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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111201010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-01
-
Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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M. 333 Ni 4 l. 2-Hwkd,^ » Lpa»,»«. 2» «kr» üdn«„ »»> di,»P »,,a »t» Lelchaneittv« »— Blau«, »khLIUlch. r« Li»««« r««di«tt 1 chi« »««» 1i«Uck. tz««„ » tz»»«kt»«, « »do,>„„i».a,o,l>«« A« «,«„,»» I »»«»«,»,« «d »««« « SniUl»««»» b«I »»>«„ t »U««I,I »»»»I««!« Morgen-Ausgabe. MpMerTlUMM V^IlVeiKKktk«.Ng. rel.-Allschl.EnWr Amtsblatt -es Aales und -es Aolizeiamtes -er Stadt Leipzig. /rrttas, üen 1. Dezemder iSll. LuzeigeuPrel- fM I-s»rar» ao» Uewoe i»d U«a«ba«, »t» Ilpatt»«« »Pk.dt«N«N»m». «NitMt v»» a»»»«N, SV VI, Vitklamrn U0 DL. 2«>«r«l« »« >k«dörd«. tm amt lich«» r«tl d- V«Mz«tl« Kl P« G-lchLst»a-t«t,«i» «tt Vla»»or!chNtt«» lm Pr«l« «rdSdl. Nada« nach Tank ViIa«»a«btLr aitkla«« b Mt. o taulind «rkl. v»fti«behr. Tellbilla«« höo«r. 8«I«N«tU, Oustläa« kSnn«n nicht »urück- a«toa«n w«d«n. SS« da» Erlch«tn«n an v«ftimmt«n Tag«« and Pl仫n wird k«in« «Sarantt» Ub«rnomin«n. >ni«t«n - Annadm«: 2»danni»<«II« S, d« lämtllch«» Sillalen w all«» illnaanin, El»«dtttan«» d«» 2n» and »aaland««. Wnul „» V««I«- »»» Mich« ch Rllrft«, 2adad«r: V«»l NIrtz«». »«»«Mo. «,» ch«Ich-,t»ll«I,r 2odanni»aaN« N Ha»»i - Atllal» »««,»«»r vrrstrag« < t (Tilrptzaa eSAI ros. Zshrgsny. 28 Seite«. Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt S Seiten, die vorliegend« Morgennummer rv Seit««, zusammen ><,- Dss Wichtigste. * Der Reichstag nahm in zweiter Be ratung die Aufhebung des Hilfskassen gesetz e s an und trat dann in die zweite Lesung des Privatbeamtenversicherungsge setzes an. (S. bes. Art. und ReichstagSber.) * In der Budgetkommission des Reichstages äußerte sich Unterstaatssekretär Herz über die neuen Anleihen des nächsten Etats. (S. bes. Art.) * Fürst Bülow hat dem Reichstag eine Kopie seines von Lenbach gemaldcn Bildes zum Geschenk gemacht. (S. Dtsch. R.) * Die Zweite Kammer des sächsi schen Landtages verwies die Vorlage über den Etat und die Anträge dazu an die Depu- tationen.' (S. La LtagSber.) * In Nom erfolgte am Donnerstag durch den Papst dre feierliche Ueberreichung der Kardinalshüce an die neuernann- tenKardinäle. (S. des. Art.) * Die Pforte,'hat ihre Botschafter zu der Mitteilung beauftragt, daß sie weitere Der« teidigungSmaßregeln an den Darda nellen treffen rnüss^. (S. des. Art.) * Wu ßland hat in einem zweitenUlti- matum von Persien die sofortige Entlas sung des amerikanischen Finanzdirektors Mor gan Sh uster gefordert. (S. Ausl.) Die Nullen in perlten. Unter Peter dem Trotzen war das Südufer des Kaspisees den Persern entrissen. Nach sechs Jahren, als der unmündige Enkel, den Zaren-Ramen führte, wurden die Russen von dim Persern wieder ver trieben. Wenn sie heute ^uriickkehren, wird ein per sischer Sieg nach menschlijchsm Ermessen ausgeschlossen sein. Seit Jahrzehnten hbt Rußland mit dem sicheren Anfall der Nordproviüzin gerechnet. Eigentlich gingen seine Gedanken 'iv-.iter. Gerade an dieser Stelle war eine so hübschc ^Gelegenheit, die Sehnsucht des nordischen Reiches ncch „eisfreien Häfen" zu be- friedigen. Aber England, das in der Nachbarschaft Indiens natürlich gegen fremde Flotten-Stützpunkte doppelt empfindlich ist, har vorgebaut. Nach langen» Hin und Her ist im Jahre 1907 ein Vertrag zustande gekommen, welcher unter Verbürgung der „Integrität und Unabhängigkeit" PerZens den Moskowitern eine „Einfluß-Zone" im Norden zugewiesen hat, den Briten eine gleichbemessene am Süden und dazwischen ein neutrales Gebiet übrig läßt. So wie der Begriff «im t „Einfluß-Zone" von der heutigen Diplomatie verstar den wird, enthält er von vornherein einen Widerspruch zu dem der „Unabhän gigkeit und Integrität". Tatsächlich stehen denn auch seit langem russische Regimenter in Täbris und eine nicht zu knapp bemessene „Schutzwache" in Teheran selbst, während englische Marinetruppen in Bender Buschehs, Bender Abbas und auf der Insel Kischm ausgeschifft und neuerdifig- auch eine indische Ka vallerie-Schwadron nach Schfras geworfen ist, gleich falls als „Schutzwache" dell Herren Konsuls. Vor einem Jahre drohte Englsad auch mit einer um fassenderen Besetzung süvxsrsischen Landes, wenn Linnen drei Plansten die übliche „Unordnung und Vernachlässigung" der Strotzen nicht beseitigt wäre. Daß die Galgenfrist so langt verlängert ist, dürfte weniger den Verdiensten irgtnd eine» persischen Her kules um die Landstraßen-Polizei zuzuschreiben sein — in England selbst hat die Säuberung der ver rufenen Räuber-Ecke von Yorkshire bekanntlich Jahr- Hunderte in Anspruch genommen —, al» der lieber« lastung mit anderweitigen Geschäften, unter denen Sir Edward diesen langen Sommer hindurch seufzte. Unterdessen war Rußland aber nicht müßig. Eigentlich hatte e» gerade seiner Politik in Persien einen etwas feineren Schliff geben wollen. E» hatte sich so hübsch getroffen, daß es in dem Schah Mo hammed ein durch seine Schmiede gegangene» Werk zeug zur Hand hatte; einen Herrscher, dem die Gabe fehlte, ohne den Schutz fremder Bajonett« seine Herr- schäft zu behaupten. Leider versagten bet dem guten Manne, der in der russischen Schule Gewalttätigkeit, Eidbrüchtgkeit und Schuldenmachen zur Vollkommen heit erlernt hatte, die militärischen Fähigkeiten doch gar zu sehr. Obwohl er unter russischen Offizieren And Unteroffizieren sich «ine Perfische „Kosaken'^ Brigade herangebildet hatte, unterlag er außer ordentlich rühmlos einem gar nicht einmal besonders großen Haufe» irregulärer Scharen. Und als er in diesem Sommer zurückkehrte, um mit russischem Rat und Eelde ausgerüstet noch einmal nach der verlore nen Krone zu greifen, da hat er bloß einen neuen Beweis geliefert, daß äußerliche Schneidigkeit und Skrupellosigkeit des Gewissens den „starken Mann" noch lange nicht machen. Als geschlagener Flücht ling irrt er an den Grenzen seines Reiches, und es muß jetzt doch der echte russische Kosak heran, um Rußlands mit den Künsten der Kabale verspielte Partie durch brutale Gewalt zu retten. Denn di« kaum verhüllte Unterstützung des ver haßten Tyrannen hat jetzt natürlich die letzte Hoff nung vernichtet, durch „moralische Eroberungen" in Persien Fuß zu fassen. Zudem ist den Persern ein Helfer ins Land gekommen, der in die demokratische Dilettanten-Wirtschaft der „Medschlis"-Leute Zucht und Ordnung zu bringen beginnt und mit der fast für unmöglich gehaltenen Reorganisation des herunter gekommenen Landes wenigstens schon so etwas wie einen Anfang gemacht hat. Der Amerikaner Mor gan Shuster hat nicht bloß die althergebrachte finanzielle Verlotterung mit fester Hand angegriffen, wie smarte Eeschäftsmänner zuweilen selbst halb- fallite Banken noch zu sanieren verstehen, sondern beginnt auch trotz mangelnder eigener Sachkunde mit besserem Erfolge die militärische Reorganisation, zu nächst Lurch Schaffung einer einigermaßen leistungs fähigen Kerntruppe, als der verunglückte Schüler der Russen. Ja, er wollte sogar einem tüchtigen eng lisch-indischen Offizier diese wichtige Aufgabe über tragen, stieß indessen damit an die Schranken des englisch-russischen Vertrages, welcher den Eintritt englischer Beamter in die russische „Späre" verbietet. Grund genug, daß Rußland den Mann weg haben will. Denn seine Entfernung ist doch wohl der Zweck de» starken russischen Truppen-Aufgebotes, das soeben die persische Grenze überschritten hat. Einige nichtssagende Vorwände: Konfiskation der Güter eine» rebellischen Schah-Bruders, ver« zögerte Entschuldigung für einen halbverjährten Uebergriff in die Gerechtsame des Teheraner Kon sulates usw. gaben Anlaß zu einem Ultimatum, das inzwischen schon auf gütlichem Wege erledigt ist. Aber der Vormarsch wird fortgesetzt, und jetzt die Kernforderung erhoben: Fort mit Shuster! Ruß land will ebensowenig ernsthafte persische Reformen, wie den Italienern mit der musterhaftesten türkischen Verwaltung in Tripolitanien gedient gewesen wäre. Möglich, daß Persiens Gnadenfrist sich verlängert hätte, wäre es noch einige Jahre im Sumpfe seines räuberischen Despotismus, der schandbaren Korrup tion seiner Satrapen oder der unfruchtbaren Red- seligkeit seiner „Medschlis-Abgeordneten", richtiger der jungpersischen Klubbisten eigener Berufung, stecken gebieben. Der Regenerationsversuch des tüch tigen Shuster dürfte zu spät kommen, wie 1791 die polnische Verfassung. Denn England, dessen unab hängigere Presse jetzt der Amerikaner bearbeitet, hat sich die Hände gebunden und nur noch Augen für den eigenen Beuteteil. Silkskssten unü priostsngesteiltenoeriicherung. (Stimmungsbild au» dem Reichstage.) Berlin, 30. November. (Drahtm.) Die Aufhebung des Hilfskassengesetzes bat der Reichstag Anfang Mai in erster Lesung er örtert, heute stand der Entwurf zur zweiten Lesung. Die Sozialdemokratie ist die Hauptgegnerin ge blieben. Sie will die Hilfskassen nicht aufgeben, son dern zwar Schwindelkassen bekämpfen, aber im übrigen die Kassen eher fördern, als einengen. Die bürgerlichen Parteien sagen demgegenüber: Die Sozialdemokratie will nur ihre Herrschaft in den Kassen behaupten. Abg. Behrens (Wirtsch. Vgg.) erklärte heute offen, die staatliche Aufsicht sei ihm lieber, als die Herrschaft der Soizaldemokratie. Von keiner gut gestellten Hilfskasse sei ihm eine Be schwerde gegen das Gesetz vorgelegt worden. Daß die Sozialdemokrat^ durch ihren Widerstand gegen das Gesetz in bedenkliche Nähe der Schwindelkassen kommen, ist ihnen natürlich unangenehm und es war schon früher das Bestreben der sozialdemokratischen Redner, einen etwaigen nach dieser Seite gehenden Verdacht abzuwenden. Abg. Hoch (Soz.) benutzte zu dem Zwecke auch heute das Mittel, daß er die Schwindelkassen auf Grund ihrer oft patriotischen Ramen der bürgerlichen Seite und nicht der sozial demokratischen an die Rockschöße heftete. Wenn e» so wäre, das Motiv der Herrschsucht würde dadurch nicht aus der Welt geschafft. Im Laufe der Beratungen stießen wieder die Arbeitersekretäre der bürgerlichen Richtung und die Sozialdemokraten hart zusammen. Man muß es den bürgerlichen Ar- bettervertretern lassen, daß sie den Kampf nicht scheuten und den Terrorismus der anderen Seite gehörig geißelten. Das ist gegenüber den Abgg. Stadthagen und Hoch nicht immer «ine ange nehme Aufgabe. Zu wesentlichen Aenderungen der Kommissionsbeschlüsse kam es nicht mehr. Beim Versicherungsgesetz für Privat angestellte geht man gleich, wie e» sich bei einer zweiten Lesung schickt in die Einzelberatung hinein. In S Absätzen zählt der erste Paragraph die ver- sicherungspflichtigen Personen auf. Sozialdemokra tische und fortschrittlich« Abgeordnete wünschten Er weiterungen oder nähere Begriffsbestimmungen. Be züglich der sämtlichen technischen Beamten und der Werkmeister konnte Ministerialdirektor im Reichs* amt des Innern Caspar beruhigende Mitteilungen machen, sie sollen alle unter das Gesetz fallen, auch Werkmeister mit kurzer Kündigungsfrist. Bei an deren Angestelltengattungen wurde eine Entschei- dupg von Fall zu Fall in Aussicht genommen. Bei der Abstimmung blieb die Fassung gemäß den Kommissionsbeschlüssen zweiter Lesung gewahrt. Die Beratung gedieh dann noch bis zum 9. Para graphen, der die Staats- und Gemeindebeamten, die Geistlichen und Lehrer usw., wenn sie Anwartschaft auf Ruhegeld und Hinterbliebenenrente in näher gekennzeichneter Höhe haben, von der Versicherungs pflicht befreit. Am Freitag will das Haus bereits um 11 Uhr vormittag beginnen. Vor derPrivat - beamtenversicherung soll noch die Klein aktienvorlage in zweiter und der Schif fahrtsabgabenentwurf in dritter Lesung erledigt werden. - Dss Msrskka-Sbkvmmen ln üerlrsnMlchenksmmerkommlMon (Don unserem Pariser Mitarbeiter.) Pari», 29. November. Die Annahme des Marokko-Abko.m- men, erfolgte in der französischen Kommission für auswärtig« und koloniale Angelegenheiten mit Ach und Krach — 15 Mitglieder waren dafür, 2 da gegen und 12 enthielten sich der Abstimmung, trotz dem der Vorsitzende Paul Dechanei die Kollegen be schworen hatte, in Anbetracht der politischen Lage, den Vertrag gutzuheißen. In Wahrheit wurde also das Abkommen rn jenem Teil, der Frankreich das Protektorat über Marokko gibt, nur mit einer Stimme Mehrheit gutgeheißen. Wie wird erst die Stimmung in der Kommission sein, wenn es beißt, den zweiten Teil, der den Preis, die Aus' gäbe eines Stückes der Kongokolonie, anbetrifft, zu billigen? Wenn den Kommissionsdiplomaten schon die m Marokko erlangten Vorteile nicht ausreichend erscheinen, werde» sie den Strich, den das deutsche Songha-Füdkhor» VürA die Einheit der französischen Koagokolonie machen wird, ganz unzulässig finden. Es muß allerdings gesagt werden, daß in der Kom- Mission viele Mitglieder der Rechten sitzen, die auch in der auswärtigen Politik den Radikalismus be kämpfen zu müsse« glauben. Das Plenum der Kam- nier wird mit größerer Majorität die Arbeit der Herren Caillaux-d« oelves-Cambon sanktionieren, zu mal der geschickte DelcassS eine Rede vorbe reitet, die eilt« glänzende Rechtfertigung seiner Politik von 1904 werden soll. Der heu tige Marine- und ehemalige Minister des Aeußern will auf alle Angriffe antworten, denen er seit seinem Abschied vom Quai d'Orsay und vor allem in den letzten Monaten ausgesetzt war — er wird zu tun haben! Es ist bekannt, daß er gegenwärtig wieder im Par lament hohe Sympathien genießt, und man wird sich in Deutschland darauf gefaßt machen dürfen, daß ihm eine eklatante Revanche für seinen Sturz zuteil wer den wird. Aber wenn er als Redner triumphiert haben wird, werden auch seine Gegner nicht schwei gen^ die Kritik des Geheimvertrages von 1904, der so ernste Folgen für ganz Europa hatte, wird den Mann der Entente cordiale nicht zu sanft anfassen. Viel wird davon abhängen, wie sich England zu den Ver suchen stellen wird. Spanien aus der ihm 1904 von Detcassä zuerkannten marokkanischen Einflußsphäre herauszudränaen. In der Kommission machte der konservative Graf de Mun außerordentliche An- strengungen, das Votum des Abkommens zu ver- tagen, bis eine Einigung mit Spanien erzielt sei. Er enthielt sich mit 11 Gesinnungsgenossen der Ab stimmung. Die beiden Deputierten, die gegendas A b k o m m e n stimmten, waren merkwürdigerweise die Sozialisten Rouanet und Ellen-Prö- vot, die verlangt hatten, der Rapport der Kommis sion müsse auch Angaben über die diplomatischen Akten enthalten, die dem Vertrag von 1904 ooraus- aingen, und die ihren Antrag zurückqewiesen sahen. Rapporteur Lang verlas den ersten Teil seines Be richts über Marokko, in dem er erklärt, das deutsch französische Abkommen wäre nur die Folge einer langen Reihe von Geschehnissen, die der Geschichte angehörten und über die die Kommission nicht zu befinden habe. Er lobt« die Festigkeit und Würde, mit der das französische Volk die Monate der müh samen Verhandlungen durchlebte, und nannte den Vertrag ein großes Resultat, dessen glückliche Folgen nur von den Franzosen selbst abhängen würden. Die Opfer, die im Kongo gebracht werden müßten, wären allen französischen Herzen sehr empfindlich, weshalb die Kommission ihren Bericht über den zweiten Ab schnitt de» Abkommens mit einer Ehrung der Kongo- forscker Brazza usw. beginnen werde. Zur Stunde weiß man noch nicht genau, wann die Verhandlungen vor der Kammer anfangen können, da Lang seinen Rapport über den Kongo noch nicht ab gefaßt hat. Denn üer Papst leine SarülnSle wWt, dann haben, wie unser ständiger römischer Mitar beiter uns schreibt, die römischen Blätter manches zu erzählen, was der Vatikan nicht für die Oeffentlich- keit bestimmt hat. Auch jetzt haben sie trotz der Fülle der vom Kriegsschauplatz einlaufenden RaL- richten noch Raum für mehr oder weniger animose Betrachtungen über die Figura ross«, di« „Ro ten Gestalten" denen der Papst im jetzigen Konst- storium den „heiligen Kuß" zum Zeichen ihrer neuen Würde gibt. Die achtzehn neuen Kettdinäle er halten mit wenigen Ausnahmen keine allzu freund liche Rote in der römischen Presse. Kein Wunder! Denn nur sechs unter ihnen sind Italiener von Geburt. Und unter diese» sechs erfreuen sich nar M«i allgemeiner Sympathien: der bisherig« Ra- iordomu« de» Papste» Bi»l«ti und Kar- vinal L»gark, der einzig«, d«r »o» Geburt Römer ist. In dem erst 54 Jahre alten Gaetan Bislcti glaubt man schon heute, wenn nicht den Nachfolger Pius' Les Zehnten, so doch den Nachfolger dieses Nachfolgers erblicken zu dür fen .. . Das Warum bleibt ein Geheimnis der in die Zukunft des Papsttums schauenden Römer. Bisleti ist, nehmt alles nur in allem, ein schöner Mann mit einschmeichelndem Organ und gefälligen Umgangs formen, Vorzüge, die der Mehrzahl der übrigen neuen Kardinäle abgehen. Hat sich doch auch aus den glei chen Gründen Ram polla bei den Römern in Kunst gesetzt, die, wenn ein Kardinal Papst werden will, nicht zuerst fragen, wie es in seinem Innern aussieht, sondern auf sein mehr oder weniger im ponierendes Aeußere achten. In dieser Hin sicht hatte ihnen im letzten Jahrhundert nur der neunte Pius wirklich imponiert. Leo XHl. sprachen sie halb mitleidig nur als den Papst Pecci (nach seinem Familiennamen) an. Und fragst du heute den Durchschnittsrömer nach seiner Meinung über Pius X., so bekommst du in 99 von 100 Fällen ein „I»ovoro ciiavolo!" zu hören Wenn also das Volk den Papst zu wäklen hätte, würde es sich ohne weiteres für Bisleti oder Nampolla entscheiden. Für die beiden wohlge nährten österreichischen Kardinäle aus Wien und Olmütz haben sie, wie überhaupt für alles, was aus Oesterreich kommt, wenig Sympathien. Dasselbe gilt von dem Neapolitaner Granito di Bel,- monte, dem verflossenen Wiener Nuntius, den man schon deshalb nicht mit Liebenswürdigkeiten über schüttet, weil er als „Exekutioorgan der Wünsche Mcrry del Vals" einen Keil in die feste Phalanx der Rampolliancr treiben möchte. Recht boshaft benimmt sich die Presse merkwürdigerweise gegenüber dem Erzbischof von Boston, Kardinal O'Conel der nach ihren Versicherungen für sein neues Amt weiter nichts mitbringt, als die verdächtige Gönnerschaft Mcrry del Vals. Am schlech testen kommt natürlich der Jesuttengeneral Kardinal Billot we g,^Len man sylailk- weg auffordett, sich mehr in der Oefftntttchkett zu zeigen, damit die Römer Len Urheber der skan dalösen Mißwirtschaft des Vatikans endlich auch von Angesicht zu Angesicht kennen lernen. Kartsinal Billot wird dieser Aufforderung schwerlich nach kommen, °benn hie bisher veröffentlichten Abbil dungen haben ihm das spezifisch Jesuitische allzu deutlich in seinen Zügen eingeprägt. Noch ist die Investitur der neuen Kardinäle nicht beendet, und. die Blätter beschäftigen sich schon mit den Kandidaturen für die nächsten Kardinalswahlen. Einem alten Brauch zufolge trägt der Papst die Namen der neuen Kandidaten „in der Brust". Wer den die nächsten Figure roste den Wünschen der Römer besser entsprechen? Das ist die Frage, die außer dem Kriege hier alle Welt beschäftigt. * Die feierliche Ueberreichung der Kardinals- IMe au die neuen Eminen;en. Rom, 90. November. (Eigene Drahtnreldung.) Heute vormittag fand in der Aula der Selig- sprech ungen das öffentliche Konsisto rium statt, in dem die neuen Kardinäle den Kar dinalshut empfingen. Seit dem frühen Morgen drängte sich eine große Volksmenge auf dem Beters platz und vor den Toren des Vatikans. Am Bronze tor war eine Schweizerwache aufgezogen, im Dama- sushof eine palatinische Garde-Gendarmerie, alle iu großer Uniform. Gegen 9 Uhr begann die Auffahrt des diplomatischen Korps, der Patriziates und einer großen Anzahl geladener Gäste, die sich nach der Aula der Seliasprechungen begaben. Im Hintergrund der Aula war der päpstliche Thron errichtet. Zur Rechten des Thrones befan den sich Tribünen für die beim Heiligen Stuhl be glaubigten Diplomaten. Auf der zweiten Tribüne war der Großmeister des Malteserordens Gras Thun mit einer Vertretung der Ordensritter erschienen. Um 10 Uhr war die Aula dicht gefüllt. Eine Abtei lung der Nobelqarde in großer Uniform stellte sich zu beiden Seiten des Thrones auf. Um 9.15 Uhr be gaben sich die neuen Purpurträger, 13 an der Zahl, (fünf der neuen Kardinäle sind nicht in Rom er schienen) nach der Sixtinischen Kapelle, wo sie den vorgeschriebenen Eid leisteten. Während dieser Zeremonie hatte der Pap st mit den Würden trägern der Anticamera seine Privatgemächer ver lassen. geleitet von der Nobelgarde, und hatte sich nach der Sala di Paramenti begeben, wo sich die Kardinäle. die Patriarchen. Erzbischöfe, Bischöfe und der päpstliche Hofstaat versammelt hatten. Hier wurde der Papst mit dem päpstlichen Mantel und der Mitra bekleidet. Dann begab sich der päpstliche Zug durch die Sala Ducale, die Sala Regia, die alle dicht gedrängt von Menschen waren, nach der Aula der Seligsprechungen. Vor dem Eintritt bestieg der Papst den Trag thron, worauf er in die Aula einzog. Dann bestieg der Papst den Thron und eröffnete die Zeremonie. Die Kardinäle leisteten den Gehorsamsakt, während die Sänger der Sixtinischen Kapelle unter Leitung des Maestro Perosi Motetten sangen. So- dann sükrten zwei Kardinaldiakonen die neuen Kardinäle ein. die, nachdem sie sich um den Thron aufgestellt hatten, vom Papst und den anderen Kar- dinalen mit Umarmung'empfangen wurden. Dann setzte ihnen der Papst mit den üblichen Zeremonien den Kardinalshut auf. Während dessen hielt ein Konsistortaladvokat eine Ansprache über die Seligsprechung. Zuletzt erteilte der Papst den Segen und begab sich, begleitet von dem Kardinalkollegium der Anticamera, in die Ge- mächer zurück. Die Kardinäle zogen in feierlicher Prozession zur Sixtinischen Kapelle, während die päpstlichen Sänger einen Ambrofianischen Lobgesang sangen. Kardinal Vannutrlli sprach ein Gebet über die neuen Kardinäle. Sodann begab sich das Kar- dtnalkollegium nach den Konfiftorium»saal. wo der Papst da»geh«im«Konststort»mabhielt. Hier wie» der Papst, nachdem «r an den neuen Kar-
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