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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111205010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911120501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911120501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-12
- Tag 1911-12-05
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Monat
1911-12
-
Jahr
1911
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illionen stoer« ^esjer erkennen den Wert der Erschließung der Kolonien durch Bahnen an und stimmen deshalb fllr den ersten Teil der Borlage, der den Ausbau der Usambarabahn umsaht; den »weiten Teil lehnen wir ab. Die Sa nierung der Reichsfinanzen muh durch Entlastung der unteren Klassen erfolgen. l Beifall b. d. Soz.) Abg. Dr. Arendt (Rpt.): Bon den Bahnbauten erwarten wir einen großenAuffchroung unserer ostafrikanischen Kolonie, so dah schliehlich «ln« Ent lastung unseres Ostafrika-Etats eintreten wird. Hätte Herr Gothein sich mit seinen Freunden aus der Budgetkommission verständigt, so hatte er die uns vor getragenen Zahlen nicht ausgesprochen. Wir stehen derartig gut da. dah wir sogar di« schweren Zeiten der lebten Monate glücklich überstanden haben. Wes halb hat die Linke die W e n- und Reklame- steuerabgelehnt? (Sehr gutls 400 Millionen indirekte Steuern zu bewilligen, war auch die bürger lich« Linke bereit. (Hört, hört!) Redner geht sodann weiter auf die Einzelheiten der Finanzreform ein, wird aber alsbald vom Präsidenten ermahnt, zum Thema zurückzukehren. Ohne Reichssinanzreform batten wir auch diese Bahnen nicht bewilligen können. Auch hier ist wieder «in Fortschritt des Ver kehrs auf Grund der Finanzreform zu konstatieren. Ich hoffe, dah die Dahnen unserer Kolonie und unserem Vaterlands zum Segen gereichen werden. (Beifall rechts.) Abg. Erzberger (Ztr.): Es ist einfach «in volks wirtschaftliches Unding, dah eine neue Steuer schon im ersten Fahre volle Wirkung zeigt. Abg. Müller-Meiningen (Fortschr. Dpt.): Die Rede des Staatssekretärs Wermuth wurde im Auftrag« des schwarz-blauen Blocks ge» halten sie war «ine Verbeugung vor Herrn Mathias Erzberger. (Gröhe Heiter keit.) Die Reichssinanzreform war gcwih notwendig, sie durfte aber nicht unter vollkommener Schonung der Besitzenden gemacht werden. Das alte Märchen, wir seren bereit gewesen, 400 Millionen indirekte Steuern zu bewilligen, muh zurückgewiesen werden. Präsident Gras Schwerin-Löwitz oitler den Red ner, nrcht weiter auf die Einzelheiten der Finanz reform einzugehen. Abg. Mutter-Meiningen fortfahrend: Wenn die Zündholz st euer so unglückselig gewesen ist, wie es die Mehrheit jetzt selbst zugibt, jo sollte sie doch beseitigt werden. Präsident Gras Schwerin-Löwitz bittet den Red ner wiederholt, berm Thema zu bleib«». Wenn diese Debatte so sorrgcjeyt würde, so wären noch vier Wochen dazu nötig. Abg. Müller-Melningen sortfahrend: Als guter Mensch und aus christlicher "Nächstenliebe will lch über die Tätigkeit Les Herrn Erzberger nicht rechten, die „Kölnische Volkszeitung" aber schreibt, dah seine Tätigkeit in dieser Legislaturperiode weder der Par tei noch der Sache gedient hätte. (Sehr gut! Wider spruch im Zentrum, grohe Unruhe.) Abg. Bebel (Soz.): Die gegenwärtigen Verhaich- lungen machen den Eindruck einer ziemlich stürmi schen Wahlversammlung, an der sich auch die Regierung beteiligt. Ich freue mich stets, wenn die Regierung aus ihrer Zugeknöpftheit her austritt. In diesem Falle aber hätte der Staats- jekretär uns die notwendigen Unterlagen geben sollen. Wenn der Staatssekretär so viel Geld hat, dann werden wir im neue» Reichstag beantragen, die Altersrenten bei der Alrersverjicherung auf 65 Fahre zurückzusetzen und die ungerechte sten Steuern zu beseitigen. Von der neuen Flotten, und Militärvorlage sagte er heut« kein Wort. Trotz, dem bekommen wir sie ganz sicher, wenn dies auch noch so sehr abgeleugnet wird. Reichsschatzselretär Wrunuth: Mir ist vorgewor fen worden, ich hätte im Auftrage des schwarz blauen Blocks gesprochen. Das ist eben das Un glück, dah die Finanzfragen unter diesem Gesichtspunkte beurteilt werden. Ich hatte lediglich Vorwürfe in der Kommission zurück gewiesen. Der Ausgangspunkt meiner Ausführungen war einfach der, dah wir das Ziel, das wir uns stecken muhten, zu einer Gesundung der Reichs finanzen zu kommen, mehrere Fahre früher er reichen würden, als früher erwartet worden war. Für die Vorschläge des Aba. Bebel auf Herab setzung der Altersgrenze und Beseitigung der Steuern sind wir stets zu haben, wenn Herr Bebel uns die D eck u n g s m i t t e l angtbt. (Sehr gut!) Abg. Paeiche (Ratl.): Wenn wir 500 Mi Mark neue Steuern bewilligen, so ist es elbstoer« stündlich, dah unsere finanziellen Verhältni je besser werden. Der soziale Einschlag der Steuern ist auch anderweitig anerkannt worden. Noch wenige Tage vor der Verabschiedung der Finanzreform erklärten die Einzelstaaten, ohne direkte Besteuerung der Be sitzenden sei die Reform nicht möglich. Den Vorwurf wird die Mehrheit nicht los, daß eine Fülle neuer Steuern ohne genügende Vorbereitung eingebracht worden sind. Abg. Erzberger (Ztr.): Die gesamte Steuerlast Deutschlands beträgt 3500 Millionen Mark. Davon tragen die unteren Schichten, nämlich der Bevölke rung, ungefähr 1200 Millionen, während das obere Viertel 2300 Millionen trägt. Das ist die relativ beste Steueroerteitung überhaupt. Was die „Köln. Volksztg." über nuch geschrieben hat, ist mir gleichgültig. Abg. Wirmer (Fortschr. Vpt.): Herr Erzbcrger batte kein Recht, die Ausführungen der „Freisinnigen Zeitung" als schamlose Verlogenheit zu be zeichnen. Wer schimpft, hat unrecht. Präsident Graf Schwerin-Löwitz: Sie dürfen einem Kollegen nicht vorwerfcn, dah er geschimpft habe. (Lachen links.) Abg. Wremer (sortfahrend): Dann überlasse ich das dem Urteil des Hauses. Abg. Dr. Wagner (Kons.): Nachdem von den Parteien im Hause zwei, drei, ja vier Redner ge sprochen haben, würde es aufsallen und verwundern, wenn niemand von der konservativen Partei, obgleich sie nur Rücksicht aus die Zeit des Hauses ge- nommen hat, sprechen würde. Aber dann würde drauhen in der Presse stehen: Die Konservativen waren st u m m. (Heiterkeit.) Man soll dem Gegner nicht Motiv« unterlegen, die er selbst nicht ausspricht. Ich weise sodann di« Behauptung des Abgeordneten Müller-Meiningen energisch zurück, dah die Rede des Staatssekretärs eine bestellte Arbeit des schwarz-blauen Blocks gewesen sei. Es ist außerordent- ltch eigentümlich, daß gevad« dir Fortschrittlich, Volkspaltei fortgesetzt dem Volke vor dem Zentrum graulich macht, yerr Hieb,, hat einmal auf einem Parteitag« seine Verwunderung darüber au»- gesprochen, dah die Bolkspartei auf einmal ihr ultramontane» Herz entdeckt hab«, nachdem sie jahrzehntelang mit dem Zentrum ibr« politischen Geschälte gemacht habe. Nun ist über die Be lastung von Handel und Verkehr geklagt worden. Die Finanzreform von 1908 ist aber nut freundlicher Unterstützung der Natio nalliberalen gemacht worden. Die Fahr karten steuer ist ein Geschenk der National liberalen. Die Finanzresorm des Fürsten Bismarck, eine Großtat, durch die erst Handel und Verkehr bei uns groß geworden sind, ist von den National- liberalen scharf bekämpft worden. Sie sollte angeb. lich ein großes Elend über Deutschland herauf- bejchwören. Heute erkennen die Nationalliberalen an, daß sie damals einen schweren Fehler gemacht haben. Zu späterer Zelt werden sie auch an ihre Hal tung bei der jetzigen Finanzreform wie an einen wüsten Traum zuruckoenken. Die Finanzreform war ein« rettende Tat. Dis Link« will immer kritisieren, aber sagen §>« doch einmal, wie Sie die Finanzreform mit der Erbschaftssteuer gemacht hätten. Ls ist sehr schwer, das Odium von 500 Mil lionen Steuern auf sich zu nehmen. Wir haben uns bemüht, die Flnanzreform mit dem Block zustande zu bringen. Zn dem Kompromiß stan den auch Besitzstcuern. Ader wie war denn die Sttua. tion? Zn der Kommission trat ein« vollständige Stockung «in. Die Sozialdemokratie tzat auf kei-c nem Parteitag klar zu den Eteuerfraa« Srelluug ge nommen. nie gesagt, wie es gemacht werden solle. Wenn wir auch felbitocrständlich zugeben, daß auch bei uns Not und Elend genug vorhanden ist, so können wir mit Berechtigung und Stolz sagen, daß sich die deutsche Nation wirtschaftlich mächtig ent wickelt hat und dazu hat die Gesundung der Fi nanzen beigetragen. Werden die Finanzen gesund, dann müssen auch die Milt«! gesund gewesen sein, denn ungesunde Steuern führen zum Niedergang. Auf diese entschlossene Tat, die wir vollbracht haben, können wir stolz sein. Das Urteil wollen w-r ruhig der Geschichte überlassen. (Be-fall rechts.) Aba. Cüdekum (Soz): Unsere Steuern sind das denkbar ungerechteste Steuersystem überhaupt. Es ist nicht wahr, daß die neuen Steuern irgendwie di« Besitzenden (reffen. Di« Salz- und Zucker st euer» und all« Abgaben aus Nahrungs mittel sind Steuern von fluchwürdiger Ungerech tigkeit. Darauf wird «in Antrag auf Schluß der De batte eingebracht. Die Abstimmung bleibt zweifel haft. Es findet Hammelsprung statt. Es stim men für Schluß 94, dagegen 80 Avgeordnete. Das Haus ist somit beschlußunfähig und die Sitzung muß abgebrochen werden. Nächste Sitzung Dienstag 10 Uhr; Petitionen, Rcchnungssachen, kleinere Vorlagen, Handelsverträge mit Zapan und England, Hausarbeiterges-etz, Ge- werbeordnunasnovelle, Hilsskassen, Privatbeamten versicherung. Diamantenoorlage und Marokkodebatte. Schluß 8 Uhr. Sauploerlsmmlung ües konservativen Lanüesoerelns tm Königreich Lochten. Unter zahlreicher Teilnahme trat Montag mittag im Saale des Hotels Palinengarten in Dresden der Konservative Landesverein unter dem Vorsitz des Wirklichen Geheimrats Dr. Mehnertzu seiner Hauptversammlung zusammen. Rach der Er öffnung derselben mit einem Hoch auf den König und emer Besprechung der allgemeinen politischen Lage sowie des Geschäfts- bcrichts schlug der Vorsitzende die Annahme folgen der drei Resolutionen vor: 1) „Wenn der Konservative Landesverein durch seinen Vorstand im Mai dieses Jahres in einer öffentlichen Erklärung den schweren Besorgnissen rück haltlos Ausdruck gegeben hat, welche aus Anlaß der Feier Les 1. Mai und der Zuziehung von Sozialdemokraten zu Verhandlungen im Mi- nisterium des Innern wette Kreise unserer königs treuen Bevölkerung bewegten, so ist die heutig« Hauptversammlung des Landesvcreins zu ihrer leb haften Befriedigung in der Lage, ihr volles Ein verständnis zu den programmatischen Dar legungen der Regierung zu erklären, die durch den Mund des Herrn Ministers des Innern in der Sitzung der Zweiten Kammer vom 30. November ausgesprochen wurden. Der Konservative Landes verein dankt dem Herrn Minister für die energische Zurückweisung des bis zur Unerträglichkeit gesteigerten soizaldemokratischen Terrorismus gegen über Lenen, di« nicht sozialdemokratisch organisiert sind und für die offene klare Ziele im Kampfe gegen die Sozialdemokratie schaffende Erklärung, daß die Negierung zwar eine Verständigung mit der Arbeiterschaft immer gern sucht und anstreben werde, aber niemals eine Verständigung mit der revolutionären Sozialdemokratie. D^s ist der Standpunkt, den der Konservative Landcsverein, wie die gesamte konservative Partei stets eingenommen haben. Die Regierung kann dessen gewiß sein, dah sie in diesem Kampfe stets drc konservative Parter zur Seite haben wird. Die Versammlung sieht ihre oberste Ausgabe darin, die staatliche Ordnung zu schützen und zu kräftigen, die unerhörten Macht gelüste der Parteigänger des Umsturzes mit ollen Kräften -urückzuweisen und insonderheit unserem wirtschaftlichen Leben diejenige Stetigkeit und Sicherheit wiederzugeben, die unsere Industrie und unser gesamter gewerblicher Mittelstand ebenso dringend nötig haben, wie unsere von der Sozial demokratie geknechtete Arbeiterschaft. Wir begrüßen aber auch die Aeußerung des Herrn Ministers auf einen Ruf zur Sammlung aller kürzer- lichen Elemente gegenüber der Sozialdemo kratie im bevorstehenden Wahlkampfe. Möge derselbe in unserem Vaterland« lebhaften Widerhall finden." 2) „Angesichts der ständigen Angriffe auf unsere bisherige bewährte Wirtsmaflspolittk erklärt die Hauptversammlung ihre freudige Zustimmung zu der vom Reichskanzler im Reichstage ausgesprochenen Absicht der verbündeten Regierungen, an Bl»- marcksgroßem Wert des Schutzes der heimischen Arbeit sesthalten zu wollen." , 3) „Die Anmaßung England», da» die Rolle de» Schiedsrichter» m allen Welthandeln für sich in Anspruch nimmt und gleichzeitig uns Deutschen den uns gebührenden Platz an der Sonne wehren will, ist im Reichstage von konservativer Seite unzwei deutig zurückgewiesen worden. Die gegen England gerichtete Rede unseres Parteiführers Herrn von Heydebrand hat im Herzen aller Deutschen jubelnden Widerhall gefunden, besonders in unserem engeren Vaterlands Sachsen, dessen großartige, zu einem beträchtlichen Teile aus dem Export seiner Produkte und aus die überseeiiche Einfuhr von Roh stoffen angewiesen, Industrie die Oesfnung immer neuer Absatzgebiete und damit energische Abwehr der die deutschen Interessen einengenden englischen Be strebungen auf das dringendste verlangt. Aus diesem Grunde wird im sächsischen Volke auch der Wunsch besondere lebhaft empfunden nach Kräftigung und Stärkung unserer Rüstungen zur Sc«, die unler« Küste schützen, aber auch den Absatz der heimischen Produkt, bis in die fernsten Länder sichern sollen. Und wenn nun jetzt bekannt wird, daß die im Jahre 1909 beschlossene, von unseren Gegnern so viel ange fochtene und geschmähte Reichsfinanzreform so glänzend sich bewährt hat, daß sie für das laufende Etatsjahr voraussichtlich einen Ueberschuß von rund 150 Millionen Mark gegenüber dem Vor anschlag ergibt, so geben wrr dem inner«« Empfinden von Tausenden und aber Tau senden unserer köniastreu und vaterländisch gesinnten Mitbürger Ausdruck, wenn wir mit Genugtuung lonstatirren, daß uns nun Steuer- erhöhungen zu Rüstungszwecken erspart bleiben dürsten, wenn wir aber gleichzeitig verlangen, daß der hohe Ueberschuß tatsächlich auch herangezogcn werde, um den weiteren Ausbau unserer Flotte zu beschleunigen zu Schutz und Wehr unseres lieben deutschen Vaterlandes." Die drei Resolutionen wurden ein stimmig angenommen. Sächsischer Lsnütsg. Zweite Kammer. (:) Dresden, 4. Dezember. Die Zweit« Kammer trat heute nachmittag 2 Uhr zu ihrer 16. öffentlichen Sitzung zusammen, in der nur zwei Petitionen rn Schlußberatung genommen wurden. Am M i n i st e r t t sche bemerkte man einige Räte Les Finanzministeriums. Abg. Rentsch (Kons.) erstattete zunächst den Be richt der Jinanzdsputation ü über Lie Petition der Gemeindcräte zu Großschönau, Zonsdorf und Waltersdorf um Wetterführung der Berts- d o r f—Z o n s d o r fe r Schmalspurbahn über Waltersdorf nach Großschönau. Zm Hause herrschte anidaurrndc Unruhe, so daß das Referat fast gänzlich unverständlich war. Zm Namen der Finanzdeputa tton L beantragte er, di« Petition zurzeit auf sich be- ruhen zu lassen. Abg. Riem (Soz.) weist darauf hin, daß die Lausitz am Verkehr außerordentlich wenig beteiligt sei und wünsche deshalb eine Verbesserung der Verbindungen zwischen der Lausitz und den Verkehrszentren. Er wolle aber keiiren besonderen Antrag stellen, sonDern dem Finanzministerium enrpfehien, Ler Lausitz ferner hin besondere Beachtung zu schenken. Gemäß dem Deputationsantrag beschloß die Kam mer hierauf einstimmig, die Petition zurzeit auf sich beruhen HU lassen. Abg. Gleisberg (Nall.) referiert im Namen der Finanzdeputation L über die Petition der Gemeinde Colmnitz um Errichtung einer Halte stelle an der Linie Dresden—Freiberg und bean tragt, Li« Petition der Gemeinde Tolmnitz auf sich beruhen zu lassen, worauf die Kammer ein stimmig demgemäß beschließt. Nächste Sitzung: Dienstag, vormittags 10 Uhr. Tagesordnung: Interpellation des Abg. Schmidt-Freiberg, betr. die Maul- und Klauen seuche. Tsgeschrunik. Eisenberg, 4. Dez. (Brandstiftung.) Zn Tautenhain brannte das Spindlersche Wohnhaus nebst Seitengebäude nieder. Zm Verdachte, den Brand verursacht zu haben, steht der Ehemann der Frau, der von ihr getrennt lebt. Ronneburg, 4. Dez. (Zm Berufe den Tod gefunden) hat der Brunnenbauer Zänecke aus Haselbach. Er legte einen Brunnen an und war 15 Meter tief vorgedrungen, da wurde er durch einen vom Haspel abstürzenden, mit Sand gefüllten Eimer dermaßen am Kopfe verletzt, daß er vald darauf im Krankenhaus verschied. Berlin, 4. Dez. (Der Kaiser als Pate.) Die traditionell engen Beziehungen zwischen dem Monarchen und seinem Garbe-Zägerdataillon in Potsdam finden jetzt in der Uebernahme der Paten, stelle de'M ersten Sohn des Kommandeurs wieverum ihren Ausdruck. Oberstleutnant Graf Konrad Finck von Finckenstein, der sich im vorigen Jahre vermählte, wurde am 1. November der erste Sohn geboren, und der Kaiser hat sicki bereit erklärt, die Patcnstelle xu übernehmen. Die Tauie findet am 12. Dezember im Heim des Regimentskommandeurs in Anwesenheit des Kaisers, der auch den Namen des Täublings be stimmen wird, statt. Berlin, 4. Dez. (Tödlicher Unfall in der Reitbahn.) Als der Inspektor der Neuen Tier- garten-Neitbahn früh einen Reotsionsgang durch die Ställe machte, fand er hinter einer Pserdebox den 50jährigen Wächter Friedrich Klatta besinnungslos am Boden liegen. Der Mann, der aus einer tiefen Stirnwunde blutete, wurde nach dem Krankenhaus transportiert, wo er bald nach seiner Einlieferung starb. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Die angestellte Unter suchung ergab, daß K. sich wahrscheinlich unvorsichtig einem Pferde genähert hatte uno.von diesem erschla gen wurde. Friedland, 4. Dez. (Junggesellen!) Nachdem jetzt die Junggelellensteuer vom mecklenburgischen Landtage zur Annahme gelangt ist, brrnot die,,Frled- länder Zeitung" folgende zeitgemäße Anzeige: „Wegen der bevorstehenden Zunggeiellensteuer soll mit dem Rest der Junggesellen di» zum 1. Ja nuar n. I. geräumt werden. Reslettanrinnen wollen sich deshalb beim hiesigen Junggesellcnverein meiden!" München, 4. Dez. (Die Strecke des Prinz- regenten.) Prinzregent Luitpold von Bayern ist. wie schon gemeldet, mit seinen beiden Söhnen, den Prinien Ludwig und Leopold, Sonntag abend von Aichafiepburg nach München zurückgekehrt. Der bald Mjührifle Prinzregent hatte am Sonnabend noch das Jagdglück, 30 Sauen im Spessart zu erlegen, nach dem er tags zuvor ll, am Donnerstag 26 Sauen und 1 Keiler geschossen hatte. Freiburg, 4. Dez. (Der Standesbeamte) hat sich gewergerr, Test als Vornamen in das Geburts register einzutragen. Nach 8 ^2 des Perioneustands- geietzes dürfen nur solche Namen zurückgewiesen weroen, di« „anstößig oder beliebig erfunden" sind. Armer Teil, aimer Schiller! Pari», 4. De?. iDer Verkauf der Juwelen Abdul Hamids hak einen über Erwarten großen Ertrag gebracht. Man halte im allergünstigsten Fall aus 4 Millionen Mark ge>.echnet, und jetzt ist vieler Betrag schon über chrttien. Las G.siamtergebnis dürfte aus sieben Millionen Mark kommen. Der Eriös soll, wie erinnerlich lein wird zum Ausbau der türkischen Flotce verwenoet werden. Nom 4. Dez. lEine ganze Familie er mord et.) Dem Mosiuggaro zufolge in in Monte Santa Angelico eine gau'«Bar-rnfamilie, bestehend aus Vater, Mutter, vr.r Kindern und zwei Nichten ermordei worden. Zwei der Tat verdächtige Per sonen wurden vereits verhaftet. <>. London, 4. Dez. (Die Enkel Charles Dickens' in Not. Der „Laily-Teiegraph" erläßt einen Auirui zu einer Sammlung für die Enkel des größten englischen Romaninchlers Charles Dickens, die in sehr dür.tigeu Verhall«.sie» leben. Es sind vier Schwestern und ein Bruder. Der letztere, der eine Maschinenjchreiberei betrieb, hat sich überarbeitet und liegt trank im Hospital. Van den vier Schwestern sind zwei arbeilsumähig, eine ist Kinder gärtnerin und die andere betreibt ein Boardinghaus für indische Kinder. Jeder der Lchweuern zahlt der Staat eine Pension von 500 pro Jahr. Ihr Vater Cyartes Dickens, der Sohn des großen Dichters, starb vor l5 Jahren, ohne eine Psennig zu hinterlassen. New Pork, 4. Dez. (Schlechter „Scherz".) In einem vornehmen Restaurant leisteten sich sechs Herren aus der besten Gesellschaft einen sehr schlech ten „Scherz", der für die Beteiligten sebr üble Folgen nach sich ziehen wird. Die 6 Personen, die sich' in angeheiterter Stimmung befanden, ließen eine Flasche mit der Aufschrift „Wermut" auf einem Tische des Restaurants stehen. Zn Wirklichkeit befand sicb in dieser Flasche aber ein sehr starkes Gift. Eine Dame namens Tristram nahm später aus dieser Flascbe einen Schluck und i st d e r t ö d l i ch e n W i r- kung des Giftes sofort erlegen. Die Polizei hat die 6 Herren verhaftet, dre eine Anklage wegen Totschlags zu gewärtigen haben. Unter den Uebeltätern befindet sich ein Polizeileutnaitt namens Mac Carthy. von auk und Kunst UIIÜ Wissenschaft. * Ei» deutsche» EinfoniehauS. Zufolge der Jahr zu Jahr sich stärker geltend machenden, die gute Reform unseres viel,ach veräußerlichten zum guten Teil nur mehr der Geschäits macky: dienen den Konzertwesens abzielenden Bestrebungen treten jetzt eine Anzahl von Musikern, jtunftfchrrststellern und Ällnstfreunoen zu einem Verein zusammen, dessen Hauptaujgabe es sein soll, die Mittel für ein im Herzen Deutschlands zu errichtendes Sinfonie haus als eine nationale Ehrung Beethovens zu schaffen. Zn diesem Haufe sollen bcdeutcnde sin fonische und Ehvr-Werke in f e st s p i e l m ä ß i g c r Tarbictung zur Ausführung gelangen. I. Ein« ueue Künstlergruppe, der vor allem die Lehrer an der Magdeburger Kunstgewerbcschule an gehören, hat sich unter dem Vorsitz des Bilohauers Direktor Prof. Bosselt dort gebildet und tritt jetzt mit einer Sondevausstellung in den Räumen des neuen Ausstellungsgebäudes zum ersten Male au die Oefsentlichkeit. — Das Magdeburger Kaiser- Friedrich-Museum veranstaltet zurzeit aus seine« Beständen eine beachtenswerte Ausstellung, sie die Entwicklungsgeschichte der Graphik vom 15. Jahr hundert bis zu unseren Tagen in ihren wichtigsten Etappen und Vertretern oorführt. Der dcuvschc Kupferstich beginnt mit Schongauer, der altdeutsche Holzschnitt mit Baldung Grien. Die Niederlande, Italien, Frankreich usw. folgen. Radierung und Holzschnitt sind besonders gut vertreten. * Reisestipendien de» Deutschen Museums. Für die vom Teutsckn'n Museum begründete Reisesliftung, welche den Zweck hat, Absolventen von Mittelschulen und Lehrerseminaren aus allen Teilen des Rcickvs eine Reise nach München und das eingehende Stu dium des Deutschen Museums zu ermöglichen, sind zurzeit bereits 83 Stivendien ä 1500 also ins gesamt 124 500 .k gezeichnet. Wie bekannt, hoben haben sich an der Slistung Drinzregent Luitpold von Boyern, Prinz Ludwig von Bayern, sowie Staatsminister von Podewils, von Bretti^ich und von Wehner, Gras Zeppelin usw. beteiligt". In den letzten Tagen haben nun auch die städtisclien üvllegieu von Nürnberg den Beschluß gefaßt, in den Haus haltplan für das Jahr 1912 vier Reisest'pendien von je 1500 einzuseyen. * Revision der Königinhofer Handschrift. Nach einer Meldung tschechischer Blätter steht eine Nach- plüfung der Königinhofer Handschrift bevor. Das Schriftstück, dessen Echtheit so oftmals, in der neuen Zeit besonders von Prof. Masaoyk bekämpft wurde, wird zurzeit durch photogravbiscbe Faksimiles in Paris und Turin einer Revision unterzogen. — Die Köngin- hofer Handschrift wurde bekanntlich 1817 im Gewölbe des Kirchturms in Königinhof aufgefunden. Sie enthält 1<* Gedichte und Gedichtfragmente, angeblich aus dem dreizehnten Jahrhundert. Die Echtheir der Handschrift, die sich fetzt im Königlichen Museum ttsi-non-bolro «UI» 8lL»»»n§»i»KiguiHg, LU d»»on«ßoi»» günLligeu veißingunyen. N8LÄL Vlorrev Moüvll, 8Li»8trL8SV 27, in AOGH. »IVS.
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