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2. Vellage. Mittwoch, 29. November l9N. Leipziger Tageblstt. ——————— Nr. S3l. lOS. Jahrgang. Sus üer Lahn geWeuüerl. AI Roman von Larola ». Synatte«. t-iachbruck vervotrn.) E» war nahe an sechs Uhr und Hornbostel hatte immer noch keine Nackricht von Mellik, dessen Ler- nehmung schon vor Mittag beendet gewesen sein mutzte. Wo der Mann nur blieb! Es war uner klärlich! — Und Dr. Lazar, der jedenfalls einige Aus kunft hätte geben können, war um ein Uhr telegra- phisch nach auswärts gerufen worden. — Es war schon später Nachmittag geworden, als Mayer kam, um mitzuteilen, datz Melliks Vernehmung auf drei Uhr verschoben sei. Ich dachte, Sie würden ruhiger wer den, wenn ich Nachricht brächte —" Er hatte noch nicht fertig gesprochen, als es wieder klopfte. Diesmal war der Eintretende Mellik in eigener Person. Er sah sehr vergnügt ans und von Auf regung stand in seinem Gesicht keine Spur zu lesen. „Guten Abend, Herr Hornbostel — guten Abend, Herr Mauer!" sagte er vergnügt, die Hände ergrei fend, die sich ihm entgegenstreckten. „So, jetzt hätten wir die Geschichte hinter uns, die allen so viel zu schaffen gemacht und die so unsinnig viel Geld ge kostet hat! Der Herr Pfarrer hat auch schon seinen Eid geleistet —" „Er ist doch erst gestern hier angekommen!" „Jawohl, aber er will gleich morgen in aller Früh nach Kran weiterfahren zu seiner alten Mutter, wegen der er eigentlich von drüben hcrübcrgekommen ist, und er hat nur drei Wochen Zeit. — Die Herren vom Gericht haben auch durchaus nichts davon wissen wollen und sind erst grob geworden, 's hat ihnen aber nichts geholfen, der Herr Pfarrer hat seinen Willen durchgesetzt, wie, das weiß ich freilich nicht, um halb elf war für ihn alles fix und fertig —' „Und wie ist's gegangen, Mellik?" unterbrach Hornbostel, der vor innerer Unruhe von einem Bein auf das andere trat. „Gut, natürlich, gnädiger Herr Hornbostel; wir haben eben unfern Eid geleistet und dann unsre Sach gesagt, wie sonst auch." antwortete Mellik. „Sie haben sich nicht irre machen lassen?" Der Mann lachte. „Mich irre machen, wenn / ich eine Sach genau und bestimmt weitz. das bringt , keins fertig, wenn sich's noch so große Mühe gibt! Und das haben die Herren ja getan, sie haben jeden falls glaubt, wir täten uns durch ihre Kreuz- nnd Querfragen aus'm Konzept bringen lassen, nnd sie könnten uns hintennach beweisen, datz wir einer dem andern widersprochen haben." Mellik wollte fort, nm etwas zu essen, was aber Hornbostel nicht duldete: „Bleiben Sie nur. lieber Mellik, ich lasse Ihnen etwas Kaltes und ein Glas Wein bringen, und später essen Sie mit uns zu Nacht. Szarolta, die noch in der Schule ist, wird gewiß gern aus Ihrem eigenen Munde hören, wie es ge gangen ist." Der Mann lehnte „die Ehre" jedoch dankend ab. Solange der Prozeß nicht durch alle Instanzen ge gangen, wäre es besser, auseinander zu bleiben, meine der Herr Pfarrer, besonders, weil Dr. Csallo- vary ein so schikanöser Mann wäre, vor dem man sich nicht genug in acht nehmen könnte. „Gegen Ihren Wunsch will ich Cie nicht zurück halten, lieber Mellik, und so danke ich Ihnen zugleich auch in Szaroltas Namen", sagte Hornbostel, ihm die Hand schüttelnd. „Wenn Sie nichts dagegen haben, begleite ich Sie ein Stück weit, Herr Mellik", sagte Mayer. „Mir ist » eine große Ehre, Herr Mayer, und ich glaub auch nicht, datz sich jemaick darüber auf- halten kann." — Es war schon sieben Uhr vorüber, als Szarolta au« der Schule heimkam und. noch mit dem Hut auf dem Kopf, in ihres Vormunds Zimmer trat. Sie sah sehr erhitzt aus und sagte mit erregter Stimme: „Verzeihung, wenn ich dich störe, Onkel Ludwig — „Du willst wissen, wie s mit der heutigen Zeugen- Vernehmung gegangen ist —" „Nein das meine ich nicht; ich komme, um dir zu sagen, datz mich Jenö beute wieder angesprochen hat und datz ich ihn angehört, mich von ihm habe be- gleiten lasten", sagte sie rasch, ohne jede Befangen heit, ohne jedes Schutdbewutztsein. „So, so!" sagte Hornbostel, überrascht über ihre ruhige Sicherheit bei diesem Geständnis. „Na, wenn'» einmal geschehen ist, lätzt sich nicht» mehr daran ändern und ein andermal tust's halt nicht wieder, gelt, Kleine? — Was hat er von dir gewollt?" „Mir sagen, datz er nicht böse ist über das Feuille ton in der „Gerechtigkeit", und an Herrn Czalugays Stelle ebenso gehandelt hätte. Der Eltern wegen, di« an den Pranger gestellt worden wären, tue es ihm freilich leid, strenge genommen dürften sie sich aber nicht beklagen, wenn sie nun ausesten müßten, was sie sich eingebrockt hätten." „Ein zärtlicher Sohn, der Herr Jenö!" In Szarolta regte sich eine unangenehme Emp findung. „Und das war alles, was er dir zu sagen hatte?" „Nein, das war der Anfang", erwiderte das junge Mädchen, noch röter werdend, doch mit strahlenden Augen. „Er — er betrachtet mich als seine Braut!" „Das ist ja schön von ihm — aber mit was will er denn betraten, dazu gehört doch Geld?" fragte Hornbostel, sein innerliches Erschrecken hinter einem scherzenden Ton verbergend „Wenn wir den Prozetz verlieren, wi« es anzu nehmen ist, sagte Jenö, und seine Eltern uns die Einwilligung verweigern, müssen wir eben von unserer Arbeit leben. Er wird sobald als möglich sein Examen machen und um ein« Anstellung ist ihm nicht bange." „Und dein Vetter hat dir das Versprechen der Treue abgenommen, Kinder! — oder nicht?" „Doch!" „Und wann wird der Herr zu mir kommen?" Bei dieser Frage malte sich einige Verlegenheit in Szaroltas Gesicht. „Noch nicht sobald — erst, wenn er etwas zu bieten hat oder alle Hindernisse weggeräumt sind." ..Aha!" „Onkel Ludwig, du mutzt deshalb nicht schlecht von Jenö denken, es ist nur sein so lebhaftes Ehr gefühl, das ihn hindert, jetzt schon mit dir zu sprechen." „Dieses Mädel, um das er sich ehrlich zu werben scheut, an sich zu binden, nimmt der junge Herr aber keinen Anstand, trotzdem es das Schlimmere ist!" sagte Hornbostel, seinem Groll gegen den jungen Csallovary unwillkürlich Lust machend. „Aber ich binde mich doch so gern —!" sagte Szarolta. Er strich liebkosend über ihre Wange: „Es kann ia sein, datz ich mich irre, Kinderl", sagte er. im Be streben, sie zu trösten, „aber ein gutes Licht wirft es auf einen jungen Mann nicht, wenn er ohne zwingen den Grund einem Mädel ein heimliches Verlöbnis vorschlägt. Ich bin ein alter Mann, der viel er fahren hat, und dem da, freudige Vertrauen zu den Menschen abhanden gekommen ist. — Weiß dein Vetter, datz du mir alle« sagst?" Die Frage stellte des Mädchens Wahrheitsliebe auf eine harte Prob«. Folgte sie ihr. so bekam der Onkel eine noch schlechtere Meinung von Jenö, al» er ohnehin schon hatte. — Und dennoch entschied sie sich nach kurzem, hartem Kampfe zugunsten der Wahr- heil. „Nein", entgegnete sie. „Er bat mich, gegen jedermann Schweigen zu bewahren, und ich wollte es auch — brachte es aber nicht fertig!" „Das war recht, Kleine: vor deinem alten Onkel brauchst du keine Geheimnisse zu haben, denn er kann alles mit dir fühlen, was dich bewegt, und hat keinen heiheren Wunsch, als dein Glück!" Wieder wurde es still. Dieses andauernd« Schweigen beängstigte sie. „Bist du mir wegen meiner Verlobung böse, Onkel? ' fragte sie leise, dicht an seinem Ohr, trotz dem niemand sie hören konnte. „Nein, Kinderl. Lieber wäre es mir freilich ge wesen, du hättest dir die Freiheit gewahrt. Du »ist noch so jung und kennst so wenig vom Leben und von der Welt, doch böse bin ich dir deshalb nicht. Ich habe auch nichts dagegen, datz du später deines Vetters Frau wirst, vorausgesetzt natürlich, datz er es mit dir ehrlich meint und sich als tüchtiger Mann erweist. Nur um eins bitte ich dich — keine Zu sammenkünfte! Sie wären nach wie vor unter deiner Würde." Szarolta, der schon das Geständnis auf der Zunge geschwebt hatte, datz Jenö sie gebeten, sich jeden Mon tag wenigstens von der Schule Heimbegleiten zu lasten, schluckte es jetzt hinunter. „Gut, Onkel", ent- gegnete sie, „ich werde es ihm sagen, sollt« er mich nochmals anreden." „Und du kannst beifügen, daß Zusammenkünfte auf der Strahe, wo jedermann euch sieht, viel schlimmer wären, als ein gelegentlicher Besuch bei uns. Er soll sich seinem Vater erklären und hierauf zu mir kommen. Solange er das nicht täte, würdest du nicht mit ihm verkehren. — Ist es abgemacht, Szarolta?" „Za, Onkel." Hornbostel war mit dieser schlichten Zusage zu frieden; er wußte, datz sie so viel wert war, wie ein Eid. Fünfzehntes Kapitel. Mit langen harten Schritten, mit jenen Schritten, die er nur machte, wenn in ihm „alles kochte und gärte", ging Rafael Mayer den Maria-Theresien- Ning entlang, jedes Täfelchen, das an oder neben einer Haustür angebracht war, mit den Blicken über fliegend. Er hatte sich heute besonders sein gemacht, trug einen mausgrauen Anzug mit hellerer Phantasieweste und in der Hand graue Glaces. Ungefähr in der Mitte des Ringes blieb er vor einem eleganten Hanse stehen, besten Torflügel eine Porzellantafcl mit der Aufschrift: „Dr. mcd. M. Kis- faloa, Spezialistin für Kinderkrankheiten", trug und Suchende in den zweiten Stock wies. Mayer stieg die zwei Treppen hinauf und wurde von einem frischen Landmädchen empfangen, das ihn ins Wartezimmer führte, bemerkend: „Fräulein Doktor werde gleich erscheinen." „Ist ein Pattent beim Fräulein?" fragte er. „Nein, 's Fräule Doktor näht sich bloß ein kleines Börtel um den Rock." Tin schallende« Gelächter antwortete dem Mäd chen, das wenigsten» für den Augenblick allen Unmut verschlang, der sich in dem Maler aufaespeichert hatte. Belustigt sagte er: „Ruf mir den flickenden Doktor herüber, schöne» Kind!" Hier ist meine Karte." Das Mädchen wurde feuerrot und rief zornig: Zu lacken gibt » gar nix. Herr, mein Fräule ist so gut, wie jeder andre ein richtiger Doktor, und die Pulver, dte 's verschreibt, die helfen, das weitz ich von meinem Halsweh her! — Und überhaupt ist's Fräule kein Doktor für Mannsbilder." Diese Erklärung wurde von eincin so energisch einladenden Blick nach der Tür begleitet, datz Mayer lick zu dem nicht minder energischen Befehl veranlaßt say. „Flink, bring deinem Fräulein diese Karte, Hexe!" Die junge Bäuerin nahm die Karte widerwillig und verschwand für einige Augenblicke. Als sie wiederkam, blieb sie auf der Schwelle stehen und sagte um vieles höflicher: „Ich bitte, der Herr soll ins Wohnzimmer tommen!" Margita „flickte" wirklich. Als der Maler ihr äußerst einfaches Zimmer betrat, satz sie am Fenster und setzte Litzen an den unteren Rand eines grauen Damenrockes. „Das ist schön, daß Sie mich einmal besuchen, Herr Mayer!" begrüßte sic ihn, ohne aufzusteben, hielt ihm aber die mit einem Fingerhut geschmückte Hand entgegen. Er nahm und schüttelte sie, sagte aber kein Wort. „Was ist's mit Ihnen, Sie sehen ja ganz ent» geistert aus, Meister?" fragte Margita lachend. „Ich bin entsetzt!" „So? — Na, worüber denn?" Schweigend wies Mayer auf den in Reparatur befindlichen Nock. „Eine solche Entwürdigung der Wissenschaft durch Sie, die Sie deren Verkörperung sind — alte Röcke flicken, was jede Landpomeranze fertig bringt, ist das nicht unerhört? — Am liebsten nähme davor jeder Patient Reißaus!" „i!venn Sie naiv genug dazu wären, dürften Sie laufen, so weit Sie wollten, ohne daß ich Ihnen einen einzigen bedauernden Blick widmete! — Bitte, nehmen Cie Platz und dann heraus mit dem Dringenden, das Sie zu mir führte!" Der Maler setzte sich so, daß er ihr bequem ins Gesicht schauen konnte, dann begann er pathetisch: „Fräulein Doktor, unsere Szarolta will sich in einen Krokodilsrachen werfen, der sich gierig nach ihr nufsperrt!" „Sind Sic verrückt. Mayer?" „Ich wollte, ich wäre es! — Szarolta hat sich heimlich mit dem jungen Csallovary verlobt, will ihn heiraten!" „Was—? — Ja, kennt sie ihn denn überhaupt?" Margita sah geradezu verwirrt ans. „Natürlich kennen sic sich, und zwar schon seit geraumer Zeit! Die kleine Heuchlerin hat aber kein Wort gesagt von dieser wundervollen Errungenschaft, das heißt, zu uns nicht, nur Hornbostel wurde schon nach den ersten Wochen dieser Bekanntschaft „ein- g«weiht". Er ist außer sich über diese Verlobung, und weil er sich keinen Rat mehr wußte, zog er mich in, Vertrauen, zunächst nur mick, und erlaubte mir, meinerseits mit Ihnen dasselbe zu tun. Wir bitten Sie um Ihren Rat. Sie kannten Szarolta schon, al« sie noch Kind war und können uns vielleicht sagen, uKe wir diesem heillosen Unsinn am besten ein End« machen." (Fortsetzung in d«r Abendausgabe.) Delsphoe» 7^666 0ttgimtt-«-8toIwa r O/e k?el/eÄeki ^el/§ki/LLe von Ssoos/'st, ^2/ Hl. /.sm/re/'l. d»v»Sc»a »»«!> IioVIn »>»««»» V»,»i> Ikc, v«ll« Kömef, Ho/rs/en, ^SLe/r elc. L/nc/ /'n s//en -4l/5M/-t/n^en -l/ n?Z^/'nen ^/-e/Len. V. «k. SO Klc. 250.— b'abnk V/Ittevb«gs, vor. votsöam. Xktbwsselno sll b^böreri su 6en an entbehrlichsten Ocrxensiilnckm 6«r btln^licbsn vinriobtuog. kkm so viebt gvr ist cs, boi «ter /.usobakkua^ clio richtig« iVabl «u tisäcn. Ls gdt bsilbmasehinkn, cliv via zls^seksvaltvr ausdkütcm und solcd«, dio auch vsni^ea .iadrcn verbraucht und kür jcclvn t reis ru teuer siod. iVer vou uns bankt, ist bieder, das l'esto ru erbalteu. «xx> S/s» - FF»rr«//LF/rs Borteilbafter Geiegenbeitsposten feinster Kostüm-Cheviot- in schwarz nnd bla«, Anzug- und Paletotstoffe für Knaben uns Herren MM" tetu Laden "WG do,-7, Promenadenftr. 28 -art. die siänixin Äer V»8elmi»8eliiiitzii Danncmanns Waschmaschine mit schleisenförmiaen Mitnehmern und birnen förmigem Ofen! Sic wö'cht be, nur einmalt irm A'a^ch-n kinderleicht, blütenwech und unerreicht schonend; ferner verwendbar als Badeoien, Eia« kocb-Apparar, Frderreiniaer re. MM^Echouwafchen heute (wie jeden Mittwoch: von 8—8 Uhr bei ssei'ljinsnlI0gnnemLNs',vi!iver8!tit85tt 22/24 Gestärkte Wäsche ist sofort, bet nur einmaligem Aa'cken blendend weiß und vo' ständig stirkefret, die ganze Wäsche ist desinfiziert. 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