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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111206012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120601
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-06
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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Bexufl-.Preis r<I»Ua »nv V,i,n. »,»« «,1er» Traa.i und 8l>,»ll»u„ r»«I ttnlich M» Pau, «,dia«l « PI m,na«d t. N> Pit. P«, »n>„« »<U«I«» » Nu» »ahmrflellen »du>d»li -» PI. «o»aU» t-L> »t „»«»iiahiL »,n» »«' V,«: mnerdold P»»iichi<ind, und d»r devtUft«» »0l«N>,N „k,I,,IZd,t » «I PI,_ «»null. 1.»> MI »Udichi P»i«dkN,IIu,Id n«k»«r m Prlst'r», 7an,<nuil den sonaullaulrn. Alolirn v»i»n>du>u ^I.a.ilunv« Po«» we,i«n Uaiuin Punlund, §chw«d»n « kdunion 0» oUrn udi^«» kiouion nui ox.kl du><h 01« LuichaNdiikU» 0r» Btull«» eitzuUlla». Da» lo,,dlaN 7«at l«gi«d <r»nn. , ^»i»ito«o no> n>»ia»ai^ Pdunn,monl».<Innod<n» Aodonni»«»«!» iz d«> unirion 1ioo<>» ^»'ol»n vo,»it«oi», »IU> Ännudm«i!»u»n Ion»« Po>iaml««n «a» >V«I»tIl0o«IN. Nr. 338. Morften-Ans^abe. k 14 mr Lel.-Änschl r >4 «s» 1»4«S4 Handelszeitung. s 14632 Macht«.,»«»»» Eel.-^uschl. j 14 SSL t 14834 Amtsblatt des Nates ««d des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Mittwoch, üen S. ve,emder lSN. Anteiste« Preis D, S»s«ra», ««« «»»»«» «d U«««»», «« Itpalt»«,PoNU«U, »PI-dl«P«kl««o- MUo i«r von«».»an» io Pf. n»Na»»i UV «t. 2»I«I«I« »on Votzokd«, t» «n- Uch<» rnl »to D«nnnl. « « 4o1ch<jlt»ant«,g«n «Ni Vlatzddrtchktft»« t» Pk«U» «rhihu Nad-Naachtanl B«cia«»«»d»»rG«tz»>»' ouflaa« L Är » ^a»I»«d klkl. Post^bStz«. I«tld«ilaao »4H«. F«k«N«Ut» Nottraa« tonnen nicht »nrRck- aej««»n werd,», nüi da» Lkl-nt«» « drmmmien Ta«.« und Pla»«n »tw Ist» «Laiantt, adnniomm»» Änieiaen. «nnadinn^ Sotzs»,!»«!« Dz h.i tamlMH.» iZiilal«» » all.« An««»«» Eroedltionen »«» 2n- in» a»l««d«» Ar» nn» A»»t«« »» ailck« 4 Mßrß» 2ah«d«r. Va»t AL»A«» N«»al«n» »,» ».sENtnIs: 2odana«»,,ft» 4 H«nM»-tttnI« Ar,»»«»! Gnnftra» 4 l 4VL —— 7- 105. Zshrgsng. Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Leiten, die vorliegende Morgennummer 24 Leiten, zusammen 32 Leiten. Oss Wichtigste. * Dee Reichstag wurde am Dienstag ge schlossen. sS. Reichstagsber. Leite 9 u. 10.) * Der Reichstag nahm endgültig das Gesetz über die Abänderung des Schutzgebiets an. — Der Reichskanzler legte in einer Rede die Politik der Neg'erung in der Ma rokko-Frage dar. (S. Reichstagsber. Seite S und 10. s * Die Arsenalarbeiter in Toulon haben eine Reihe neuer Forderungen aufgestellt. (L. Ausl. Leite 12Z * In Portsmouth wurde ein Deutscher unter Spionageoerdacht verhaftet. sS. Ausl. Seile 12.) * Die Italiener haben am Montag die Oase Ain Zara südlich der Stadt Tripolis im S t u r m g e n o m m e n. jS. den bes. Art. Seite 2.) * Der deutsche Botschafter in Washington Graf Bernstorfs hielt auf einem Bankett oes E>ry. Clubs in New Park eine Rede über die Verwul- tungderStädte inDeutschland. Nach außen einig. z.. Berlin, 5. Dezember. Nachdem der Reichstag mit der laufenden Dejetzgebungsarbeit, die ihm oblag, darunter die ostasritanische Bahnvorlage, dceHandelsverträge mrt Japan und England und die Privatan- gestelltenoersicherung, aufgeräumt und sich durch eine kleine Pauje gestärkt hatte, machte er sich um ^2 Uhr an das letzte Werk der Session und der Legislaturperiode: Die Erörterung der Auswärtigen Politik. Die Abgeord neten waren leider nicht in genügender Zahl anwesend. Wenn man immer und immer wieder die Forderung, daß die Volksvertretung hinzugezogen werde, erhoben hat, dann sollten, wenn Erklärungen der Regierung entgegenzu nehmen sind und das Votum des Parlaments gefällt werben soll, auch alle ihre innere Teilnahme durch pünktliches Erscheinen zu erkennen geben. Die vorderen Plätze nach der Rednertribüne zu waren gut besetzt, aber hinten eröffnete sich ein Ausblick ins freie Feld. Die Tribünen wiesen zu Beginn der Sitzung nicht den Höchststand an Besuchern auf, nach und nach füllten sie sich jedoch recht stark. Der Kanzler erschien zur gegebenen Zeit und nahm an dem Ecksitz der Regierungscstrade wie gewöhnlich Platz. Rechts von ihm folgte zunächst Staatssekretär von Kiderlen-Wächter, dann andere Staats sekretäre. Auf dem entsprechenden Eckplatz der gegenüberliegenden Seite sah man den säch sischen Mllilärbevollmächtigten in Berlin, General von Salza und Lichtenau, weiter den gleichnamigen sächsischen Gesandten, die sächsischen Geheimräte Hallbauer und von Sichart, den bayrischen Gesandten Grafen Lerchenfeld und viele andere Bundes ratsbevollmächtigte und Kommissare. Die Budgetkommission war mit der Prüfung der deutsch-französischen Abkommen beauftragt worden. Cie hat diese Prüfung vorgenommen und empfiehlt den ihr gewordenen Auftrag, „durch die stattgefundene Prüfung und Bericht, erslattung für erledigt zu erklären". Eine Ee- nehmigung der Abkommen durch den Reichstag steht bekanntlich nicht zur Erörterung. Der Bericht aber wird mündlich erstattet, nur über die eine Nooembersitzung ist eine Veröffent lichung erfolgt; es handelt sich um die Sitzung, in der Kiderlen-Wächter die bekannten Mitteilungen gemacht hat. Ueber diese Dinge ging der Referent Abg. Frei herr von Hertling kurz hinweg. Desto länger verweilte er bei der innerpolitischen Frage, dem Rechte der Volksvertretung. Hierzu liegt der in der Kommission entstandene Ge- setzentwurs, dessen heutige Behandlung geschäfts ordnungsmäßig als zweite Lesung gilt, vor. Die Ausführungen und das ganze Auftreten de« Berichterstatter, der Kommission waren würdig und seine Darlegungen wurden auf merksam angehört. Sie bildeten einen ange messen Auftakt für die Erklärungen des Kanzler». Herr von Bethmann Hollweg erhob sich zu seiner ganzen Größe und begann ebenfalls mit der innerpolitiichen Frage. Er wollte erst diese Seite erledigen, ehe er zur äußeren über ging. Und er wollte es nicht beim kurzen Er ledigen bewenden lassen, sondern seinen Frieden mit dem Reichstage machen. Das war offenbar sei-i Wunsch. Soweit als möglich, kam er der Anschauung entgegen, daß die Re gierung schon im Sommer hätte das Schweigen brechen sollen. Es scheint überhaupt der Anlage des Kanzlers zu entsprechen, der gegnerischen Ansicht das Feld soweit wie möglich abzustecken, um dann auf dem zurückbleibenden Terrain die eigene Meinung umso fester zu behaupten. Zu irgend einer deutlichen Mißsallenskund- gebung kam es heute nicht mehr. Seine Darlegungen, wiederum frei vorgetragen, waren, soweit sie auf England zielten, erheblich deutlicher. Seit der ersten Rede vom 0. No vember sind die Enthüllungen des englischen Hauptmanns Faber erfolgt. Staatssekretär Grey hat seine Rede gehalten, da kann auch der deutsche Kanzler freier von der Leber sprechen. Das erstemal kam, soviel wir be merkten, die Zustimmung des Hauses heute klar zum Ausdruck, als er meinte: Die Ent sendung deutscher Schiffe nach Agadir habe die Besorgnis der englischen Regierung er- regt, der Zug der Franzosen nach Fez und das Vorgehen der Spanier anscheinend nicht. Wie Grey, den er gelegentlich sein Muster nannte, will auch der Kanzler nicht Beschwerde führen; er sagt aber, daß nach seiner Ueberzeugung die Spannung und Verschärfung hätte vermieden werden können, wenn die englische Regierung der deutschen Erklärung vom 1. Juli Vertrauen geschenkt hätte und wenn die Periode des Schweigens nicht von englischer Seite durch eine öffentliche Rede unterbrochen worden wäre. Sympathisch wirkte, wie der Kanzler von sich aus eine einheitliche Front von Reichstag und Regierung herzustellen sich bemühte, indem er die vormaligen Reden der Abgeordneten — man muß sich erinnern, daß er selbst am 10. No vember sich dagegen gewendet hat — noch nicht auf eine Stufe mit den tatsächlichen Angaben eines englischen Ilnterhausmitgliedes über die Kriegsvorbereitungen stellen lasten will. England, sagt er weiter, kann es für sich inAnjpruch nehmen, im Rate der Völker mitzuzählen, das gleiche Recht fordere aber auch Deutschland. Dieses Recht anzucrkennen, sei man nicht immer ge neigt gewesen, namentlich nicht in der Zeit, da England und Frankreich über Marokko ver fügten. Zur Darstellung der gegenwärtigen Lage greift er zum Bild; vom reinen Tisch zwischen Deutschland und England hatte er selbst schon einmal gesprochen, von der andern Seite hatte man das Bild der Schiefertafel an- gewendet. Gut, was auf der Schiefertafel stand, ist abgewischt, aber es sind Schrammen darin, weil man mit einem harten Griffel geschrieben hat, und es wird nicht gut jein, wenn der Griffel — man kann hinzufügen, wieder — von Mißtrauen geführt wird. Das Bild scheint uns glücklich und dürfte sich dem Gedächtnis der Zeitgenosten einprägen. Das Haus gab sein Verständnis und seine Zu stimmung laut kund. Mit erhobener Stimme fordert der Kanzler in seinem Schluß, wort dazu auf, „sich von Niedergeschlagenheit glcichweit entfernt zu halten, wie von heraus forderndem Hochmut und freiem Blick, kaltes Blut, ruhige Kraft, feste Einigkeit zu bezeugen". Wir hoffen, daß die Rede jenseits derNord- see ihre Wirkung tun und daß ihre Wirkung durch die folgenden Reden der Abgeordneten unterstützt werden wird. Die Rede des Grasen Westarp (Kons.) enthielt uns zu viel Partei. Politik; immer von neuem wurde auf die Worte des in dem Saal anwesenden Abgeord neten von Heydebrand vom 9. November Bezug genommen. Den Parteiführer zu decken, war aber doch wohl nicht heute die Hauptsache. Im übrigen enthielt die Ansprache, die auf sorgfältigen Aufzeichnungen beruhte, so viel gute Formulierungen, daß sie als ein« nicht schlechte Leistung parlamen- tarischer Stilisierung betrachtet werden kann. Bebels (Soz.) Rede dagegen wirkte störend, sehr störend. Daß er noch einmal er- klärte, eigentlich hätten die Engländer recht und die Deutschen unrecht, ist ein starkes Stück. Bassermann (Natl.) trat ihm sofort entgegen und brachte, teils in dieser polemischen Form, teil» in raschem Fluge auf die Frage selbst eingehend, seine Meinung über die Führung der äußeren Politik vor. Er ließ dabei den P ar teige sich ts- punkt mehr zurücktreten al« Graf Westarp, was dankbar anerkannt sei. Auch die weiteren Reden von Schrader (Vpt), Fürst Hatzfeld (Reichsp.), Lattmanu (Wirtjch. Berg.) und Freiherr» von Hertling, der nunmehr für die Zentrumspartei sprach, zeigten, daß, wenn man will, man Kritik mit einheitlicher Ge samtwirkung nach außen vereinigen kann. Es scheint sich so etwas anzubahnen, was der Kanzler andeutete: Die Stimmung wird freier, der Grundakkord der Bewegung wird festgchalten. Eine weitgehende Einigkeit zeigte sich auch in der Behandlung der Anträge. Die Aende- rung des Schutzgebietsgesetzes (Erwerb und Abtretung eines Schutzgebietes und von Teilen) wurde fast einstimmig beschlossen. Die dritte Lesung wurde dann rasch dazu er ledigt. Einstimmig wurde, soviel wir bemerk ten, der vorher erwähnte Antrag der Kom mission angenommen, ihren Auftrag für erledigt zu erklären. Daran fügten sich die parlamentarischen Feierlichkeiten des Sejsionsschlusses: Eine Ansprache des Präsidenten über das Werk der Legislaturperiode, Bassermann als Dolmetsch des Dankes an den Präsidenten, dessen verbind liche Antwort, endlich die Verkündigung der Kaiserlichen Botschaft durch den Reichs kanzler, die den Schluß der Tagung bringt (nicht die Auflösung), und das vom Präsi denten ausgebrachte Hoch auf den Kaiser. Da sah man allerdings einige, die nicht mehr da waren: die sozialdemokratischen Plätze waren leer. So unterblieb wenigstens der unschöne Anblick des Flüchtens in einem feierlichen Augenblick. Oer Schluß Les Reichstags. Gin Rückblick suk üLe Legislatur- perioüe ües Reichstags 19^7—r 912. Der Reichstag wurde gestern Dienstag durch eine Allerhöchste Botschaft geschlossen. — Die Auflösung des Reichstags wird erst später durch Bekanntgabe im „Reichsanzeiger" erfolgen. Da geziemc es sich wohl, einen Rückblick zu werfen auf die,en letzten fünfjährigen Abschnitt des Parla- mentslebens. Mit großen Hoffnungen waren die nationalen Parteien in den Wahltampf eingctrcten, für den Fürst Bülow die Wahlparole ausgegeüen hatre: „Kamps für Ehr' und Gut der Nation gegen Sozial demokraten, Polen, Welfen und Zentrum; ein Reichstag, dessen Mehrheit in nationalen Dingen nicht versagt." Die von Bülow eingeleitete Block politik wurde durch einen in den letzten Jahrzehn ten nur selten in die Erscheinung getretenen na tionalen Aufschwung begünstigt, und eine Ze^lang schien es, als ob alle von der Regierung und den Patrioten gehegten Hoffnungen sich erfüllen sollten. Bei dem am 25. Januar 1907 vollzogenen Wahlen waren der Sozialdemokratie emp findliche Verluste beigebracht worden, aber der an dere Gegner, das Zentrum, war ungeschwächt ge blieben, es grollte wohl noch, aber die Erfahrung hat gelehrt, daß es nur die Gelegenheit abwarlete, um seine Stellung als maßgebende Partei wieder einzunehmen. Die Eröffnung ües Reichstages er folgte am 19. Februar 1907, die Blockparteien liefer ten das Präsidium, und zunächst ging alles gut. Eine Reih« wichtiger Gesetze konnte trotz der dabei zutage tretenden widerstrebenden Interessen verab schiedet werden, aber schon kam es zu Unstimmig keiten zwischen der Rechten und der bürgerlichen Lin ken, das Einvernehmen erlitt häufig einen Stoß, und bei den Kämpfen um di« Reichsfinanzreform vollzog sich die förmliche Trennung, und die konservativ klerikale Verbrüderung, die im November 1909 auch Lei der Präsidentenwahl zum Ausdruck kam. Fürst Bülow legte sein Amt nieder, und er er hielt in der Person Bethmann Hollwegs einen Nachfolger. Seit dem Kampfe um den Zolltarif sind di« Ge gensätze im Reichstage nicht wieder so heftig aufein- anüergeplatzt, wie in der jetzt zur Rüste gegangenen Legislaturperiode. Wieder waren es wirtschaftliche Interesten, die den Zankapfel bildeten, und noch heute, wo die Reichsfinanzrcsorm längst in Kraft ge treten ist, bildet sie den Gegenstand heftiger Kontra- versen, und sie wird auch in dem jetzigen Wahlkampf «ine nicht geringe Roll« spielen. Trotz der großen Gegensätze zwischen den Parteien ist das Gesetzgebungswerk nicht beeinträchtigt wor den. Der Reichstag hat in seiner abgelaufenen Legis laturperiode «ine ganz gewaltige Fülle der wichtig, sten Aufgaben erledigt, von denen durch ihr« Bedeu tung heroorragen: das Börsen, und das Der- einsgesetz, die Flotten vor läge, die Reichsfinanzreform, das Postfcheckgesetz, di« Besoldungsoorlagen, da» W«ing«setz, da, Kaligesetz, da» Autoaesetz, da» Reichswertzuwach». steuerges«h, eine Reihe von Kolonialgeletzen, dos Schiffahrtsabßabengesetz, di« Berfas- sungsaesetzefür Elsaß-Lothringen, das Gesetz über die Friedenspräsenz stärk« de, deutschen Heere» und das Gesetz über di« Ana«, stellten Versicherung. Damit ist die Gesetz, aebungsarbeit de» Reichstag«» keineswegs erledigt, denn noch eine größer« Zahl von Gesetzen sozialer, finanzieller, wirtschaftlicher oder rechtlicher Art wurde verabschiedet. Dazu treten noch die Verträge mit dem Auslände, denen der Reichstag sein« Zu« stimmung zu geben hatte. Unsere Hande la be Ziehungen wurden geregelt mit England durch mehrmalige Erneuerung des Provisorium», mit üen Vereinigten Staaten von Amerika durch eine« neuen Vertrag, Aegypten, Schweden und Japan. Auch Verträge anderer Art, namentlich solche üb« gegenseitigen gewerblichen Rechtsschutz, wurden er ledigt. Die Etatsberatung gab jedesmal Gelegen. Leit zu Anregungen aller Art, und einen erheblichen Teil der zur Verfügung stehe,rdrn Zeit nahmen die Interpellationen in Anspruch, von denen wir einige registrieren wollen, welche betrafen; Wahl* b e c i n s l u s s u n ge n, das preußisch« und da» mrcklenburgiiche Wahlrecht, Notstand, Teuerung, Arbeitslosigkeit, das Kais e r- jnter view und die Königsberger Kaiser, red«, den Kieler Werftprozeß, Eisenbahn« und Gai» benkatastrophen, sowie zuletzt noch die Marofio-An- gelezenheit. . - . Man sieht, die vom Reichstage bewältigte Arbeit ist sehr erheblich — quantitativ und qualitativ, und wenn auch die Ansichten über dieses oder jenes Gesetz im Reichstage und der öffentlichen Meinung aus« einandergingen, wenn auch hier und da die Wünsche nicht erfüllt sind, so läßt sich doch nicht leugnen, daß dank der Tätigkeit ües Reichstages der innere Aus bau des Reiches weitere Fortschritte gemacht hat. Oer lürkilih-itslienilÄe Krieg. Tie Dardancllenfrage«. Tic völkerrcchtiickx! Behandlung dcS Seeweges zwischen den, Schwarzen und dein Ägäischen Meer ist eins der wunderlichsten Tinge in der Welr. Tie geographische Lagerung wiederholt sich ja noch einmal im europäischen Bereist)«: die Osljee ist in ähnlist)er Weise durch enge Fahrstraßen vom Weltmeere abgesondert. Aber mag auch gelegentlich in ihren llferstaaten der Gedanke aufgetaucht sei«, sie gleichfalls als ein „Mare clausum" den eigenen Kriegsflotten vvrzubehalten, fremde Besucher aber durch ein „Zutritt verboten!" zu verscheuche«: daran hat noch niemand gedacht, den Königen von Dänemark und Schweden Schlüssel in die Hand P» legen und sie zu verpflichten, niemanden ein- ooerauszulassen. ., Tenn auf ein solstwS curopäiscuerseits.an de» Sulran übertragenes Lsörlneramr läuft. tatsächlich die Bestimmung des berühmten Londoner Prö^ tokollS vom 13. Juli 1841 hinaus; nicht.etwa eutbält es ein dem türkischen Herrsckfer seitens der Mächte gegebenes Versprechen, ihn mit Besuchen nicht behelligen zu wollen. In Friedens- Zeiten dar, er kein fremde-3 Kriegsschiff durch die Tardancllen hinourchiasscn. In nicht ganz un« mittelbarer Verbindung mit dieser Abmachung steht das Rußland aufcrlcgte Verbot, den Bosporus zu durchfahren, welches aus den Friedensschlüssen von Baris 1856 und Berlin 1878 berußt, inzwischen zeitweilig durch das zweite Londoner Protokoll vom 13. März 1871 beseitigt Ivar, aber ohne daß in dek folgenden sechs Jahren bis zur Kriegserklärung die langsam sich erneuende russische Pontusflotte von der Aufhebung Gebrauch machen konnte. Eine einzige Klausel hat den 1841er Vertrag eingeschränkt: jede Großmacht darf ein StationSschisf zum Schutze ihrer Gesandtschaften in Konstantinopel unterhalten, dessen Tonnenzalst indessen eine gcwiffe Höbe nicht übersteigen soll. Ein halbes Jahrhundert später ist dieser Lchutz auf efn weiteres Fahrzeug glcichniedriger Timenjion verstärkt. Während der Periode von 1856—78 waren außerdem je zwei weitere KriegSdampfer bei Sulina stationiert, um die freie Sstsisfahrt an der damals türkisch a». wordenen Tonauinundung gegen russische Anschläge zu sichern. Tie Fähigkeit der Morte zur Ausübung ihres Pförtncramtes, wie auch zur eigenen Verteidigung gegen kriegerische Angriffe ist durch die umfassenden Befestigungen beider Engen, deS Bos porus wie der Dardanellen, gewährleistet. Jene bilden natüriick einen Teil des VerteidignngSsystemS für die Rcichshauptstadt. Tie Anlagen am HelleS- pont sind geschichtlich nicht auS einem einheitlichen Plane herausgewachsen. Tie älteren Dardanellen hat schon der Eroberer Konstantinopels, Muha- med ll., erbaut: eS sind die die engste Stelle be herrschenden Schlösser Kilid Bahr auf den Chersones und Kaleb Sultanieh aus asiatischer Seite. Tie „neuen Tardancllen" am südlichen Eingang« ver danken ihren Ursprung einer schweren, im Jahre 1657 gegen die Venezianer erlittenen Niederlage: damals ließ Sultan Muhamed IV. die beiden Schlösser Scdil Bahr und Kum Kalessi errichten, an denen auch richtig 37 Jahre später ein zroeiter venezianischer Einbruch zufchanden wurde. Nörd- lick und südlich der wichtigsten Verteidigungsstelle in der Mitte, sind im 19. Jahrhundert, zwischen Krimkrieg und Plewnakriea, weitere Verschanzungen modernen Charakters entstanden: ebenso fallt in die Zeit vor dem letzten russisch-türkischen Kriege der Ban der Linien von Bulais, welche den nörd lichen Isthmus der Chersones gegen Landangriffe auf Gallipoli absperren. Ten Italienern dürfte ein hartes Stück Arbeit bevorstehen, wenn sie mit Gewalt diese doppelte Sperrmauer sprengen wollten, zumal die Türket jetzt bereits ein Landheer von 30 000 Mann auf den Chersones und in TroaS bereitgestellt hat, daS na türlich rasst» bedeutend verstärkt werden könnte und für diesen Zweck auch eine Mitwirkung ihrer kleinen Flotte in Betracht käme. Völkerrechtlich kann selbst verständlich kein Einwand erhoben werden, wenn Italien als kriegführend« Macht von seinen Mittel« Gebrauch macht, einen schnelleren Frieden »u er zwingen; jeder Einspruch wäre da eine Macht frage, die naturgemäß in der Praxis allerdings »virksamer sind als papierne Bindungen. Etwas ander- steht eS mit einer Blockade. Der Wider spruch der Neutralen Mtzt sich in der Hinsicht nicht
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