzt noch verworren und unerklärlich erscheinen mag, eines können wir nach unseren Informationen als vollkommen sicher hinstellen: von Ge bietsabtretungen in Marokko ist in den Unterhandlungen zwischen der deutschen und französi schen Regierung überhaupt niemals die Rede gewesen! Damit fällt auch die Fabel deutschen Zu- rückwcichens vor England in nichts zusammen, und das „Löwengebriill" der britischen Minister erscheint als das, was es in Wirklichkeit war: als billige Rodomontaden berechnet auf Wirkung nach außen, besonders aber nach innen. Denn e:ne moralische Stärkung der Regierungsgewalt durch irgendwelche Mittel schien bei der damaligen Lage sehr vonnöten, weil eine der hauptsächlichsten Einwendungen der Konservativen gegen die Liberalen in England von jeher darin bestand, daß die letzteren in auswärtigen Dingen nicht die nötige Festigkeit zeigten. Außerdem wurden damit die Franzosen erfolgreich zur Dankbar keit verpflichtet." Es mag zugegeben werden, daß zwischen Kiderlen- Wächter und Cambon über Gebietsabtretungen in Marokko nicht gesprochen worden ist, auf der anderen Seit» hat man es aber unterlassen, die immer lauter und vernehmlicher aus guten nationalen Kreisen herausdringenden Wünsche gerade nach Besitz erwerb in Marokko zum Schweigen zu bringen. Die Entsendung des „Panther" und später der „Berlin" mußte mit Notwendigkeit zu der An nahme führen, daß sich die deutsche Negierung nicht nur «in augenblickliches Faustpfand sichern wollte, sondern daß sie tatsächlich auf das Protektorat im Susgebiet hinaus wollte. Es kann nicht bestrit ten werden, daß derartige Hoffnungen in weiten Kreisen geweckt und gehegt worden sind, und dahei; ist mit Sicherheit zu erwarten, daß sich angesichts jener Zeilen des „B. L." eben dieser Kreise eine starke Ernüchterung, eine gewaltige Enttäuschung bemächti gen wird. Besonders auffällig ist in diesem Zusam menhangs, daß die „Deutsche Tagesztg", die in dem Marokkohandel stets am energischsten mit weitgehende Forderungen auch in bezug auf Laitderwcvb im Sus- gebiet vertrat, plötzlich einlenkte. Sie erklärt, „es sei eine lltsopie, wenn gesagt werde: ein deutsches Westinarokko sichere dem Deutschen Reiche „deutsche" Erzvorräte, „deutsche" Baumwolle usw. So lange wir den Seeweg von Marokko nach den deut schen Nordseehäfen nicht beherrschen, ist die Zufuhr von Marokko nicht nur nicht gesichert, sondern sie wird gerade in dem Augenblicke mit tödlicher Sicherheit völlig ausbleiben, wo wir sie am notwendigsten brauchen, nämlich im Kriege. Im gleichen Augen- blick« würden auch die in Deutsch-Westmarokko an sässigen Deutschen hilflos der feindlichen Uebermacht preisgegeben fein." Demgegenüber möchten wir doch noch einmal mit allem Nachdruck darauf Hinweisen, daß zahllose Kund gebungen für eine Haltung Deutschlands in der Ma rokkofrage vorliegen, wie sie nun scheinbar nicht ein genommen werden soll. Wir erinnern u. a. all das Telegramm der Leipziger Nationalliberalen an Len Reichskanzler, wir verweisen auf die Berliner Kund gebung vom Mittwoch, auf die Erklärung von poli tischen Vereinen und wirtschaftlichen Korporationen aller Art. Aus Schlesien liegt die jüngste Mel dung über eine Kundgebung vor, die sich ganz in die- str Richtung bewegt. Di« Delegierten sämt- lichernationalliberalerVereineSchle- siens, die in Breslau vereinigt waren, haben eine Entschließung zur Marokkoangelegenheit angenom men, in der es u. a. heißt: „Die Marokkofrage müsse in Marokko selbst gelöst werden. Die Ausbreitung des politischen Einflusses Frankreichs über ganz Marokko müsse verhindert werden. Beson ders müsse Deutschland es durchsetzen, daß ibm zur Befriedigung seiner wirtschaftlichen Bedürfnisse und zur Erhaltung de» politischen Gleichgewichts eine wirtschaftliche Interessensphäre in Westmarokko zu gestanden werde." Sollten derartige Kundgebungen für die deutsche Regierung nicht» oder nur wenig bedeuten? Und wenn schon, dann müßte doch mindestens das Bei spiel Spanien», dessen Machtmittel einen Ver gleich mit denen de» Deutschen Reiches nicht im ent« ferntesten aushalten, zur eifrigen Nachahmung auf fordern. Die Spanier haben sich in Larrasch und in Elks ar militärisch festgesetzt und haben sich durch französische Drohungen ebensowenig wie durch englisch« Mahnungen «inschüchtern lassen, sondern verfolgen mit gesunder Konsequenz ihren Weg: Stär kung de» spanischen Einflusses in Marokko durch Land- erwerb. Und wir Deutschen sollen hinter Spanien zurückbleiben? Roch wollen wir di« Hoffnung auf ein« befriedigende Lösung de» Marokkoproblems nicht ganz aufgeben, aber Hie aeuesten Veröffentlichungen de» oft offiziös inspirier- tr» „Verl. Lok." stimme» doch sehr nachdenklich und können sHr entmutigend wirken. Spanien» Lordringeu in Marokko. Madrid, 31. August. (Eig. Drahtmeld.) Wie aus Ceuta gemeldet wird, setzen die Spanier die Be mühungen, ihren Einfluß bis Tetuan aus zudehnen, fort. Zn Larrasch haben sie große Räume gemietet, in denen sie bedeutende Mengen Lebensmittel und Munition auf häufen. Nach Elksar sind zweiweitereKom- panien zur Verhärtung der dortigen Garnison abgegangen. Die Spanier fahren fort, strategisch wichtige Punkte um Elksar herum zu besetzen. Cambon in Berlin. Berlin, 31. August. sEig. Drahtmeld.) Der französische Botschafter Cambon ist heute abend hier ei »getroffen. Prsstüentlchskts-Mpirsnten. (Brief aus Washington.) Die sommerlichen Gluten zwischen Felsengebirge und Atlantik beginnen nachzulasseu, der Getränke konsum flaut ab, und die Parteibureaus beginnen mit der Aufstellung des Etats für die nächstjährige Präsidentenwahl: Las große Raten hebt wieder an. Freilich dürfte diesmal die Rolle des Propheten entgegen ihrer sonstigen Gepflogenheit nicht allzu undankbar sein. In der politischen Retorte, aus der sich die Grüßen Les Wahlkampfes von 1912 herauskristallisieren sollen, sind die Elemente zwar noch im Auf- und Niederwallen, aber di« kommenden Figuren bereits in ihren Umrissen erkennbar. Wenig stens auf republikanischer Seite, währens auf demo kratischer die Erscheinungen einstweilen noch etwas vom Nebel verhüllt scheinen. Nun ist es dank den Er folgen, die Herr William Taft namentlich in der letzten Zeit erzielt hat, und dank der Unerschrocken heit, die er gegenüber dem politischen Frerbeuertum aufzubringen weiß fast mit Sicherheit vorauszusehen. daß er auf der Pärteikonoention den Sieg davomra- gen wird. Bisher hat er sich jedenfalls nicht vi»l Mühe mit den, Aufbau seiner strategischen Stellung gegeben; er verläßt sich in der Hauptsache auf den Rekord, den er sich durch sein« Amtsführung geschaf fen hat, und zeigt nichts von der Aengstlichkert, mit der der Politiker sonst auf di« Gestaltung seiner Aus sichten bedacht ist. Immerhin werden ihm seine ad ministrativen Erfolg? von den Gegnern und — Freunden sehr genau nachgerechnet werden: der Kampf gegen die Monopole, der ja zum guten Teil Farce ist und zu einem weiteren in llnter- suchungskommissionen stecken bleibt; die Ballin ger - A l a s k a - A f f n r e, die trotz der entschiedenen Botschaft an den Kongreß einen, wenn auch nur win« zigen Flecken zurückgelassen hat; die Reziprozi tät s b i l l, mit der der Vorwurf der Spaltung der eigenen Partei verquickt bleibt, und als Neuestes das furchtlose Veto, durch das er die mit dem „Recall" belastete Verfassung Arizonas zurückwies, um dadurch die auch heute noch in Reinkultur ge deihenden Parlikulartsten der Einzelstaaten auf den Plan zu rufen. Immerhin vertragt das Taftsche Wer! schon eine genaue Betrachtung selbst bei Lichte; aber dock, ist es gut, baß er durch den frühzeitigen Start der Konkurrenten ebenfalls veranlaßt wurde, in die Arena hinabzuklettern. Denn! Herr La Follette, der zweite republika nische Kandidat. Vertreter des Badger-Staates und Führer der sezessionistischen Insurgenten, hat es eilig, seine Aspirationen auf den kurulischen Sessel im Weißen Hause der Welt bekanntzugeben. Es gab eine Zeit, und sie liegt noch gar nicht so lange zurück, als man in La Follette in der Tat so etwas wie einen kommenden Mann sah. Damals füllten sich di« Bänke im Senat, wenn der Streitlustige aus Wisconsin die Stimm« erhob, um den auseinonderstrebenden Köpfen seine Meinung aufzuzwingen. Der Senator hat Er folg« aufzuweisen, aber sie gehören der Vergangen heit an. Er ist selbst dem mit Höflichkeit nicht allzu sehr belasteten Pankee etwas allzu burschikos in seiner Manier, und seine Heftigkeit und Rauheit hat ihm die Chancen gründlich verdorben. Er konnte sie nicht dadurch wieder aufbessern, daß er dem Prä sidenten mit ungewöhnlicher Schroffheit begegnete und sogar nicht davor zurückschreckle, ihn des Aemter- schachers zu beschuldigen. Es war etwas peinlich für Herrn La Follette, als am Tage nach Erhebung die se» Vorwurfes bekannt wurde, daß Taft kurz zuvor eine La Aollettekche Prätendentenliste für verschiedene Sinekuren refüsiert hatte. Wenn also in der nächst jährigen Kampagne La Follette „läuft", so tut er cs in der sicheren Gewißheit, daß seine Wahlausgaben «in« wenig rentable Anlage darstellen dürften. Da» um so mehr, als er nicht einmal die Reihen des eigenen Parteichens, der Progressiven, zu seiner unbedingten Gefolgschaft rechnen kann. Vielmehr muß er sich in deren zweifelhaft« Anhänglichkeit mit Herrn Cummins teilen, dem ehemaligen Gouver neur von Iowa und jetzigen Bundessenator, der eben falls darauf erpicht ist, im Trio der republikanischen Kandidaten «in« Begleitpartie zu singen. Als Cum- min» in da» Haus der Erleuchteten seinen Einzug hielt, galt er als em wirklich fortschrittlicher Mann, und man erwartete von ihm, daß er etwas frisches Blut in die stagnierend« Körperschaft bringen würde. Dann entwickelte er sich zum Insurgenten, verstand es freilich, der Oeffentlichkeit ein« gewisse Aufrichtig keit der Beweggründe und eine gewisse Vornehmheit der Gesinnung oorzutäuschen, di« ihm die Sympathien erhielten. Allmählich offenbart« sich der einstige Gouverneur als ein ehrgeiziger Streber, der nur zu sehr geneigt ist, seinen Ambitionen Grund sätze und Charakter ru opfern. Namentlich als man ihm, während er sich in Sder Opposition gegen die Reziprozität-s-ill gefiel, den entgegengesetzten Stand punkt in» Gedächtnis zurückrief, den er in De» Moft»«« eingenommen -alte, fft dir Achtung für. ihn rasch gsfincken. Roch heute gibt «» allerdings genug Lent«, vor allem unter denen, die khn nicht kennen, die sei» freundlich-schmerzliche» Läcbein für bare
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