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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111209019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-09
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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KezugS-Prei» Ar L«tv,tß ,«» »,rch «k» Tria», ,nd r»»l lßHltch t»» va»» ,«dro<t>I w Ps. „natt. LTV Mt. »irnrllüdll. V«i »>«r»ß»Ual»» » >» «ahxftrll«, «d»»d»li r» «. «oatl, LL Mt. »l,n«ltLhrL »>r» «« «,«l tnn«rh«l» D«»>chtmid» »» d«r dotlch«, «»tont«, „«rt.Ii«,,!. 5.« «»- «„aU. I.rv Mt «I»icht v»ttd»ft,ll»,l» 8«r»«r in Dü»,mort d«, L,»a»ftaat«n. Jtaltri^ Uui»md„L Itt-biUinv«, !tt,r» wrgrn O«t»rr»«tz - U»aar». Xvtlland. Echw«d»n. E<dw<U » Sva»t«a. 2» all,« übtt«,» ktaal,» a«, »,„n dal» di« L«lchütt»it,ll« d«, Blatt«» «rdälllud. La, ir«tp,l„, Tag»diatt »richata« 7 «al tü-ltch. Erna- » ii,i«na,» m-rain». >dona,«„t,«>anad«, S»da»»t»a«ll« 8, t>«> »»>«»» r«a,«ia. AUiali». S»«dil«,ir, »d vaaa-»,k,ll,a. >»«<« P»ftL«l«r» «ad Brt,sna»«n». Morgen-Ausgabe apMrrTaMaü rel.-Auschl.ii4«« ltäSSL «-l.-r.schl j tt LHandelszeitung. Amtsblatt des Rates uni des Rolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anheiqeu-Preit itcha» LaU di« B«Mt«ii« « Bf <r*1-üft»«u«ta" «u Blatoarfchrift.» l« Briil« «rdüdt. NadattaaM Taris v«»la„a«blldr 0«la»t» «afla,, L »XL o. Taalrad «rkl. B,tt,«oil-r. I«lb,tlaa« HSy»Q S»K»r1»Ut» lllusträa, tünn«» attbt „rück. §«»«,«» «,rd,a. »«r da» 2r!ch«tn,n aa d,ftt»«t«n Ta,»« und Platzen wird kein« Laranti, lldirnammrn. Nn«0g«n»Banadm«: 2»dan,l»,«Il« 8, »»t ISintlichrn ütitalea «. all,n «nnoncr», Eo»«ditt»nm> da» 2n» and Aaslaad«. >«s »ad B«rl«, »,» Stt4« » Alrft« 2ahad«r: Paal Alirft«». NidaMa» «d A,fch«s1Ut0la: Vahaaaiigalt« L Haa»«»Ftlial, Lr«»«ir v««ara», < 1 lT«l«»doa Evl di« XrNam— Inl.rat« »,» Badörd«, t« Nr. 34 t. Sonmbenü, »en s. vrremver lSll. 105. ZshrgSNg. UM- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 18 Seiten, zusammen 24 Seiten. Oss Wichtigste. * Durch kaiserliche Verordnung ist die Auf lösung des Reichstags am Freitag erfolgt: ebenso find die Neuwahlen für den 12. Januar 1912 angesetzt worden. (S. Dtsch. R-, Seite 9.) * Die Zweite Kammer des sächsischen Landtags erledigte am Freitag einige Kapitel des ordentlichen Staatshaushaltetats. (S. Landtagsber., Seit« 9.) * Die Nachricht von der Ermordung des deutschen Postmeisters Henne in China hat sich als unzutreffend erwiesen. (S. bös. Art. Seite 2.) * Im englischen Unterhaus« wurde das Sceprisengesetz, welches die Londoner Dellara. tion in Kraft setzt, in dritter Lesung mit 172 gegen 125 Stimmen angenommen. * Die offizielle Sälularseier der Einver leibung des Gouvernements Wiborg in das LroMrstentum Finnland ist durch einen Befehl des Zaren verboten worden. * Ein in England verbreitetes Zirkulär regt die Veranstaltung eines deutsch, britischen Frie denskongresses an. (S. Letzte Dep., Seite 3.) Rutzlsnüs Neuorientierung. (Don G. Prosvroff- Petersburg.) Rußland hat, seitdem die furchtbaren Nie derlagen gegen Japan von 1904 einen Abschnitt seiner auswärtigen Politik jählings abrissen, seine Weltpolitik völlig neu orientiert. Dabei ging es zuerst nicht ohne heftige und teilweise recht bedenkliche Schwankungen ab. Die anfängliche Ratlosigkeit war um so größer, als in den ersten Jahren nach dem Zusammenbruch in Ostasien die Revolution im Innern sein Mark zerwühlte und es schon darum seiner Auslandspolitik an Kraft und Entschlossenheit gebrach. Allmählich wurde jedoch dieser Zustand überwunden. Dank Stolypins Energie wurden die Wogen des Um sturzes zurückgedämmt; und in dein selben Maße kehrte auch wieder eine erfreuliche Planmäßig keit in die auswärtigen Aktionen zurück. Nachdem der britische, aber mit japani- schen Waffen der russischen Ausbreitung in Asien versetzte Streich gesessen hatte, hatte die englische Diplomatie unverzüglich alles daran gesetzt, dem augenblicklich niedergeworfenen Erz feind enge Fesseln anzulegen. Die Zerfahren heit der damals tagenden ersten und zweiten Duma erwies sich als willkommene Hilfe; denn die die öffentliche Meinung zersetzenden Tvktri- närliberalen, von den ewig unmündigen „Kadetten" bis in die Reihen der Sozial revolutionäre hinein, beteten Albion blindlings als den Hl. Georg der Völker a n, der den Drachen der Autokratie überall zu er stechen bereit war. (Seither ist diese blinde In brunst vielfach verflogen, und die guten Leute haben ernüchtert miterlebt, wie England in In dien und Aegypten gegen die aufsässigen Einge borenen skrupellos Mittel anwandte, die auf ein Haar dem politischen Handwerksbrauch des An nen RSgime in Rußland glichen, über die alle britischen Blätter von Krokodilstränen tropfen!). — Kurz, gestützt auf Rußlands Ohnmacht und unterstützt durch das törichte Geschrei der russig schen Liberalen brachte die Diplomatie Kö nig Eduards zu stände, was sie wollte: sie leimte Rußland quer durch ganz Asien zu verbriefter Untätigkeit fest und durfte hoffen, einen neuerwachenden Unternehmungstrieb Ruß lands in die ausgefahrenen Bahnen des nahen Orients und damit in das Gehege der deutschen Wirtschaftsinteressen zu drängen. JSwolSki tappte in diese Falle und eS kam zu dem famosen Asien-Abkommen, nicht ohne daß widerstrebende Elemente in Rußland hierzu durch ziemlich unverblümte Drohungen mit einem neuen Japanerkrieg kirre gemacht worden waren. Langsam, langsam und vorsichtig wurde dann das Ruder gedreht; und es kam zur Pots damer Uebereinkunst. In Asien jedoch, wo man der ewigen Bedrohung durch Japan .... auf englische Rechnung überdrüssig gewor den war, nahm man alte Fäden wieder auf. In der Mandschurei, wo die heikle Lage beider Staa ten, die sich als Feinde gemessen hatten, ein« Einigung nahe legte, tauschte man den Handschlag des Abkommens von 1910 aus, der einem lokal begrenzten Bündnis recht nah« kommt. Man vermied den Fehler, den man I einst in Korea machte, da man sich geweigert hatte, die Japaner freundschaftlich mit weni ger abzufinden, als men nach dem unglückseli gen „Made in England"-Krieg schließ lich hergeben mußte. Seither legt sich Rußland mit seiner ganzen, jährlich wachsenden Wucht wieder nach Ostasien und Persien und verfolgt in der Marrdschurei und in der Mongolei mit vierschrötiger Energie seine Interessen, gegen die Seemächte gedeckt durch eben jenen Bund mit Japan. In demselben Maße aber gewinnt die Einsicht an Boden, daß man sich die Westflanke freihalten, sie durch gutes Einvernehmen mit Deutschland entlasten müsse. Damit ist, nach langer Irrfahrt unter aufdringlichen britischen Lotsen und dem dünkelhaften und geckenhaften Iswolski, der volle Bogen voll endet und das alte Fahrwasser wiedergewonnen. Jammerschade ist, daß der neue Pilot Ssaso- noff so schwer erkrankte, daß die dauernde Wiederaufnahme der Geschäfte durch ihn hoff nungslos erscheint. Aber vorerst wird sein Kurs innegchalten. Rußland erstrebt in erster Linie Ausbau seiner Stellung im Osten Asiens und ist j^>er Komplikation in Europa höchst abgeneigt. Wie richtig es war, sich rechtzeitig auf große Entscheidungen in Ostasien vorzubereiten, be weisen heute die Unruhen in China, die dem Reich der Mtte im Norden völlig die Hände binden. Rußland besitzt in alten Verträgen mit China starke Handhaben, um besonders in der Mongolei in einer Weise einzugreifen, die ihm dort eine unantastbare Vorzugsstellung sichern wird. Auf Grund jener Verträge bestreitet Ruß land das Recht der Chinesen, die Mongolei zu besiedeln; und es tritt für die verbrieften Rechte der Mongolenfürsten ein, deren Autonomie sich unter gewissen Kautelen für die chinesische Ober herrschaft bis auf den Abschluß von Sonderab kommen mit andern Staaten erstreckt. Rußland ist demnach gerade im gegenwärti gen Moment mehr von Europa abgewcndet und in seiner Aufmerksamkeit nach dem Osten und Persien gerichtet. Nur wenn die politischen Wir ren den Balkan umstricken sollten, wäre es ge zwungen, sich von den östlichen Aufgaben not gedrungen loszureißen und Front nach Westen zu machen. Sonst hat es an seinen östlichsten Außenländern und nicht zuletzt im Innern mehr als genügend Beschäftigung. (Die hier ange deutete Eventualität ist nach Absendung dieses Briefes insofern tatsächlich eingetreien, als Ruß land sich im Verlauf des italienisch-türkischen Krieges nach den Vorgängen der letzten Tage an scheinend dennoch veranlaßt sehen könnte, die Tardanellenfrage aufzurollen. D. Red.) , Sur Vurchtiihruns ües Ssusarbettsgeletzes schreibt man uns: Der Bundesrat dürfte bereits in nächster Zeit dem vom Reichstag angenommenen Gesetzentwurf über die Hausarbeit seine Zustimmung erteilen. Das Gesetz tritt dann nach der darin ent haltenen Bestimmung am 1. April n. I. in Kraft. Jedoch ist ein Teil des Gesetzes hiervon zu nächst ausgenommen, und zwar derjenige über den Aushang von Lohnverzeichnissen. Die Vorlage ist in diesem Teil vom Reichstag abgeändert, in dem an die Stelle der Ermächtigung des Bundes rats, den Aushang von Lohnverzeichnissen anzu ordnen, der Aushang als gesetzliche Regelung vor geschrieben ist, von der der Bundesrat Ausnahmen zulasten kann. Nun ist aber zweifellos für eine Reche von Arbeiten der Aushang von Löhnen un durchführbar, z. B. in solchen Industrien, wo die Rohstoffe vom Arbeiter geliefert werden oder die Muster sehr häufig wechseln. Es müssen infolgedessen zunächst alle erforderlichen Ausnahmen, die der Bundesrat zulasten kann, ermittelt werden. Diese Arbeit kann unter Umständen Jahre in Anspruch nehmen, und aus diesem Grunde treten die Bestimmungen des Gesetzes über den Aushang von Lohnverxeichnissen in absehbarer Zeit nicht in Kraft. Die wichtigste Vorbereitung zur Durchführung des Hausarbeitsgesetzes ist aber zweifellos die Ein richtung der Fachausschüsse, die dem Bundesrat obliegt. Man wird annehmen können, daß die Errichtung dieser Ausschüsse gemeinsam mrt den Landesregierungen so bald al» möglich in die Wege geleitet wird. Es ist erfreulich, festzustellen, daß nunmehr auch in den Kreisen der Hausindustrie die Errichtung der Fachausschüße Anerkennung findet. Man hält es für einen erheblichen Gewinn, daß jetzt ein neutrales und unparteiisches, au» Sachverständigen gebildetes Ottan in» Leben tritt, das berufen ist, die Verhält nisse in der Hausarbeit klarzustellen, wodurch ganz von selbst eine Reihe von Mißständen verschwinden werden, deren Beseitigung auf dem Wege der Gesetz, gebung schwer zu erzielen war, weil sie in ihrem Wesen und ihrer Bedeutung nicht klar erkannt waren. Man kann al» sicher annehmen, daß die Reich», reaierung nach der getroffenen gesetzlichen Regelung allen Ernste» bestrebt sein wird, mit Hilfe der Fach- ausfchüsse die Löhne zu ermitteln und ihre Ange messenheit begutachten zu lasten. Wenn aber auf diese Weise derartige einwandfreie, von autori tativer Stelle veranstaltete Lohnermittlungen vor liegen, dann unterliegt «» keinem Zweifel, daß eine Lohndrückerei, die da» Licht der Oefftntlichkeit zu scheuen hat, zum Teil ganz von selbst verschwinden wird. Man darf also an die Verabschiedung des Haus arbeitsgesetzes die Hoffnung knüpfen, daß auch ohne gesetzliche Festsetzung der Lohnhöhe durch die Fach ausschüße eine wesentliche Besserung in den Lohnver- hältnisten der Hausarbeit erreicht wird. Neue Rebelt Mr üen neuen Reichstag. Der dem neuen Reichstage vorzulegende gesetz geberische Stoff ist im allgemeinen in den Ressorts so weit vorbereitet, daß die neuen Vorlagen, die dem Reichstage in seiner nächsten Session zugehen sollen, zu Beginn des neuen Jahres des Bundesrate werden vorgelegt werden können. In Vorbereitung finden sich neben dem neuen Etat folgende Vorlagen: Eine Novell« zur Reform der deutschen Fahr- karrensteuer; ein Entwurf betreffend dre lln- fallfür sorge bei Arbeiten, die freiwillig zur Rettung von Personen und zur Bergung von Gegen ständen in Notfällen vorgenommen werden; ein Ent wurf eines Sc e u n fa l l g e se tze s, der das Gesetz betreffend di« Untersuchung von Seeunfällen aus dem Jahre 1877 abändern soll, um eine Beschleunigung der seeamtlichen Untersuchungen in Anlehnung an oas ge richtliche Strafverfahren herbeiführen: «in Entwurf über die Haftpflicht der Straßenbahnen für Sachschäden, dem auch die Nebnbahnen unter- warfen sein sollen; «in Entwurf betreffend die Revi- sion des Spionagegesetzes, der gewiße Unstim migkeiten in den Strafbestimmungen über Spionage beseitigen soll, um die Möglichkeit zu geben, mit Aus nahme von Hochverratsverbrechen bei Spionage mil dernde Umstände zuzubilligen und für Zuchthaus Festungshaft emzuführen; eine Novelle zum Patentgesetz, ein Entwurf über die gesetzliche Re gelung des T h e a te r we se'n s; «in Entwurf über die gesetzlich« Regelung des Postscheckverkehrs; ein Entwurf eines Nahrungsmittelgesetzes; eine Novelle zum Brieftaubengesetz; ein Ent wurf über die Neuregelung der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe; ein Entwurf über den Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit; ein Entwurf betreffs Einschränkung in der Erteilung von Wandergewerbescheinen; eine Novelle zum Reichsbeamtengesetz betreffs Einführung des Wie deraufnahmeverfahrens im Diszipli narverfahren; eine Vorlage über die Verwal- tung der Einnahmen und Ausgaben des Reichs und die Errichtung eines deutschen Rechnungshofes (Reichskomptabilitätsgesetz). Außerdem werden noch eine Reihe kleinerer Vor lagen den Reichstag beschäftigen, darunter ein Aug führungsgesetz zur Bekämpfung des Mädchenhandels. Die im alten Reichstage unerledigt gebliebenen Vor lagen werden vorläufig nicht wieder vorgelegt werden. Oer Krieg um Tripolis. Die „Agenzia Stefani" meldet über die Vorgänge in Tripolis: In der Nacht zum 7. Dez. hat sich in Tripolis, Ainzara und Homs nichts Neues ereignet. Die Ar beiten zur Verstärkung von Ainzara werden eifrig fortgesetzt. Am Donnerslagvormittag sind drei Ka- vallerrepatrouillen zur Erkundung gegen Süden und Südosten ausgeschickt worden, die feitstellten, daß sich bis 15 Kilometer Entfernung kein feindlicher Trupp aufhielt. Eine bis Tagiura vorgedrungene Patrouille bemerkte hundert Araber, darunter einige Be waffnete, die sich, ohne zu feuern, in der Richtung auf Ardub zurückzogen. Ferner wurde festgestellt, daß di« Türken auf ihrer eiligen Flucht kein Feld geschütz mitführten, folglich ihre Feldartil lerie ganz in die Hände der Italiener gefallen oder versteckt und vergraben worden ist. Ein Flugzeug stellte am Donnerstagabend fest, daß auch die Straß« nach Azizia über Äir Eddin hinaus und di« Straße nach Bir Tobras und Sidi Saiah bis acht Kilometer südlich Sidi Saiah vom Feind« ft e i ist. Der Berichterstatter des „Temps", Carrdr«, der am 1. Dezember überfallen und verwundet worden war, ist fast vollkommen her gestellt. Er wird am Sonnabend oder Sonntag an Bord des „Bosforo" abreisen. Die Haltung Rußlands. Die Konstantinopeler Zeitung „Jeni Gazetta" er klärt mit Bezug auf die Dementis der Nachrichten bezüglich der russischen Note, Li« Form des Schrittes ändere nichts an dem Inhalt und der Wich tigkeit der diplomatischen Aktion Rußlands. Das Blatt teilt über d«n Schritt Rußlands folgendes mit: Am Tage nach der Rückkehr der türkischen Kom mission aus Lioadia sprach d«r russische Botschafter Tscharykow in einer Unterredung mit d«m Großwesir und dem Minister des Aeußern von der Dardanellenfrag« und erklärte, di« Durchfahrt rus sischer Kriegsschiff« durch di« Meerengen würde an und für sich der Türkei keinen Schaden zufügen, im Gegenteil nützlich sein. Die Pforte antwortet«, si« könn« di« Frage nicht erörtern. Man müße die anderen, gleichfalls interessierten Mächte fragen. Selbst wenn die Mächte «inwilligten, könnte die Pforte nur aufd«r Aufr«chterhaltungde» Statusquo bestehen. Man glaubte, daß di« Angelegenheit sich auf diesen Schritt beschränken werde, als der russische Botschafter am 2. Dezember den Schritt in ernster und kategorischer Weis« im Namen seiner Regierung erneuerte, indem er fr«ie Durchfahrt durch di« Meerengen verlangle. Offen- bar hatte Rußland di« Mächte sondiert und sich «irri ger Unterstützung versichert. Konstantinopel, 8. Dezember. (Priv.-Tel.) Der Ministerrat setzte seine Antwort an den russischen Botschafter fest. Sie lautet: In Uebereinstimmung mit den bis 1871 exi stierenden und auf dem Berliner Kongreß ratifi- zierten Verträgen ist die kaiserliche Regierung nicht imstande, die ausschließliche Durchfahrt der russischen Flotte durch die Meerengen zu ge- statten, und sie erklärt, daß jedes Recht auf die Meerengen ausschließlich der otto manischen Nation und ihrem Souverän zur Wahrung der territorialen Integrität zusteht. Petersburg, 8. Dezember. (Eig. Drahtmeldung.) „Nowoje Wremja" schreibt, es sei äuge nblick- lich unangebracht, die Dardanellenfrage auf- zmoerfen, da die Kompensationsforderungen der übri gen Mächte Schwierigkeiten bereiten könn ten. Das Blatt erkennt in dieser Gelegenheit di» Untätigkeit der russischen Diplomatie an, die die Frage nicht neuerdings aufgeworfen habe. Weiter wird gemeldet: Militärischer Erlaß der türkischen Regierung. /X Konstantinopel, 8. Dezember. (Eig. Draht meldung.) Nach einer Meldung aus Saloniki hat die türkische Regierung den allgemeinen Befehl erlassen, daß sämtliche türkischen Untertanen im Alter von 20 bis 45 Jahren die Türkei nicht verlassen dürfen. Diese Maßregel ist getroffen worden, um die Einberufung der Reserven zur militärischen Dienstleistung auf alle Fälle sicher zustellen. Vorsichtsmaßregeln gegen Anarchisten in Konstantinopel. /X Konstantinopel, 8. Dezember. (Eig. Draht meldung.) Die Regierung hat di« öffentliche Schul- denverwaltung, sowie die Finanz- und Bankinstitute davon benachrichtigt, daß in Konstantinopel eine größere Anzahl fremder Anarchisten cingetroffen sei, und hat den Geldinstituten empfohlen, alle möglichen Borsichtsmaßrogeln gegen eine etwaige Beraubung zu treffen. . Die Krisis in Persien. An gutunterrichtcter Petersburger Stelle wird versichert, daß die Aktion Rußlands in Persien ledig lich auf die im russichen Ultimatum ausgestellten Punkte beschränkt bleiten wird und nur tempo rären Charakter hat. Die russischen Truppen werden sich nach und nach in Kaswin versammeln. Don einer dauernden Okkupation Perliens durch Rußland kann keine Rede sein. Tie rus sischen Truppen werden in keiner Weise in die An gelegenheiten der inneren Verwaltung Persiens ein greifen, ebensowenig hat ihr Vorgehen mit der Sache des Exschahs irgendetwas zu tun. Die Haltung der russischen Presse. Die öffentliche Meinung schlägt in Petersburg immer mehr zuungunsten der russischen Ex pedition nach Persien um. Der „Rjetsch" veröffent licht einen längeren Leitartikel, in dem er die ganze russische Expedition nach Persien ins Lächerliche zieyt. Das Blatt schreibt: „Was muß dieser Shuster für ein Mann sein, daß man gegen ihn eine so große Armee schickt wie gegen einen großen Staat?" Die vielen Ultimata, die Rußland an Persien gestellt hat, erregen die allge meine Spottlust der Zeitungen. Die Blätter sprechen ihre Genugtuung darüber aus, daß sich Eng land der russischen Politik in Persien angepaßt habe, doch werde cs sowohl für England wie sür Frankreich immer schwieriger, Rußlands Persienpolttik zu ver - leidigen. Die Amerikaner gegen die russische Aktion. New York, 8. Dezember. (Eig. Drahtmelo.) Der „New Park Herald" meldet: In der großen Carnegiehall fand gestern eine Versammlung statt, di« von vielen Tausenden be sucht war. Die Versammlung protestiette gegen das russische Vorgehen in Persien. In der am Schluste der Versammlung angenommenen Reso lution wird verlangt, daß die russisch-amerikanischen Handelsverträge sofort gekündigt werden sollten, um so Rußland das Mißvergnügen Amerikas über seine persische Politik zu verstehen zu geben. Die Resolution wurde dem Kongreß zur Kenntnisnahme eingeschickt. Besonderes Interest« erregte die Rede des früheren amerikanischen Botschafters in Paris White, der in seinen Ausführungen verlangte, daß die russisch-persisch« Frage sofort dem Haager Schiedsgericht überwiesen werd«. Di« in Indien lebenden Perser protestieren gegen da» russische Borgehen. Pari», 8. Dezember. (Eig. Drahtmeldung.) „Siecle" veröffentlicht eine vom 7. d. M. datierte Depesche au, Kalkutta, nach welcher der Prä sident de» Vereins zur Verteidigung Persiens im Namen von 50 000 in Indien wohnhaften Persern scharf gegen das Vorgehen Rußlands in Persien Ein spruch erhebt und den Beistand der Großmächte zum Schutze der Integrität Persiens anruft. i Di« Haltung der Türkei. Koustautinopel, 8. Dezember. (K. K. Telegr.- Korr.-Bureau.) Die russische Aktion in Persien, welche die Pforte stark-eunruhigt, bildete den Gegen stand ernster Beratungen in den letzten Sitzungen de» Ministerrate». Die Pforte beauftragt« durch ein Zir kular di« türkisch«, Botschafter, di« Aufmerksam-
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