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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111201010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-01
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Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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dinLlen den Akt der Mundschließung vor genommen hatte, den KardinLlen ihre römischen Kirchen an. E» folgte darauf die Zeremonie der Mundössnuna der Kardtnäle, denen der Kardinale- ring angesteckt wurde. Der Krieg um Tripolis. Nrbrr dir Lage in Vrnghast, Drrna und Tobruk wird uns unterm 28. d. M. berichtet: Vom Schech der Senussis in Kufra kehrten dieser Tage die vor einigen Wochen hier abgcgange- nen Gesandten mit der Botschaft für die Türken und Beduinen zurück: „Krieg allenthalben." Es ist dies von Bedeutung, als die Beduinenstämme nichts unternehmen, bevor sie den Befehl ihres Schech« erhalten haben. So ist denn der „Heilige Krieg" erklärt und Enver Bey soll schon mit 3500 türkischen Soldaten, dreißig modernen Geschützen und über 115 000 Beduinen auf dem Wege nach Benghaji sein. Bereits am 21. d. M. er folgte der erste Angriff auf die Stadt, und zwar nachts. Nordöstlich der Stadt, wo sich die Italiener fast gar nicht verschanzt hatten, wurden sie von 400 -500 Beduinen gegen Mitter nacht angegriffen, doch drängte man diese nach heftigem Geseiht zurück. Die Verluste der Italiener beliefen sich auf ungefähr w Mann, auf feiten der Türken sollen dagegen ISO Mann gefallen jein. Als am Morgen eine Rekognoszierung nach dem Innern des Landes unternommen wurde, war keine Menjchenseele zu sehen und man zog in die alte Stellung zurück. Am 22. d. M. wiederholte sich der Angriff; rings um Benghasi herum vernahm man die ganze Nackt Gewehrgeknatter bis zum Morgen. Die Verluste konnten auf beiden Seiten noch nicht festgestellt werden. So geht es nun fast jeden Abend, jede Nackt. Man hat sich, wie es scheint, auf türkischer Seite zum Prinzip gemacht, hier und da ofr gleichzeitig an mehreren Punkten in kleinen Trupps von 400 bis 5l>0 Mann die italie nischen Steilungen anzugreifen, um deren Wider standsfähigkeit auszu probieren. In einigen Tagen soll nun ein allgemeiner, grosser An griff erfolgen. Italieniicherseits scheint man sehr rücksichtslos vorgchen zu wollen. Benghasi soll zum zweiten Male bombardiert werden? Das Araberviertei Benghasis, also den größten Teil der Stadt, will man dem Erdboden gleich machen. Viele, viele Familien werden obdachlos und sind der fürchterlichen Verheerung der Schisfsgeschütze erbar mungslos preisgegeben. Und dies alles, weil man fürchtet» die in der Stadt gebliebenen Arader möchten gemeinsame Sache mit den Türken machen. Bestätigt werden diese Gerüchte dadurch, das; man den im arabischen Stadtteil wohnenden Europäern riet, auszuziehen, ohne «inen anderen Grund anzugeben, als daß etwas im Werke sei. Die paar Europäer sind fortwährend von italienischen Spähern umgeben. Allen Kandel nach dem Innern des Lande» hat man verboten und der Schaden dadurch ist in ge- schäftlicher Beziehung ganz beträchtlich. Auch in Derna und Tobruk gehen die Einge borenen energisch vor. Man glaubt gar nicht, was der „Heilige Krieg" für die Araber- und Beduinen, stämme bedeutet. Die Verluste sind beiderseits grob; bei Tobruk sollen am 18. oder17.d. M. argen 1000 Italiener und ungefähr 1200 Beduinen gefallen sein. Die Kämpfe dauern fort, die Türken behaupten ihre Stellungen. So wie es jetzt nach der „Heiligen Kriegs"-Erklä- rung aussieht, ist auf Monate hinaus nicht an Ruhe, nicht an Handel zu denken. Die Lage ist äußerst unsicher und zweiselhait. Dazu kommt noch der starke Regen, der die Italiener rn allem sehr hindert, den Eingeborenen aber gar nichts ausmacht. Wann wird wohl wieder Ruhe in das sonst so friedliche Cyrenaika einztehen? * Die krleyslage. Die „Agenzia Stefani" meldet: Die Arbeiten zur Verstärkung der neuen ita lienischen Stellungen werden fortgesetzt, während der Feind immer wieder versucht, störend einzugreifen. — Wegen zu starken Windes konnten Arroplane und Drachenballons nicht auf» steigen. Tagiura wurde beschossen. Kundschafter bestätigen, datz der Feind am 26. November bedeu tende Verluste hatte. Auf dem Rückzüge befindliche Türken wurden von einer Arabergruppe, die sie für Italiener hielt, beschossen. Aus Benghasi wird gemeldet, datz feindliche Gruppen gegen die vorgeschobenen italienischen Stel lungen vorgingen, aber durch Kanonenschüsse zurttckgetrieben wurden, ohne datz die Italiener Ver luste hatten. Bei dem letzten Gefecht beiBenghasi verloren die Italiener 22 Tote und 44 Ver wundete, der Feind 150 Tote, darunter zwei tür kische Offiziere, und ebensoviel Verwundete. Ein italienische» Wachtschtff brachte in der Nähe vom Kap Adrian den griechischen Segler „Sannicola" auf; dieser wurde mit Konterbande nach Benghasi ge schleppt. Aus Homs. Derna und Tobruk wird nichts Neues berichtet. Konstantinopel, 80. November. sEig. Drahtm.) „Ikdam" meldet: Der gestrige Ministerrat beriet über die Eröffnungen einiger Mächte bezüglich der Notwendigkeit, eine Grundlage für die Lösung derTripolis frage zu finden und beschloß, durch den türkischen Botschafter in London die englische Regierung über ihre Absichten zu sondieren. — Nach Blättermeldungen verhaftete die Polizei gestern in Pera zwei italienische Offiziere wegen Verdachtes der Spionage. Die Offiziere wurden ausgewicsen. — ,„Ikdam" meldet weiter: Das Irade über die Ernennung Mavroyeni Bei» zum Botschafter in Wien ist bereits öffent lich bekanntgemacht worden. St. Benghasi, 30. November. (Priv.-Tel.) Die Italiener beschlossen, Benghasi zum Atveiten Male zu bombardieren und zwar speziell das Araberviertel. Die Deutschen wurden ermahnt, ihre Wohnhäuser, die im Araberviertel liegen, zu verlassen. Man will die Stadt mit ihren Bewohnern dem Erdboden gleich machen, da man fürchtet, die Araber in der Stadt würden wieder aufständisch werden. Die Lage ist aus? er st bedenklich. Die Kevaltttian in Shins. Dem „New Jork Herald" wird aus Hong kong gemeldet: In den Provinzen Kwang tung, Kwangsl und Uünnan herrscht votl- ständiges Chaos. Niemand weist, wer regiert und verwaltet. An der Spitze der Provinzver waltungen erscheinen nacheinander Beamte, die von der Pekinger Regierung, von den Revolu tionären oder einfach von ihrem eigenen Belieben ernannt sind. In Kanton überrumpelten und schlugen Sonntag abend die Truppen des Gene rals Wu die Soldaten des revolutionären Tschoengscheintak, der sich aus eigener Machtvoll kommenheit zum Generalgouverneur aufgewor fen hattk Tschoeng und 6 ! seiner Genossen wur den gefangen genommen. Zehntausend M a n n Kwangtung -Truppe n mit dein europäisch organisierten Artillerieregiment und 5)0 Geschützen schicken sich an, zu den Revolu tionären der Nordprovinz zu stoßen. An die Spitze dicler Truppen tritt der Beigeordnete des Gcneralgouverueurs von Tsckangtiangmang, der Futschau und das ganze östliche Stromgebiet er obert hat. In Kanton herrscht ungeheure Begeisterung. Tausende von jungen Leuten lassen sich für den Zug nach dein Horden an werben und die Schulmädchen veranstalten unter sich eine Geldsammlung, um zu den Kosten deS Zuges bcizutragen. Aus Schanghai wird demselben Blatte gedrahtet: Nanking wider stand bis Mittwoch einem ununterbrochenen An griff von allen Seiten, der die ganze Nacht bis 7 Uhr morgens gedauert hatte. Die Geschütze der Revolutionäre hatten keine Wir kung auf die Stadtmauern und die Angreifer kommen nicht voran. Tie R e g i e r u n g s t r u p- pen halten noch immer den Purpur hügel besetzt. Eine telephonische Botschaft aus der Stadt besagt, daß die Regicrungstrnoven ganz ruhig sind und das Innere der Stadt von der Beschießung wenig gelitten hat. Weiter wird gemeldet: Brüssel» 30. November. (Eig. Drahtm.) Die „Kvrresp. des äußersten Ostens" erhält aus Schanghai vcn gestern e e Anzahl Deoeschen, teil- von ihrem Kor^espo ei cn, ter'S amtlichen Ursprungs, aus denen h^rvorgeht, daß Nan king von den revolutionären Truppen nach den heftigsten Kämpfen, die sich bis in die Straßen der Stadt fortsctzen, genommen werde. Man zählt Tausende von Toten. Die /euerveltsttuny unü üle GelltUchHeit in Preußen. Uebcr die Mitwirkung om Geistlichen bei Feuer bestattungen hat jetzt der «Loangelisch« Obcrklrcheii- rat im Hinblick auf die du.ch das Staatsgesetz vom 14. September 1911 geschaffene veränderte Rechts lage eine anderweite RegUung getroffen. Danach hält, wie die „Neue Politische Korrespondent' mit teilt, der Evangelische Oberkirchcnrat im Einver ständnis mit den Bekundungen der Eeneraffynode nach wie vor daran fest, daß cs Pflicht und Aufgabe der Kirche sein muß, den durch die christliche Sitte geheiligten und mit dem christlichen Gefühl unseres Volkes eng zusammenhängenden Brauch der Erd bestattung zu bewahren und zu pflegen. Es wird demnach auch bei der eingetretencn Aenderung der gesetzlichen Lage seitens der Kirche und ihrer Or gane alles zu vermeiden sein, was als eine För derung der Feuerbestatung erscheinen könnte. Es wird den Geistlichen anbesmgestellt, La, wo ihre amtliche Teilnahme an einer Feuerbestattung be gehrt wird und nickt sonstige kirchliche Gründe die Ablehnnng znr Pflicht machen, ihre Mitwirkung in Amtstrachi zu gewähren. Für die Milwirkung des Geistlichen bei einer häuslichen Feier vor Ueber- führung der Leiche nach einem Krematorium be darf es keiner besonderen Anordnung. Soll die Mitwirkung des Geistlichen in einer mit einem Krematorium verbundenen Halle erfolgen, so wird als selbstverständlich vorausgesetzt, daß sic in dem Gesetze vom 14. September d. I. oorgcschric- ücnen Bestimmungen sämtlich erfüllt, insbesondere gemäß 8 3 Ziffer 3 der betreffende Raum kirchlich würdig hergcrichtet ist rurd alles vermieden wird, was das kirchliche Dekorum verletzen könnte. Die Feier wird sich in den auch sonst üblichen Formen von Rede, Liturgie und Gebet zu vollziehen haben, wobei nur auf Vermeidung der ausschließlich für die Ecd- beitattung passenden Wendungen und Formeln Rück sicht zu nehmen sein wird. Unter allen Umständen aber muß die amtliche Tätigkeit des Geistlichen v»a der Ueberführung des Sarges in sen Verbrennungs apparat ihr Ende erreichen. Eine nochmalige Funk tion des Geistlichen bei Verbringung der Aschenreste darf nicht stattfindcn. Eire Verp » , chtung des Geistlichen zur amtlichen Mitwirkung ici einer Feuerbestattung besteht nicht. Glaubt darum angegangene Geistliche der betreffenden Gemeinde, mit Rücksickt aus die gewählte Bestatrurwsform seine Mitwirkung ablehnen zu sollen, so steht es den Bc teiligtcn frei, sich an einen anderen Geist lichen der Landerkiräe zu wenden, der im Falle seiner Bereitwilligkeit rlsdann die Handlung zu vollziehen beri chtigt ' Die lsrtzlilcheu Soljsgürevlere in SüükSrmen. Bon Arthur Achleitner. tNachdruck verboten.) N. Die in dies ein gewrungen Felszirkus gelegene Seiserahütte ist Eigentum'des Alpenvereius. Im Mal zur Balz und im August bewohnt der König ein Kämmerlein dieses ttnterkunftshauses, so winzig und dürftig, daß cs allenfalls für einen — Holzlnecht genügt. Für die tvenigen Tage des Aufenthaltes urr Jagd wird die Seiscra- hütte für den Tvuri'lcuv-.'riebr gesperrt, um Stö rungen zu vermcidcn. Zum Königsrcvrcre gehört im Osten die wuctuiae Wisihderggruppc, der Koloß Wischbcrg 2669 Meter, sein steitwandiger Nachbar Kastrern 2491 Meter, die Gamsmutter 2550 Meter, die ihren Namen mit Recht führt, denn dieser Berg koloß ist die Kinderstube für die Gemsen. Jin Norden ragt der „Steinerne Jäger" in den Aether; dieses Berggeister enthält das Licb- lingSrevier deS hoben Jagdherrn, der im Jahre 1904 als neuer Pächter am Südabhang des runzeligen „Steinernen Jäger" seinen ersten guten kärntnerischen Gamsbock schoß. Bon der wunderherrlicl-en Seisera führt ver grüne Praschnilsattel in daS Kaltwassertal; auf diesem Sattel inmitten einer imposanten Fcls- nnldniS steht die Friedrich-August-Hütte, 1480 Meter, jagdtechnisch sehr günstig gelegen. Im Süden umschließt die Jagdgrenze das Seebacktal und den malerisch gelegenen Raibler See; sie wendet dann gegen Norden zum impo santen Königsberg, der feinen Namen vom König Alboin der Langobarden hat. Im Alplaraben in der Nähe deS Gewcrk- schaftSortes Naibl schoß König Friedrich August un August 1910 seinen 100. Gamsbock. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn man die vom Könige gepachteten Reviere ein Jagdpara- dies nennt. Aber die AeidmannSfreuden müssen verdient werden, bequem und mühelos sind sie nicht zu erlangen. An körperliche Leistung-- fähigkcit werden große Anforderungen gestellt, denn die Reviere sind hockfalpin. Nun ist König Friedrich August ein sehr tüchtiger Bergsteiger, rrittsicher, schwindelfrei, ausdauernd, genügsam und unverdrossen. Seiner Leistungsfähigkeit als Hochtourist und flinker Kugelschüye so sicher, daß der hohe Jagdherr überall dorthin to.nrnt, wohin auch seine Jagdgehilfen gelangen können. „Was meine Jäger können, kann rck auch'" Ter höbe Jagdhcrr läßt sich auch nickt anieilcn, mag das Terrain noch so scharf sein. T,e notige Vor sicht wird stets gewahrt. Zudem bar der Hobe Jagdherr in den sieben Packkiabren eine er staun'.iche Revierkenntuis erworben, die zu selbst ständigen Dispo i.ionen befähigt. Nie zeigt sich der hohe Herr eigeustnnig, wissend, daß sich bezüglich Auerwild und Gams die Standverhältnisfc immer andern. AufS Genaueste vertraut mit solchen Aenderungen können selbstverständlich nur der Jagdleiter und seine Gehilfen sein: auf ihre Rapporte ist jeder Jagdherr angewiesen, und danach richten sich die Jagdpläne. Wie rationell die Jagdpslege unter König Friedrich August ist, lassen die Schußlisten er kennen; die Abschußergebnisse betreffend Gams böcke weisen eine stetige Steigerung auf. Zu Parbtbeginu im Jahre 1904 kamen 11 Gamsböckc zur Strecke, im Jahre 1910 hingegen deren 68, wovon Majestät 25 erlegt hat. Für seine Per son mit eigener Hand schoß der König in diesem Jahre mehr, als 1909 alle seine Gaste zusam men. Dieses Resultat ist ein Beweis für die brillanten Weidmannseiaensckaften des Königs wie für die ganz vorzügliche Jagdlcitnng. Dazu gehört freilich das Wettcrglück. Ganz köstlich hatten die Bewohner deS Dognatales den Gamsdieb st ahl in der Sei sera „organisiert"', nämlich durch die Bereini gung von 2üallfahrten zur ölirche auf dem Lu- icl)ariberg mit einer Kanonade auf Gams auf dem Rückwege. Bervaffnete Italiener, begleitet von frommen Weibern und halberwachsenen Kin dern, stiegen aus dem Dognatate bergan zum Sattel „Somdogna": knapv vor der österreichi schen Grenze versteckten die Männer ihre Ge wehre noch auf italienischem Boden, und dann begann die — Wallfahrt mit lautem Gebete durch die märchenschönc Seisera, hinauf zum Monte Sanro, dem Luscbariberge, wo 1792 Meter hoch die jährlich von rund 60<>00 Pilgern meist slawischer und welscher Zunge befuckre, im Jahre 1360 erbaute Wallfahrtskirche mit dem wunder tätigen Madonnenbilde steht. Nach Verricht uu.-- der An acht und Leibe stärku g wurde der Rückweg zur bclla Jtatia abgetreten, voraus „betend" die Männer, und hinauf zum Toguasattel, wo sie ihre Gewehre Hervorholten und sich längs der Reicksgrcnze im Gamsgebier aufftellten. Tie Weiber und Kinder wallten hinterdrein, aber ietzt hübsch still, stiegen die sogenannte Vlania an, und fungierten, nachdem sie das Gamsgebier erreicht hatten, mit mörderischem Geschrei als — Gamstreiber! Mit Hussa und Hallo jagte diese Wallfahrerschar die könig lich sächsischen Gemsen zur italienischen Grenze, wo die Männer nun wie toll „tanonicrten", niedcrsckosicu, was vorS Rohr gewrungen kam. Etliche Gams wurden bei solcher Kanonade doch erbeutet, rasend schnell über die Grenze auf italie nischen Boden gebracht. Unter Absingen von Lobliedern auf die „hilfreiche" Madonna von Lusckari kehrte die „fromme" Bande in das Lognatal zurück. Einigemale „glückten" diese „Wallsahrer"-züge. doch bald hatte der k. k. Förster Lackerbauer von Wolfsbach, der mit der Jagdaufsicht in der Seisera betraut war, von dieser Gaunerei Kenntnis. Hielt der Förster aus der Plania oder in der Nähe des Somdogna- SattclS Borpaß, kamen „Wallfahrer" aus dem Dognatale herauf, so verzichteten sie „ahnungs voll" auf die „Wallfahrt" nach Luschari und kehrten schimpfend in ihr Vaterland zurück. Im Jahre 1906 erstattete der Förster hiervon dicnst- liche Anzeige an die Jagdleitung in Tarvis, die mit Genehmigung des Königs einen Hilfs jäger für das Revier Seisera mit dem Wohnsitze in'Wolfsbach (am Eingang in die Seisera> auf stellte. Rasend schnell halten die Logncsen von dieser Verstärkung des Aufsichtspersouals Kennt nis: auch erfuhren sie, daß in Wolfsbach ein Gcndarmerieposten errichtet wurde. Nun er schienen diese Wallfahrtszügc den Dognesen doch zu gefährlich, die Gaunerei hatte ein Ende. Bon der armen Bevölkerung in den Königs revieren wird fast nichts gewildert, sie ist nur — holzhungrig. Ihre unersättlichen Ansprüche auf »ServitutSholz sind eine stetige Qual für den ära rischen Fvcstverwalter, haben aber den Hofjagd- lerter nicht zu kümmern. Den armen Leuten ist König Friedrich August ein unermüdlicher Wohltäter, der wegen seiner Güte und Liebens würdigkeit geradezu vergöttert wird. Das schlichte Wesen deS Königs können die Leute vielfach nicht begreifen. Zu drolligen Evisoden kommt es zu weilen, da die trennende Kluft völlig vergeben wird. So beispielsweise vor drei Jahren in Uggowitz, einem von Slowenen bewohnten Dorfe bei TarviS. Der Kleinbauer Lippl Tribusch, ein ziemlich verwildert aussehender- 'Slowene mit deutschen Sprachkenntnisscn, hatte davon gehört, daß ,,mit dein König von wachsen leicht und gut zu reden sei" auf Deutsch. Lippl wartete eine günstige Gelegenheit ab, um Seiner Majestät ein Anliegen zu unterbreiten. Die drollige naive Ansvrache lautete: Herr König! Oes (Jhr) feid'S a gucter Mann, geht's machl's meinen Buam (Buben, Sohl') zum Jaagcr!" Sprach diese Dorre und griff Seine Mafeftät an das Kinn, um eS licbko-cnd zu streicheln! Auf Oester- reickii'ck nennt man diese Liebkosung: „Godel kratzen" (Godel, Goderl — die fleischige Haut unten am Kinn; Goderlkratzen --- schmeicheln'». Ob dieser unerwarteten zärtlichen „Liebkosung" verblüfft, entzog sich der König schleunigst den — Ungern Livvls. Seither gibt cs immer ein große- Gelächter in der Uggowitzer Gegend, so der alte Lipvl anftauckt und von seiner „Unter haltung" mit Majestät spricht. . . Seit Jahren bemühte sich die Jagdleitung und das Jaadversonal eitrig und immer ver geblich, den König zu Schuß auf einen beispiel los kapitalen Gamsbock, einen sehr gewitzigten alten „Einsiedler" r r >r-ngen, ?vn die Jagdgc- hilfen wegen seine. k".tlichkert den „Baron von der Minza" nennen und wegen seiner Schlauheit hassen. Der „Baron'' hat jeincn Ein stand in der sogenannten „Minza" am Monlasio in der Seisera und ist „nicht zu kriegeu." „Minza" ist ein slowenisches Tialettmort, abge schlissen aus gmauüca -- Ltück einer Gemeinde- weide, die vor Jahrhuu.de. en dort, wo heute Felswildnis ist, bestanden at. Ain 26. August v. I. stand der „Bacon" in einem Karfeld am Fuße des Montasio, da- „start rama" genannt wird, star --- alt, larna von tamar -- Hürde, eingezaunrer Standplatz für Alpenvich (in frühe ren Zeiten). Es glückte auf 120 Schritte auzu- birichen und den außerordentlich kapitalen Bvä aufs Korn zu nehmetn Bevor aber der König den Stecher berühren konnte, spielte sich eine jagdlich yochintereisan.es Episode mit Blitzesgc- schwindigieit ab: Uebes: vem von der Sonne Helt erleuchteten Karftld str! ' ei Adler, dessen Schat ten Plötzlich ctwl eure, Lchfftt vor dem Gams bock auf das Geröll fiel. Iw Nu warf der Bock, der bisher geäst lmtte, en < rind auf und ging in rasender Flucht ab, -ast im Momente, da der König hatte schießen tv'llen. Diese Episode er lebt zu haben, befriedig e den König in so hohem Maße, daß der abermö ia Mißerfolg dcr Birsch auf den „Baron von o c Minza" willig in Kauf genommen wurde. Wi end >aren natürlich über diese neue „Schneider i" ne Jagdgchilfcn, die danach lechzten, oen gc m tzigten „Einsiedler" ihrem gnädigsten Hcr^.t . an Rohr zu bringen. Aber aus Schußdistanz läßt der ^Baron" den Jäger mcht heran: oie Episode rn der „starr tama" war eine Ausnahme. Sind die Jagd gehilfen des Sciicrogebietcs unter sich, so nennen sie den gehaßten „Baron" zuweilen auch den „Zlatorog ohne zlat", womit gemeint ist: „Gold gehörnter ohne Gold". Ob die häufige Anwesenheit des Königs von Sachsen und seine hinceißendc Güte und Lie benswürdigkeit die Ursache ist, daß es im Kanal tale nationale Strcitizftiten der auf engen Raum zusammcngedrängten drei Völker (Deutsche, Welsche und Slowenen» nicht gibt, vermag ich nicht zu beurteilen. Aufgefallen ist mir aus den Wanderungen durch diese Gegenden die Tat sache, daß in slowenischen Ornchaften bereit willig deutsch gcsvrochen, sa sogar auf stowenftch gesprochenen Gruß iu deutscher Sprache gedankt wird. Man kann den dortigen Slowenen die Freude über einen Gruß in ihrer Muttersprache vom Gesichte ablcsen; zum Dank bedienen sie sich dann der deutschen Sprache zur Antwort. Für nationale Hetzer ist dort kein Boden; hoffent lich verbleibt es bei dieser sympathischen Toleranz und Rücksichtnahme auf den Wohltäter der Ge gend, auf den ehrlich verehrten König von wachsen. kMIU MMkk ' 8. pelerssit-. S--> ' . "
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